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Das Schloss Belvedere (von italienisch „schöne Aussicht“; traditionelle xenographische Aussprache ohne Schluss-e und auf „der“ betont) in Wien ist eine von Johann Lucas von Hildebrandt (1668–1745) zwischen 1714 und 1723 für Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) erbaute Schlossanlage (seit 1850 im Bezirk Landstraße). Das Obere Belvedere und das Untere Belvedere (benannt aufgrund der Lage auf einem südlich der damaligen Stadt ansteigenden Hang) bilden mit der verbindenden Gartenanlage ein barockes Ensemble. Die beiden Schlossbauten beherbergen heute die Sammlungen des Belvederes (Österreichische Galerie Belvedere) und Räumlichkeiten für Wechselausstellungen. Am 15. Mai 1955 wurde im Oberen Belvedere der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.
VON DER SOMMERRESIDENZ ZUM MUSEUM
Bauherr des Belvedere ist Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736). Er kommt
19-jährig aus Paris an den Hof der Habsburger und macht unter drei
Kaisern Leopold I., Joseph I. und Karl VI. eine steile Karriere als
Feldherr. Seine persönliche Leidenschaft gilt vor allem der
Architektur, der Kunst, der Natur und den Büchern. Die Gesamtanlage des
Belvedere als repräsentative Sommerresidenz spiegelt mit Menagerie,
Orangerie und Gemädldegalerie diese Interessen deutlich wider.
Unter Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II. wird das Obere Belvedere
erstmals als Gemäldegalerie genutzt. Bilder der kaiserlichen Sammlung
werden nach Schulen geordnet ausgestellt. Damit ist ein wesentlicher
Schritt zum Museum als öffentliche Bildungseinrichtung getan.
Das prunkvolle Stiegenhaus aus Zogelsdorfer Stein weist eine reiche
Dekoration von Laub- und Bandelwerk kombiniert mit Kartuschen und
Emblemen auf. Die Stufen sind aus Kaiserstein mit intensiven blauen
Einschlüssen, die Bodenplatten beim Mittelabsatz sind aus Mannersdorfer
Stein und die Putten aus Savonnières-Kalkstein. Diese sind mit
(Theodor) Friedl bezeichnet, einem Bildhauer des 19. Jahrhunderts.
Bemerkenswert ist, dass diese Stiege nach beiden Seiten hin offen war.
Neben der Kapelle ist der Marmorsaal der einzige Raum des Oberen
Belvedere, der zwei Geschoße umfasst. Für die Geschichte Osterreichs
ist der Marmorsaal ein bedeutender Ort, da hier am 15. Mai 1955 der
Staatsvertrag unterzeichnet wurde.
Die Highlights sind die barocke Architektur, der berühmte Blick über
Wien und österreichische Kunst vom Mittelalter bis heute - darunter die
weltweit größte Sammlung von Klimt-Gemälden mit dem Kuss, Werke von
Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Franz Xaver Messerschmidt und des Wiener
Biedermeier.
Ausblick vom Oberen Belvedere (Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien) auf das Untere Belvedere (Rennweg 6, 1030 Wien)
Ursprünglich hatte der Marmorsaal die Funktion eines ersten, sehr prachtvollen
Vorzimmers. Carlo Innocenzo Carlone (1686-1775) schuf 1721 das zentrale
Deckenfresko, welches den ewigen Ruhm des Prinzen Eugen inmitten der
Fürstentugenden thematisiert.
Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und
demokratischen Österreich, unterzeichnet im Oberen Belvedere am 15. Mai
1955 (Kopie)
Schenkung der Botschaft der Russischen Föderation, 2021
Die Scheinarchitektur wurde
wahrscheinlich von Gaetano Fanti (1687-1759) nach Entwürfen seines
Schwiegervaters Marcantonio Chiarini (1652-1730) ausgeführt. Zur
ursprünglichen Ausstattung gehören auch die beiden Gemälde von lgnaz
Heinitz von Heinzenthal (1657-1742). Sie zeigen Tiere und Pflanzen, die
es im Garten des Prinzen Eugen tatsächlich gab.
15. MAI 1955. DER STAATSVERTRAGS-SONNTAG IM BELVEDERE
Der Österreichische Staatsvertrag beinhaltet die Wiederherstellung der
vollen staatlichen Souveränität der Republik Osterreich nach der
nationalsozialistischen Herrschaft, dem Ende des Zweiten Weltkriegs und
der darauffolgenden Besatzungszeit. Er wurde am 15. Mai 1955 im Oberen
Belvedere von den Außenministern und Hochkommissären der vier
Alliierten Mächte Sowjetunion, Großbritannien, USA und Frankreich sowie
dem österreichischen Außenminister unterzeichnet. Am Vormittag trafen
die Delegationen ein. Im Marmorsaal wurden sie von Bundeskanzler Raab,
Vizekanzler Schärf und Außenminister Figl begrüßt. Unzählige Kameras
aus der ganzen Welt waren auf die Unterzeichner und auf das 300 seitige
Vertragswerk in grünem Leder gerichtet.
Als erster unterschrieb der russische Außenminister Molotow, als
letzter setzte Leopold Figl seine Unterschrift mit grüner Tinte auf das
Dokument. Als sich die Unterzeichner auf dem Balkon des Schlosses
zeigten und Figl den gesiegelten Staatsvertrag der Menschenmenge
präsentierte, war der Jubel grenzenlos.
Der Staatsvertrag trägt die Unterschriften folgender neun Personen:
Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (Außenminister der Sowjetunion)
Iwan Iwanowitsch Iljitschow (Hochkommissar und Gesandter der Sowjetunion)
Harold Macmillan (Außenminister von Großbritannien)
Geoffrey Arnold Wallinger (Hochkommissar und Botschafter von Großbritannien)
John Foster Dulles (Außenminister der USA)
Llewellyn E. Thompson Jr. (Hochkommissar und Botschafter der USA)
Antoine Pinay (Außenminister von Frankreich)
Roger Lalouette (Stellvertretender Hochkommissar und Gesandter von Frankreich)
Leopold Figl (Außenminister von Österreich)
DER SPĀTGOTISCHE FLÜGELALTAR
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigt sich in der
österreichischen Tafelmalerei eine markante Entwicklung. Am Beginn
stehen kleinformatige Tafelbilder des Schönen Stils der Zeit um 1400.
Die "Wiltener Kreuzigung" aus Tirol zählt zu den späten Hauptwerken
dieser idealisierenden Kunstrichtung mit weichem Faltenwurf und
zierlichen Figuren.
Die folgende Künstlergeneration greift bereits in den 1430er-Jahren den
niederländischen Realismus auf. Der Meister des Albrechtsaltars gehört
zu den ersten Malern, der die neuesten Errungenschaften Jan van Eycks
in Wien aufnimmt. Eine extreme Form des Realismus zeigen schließlich
die Passionsreliefs des Znaimer Altars, dessen grobschlächtige Figuren
durch die originale und detailreiche Fassmalerei noch zusätzlich an
Präsenz gewinnen.
CONRAD LAIB, Kreuzigung Christi, Salzburg, 1449
Malerei auf Fichtenholz, Wahrscheinlich aus der Franziskanerkirche (vormals Stadtpfarrkirche) in Salzburg
Conrad Laib gehört zu den einfallsreichsten Malern in Salzburg Mitte
des 15. Jahrhunderts. llusionistische Lichter spiegeln sich auf
Rüstungen, Säumen und in den Tränen, die Maria um ihren Sohn weint. Die
rätselhafte Inschrift "d PFENNING 1449 ALS ICH CHUN" auf der
Satteldecke erinnert an Jan van Eycks Motto "als ich can". Die
vielfigurige Darstellung greift Motive des oberitalienischen Malers
Altichiero auf.
MITTELALTER - KUNST FÜR KIRCHEN
Das Mittelalter ist zwischen Antike und Renaissance, also zwischen dem
6. und dem 15./16. Jahrhundert, anzusetzen. In dieser Epoche bestimmt
der Stand, welchen Platz ein Mensch in der Gesellschaft einnimmt.
Zünfte organisieren das Wirtschaftsleben. Ab dem 12. Jahrhundert werden
erste Universitäten gegründet, und Städte wachsen an. Täglich geübte
Glaubenspraxis steht im Zentrum des Verhältnisses von Mensch und Gott.
Die meisten erhaltenen Kunstwerke des Mittelalters stehen in
Zusammenhang mit der Glaubensausübung. Ihre Schöpfer arbeiten zur
höheren Ehre Gottes und sind nur selten namentlich bekannt. Ihre
Notnamen erinnern an ihre berühmtesten Werke.
Das Belvedere besitzt vor allem Tafelbilder und Skulpturen aus dem
Spätmittelalter. Meist handelt es sich dabei um Fragmente großer
Altäre, für die Bildschnitzer, Fassmaler und Vergolder
zusammenarbeiteten.
ÖSTERREICH UNTER DER ENNS (KREMS?)
Ädikula-Altar mit Seitenflügeln (Katharinenaltar?), um 1520,
Fichtenholz, Reste originaler Fassung, Vergoldung und
Blattmetallisierungen
Altaraufsatz: Befreiung der Gefangenen durch den heiligen Leonhard
Flügelinnenseite links oben: Der heilige Benedikt vor der Höhle in Subiaco
Flügelinnenseite rechts oben: Das Martyrium des heiligen Sebastian
Flügelinnenseite links unten: Der büßende heilige Hieronymus
Flügelinnenseite rechts unten: Das Martyrium des heiligen Stephanus
Schreinskulptur: Die heilige Katharina (?)
Predella: Verkündigung an Maria
PRINZ EUGEN
1663 Geburt Prinz Eugens von Savoyen in Paris
1683 Feuertaufe Prinz Eugens am 12. September in der Schlacht am Kahlenberg gegen die Osmanen
ERRICHTUNG DES BELVEDERE
1697 Erwerbung eines großen Grundstücks am Rennweg durch Prinz Eugen, Erweiterungen folgen.
1708 Prinz Eugen wird Generalleutnant und damit mächtigster Mann nach dem Kaiser.
1712 Baubeginn Unteres Belvedere, Architekt: Johann Lucas von Hildebrandt.
1717 Fertigstellung Unteres Belvedere - Baubeginn Oberes Belvedere.
1723 Fertigstellung Oberes Belvedere.
ab 1731 Veröffentlichung des Belvedere-Stichwerks nach Zeichnungen von
Salomon Kleiner - Dokumentation der Anlage zu Lebzeiten des Prinzen
Eugen.
1736 Tod des Prinzen Eugen - seine Nichte Victoria von Savoyen ist Alleinerbin.
1752 Verkauf der Schlossanlage an Maria Theresia, ab nun als "Belvedere" bezeichnet.
1770 Maskenfest aut dem Belvedere-Areal anlässlich der Vermählung von
Erzherzogin Marie Antoinette mit dem späteren König Louis XVI. von
Frankreich.
DAS BELVEDERE ALS MUSEUM
1776 Entschluss zur Überführung der k. k. Gemäldegalerie von der Wiener
Stallburg ins Obere Belvedere unter der Leitung von Galeriedirektor
Joseph Rosa, ab 1777 fixe Öffnungszeiten und freier Eintritt.
1789 Ausbruch der Französischen Revolution, 1793 Hinrichtung von Marie Antoinette
1809 Napoleonische Kriege, mehrfache Evakuierung der kaiserlichen
Sammlungen, Abtransport von etwa vierhundert Gemälden nach
Frankreich (später Rückführung).
ab 1813 Aufstellung von Kunstkammerobjekten und Rüstungen (Ambraser Sammlung) sowie Antiken im Unteren Belvedere.
1891 Eröffnung des neu errichteten Kunsthistorischen Museums, das Belvedere steht zeitweise leer.
EIN WOHNSITZ
ab 1898 Umbau des Oberen Belvedere zu Wohnzwecken für Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine
Familie, Architekt: Emil Ritter von Förster.
FRANZ XAVER MESSERSCHMIDT - CHARAKTERKOPFE
In dieser Gruppe von rund 60 Büsten geht Franz Xaver Messerschmidt weit
über die traditionellen Aufgaben eines Bildhauers hinaus: Zwischen 1771
und seinem Tod 1783 analysiert und erforscht er sein grimassierendes
Antlitz. Doch was hat ihn dazu bewogen, sich dieser Arbeit mit solcher
Intensität zu widmen? Möglicherweise sind sie der Ausdruck des Kampfes
des Künstlers mit sich selbst, einer Erkrankung oder des Strebens nach
Perfektionierung seiner Fähigkeiten. Auch eine Beeinflussung durch die
Tätigkeit des als Wunderheiler bekannten Wiener Arztes Franz Anton
Mesmer wurde erwogen. In jüngerer Zeit ist auf einen Zusammenhang mit
Dystonie, einer Nervenerkrankung, hingewiesen worden, die sich durch
temporäre Krämpfe - vor allem im Gesicht - äußert.
Die Sammlung mittelalterlicher Kunst des Belvedere umfasst rund 220
Werke von der Romanik bis zur frühen Neuzeit. Ihr Schwerpunkt liegt auf
Skulpturen und Tafelbildern des 14. bis frühen 16. Jahrhunderts, die
einen repräsentativen Überblick zur Vielfalt und Entwicklung der
gotischen Bildkünste in Österreich geben.
JOHANN GOTTFRIED AUERBACH (Mühlhausen 1687-1743 Wien)
Prinz Eugen von Savoyen als Feldherr, um 1725/1730, Öl auf Leinwand,
2016 Ankauf Dorotheum Wien unter Mitwirkung des Vereines Freunde der
Österreichischen Galerie Belvedere
Auch wenn das Gemälde in Friedenszeiten entstand, wird Prinz Eugen in
seiner Funktion als Feldherr gezeigt. Die Schlachtenszene im
Hintergrund ist nicht mit einem konkreten historischen Ereignis zu
verknüpfen, sondern eine idealisierte Gefechtsdarstellung. Spannend ist
die Anwesenheit eines dunkelhäutigen Pagen, da ein solcher im Haushalt
des Savoyerprinzen bislang nicht nachgewiesen werden konnte.
SERGIUS PAUSER (Wien 1896-1970 Klosterneuburg)
Staatsvertragsunterzeichnung, 1956, Öl auf Leinwand, Artothek des Bundes
Im Auftrag des Unterrichtsministeriums sollte der
Akademieprofessor für Porträtmalerei Sergius Pauser den denkwürdigen
Moment am 15. Mai 1955 festhalten. Das mit offenem Strich gemalte
Gruppenbild, auf dem keine Gesichter zu erkennen sind, führte zu einem
Eklat. Da Bundeskanzler Julius Raab die schemenhafte Darstellung des
bedeutenden Ereignisses ablehnte, erging der oflizielle Auftrag in
weiterer Folge an Robert Fuchs.
HANS MAKART (Salzburg 1840-1884 Wien)
Der Einzug Karls V. in Antwerpen, 1875, Öl auf Leinwand, 2013 Ankauf Erben nach Valerie Karplus
1885 erwirbt der jüdische Unternehmer Eduard von Todesco den Entwurt zu
einem Monumentalgemälde Makarts für seine Galerie. Bis 1938 befindet
sich die Ölskizze zum festlichen Einzug von Kaiser Karl in der Wiener
Sammlung von Valerie Karplus-Lieben, der Enkelin Eduard Todescos. Das
in der NS-Zeit entzogene Bild wird 1951 von der Österreichischen
Galerie erworben. Nach dessen Restitution 2013 gelingt der Rückkauf von
den Rechtsnachfolger_Innen nach Valerie Karplus-Liebens.
HANS MAKART (Salzburg 1840-1884 Wien)
Die fünf Sinne, 1872/1879, Öl auf Leinwand, 1901 Ankauf Galerie Miethke, Wien
von links nach rechts: Das Gehör, Das Gefühl, Das Gesicht, Der Geschmack, Der Geruch
GUSTAV KLIMT (Wien 1862-1918 Wien)
Die Braut, 1917/1918, Öl auf Leinwand, 2014 Leihgabe der Gustay Klimt | Wien 1900-Privatstiftung, Wien
Die Braut entsteht in den letzten eineinhalb Lebensjahren von Gustav
Klimt. Das unvollendete Bild zeigt dessen Arbeitsweise. Mit dem
farbenprächtigen Werk stellt sich der Maler einmal mehr dem Kreislauf
des Lebens, dem Werden und Vergehen. Zugleich thematisiert Klimt seine
Vorstellung vom männlichen Begehren, zeigt er doch nur einen einzelnen
Mann von sinnlichen Frauen umgeben. Vielleicht ist alles nur ein Traum
der titelgebenden Braut?
EXISTENZEN IN DER KRISE
Was Gustav Klimt schon um 1900 zum wichtigsten Thema seiner Kunst
erhoben hatte, erreicht in den Jahren kurz vor und während des Ersten
Weltkriegs nochmals eine gesteigerte Intensität. Existenzielle
Lebensfragen von Geburt und Tod, von der Verbindung von Mann und Frau,
von ihrer schmerzhaften Trennung, von Angsten, Sehnsüchten und
Glücksmomenten prägen die Werke der Maler Klimt, Schiele, Gerstl und
Kokoschka. Der Tendenz zu düsteren Darstellungen in diesen schwierigen
Jahren stehen nur vereinzelt optimistische Werke gegenüber, in denen
sich der Glaube an eine bessere Zukunft manifestiert.
EGON SCHIELE (Tulln 1890-1918 Wien)
Die Umarmung, 1917, Öl auf Leinwand, 1950 Ankauf aus Privatbesitz, New York
GUSTAV KLIMT (Wien 1862-1918 Wien)
Der Kuss (Liebespaar), 1908 (vollendet/finished 1909), Blattgold,
Goldfarbe, Silber, Platin, Blei, Ölfarben, auf mit Zinkweiß grundierter
Leinwand; Schlagmetall (Messing), mit Lasuren übermalt, 1908 Ankauf vom
Künstler auf der Kunstschau, Wien
Der Kuss (Liebespaar) ist der Höhepunkt von Klimts Goldener Periode.
Bildthema ist die Umarmung von Mann und Frau als Erfüllung des Daseins.
Viel deutet darauf hin, dass Klimt auch seine unerfüllte Liebe zu
Emilie Flöge dargestellt hat. Der Einsatz von Gold, Silber und Platin
macht das Gemälde auch materiell wertvoll. Dies unterstreicht den
zutiefst poetischen Zugang des Künstlers zu diesem Elementarthema
menschlichen Lebens.
Klimts Goldene Periode dauert von 1898 bis 1909. In diesen Jahren malt
er seine berühmtesten Gemälde. Der Kuss entsteht als unbestrittenes
Hauptwerk. Strenge Kompositionen, der Einsatz von Ornamenten und
besonders von Edelmetall lassen die Bilder wie kostbare Schmuckstücke
glänzen. Dabei erinnern sie auch an goldgrundige lkonen. Nicht die
gegenständliche Abbildung ist das eigentliche Ziel, sondern die
Übersetzung des Motivs in ein zeitloses Kunstobjekt. Der heute
bekannteste Maler Österreichs steht immer wieder im Zentrum heftiger
Kontroversen. Sowohl bei Kunstschaffenden und Intellektuellen wie Karl
Kraus als auch beim konservativen Publikum stößt er auf Ablehnung.
Während Egon Schiele und Oskar Kokoschka in Klimt ihr wichtigstes
Vorbild sehen, lehnt der junge Expressionist Richard Gerstl das Werk
von Gustav Klimt strikt ab.
GUSTAV KLIMT (Wien 1862-1918 Wien)
Judith, 1901, Öl auf Leinwand, 84 × 42 cm, 1954 Ankauf aus Privatbesitz, Genf
Es zeigt die biblische Person Judith, die den abgeschlagenen Kopf des Holofernes hält.
Die im südöstlichen oktogonalen Turm untergebrachte Schlosskapelle, die
Johann Lucas von Hildebrandts Inszenierungsgewohnheiten zeigt, folgt
der Tradition der mittelalterlichen Turmkapelle. Sie ist neben dem
Marmorsaal der einzige Raum, der doppelgeschossig angelegt ist. So
konnte der Bauherr von der Empore aus dem Gottesdienst beiwohnen. Das
Altarblatt mit der "Auferstehung Christi" stammt von dem Neapolitaner
Francesco Solimena (1657-1747) und war 1720 vom Prinzen Eugen beim
Maler persönlich bestellt worden. Die Statuen seitlich des Altares
zeigen Johannes den Täufer und Petrus und wurden von Domenico Parodi
aus Genua gearbeitet. Das Deckenfresko in der Kuppel weist die Hl.
Dreifaltigkeit auf und stammt von dem Virtuosen Carlo Innocenzo Carlone
(1686-1775).
Deckendekor im 1. Obergeschoß
MAX KLINGER (Leipzig 1857-1920 Großjena bei Naumburg)
Beethoven, 1907 (Guss)
Reduktion nach der Monumentalskulptur von 1902, Bronze, 2013 Dauerleihgabe LETTER Stiftung, Köln
DIE SECESSION
Seit Anfang der 1890er-Jahre rumort es in der Genossenschaft bildender
Künstler Wiens, der offiziellen Standesvertretung Wiener
Kunstschaffender. Eine Gruppe junger Mitglieder beklagt die
konservative Ausstellungspolitik und gründet 1897 unter der Führung
Gustav Klimts eine neue Künstlervereinigung: die Secession. Sie will
die internationale Avantgarde in Wien ausstellen, um das Wiener
Kunstschaffen zu fördern und das Publikum zu bilden. Künstler wie
Fernand Khnopff, Auguste Rodin oder Giovanni Segantini oder Vincent Van
Gogh sind in der Wiener Secession zu sehen. Impressionismus und
Pointillismus werden erstmals in einem historischen Überblick
gewürdigt. Im Gesamtkunstwerk verbindet man bildende mit angewandter
Kunst, die auch Musik, Theater und Tanz einschließt.
AUGUSTE RODIN (Paris 1840-1917 Meudon)
Gustav Mahler, 1909, Bronze, 1911 Ankauf Kunsthandlung H. O. Miethke, Wien
Der Prunksaal (Marmorsaal) wird von Adneter Marmor (Lienbacher Stein)
und auch von Kunstmarmor beherrscht. Hofsteinmetzmeister Elias Hügel
leitete in Kaisersteinbruch die Arbeiten für diesen Auftrag, zum
Gebäude kamen noch die Steinmetzarbeiten für die Brunnenanlagen mit der
Kaskade im Garten hinzu. In Kameradschaft arbeiteten die Meister der
Bruderschaft Johann Paul Schilck, Johann Baptist Kral, Simon Sasslaber,
Joseph Winkler und Franz Trumler.
Sebastian oder italienisch Sebastiano († um 288 in Rom) war ein
römischer Soldat. Er wird seit dem 4. Jahrhundert als Märtyrer und
Heiliger in der katholischen und den orthodoxen Kirchen verehrt.
Seine Jugend verbrachte Sebastian in Mailand; er wurde wegen seines
guten Benehmens zum Offizier der Leibwache von Kaiser Diokletian und
Maximian ernannt. Der Überlieferung zufolge hatte sich Sebastian als
Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof öffentlich zum
Christentum bekannt und notleidenden Christen geholfen, woraufhin ihn
Diokletian zum Tode verurteilte und von numidischen Bogenschützen
erschießen ließ. Im Glauben, er sei tot, ließ man ihn danach liegen.
Sebastian war jedoch nicht tot, sondern wurde von einer frommen Witwe,
der hl. Irene, die ihn eigentlich für das Begräbnis vorbereiten wollte,
gesundgepflegt. Nach seiner Genesung kehrte er zu Diokletian zurück und
bekannte sich erneut zum Christentum. Diokletian befahl daraufhin, ihn
mit Keulen im Circus zu erschlagen. Sebastians Leichnam warf man in die
Cloaca Maxima, einen städtischen Abflussgraben in der Nähe des Tiber,
aus dem er von Christen geborgen wurde, nachdem er ihnen im Traum den
Ort seines Verbleibens gezeigt haben soll. Danach wurde er in der
Sebastian-Katakombe beerdigt. Über seinem Grab wurde schon im 4.
Jahrhundert die Kirche San Sebastiano fuori le mura errichtet.
FRANZ ANTON MAULBERTSCH (Langenargen 1724-1796 Wien/Vienna)
Die Heilige Sippe, um 1755, Öl auf Leinwand, 1876 Ankauf für die
kaiserliche Gemäldegalerie. 1922 Übernahme aus dem Kunsthistorischen
Museum, Wien
Die karikaturhaft überzeichnete Darstellung der Gesichter überrascht
angesichts des religiösen Themas. Im Mittelpunkt der Heiligen Sippe
stehen Anna, ihre Tochter Maria und das Christuskind im Kreis ihrer
Verwandten. Franz Anton Maulbertsch gelangt gerade in kirchlichen
Kreisen zu großem Ansehen. Und die Begeisterung reißt nicht ab: Viele
Kunstschaffende des 20. Jahrhunderts nehmen seinen ausdrucksstarken
Stil zum Vorbild.
GEORG RAPHAEL DONNER (Essling 1693-1741 Wien)
Das Urteil des Paris, um 1735, Bronze, 1820 Ankauf aus Wiener
Privatbesitz für die kaiserlichen Sammlungen. 1922 Übernahme aus dem
Kunsthistorischen Museum, Wien
Diese beiden Bronzereliefs bilden ein Paar und zeigen Geschehnisse rund
um den Trojanischen Krieg: Venus verspricht Paris die schönste Frau der
Welt, wenn er sie zur schönsten Göttin wählt. Nachdem der Raub der
Helena den Krieg ausgelöst hatte und Troja zerstört war, rettet sie
Aeneas. Für diesen lässt sie in der Schmiede des Vulkan Waffen
herstellen. Donner war einer der prominentesten Wiener Bildhauer des
18. Jahrhunderts.
GEORG RAPHAEL DONNER (Essling 1693-1741 Wien)
Venus in der Schmiede des Vulkan, um 1735, Bronze, 1820 Ankauf aus
Wiener Privatbesitz für die kaiserlichen Sammlungen. 1922 Übernahme aus
dem Kunsthistorischen Museum, Wien
JOSEPH GSTATTER: Stockuhr mit Mondphase, Datum, Wecker, Schlagwerk, Repetition, Wien, 1757/1770
Metall, teilweise verqoldet und versilbert, Nussholz, 2020 Schenkung Sammlung Maurer
MARTIN VAN MEYTENS d. J. (Stockholm 1695-1770 Wien)
Die Familie des Grafen Nikolaus Pálffy von Erdöd, um 1760, Öl auf Leinwand, 1947 Widmung von Ladislaus Pálffy
BAROCK - ENTSTEHUNG UND BLÜTE IN OSTERREICH
Der Begriff Barock bezeichnet eine europäische Stilepoche im 17. und
18. Jahrhundert. Er leitet sich vom portugiesischen "barroco" für
ungleichmäßige Perle ab. In Österreich spricht man ab 1700 vom
Hochbarock, beeinflusst wird er vor allem durch Errungenschaften
italienischer Künstler. Die Kunst des Barock ist symbolhaft und
moralisierend. Sie dient der Durchsetzung der Gegenreformation und der
Repräsentation von Herrschenden im Absolutismus.
Zu den Gründungsvätern der hochbarocken Malerei in Österreich gehören
Martino Altomonte, Johann Michael Rottmayr und Peter Strudel. Sie
bringen eine farbig brillante Hell-Dunkel-Malerei und bewegte
Kompositionen nach Österreich. Diese Neuerungen werden in der
religiösen Malerei erstmals erprobt und dann in profane Kunstgattungen
übernommen.
KLASSIZISMUS - ZEITENWENDE
Der Aufstieg Napoleons ist um 1800 unaufhaltsam. Dies gilt auch für
"seinen" Stil, den Klassizismus. Der Barock mit seinen komplexen
Kompositionen und den zum Himmel strebenden Fiquren ist passé. Begierig
werden künstlerische Neuerungen von Jacques-Louis David aus Paris
aufgenommen. So auch in Wien und an der Wiener Akademie der bildenden
Künste, die unter ihrem Direktor Friedrich Heinrich Füger führend im
deutschsprachigen Raum ist. Im Bild wird nun der Mensch zum Menschen,
das heißt, Personen werden nicht nur porträthaft dargestellt, sondern
auch in ihrer individuellen Persönlichkeit erfasst. Gleiches gilt für
die Landschaftsmalerei. Joseph Rebell bringt in ltalien das Tageslicht
auf die Leinwand, sodass ab nun die Naturdarstellung einem Blick aus
dem Fenster gleicht.
Der Garten ist der älteste Teil der Anlage. Er wurde schon knapp nach
dem Grundstückskauf um 1700 vom Le-Nôtre-Schüler Dominique Girard
angelegt und war 1725 vollendet. Zum Gartenbau gehörte auch die
wassertechnische Infrastruktur; Prinz Eugen hatte die Genehmigung
erhalten, die kaiserliche Hofwasserleitung mitzubenützen und ließ
zahlreiche Brunnen installieren. Die zwölf Brunnen wurden von 2005 bis
2010 restauriert, nachdem die Anlagen zwischen dem Oberen und Unteren
Belvedere seit 1994 wegen hoher Wasserverluste nicht mehr betrieben
werden konnten.
Da das Obere Belvedere um etwa 23 Meter höher liegt als das Untere, ist
das Thema der Skulpturen sinnigerweise der Aufstieg aus der Unterwelt
in den Olymp. Zwischen den beiden Bereichen wurde eine Freitreppe
gebaut. Der Garten ist in ein oberes, mittleres und unteres Parterre
gegliedert. Seitlich des Unteren Belvederes liegt im Bereich der
Orangerie der Kammergarten, der vom Rest des Gartens abgetrennt ist.
HABSBURG - MYTHOS UND WAHRHEIT
Die Habsburger gehören bis 1918 zu den mächtigsten Dynastien Europas
und stellen über Jahrhunderte den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs.
Um das Herrschergeschlecht ranken sich viele Legenden - von der
Begründung des Hauses durch Rudolf von Habsburg bis zum Ende der
Monarchie 1918. Besonders im 19. Jahrhundert haben Mythen rund um die
Habsburger Hochkonjunktur. Ihre Verbreitung in Historienbildern soll
dem Machterhalt im 1804 gegründeten Kaisertum Österreich dienen.
Überdies beschwören Denkmäler die Tugenden und Errungenschaften
einzelner Familienmitglieder herauf. Wie sehr den Regenten selbst an
ihrem "Image" gelegen war, zeigen die Darstellungen von Leopold I. bis
Franz II. (I.) - wie sehr der Mythos Habsburg gegen 1900 seinen Glanz
verlor, äußert sich in der "Affäre Mayerling" rund um den Kronprinzen
Rudolf.
JACQUES LOUIS DAVID (Paris 1748 - 1825 Brüssel)
Napoleon am Großen St. Bernhard Pass, 1801
Öl auf Leinwand, 1834 aus Mailand in die kaiserliche Gemäldegalerie gebracht
Als Weltenbezwinger auf einem steigenden Schimmel inszeniert
Jacques-Louis David Napoleon Bonaparte, der als Erster Konsul die
französische Republik regiert. David ist während der Revolution ein
Parteigänger der Radikalen und verehrt den jungen, populären Helden.
Anlässlich des Zweiten Italienfeldzugs malt er ihn, wie er gegen die
Elemente ankämpft - so wie vor ihm schon Hannibal und Karl der Große.
FRANZ ANTON ZAUNER (Untervalpataun 1746-1822 Wien)
Kaiser Franz II. (I.), 1796, Carraramarmor
1926 Übernahme aus dem Naturhistorischen Museum, Wien
JOHANN STEPHAN DECKER (Chodzież 1784-1844 Wien)
Kaiser Franz II. (I.) in seinem Arbeitszimmer, nach 1821
Öl auf Leinwand, 1896 Ankauf Kunsthandlung Neumann, Wien
Nach 1800 verändert sich das Bild des Herschers. Kaiser Franz II. (I.)
wird hier als erster Diener seines Staates beim Lesen von Akten
dargestellt. Das 1816 eingerichtete Arbeitszimmer in der Wiener Hofburg
ist schlicht und funktionell gestaltet. Neu ist das Schiebefenster, das
einen optimalen Lichteinfall ermöglicht. Die Darstellung wird als
grafische Reproduktion verbreitet und sehr populär.
GEORG MARTIN IGNAZ RAAB (Wien 1821-1885 Wien)
Kaiser Franz Joseph I., 1874, Öl auf Leinwand, 1992 Ankauf Sotheby's, Wien
GEORG MARTIN IGNAZ RAAB (Wien 1821-1885 Wien)
Kaiserin Elisabeth, 1874, Öl auf Leinwand, 1992 Ankauf Sotheby's, Wien
ANTON DOMINIK VON FERNKORN (Erfurt 1813-1878 Wien)
Reiterstatuette des Erzherzog Carl mit Fahne, um 1860
Reduktion des Denkmals anm Heldenplatz in Wien, Bronze, 1954 Übernahme aus dem Heeresgeschichtlichen Museum, Wien
Das Reiterstandbild Erzherzog Carls ist in der Hofburg aufgestellt und
als Kleindenkmal vervielfältigt worden. Es würdigt den Bruder von
Kaiser Franz ll. (1.), der 1809 Napoleon in der Schlacht von Aspern als
Erster besiegt hat. Carl wird darin mit wehender Fahne und steigendem
Pferd zum erfolgreichen Feldherrn stilisiert, obwohl er auch die
entscheidende Niederlage bei Deutsch-Wagram zu verantworten hatte.
CASPAR VON ZUMBUSCH (Herzebrock 1830-1915 Rimsting)
Kaiserin Maria Theresia, 1894
Reduktion des Denkmals am Maria-Theresienplatz in Wien, Bronze auf
rotmarmornem Sockel, 1986 Ankauf C. Barrett & Co., London, mit
Unterstützung des Vereines der Museumsfreunde, Wien
FRANZ ANTON ZAUNER (Untervalpatoun 1746-1822 Wien)
Kaiser Joseph II., um 1795
Modell für das Denkmal am Josefsplatz in Wien, Bleiguss, bronziert, 1948 Ankauf Dorotheum, Wien
ANTON PETTER (Wien 1782-1858 Wien)
Wenzel bittet Rudolf von Habsburg um die Leiche seines Vaters Pržemysl Ottokar, 1826
Öl auf Leinwand, 1921 Übernahme aus dem Kunsthistorischen Museum, Wien
Rudolf von Habsburg, der Begründer der Dynastie, und Kaiser Maximilian
I. zählten im 19. Jahrhundert zu den beliebtesten Vertretern der
Familie. Durch sie wurde die Verbundenheit von Erzhaus und
Katholizismus ("pietas austriaca") veranschaulicht. Wichtig war auch
der Hinweis auf die Mildtätigkeit des Herrschers, der hier den Leichnam
des besiegten Feindes freigibt. Die Szene spielt in Wien vor dem
Stephansdom.
SERGIUS PAUSER (Wien 1896-1970 Klosterneuburg)
Luis Trenker mit Kamera, 1938, Mischtechnik auf Hartplatte, 1973 Artothek des Bundes, Dauerleihgabe im Belvedere
Beinah fotorealistisch wirkt das Bildnis des Bergsteigers,
Schauspielers und Regisseurs Luis Trenker (1892-1990) inmitten einer
schneebedeckten Berglandschaft. Trenkers filmische Idealisierung der
heimatlichen Bergwelt wird vom NS-Regime gefördert und
instrumentalisiert. Das von Sergius Pauser gemalte Porträt ist 1939 in
der Berliner Ausstellung "Berge, Menschen und Wirtschaft der Ostmark"
zu sehen und wird vom Reichsministerium für Volksaufklärung und
Propaganda erworben. Pauser widmet sich nach einer expressionistischen
Phase in den 1920er-Jahren der Neuen Sachlichkeit. 1943 erhält er eine
Professur an der Wiener Akademie, im Herbst 1944 wird er jedoch als
"politisch unzuverlässig" eingestuft.
EDMUND KRENN (Wien 1846-1902 Zürich)
Zur Schule, 1883, Öl auf Leinwand, 1987 Übernahme aus dem Kunsthistorischen Museum, Wien
Beim sogenannten Canaletto-Blick auf Wien handelt es sich um eine
Perspektive der Wiener Innenstadt vom Oberen Schloss Belvedere aus, die
von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, populär gemacht wurde. Die
originale Bildvorlage zeigt die Stadt Wien um die Mitte des 18.
Jahrhunderts, die Kuppel der Karlskirche, der Turm des Stephansdoms und
die Kuppel der Salesianerinnenkirche stellen vertikale Dominanten. Im
Vordergrund sieht man die Gärten des Belvedere. Weitere auf Bellottos
Ölgemälde sichtbare und bis heute bestehende Sehenswürdigkeiten sind
das Palais Schwarzenberg und das Untere Belvedere.
WILHELM TRÜBNER (Heidelberg 1851-1917 Karlsruhe)
Caesar am Rubicon, 1878, Öl auf Leinwand, 1997 Ankauf aus Privatbesitz, Salzburg
Der Bildtitel verrät bereits die Dramatik des Augenblicks. Cäsar am
Rubicon bezieht sich auf den römischen Herrscher, der im Jahr 49 v.
Chr. als Feldherr mit seiner Armee den oberitalienischen Grenzfluss
Rubikon überschritt und Richtung Rom marschierte, um seinen
Konkurrenten Pompeius zu besiegen. Diese Redewendung ist daher im Sinne
einer besonderen Prüfung zu verstehen. Wilhelm Trübner, der dem
Münchner Malerkreis um Wilhelm Leibl nahesteht, überträgt den Spruch
auf dieses Stillleben mit Hund. Den Gehorsam seiner Dogge, die auf den
Namen Cäsar hört, stellt der Künstler mit einer schmackhaften Bratwurst
direkt vor der Hundeschnauze auf die Probe.
FERDINAND GEORG WALDMÜLLER (Wien 1793-1865 Hinterbrühl)
Der Abschied der Braut vom Elternhause Höldrichsmühle, 1860, Öl auf Holz, 1933 Widmung Camilla Krizsch, Wien
Sphinx im Garten des Belvederes; ein ähnlicher Blick wie das Canaletto-Gemälde (Canaletto-Blick)
Beim Haupttor zum Oberen Belvedere, Zugang vom Landstraßer Gürtel, trifft man an der Nordseite vor der Rampe strahlende Rösser.
Kaskadenbrunnen im Belvedere-Garten mit dem Unteren Belvedere
Der Belvedere Schlossgarten ist ein weitläufiger, terrassenförmig
angelegter Schlosspark aus dem 18. Jahrhundert mit Promenaden und
Grünanlagen.
Kaskadenbrunnen im Belvedere-Garten mit dem Oberen Belvedere
Das 1716 fertiggestellte Untere Belvedere begrenzte das barocke
Gesamtensemble hin zur damaligen Residenzstadt Wien. Johann Lucas von
Hildebrandt hatte es für Prinz Eugen als Wohngebäude mit
repräsentativen Prunkräumen geplant. Diese geben Einblick in barocke
Lebens- und Gestaltungskunst. Darüber hinaus werden die Räume des
Unteren Belvedere und der Orangerie für Ausstellungen und
Veranstaltungen genutzt.
Goldkabinett im Unteren Belvedere
Das Goldkabinett: Maria Theresia ließ diesen Raum im Zuge von
Adaptierungen zu einem Goldkabinett mit Spiegeln und Porzellan
umgestalten. Die meisten Elemente stammen aus dem Stadtpalais Prinz
Eugens in der Himmelpfortgasse. Das Goldkabinett präsentiert sich seit
1765 in seiner jetzigen Form.
Unter Maria Theresia erfolgte im Zuge der Adaptierungen des Unteren
Belvedere auch die Umgestaltung dieses Raumes zu einem Goldkabinett
(bzw. Spiegel- und Porzellankabinett). Die Bestandteile hierfür stammen
aus dem Stadtpalais des Prinzen Eugen in der Himmelpfortgasse und
wurden für das Untere Belvedere entsprechend ergänzt.
Die Marmorgalerie mit direktem Zugang zum Kammergarten ist ebenfalls
ein ehemaliger Repräsentationsraum Prinz Eugens. Vermutlich wurde sie
eigens für die Aufstellung der Herkulanerinnen geplant; die drei
antiken Statuen teilten sich den Raum mit Figuren des Barockbildhauers
Domenico Parodi. Bereits 1736 wurden die Herkulanerinnen nach Dresden
verkauft und durch drei weitere Skulpturen von Parodi ersetzt.
Stuckierte Kriegstrophäen an den Wänden verweisen auf die militärischen
Erfolge Prinz Eugens. Die Deckenreliefs stellen seine Apotheose dar: Er
thront gerüstet im Mittelfeld und empfängt Auszeichnungen, während der
Friede naht und Neid und Hass vertrieben werden.
VOM WERDEN EINER STADT. VENEDIGS GESCHICHTE VON 421 BIS 1797
25. März 421
Venedigs legendäres Gründungsdatum, Beginn der Besiedlung der Lagune.
697
Erstmalige Erwähnung eines "Dux" als Statthalter des Byzantinischen
Reichs, dem die Stadt unterstellt ist. Daraus entwickelt sich in der
Folge das Amt des Dogen.
812
"Frieden von Aachen". Venedig wird als eigenständiger Staat anerkannt,
eine oligarchisch-republikanische Staatsform bildet sich heraus.
1000
Venezianische Truppen besetzen die Küsten Dalmatiens.
1177
"Frieden von Venedig": Zusammentreffen von Kaiser Friedrich Barbarossa, Papst Alexander Il. und dem Dogen Sebastiano Ziani.
1204
Venezianische Truppen nehmen im Zuge des Vierten Kreuzzugs (1202-04)
Konstantinopel ein und in der Folge zahlreiche Inseln und Küsten
entlang des östlichen Mittelmeeres, unter anderem Korfu, Kreta und die
Peloponnes.
1347
Die Pest tritt in Venedig auf. Die Hälfte der Bevölkerung stirbt.
1380
Sieg Venedigs über Genua im Chioggia-Krieg. Ende des mehr als
einhundert Jahre dauernden Konflikts mit Genua. Unter dem Dogen
Francesco Foscari (1423-57) steigt Venedig zur Landmacht im nördlichen
Italien auf.
1470
Schlacht von Negroponte. Der Osmanisch-Venezianische Krieg (1463-79)
endet mit Gebietsverlusten Venedigs, der bis dahin führenden Handels-
und Seemacht im östlichen Mittelmeerraum.
1472
Caterina Cornaro wird Königin von Zypern.
1489
Zypern fällt an Venedig.
1509
Die Liga von Cambrai, bestehend aus dem Deutschen Reich, dem
Kirchenstaat, Spanien, England, Ungarn und Frankreich, verbündet sich
offiziell mit Venedig im Kampf gegen das Osmanische Reich, besiegt aber
Venedig in der Schlacht von Agnadello. Venedig verliert einen Großteil
seiner Festlandbesitzungen wie Vicenza, Padua und Cremona.
1571
Venedig verliert die Insel Zypern, Seeschlacht von Lepanto.
1669
Venedig verliert die Insel Kreta.
1718
Frieden von Passarowitz, Venedig verliert die Peloponnes. In den
folgenden Jahrzehnten verfolgt Venedig eine Außenpolitik des
Gleichgewichts, steht allerdings weitgehend im Schatten Österreichs.
MICHELANGELO GRIGOLETTI (1801 Pordenone - 1870 Venedig)
Der Doge Francesco Foscari schickt seinen Sohn Jacopo in die Verbannung, 1843
Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien
I DUE FOSCARI
Das Gemälde schildert eine berühmte Episode aus der Regierungszeit des
mächtigen Dogen Francesco Foscari (1373-1457). Foscari sah sich
gezwungen, seinen Sohn Jacopo in die Verbannung zu schicken, nachdem
dieser wegen Anstiftung zum Mord angeklagt worden war. Der britische
Dichter Lord Byron verarbeitet diese Geschichte 1821 in seinem Drama
"The Two Foscari". Auf Byrons Werk beruht wiederum das von Francesco
Maria Piave verfasste Libretto für Giuseppe Verdis Oper "I due
Foscari". Kaiser Ferdinand I. scheint an diesem dramatischen Stoff
ebenso Gefallen gefunden zu haben. Er gibt das Gemälde 1838 bei dem
venezianischen Maler Michelangelo Grigoletti in Auftrag, der das Bild
1843 selbst nach Wien bringt.
MICHAEL KOVÃCS (1818 Abádszalők - 1892 Budapest)
Übergabe des Leichnams des heiligen Markus in Alexandria an die Venezianer, 1847
Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien
DER HEILIGE MARKUS ALS STADTPATRON
Der Überlieferung nach brachten um das Jahr 828 venezianische Kaufleute
den Leichnam des heiligen Markus aus dem ägyptischen Alexandria nach
Venedig. Zuvor war das Grab des Evangelisten jahrhundertelang von der
koptischen Kirche gehütet worden. Ob es sich dabei um eine Entführung
oder um eine freiwillige Übergabe des Leichnams handelte, ist bis heute
umstritten. Der heilige Markus wird fortan zum Stadtpatron von Venedig,
sein Symbol des geflügelten Löwen findet Eingang in das Staatswappen
der Republik. In der Regierungszeit des Dogen Domenico Contarini
(1043-70) wird ihm zu Ehren die Basilika di San Marco errichtet, 1094
wird sie geweint und in der Folge mit prachtvollen Goldmosaiken
ausgeschmuckt.
LUDOVICO LIPPARINI (1800 Bologna - 1856 Venedig)
Vettor Pisani empfängt das heilige Abendmahl, bevor er das Kommando einer Expedition gegen die Genuesen
übernimmt, 1852, Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien
ADMIRAL PISANI ÜBERNIMMT DAS KOMMANDO
In seinem großen Historienbild inszeniert Ludovico Lipparini einen
bedeutenden Moment in der Geschichte Venedigs. Seit dem Vierten
Kreuzzug (1202-04) kämpfen die Seemächte Venedig und Genua um die
Vorherrschaft im Mittelmeer. Venedig strebt unter anderem danach, die
Insel Zypern zu seiner Domäne zu machen. Angeführt von Admiral Vettor
Pisani (1324-80) unterliegen die Truppen Venedigs jedoch 1379 dem
genuesischen Heer. Pisani kommt daraufhin ins Gefängnis. Als im selben
Jahr die von Genua angeführte Truppenallianz nah an Venedig heranrückt,
erreicht das venezianische Volk die Freilassung Pisanis. Unter seinem
Kommando gelingt es schließlich die Truppen aus Genua zur Kapitulation
zu bringen. Venedig hat erneut den stärksten Einfluss im östlichen
Mittelmeer.
DAS 19. JAHRHUNDERT. VENEDIGS GESCHICHTE 1797-1895
1797
12. Mai: Ende der Republik Venedig. Besetzung der Stadt durch französische Truppen unter Napoleon.
17. Oktober: französisch-österreichischer Friedensvertrag von Campo Formio Venetien fällt an Österreich.
1798
18. Jänner: Einzug österreichischer Truppen.
1805
26. Dezember: französisch-österreichischer Friedensvertrag von
Pressburg. Abtretung von Venetien an das unter Napoleon neu geschaffene
Königreich Italien.
1814
20. April: neuerlicher Einzug österreichischer Truppen in Venedig.
1816
Neuerrichtung des Königreichs Lombardo-Venetien, regiert von Vizekönig Erzherzog Anton Viktor.
1818
Amtsantritt des Vizekönigs Erzherzog Rainer von Österreich.
1846
11. Jänner: Fertigstellung der Eisenbahnbrücke zwischen Venedig und Mestre.
1848
23. März: Ausrufung der Repubblica di San Marco
1849
22. August: Kapitulation der Repubblica di San Marco.
1850
Enennung von Feldmarschall Josef von Radetzky zum General-, Zivil- und Militärgouverneur von Lombardo-Venetien.
1856/57
Staatsbesuch von Kaiser Franz Joseph gemeinsam mit Gattin Elisabeth.
1857
Ernennung von Erzherzog Ferdinand Maximilian zum Generalgouverneur von Lombardo-Venetien
1859
Abtretung der Lombardei an Sardinien-Piemont.
1861
Anfang November 1861 bis Frühjahr 1862: Aufenthalt der Kaiserin Elisabeth in Venedig.
1866
20. Juli: österreichischer Sieg in der Seeschlacht bei Lissa
3. Oktober: Abtretung Venetiens an Frankreicn Eingliederung Venetiens in den neuen italienischen Staatenbund
1895
Eröffnung der ersten Kunstbiennale.
DAS ENDE DER REPUBLIK. ERSTE OSTERREICHISCHE FREMDHERRSCHAFT 1798-1805
Im Zuge der Napoleonischen Kriege wird Venedig im Mai 1797 von
französischen Truppen besetzt. Dies besiegelt das Ende der unabhängigen
Republik Venedig. Die Stadt wird erstmals in ihrer 1500-jährigen
Geschichte unter eine fremde Herrschaft gestellt. Mit dem Frieden von
Campo Formio übergibt Napoleon im Oktober desselben Jahres dem
österreichischen Kaiser Franz I. Venetien als Ersatz für die von
Napoleon von Österreich erzwungene Abtretung der Österreichischen
Niederlande und der Lombardei. Vor dem Abzug der französischen Truppen
finden umfassende Plünderungen statt. Im Jänner darauf besetzt das
österreichische Militär Venedig. 1805 fällt die Stadt jedoch erneut
unter französische Herrschaft.
REVOLUTION. DIE REPUBBLICA DI SAN MARCO 1848-49
Im Revolutionsjahr 1848 kommt es auch in Venedig zu bewaffneten
Aufständen gegen das österreichische Kaiserreich. Am 23. März 1848
führen diese zur Ausrufung der Repubblica di San Marco durch den
Advokaten Daniele Manin. Bis zum August 1849 verteidigt die Stadt
erfolgreich ihre Unabhängigkeit. Im Spätsommer bricht jedoch die
Cholera aus, und vom 29. Juli bis 22. August bombardiert die
österreichische Artillerie die Stadt. Der auf österreichischer Seite
organisierte Einsatz von Heißluftballons mit Brandbomben, die mit
Zeitzünder explodieren sollen, gilt heute als erster Luftangriff in der
Militärgeschichte. Am 22. August kapituliert schließlich die Repubblica
di San Marco. Feldmarschall Josef von Radetzky zieht am 30. August in
die Stadt ein.
SEESCHLACHT BEI LISSA 1866
Unter den Ereignissen des Dritten Italienischen Unabhängigkeitskriegs
von 1866 ist vor allem die Seeschlacht bei Lissa bekannt. Vor der
dalmatischen Küste unweit der Insel Lissa kämpft die österreichische
Marine, die auch die venezianischen Fregatten befehligt, gegen die
zahlenmäßig weitaus überlegene Flotte des italienischen Königreichs.
Der österreichische Kommandant Wilhelm von Tegetthoff erringt am 20.
Juli 1866 einen überraschenden Sieg. Das Werk des Wiener Malers Anton
Romako unterscheidet sich von traditionellen Schlachtenbildern aus der
Zeit des Historismus. Bei seiner ersten öffentlichen Präsentation im
Jahr 1882 wird das Bild sogar für eine Karikatur gehalten, da das
traditionelle Pathos und die Heldenverehrung fehlen.
EPISODEN AUS VENEDIGS GESCHICHTE
Während der Zeit der österreichischen Herrschaft von 1815 bis 1866
beschäftigen sich Kunstschaffende in Venedig verstärkt mit Episoden aus
der Geschichte der Stadt, die zu diesem Zeitpunkt auf der politischen
Bühne Europas keine Rolle mehr spielt. Man besinnt sich umso mehr auf
die Vergangenheit als bedeutende See- und Handelsmacht, was den
Schwerpunkten der Malerei der Spätromantik und des frühen Historismus
entgegenkommt. Historische Themen finden generell aufgrund der in ganz
Europa erstarkenden nationalistischen Strömungen großen Anklang. Die
kaiserliche Regierung in Wien unterdrückt zwar jegliche politische
Unabhängigkeitsbestrebung Venedigs, zollt jedoch seiner langen
Tradition als kulturelles Zentrum Respekt. So entstehen großformatige
Gemälde zu Venedigs Geschichte, die teilweise sogar vom
österreichischen Kaiserhaus in Auftrag gegeben werden und Eingang in
die kaiserlichen Sammlungen finden. In den 1920er-Jahren gehen diese
Werke in den Bestand der Österreichischen Galerie im Belvedere über.
Karikatur auf Kaiser Franz Joseph I. aus der satirischen Zeitschrift
"Lo spirito folletto", Mailand, 1862, entworfen von P. E. De Filippi
und mit folgender Beschriftung: "Vera effigie di S. M. I. R. A. Cecco
Beppo D'Austria"
Lithografie, Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof und Staatsarchiv, Ministerium des Außeren, Wien
Als die vorliegende Karikatur in der Satirezeitschrift "Lo spirito
folletto" veröffentlicht wird, ist das Ansehen der österreichischen
Besatzungsmacht in Italien auf einen Tiefpunkt gesunken. Drei Jahre
zuvor hat Österreich bereits die Lombardei an das mit Frankreich
verbündete Königreich Sardinien-Piemont abgetreten. Die Hoffnung der
Venezianer*innen ist somit groB, dass bald auch Venetien von der
österreichischen Herrschaft loskommen würde. Umso aktiver agieren die
sogenannten Irredentisten. Seit Jahrzehnten haben sie die Einigung
ltaliens vorangetrieben. Wie diese Abbildung zeigt, scheuten sie auch
nicht davor zurück, sich über den österreichischen Kaiser lustig zu
machen.
Ausblick vom Unteren zum Oberen Belvedere
Der zweistöckige Marmorsaal des Unteren Belvedere diente ursprünglich
zum repräsentativen Empfang von Gästen. Die Wandgliederung ist der
Triumphbogenarchitektur entlehnt und verweist mit Kriegstrophäen und
Gefangenen auf Prinz Eugens große Erfolge als kaiserlicher
Oberbefehlshaber. Die ovalen Gipsmedaillons mit Szenen aus dem Leben
Apolls erinnern hingegen an die schöngeistigen Interessen des Prinzen.
Das Deckenfresko von Martino Altomonte zeigt Apoll im Sonnenwagen,
Eugen bekommt als nackter Heros von Merkur die Kunde von der Verleihung
der päpstlichen Ehrengaben überbracht. Diese wurden ihm aufgrund seiner
Verdienste in der Schlacht von Peterwardein im Jahr 1716 verliehen.
Marmorsaal des Unteren Belvedere
Marmorsaal des Unteren Belvedere
Deckenfresko von Martino Altomonte im Unteren Belvedere
AUGUST THEODOR SCHÖFFT (1809 Budapest - 1888 London)
Ansicht von Venedig, Palazzo Grassi, um 1845, Öl auf Leinwand, Residenzgalerie Salzburg
AUGUST THEODOR SCHÖFFT (1809 Budapest - 1888 London)
Ansicht von Venedig, Canal Grande, um 1845, Öl auf Leinwand , Residenzgalerie Salzburg
Der aus Ungarn stammende August Schöfft ist ein weit gereister Maler.
Mehrere Jahre hält er sich an den Höfen von Maharadschas in Indien auf
und wird bekannt für seine Darstellungen aus dem "Orient". Von 1844 bis
1846 reist er nach Italien, unter anderem auch nach Venedig. Diese
beiden stimmungsvollen Ansichten zeigen den Canal Grande in der
Abenddämmerung und bei Nacht. Die Beleuchtung lässt die Architektur wie
eine bizarre, magische Kulisse erscheinen, die zeitgenössische
Betrachtende an populäre Dramen von William Shakespeare, Lord Byron
oder Friedrich Schiller erinnert haben könnte. Diese gängige
Assoziation erklärt das hohe Aufkommen venezianischer Nachtbilder in
der Epoche der Romantik.
HANS MAKART (1840 Salzburg - 1884 Wien)
Venedig huldigt Caterina Cornaro, 1872/73, Öl auf Leinwand, Belvedere, Wien
Caterina Comaro (1454-1510) entstammt der bedeutenden venezianischen
Dogendynastie der Corner und wird 1468 mit dem König von Zypern
vermähit. Nach dessen Tod wird Caterina selbst Königin der Insel, auf
die auch die Republik Venedig politischen Anspruch erhebt. 1489 wird
die Königin zur Abdankung gezwungen, Zypern fällt endgültig an Venedig.
Caterina erhält als Herrschaftsbereich die oberitalienische Stadt Asolo
bei Treviso, wo sich an ihrem Hofe ein bedeutendes Zentrum der frühen
Renaissancekultur entwickelt. Hans Makarts Monumentalgemälde wird schon
bei der Präsentation während der Wiener Weltausstellung 1873 als
Sensationsbild gefeiert. Der Maler inszeniert darin märchenhaft eine
Episode aus der Geschichte der Stadt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: