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Bad Aussee ist eine Kurstadt mit 5000 Einwohnern in der Steiermark, im steirischen Salzkammergut, Bezirk Liezen. Bad Aussee gilt als der Hauptort des Ausseerlandes.
Die Mercedes-Brücke wurde in den Jahren 2004 und 2005 exakt im
geographischen Mittelpunkt Österreichs und im Herzen Europas errichtet.
Der über dem Zusammenfluss der Traun schwebende Mercedes-Stern hat
einen Durchmesser von 27 Metern. Die Idee der Stadtgemeinde Bad Aussee
zum Bau der Mercedes-Brücke wurde mit tatkräftiger Unterstützung der
DaimlerChrysler AG, Stuttgart, und der Mercedes-Benz Österreich
Vertriebsgesellschaft m.b.H., Salzburg, in Zusammenarbeit mit der 111
Werner Gröbl Holding GmbH, Graz, umgesetzt. Die Eröffnung fand am 23.
April 2005 statt.
Der Mercedes-Benz Stern ist eines der bekanntesten Markensymbole der
Welt. Gottlieb Daimler, neben Karl Benz der Erfinder des Automobils,
zeichnete während seiner Zeit als Technischer Direktor bei der
Gasmotorenfabrik Deutz (1872-1881), auf einer Ansichtskarte an seine
Frau über seinem damaligen Wohnhaus einen Stern ein, der einmal
segensreich über seinem Werk aufgehen werde. . Die Söhne von Gottlieb
Daimler, Paul und Adolf, Vorstandsmitglieder der Daimler-
Motoren-Gesellschaft (DMG), erinnerten sich später dieser Anekdote und
meldeten 1909 einen Dreizackstern als Warenzeichen an. Ab da war bei
den Automobilen der DMG der Mercedes-Stern in plastisch geprägter Form
am Kühler zu sehen.
Der Dreizackstern sollte auch ein Symbol für Daimlers Bemühen um die
universelle Motorisierung "zu Lande, zu Wasser und in der Luft" sein.
Im Laufe der Jahre wurde er durch verschiedene Zusätze ergänzt und in
seiner Form immer wieder verändert.
AUS EINEM STEIN BIN ICH MITTELPUNKT ÖSTERREICHS JETZT UND FÜR ALLE ZEIT
1949 - 1989
BAD AUSSEE - Der geografische Mittelpunkt Österreichs
Geogr. Breite 47° 36' - geogr. Länge 13°47' östl. v. Gr.
Wieso kann sich Bad Aussee „Mittelpunkt Österreich" nennen? Hier
ein kurzer Rückblick: Im Jahre 1949 veranstaltete „Die Große Österreich
Illustrierte" ein Preisausschreiben, verbunden mit der Aufgabe, den
Mittelpunkt Österreichs zu ermitteln. Jeder Österreicher war
aufgerufen, mitzumachen. Den „Siegern" winkten Gratisurlaube, damals
ein besonderer Luxus. Die Teilnehmer versuchten mit mehreren Methoden,
sich dem Nabel Österreichs zu nähern. So z. B. durch
DIE DIAGONAL-LÖSUNG:
Man suche die vier Grenzpunkte, zeichne entlang dieser Punkte ein
Rechteck aus Breitengraden und Meridianen. Der Schnittpunkt der
Diagonalen ergibt einen Mittelpunkt;
DIE ZIPFEL-METHODE:
Man suche jenen Punkt, der von den Grenzen Österreichs in ihrer
Gesamtheit am weitesten entfernt ist. Die geometrische Lösung findet
sich im Mittelpunkt eines Kreises, dessen Rand die am weitesten in das
österreichische Gebiet hereinragenden Zipfel fremder Länder berührt;
DIE SCHWERPUNKT-THEORIE:
Man klebe die Karte von Österreich auf eine Sperrholzplatte und säge
die Grenzen genau aus. Dann stelle man Österreich auf eine Nadelspitze
und schiebe solange hin und her, bis es im Gleichgewicht ist. Die Bad
Ausseer machten sich ans Vermessen und Ausbalancieren und schrieben an
die Zeitung: „Wir sind's!"
Die Illustrierte bestätigte (nach einem Gutachten der Wiener
Universität): „Bad Aussee ist der Mittelpunkt Österreichs." Der
offizielle Festakt mit dem Filmstar Maria Andergast fand am 24.
September 1949 statt. Im Jahr 1989 hat die Marktgemeinde Bad Aussee die
40. Wiederkehr der Mittelpunktfeier zum Anlass genommen, mit einer
Reihe von Veranstaltungen die Lage im Herzen Österreichs erneut
hervorzuheben. Als bleibendes Denkmal wurde im Kurpark ein
„Mittelpunktstein" feierlich enthüllt, der fortan den Mittelpunkt mehr
ins Bewusstsein rücken soll.
Die Bronzescheibe auf dem Mitte punktstein, ein sogenannter „Omphalos",
(griechisch für „Nabel"), symbolisiert den Mittelpunkt. Die Schrift
darüber ist Fraktur, geht auf das Ausseer Gemeindesiegel von 1505
zurück und lautet „ause".
Erzherzog Johann v. Österreich (1782-1859) - „Der Steirische Prinz"
Die lebensgroße Bronzestatue wurde 1856 - drei Jahre vor seinem Tod -
fertiggestellt und ist ein Werk des Wiener Bildhauers Franz
Weißenberger.
Sie zeigt Erzherzog Johann in Jagdadjustierung, dahinter auf einem
Baumstumpf die Jagdbeute: ein erlegter Auerhahn. Die Statue stand
früher im Park des sog. „Stadlhofes" in Salzburg als Eigentum der
Freiherrn von Schwarz. 1935 kam sie nach Bad Aussee, wo sie in
Anwesenheit von vier Enkeln des Erzherzogs und des Komponisten Wilhelm
Kienzl enthüllt wurde. Erzherzog Johann wurde am 20. Jänner 1782 in
Florenz als Kind des Großherzogs Leopold von Toskana - des späteren
Kaiser Leopold II. - und der Maria Ludovika von Bourbon-Parma geboren.
Einer seiner Brüder war der spätere Kaiser Franz I.
1808 hielt sich Erzherzog Johann erstmals in Aussee auf. Er
interessierte sich für Salzberg und Pfannhäuser, für Bergwelt, Volks-
und Brauchtum sowie die Jagd. 1819 lernte er am Toplitzsee die Ausseer
Postmeisterstochter Anna Plochl kennen und heiratete sie 10 Jahre
später mit allerhöchster Genehmigung des kaiserlichen Hofes. Anna wurde
1850 zur Gräfin von Meran geadelt und verstarb hochbetagt 1885 in ihrem
Ausseer Geburtshaus am Meranplatz. Die romantische Liebesgeschichte
zwischen dem „Prinzen" und seiner „Nannerl" rührte die Herzen - nicht
nur - der Zeitgenossen und wurde zur Vorlage für unzählige
Theaterstücke, Romane, Gedichte, Lieder und Filme. Am 11. Mai 1859
starb Erzherzog Johann 77-jährig in Graz. Er fand zunächst seine letzte
Ruhestätte im Grazer Mausoleum und wurde neun Jahre später nach Schenna
bei Meran überführt.
Erzherzog Johann war der volkstümlichste Erzherzog der Habsburger in
Österreich. Sein Lebenswerk reicht zeitlos von der Vergangenheit in die
Zukunft. Er wandte sich besonders der Steiermark zu, war der Gründer
vieler gemeinnütziger Anstalten, die heute noch bestehen, legte 1811
den Grundstein zum „Joanneum", förderte die wirtschaftliche,
wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung der Steiermark, gründete
1840 die Montanistische Hochschule Leoben, errichtete 1828 das
landwirtschaftliche Mustergut Brandhof am Fuß des Hochschwab, wurde
1848 Stellvertreter des Kaisers und trat für Pressefreiheit und eine
Verfassung ein. Im gleichen Jahr wählte ihn die Frankfurter
Nationalversammlung zum Reichsverweser. Als solcher bemühte er sich
vehement um die Einigung aller Deutschen!
Die Erzherzöge Johann und Rainer waren auch große Naturfreunde. So
bildete ihre Sammlung alpiner Pflanzen den Grundstock für den
Alpengarten im Belvedere in Wien. An dieser Stelle sei auch auf den Bad
Ausseer Alpengarten hingewiesen, der sein bald 100-jähriges Bestehen
nicht zuletzt auch dem Gedenken an den Erzherzog verdankt. Wurde doch
der Alpengarten im Erzherzog-Jubiläumsjahr 1959 wiedereröffnet und
erfreut bis heute eine steigende Anzahl von Besuchern.
Der Kurpark (ca. 650 m Seehöhe) steht auf historisch bedeutsamen Boden:
Seit Anfang des 14. Jhdts. befanden sich hier die Sudhäuser mit den
Salzpfannen, in denen die Sole, vom Altausseer Salzberg kommend, zu
Salz verarbeitet wurde. Um die Saline herum entstand ein blühendes
wirtschaftliches Zentrum. Erst um 1860 erfolgte die Verlegung der
Saline in den Ortsteil Unterkainisch, auf dem freiwerdenden Platz wurde
schrittweise der Kurpark angelegt. Bereits 1866 wurde in einem
hölzernen Musikpavillon durch Musker aus Altaussee das erste Kurkonzert
aufgeführt.
Märktische Sarfstein Hochquellen-Wasserleitung
Der Springbrunnen mit Mosaikfisch des Wiener Künstlers Carlo Wimmer stammt aus 1959.
Streifzug durch die Geschichte von Bad Aussee:
1147 Erste urkundliche Erwähnung der Salzgewinnung im Ausseerland.
1280 Die Salzpfannen werden nach Aussee verlegt und über eine hölzerne Soleleitung mit Sole vom Sandling aus versorgt.
1295 „Markt" Aussee
1395 Stiftung der Hallinger - Ausseer Spital mit Spitalskirche zum Heiligen Geist und Pfründnerhaus.
1599 Das protestantische Aussee wird wieder katholisch.
1801 Französische Truppen besetzen Aussee,
1829 Erzherzog Johann heiratet die Ausseer Postmeistertochter Anna Plochi.
1868 Aussee wird offiziell zum „Kurort" ernannt.
1877 Eröffnung der Salzkammergutbahn.
1911 Aussee erhält den Titel „Bad".
1928 Bad Aussee wird dem Gau Oberdonau (Oberösterreich) zugeschlagen.
1942 Die bisher selbstständigen Gemeinden Reitern, Straßen und der
Ortsteil Obertressen der Gemeinde Grundlsee werden zu Bad Aussee
eingemeindet.
1945 Das Ausseerland kommt wieder zur Steiermark.
1952 1. Volksbefragung Österreichs in Bad Aussee über die Gemeindezusammenlegung von 1942, die Eingemeindung bleibt aufrecht.
1994 Bad Aussee wird mit Verordnung der Steiermärkischen Landesregierung vom 22.11.1993 mit 1.1.1994 zur „Stadt" erhoben.
1997 Eröffnung des neuen Kurhauses als Veranstaltungszentrum.
2005 Landesausstellung „Narren und Visionäre" und Eröffnung der Mercedes-Mittelpunktbrücke.
2024 Kulturhauptstadt Europas im Salzkammergut „Die Originale"
Weißes Rößl
Um 1390 errichtet, Marmorwappen aus 1507
Ab 1550 Schneiderei und Schuhmacher, ab 1616 Leinenweberei
1653 erstmals Gastwirtschaft durch Andreas Weikhl
Im Besitz der Familie Milkowitz seit 1927
„Erzherzog-Johann-Brücke" über die Koppentraun
Maria mit Kind auf der „Erzherzog-Johann-Brücke". Nepomuk war keiner zu sehen.
Dirndlwerbung beim Modegeschäft Rastl Gwand
Mauthaus
Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1413.
Nach dem Marktbrand 1543 erst in 1583/1584 neu errichtet.
Seit dieser Zeit in Salinebesitz („Aufhaberhaus"), Sitz der Kontrolleure der Salzverladung und der Mautbeamten.
1879 bis 1972 waren Salinenärzte untergebracht.
Seit 1977 Wohn- und Geschäftshaus
ALTE STEINMÜHLE
Erbaut vor 1500 mit Sgraffito-Dekoration aus der Zeit um 1600
Von 1735 - 1753 im Eigentum Josef Fröhlichs aus Altaussee, Taschenspieler am Hofe August des Starken, Kurfürst von Sachsen.
Meranplatz mit Meranhaus, Altes Bezirksgericht, Pfarrkirche Pauli Bekehrung und Spitalskirche
SPITALSKIRCHE zum HL. GEIST und SALINENSPITAL
Erbaut vor 1395. Gotischer Flügelaltar 1449 von Kaiser Friedrich III. gestiftet.
Fresken aus der Reformationszeit.
Der Hauptaltar der Spitalkirche zu Bad Aussee sollte nicht als
Dreifaltigkeits-, sondern als Allerheiligenaltar angesprochen werden.
Im geöffneten Zustand zeigt er nämlich den Gnadenstuhl umgeben von
Aposteln, Johannes dem Täufer und Engeln ( Mitteltafel) sowie von den
Himmelchören, diese getrennt nach Ordnung und Ständen (Seitentafel).
Gnadenstuhlaltar Sonntagsseite (geöffnet) „Heiliger Beichter“ (li oben)
“Die reinen Jungfrauen Hl. Katharina v. Alexandrien u. Hl. Barbara",
(li unten), „Die heiligen Frauen u. Witwen" (re unten) „Verkündigung",
„Heimsuchung", „Hl. Dorothea" „Weltliche gerechte Menschen" (re oben),
Gnadenstuhl "Unter dem Antlitz auf dem u. Hl. Margarethe" (oben
v.l.n.r.) bzw. „Dreifaltigkeit“ mitte
Die Entstehung des Altarbildes ist mit 1449 aufschriftlich verbürgt,
urkundlich in einem Stiftsbild vom 24. April 1450 nachgewiesen und geht
auf eine Stiftung Friedriechs III. zurück, die vermutlich im
Zusammenhang mit der Einlösung der Hallingerrechte der Saline Bad
Aussee stehen dürfte.
Stilistisch ist das Altarwerk noch stark dem weichen Stil verpflichtet
und zeigt sowohl niederländisch als auch böhmische Einflüsse; es lassen
sich aber bereits auch Anzeichen späterer Ausdrucksformen, nämlich des
schweren, knittrigen Stiles, erkennen. Der Meister der Altartafeln
dürfte auf Grund von Stilvergleichen am ehesten dem Salzburger Kreis
zuzuordnen sein.
Das Spital zum Heiligen Geist und seine Kirche
Städte und Märkte hatten im Spätmittelalter regelmäßig Spitäler, welche
mannigfache Liebestätigkeit an Hilfsbedürftige übten. Für Aussee
bezeugt eine solche Anstalt erstmalig die Urkunde des Haillingers
Heinrich Bochehe von 1395, in welcher er Hab und Gut „auf den
gottesdienst, so man in den new gebauten spital daselbst zu hallten
gedacht," widmete (eine angebliche Erwähnung von 1336 gehört ins Jahr
1436). Bürger Hallinger und die habsburgischen Landesfürsten trugen
durch Stiftungen zum weiteren Ausbau der Anstalt bei, deren soziales
Wirken ein Ruhmesblatt in der Geschichte der Ausseerlandes ist. Von
Anfang an bildete die Altersversorgung der Salinenarbeiter die
Hauptaufgabe.
Die Kapelle sie durfte in jener christlich geformten Zeit in keinem
größeren Spital fehlen - ist dem Heiligen Geist als Helfer und Tröster
der Kranken geweiht. Sie erhielt in ihren vermutlichen Weihejahr 1408
durch die Stiftung der steirischen Landesschreibers Ulrich von
Reicheneck eine Messe an jedem Donnerstag. König Friedrich III.
schenkte ihr 1449 den Hochaltar zur heiligen Dreifaltigkeit, für den im
folgenden Jahr die Hallingerswitwe Barbara Schauereggerin eine tägliche
Messe mit cinem besonderen Kaplan stiftete. Noch vor 1500 erhielt die
Kirche das zweite gotische Tafelwerk von den Vierzehn Nothelfern auf
dem Seitenaltar.
Als die Lehre Luthers auch im Ausseerland durchdrang und die
Pfarrgemeinde im Jahre 1553 den Protestanten Johann Löfferll zum
Pfarrer wählte, suchte König Ferdinand I. durch Stiftung katholischer
Sonn- und Festtagsgottesdienste und Widmung von Messgewändern, Kelchen
und Gesangsbüchern die Spitalskirche zu einer altgläubigen Insel zu
machen. Seinem Auftrag an den Salzverweser Sebastian Tunkl vom 17. Juli
1554 entsprechend, wurde die noch heute zu sehenden Freskomalereien
geschaffen: die einander gegenübergestellten alt- und
neutestamentlichen Heilsereignisse an den Hochwänden, das Jüngste
Gericht über dem Haupttor und der Doppeladler an der Stirnseite der
Kirche. Auch das 1545 als Anbau abgebrannte Salinenspital wurde erbaut
und erweitert. Alle diese Bemühungen des Herrschers sind in der
Inschrift an der Westempore festgehalten. Trotzdem war die
Spitalseelsorge 1568 bereits protestantisch. Wieder wurde die
Spitalkirche Gegenstand des konfessionellen Kampfes, als Erzherzog Karl
II. von Innerösterreich 1589 vergebens ihre Auslieferung an den
katholischen Salzverweser anordnete. Erst 1595 - vier Jahre vor der
Rekatholisierung der ganzen Pfarre - ging sie auf neuerliches
Eingreifen des Landesfürsten Ferdinand II. nach einem erregten Tumult
an die wenigen Katholiken über. Als letzter Rückzugposten der alten
Gläubigkeit und erster Stützpunkt der Gegenreformation hat sie somit
auch besondere kirchengeschichtliche Bedeutung.
Im Gedenkjahr für Erzherzog Johann 1959 ließ die Salinenverwaltung Bad
Aussee den ganzen Inneraum sachgemäß erneuern. Zwei Weihekreuze, das
Bindenschild-Wappen in der Seitenkapelle und die Thomasszene wurde als
gotische Fresken dabei neu entdeckt, die Fresken von 1554 in der
Schönheit ihrer ursprünglichen Farben abgedeckt und wiederhergestellt.
Die in den beiden Weltkriegen verlorenen Glocken wurden ebenfalls durch
neue ersetzt.
MERANHAUS
Aus dem 16.Th. stammender Bau mit Biedermeierfassade.
Ehemalige Poststation u. Geburtshaus von Anna Plochl, späterer Gattin von Erzherzog Johann und Gräfin von Meran.
Altes Bezirksgericht
Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1530.
Ab 1850 K.K. Bezirksgericht 2. Klasse, von 1855 bis 1909 auch Steueramt.
Bis 1984 Gerichtsgebäude, bis 1955 mit Gefängnis
1992 Umbau in Wohn- und Geschäftshaus
Meranplatz mit Spitalkirche und Mauthaus
Links vorne: Alte Schmiede
Bestand seit 1147, mehrere Besitzer und Umbauten.
Gehört zu den ältesten Schmieden Österreichs und war immer Huf- und Wagenschmiede.
Letzter Schmied war Franz Prentner bis 1971, seither zeitweise Nutzung als Schauschmiede.
PFARRKIRCHE ZUM HL. PAUL
Baubeginn vor 1300, Im 15 Jh. durch Chor, Wehrturm u. Seitenschiff erweitert.
Gotische Madonna u. spätgotisches Sakramentshäuschen.
Die Glocke „Kunigunde" wurde von Kaiser Friedrich III gestiftet.
Stadtpfarrkirche Bad Aussee St. Paul - Romanisch-gotische Pfarrkirche
zum Heiligen Paulus (Pauli Bekehrung, 25. Jänner), urkundlich um 1301
genannt. Wuchtiges romanisches Westwerk, eleganter gotischer Chor im
Osten.
Im 15. Jhd. beginnt die spätgotische Bauperiode. Gotische Einwölbung
der romanischen Kirche (1464), Chorturm abgetragen und die Kirche um
zwei gotische Joche erweitert. In dieser Zeit ist der heutige Turm
schon fertig und mit einem Geläute versehen (große Glocke von 1445,
gestiftet von Friedrich II.). Die gotische Bauperiode schließt mit dem
Chor (5/8-Schluß) und dem Sterngewölbe; mit einem südseitigen Anbau
(Frauenkapelle, darunter Armen-Seelen-Kapelle, Sakristei mit darunter
liegendem Karner (1498-1506)).
Die romanische Kirche stand bereits vor 1200. Es war dies eine
2-jochige, flachgedeckte Kirche mit gewaltigem rechteckigen
Chorabschluss als Chorturm. (Fundamente dieses Chores sind unterhalb
des Fußbodens noch vorhanden).
Barocker Annaaltar. Er wurde 1726 als Pest- oder Leopoldsaltar von
Anton von Crollolanza gestiftet. Als 1891 der alte Annaaltar
aufgelassen wurde, hat man das künstlerisch wertvollste Ölbild des
Ausseerlandes entfernt und ein neues Annabild von der Künstlerin
Karoline Schwach malen lassen. Das Leopoldi-Bild von diesem Altar hängt
heute im Pfarrhof und ist wahrscheinlich ein KremserSchmidt (Ende 18.
Jhd.). Die herrlichen Figuren stellen Karl Borromäus, den Apostel
Petrus, den Hl. Josef und den Hl. Antonius von Padua dar. Darstellung
der herrlichen Sonntagberger Dreifaltigkeit.
Angebaute Taufkapelle (1735); neugotischer Taufbrunnen vor dem Altar
(barocke Statuen Zacharias und Elisabeth); Rechts von der Taufkapelle
gute Kopie des Innsbrucker Mariahilfbildes von Lucas Cranach.
Chorabschluss — Bild „Pauli Bekehrung“ (spätbarocker Hochaltar; Statuen
des Hl. Josef und des HI. Antonius von Padua). An der Stirnseite des
Seitenschiffes Florianialtar (1801) mit dem alten Ortsbild von Bad
Aussee.
Klassizistische Kanzel von Fortschegger (1782) am Westpfeiler (Übergang
zum gotischen Mittelschiff); Reliefdarstellungen: Christus als Sämann,
der reiche Fischfang und die Arbeiter im Weinberg des Herrn.
Frauenkapelle (über 7 Stufen erreichbar); Stuck aus der Frühzeit des
Rokoko; zierliche Fresken; zarter barocker Altar mit der „Schönen
Madonna“ (1. Viertel des 15. Jhd.; verwandt mit der Krumauer und der
Hallstätter Madonna); Steingussfigur der Muttergottes mit dem
Kind.
Gotischer Musikchor im westlichen Joch des romanischen Schiffes; die
gotische Stiege führt zum Chor mit der neuen Rieger-Orgel (1983).
Sakramentshäuschen (1523) aus rotem Salzburger Marmor gemeißelt, 10 m
hoch. Noch gotisch im Aufbau, in seinen Verzierungen schon Renaissance.
Der Höhepunkt ist das Gehäuse mit dem Allerheiligsten. Die vordere
Gittertür ist Empire (1821), die hintere noch original-gotisch.
Figuraler Plastikschmuck (Erlöser mit Kreuz, Kelch und Lamm,
prachtvolle spätgotische Madonna, zuoberst der Schmerzensmann, gehörte
ursprünglich wohl nicht zum Sakramentshäuschen). Sockel mit Salzkufen.
Spätgotische Kreuzigungsgruppe über der Sakristei.
Gasthof BLAUE TRAUBE
Erbaut im 15. Jahrhundert als wehrhaftes Bürgerhaus.
Eintragung Peter Roseggers im Gästebuch 1881 und 1887
Spätgotisches Rundbogenportal und Römergrabstein im Flug.
Ferienwohnung "Wohnen Im Klacklhaus"
Skultpur in der Bäckergasse
Hölzlsauerhaus
1481 erbaut, 1533 von Christof Praunfalk gekauft
Ab 1808 im Besitz der Kaufmannsfamilie Hölzlsauer u.a. mit einem Eisenhandel und einer Spedition
Theodor Georg Hölzlsauer war Bürgermeister Von 1886 bis 1892 und von
1901 bis 1908, u.a. auch beim Empfang von Kaiser Franz Josef 1902
Pestsäule/Dreifaltigkeitssäule am Chlymeckyplatz
ADELIGES FREIHAUS
Spätgotischer Bau aus dem 15. Jh.
Sitz der Salzverweser seit dem 16. Jh.
Fresken aus der Zeit um 1520 bis 1540 mit der Darstellung des Hl. Florian, der Anna Selbdritt und des Hl. Sebastian.
Alte Sparkasse
Erbaut in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts als „Hofkasten", also als Lagerhaus für Lebensmittel
Im Jahr 1888 wurde ein neues Bankhaus von der Ausseer Sparkasse im Neu-Renaissance-Stil fertiggestellt.
Von 1964 bis 2011 Politische Expositur (= Filiale) der Bezirkshauptmannschaft Liezen
Altes Forsthaus
Erbaut 1852 mit genutetem Sockel. Damals 13 Förster, 24 Rottmeister, 275 Holzknechte
Forstbetrieb Ausseerland umfasste 47 000 Hektar und beschäftigte bis
zur Zusammenlegung mit den Forstbetrieben Salzkammergut ca. 40
Mitarbeiter
Der Kammerhof
Er wird urkundlich erstmals 1395 als „kleines Haus" erwähnt, stammt
also noch aus der Zeit der Hallinger. Diese tüchtigen Bürger sicherten
sich im 14. Jhdt. erbliche Rechte an den landesfürstlichen
Salzsiedeanlagen. Obwohl das Gebäude im Lauf seiner Geschichte mehrmals
umgebaut und erweitert wurde, ist noch originale Bausubstanz in hohem
Maße vorhanden. Eine 2003 durchgeführte Bauanalyse der Technischen
Universität Wien bestätigt seine bauhistorische Bedeutung. An der Wende
vom 15. zum 16. Jahrhundert erfolgte die Erweiterung an der Nordseite,
doch blieb das Haus damals noch einstöckig.
Seine wertvollsten Bestandteile, die Fenster- und Türgewände aus
heimischem Kalkstein, erhielt der Kammerhof erst im 16. Jahrhundert. Im
frühen 18. Jahrhundert wurde der Grundstein für sein heutiges Aussehen
gelegt. Der Kammerhof war ab dem 15. bis ins 19. Jahrhundert das
wirtschaftliche und politische Zentrum der Region Ausseerland. Als Sitz
der Verwaltung der mächtigen Saline unterstand er der „Hofkammer". Ab
1926 diente er Jahrzehnte lang als Wohnhaus. 1950 beherbergte er schon
ein kleines Heimatmuseum, das im Laufe der Jahrzehnte vergrößert wurde.
Im Zuge der Errichtung des neuen Kurzentrums wurde der Kammerhof im
Jahr 1971 von der Gemeinde Bad Aussee erworben. Alle Nebengebäude
mussten damals abgetragen werden. 2019 wurde mit der Restauration der
Fassaden begonnen. 2021 erfolgte die Restauration der repräsentativen
Südfassade.
KAMMERHOF
Aus dem späten 14. Jhd. stammendes Salzamtsgebäude.
Umbauten im 16. u. 17. Jhd.
Spätgotische Fenster- u. Türgewände aus rotem Fludergraben-Marmor.
Wappenstein u. Kaisersaal erinnern an die Anwesenheit Kaiser Maximilian I. im Jahre 1511
Die Blütezeit der Ausseer Salzwirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert
Knapp vor 1300 wurde die Verlagerung der Betriebsanlagen er-
forderlich, da es für die Pfannen in Altaussee und Lupitsch nicht mehr
genug Brennholz gab. Da man das Brennholz damals nur am Wasserweg
flussabwärts transportieren konnte, errichtete man drei Pfannen
talwärts am Zusammenfluss der drei Traun- flüsse. Nun konnte man auch
die Wälder in deren Einzugsgebiet nutzen. Es entstand der Markt Aussee.
Bald darauf stieß die Leistungsfähigkeit der Salzproduktion erneut an
ihre Grenzen. Große Investitionen waren notwendig: 1319 wurde mit dem
Steinbergstollen (heutiges Schaubergwerk) ein dritter Stollen im
Bergwerk angeschlagen. 1334 wurden zwei Pfannen neu gebaut und
vergrößert. Mit diesen Maßnahmen konnte die Salzproduktion binnen 50
Jahren um das 10-fache auf etwa 9000 t Jahresproduktion vergrößert
werden.
Das Ausseer Salzwesen war zwar im Besitz des Landesfürsten, die Leitung
der verschiedenen Bereiche in Bergbau, Wald und Saline wurde jedoch
Fachleuten anvertraut, die Hallinger genannt wurden. Diese „Salzbarone"
trachteten erfolgreich nach mehr Einfluss und nach wachsenden
Gewinnanteilen. So kam es im 14. Jh. zur schleichenden Privatisierung
des Salzwesens, in der die Gemeinschaft der Hallinger alles dominierte.
Dennoch versorgte das Ausseer Salz auch den Landesfürsten mit enormen
Reichtümern. Für das Jahr 1437 ist belegt, dass die Hälfte (!) der
gesamten Steuereinnahmen des Herzogtums Steiermark vom Ausseer
Salzwesen erwirtschaftet wurde.
1440 wurde der Habsburger Friedrich III., Herzog von Österreich und
Steiermark, zum deutschen König gewählt. Er war der Begründer der
habsburgischen Großmachtpolitik - ein Mann mit ständigem Geldbedarf.
Kein Wunder also, dass er Appetit auf diese „Goldgrube" der Steiermark
bekam, deren Gewinne zu einem großen Teil nicht ihm, sondern privaten
Unternehmern zu Gute kamen. So wurde das Ausseer Salzwesen im Jahr 1449
wie 240 Jahre zuvor - verstaatlicht. Dennoch blieb das Ausseer
Salzwesen weiterhin ein erfolgreiches, exportorientiertes
Industrieunternehmen am damaligen letzten Stand der Technik. Nur ein
weiteres Wachstum - Basis des Erfolges seit 1147 war aufgrund der
begrenzten Ressourcen an Brennholz nicht mehr möglich.
Das Salinenspital und die dazugehörige Spitalkirche waren ver- mutlich eine Gründung der Hallinger.
Die spätgotische, einschiffige Spitalkirche enthält neben anderen
Kunstwerken den Flügelaltar, den Kaiser Friedrich III. den Ausseern
anlässlich der Verstaatlichung 1449 spendete. Das Salinenspital wurde
urkundlich erstmals 1395 erwähnt. Es war für die damalige Zeit eine
äußerst fortschrittliche soziale Einrichtung, die der Alters- und
Gesundheitsversorgung diente und den alten und arbeitsunfähigen
Arbeitern offenstand. Es wurde in den folgenden Jahrhunderten immer
wieder ausgebaut und diente noch bis in die 1950er-Jahre als
Geburtenstation.
Grubenhunt oder Spurnagelhunt
Der Hunt diente zum Transport von Steinsalz im Bergwerk. Er wurde durch einen unten überstehender Nagel in der Spur gehalten.
Die Salzwirtschaft - ein landesfürstlicher Monopolbetrieb
Nach der Entmachtung der einflussreichen Hallinger durch Kaiser
Friedrich III. 1449 unterstand das Salzwesen der „Hofkammer". Es wurde
damit zu einem landesfürstlichen Monopolbetrieb, der im Kammerhof
seinen Verwaltungssitz hatte. Diese Umstellung brachte lange keinen
wirtschaftlichen Vorteil. Fehlende Investitionen in die Pfannentechnik
und die Konkurrenz durch das Halleiner Salz ließen die Produktion
sinken. Für die Arbeiter und ihre Familien brach bittere Not aus, die
länger als ein halbes Jahrhundert lang anhielt.
Erst durch die Reformen Kaiser Maximilians 1. und seines Enkels Kaiser
Ferdinand I. konnte die Produktion im Laufe des 16. Jahrhun- derts
wieder gesteigert werden. Damit verbesserten sich auch die
Lebensumstände der Arbeiter. Die landesfürstliche Selbstverwaltung war
das „Hallamt Aussee". Die Hallamtsordnungen wurden zur Grundlage für
einen modernen Salinenbetrieb und eine ökonomische Waldnutzung. Auch im
Bergwerk gab es Neuerungen. So wurde das „Ablass- werk" eingeführt. Es
löste das arbeitsintensive „Schöpfwerk" allmählich ab.
1563 wurde im Ausseer Ortsteil Unterkainisch an der Kainischtraun die
alte Salinenanlage durch ein neues Sudhaus ersetzt. Für die beiden
Sudhütten in Aussee benötigte man damals 8 Dörrhäuser zum Trocknen des
Salzes. Mit knapp 20.000 t Jahresleistung erreichte die Salzproduktion
zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Erst gegen Ende des 19.
Jahrhunderts war eine weitere Steigerung möglich.
Der Salzverweser war der gesamtverantwortliche Beamte. Er war mit
großer Macht ausgestattet. Der Mautner verantwortete den Salzverkauf.
Die beiden Beamten bekamen einen weiteren Beamten, den Gegenschreiber,
zur Seite gestellt. Für wichtige Entscheidungen musste das
Einverständnis des Gegenschreibers eingeholt werden. Auch
Bergmeister, Pfannmeister, Förster und später noch ein Waldmeister
waren Beamte in leitenden Funktionen. Sie wurden ob ihres technischen
Wissens allseits geschätzt. Die meisten stammten aus dem Ausseerland.
Die hohen Verwaltungsbeamten wie Salzverweser und Mautner kamen meist
nicht aus Aussee. Hans Herzheimer, der tüchtige und technisch
weitblickende Salzverweser (1494 bis 1518), stammte aus Bayern. Er
wurde von Kaiser Maximilian I. zum Verweser berufen.
Rekonstruktion einer Klostersaline Um 1200
Diese mittelalterliche Salinenanlage bestand aus einer Pfanne, einem Solespeicher und zwei Trockenhäusern.
Das Kaiserzimmer
Im Jahre 1442 übernachtete Kaiser Friedrich III auf seiner
Krönungsfahrt nach Aachen in Aussee. Im Dezember 1511 weilte Kaiser
Maximilian im Kammerhof. Die Fenster- und Türgewände aus rotem
Kalkstein wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vom Ausseer
Steinmetzmeister Engelprecht angefertigt. Um 1740 ließ der Salzverweser
Matz von Spiegelfeld den bis dahin durchgehenden Gewölberaum im ersten
Stock unterteilen. Der südseitig gelegene Raum wurde sodann
„...glänzend ausgestattet, um die hochfreiherrlichen Gnaden zu
beherbergen". So entstand das „Kaiserzimmer" mit seiner eindrucksvollen
Wandmalerei. Dabei musste der heute unbekannte Maler die
landesfürstlichen Produktionsstätten des Salzes darstellen, war doch
der Salzverweser der mächtige Verwalter der landesfürstlichen Saline -
mit seinem Amtssitz im Kammerhof.
Die vier Bildfelder zeigen
den Markt Aussee mit dem Holzrechen und den Salinenanlagen am Zusammenfluss der beiden Traunflüsse,
Altaussee mit der Seeklause und den Salzberghäusern im Hintergrund,
den Holztransport mit Holzriesen und Triftbächen bis zum Holzrechen und
die Fischerei am Grundlsee.
Die Wände des Kaiserzimmers wurden später mit Schablonenmalerei
überdeckt (Foto am Kamin). 1961 ließ das Bundesdenkmalamt die alten
Wandmalereien freilegen und 2012-2015 restaurieren.
Vom ausgehenden 13. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war
der Markt Aussee ein Zentrum der Salzindustrie. Durch Hochwässer,
Brände, Reformation und Gegenreformation erlitt die florierende
Wirtschaft des Marktes immer wieder Rückschläge. 1868 wurde Aussee zum
Kurort. In den Sanatorien gab es Kuranwendungen, die überwiegend auf
der Heilkraft des Salzes beruhten. 1877 wurde die Salzkammergutbahn
eröffnet. Damit erfolgte der Anschluss an das internationale Bahnnetz.
Gleichzeitig mit dem Kurbetrieb entwickelte sich auch der
Fremdenverkehr. Durch die Hochzeit von Erzherzog Johann mit der Ausseer
Postmeisterstochter und durch die vielen Bergwanderungen des Erzherzogs
war Aussee in weiten Kreisen bekannt geworden. Personen aus dem
Hochadel, Politiker, Wissenschaftler und zahlreiche Künstler besuchten
das Ausseerland. Mit der steigenden Zahl der „Sommerfrischler"
veränderte sich auch das Ortsbild. Ein Kurzentrum entstand. 1911 wurde
Aussee der Titel „Bad" verliehen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Aussee als Teil der
„Alpenfestung" Rückzugsgebiet für NS-Regierungsstellen,
Wehrmachtstruppen und Exilregierungen. Große Kampfhandlungen und
Bombenschäden blieben dem Ausseerland erspart. Am 1. Jänner 1994 - ca.
700 Jahre nach der Markterhebung - wurde Aussee zur Stadt erhoben.
DAS AUSSEERLAND - VON DER KURREGION ZUR TOURISMUSDESTINATION
Mit dem Tourismus entstand im 19. Jhdt. ein neuer Wirtschaftszweig,
der die Salzgewinnung zunehmend als wichtigsten Wirtschaftsfaktor
ersetzte. Zunächst waren es Kranke, die mit Solekuren Heilung ihrer
Leiden suchten. Die schöne Landschaft zog aber auch Adelige an, die
hier ihre Sommerfrische verbrachten. Zugleich wurde die Bergwelt als
neues Reiseziel entdeckt. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz machte das
Ausseerland im ausklingenden 19.Jhdt. auch für breitere Gästeschichten
bequem erreichbar. Hotels und Infrastruktur mussten den Erfordernissen
der steigenden Gästezahlen angepasst werden. Der 1. Weltkrieg bereitete
dem Boom ein Ende.
Mühsam wurde der „Fremdenverkehr" nach 1918 erneut aufgebaut und bald
konnte man wieder an die Nächtigungszahlen während der Monarchie
anschließen. Doch die Weltwirtschaftskrise ließ die Konjunktur wieder
einbrechen. Zwar brachte der „Anschluss" 1938 einen kurzen Aufschwung
durch gelenkten Erholungstourismus, doch der 2. Weltkrieg beendete
jegliches Reisen. Ab den 1950er Jahren kamen die Gäste wieder, jedes
Jahr stieg die Zahl der Besucher. Die Aufenthaltsdauer sank jedoch und
die Nachfrage änderte sich, sodass in den 1990er Jahren zur
Neupositionierung und besseren Vermarktung Tourismusdestinationen wie
das „Ausseerland-Salzkammergut" entstanden.
Lebendige Tracht
Das Ausseerland ist für seine regionaltypische Bekleidung weitum
bekannt. Anderswo würde man von „Tracht" sprechen, doch die Ausseer
bezeichnen ihre Kleidung schlicht als „G'wand" und drücken damit aus,
dass es nichts Museales an sich hat, sondern auch im Alltag getragen
wird. Die heute als „ausseerisch" bezeichnete Tracht entwickelte sich
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus älteren Trachtenformen.
Die adeligen und bürgerlichen Sommerfrischler hatten wesentlichen
Anteil daran. Ihnen gefiel das G'wånd der Einheimischen, aber sie
ließen auch eigene Vorstellungen in die Gestaltung der alten Ausseer
Tracht einfließen.
Dank einer breiten Palette an Stoffen präsentiert sich die Ausseer
Tracht heute bunt und vielfältig, ist dabei aber stets als
„ausseerisch" erkennbar. Damit erfüllt sie eine wichtige Voraussetzung,
um als lebendiges Volksgut anerkannt zu werden.
Trachtenhandwerk
Das Ausseer Dirndl und der Ausseer Spenser sind charakteristische
Bestandteile der Ausseer Tracht. Mehrere im Ausseerland beheimatete
Trachtespezialisten und Maßschneidereien arbeiten nach traditionellen
Vorlagen, die sie zeitgemäß und individuell umsetzten. Auch die
kunstvoll bestickte Lederhose gehört zum Ausseer Männerg'wånd. Die Art
der Stickerei und die Anzahl der Nähte zeigen die typische
„Handschrift" der Ausseer Lederhosenmacher.
Die Ausseer Handdruck-Manufakturen sind für ihre Kunst des Stoff-Handdrucks weitum bekannt.
Während die Tradition des Ausseer Handdrucks im vorigen Jahrhundert
ihren Ausgang nahm, wird der beliebte Ausseer Hut in einer Ausseer
Hutmacherei hergestellt, die schon im 16. Jhdt. gegründet wurde. Der
handgefertigte Schuh nach Maß, erzeugt in einer heimischen
Schuhmacher-Werkstätte, gibt dem Männerg'wånd die richtige Note.
Trachtenschmuck aus Silber ist für das Ausseer G'wånd unverzichtbares
Beiwerk. Er wird heute noch in zwei heimischen Gold- und
Silberschmieden in Handarbeit angefertigt.
Produkte verschiedener Handwerker aus Bad Aussee
Stoffdruck mit Modeln
Das Wort Model - abgeleitet vom lateinischen Wort modulus, was soviel
wie Maß, Vorbild oder auch Form bedeutet - steht hier für
Zeugdruckmodel, die zur seriellen Vervielfältigung von Mustern dienen,
die auf Textilien aufgebracht werden sollen. Damit hat sich der Mensch
ein Hilfsmittel geschaffen, das Muster, welches der Model darstellt,
beliebig oft zu reproduzieren. Man unterscheidet Druckmodel und
Hohlmodel. In Letztere wird die zu formende Masse hineingedrückt, um
ihr eine plastische Form zu geben. Der Model selbst stellt das Negativ
der darzustellenden Form dar (Lebzelten, Wachs, ...).
Der Gebrauch von Modeln ist bereits aus dem 15. Jh. v.Chr. bekannt.
Damit war die Möglichkeit einer vielfältigen Gestaltung von Geweben
gegeben. Farbe und Form waren ein weiteres Gestaltungselement. Im
Mittelalter erlebte der Zeugdruck eine Hochblüte, jedoch verlor er im
16. und 17. Jh. an Bedeutung. Mit der beginnenden Industrialisierung
und der Entwicklung neuer billigerer maschineller Drucktechniken,
geriet er in Vergessenheit. Erst im 20. Jh. wurde diese Drucktechnik
wieder entdeckt. Der Trachtenbereich nahm sich dieses Kunsthandwerkes
besonders an. Die hier gezeigten Model entstammen der Sammlung Wöll.
Schmuck
1873 gründete August Elßenwenger den ersten Gold- und
Silberschmiede-Betrieb im Ausseerland, der ganzjährig mit einem
Verkaufsgeschäft geführt wurde. Die steigende Nachfrage nach
individuellem, handgeschmiedetem Schmuck war vor allem durch die
adeligen und bürgerlichen Sommerfrischler bedingt. Ihnen gefiel das
G'wånd der Einheimischen und sie konnten sich den Schmuck auch leisten.
In der Zwischenkriegszeit entwickelte Franz Elßenwenger eine
Trachtenschmuck-Kollektion nach bäuerlichen Schmuck-Motiven des
Volkskundlers Hans Gielge. Dieser Silberschmuck fand wegen seiner
Leistbarkeit und Gefälligkeit weite Verbreitung und wird heute noch in
der Gold- und Silberschmiede Elßenwenger hergestellt.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab der alte Meister seine
handwerklichen Fahigkeiten an seine Tochter Auguste und seine
Mitarbeiter Leopold und Margarete Steiner weiter. Das Ehepaar Steiner
gründete 1968 einen eigenen Betrieb. Die Goldschmiede Steiner wird nun
schon in der dritten Generation sehr erfolgreich geführt. Ihr
handgefertigter Trachtenschmuck und der jagdliche „Grandl"-Schmuck
zeugen von Kreativität und Feingefühl. Auch individuelle Wünsche
fließen in die Herstellung des Trachtenschmucks ein, wobei die „Ausseer
Herkunft" stets erkennbar bleibt.
Das historische Bauen im Ausseerland
Vom frühen 13. bis in das späte 20. Jhdt. war das Salzkammergut vom
Salzwesen, also der Saline, abhängig und im Besitz des Landesfürsten
bzw. des Staates. Die meisten Männer arbeiteten für die Salzproduktion
und lebten mit ihren Familien außerhalb des Marktes Aussee. Ab Mitte
des 15. Jhdts. bis zur „Bauernbefreiung" um 1850 bestimmte die
Salinenverwaltung das Bauwesen und die Vergabe von Baugründen an ihre
Arbeiter, somit auch das Siedlungsbild im Ausseerland. Um die Mitte des
19. Jhdts. eroberte die Sommerfrische auch das Ausseerland. Adelige und
kapitalkräftige Wiener Bürger errichteten Sommervillen, wodurch auch
der „Schweizerhaus-Stil" mit seinen Veranden und seinem
Laubsäge-Zierrat Einzug in die Bauart des Ausseerlandes hielt. Gegen
Ende des 19. Jhdts. entstanden auch Villen im Heimatstil.
Im vorigen Jahrhundert bauten die meist in Staatsdiensten stehenden
Arbeiter Häuser nach einem zeitlich sich ändernden Grundtypus. Diese
Arbeiter-Baukultur ist auch heute noch in der Landschaft erkennbar. Im
letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts entstanden große Anlagebauten
und Einfamilienhäuser in willkürlicher, verwechselbarer Bauart, bis
Anfang der 80er-Jahre mit den ersten nach traditionellen Vorgaben
gebauten Häusern ein neuer Trend eingeleitet wurde. Das „Neue Ausseer
Haus" kann durch größere Sensibilität für gewachsene Bauformen und
landschaftsgerechtes Bauen charakterisiert werden.
Ausseer Lebensmuster - KLINGENDES LEBEN
Wie überall ist das Leben der Menschen auch im Ausseerland mit Musik und Gesang verbunden. Hier gibt es einige
Spezialitäten, von den Sprücherln der Kinder im Fasching und beim
„Glöckeln" (5. Jänner) bis zum mehrstimmigen Jodeln als besonders hoch
entwickelte Kunst. Zahllose Lieder, „einheimische" und „auswärtige",
begleiten den Alltag und die Feste der AusseerInnen. Viele wurden auch
aufgezeichnet. Unter den geistlichen Liedern sind die Kreuzweglieder
von St. Leonhard Zeugnisse von großer historischer Tiefe.
Im weltlichen Bereich gab es schon im 19. Jahrhundert begnadete
Liederdichter und Sänger wie den Lupitscher „Bachwirt" oder den Wiener
Biedermeierliteraten Alexander Baumann. Sie haben zahlreiche „Ausseer"
Lieder hinterlassen, denen sich später der Heimatforscher Hans Gielge
mit seinen Eigenkompositionen angeschlossen hat. Der Ausseer
Ausnahme-Geiger German Roittner verstand es vortrefflich, die heimische
Tanzüberlieferung den Feierbedürfnissen adeliger Gesellschaften
anzupassen. Er musizierte gerne mit dem Zitherspieler „Bräumichl".
Heute wird Volksmusik oft von Chören, Gesangs- und Musikgruppen
vorgeführt. Aber auch die „Faschingbriefe" der „Maschkeragruppen"
halten die Kunst des Singens und Liederdichtens lebendig, ebenso wie
die vielen „Gstanzlsänger", die man bei Tanzveranstaltungen oder am
Wirtshaustisch hören kann.
BRAUCHTUM - Rituale im Jahreslauf
Glaube und Aberglaube prägten die Entstehung vieler Bräuche im Alpenraum. Dass im Ausseerland vieles erhalten
blieb, das anderswo schon vergessen wurde, hat mit der besonderen
Sozialstruktur dieser Region zu tun. Sie war über Jahrhunderte von der
Salzproduktion geprägt. Die Ansiedlung von „Auswärtigen" und die
Abwanderung der ansässigen Bevölkerung war nicht erwünscht, was die
Entstehung einer relativ homogenen Bevölkerung förderte. Diese hatte
ein zwar bescheidenes, aber durch harte Arbeit gesichertes Einkommen.
Diese Lebenssituation machte es der Bevölkerung möglich, ihren Dialekt,
ihre Musik, ihre Tracht und ihre Bräuche zu entwickeln und zu bewahren.
Die Bevölkerung des Ausseerlandes liebt ihre gewachsene Volkskultur.
Traditionsbewusst lebt sie ihr Brauchtum, das Höhe- und Haltepunkte in
einem zunehmend schneller werdenden Jahresablauf schafft.
KRAMPUS
Am Abend des 5. Dezember sind die „Miklon" unterwegs. Das ist der
Sammelbegriff für alle Gestalten, die den Bischof begleiten:
Graßteufel, Habergoas, diverse andere Pelzteufel sowie das rote und das
schwarze Gangerl.
Es gibt die verschiedensten Krampuspassen, die vom Bischof von Haus zu
Haus geführt werden und die braven Kinder beschenken. Die hier
gezeigten „Kramperln" gehören der „Traninger-Pass" an, die die Fa.
Traninger dankenswerterweise über das Jahr zur Verfügung stellt.
Die Trommelweiber - Lustig und laut
In altmodische Nachtgewänder gehüllt, ziehen Trommelweiber am
Faschingmontag und am Faschingdienstag lärmend durch den Ort. Sie
trommeln im vorgegebenen Rhythmus oder schlagen zwei Tschinellen
gegeneinander, musikalisch gestützt durch eine ebenfalls in Weibergwand
gehüllte Trommelweibermusik, die mit bewundernswerter Konsequenz den
Ausseer Faschingmarsch spielt. Mann trägt eine Schlafhaube, eine Maske,
einen Kittel und eine Schürze. Eine weiße Bluse verdeckt den
ausgestopften Busen.
Markter - und Arbeiter-Trommelweiber
Die Markter Trommelweiber dürften ihre Gründung der Existenz von
Männerbünden im 18. Jhdt. verdanken, weshalb auch ihr Auftritt reine
Männersache ist. Längst geht es nicht mehr um die Vertreibung der bösen
Geister, vielmehr ist es die (männertypische) Freude am gemeinsamen
Krawall und der feuchten und wurstigen Labung, die ihnen an zahlreichen
Plätzen zu Teil wird, wenn sie am Fasching-Montag durch das Ortszentrum
ziehen. Einst war Salinenarbeitern und Holzknechten die Teilnahme am
Aufmarsch der (bürgerlichen) Trommelweiber verwehrt. Deshalb gründete
die Arbeiterschaft 1928 die „Ausseer Arbeiter-Trommelweiber".
Armbrustschütze (Stahelschütze) mit Zieler und Schützenmusi
Bereits Ende des 15. Jahrhunderts sind Schützengesellschaften
nachweisbar, obwohl ihr Ursprung wesentlich weiter zurück liegt. Damals
wurde nur mit der Armbrust, im Salzkammergut „Stahel" genannt,
geschossen. 1569 wurde von Kaiser Maximilian II auch das
Büchsenschießen genehmigt. Das Schießen verfolgte keine militärischen
Ziele, sondern diente der Unterhaltung. Das Schützenwesen ist eng mit
dem Salzwesen verbunden. Den Schützengesellschaften wurde ursprünglich
Unterstützung (Vortl) in Form von Salz von der Obrigkeit gewährt,
später wurden sie mit Geld gefördert. Es durfte nur auf genehmigten
Schießstätten geschossen werden, wobei es den Beamten des Berg- und
Hüttenwesens und den Bürgern des Marktes Aussee vorbehalten war, sich
damit zu vergnügen.
Neben den genehmigten und mit Privilegien ausgestatteten Schießstätten,
an denen mit Büchsen geschossen wurde, gab es sogenannte
Winkelschießstätten, die bei Landgasthäusern standen. Hier schossen
Arbeiter und Kleinbauern auf der (lautlosen) Armbrust, um nicht
entdeckt zu werden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden diese
Schießstätten legalisiert. Im Ausseerland existieren heute noch einige
Schützengesellschaften. Es wird sowohl mit Armbrust als auch mit Büchse
geschossen.
Die hier aufgestellte Schießstätte mit Schütze und Zieler wurde dem
Museum von den Eselsbacher Stahelschützen, der ältesten
Armbrustschützengesellschaft des Salzkammergutes, zur Verfügung
gestellt. Diese Gesellschaft bewahrt bis heute das Brauchtum des aus
dem Mittelalter stammenden Schützenwesens. Der Zieler kontrolliert die
Schüsse und ordnet die Schützenscheiben dem jeweiligen Schützen zu. Da
er sich in der Nähe der Scheibe aufhält und Unfälle vermeiden muss, ist
er auffallend in weiß und rot, ähnlich einem Harlekin, gekleidet. Die
Schützenmusik besteht im Salzkammergut aus zwei Schwegeln und einer
Trommel. Mit ihren alten Schützenweisen sorgt sie für einen stilvollen
musikalischen Rahmen.
DER FASCHING
stellt den Höhepunkt des Winterbrauchtums dar. Nicht umsonst spricht
man von den heiligen drei Faschingtagen". Trotz der verschiedenen
agierenden Gruppen kann man ihn nicht als künstlich geschaffene
Organisation sehen, sondern als improvisierte Ausführung plötzlich
auftauchender Ideen, die auf lokale Begebenheiten oder das
Weltgeschehen Bezug nehmen und diese parodieren. Ausschlaggebend für
einen guten „Maschkara" sind eine originelle Idee für die Verkleidung
und - besonders wichtig - ein gutes Mundwerk!
PLESS
So bezeichnet man die vermummten Gestalten, die mit einem Korb als
Kopfschutz und einem „Fetzenstock" bewaffnet durch den Ort laufen. Die
Schulkinder, vor allem die Buben, versuchen sie mit Schneebällen zu
vertreiben. Die Pleß wehren sich mit ihrem Fetzenstock, den sie in die
um diese Jahreszeit häufigen Wasserlacken eintauchen.
FLINSERL
Erstmals Ende des 18. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, sind die
Flinserl fester Bestandteil der Umzüge am Faschingdienstag. Sie treten
in einer großen Gruppe, aber meist paarweise auf, begleitet von der
Flinserlmusi und dem „Zacheri", der mit seinen, an einem Stock
befestigten Schweinsblasen, dafür sorgt, dass die Flinserl durch den
Ort ziehen können. An Stellen wo die Schuljugend lautstark überlieferte
Vierzeiler, genannt Flinserlsprüche aufsagt, wird Halt gemacht und als
Belohnung Nüsse in die Kindermenge geworfen.
Faschingtag, Faschingtag,
Kimm na bald wieder
Wann ma koa Geld nit haben,
Stehin ma an Widda.
Wann ma koan Widda kriagn,
Stehln ma an Ah (weibliches Schaf)
Dann san die drei Faschingtag
Gar sövü hra.
FISCHER
Der Fischer, der an seiner Angelschnur statt des Köders ein Zuckerl
hängen hat, welches die Kinder mit dem Mund „fangen" müssen. Er tritt
meist gleichzeitig mit den Flinserin im Areal des Kurparkes auf.
DIE AUSSEER TRACHT - Identifikation mit der Region
Das Ausseerland ist wegen seiner regionaltypischen Bekleidung weitum
bekannt. Anderswo würde man von „Tracht" sprechen, doch die Ausseer
bezeichnen ihre Kleidung schlicht als „G`wand" und drücken damit aus,
dass es selbstverständlich ist, sie auch im Alltag zu tragen. Dank
einer breiten Palette an Stoffen präsentiert sich das Ausseer G`wand
heute bunt und vielfältig, ist dabei aber immer als „ausseerisch"
erkennbar. Es gewährt auch die Möglichkeit der individuellen
Gestaltung. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um als lebendiges
Volksgut anerkannt zu werden.
Günstige Umstände halfen mit, Aussee zu einem Inbegriff alpenländischer
Trachtenkultur werden zu lassen: Im 19. Jhdt. waren es die adeligen und
bürgerlichen Sommerfrischler und Sommerfrischlerinnen, die in der
Romantisierung des Landlebens Gefallen an der einfachen Kleidung der
Bauern und Arbeiter fanden. Zu Beginn des 20. Jhdts. legte der Wiener
Textilfabrikant Konrad Mautner eine umfangreiche Trachtensammlung an.
Seine Bemühungen um die Erhaltung der Ausseer Volkskultur wurden von
dem gebürtigen Ober-Österreicher Hans Gielge fortgesetzt. Der wertvolle
Trachtenfundus des Ausseer Kammerhofmuseums stammt zum Teil aus der
Trachtensammlung Konrad Mautners und wird laufend durch Schenkungen
erweitert.
Steirisch tanzen
Im Ausseerland werden die traditionellen Tanzformen bei verschiedenen
Bällen und Tanzfesten heute noch gepflegt, was man steirisch tanzen
nennt. Steirisch getanzt wird am Pfarrball und beim Grundlseer
Schützenball, vor allem aber beim Steirerball am Faschingsamstag.
Früher muss allerdings die Tanzfreude unvergleichlich größer als heute
gewesen sein; auch bei kleineren Tanzereien, zu Neujahr, zu Stefani
(26. Dezember), bei Almtänzen und Schützentänzen, am Kirchtag oder bei
Hochzeiten tanzten die jungen Leute nicht selten bis in die frühen
Morgenstunden. Zum Repertoire gehört neben dem Steirer der aus
Oberösterreich eingewanderte Landler, wie auch die drei Schleunigen,
ein auf das Mittelalter zurückgehender Kettentanz, der sich vor allem
unter den Bergleuten und im Schützenwesen erhalten hat. Dazu kommen der
Wåldhansl, der Schottische, Kleinformen wie der Siebenschritt oder das
Hiatamadl (Hütermädchen), sowie Walzer und Polka.
Der Steirer gehört zur Gattung Ländler, die sich im
süddeutsch-alpenländischen Raum seit dem 17. Jahrhundert entwickelt
hat, und wurde um 1800 zum Modetanz. Damals wurde der Steirer sogar als
Styrienne in Paris getanzt. Kennzeichnend für den Steirer sind
die reizvollen Armfiguren der Tanzpaare, die sich als fließende
Bewegungen aus den Drehungen und Umkreisungen von Frau und Mann ergeben.
Zu den Besonderheiten des Ausseerlandes gehört das während des
Tanzverlaufes praktizierte Gstanzlsingen und Paschen (Klatschen), zu
dem sich die Männer und Burschen ohne ihre Partnerinnen zu einem
eigenen Kreis zusammenstellen. Die Gstanzln (gereimte Einstropher)
werden von einem Vorsänger angestimmt und von allen gemeinsam
mehrstimmig fortgesetzt; das Paschen führt die ganze Gruppe in
komplizierten Rhythmusmustern aus. Singen und Paschen ist auch ohne
Tanz eine beliebte Unterhaltung am Wirtshaustisch. Die meisten
Steirermelodien wurden im Lauf der Geschichte von praktizierenden
Tanzgeigern erfunden; niemand weiß, wieviele es sind.
Der hl. Nepomuk steht an der Brück Pratergasse.
Evangelische Jesuskirche an der Hugo-Cordignano-Promenade
Bad Aussee Bahnhof
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun:
Kammerhof Museum in Bad Aussee, August 2024: