Bad Aussee

Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Bad Aussee ist eine Kurstadt mit 5000 Einwohnern in der Steiermark, im steirischen Salzkammergut, Bezirk Liezen. Bad Aussee gilt als der Hauptort des Ausseerlandes.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Die Mercedes-Brücke wurde in den Jahren 2004 und 2005 exakt im geographischen Mittelpunkt Österreichs und im Herzen Europas errichtet. Der über dem Zusammenfluss der Traun schwebende Mercedes-Stern hat einen Durchmesser von 27 Metern. Die Idee der Stadtgemeinde Bad Aussee zum Bau der Mercedes-Brücke wurde mit tatkräftiger Unterstützung der DaimlerChrysler AG, Stuttgart, und der Mercedes-Benz Österreich Vertriebsgesellschaft m.b.H., Salzburg, in Zusammenarbeit mit der 111 Werner Gröbl Holding GmbH, Graz, umgesetzt. Die Eröffnung fand am 23. April 2005 statt.

Der Mercedes-Benz Stern ist eines der bekanntesten Markensymbole der Welt. Gottlieb Daimler, neben Karl Benz der Erfinder des Automobils, zeichnete während seiner Zeit als Technischer Direktor bei der Gasmotorenfabrik Deutz (1872-1881), auf einer Ansichtskarte an seine Frau über seinem damaligen Wohnhaus einen Stern ein, der einmal segensreich über seinem Werk aufgehen werde. . Die Söhne von Gottlieb Daimler, Paul und Adolf, Vorstandsmitglieder der Daimler- Motoren-Gesellschaft (DMG), erinnerten sich später dieser Anekdote und meldeten 1909 einen Dreizackstern als Warenzeichen an. Ab da war bei den Automobilen der DMG der Mercedes-Stern in plastisch geprägter Form am Kühler zu sehen.

Der Dreizackstern sollte auch ein Symbol für Daimlers Bemühen um die universelle Motorisierung "zu Lande, zu Wasser und in der Luft" sein. Im Laufe der Jahre wurde er durch verschiedene Zusätze ergänzt und in seiner Form immer wieder verändert.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

AUS EINEM STEIN BIN ICH MITTELPUNKT ÖSTERREICHS JETZT UND FÜR ALLE ZEIT
1949 - 1989

BAD AUSSEE - Der geografische Mittelpunkt Österreichs
Geogr. Breite 47° 36' - geogr. Länge 13°47' östl. v. Gr.

Wieso kann sich Bad Aussee  „Mittelpunkt Österreich" nennen? Hier ein kurzer Rückblick: Im Jahre 1949 veranstaltete „Die Große Österreich Illustrierte" ein Preisausschreiben, verbunden mit der Aufgabe, den Mittelpunkt Österreichs zu ermitteln. Jeder Österreicher war aufgerufen, mitzumachen. Den „Siegern" winkten Gratisurlaube, damals ein besonderer Luxus. Die Teilnehmer versuchten mit mehreren Methoden, sich dem Nabel Österreichs zu nähern. So z. B. durch

DIE DIAGONAL-LÖSUNG:
Man suche die vier Grenzpunkte, zeichne entlang dieser Punkte ein Rechteck aus Breitengraden und Meridianen. Der Schnittpunkt der Diagonalen ergibt einen Mittelpunkt;
DIE ZIPFEL-METHODE:
Man suche jenen Punkt, der von den Grenzen Österreichs in ihrer Gesamtheit am weitesten entfernt ist. Die geometrische Lösung findet sich im Mittelpunkt eines Kreises, dessen Rand die am weitesten in das österreichische Gebiet hereinragenden Zipfel fremder Länder berührt;
DIE SCHWERPUNKT-THEORIE:
Man klebe die Karte von Österreich auf eine Sperrholzplatte und säge die Grenzen genau aus. Dann stelle man Österreich auf eine Nadelspitze und schiebe solange hin und her, bis es im Gleichgewicht ist. Die Bad Ausseer machten sich ans Vermessen und Ausbalancieren und schrieben an die Zeitung: „Wir sind's!"

Die Illustrierte bestätigte (nach einem Gutachten der Wiener Universität): „Bad Aussee ist der Mittelpunkt Österreichs." Der offizielle Festakt mit dem Filmstar Maria Andergast fand am 24. September 1949 statt. Im Jahr 1989 hat die Marktgemeinde Bad Aussee die 40. Wiederkehr der Mittelpunktfeier zum Anlass genommen, mit einer Reihe von Veranstaltungen die Lage im Herzen Österreichs erneut hervorzuheben. Als bleibendes Denkmal wurde im Kurpark ein „Mittelpunktstein" feierlich enthüllt, der fortan den Mittelpunkt mehr ins Bewusstsein rücken soll.

Die Bronzescheibe auf dem Mitte punktstein, ein sogenannter „Omphalos", (griechisch für „Nabel"), symbolisiert den Mittelpunkt. Die Schrift darüber ist Fraktur, geht auf das Ausseer Gemeindesiegel von 1505 zurück und lautet „ause".

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Erzherzog Johann v. Österreich (1782-1859) - „Der Steirische Prinz"
Die lebensgroße Bronzestatue wurde 1856 - drei Jahre vor seinem Tod - fertiggestellt und ist ein Werk des Wiener Bildhauers Franz Weißenberger.

Sie zeigt Erzherzog Johann in Jagdadjustierung, dahinter auf einem Baumstumpf die Jagdbeute: ein erlegter Auerhahn. Die Statue stand früher im Park des sog. „Stadlhofes" in Salzburg als Eigentum der Freiherrn von Schwarz. 1935 kam sie nach Bad Aussee, wo sie in Anwesenheit von vier Enkeln des Erzherzogs und des Komponisten Wilhelm Kienzl enthüllt wurde. Erzherzog Johann wurde am 20. Jänner 1782 in Florenz als Kind des Großherzogs Leopold von Toskana - des späteren Kaiser Leopold II. - und der Maria Ludovika von Bourbon-Parma geboren. Einer seiner Brüder war der spätere Kaiser Franz I.

1808 hielt sich Erzherzog Johann erstmals in Aussee auf. Er interessierte sich für Salzberg und Pfannhäuser, für Bergwelt, Volks- und Brauchtum sowie die Jagd. 1819 lernte er am Toplitzsee die Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl kennen und heiratete sie 10 Jahre später mit allerhöchster Genehmigung des kaiserlichen Hofes. Anna wurde 1850 zur Gräfin von Meran geadelt und verstarb hochbetagt 1885 in ihrem Ausseer Geburtshaus am Meranplatz. Die romantische Liebesgeschichte zwischen dem „Prinzen" und seiner „Nannerl" rührte die Herzen - nicht nur - der Zeitgenossen und wurde zur Vorlage für unzählige Theaterstücke, Romane, Gedichte, Lieder und Filme. Am 11. Mai 1859 starb Erzherzog Johann 77-jährig in Graz. Er fand zunächst seine letzte Ruhestätte im Grazer Mausoleum und wurde neun Jahre später nach Schenna bei Meran überführt.

Erzherzog Johann war der volkstümlichste Erzherzog der Habsburger in Österreich. Sein Lebenswerk reicht zeitlos von der Vergangenheit in die Zukunft. Er wandte sich besonders der Steiermark zu, war der Gründer vieler gemeinnütziger Anstalten, die heute noch bestehen, legte 1811 den Grundstein zum „Joanneum", förderte die wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung der Steiermark, gründete 1840 die Montanistische Hochschule Leoben, errichtete 1828 das landwirtschaftliche Mustergut Brandhof am Fuß des Hochschwab, wurde 1848 Stellvertreter des Kaisers und trat für Pressefreiheit und eine Verfassung ein. Im gleichen Jahr wählte ihn die Frankfurter Nationalversammlung zum Reichsverweser. Als solcher bemühte er sich vehement um die Einigung aller Deutschen!

Die Erzherzöge Johann und Rainer waren auch große Naturfreunde. So bildete ihre Sammlung alpiner Pflanzen den Grundstock für den Alpengarten im Belvedere in Wien. An dieser Stelle sei auch auf den Bad Ausseer Alpengarten hingewiesen, der sein bald 100-jähriges Bestehen nicht zuletzt auch dem Gedenken an den Erzherzog verdankt. Wurde doch der Alpengarten im Erzherzog-Jubiläumsjahr 1959 wiedereröffnet und erfreut bis heute eine steigende Anzahl von Besuchern.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Der Kurpark (ca. 650 m Seehöhe) steht auf historisch bedeutsamen Boden: Seit Anfang des 14. Jhdts. befanden sich hier die Sudhäuser mit den Salzpfannen, in denen die Sole, vom Altausseer Salzberg kommend, zu Salz verarbeitet wurde. Um die Saline herum entstand ein blühendes wirtschaftliches Zentrum. Erst um 1860 erfolgte die Verlegung der Saline in den Ortsteil Unterkainisch, auf dem freiwerdenden Platz wurde schrittweise der Kurpark angelegt. Bereits 1866 wurde in einem hölzernen Musikpavillon durch Musker aus Altaussee das erste Kurkonzert aufgeführt.

Märktische Sarfstein Hochquellen-Wasserleitung
Der Springbrunnen mit Mosaikfisch des Wiener Künstlers Carlo Wimmer stammt aus 1959.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Streifzug durch die Geschichte von Bad Aussee:
1147 Erste urkundliche Erwähnung der Salzgewinnung im Ausseerland.
1280 Die Salzpfannen werden nach Aussee verlegt und über eine hölzerne Soleleitung mit Sole vom Sandling aus versorgt.
1295 „Markt" Aussee
1395 Stiftung der Hallinger - Ausseer Spital mit Spitalskirche zum Heiligen Geist und Pfründnerhaus.
1599 Das protestantische Aussee wird wieder katholisch.
1801 Französische Truppen besetzen Aussee,
1829 Erzherzog Johann heiratet die Ausseer Postmeistertochter Anna Plochi.
1868 Aussee wird offiziell zum „Kurort" ernannt.
1877 Eröffnung der Salzkammergutbahn.
1911 Aussee erhält den Titel „Bad".
1928 Bad Aussee wird dem Gau Oberdonau (Oberösterreich) zugeschlagen.
1942 Die bisher selbstständigen Gemeinden Reitern, Straßen und der Ortsteil Obertressen der Gemeinde Grundlsee werden zu Bad Aussee eingemeindet.
1945 Das Ausseerland kommt wieder zur Steiermark.
1952 1. Volksbefragung Österreichs in Bad Aussee über die Gemeindezusammenlegung von 1942, die Eingemeindung bleibt aufrecht.
1994 Bad Aussee wird mit Verordnung der Steiermärkischen Landesregierung vom 22.11.1993 mit 1.1.1994 zur „Stadt" erhoben.
1997 Eröffnung des neuen Kurhauses als Veranstaltungszentrum.
2005 Landesausstellung „Narren und Visionäre" und Eröffnung der Mercedes-Mittelpunktbrücke.
2024 Kulturhauptstadt Europas im Salzkammergut „Die Originale"

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Weißes Rößl
Um 1390 errichtet, Marmorwappen aus 1507
Ab 1550 Schneiderei und Schuhmacher, ab 1616 Leinenweberei
1653 erstmals Gastwirtschaft durch Andreas Weikhl
Im Besitz der Familie Milkowitz seit 1927

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

„Erzherzog-Johann-Brücke" über die Koppentraun

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Maria mit Kind auf der „Erzherzog-Johann-Brücke". Nepomuk war keiner zu sehen.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Dirndlwerbung beim Modegeschäft Rastl Gwand

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Mauthaus
Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1413.
Nach dem Marktbrand 1543 erst in 1583/1584 neu errichtet.
Seit dieser Zeit in Salinebesitz („Aufhaberhaus"), Sitz der Kontrolleure der Salzverladung und der Mautbeamten.
1879 bis 1972 waren Salinenärzte untergebracht.
Seit 1977 Wohn- und Geschäftshaus

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

ALTE STEINMÜHLE
Erbaut vor 1500 mit Sgraffito-Dekoration aus der Zeit um 1600
Von 1735 - 1753 im Eigentum Josef Fröhlichs aus Altaussee, Taschenspieler am Hofe August des Starken, Kurfürst von Sachsen.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Meranplatz mit Meranhaus, Altes Bezirksgericht, Pfarrkirche Pauli Bekehrung und Spitalskirche

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

SPITALSKIRCHE zum HL. GEIST und SALINENSPITAL
Erbaut vor 1395. Gotischer Flügelaltar 1449 von Kaiser Friedrich III. gestiftet.
Fresken aus der Reformationszeit.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Der Hauptaltar der Spitalkirche zu Bad Aussee sollte nicht als Dreifaltigkeits-, sondern als Allerheiligenaltar angesprochen werden. Im geöffneten Zustand zeigt er nämlich den Gnadenstuhl umgeben von Aposteln, Johannes dem Täufer und Engeln ( Mitteltafel) sowie von den Himmelchören, diese getrennt nach Ordnung und Ständen (Seitentafel).

Gnadenstuhlaltar Sonntagsseite (geöffnet) „Heiliger Beichter“ (li oben) “Die reinen Jungfrauen Hl. Katharina v. Alexandrien u. Hl. Barbara", (li unten), „Die heiligen Frauen u. Witwen" (re unten) „Verkündigung", „Heimsuchung", „Hl. Dorothea" „Weltliche gerechte Menschen" (re oben), Gnadenstuhl "Unter dem Antlitz auf dem u. Hl. Margarethe" (oben v.l.n.r.) bzw. „Dreifaltigkeit“ mitte

Die Entstehung des Altarbildes ist mit 1449 aufschriftlich verbürgt, urkundlich in einem Stiftsbild vom 24. April 1450 nachgewiesen und geht auf eine Stiftung Friedriechs III. zurück, die vermutlich im Zusammenhang mit der Einlösung der Hallingerrechte der Saline Bad Aussee stehen dürfte.

Stilistisch ist das Altarwerk noch stark dem weichen Stil verpflichtet und zeigt sowohl niederländisch als auch böhmische Einflüsse; es lassen sich aber bereits auch Anzeichen späterer Ausdrucksformen, nämlich des schweren, knittrigen Stiles, erkennen. Der Meister der Altartafeln dürfte auf Grund von Stilvergleichen am ehesten dem Salzburger Kreis zuzuordnen sein.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Das Spital zum Heiligen Geist und seine Kirche
Städte und Märkte hatten im Spätmittelalter regelmäßig Spitäler, welche mannigfache Liebestätigkeit an Hilfsbedürftige übten. Für Aussee bezeugt eine solche Anstalt erstmalig die Urkunde des Haillingers Heinrich Bochehe von 1395, in welcher er Hab und Gut „auf den gottesdienst, so man in den new gebauten spital daselbst zu hallten gedacht," widmete (eine angebliche Erwähnung von 1336 gehört ins Jahr 1436). Bürger Hallinger und die habsburgischen Landesfürsten trugen durch Stiftungen zum weiteren Ausbau der Anstalt bei, deren soziales Wirken ein Ruhmesblatt in der Geschichte der Ausseerlandes ist. Von Anfang an bildete die Altersversorgung der Salinenarbeiter die Hauptaufgabe.

Die Kapelle sie durfte in jener christlich geformten Zeit in keinem größeren Spital fehlen - ist dem Heiligen Geist als Helfer und Tröster der Kranken geweiht. Sie erhielt in ihren vermutlichen Weihejahr 1408 durch die Stiftung der steirischen Landesschreibers Ulrich von Reicheneck eine Messe an jedem Donnerstag. König Friedrich III. schenkte ihr 1449 den Hochaltar zur heiligen Dreifaltigkeit, für den im folgenden Jahr die Hallingerswitwe Barbara Schauereggerin eine tägliche Messe mit cinem besonderen Kaplan stiftete. Noch vor 1500 erhielt die Kirche das zweite gotische Tafelwerk von den Vierzehn Nothelfern auf dem Seitenaltar.

Als die Lehre Luthers auch im Ausseerland durchdrang und die Pfarrgemeinde im Jahre 1553 den Protestanten Johann Löfferll zum Pfarrer wählte, suchte König Ferdinand I. durch Stiftung katholischer Sonn- und Festtagsgottesdienste und Widmung von Messgewändern, Kelchen und Gesangsbüchern die Spitalskirche zu einer altgläubigen Insel zu machen. Seinem Auftrag an den Salzverweser Sebastian Tunkl vom 17. Juli 1554 entsprechend, wurde die noch heute zu sehenden Freskomalereien geschaffen: die einander gegenübergestellten alt- und neutestamentlichen Heilsereignisse an den Hochwänden, das Jüngste Gericht über dem Haupttor und der Doppeladler an der Stirnseite der Kirche. Auch das 1545 als Anbau abgebrannte Salinenspital wurde erbaut und erweitert. Alle diese Bemühungen des Herrschers sind in der Inschrift an der Westempore festgehalten. Trotzdem war die Spitalseelsorge 1568 bereits protestantisch. Wieder wurde die Spitalkirche Gegenstand des konfessionellen Kampfes, als Erzherzog Karl II. von Innerösterreich 1589 vergebens ihre Auslieferung an den katholischen Salzverweser anordnete. Erst 1595 - vier Jahre vor der Rekatholisierung der ganzen Pfarre - ging sie auf neuerliches Eingreifen des Landesfürsten Ferdinand II. nach einem erregten Tumult an die wenigen Katholiken über. Als letzter Rückzugposten der alten Gläubigkeit und erster Stützpunkt der Gegenreformation hat sie somit auch besondere kirchengeschichtliche Bedeutung.

Im Gedenkjahr für Erzherzog Johann 1959 ließ die Salinenverwaltung Bad Aussee den ganzen Inneraum sachgemäß erneuern. Zwei Weihekreuze, das Bindenschild-Wappen in der Seitenkapelle und die Thomasszene wurde als gotische Fresken dabei neu entdeckt, die Fresken von 1554 in der Schönheit ihrer ursprünglichen Farben abgedeckt und wiederhergestellt. Die in den beiden Weltkriegen verlorenen Glocken wurden ebenfalls durch neue ersetzt.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

MERANHAUS
Aus dem 16.Th. stammender Bau mit Biedermeierfassade.
Ehemalige Poststation u. Geburtshaus von Anna Plochl, späterer Gattin von Erzherzog Johann und Gräfin von Meran.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Altes Bezirksgericht
Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1530.
Ab 1850 K.K. Bezirksgericht 2. Klasse, von 1855 bis 1909 auch Steueramt.
Bis 1984 Gerichtsgebäude, bis 1955 mit Gefängnis
1992 Umbau in Wohn- und Geschäftshaus

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Meranplatz mit Spitalkirche und Mauthaus

Links vorne: Alte Schmiede
Bestand seit 1147, mehrere Besitzer und Umbauten.
Gehört zu den ältesten Schmieden Österreichs und war immer Huf- und Wagenschmiede.
Letzter Schmied war Franz Prentner bis 1971, seither zeitweise Nutzung als Schauschmiede.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

PFARRKIRCHE ZUM HL. PAUL
Baubeginn vor 1300, Im 15 Jh. durch Chor, Wehrturm u. Seitenschiff erweitert.
Gotische Madonna u. spätgotisches Sakramentshäuschen.
Die Glocke „Kunigunde" wurde von Kaiser Friedrich III gestiftet.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Stadtpfarrkirche Bad Aussee St. Paul - Romanisch-gotische Pfarrkirche zum Heiligen Paulus (Pauli Bekehrung, 25. Jänner), urkundlich um 1301 genannt. Wuchtiges romanisches Westwerk, eleganter gotischer Chor im Osten.

Im 15. Jhd. beginnt die spätgotische Bauperiode. Gotische Einwölbung der romanischen Kirche (1464), Chorturm abgetragen und die Kirche um zwei gotische Joche erweitert. In dieser Zeit ist der heutige Turm schon fertig und mit einem Geläute versehen (große Glocke von 1445, gestiftet von Friedrich II.). Die gotische Bauperiode schließt mit dem Chor (5/8-Schluß) und dem Sterngewölbe; mit einem südseitigen Anbau (Frauenkapelle, darunter Armen-Seelen-Kapelle, Sakristei mit darunter liegendem Karner (1498-1506)).

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Die romanische Kirche stand bereits vor 1200. Es war dies eine 2-jochige, flachgedeckte Kirche mit gewaltigem rechteckigen Chorabschluss als Chorturm. (Fundamente dieses Chores sind unterhalb des Fußbodens noch vorhanden).

Barocker Annaaltar. Er wurde 1726 als Pest- oder Leopoldsaltar von Anton von Crollolanza gestiftet. Als 1891 der alte Annaaltar aufgelassen wurde, hat man das künstlerisch wertvollste Ölbild des Ausseerlandes entfernt und ein neues Annabild von der Künstlerin Karoline Schwach malen lassen. Das Leopoldi-Bild von diesem Altar hängt heute im Pfarrhof und ist wahrscheinlich ein KremserSchmidt (Ende 18. Jhd.). Die herrlichen Figuren stellen Karl Borromäus, den Apostel Petrus, den Hl. Josef und den Hl. Antonius von Padua dar. Darstellung der herrlichen Sonntagberger Dreifaltigkeit.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Angebaute Taufkapelle (1735); neugotischer Taufbrunnen vor dem Altar (barocke Statuen Zacharias und Elisabeth); Rechts von der Taufkapelle gute Kopie des Innsbrucker Mariahilfbildes von Lucas Cranach.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Chorabschluss — Bild „Pauli Bekehrung“ (spätbarocker Hochaltar; Statuen des Hl. Josef und des HI. Antonius von Padua). An der Stirnseite des Seitenschiffes Florianialtar (1801) mit dem alten Ortsbild von Bad Aussee.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Klassizistische Kanzel von Fortschegger (1782) am Westpfeiler (Übergang zum gotischen Mittelschiff); Reliefdarstellungen: Christus als Sämann, der reiche Fischfang und die Arbeiter im Weinberg des Herrn.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Frauenkapelle (über 7 Stufen erreichbar); Stuck aus der Frühzeit des Rokoko; zierliche Fresken; zarter barocker Altar mit der „Schönen Madonna“ (1. Viertel des 15. Jhd.; verwandt mit der Krumauer und der Hallstätter  Madonna); Steingussfigur der Muttergottes mit dem Kind.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Gotischer Musikchor im westlichen Joch des romanischen Schiffes; die gotische Stiege führt zum Chor mit der neuen Rieger-Orgel (1983).

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Sakramentshäuschen (1523) aus rotem Salzburger Marmor gemeißelt, 10 m hoch. Noch gotisch im Aufbau, in seinen Verzierungen schon Renaissance. Der Höhepunkt ist das Gehäuse mit dem Allerheiligsten. Die vordere Gittertür ist Empire (1821), die hintere noch original-gotisch. Figuraler Plastikschmuck (Erlöser mit Kreuz, Kelch und Lamm, prachtvolle spätgotische Madonna, zuoberst der Schmerzensmann, gehörte ursprünglich wohl nicht zum Sakramentshäuschen). Sockel mit Salzkufen.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Spätgotische Kreuzigungsgruppe über der Sakristei.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Gasthof BLAUE TRAUBE
Erbaut im 15. Jahrhundert als wehrhaftes Bürgerhaus.
Eintragung Peter Roseggers im Gästebuch 1881 und 1887
Spätgotisches Rundbogenportal und Römergrabstein im Flug.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Ferienwohnung "Wohnen Im Klacklhaus"

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Skultpur in der Bäckergasse

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Hölzlsauerhaus
1481 erbaut, 1533 von Christof Praunfalk gekauft
Ab 1808 im Besitz der Kaufmannsfamilie Hölzlsauer u.a. mit einem Eisenhandel und einer Spedition
Theodor Georg Hölzlsauer war Bürgermeister Von 1886 bis 1892 und von 1901 bis 1908, u.a. auch beim Empfang von Kaiser Franz Josef 1902

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Pestsäule/Dreifaltigkeitssäule am Chlymeckyplatz

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

ADELIGES FREIHAUS
Spätgotischer Bau aus dem 15. Jh.
Sitz der Salzverweser seit dem 16. Jh.
Fresken aus der Zeit um 1520 bis 1540 mit der Darstellung des Hl. Florian, der Anna Selbdritt und des Hl. Sebastian.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Alte Sparkasse
Erbaut in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts als „Hofkasten", also als Lagerhaus für Lebensmittel
Im Jahr 1888 wurde ein neues Bankhaus von der Ausseer Sparkasse im Neu-Renaissance-Stil fertiggestellt.
Von 1964 bis 2011 Politische Expositur (= Filiale) der Bezirkshauptmannschaft Liezen

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Altes Forsthaus
Erbaut 1852 mit genutetem Sockel. Damals 13 Förster, 24 Rottmeister, 275 Holzknechte
Forstbetrieb Ausseerland umfasste 47 000 Hektar und beschäftigte bis zur Zusammenlegung mit den Forstbetrieben Salzkammergut ca. 40 Mitarbeiter

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Der Kammerhof
Er wird urkundlich erstmals 1395 als „kleines Haus" erwähnt, stammt also noch aus der Zeit der Hallinger. Diese tüchtigen Bürger sicherten sich im 14. Jhdt. erbliche Rechte an den landesfürstlichen Salzsiedeanlagen. Obwohl das Gebäude im Lauf seiner Geschichte mehrmals umgebaut und erweitert wurde, ist noch originale Bausubstanz in hohem Maße vorhanden. Eine 2003 durchgeführte Bauanalyse der Technischen Universität Wien bestätigt seine bauhistorische Bedeutung. An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert erfolgte die Erweiterung an der Nordseite, doch blieb das Haus damals noch einstöckig.

Seine wertvollsten Bestandteile, die Fenster- und Türgewände aus heimischem Kalkstein, erhielt der Kammerhof erst im 16. Jahrhundert. Im frühen 18. Jahrhundert wurde der Grundstein für sein heutiges Aussehen gelegt. Der Kammerhof war ab dem 15. bis ins 19. Jahrhundert das wirtschaftliche und politische Zentrum der Region Ausseerland. Als Sitz der Verwaltung der mächtigen Saline unterstand er der „Hofkammer". Ab 1926 diente er Jahrzehnte lang als Wohnhaus. 1950 beherbergte er schon ein kleines Heimatmuseum, das im Laufe der Jahrzehnte vergrößert wurde. Im Zuge der Errichtung des neuen Kurzentrums wurde der Kammerhof im Jahr 1971 von der Gemeinde Bad Aussee erworben. Alle Nebengebäude mussten damals abgetragen werden. 2019 wurde mit der Restauration der Fassaden begonnen. 2021 erfolgte die Restauration der repräsentativen Südfassade.

KAMMERHOF
Aus dem späten 14. Jhd. stammendes Salzamtsgebäude.
Umbauten im 16. u. 17. Jhd.
Spätgotische Fenster- u. Türgewände aus rotem Fludergraben-Marmor.
Wappenstein u. Kaisersaal erinnern an die Anwesenheit Kaiser Maximilian I. im Jahre 1511

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Die Blütezeit der Ausseer Salzwirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert
Knapp vor 1300 wurde die Verlagerung der Betriebsanlagen er- forderlich, da es für die Pfannen in Altaussee und Lupitsch nicht mehr genug Brennholz gab. Da man das Brennholz damals nur am Wasserweg flussabwärts transportieren konnte, errichtete man drei Pfannen talwärts am Zusammenfluss der drei Traun- flüsse. Nun konnte man auch die Wälder in deren Einzugsgebiet nutzen. Es entstand der Markt Aussee. Bald darauf stieß die Leistungsfähigkeit der Salzproduktion erneut an ihre Grenzen. Große Investitionen waren notwendig: 1319 wurde mit dem Steinbergstollen (heutiges Schaubergwerk) ein dritter Stollen im Bergwerk angeschlagen. 1334 wurden zwei Pfannen neu gebaut und vergrößert. Mit diesen Maßnahmen konnte die Salzproduktion binnen 50 Jahren um das 10-fache auf etwa 9000 t Jahresproduktion vergrößert werden.

Das Ausseer Salzwesen war zwar im Besitz des Landesfürsten, die Leitung der verschiedenen Bereiche in Bergbau, Wald und Saline wurde jedoch Fachleuten anvertraut, die Hallinger genannt wurden. Diese „Salzbarone" trachteten erfolgreich nach mehr Einfluss und nach wachsenden Gewinnanteilen. So kam es im 14. Jh. zur schleichenden Privatisierung des Salzwesens, in der die Gemeinschaft der Hallinger alles dominierte. Dennoch versorgte das Ausseer Salz auch den Landesfürsten mit enormen Reichtümern. Für das Jahr 1437 ist belegt, dass die Hälfte (!) der gesamten Steuereinnahmen des Herzogtums Steiermark vom Ausseer Salzwesen erwirtschaftet wurde.

1440 wurde der Habsburger Friedrich III., Herzog von Österreich und Steiermark, zum deutschen König gewählt. Er war der Begründer der habsburgischen Großmachtpolitik - ein Mann mit ständigem Geldbedarf. Kein Wunder also, dass er Appetit auf diese „Goldgrube" der Steiermark bekam, deren Gewinne zu einem großen Teil nicht ihm, sondern privaten Unternehmern zu Gute kamen. So wurde das Ausseer Salzwesen im Jahr 1449 wie 240 Jahre zuvor - verstaatlicht. Dennoch blieb das Ausseer Salzwesen weiterhin ein erfolgreiches, exportorientiertes Industrieunternehmen am damaligen letzten Stand der Technik. Nur ein weiteres Wachstum - Basis des Erfolges seit 1147 war aufgrund der begrenzten Ressourcen an Brennholz nicht mehr möglich.

Das Salinenspital und die dazugehörige Spitalkirche waren ver- mutlich eine Gründung der Hallinger.
Die spätgotische, einschiffige Spitalkirche enthält neben anderen Kunstwerken den Flügelaltar, den Kaiser Friedrich III. den Ausseern anlässlich der Verstaatlichung 1449 spendete. Das Salinenspital wurde urkundlich erstmals 1395 erwähnt. Es war für die damalige Zeit eine äußerst fortschrittliche soziale Einrichtung, die der Alters- und Gesundheitsversorgung diente und den alten und arbeitsunfähigen Arbeitern offenstand. Es wurde in den folgenden Jahrhunderten immer wieder ausgebaut und diente noch bis in die 1950er-Jahre als Geburtenstation.


Grubenhunt oder Spurnagelhunt
Der Hunt diente zum Transport von Steinsalz im Bergwerk. Er wurde durch einen unten überstehender Nagel in der Spur gehalten.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Die Salzwirtschaft - ein landesfürstlicher Monopolbetrieb
Nach der Entmachtung der einflussreichen Hallinger durch Kaiser Friedrich III. 1449 unterstand das Salzwesen der „Hofkammer". Es wurde damit zu einem landesfürstlichen Monopolbetrieb, der im Kammerhof seinen Verwaltungssitz hatte. Diese Umstellung brachte lange keinen wirtschaftlichen Vorteil. Fehlende Investitionen in die Pfannentechnik und die Konkurrenz durch das Halleiner Salz ließen die Produktion sinken. Für die Arbeiter und ihre Familien brach bittere Not aus, die länger als ein halbes Jahrhundert lang anhielt.

Erst durch die Reformen Kaiser Maximilians 1. und seines Enkels Kaiser Ferdinand I. konnte die Produktion im Laufe des 16. Jahrhun- derts wieder gesteigert werden. Damit verbesserten sich auch die Lebensumstände der Arbeiter. Die landesfürstliche Selbstverwaltung war das „Hallamt Aussee". Die Hallamtsordnungen wurden zur Grundlage für einen modernen Salinenbetrieb und eine ökonomische Waldnutzung. Auch im Bergwerk gab es Neuerungen. So wurde das „Ablass- werk" eingeführt. Es löste das arbeitsintensive „Schöpfwerk" allmählich ab.

1563 wurde im Ausseer Ortsteil Unterkainisch an der Kainischtraun die alte Salinenanlage durch ein neues Sudhaus ersetzt. Für die beiden Sudhütten in Aussee benötigte man damals 8 Dörrhäuser zum Trocknen des Salzes. Mit knapp 20.000 t Jahresleistung erreichte die Salzproduktion zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts war eine weitere Steigerung möglich.

Der Salzverweser war der gesamtverantwortliche Beamte. Er war mit großer Macht ausgestattet. Der Mautner verantwortete den Salzverkauf. Die beiden Beamten bekamen einen weiteren Beamten, den Gegenschreiber, zur Seite gestellt. Für wichtige Entscheidungen musste das Einverständnis des Gegenschreibers eingeholt werden.  Auch Bergmeister, Pfannmeister, Förster und später noch ein Waldmeister waren Beamte in leitenden Funktionen. Sie wurden ob ihres technischen Wissens allseits geschätzt. Die meisten stammten aus dem Ausseerland. Die hohen Verwaltungsbeamten wie Salzverweser und Mautner kamen meist nicht aus Aussee. Hans Herzheimer, der tüchtige und technisch weitblickende Salzverweser (1494 bis 1518), stammte aus Bayern. Er wurde von Kaiser Maximilian I. zum Verweser berufen.

Rekonstruktion einer Klostersaline Um 1200
Diese mittelalterliche Salinenanlage bestand aus einer Pfanne, einem Solespeicher und zwei Trockenhäusern.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Das Kaiserzimmer
Im Jahre 1442 übernachtete Kaiser Friedrich III auf seiner Krönungsfahrt nach Aachen in Aussee. Im Dezember 1511 weilte Kaiser Maximilian im Kammerhof. Die Fenster- und Türgewände aus rotem Kalkstein wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vom Ausseer Steinmetzmeister Engelprecht angefertigt. Um 1740 ließ der Salzverweser Matz von Spiegelfeld den bis dahin durchgehenden Gewölberaum im ersten Stock unterteilen. Der südseitig gelegene Raum wurde sodann „...glänzend ausgestattet, um die hochfreiherrlichen Gnaden zu beherbergen". So entstand das „Kaiserzimmer" mit seiner eindrucksvollen Wandmalerei. Dabei musste der heute unbekannte Maler die landesfürstlichen Produktionsstätten des Salzes darstellen, war doch der Salzverweser der mächtige Verwalter der landesfürstlichen Saline - mit seinem Amtssitz im Kammerhof.

Die vier Bildfelder zeigen
den Markt Aussee mit dem Holzrechen und den Salinenanlagen am Zusammenfluss der beiden Traunflüsse,
Altaussee mit der Seeklause und den Salzberghäusern im Hintergrund,
den Holztransport mit Holzriesen und Triftbächen bis zum Holzrechen und
die Fischerei am Grundlsee.

Die Wände des Kaiserzimmers wurden später mit Schablonenmalerei überdeckt (Foto am Kamin). 1961 ließ das Bundesdenkmalamt die alten Wandmalereien freilegen und 2012-2015 restaurieren.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Vom ausgehenden 13. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der Markt Aussee ein Zentrum der Salzindustrie. Durch Hochwässer, Brände, Reformation und Gegenreformation erlitt die florierende Wirtschaft des Marktes immer wieder Rückschläge. 1868 wurde Aussee zum Kurort. In den Sanatorien gab es Kuranwendungen, die überwiegend auf der Heilkraft des Salzes beruhten. 1877 wurde die Salzkammergutbahn eröffnet. Damit erfolgte der Anschluss an das internationale Bahnnetz.

Gleichzeitig mit dem Kurbetrieb entwickelte sich auch der Fremdenverkehr. Durch die Hochzeit von Erzherzog Johann mit der Ausseer Postmeisterstochter und durch die vielen Bergwanderungen des Erzherzogs war Aussee in weiten Kreisen bekannt geworden. Personen aus dem Hochadel, Politiker, Wissenschaftler und zahlreiche Künstler besuchten das Ausseerland. Mit der steigenden Zahl der „Sommerfrischler" veränderte sich auch das Ortsbild. Ein Kurzentrum entstand. 1911 wurde Aussee der Titel „Bad" verliehen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Aussee als Teil der „Alpenfestung" Rückzugsgebiet für NS-Regierungsstellen, Wehrmachtstruppen und Exilregierungen. Große Kampfhandlungen und Bombenschäden blieben dem Ausseerland erspart. Am 1. Jänner 1994 - ca. 700 Jahre nach der Markterhebung - wurde Aussee zur Stadt erhoben.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

DAS AUSSEERLAND - VON DER KURREGION ZUR TOURISMUSDESTINATION
Mit dem Tourismus entstand im 19. Jhdt. ein neuer Wirtschaftszweig, der die Salzgewinnung zunehmend als wichtigsten Wirtschaftsfaktor ersetzte. Zunächst waren es Kranke, die mit Solekuren Heilung ihrer Leiden suchten. Die schöne Landschaft zog aber auch Adelige an, die hier ihre Sommerfrische verbrachten. Zugleich wurde die Bergwelt als neues Reiseziel entdeckt. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz machte das Ausseerland im ausklingenden 19.Jhdt. auch für breitere Gästeschichten bequem erreichbar. Hotels und Infrastruktur mussten den Erfordernissen der steigenden Gästezahlen angepasst werden. Der 1. Weltkrieg bereitete dem Boom ein Ende.

Mühsam wurde der „Fremdenverkehr" nach 1918 erneut aufgebaut und bald konnte man wieder an die Nächtigungszahlen während der Monarchie anschließen. Doch die Weltwirtschaftskrise ließ die Konjunktur wieder einbrechen. Zwar brachte der „Anschluss" 1938 einen kurzen Aufschwung durch gelenkten Erholungstourismus, doch der 2. Weltkrieg beendete jegliches Reisen. Ab den 1950er Jahren kamen die Gäste wieder, jedes Jahr stieg die Zahl der Besucher. Die Aufenthaltsdauer sank jedoch und die Nachfrage änderte sich, sodass in den 1990er Jahren zur Neupositionierung und besseren Vermarktung Tourismusdestinationen wie das „Ausseerland-Salzkammergut" entstanden.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Lebendige Tracht
Das Ausseerland ist für seine regionaltypische Bekleidung weitum bekannt. Anderswo würde man von „Tracht" sprechen, doch die Ausseer bezeichnen ihre Kleidung schlicht als „G'wand" und drücken damit aus, dass es nichts Museales an sich hat, sondern auch im Alltag getragen wird. Die heute als „ausseerisch" bezeichnete Tracht entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus älteren Trachtenformen. Die adeligen und bürgerlichen Sommerfrischler hatten wesentlichen Anteil daran. Ihnen gefiel das G'wånd der Einheimischen, aber sie ließen auch eigene Vorstellungen in die Gestaltung der alten Ausseer Tracht einfließen.

Dank einer breiten Palette an Stoffen präsentiert sich die Ausseer Tracht heute bunt und vielfältig, ist dabei aber stets als „ausseerisch" erkennbar. Damit erfüllt sie eine wichtige Voraussetzung, um als lebendiges Volksgut anerkannt zu werden.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Trachtenhandwerk
Das Ausseer Dirndl und der Ausseer Spenser sind charakteristische Bestandteile der Ausseer Tracht. Mehrere im Ausseerland beheimatete Trachtespezialisten und Maßschneidereien arbeiten nach traditionellen Vorlagen, die sie zeitgemäß und individuell umsetzten. Auch die kunstvoll bestickte Lederhose gehört zum Ausseer Männerg'wånd. Die Art der Stickerei und die Anzahl der Nähte zeigen die typische „Handschrift" der Ausseer Lederhosenmacher.
Die Ausseer Handdruck-Manufakturen sind für ihre Kunst des Stoff-Handdrucks weitum bekannt.

Während die Tradition des Ausseer Handdrucks im vorigen Jahrhundert ihren Ausgang nahm, wird der beliebte Ausseer Hut in einer Ausseer Hutmacherei hergestellt, die schon im 16. Jhdt. gegründet wurde. Der handgefertigte Schuh nach Maß, erzeugt in einer heimischen Schuhmacher-Werkstätte, gibt dem Männerg'wånd die richtige Note.
Trachtenschmuck aus Silber ist für das Ausseer G'wånd unverzichtbares Beiwerk. Er wird heute noch in zwei heimischen Gold- und Silberschmieden in Handarbeit angefertigt.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Produkte verschiedener Handwerker aus Bad Aussee

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Stoffdruck mit Modeln
Das Wort Model - abgeleitet vom lateinischen Wort modulus, was soviel wie Maß, Vorbild oder auch Form bedeutet - steht hier für Zeugdruckmodel, die zur seriellen Vervielfältigung von Mustern dienen, die auf Textilien aufgebracht werden sollen. Damit hat sich der Mensch ein Hilfsmittel geschaffen, das Muster, welches der Model darstellt, beliebig oft zu reproduzieren. Man unterscheidet Druckmodel und Hohlmodel. In Letztere wird die zu formende Masse hineingedrückt, um ihr eine plastische Form zu geben. Der Model selbst stellt das Negativ der darzustellenden Form dar (Lebzelten, Wachs, ...).

Der Gebrauch von Modeln ist bereits aus dem 15. Jh. v.Chr. bekannt. Damit war die Möglichkeit einer vielfältigen Gestaltung von Geweben gegeben. Farbe und Form waren ein weiteres Gestaltungselement. Im Mittelalter erlebte der Zeugdruck eine Hochblüte, jedoch verlor er im 16. und 17. Jh. an Bedeutung. Mit der beginnenden Industrialisierung und der Entwicklung neuer billigerer maschineller Drucktechniken, geriet er in Vergessenheit. Erst im 20. Jh. wurde diese Drucktechnik wieder entdeckt. Der Trachtenbereich nahm sich dieses Kunsthandwerkes besonders an. Die hier gezeigten Model entstammen der Sammlung Wöll.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Schmuck
1873 gründete August Elßenwenger den ersten Gold- und Silberschmiede-Betrieb im Ausseerland, der ganzjährig mit einem Verkaufsgeschäft geführt wurde. Die steigende Nachfrage nach individuellem, handgeschmiedetem Schmuck war vor allem durch die adeligen und bürgerlichen Sommerfrischler bedingt. Ihnen gefiel das G'wånd der Einheimischen und sie konnten sich den Schmuck auch leisten. In der Zwischenkriegszeit entwickelte Franz Elßenwenger eine Trachtenschmuck-Kollektion nach bäuerlichen Schmuck-Motiven des Volkskundlers Hans Gielge. Dieser Silberschmuck fand wegen seiner Leistbarkeit und Gefälligkeit weite Verbreitung und wird heute noch in der Gold- und Silberschmiede Elßenwenger hergestellt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab der alte Meister seine handwerklichen Fahigkeiten an seine Tochter Auguste und seine Mitarbeiter Leopold und Margarete Steiner weiter. Das Ehepaar Steiner gründete 1968 einen eigenen Betrieb. Die Goldschmiede Steiner wird nun schon in der dritten Generation sehr erfolgreich geführt. Ihr handgefertigter Trachtenschmuck und der jagdliche „Grandl"-Schmuck zeugen von Kreativität und Feingefühl. Auch individuelle Wünsche fließen in die Herstellung des Trachtenschmucks ein, wobei die „Ausseer Herkunft" stets erkennbar bleibt.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Das historische Bauen im Ausseerland
Vom frühen 13. bis in das späte 20. Jhdt. war das Salzkammergut vom Salzwesen, also der Saline, abhängig und im Besitz des Landesfürsten bzw. des Staates. Die meisten Männer arbeiteten für die Salzproduktion und lebten mit ihren Familien außerhalb des Marktes Aussee. Ab Mitte des 15. Jhdts. bis zur „Bauernbefreiung" um 1850 bestimmte die Salinenverwaltung das Bauwesen und die Vergabe von Baugründen an ihre Arbeiter, somit auch das Siedlungsbild im Ausseerland. Um die Mitte des 19. Jhdts. eroberte die Sommerfrische auch das Ausseerland. Adelige und kapitalkräftige Wiener Bürger errichteten Sommervillen, wodurch auch der „Schweizerhaus-Stil" mit seinen Veranden und seinem Laubsäge-Zierrat Einzug in die Bauart des Ausseerlandes hielt. Gegen Ende des 19. Jhdts. entstanden auch Villen im Heimatstil.

Im vorigen Jahrhundert bauten die meist in Staatsdiensten stehenden Arbeiter Häuser nach einem zeitlich sich ändernden Grundtypus. Diese Arbeiter-Baukultur ist auch heute noch in der Landschaft erkennbar. Im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts entstanden große Anlagebauten und Einfamilienhäuser in willkürlicher, verwechselbarer Bauart, bis Anfang der 80er-Jahre mit den ersten nach traditionellen Vorgaben gebauten Häusern ein neuer Trend eingeleitet wurde. Das „Neue Ausseer Haus" kann durch größere Sensibilität für gewachsene Bauformen und landschaftsgerechtes Bauen charakterisiert werden.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Ausseer Lebensmuster - KLINGENDES LEBEN
Wie überall ist das Leben der Menschen auch im Ausseerland mit Musik und Gesang verbunden. Hier gibt es einige
Spezialitäten, von den Sprücherln der Kinder im Fasching und beim „Glöckeln" (5. Jänner) bis zum mehrstimmigen Jodeln als besonders hoch entwickelte Kunst. Zahllose Lieder, „einheimische" und „auswärtige", begleiten den Alltag und die Feste der AusseerInnen. Viele wurden auch aufgezeichnet. Unter den geistlichen Liedern sind die Kreuzweglieder von St. Leonhard Zeugnisse von großer historischer Tiefe.

Im weltlichen Bereich gab es schon im 19. Jahrhundert begnadete Liederdichter und Sänger wie den Lupitscher „Bachwirt" oder den Wiener Biedermeierliteraten Alexander Baumann. Sie haben zahlreiche „Ausseer" Lieder hinterlassen, denen sich später der Heimatforscher Hans Gielge mit seinen Eigenkompositionen angeschlossen hat. Der Ausseer Ausnahme-Geiger German Roittner verstand es vortrefflich, die heimische Tanzüberlieferung den Feierbedürfnissen adeliger Gesellschaften anzupassen. Er musizierte gerne mit dem Zitherspieler „Bräumichl". Heute wird Volksmusik oft von Chören, Gesangs- und Musikgruppen vorgeführt. Aber auch die „Faschingbriefe" der „Maschkeragruppen" halten die Kunst des Singens und Liederdichtens lebendig, ebenso wie die vielen „Gstanzlsänger", die man bei Tanzveranstaltungen oder am Wirtshaustisch hören kann.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

BRAUCHTUM - Rituale im Jahreslauf
Glaube und Aberglaube prägten die Entstehung vieler Bräuche im Alpenraum. Dass im Ausseerland vieles erhalten
blieb, das anderswo schon vergessen wurde, hat mit der besonderen Sozialstruktur dieser Region zu tun. Sie war über Jahrhunderte von der Salzproduktion geprägt. Die Ansiedlung von „Auswärtigen" und die Abwanderung der ansässigen Bevölkerung war nicht erwünscht, was die Entstehung einer relativ homogenen Bevölkerung förderte. Diese hatte ein zwar bescheidenes, aber durch harte Arbeit gesichertes Einkommen. Diese Lebenssituation machte es der Bevölkerung möglich, ihren Dialekt, ihre Musik, ihre Tracht und ihre Bräuche zu entwickeln und zu bewahren. Die Bevölkerung des Ausseerlandes liebt ihre gewachsene Volkskultur. Traditionsbewusst lebt sie ihr Brauchtum, das Höhe- und Haltepunkte in einem zunehmend schneller werdenden Jahresablauf schafft.

KRAMPUS
Am Abend des 5. Dezember sind die „Miklon" unterwegs. Das ist der Sammelbegriff für alle Gestalten, die den Bischof begleiten: Graßteufel, Habergoas, diverse andere Pelzteufel sowie das rote und das schwarze Gangerl.
Es gibt die verschiedensten Krampuspassen, die vom Bischof von Haus zu Haus geführt werden und die braven Kinder beschenken. Die hier gezeigten „Kramperln" gehören der „Traninger-Pass" an, die die Fa. Traninger dankenswerterweise über das Jahr zur Verfügung stellt.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Die Trommelweiber - Lustig und laut
In altmodische Nachtgewänder gehüllt, ziehen Trommelweiber am Faschingmontag und am Faschingdienstag lärmend durch den Ort. Sie trommeln im vorgegebenen Rhythmus oder schlagen zwei Tschinellen gegeneinander, musikalisch gestützt durch eine ebenfalls in Weibergwand gehüllte Trommelweibermusik, die mit bewundernswerter Konsequenz den Ausseer Faschingmarsch spielt. Mann trägt eine Schlafhaube, eine Maske, einen Kittel und eine Schürze. Eine weiße Bluse verdeckt den ausgestopften Busen.

Markter - und Arbeiter-Trommelweiber
Die Markter Trommelweiber dürften ihre Gründung der Existenz von Männerbünden im 18. Jhdt. verdanken, weshalb auch ihr Auftritt reine Männersache ist. Längst geht es nicht mehr um die Vertreibung der bösen Geister, vielmehr ist es die (männertypische) Freude am gemeinsamen Krawall und der feuchten und wurstigen Labung, die ihnen an zahlreichen Plätzen zu Teil wird, wenn sie am Fasching-Montag durch das Ortszentrum ziehen. Einst war Salinenarbeitern und Holzknechten die Teilnahme am Aufmarsch der (bürgerlichen) Trommelweiber verwehrt. Deshalb gründete die Arbeiterschaft 1928 die „Ausseer Arbeiter-Trommelweiber".

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Armbrustschütze (Stahelschütze) mit Zieler und Schützenmusi
Bereits Ende des 15. Jahrhunderts sind Schützengesellschaften nachweisbar, obwohl ihr Ursprung wesentlich weiter zurück liegt. Damals wurde nur mit der Armbrust, im Salzkammergut „Stahel" genannt, geschossen. 1569 wurde von Kaiser Maximilian II auch das Büchsenschießen genehmigt. Das Schießen verfolgte keine militärischen Ziele, sondern diente der Unterhaltung. Das Schützenwesen ist eng mit dem Salzwesen verbunden. Den Schützengesellschaften wurde ursprünglich Unterstützung (Vortl) in Form von Salz von der Obrigkeit gewährt, später wurden sie mit Geld gefördert. Es durfte nur auf genehmigten Schießstätten geschossen werden, wobei es den Beamten des Berg- und Hüttenwesens und den Bürgern des Marktes Aussee vorbehalten war, sich damit zu vergnügen.

Neben den genehmigten und mit Privilegien ausgestatteten Schießstätten, an denen mit Büchsen geschossen wurde, gab es sogenannte Winkelschießstätten, die bei Landgasthäusern standen. Hier schossen Arbeiter und Kleinbauern auf der (lautlosen) Armbrust, um nicht entdeckt zu werden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden diese Schießstätten legalisiert. Im Ausseerland existieren heute noch einige Schützengesellschaften. Es wird sowohl mit Armbrust als auch mit Büchse geschossen.

Die hier aufgestellte Schießstätte mit Schütze und Zieler wurde dem Museum von den Eselsbacher Stahelschützen, der ältesten Armbrustschützengesellschaft des Salzkammergutes, zur Verfügung gestellt. Diese Gesellschaft bewahrt bis heute das Brauchtum des aus dem Mittelalter stammenden Schützenwesens. Der Zieler kontrolliert die Schüsse und ordnet die Schützenscheiben dem jeweiligen Schützen zu. Da er sich in der Nähe der Scheibe aufhält und Unfälle vermeiden muss, ist er auffallend in weiß und rot, ähnlich einem Harlekin, gekleidet. Die Schützenmusik besteht im Salzkammergut aus zwei Schwegeln und einer Trommel. Mit ihren alten Schützenweisen sorgt sie für einen stilvollen musikalischen Rahmen.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

DER FASCHING
stellt den Höhepunkt des Winterbrauchtums dar. Nicht umsonst spricht man von den heiligen drei Faschingtagen". Trotz der verschiedenen agierenden Gruppen kann man ihn nicht als künstlich geschaffene Organisation sehen, sondern als improvisierte Ausführung plötzlich auftauchender Ideen, die auf lokale Begebenheiten oder das Weltgeschehen Bezug nehmen und diese parodieren. Ausschlaggebend für einen guten „Maschkara" sind eine originelle Idee für die Verkleidung und - besonders wichtig - ein gutes Mundwerk!

PLESS
So bezeichnet man die vermummten Gestalten, die mit einem Korb als Kopfschutz und einem „Fetzenstock" bewaffnet durch den Ort laufen. Die Schulkinder, vor allem die Buben, versuchen sie mit Schneebällen zu vertreiben. Die Pleß wehren sich mit ihrem Fetzenstock, den sie in die um diese Jahreszeit häufigen Wasserlacken eintauchen.

FLINSERL
Erstmals Ende des 18. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, sind die Flinserl fester Bestandteil der Umzüge am Faschingdienstag. Sie treten in einer großen Gruppe, aber meist paarweise auf, begleitet von der Flinserlmusi und dem „Zacheri", der mit seinen, an einem Stock befestigten Schweinsblasen, dafür sorgt, dass die Flinserl durch den Ort ziehen können. An Stellen wo die Schuljugend lautstark überlieferte Vierzeiler, genannt Flinserlsprüche aufsagt, wird Halt gemacht und als Belohnung Nüsse in die Kindermenge geworfen.

Faschingtag, Faschingtag,
Kimm na bald wieder
Wann ma koa Geld nit haben,
Stehin ma an Widda.
Wann ma koan Widda kriagn,
Stehln ma an Ah (weibliches Schaf)
Dann san die drei Faschingtag
Gar sövü hra.

FISCHER
Der Fischer, der an seiner Angelschnur statt des Köders ein Zuckerl hängen hat, welches die Kinder mit dem Mund „fangen" müssen. Er tritt meist gleichzeitig mit den Flinserin im Areal des Kurparkes auf.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

DIE AUSSEER TRACHT - Identifikation mit der Region
Das Ausseerland ist wegen seiner regionaltypischen Bekleidung weitum bekannt. Anderswo würde man von „Tracht" sprechen, doch die Ausseer bezeichnen ihre Kleidung schlicht als „G`wand" und drücken damit aus, dass es selbstverständlich ist, sie auch im Alltag zu tragen. Dank einer breiten Palette an Stoffen präsentiert sich das Ausseer G`wand heute bunt und vielfältig, ist dabei aber immer als „ausseerisch" erkennbar. Es gewährt auch die Möglichkeit der individuellen Gestaltung. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um als lebendiges Volksgut anerkannt zu werden.

Günstige Umstände halfen mit, Aussee zu einem Inbegriff alpenländischer Trachtenkultur werden zu lassen: Im 19. Jhdt. waren es die adeligen und bürgerlichen Sommerfrischler und Sommerfrischlerinnen, die in der Romantisierung des Landlebens Gefallen an der einfachen Kleidung der Bauern und Arbeiter fanden. Zu Beginn des 20. Jhdts. legte der Wiener Textilfabrikant Konrad Mautner eine umfangreiche Trachtensammlung an. Seine Bemühungen um die Erhaltung der Ausseer Volkskultur wurden von dem gebürtigen Ober-Österreicher Hans Gielge fortgesetzt. Der wertvolle Trachtenfundus des Ausseer Kammerhofmuseums stammt zum Teil aus der Trachtensammlung Konrad Mautners und wird laufend durch Schenkungen erweitert.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Steirisch tanzen
Im Ausseerland werden die traditionellen Tanzformen bei verschiedenen Bällen und Tanzfesten heute noch gepflegt, was man steirisch tanzen nennt. Steirisch getanzt wird am Pfarrball und beim Grundlseer Schützenball, vor allem aber beim Steirerball am Faschingsamstag. Früher muss allerdings die Tanzfreude unvergleichlich größer als heute gewesen sein; auch bei kleineren Tanzereien, zu Neujahr, zu Stefani (26. Dezember), bei Almtänzen und Schützentänzen, am Kirchtag oder bei Hochzeiten tanzten die jungen Leute nicht selten bis in die frühen Morgenstunden. Zum Repertoire gehört neben dem Steirer der aus Oberösterreich eingewanderte Landler, wie auch die drei Schleunigen, ein auf das Mittelalter zurückgehender Kettentanz, der sich vor allem unter den Bergleuten und im Schützenwesen erhalten hat. Dazu kommen der Wåldhansl, der Schottische, Kleinformen wie der Siebenschritt oder das Hiatamadl (Hütermädchen), sowie Walzer und Polka.

Der Steirer gehört zur Gattung Ländler, die sich im süddeutsch-alpenländischen Raum seit dem 17. Jahrhundert entwickelt hat, und wurde um 1800 zum Modetanz. Damals wurde der Steirer sogar als Styrienne in Paris  getanzt. Kennzeichnend für den Steirer sind die reizvollen Armfiguren der Tanzpaare, die sich als fließende Bewegungen aus den Drehungen und Umkreisungen von Frau und Mann ergeben.

Zu den Besonderheiten des Ausseerlandes gehört das während des Tanzverlaufes praktizierte Gstanzlsingen und Paschen (Klatschen), zu dem sich die Männer und Burschen ohne ihre Partnerinnen zu einem eigenen Kreis zusammenstellen. Die Gstanzln (gereimte Einstropher) werden von einem Vorsänger angestimmt und von allen gemeinsam mehrstimmig fortgesetzt; das Paschen führt die ganze Gruppe in komplizierten Rhythmusmustern aus. Singen und Paschen ist auch ohne Tanz eine beliebte Unterhaltung am Wirtshaustisch. Die meisten Steirermelodien wurden im Lauf der Geschichte von praktizierenden Tanzgeigern erfunden; niemand weiß, wieviele es sind.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Der hl. Nepomuk steht an der Brück Pratergasse.

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Evangelische Jesuskirche an der Hugo-Cordignano-Promenade

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024

Bad Aussee Bahnhof

 Bad Aussee im Ausseerland im steirischen Salzkammergut, August 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:



Kammerhof Museum in Bad Aussee, August 2024: