Hundertwasserkirche

Pfarrkirche Bärnbach hl. Barbara, September 2023

Errichtet wurde die Kirche in den Jahren 1948–1950 nach Plänen von Architekt Karl Lebwohl. 1987/88 erfolgte die Neugestaltung des Gebäudes und seiner Umgebung nach einem Konzept von Friedensreich Hundertwasser (1928–2000). Die ursprünglich schlicht und streng gestaltete Kirche wurde durch rundliche Gliederungen an den Eckpunkten des Gebäudes gebrochen. Kunstvolle Keramikmosaike und farbig abgesetzte Putzflächen sowie ein bunt gestaltetes Ziegeldach mit vergoldeten Kugeln und Turmzwiebel sind die wesentlichen Elemente. Im bewusst schlicht gehaltenen Kircheninnenraum findet man Arbeiten verschiedener Kunstschaffender: Otto Brunner, Friedrich Ehrbar, Rudolf Pointner, Zvonka Požun, Erwin Talker, Gustav Troger, Franz Weiß und Kurt Zisler. Höhepunkte bilden die Arbeiten von Hundertwasser in der Altarnische und beim Taufbecken. Unregelmäßig geformte Gehflächen des Prozessionsweges um die Kirche mit zwölf Torbögen runden den Gesamteindruck ab.

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Erbaut wurde sie in den 50er Jahren. Damals war die Gegend um Bärnbach Zentrum des Kohle-Bergbaues und daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Kirche der Heiligen Barbara, Schutzheilige aller Bergleute, geweiht ist. Mit der Geschichte des Bergbaues ist auch die Glaserzeugung eng verbunden.

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In den Jahren 1987/88 hat der bekannte österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser die ursprünglich eher schlichte Kirche zu einem Kunstwerk umgestaltet. Heute ist das auffällige Gotteshaus ein nicht mehr wegzudenkendes Architekturdenkmal, welches zum Kunst- und Kulturschatz der Steiermark gehört und viele Besucher aus dem In- und Ausland anzieht.

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Unzählige Farben spiegeln sich in der St.Barbara Kirche wider. Kunstvolle Keramikmosaike, farbig abgesetzte Putzflächen sowie ein bunt gestaltetes Ziegeldach mit vergoldeten Kugeln und Turmzwiebel fallen ins Auge. Der Prozessionsweg rund um die Kirche hat ganz im Stile Hundertwassers eine unregelmäßig und teils wellig geformte Gehfläche und zwölf Torbögen. Diese symbolisieren die zwölf Weltreligionen und setzen mit deren Symbolen eine Geste der Ökumene, des Dialogs aller Konfessionen und der Toleranz aller großer Religionen. Der eher schlichte Innenraum der Hundertwasserkirche lädt zu Stille und Gebet ein und zeigt Werke von heimischen Künstlern. Die goldene Kuppel wurde im Jahr 2016 saniert und erstrahlt jetzt in neuem Glanz.

Taufbecken mit der von Hundertwasser gestalteten Spirale aus buntem Glas

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In der Apsis hängt ein großes hölzernes Altarkreuz, das von Franz Weiss bereits für den Neubau der Kirche geschaffen worden war. Im Zuge der Umgestaltung wurde die von Weiss gefertigte Figur des Gekreuzigten gegen eine überlebensgroße barocke Christusfigur aus der Kirche am Heiligen Berg ausgetauscht. Diese ist ein Werk von Philipp Jakob Straub und stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der von Weiss gefertigte Christuskorpus wurde in die Kapelle in der Peter Leitner-Siedlung gebracht. Umgeben ist das Altarkreuz von einem von Friedensreich Hundertwasser gestalteten Strahlenkranz mit 21 Strahlen. Diese Strahlen aus weißem Marmor, mit Gold und Silber überzogenen sowie gelben, silbrigen, weißen und schwarzen Keramiken sind an den Rändern der Apsis dunkel und werden zum Kreuz hin heller.

Altarkreuz mit dem von Hundertwasser gestalteten Strahlenkranz

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Der eingezogene Chor hat ebenfalls eine Decke mit flacher Wölbung und ist gegenüber dem Langhaus um drei Stufen erhöht. Die Altarwand an der Nordseite war ursprünglich flach, ehe Friedensreich Hundertwasser eine rechteckige Apsis anbaute. Diese ist gegenüber dem Chorraum um eine Stufe erhöht. Durch eine Rundöffnung an der Decke sowie durch je zwei rundbogige Fenster an der Ost- und Westseite der Apsis fällt Licht in den Chorraum. Mehrere schmale Hochkantfenster an der Ostseite schaffen stilistisch eine Verbindung zur Werktagskapelle. Auf dieselbe Weise wird an der Ostseite eine Verbindung zur Sakristei hergestellt. Seitlich der Apsis sind zwei kleine Nischen für das Tabernakel sowie zur Aufbewahrung des Evangeliums in die Nordwand des Chores eingelassen.

Vier der von Kurt Zisler gemalten Bilder an der Brüstung der Empore

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„Du bist mein geliebter Sohn." Mk 1,11

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Das einschiffige Langhaus wird von einer Holzdecke mit flacher Wölbung überspannt. Die Langhausfenster sind auf der Innenseite rechteckig. Die Empore im südlichen Teil des Langhauses ruht auf zwei Rundsäulen und hat einen vorspringenden Mittelteil. Links und rechts des Kirchenportals führt je eine Treppe hoch zur Empore, über die man durch eine Tür hinter der Orgel das Turminnere betreten kann. Unter der Empore befinden sich im Westen die Taufnische mit geschwungener südlicher Wand sowie im Osten eine Nische für die Beichtstühle. Durch eine Tür an der Ostseite des Langhauses kommt man in die Sakristei, durch eine an der Westseite in den Vorraum der Werktagskapelle.

Langhausfenster mit Darstellung der heiligen Barbara von Franz Weiss
und von Rudolf Pointer gemalte Kreuzwegbilder

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Das 1948/1949 von Franz Weiss gestaltete Tabernakel steht in einer Nische links vom Altarkreuz. Seine Türen zeigen in getriebenem Kupfer als Symbole für die eucharistischen Gaben Wein und Brot links einen Kelch mit einer Weintraube und rechts eine von einem Strahlenkranz umgebene Hostie sowie darunter drei Getreideähren. An den beiden Seiten der Nische ist je eine 1999 von Zvonka Požun geschaffene Glasmalerei eines Engels angebracht.

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Die Nische rechts vom Altarkreuz dient als Evangeliumsnische. Sie wurde von Weiss mit drei Hinterglasmalereien mit vergoldeten Rahmen gestaltet. An der Rückseite der Nische ist unter den Händen Gottvaters eine Darstellung des Heiligen Geistes in Gestalt der Taube angebracht. An den beiden Laibungen der Nische stehen die Namen der vier Evangelisten.

Den Volksaltar und den Ambo schuf der Grazer Künstler Erwin Talker anlässlich des Kirchenumbaus. Beide Werke sind einfache Glasquader, die angelehnt an die Zahl der Apostel mit zwölf verschiedenfarbigen Schichten von Erde, Sand und Kohle gefüllt sind. Die unterste Schicht bildet weißer Quarzsand vom Heiligen Berg bei Bärnbach, die Braunkohle sowie die zehn Erdschichten stammen aus den Tagebauen der Umgebung. In das Zentrum des Altars sind im Sinne der symbolischen Ordnung der vier Weltgegenden nicht sichtbar vier weitere Erdproben vergraben, die aus Israel, dem Vatikan, Kiew und Dachau stammen. Laut Talker fiel die Wahl auf diese Orte, weil sie jeden Christen betroffen machen und ihn auffordern sollen, über die menschliche Natur nachzudenken. Die vier aus Glasstäben zusammengesetzten Kerzenständer im Altarraum entwarf der weststeirische Künstler Friedrich Ehrbar. Sie sind um den Volksaltar angeordnet. Vor den Stufen zum Chor stehen zwei Betstühle.

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Im Zuge der Neugestaltung der Kirche 1987/1988 wurde die Neuanschaffung einer Orgel beschlossen. Die neue Orgel mit Rückpositiv, zwei Manualen, Pedal, 21 Registern, 1340 Pfeifen und mechanischen Schleifladen baute 1994 Rieger Orgelbau.

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Der Vorraum der Werktagskapelle wurde von Friedensreich Hundertwasser frei gestaltet und wird deshalb auch als „Hundertwasser-Raum“ bezeichnet. In dem unebenen Fußboden sind symbolisch die vier Himmelsrichtungen, die fünf Kontinente, ein Kreuz, die Sonne, eine Krone sowie ein Mensch dargestellt.

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Die Werktagskapelle war ursprünglich als Taufkapelle gedacht, nach einiger Zeit erwies sich ihre Lage aber für diese Funktion als ungünstig. Die Kapelle hat an der Nordseite fünf schmale Farbglasfenster sowie durch mehrere schmale Hochkantfenster an ihrer Ostseite eine stilistische Verbindung zum Chorraum.

Die fünf Buntglasfenster an der Nordwand der Werktagskapelle wurden 1950 von Otto Brunner im Auftrag der Glasfabrik Adolf Körbitz gestaltet. Die drei mittleren zeigen Maria und die beiden Heiligen Florian und Georg. Gerahmt werden sie von zwei Fenstern mit Darstellungen der Ecclesia und Synagoge, wobei die Figur der Synagoge statt verbundener Augen sich die Hände vor das Gesicht hält.

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Der Altar in der Werktags- oder Wochentagskapelle wurde von Gustav Troger aus 690 grünlich durchscheinenden quadratischen Glasplatten gefertigt. Diese Glasplatten liegen auf einer Stahlplatte und sind auf 15 Stäbe aus nichtrostendem Stahl aufgefädelt. Rund um den Altar sind die Sitzbänke angeordnet. Hinter dem Altar, in der Rundung der westlichen Wand, hängt ein barockes Bild einer Pietà. Es wird von vier Bildern der Evangelisten gerahmt, die an orthodoxe Ikonen erinnern.

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In der Kapelle steht auch das von Hundertwasser gestaltete Kirchenmodell, mit dem er seine Pläne vorstellte.

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Die Kirche wird von einem Park umgeben, der Teil der von Friedensreich Hundertwasser geschaffenen Gesamtgestaltung der Pfarrkirche ist. Ein Weg führt durch den Park und rund um die Kirche. Im Norden schließt der Pfarrgarten an den Park an.

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Durch den Park und rund um die Kirche verläuft ein unebener und unregelmäßig gepflasterter Prozessionsweg, der durch zwölf Torbögen führt. Bei der Pflasterung des Prozessionsweges ließ Hundertwasser nicht ausdrücklich gedeutete, von den Pflasterern frei gewählte Symbole einarbeiten. So legte der Pflasterer Wolfgang Pliessnig etwa ein weißes Fragezeichen vor die Sakristeitür. Andere Zeichen auf dem Weg sind ein Kreuz, zwei Herzen, ein Vogel, ein Schachbrett sowie eine Schnecke.

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Die zwölf Torbögen stehen für die großen Weltreligionen und -anschauungen. Die eigentlichen Bögen von elf dieser Durchgänge sind auf beiden Seiten mit Symbolen gestaltet. Sie ruhen auf mit bunten Keramikelementen verkleideten Betonsäulen und haben ein mit Gras bewachsenes Dach.

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Im Kirchturm hängen vier Glocken. Die beiden ältesten Glocken des Geläuts waren 1949 von der Glockengießerei Oberascher gegossen worden und wurden 1951 aufgezogen. Am 13. November 1955 wurde mit der ebenfalls von Oberascher gegossenen Barbaraglocke die größte Glocke des Geläuts geweiht. Sie war ein Geschenk der Gemeinde Bärnbach an die Pfarre. Eine kleine, vierte Glocke wurde im Zuge der Umgestaltung bei der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck in Auftrag gegeben. Diese Glocke wurde am 12. Oktober 1986 von Rupert Kroisleitner, dem Propst des Stiftes Vorau, zu Ehren von Josef und Maria geweiht.

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Beim Kriegerdenkmal führt der Weg an zwei freistehenden Säulen vorbei. Das von dem Architekten Friedrich Abel entworfene Kriegerdenkmal steht westlich der Kirche und wurde nachträglich von Hundertwasser an den neu gestalteten Kirchenbereich angepasst. Es erinnert an die während des Zweiten Weltkriegs gefallenen 179 Bewohner aus dem Gebiet der 1952 gegründeten Pfarre. Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen sind an einer westlich der Kirche verlaufenden niedrigen Mauer angebracht. Den nördlichen Abschluss des Denkmals bildet eine hohe Mauer mit einem 1958 von Franz Weiss geschaffenen Mosaik. Das Mosaik zeigt die Begegnung von Maria Magdalena mit dem auferstandenen Christus. Maria Magdalena kniet unter einem laublosen Baum, von dem ein Ast abgebrochen ist. Zwischen den beiden Figuren liegen drei gefallene Soldaten in einem Grab. Unter Christus stehen die Worte „SIE WERDEN AUFERSTEHN †“.

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Die Stadtpfarrkirche wurde nach den Plänen des Architekten Karl Lebwohl als schlichte einschiffige, nach Norden ausgerichtete Hallenkirche mit hohem Turm mit Pyramidendach erbaut. Im Norden schließen die schmälere Sakristei und das Pfarrheim an den Chor an. Im Nordwesten befindet sich in einem kleinen Anbau an die Chormauer mit halbkreisförmigem Schluss die Werktags- oder Wochentagskapelle, die sowohl von außen als auch von innen betreten werden kann. Die Kirche wurde von Friedensreich Hundertwasser, der eng mit der Wiener Schule des Phantastischen Realismus verbunden war, umgestaltet. Dabei wurden auch das bisherige Turmdach durch eine vergoldete Turmzwiebel ersetzt und im Norden eine schmale rechteckige Apsis angebaut. Die Neugestaltung durch Hundertwasser zeichnet sich vor allem durch bunte Farbputze sowie bunte Keramikelemente aus.

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Die Außenwände des Gebäudes sind durch bunte Gesimse und Lisenen mit Appliken aus Keramik sowie verschiedenfarbige Felder gegliedert. Der Sockel besteht aus unbehauenen Steinen. In zwölf dieser Steine sind die Namen der Apostel eingraviert. Das Kirchenschiff hat ein Schopfwalmdach. Es ist wie die Satteldächer der Sakristei und des Pfarrheims sowie das Kegel- und Schleppdach der Wochentagskapelle mit engobierten Ziegeln gedeckt. Auf der Dachfläche sind mit grünen Ziegeln mehrere unterschiedlich große Kreisflächen dargestellt. Die Dachfirste sind nicht waagerecht, sondern teilweise nach unten eingesenkt. Auf die Dachfläche der Sakristei sind an der Ostseite zwei und auf dem Dach des Pfarrheims drei Dachgauben in unterschiedlichen Höhen aufgesetzt. An der Westseite des Pfarrheims erhebt sich eine langgestreckte Gaube über das Dach. An dem Dachgrat im Norden des Kirchenschiffs steht eine vergoldete Kugel. Zwei Kugeln stehen an den beiden Dachgraten des Pfarrheims und zwei weitere an den Ecken der westlichen Dachgaube. Eine weitere steht auf der Dachspitze der Wochentagskapelle. Im Laufe der Zeit entstanden durch herablaufendes Regenwasser dunkle Streifen an den Außenwänden der Kirche. Sie waren von Hundertwasser nicht geplant, er sah darin aber eine höhere Fügung und einen Beitrag zu seinem Werk.

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Die Pfarrkirche Bärnbach, allgemein als Hundertwasserkirche bekannt, steht in der Stadtgemeinde Bärnbach im Bezirk Voitsberg in der Weststeiermark. Sie ist die Pfarrkirche der römisch-katholischen Pfarre Bärnbach. Die Pfarre gehört zum Seelsorgeraum Voitsberg der Region Steiermark Mitte in der Diözese Graz-Seckau. Patronin der Kirche ist die heilige Barbara.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: