Arnulf Rainer Museum

Baden bei Wien, Jänner 2023

Das Arnulf Rainer Museum vereint das architektonische Juwel des ehemaligen Frauenbades mit der Kunst des 1929 in Baden geborenen Arnulf Rainer. Die historische Bäderarchitektur vermittelt das Flair der Kurkultur von anno dazumal und eröffnet in Symbiose mit der zeitgenössischen Kunst neue Perspektiven.

 Arnulf Rainer Museum, Jänner 2023

Diese uralten Bäder_früher „Wildbäder" genannt_ welche Kaiser Ferdinand I. 1531 der Stadt Baden als „einigen Ersatz" für den „Türkenschaden" v. 1529 schenkte, wurden 1821 neuerbaut und 1876-1878 ganz neu hergestellt.

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Geschichte des Hauses Arnulf Rainer Museum
Das Arnulf Rainer Museum im ehemaligen Frauenbad vereint ein architektonisches Juwel mit den Arbeiten des weltweit anerkannten zeitgenössischen Künstlers Arnulf Rainer. Bereits 1297 stand über der Schwefelwasserquelle des Frauenbades eine große Kapelle, die man nach der Heiligen Jungfrau Maria Frauenkirche nannte. Die wohl schon in Vorzeiten genutzte Quelle entsprang unter dem Hochaltar und speiste das an der Nordseite der Kirche angebaute Frauenbad. Ein weiteres Badehaus mit einer eigenen Quelle, das sogenannte Neubad (heute Karolinenbad), befand sich an der Südwand der Frauenkirche. Wahrend das Frauenbad den noblen Gästen und Mitgliedern des Kaiserhauses vorbehalten war, wurde das Neubad von „Angehörigen niederer Stände" genutzt. 1531 schenkte Kaiser Ferdinand I. der Stadt Baden die zwei Bäder als Wiedergutmachung für die Schaden durch die Türkenkriege.

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Nach dem Abbruch der Frauenkirche und dem großen Stadtbrand von 1812 entschloss sich die Stadt Baden zu einen Neubau des Frauenbades. Dieser sollte beide Quellen unter einem Dach vereinen Das heute denkmalgeschützte Gebäude basiert auf einem Entwurf von Charles de Moreau, einem der führenden Architekten des französischen Klassizismus. Am 7. April 1821 fand die Grundsteinlegung durch Erzherzog Anton Viktor statt. Der damals gesetzte Gedenkstein ist im Museumsfoyer angebracht. Rund 50 Jahre nach der Eröffnung wurde das Frauenbad umgebaut und es entstand der historistische Spiegelsaal. Der Badebetrieb wurde 1973 eingestellt, doch wurde das Haus bereits 1977 als überregionales Ausstellungszentrum mit einer Retrospektive Arnulf Rainers wieder offentlich zugänglich gemacht. Es folgten viel beachtete Präsentationen renommierter Künstlerinnen und Künstler sowie Ausstellungen zur Geschichte und Kultur Badens.

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2009 wurde das von den Architekten Lottersberger-Messner-Dumpelnik gestaltete Gebaude als Arnulf Rainer Museum eröffnet. Das Land Niederösterreich und die Stadt Baden widmen dem 1929 in Baden geborenen Künstler eine Institution, die sein vielschichtiges Œuvre in monografischen wie thematischen Ausstellungen zeigt und Querverbindungen zu seinen Zeitgenossen herstellt Arnulf Rainers Werk, das in den Sammlungen der größten Museen der Welt eine zentrale Rolle spielt, kann so dem regionalen wie internationalen Publikum mit Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen umfassend vermittelt werden.

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Joseph Klieber (1773, Innsbruck - 1850, Wien) „Gruppe Flora und Zephyr"
Aus dem Vestibül der ehemaligen Weilburg, um 1822, Loretto-Sandstein, Rollettmuseum Baden
Die Statue stand in der ehemaligen „Weilburg", einem riesigen Schloss, das einst am Fuße des Burgberges der Ruine Rauheneck am Eingang zum Helenental in Baden stand. 1820-1823 ließ Erzherzog Karl, Sohn von Kaiser Leopold II., diesen Sommersitz anlässlich seiner Vermählung mit der jungen Prinzessin, Henriette von Nassau-Weilburg, errichten. Geplant wurde das Schloss vom Architekten Joseph Kornhäusel. Schloss Weilburg ist in den letzten Tagen des Zweiten Weltkries abgebrannt. Heute erinnert noch ein Wappenstein an der Weilburgstraße an das Gebäude.

Joseph Klieber war der Sohn des Bildhauers Urban Klieber. 1785 besuchte er die Zeichenschule in Innsbruck, ehe er 1792 nach Wien ging. Joseph Klieber war für den Fürsten Johannes Liechtenstein tätig, für den er eine große Zahl von Bauplastiken für dessen Besitzungen in Wien und Umgebung herstellte. 1814 wurde er zum Geheimen Rat und zum provisorischen Direktor der Graveur- und Erzverschneiderschule der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt, ein Jahr darauf zum definitiven Direktor.

Zephyr ist eine Windgottheit aus der griechischen Mythologie, die den (milden) Westwind verkörpert. Flora steht in der römischen Mythologie für die Göttin der Blüte, im Besonderen der Getreideblüte, und wird oft mit der Nymphe Chloris gleichgesetzt. Ovid erzählt die Sage von Zephyr, der als Westwind Chloris verfolgt und sie zu seiner Frau nimmt.

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Die kunsthistorische Bedeutung des 1929 in Baden geborenen Arnulf Rainers ist unwiderruflich. Er gilt als Begründer des Informel in Österreich; die in den 1950er Jahren entwickelten ‚Übermalungen‘ machen ihn weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und im internationalen Kollegenkreis berühmt.

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Biografie Arnulf Rainer
Arnulf Rainer, geboren am 8. Dezember 1929 in Baden, ist einer der einflussreichsten Kunstler der Gegenwart und seine kunsthistorische Bedeutung ist unumstritten. Als junger Künstler in den 1950er-Jahren galt er als Schreckensmann der Wiener Gesellschaft, legendär sind seine provokanten Auftritte bei der sogenannten Hundsgruppen-Ausstellung (1951) und als einzelner „Akteur" in den 1960er Jahren. Rainers abstrakte Malerei war für viele völlig unverständlich und wurde oft als Schmiererei abgetan Nur ein kleiner Kreis von Sammlern. Kunsthistorikern und Museumsdirektoren erkannte sein Talent und den sich anbahnenden Umbruch in der sehr konservativen und auch durch zwei Weltkriege abgeschotteten Kunstszene Österreichs.

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Stundenbad

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Vom Surrealismus kommend und als wichtiger Wegbereiter der informellen Malerei in Österreich entwickelt Arnulf Rainer ab den 1950er-Jahren schrittweise seine berühmten Übermalungen und damit eine eigene, unverkennbare Handschrift mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten Ubermalung, Überzeichnung, gestische Hand- und Fingermalerei Über die Jahrzehnte entsteht ein riesiges Œuvre von Fotoüberarbeitungsserien und Gemälden. Eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Themenkomplex ist dem Künstler sehr wichtig, so äußert er sich immer wieder schriftlich - teils sehr theoretisch, oft aber auch sehr unterhaltsam über seine Kunst. In dieser Hinsicht ist Arnulf Rainer ebenfalls ein Ausnahmekünstler

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Die erste große Retrospektive von Arnulf Rainer findet 1968 im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien statt Damit ist das ehemalige Enfant terrible der Wiener Kunstszene rehabilitiert und seine Kunst wird erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. 1971 vertritt er Österreich auf der 11. Bienal de São Paulo und 1978 auf der 38. Biennale von Venedig, in dieser Zeit nimmt er auch an der documenta 5 (1972), 6 (1977) und 7 (1982) in Kassel teil. Ab den 1970er-Jahren zeigen alle wichtigen Kunstinstitutionen in Europa und in den Vereinigten Staaten seine Werke in Einzel- oder Gruppenausstellungen.

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Mikro-Makrokosmos, ca. 1995

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Dombret Galerie

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Das Arnulf-Rainer-Museum (Eigenschreibweise Arnulf Rainer Museum) ist ein Museum mit Wechselausstellungen am Josefsplatz 5 in der niederösterreichischen Stadt Baden. Es befindet sich im ehemaligen „Frauenbad“, das 1821 im Stil des französischen Klassizismus errichtet wurde. 1973 wurde der Badebetrieb eingestellt und das Haus als überregionales Ausstellungszentrum genutzt. Im Jahr 2006 beschloss die Stadtgemeinde Baden, das Ausstellungszentrum zu einem Museum umzubauen und es dem zeitgenössischen österreichischen Maler und gebürtigen Badener Arnulf Rainer zu widmen. Nach einer Adaptierung um rund 2 Mio. Euro wurde das Museum im September 2009 eröffnet.

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1981 erhalt Arnul Rainer eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien (bis 1995) und wird Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Auch Ehrungen bieiben nicht aus. 1981 erhält Rainer den Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt und 2003 wird er in Mönchengladbach für sein Gesamtwerk mit dem Rhenus Kunstpreis geehrt. Die Katholische Fakultät der Universität Münster (2004) und die Katholisch Theologische Privatuniversität Linz (2006) verleihen ihm das Ehrendoktorat. Ebenfalls 2006 erhält er als erster nicht spanischer Kunstler den Aragón-Goya-Preis fur sein Lebenswerk. Im April 2015 wird Arnulf Rainer vom amtierenden Kulturminister das Österreichische Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. Mit der Eröffnung des Arnulf Rainer Museums im ehemaligen Frauenbad in Baden im September 2009 erfährt sein Werk eine Würdigung in seiner Geburtsstadt.

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Im Jahr 2006 wurde der Entschluss gefasst, das Ausstellungshaus im ehemaligen Frauenbad am Badener Josefsplatz als Museum dem in Baden geborenen Künstler Arnulf Rainer zu widmen. Das Architektenteam Lottersberger-Messner-Dumpelnik wurde mit der Generalplanung beauftragt, wobei der charakteristische Bau des Frauenbades in seiner Substanz unangetastet bleiben sollte. Die Umbauarbeiten begannen im Jänner 2009.

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Anliegen des Museums ist es, einem breiten Publikum Einblicke in das sowohl Malerei, Zeichnung, Skulptur, Druckgraphik als auch Photographie umfassende Werk zu vermitteln. Auf Wunsch des Künstlers wird das Museum mit anderen Künstlern, Kunstwerken und Kunstdiskursen verschränkt. Mindestens zweimal jährlich gibt es einen Ausstellungswechsel. Um dem interdisziplinären Charakter des Künstlerschaffens gerecht zu werden und einen vitalen Ort österreichischer Gegenwartskunst zu gewährleisten, wird zusätzlich ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm geboten, das von Literatur über Musik bis zu Performances, Vorträgen und Kunstevents reicht.

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Die wahrscheinlich schon von den Römern benutzte Quelle entsprang unter den Stufen des Hochaltars und füllte den Behälter des Bades, welches an der Nordseite der Kirche angebaut war. Die erste Erwähnung des Frauenbades geschieht in einer Urkunde des Jahres 1357; das Bad gehörte damals Herzog Albrecht II. Im Jahre 1531 schenkte Kaiser Ferdinand I. das Frauenbad und das an der Südseite der Kirche angebaute Neubad als Ersatz für den Türkenschaden aus dem Jahre 1529 der Stadt Baden.

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1613 setzte Kaiser Matthias für das Frauenbad ein eigenes Badgericht ein, hatte sich doch in der Badeanstalt der Missbrauch eingeschlichen, dass sich der Adel das ausschließliche Vorrecht zueignete, hier allein oder doch nur mit solchen, die unter die Landrechte gehörten, zu baden. Aus diesem Grund veranlasste der damalige Kaiser eine aus 22 Gesetzen bestehende Badeordnung.

Als im Jahre 1812 bei dem fast ganz Baden verwüstenden Brand das Frauenbadgebäude teilweise zerstört wurde, war es an der Zeit, das Bad neu herzustellen: Am 7. April 1821 fand die feierliche Grundsteinlegung durch den Wohltäter Badens, Erzherzog Anton (1779–1835), und am 11. Juni desselben Jahres die Eröffnung des neuen Bäderhauses statt. Der damals gesetzte Denkstein ist heute im Foyer des Frauenbades angebracht.

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Der Letztentwurf der eingeschoßigen, im Bereich der Haupthalle zweigeschoßigen Anlage wird allgemein Karl Ritter von Moreau (1758–1840) zugeschrieben. Nach der sich auf Belege stützenden Auffassung des Architekturhistorikers Kräftner (Im Schatten der Weilburg, S. 82) datieren erste Projekte von Johann Aman (1765–1834) schon von 1811, als man sich mit dem Gedanken trug, an der Stelle einen großzügigen kaiserlichen Badebezirk zu errichten, und Archivalien und großmaßstäbliche Pläne stellten viel eher einen Zusammenhang mit der Tätigkeit des Hofbaurates unter Aman her.

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Mit der Fertigstellung erhielt Baden einen in den Baderäumen mit Marmor ausgeführten Bäderbau, welcher nicht nur den höchsten Ansprüchen der Badegäste entgegenkam, sondern auch in Bezug auf äußere Schönheit kaum zu übertreffen war. Namhafte Persönlichkeiten wie Kaiser Franz I. (1768–1835) sowie Friedrich August Kurfürst von Sachsen (1750–1827) waren unter den Badegästen zu finden.

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Kreuz, ca. 1990

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Bald nach Eröffnung ergaben sich jedoch allerlei Mängel, die von Jahr zu Jahr stärker wurden. So ging man im Jahre 1876 entschieden daran, eine durchgreifende Umänderung und Neuherstellung in allen Teilen nach den Anforderungen der Zeit einzuleiten. Der Bau wurde 1877 bis 1878 nach Plänen des 1875 ins Amt berufenen Stadtingenieurs Julius Heene radikal umgebaut und am 2. Juni 1878 fertiggestellt.

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Die Haupthalle mit Oberlicht ist von einer reichen strenghistoristischen Stuckdecke bekrönt. Die großen Bassins in den Baderäumen sind in Marmor ausgeführt, ebenso die Wandverkleidungen. Restaurierungen fanden 1950, 1964/65, 1977, 1979/80, 1987, 1991 bis 1994 sowie 2008/09 statt. Hinter der breit gelagerten Hauptfront mit leicht vortretendem neunachsigem Portikus erstreckt sich zwischen Eckpfeilern eine von acht monumentalen toskanischen Säulen und geradem klassischem Gebälk gebildete Kolonnade. Die geraden Bekrönungen der Fenster in den einachsigen Flanken sind konsolgestützt, gleich den Fensteröffnungen der Seitenfassaden. Die strenge Hinterfassade (das sogenannte Karolinenbad) ist charakterisiert durch einen übergiebelten Mittelrisalit und eine dreibogige Arkade.

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In der Nachkriegszeit stand das Frauenbad ab dem 10. Juli 1945 als einzige Kureinrichtung der Stadt zur Verfügung. Nach Einstellung des Badebetriebs am 14./15. November 1973 wurde das Frauenbad am 23. November 1977 Ausstellungszentrum der Stadtgemeinde und hat seit 27. September 2009 als Arnulf-Rainer-Museum geöffnet.

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