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Im „Kalten Krieg” jahrzehntelang geheim – seit 2005 öffentlich zugänglich: aus der ehemals größten Verteidigungsanlage Österreichs wurde das einzigartige „Bunkermuseum Wurzenpass/Kärnten“.
Was heute als Museumsareal öffentlich zugänglich ist, war bis 2002 der geheim- und einsatzbereit gehaltene Kernbereich der ehemaligen Sperrstellung am Wurzenpass. Soldaten und zivile Firmen haben die Anlage zwischen 1963 und 1995 errichtet und schrittweise ausgebaut.
Nach dem Start im Info-Zentrum entdeckt man bei einem individuellen Rundgang das 11.400 m² große Museumsareal für sich. Der Weg führt durch die weitläufigen Verbindungsgräben und teils tunnelartigen Gänge.
So kommt man zu den sieben miteinander verbundenen Bunkern (Kampf-, Führungs-, Versorgungs- und Schutzanlagen) und vorbereiteten Kampfdeckungen im Originalzustand.
Nur hier sind originale Bunker, Verbindungsgräben und Kampfstellungen samt ergänzenden Sperren und einer kompletten Sammlung der verbunkerten und mobilen Waffensysteme ab 1955 hautnah zu sehen.
Die einmalige Sammlung zeigt zusätzlich unter anderem alle Typen von verbunkerten Panzertürmen und Kanonen der Artillerie, Panzer- und Fliegerabwehr der ehemaligen Landesbefestigung und Sperrtruppe Österreichs ab 1955.
Sie sollten der kleinen, neutralen Alpenrepublik einen Angriff und Durchmarsch von NATO- und Warschauer Pakt-Soldaten ersparen.
Die im Kalten Krieg errichteten und Außenstehenden lange unbekannten, weil offiziell geheimen Bunkeranlagen an der Wurzenpassstraße (Krainberg 73, 9587 Riegersdorf bei Arnoldstein) beim Dreiländereck (A-SLO-I) wurden, nach ihrer Außerdienststellung 2002, im August 2005 als Museum wiedereröffnet und sind jährlich von Mai bis Oktober für die Allgemeinheit zugänglich.
Am Gelände der ehemaligen Sperrkompanie WURZEN/73 wird die zuvor noch nicht geschriebene Geschichte der Raumverteidigung, Landesbefestigung und Sperrtruppe mit vielen Ausstellungsstücken dokumentiert.
Das Areal umfasst 1,14 ha Fläche. Ausgestellt sind verschiedene Typen von Panzertürmen mit ihren Kanonen (M 24, T 34, M 47, Charioteer), Schartenwaffen (Maschinengewehre), 2 und 4 cm Maschinenkanonen, 7,62 Panzerabwehrkanone 42, 10,5 cm leichte Feldhaubitze 18/40, 15,5 cm schwere Feldkanone („Long Tom“) sowie ein komplett verbunkerter T 34-Kampfpanzer.
Neben mobilen Panzer- und Fliegerabwehrkanonen und Granatwerfern werden ein Jagdpanzer Kürassier sowie ein Patrouillenboot des Sperr-Regiments Donau gezeigt. Alle auf- und ausgestellten Waffensysteme sind funktionsunfähig gemacht und dienen rein musealen Zwecken.
Befestigungsanlagen im Bunkermuseum Wurzenpass
Betreiber des Museums ist Oberst Andreas Scherer, der letzte Miliz-Kompaniekommandant der Verteidigungsanlage. Unterstützt wird die Erhaltung der Anlage vom Verein IG Bunker-museum.at. Er wurde im Jahr 2000 als Verein zur Erhaltung der Sperranlagen der Sperrkompanie Wurzenpass gegründet und hat das Ziel, die Bunker als zeithistorisches Mahnmal für den Frieden zu erhalten.
Konkret sind auf- und ausgestellt:
Panzertürme mit ihren Kanonen (Originalbestand 2x CENTURION mit
10,5 cm; M24 mit 7,5 cm; T34 mit 8,5 cm; M47 mit 9 cm; CHARIOTEER mit
8,34 cm und CHARIOTEER mit 10,5 cm)
Schartenwaffen (Maschinengewehre; Maschinenkanonen 2 cm und 4 cm;
7,62 cm Panzerabwehrkanone 42; 10,5 cm leichte Feldhaubitze 18/40 auf
Scharten- und in Turmlafette; 15,5 cm schwere Feldkanone M-2 „Long Tom”)
ein komplett verbunkerter Kampfpanzer T34 (mit 8,5 cm Kanone)
eine verbunkerte rückstoßfreie PAK 10,6 cm
mobile Panzer- und Fliegerabwehrkanonen (8,5 cm PAK 52; 10,6 cm
rückstoßfreie PAK; 2 cm FlAK 58)
Granatwerfer (mittel/8,1 cm und schwer/12 cm)
verschiedene Infanterie- und Panzersperren
Scheinanlagen (verschiedene Panzerturmattrappen aus Holz, Metall
und Kunststoff)
Patrouillenboot des „Sperr-Regiments DONAU“ und Pionierboote
„Gulaschkanone“ (Feldküche M58 und Feldkochherd)
Jagdpanzer KÜRASSIER (mit 10,5 cm Kanone)
Schützenpanzer Saurer/Steyr A1 (mit 2 cm-Maschinenkanone und 12,7
mm überschwerem Maschinengewehr)
15,5 cm Panzerhaubitze M-109
Klein-KFz Steyr AP 700 HAFLINGER
Universaltransporter Steyr AP 712 PINZGAUER
LKW Steyr 680 M3
Zusätzlich: sowjetischer Radschützenpanzer BRDM-2 (in
DDR/NVA-Konfiguration als SPW-40) in der Panzerjägerversion für 6
ferngelenkte Panzerabwehrlenkwaffen SPIGOT
Im „Kalten Krieg” zwischen Ost und West hat
Österreich ein geheimes Netz von Bunkern, Stellungen und Sperren
errichtet. Sie sollten der kleinen neutralen Alpenrepublik einen
Angriff und Durchmarsch durch fremde Truppen der NATO oder des
Warschauer Paktes ersparen.
Grundidee des Raumverteidigungskonzepts (nach General Spannocchi, auch
Spannocchi-Doktrin genannt): entlang von wichtigen Bewegungslinien
sollten tiefgestaffelte Sperren einen Angreifer zum Stehen bringen.
Diese Sperren wurden mit Bunkern überwacht.
Zur Verteidigung der Sperren und zum Schutz der
Bunker gegen Infanterieangriffe standen die Soldaten der territorialen
Sperrtruppe bereit – teils in schon vorbereiteten Kampfstellungen.
Mobile Elemente sollten sie verstärken.
So auch am Wurzenpass, wo die größte zusammenhängende Sperrstellung
Österreichs mit ihrem Kernareal (heute Bunkermuseum) sowie vier
weiteren Bunkern im Umfeld entstand. Nirgends sonst in Österreich gab
es so viele Bunker auf so engem Raum.
Entlang der Wurzenpass-Bundesstraße B109 waren drei Steck- und zwei Sprengsperren eingebaut, um Vorstöße aus Jugoslawien in den „Schlüsselraum 73” (Arnoldstein/Villach) zu verhindern. Hier lag auch das Hauptangriffsziel der Ungarischen Volksarmee – vor dem geplanten Weitermarsch nach Italien. Dazu kam es nie – aber 1968 beim Prager Frühling und 1991 beim Slowenischen Freiheitskampf waren die Anlagen einsatzmäßig besetzt. Soldaten des Österreichischen Bundesheeres mussten die Anlagen und die Staatsgrenze mit scharfer Munition sichern.
Für die Sicherung und Verteidigung am Wurzenpass wurde 1979 eigens die Sperrkompanie WURZEN/73 mit 250 Reservisten aufgestellt. Bis zu ihrer Auflösung 1994 war der Projektbetreiber ihr letzter Kommandant. Weitere 1.200 Reservisten des Landwehrbataillons 731 sowie vier Jagdpanzer KÜRASSIER waren zur Verstärkung eingeplant. Damit war der Wurzenpass tatsächlich „Österreichs Alpenfestung im Kalten Krieg“.
Patrouillenboot des Sperr-Regiments Donau
Als Mahnmal am europaweit einmaligen und ganz besonderen Dreiländereck (AUT, SLO, ITA) soll das Bunkermuseum am Schnittpunkt dreier Kulturen eindrucksvoll und authentisch zeigen, was in unserem friedlich vereinten Europa erfreulicherweise überflüssig geworden ist.
Fazit: Sehenswert? Durchaus!
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: