Perlmuttmanufaktur

Felling, Oktober 2023

Felling ist eine Ortschaft und eine Katastralgemeinde der Gemeinde Hardegg im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich. Das Dorf im Norden des Gemeindegebietes liegt hart an der Grenze zur Tschechien und hat angeblich 126 Einwohner.

 Felling, Oktober 2023

Die dem hl. Petrus geweihte Kirche wurde 1444 als Filiale von Hardegg genannt, Mauerreste belegen aber, dass die Kirsche älter ist. In der Reformationszeit wurde die Pfarre in Hardegg aufgelöst und die Kirche in Felling von Weitersfelden aus betreut. im Jahr 1751 wurde Felling eine selbständige Pfarre und für 1659 ist in Felling ein Lehrer genannt, was die Existenz einer Schule belegt. Vor der Kirche steht eine denkmalgeschützte Statue des hl. Johannes Nepomuk.

 Felling, Oktober 2023

Die römisch-katholische Pfarrkirche in Felling ist die gemeinsame Pfarrkirche der Katastralgemeinden Felling, Riegersburg und Mallersbach der Stadtgemeinde Hardegg an der Thaya in Felling in Niederösterreich. Sie ist den Heiligen Peter und Paul geweiht.

 Felling, Oktober 2023

Die Pfarrkirche präsentiert sich seit ihrem 1969 abgeschlossenen Umbau als zweiflügeliger Bau mit zwei im rechten Winkel zueinanderstehenden Langhäusern und der runden Mittelapsis als Verbindung. Das nördliche Langhaus wurde im 17. Jahrhundert in schlichtem Barockstil über einem gotischen Kern errichtet und verfügt über Rundbogenfenster. Die Decke wurde als Kreuzgratgewölbe gestaltet. Der in west-östlicher Richtung errichtete moderne Zubau wurde als flachgedeckter Betonkörper mit hohen, unterteilten rechteckigen Fenstern und einem kleinen Dachreiter ausgeführt.

 Felling, Oktober 2023

Der nun funktionslose ehemalige Hochaltar aus der Zeit um 1730 wurde als Sarkophagaltar mit Bandwerkdekor gestaltet, der Aufbau entstand um 1700. Das Säulenretabel ist mit seitlichen Putten verziert, das Altarblatt mit einer Darstellung des heiligen Antonius Eremita stammt entstand vermutlich ebenfalls um 1700. Im neu erbauten Flügel der Kirche befindet sich eine gestickte Darstellung der Stalingradmadonna.

 Felling, Oktober 2023

Die Kirche war vor 1300 eine romanische Holzkapelle mit Steinerner Apsis, danach gotisiert und 1444 erstmals in einem Kaufvertrag als Filialkirche der Pfarre Hardegg erwähnt. Im 17. Jhdt. barockisiert (Hochaltar, großes Kreuz) selbständige Pfarre seit 27.4.1751 durch Johann Graf von Khevenhüller Metsch.

 Felling, Oktober 2023

Verlegung des Friedhofes 1854 - seit 1864 Kreuzweg - 1896 neue Orgel - 1968/69 moderner Zubau - 1976/77
mit freiwilligen Helferinnen „Abendmahl" nach da Vinci (1452-1519) Sta Maria delle Grazie - und 1877/78
„Christus beruft Petrus zum Hirtenamt" pach Andres Vaccaro (1598-1670, Neapel).

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Entwicklung des Namens:
1290 Velben
1422 Veliben
1427 Valben
1444 Velben
1448 Veliben
1567 Velling
1571 Fölling
1721 Velling und
1779 Felling

 Felling, Oktober 2023

1849 erhielt die Pfarre Hardegg eine neue Orgel. Die alte Orgel wurde nach Felling übersiedelt und hier aufgestellt. 1871 erfolgte eine Reparatur durch einen Orgelbauer aus Znaim. 1896 wurde eine neue Orgel des Orgelbaumeisters Franz Czapek aus Krems an der Donau aufgestellt. Die Zusage, zuvor die Kirche zu vergrößern und die Orgelempore umbauen zu lassen, zog Fürst Khevenhüller jedoch zurück und finanzierte dafür eine Innenrestaurierung der Kirche.

 Felling, Oktober 2023

1911 gründete Rudolf Marchart eine Drechslerei, die sich auf das Drechseln von Perlmutt spezialisiert hat. Sie ist die einzige von ehemals rund 100 heimischen Drechslerei, befindet sich noch immer im Besitz der Familie Marchart und firmiert als RM Austria – Perlmuttdesign. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Süßwassermuscheln aus der Thaya und der March verarbeitet, heute werden importierte Muscheln und Schnecken verarbeitet.

 Felling, Oktober 2023

Österreichs einzige Perlmuttmanufaktur wird seit 1911 als Familienbetrieb geführt. Bei einer (Film-)Führung erfährt man Wissenswertes über das historische Handwerk. Anschließend geht es weiter durch die Produktionswerkstätte mit der neuen Ausstellung über Perlmutt.

Was ist Perlmutt?
Perlmutt ist die innerste Schicht (Hypostracum) der Schale von Weichtieren wie Schnecken und Muscheln. Es schützt die Tiere vor Fressfeinden. Die Tiere bilden das Perlmutt selbst. Perlmutt besteht aus dem Mineral Calciumcarbonat (Kalk) und organischem Material. Unter dem Mikroskop sehen wir Stapel und Schichten aus brüchigen Calciumplatten, die durch eine weiche Masse zusammengehalten werden. Diese Schichten und Stapel lassen das Perlmutt schillern und glänzen.

 Felling, Oktober 2023

Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)
Zu Beginn der Perlmuttknopferzeugung verwendeten die Drechsler die Schalen der Flussperlmuscheln aus Thaya und March. Sie fanden die Muscheln in seichtem Wasser mit wenig Strömung eng nebeneinander, verankert mit dem Muschelfuß in stabilem Sediment. Von 1930 bis 1935 wurde der Stausee Vranov auf tschechischem Staatsgebiet gebaut. Wegen der täglichen Spülungen des Stausees und der veränderten Wassertemperatur starben die Flussperlmuscheln im Raum Hardegg aus. Rudolf Marchart der Jüngere kaufte in dieser Zeit 60 Tonnen Marchmuscheln. Sie sicherten die Produktion bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

 Felling, Oktober 2023

Goldfish (Haliotis gigantea, Seeohr, engl.: Giant Abalone)
Seeohr-Schnecke
Vorkommen: in Aquakultur an japanischen Küsten
Aussehen: wird ca. 12cm lang, maximal 20cm
In Japan wird sie als Delikatesse roh als Sashimi gegessen.

 Felling, Oktober 2023

Wie alles begann ...
1861 führte Burgbesitzer Johann Carl Khevenhüller in Hardegg die Perlmutterknopfdrechslerei ein. Viele Familien drechselten in Heimarbeit Knöpfe aus Flussperlmuscheln aus der Thaya. Die hölzernen Drechselbänke wurden durch Treten eines Pedals in Bewegung gesetzt. Der 1903 aus Hardegg nach Felling übersiedelte Knopfdrechsler Rudolf Marchart übte sein Gewerbe ab 1911 in seinem Haus in Felling Nr. 48 aus. Der Meister beschäftigte in seiner Werkstatt 8-10 Leute und etwa 30 Heimarbeiter. Sein gleichnamiger Sohn erlernte ebenso die Perlmutterknopferzeugung. 1938 richtete Rudolf Marchart junior bei seinen Schwiegereltern im Haus Nr. 37 eine Werkstatt im Kuhstall ein, in der Küche wurde sortiert und gefärbt. Er stellte auch Schmuck her.  

Perlmuttmanufaktur seit 5 Generationen
1946 stattete Rudolf Marchart junior seine Werkstatt mit modernen Maschinen aus und importierte ab 1952 Muschel- und Schneckenschalen aus dem Südpazifik. Auch sein Sohn Bruno Marchart arbeitete seit 1957 im Betrieb und übernahm 1969. Ein Jahr später eröffnete er das von seinem plötzlich verstorbenen Vater gebaute neue Produktionsgebäude. 1968 arbeiteten 40 Personen aus Felling und Umgebung in zwei Schichten in der Perlmuttdrechslerei, bald darauf schon 45. Hauptkunde für die Knöpfe war die englische Textilindustrie. 1975 ging die Nachfrage nach Perlmuttknöpfen wegen der neuen Kunststoffknöpfe so stark zurück, dass Bruno Marchart für zwei Jahre als Ein-Personen-Unternehmen arbeiten musste, dann aber wieder 20 Personen anstellen konnte.
1992 übernahm Romana Mattejka, die Tochter von Bruno Marchart, den Betrieb und führte ihn über den Tod des Vaters im Jahr 2003 hinaus, bis ihr Sohn Rainer Mattejka 2005 übernahm. Er arbeitete bereits seit 1993 im Betrieb mit und erweiterte die Perlmuttmanufaktur zu einem Schaubetrieb. Die Perlmuttmanufaktur in Felling ist als einzige von fast 100 heimischen Perlmuttdrechslereien erhalten geblieben!

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

Alte und neue Schätze aus Perlmutt
Die Firma fertigt seit 1911 Knöpfe in unterschiedlichen Größen und Formen aus Perlmutt zum Verschließen von Kleidungsstücken, Schuhen und Behältnissen wie Taschen. Der echte Perlmuttknopf ist nahezu unverwüstlich und hält jede Wäsche und Reinigung aus. Perlmutt wurde und wird auch für die Herstellung von Schmuck, zur Verzierung von Gebrauchsgegenständen, Möbeln und Holzschachteln sowie beim Bau hochwertiger Musikinstrumente verwendet. Die Palette reicht von Brieföffnern und Kugelschreibern über Taschenmesser und Pillendöschen bis hin zu Bilderrahmen.

 Felling, Oktober 2023

Perlmutt, der Seidenschal der Muschel
Die innerste Schalenschicht (Hypostracum) schalenbildender Mollusken wird als Perlmutt (Perlmutter) bezeichnet. Das Biomineral Perlmutt ist ein Verbundmaterial aus Calciumcarbonat und organischem Material. Das Material dient den Tieren als Schutz gegen Fressfeinde. Aufgrund seiner optischen Eigenschaften (es schillert) findet es in Kunstgegenständen wie z.B. Schmuck und Zierknöpfen Verwendung.
 
VORKOMMEN
Perlmutt wird von vielen Mollusken, wie Perlmuscheln, Kreiselschnecken (Trochidae), Turban- oder Rundmundschnecken (Turbinidae), den Seeohren (Haliotis), sowie dem Perlboot (auch Nautilus oder Burgos genannt) gebildet. Die Farben des Perlmutts unterscheiden sich je nach Spezies und geographischer Herkunft.
 
AUFBAU
Perlmutt besteht zu über 95% aus dem Mineral Calciumcarbonat (Massenanteil) und bis zu 5 % aus organischer Materie. Der mineralische Anteil ist in pseudo-hexagonalen Plättchen von 5 – 15 μm Durchmesser und 0,5 μm Höhe angeordnet, wobei das Calciumcarbonat in der Modifikation Aragonit vorliegt. Diese Plättchen sind lateral (in der Schalenebene) in Schichten und vertikal in Stapeln angeordnet. Zwischen den einzelnen Plättchen befindet sich lateral und vertikal die sogenannte organische Matrix.

 Felling, Oktober 2023

Perlmutt-Sonderanfertigungen

 Felling, Oktober 2023

Perlmutt wird wegen seiner irisierenden optischen Eigenschaft auch für die Herstellung von Schmuck, zur Verzierung von Möbeln und Holzschachteln sowie beim Bau hochwertiger Musikinstrumente verwendet.

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

Aus den schönsten Teilen etwa der zartseiden Makassar-Muschel oder der grün schimmernden Haliotis - Schnecke werden exklusive, elegante aber auch sehr moderne Silberschmuckstücke in Zusammenarbeit mit  Silberschmieden gefertigt.

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

Die Palette an Geschenkartikel reicht von Brieföffner und Kugelschreiber über Taschenmesser und Pillendöschen bis hinzu Bilderrahmen. Individuelle Perlmuttketten mit Edelsteinen oder Ohrringe werden von  Shop-Mitarbeiterinnen zusammengestellt.

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

 Felling, Oktober 2023

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:
Pfarrkirche Heiligen Peter und Paul, Felling, Oktober 2023




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Perlmuttmanufaktur, Felling, Oktober 2023