Burg Liechtenstein

Maria Enzersdorf, April 2023

Die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein ist kein Museum im herkömmlichen Sinn, sondern ein geschichtsträchtiger, aber zugleich lebendiger Ort, der Tausende von Besucherinnen und Besuchern aus der ganzen Welt anzieht. Um 1130 von Hugo v. Liechtenstein errichtet, verkörpert sie eine 900-jährige Baugeschichte und einen der wenigen erhaltenen romanischen Profan­bauten.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die Burg Liechtenstein ist eine Gipfelburg in Maria Enzersdorf im Bezirk Mödling in Niederösterreich. Sie steht auf einem Felsrücken in einer Seehöhe von ca. 300 m ü. A. und wurde 1330 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das Haus Liechtenstein, nach dem das von ihm begründete Fürstentum Liechtenstein benannt ist, hat dort seinen Stammsitz.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Der Stammvater des Adelsgeschlechts begann um 1130 mit der Errichtung der Burg. Im 13. Jahrhundert fiel sie an andere Familien, 1683 wurde sie bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung größtenteils zerstört. Die Fürsten von Liechtenstein kauften die Ruine 1808 zurück und restaurierten sie im Stil der Neoromanik. Seither ist sie im Besitz des Fürstenhauses Liechtenstein.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die Burg Liechtenstein steht südlich von Maria Enzersdorf am Rande des ehemaligen Liechtensteinischen Landschaftsparks in etwa 300 m ü. A. am Rande des Wienerwaldes im Naturpark Föhrenberge, etwa 75 Meter über dem Ortszentrum von Maria Enzersdorf. Sie ist auf einem äußerst schmalen Felsrücken nördlich des Kalenderberges errichtet, der in Ost-West-Richtung verläuft und aus dunklem (jedoch hell verwitterndem) Gutensteiner Kalk, Reichenhaller Rauhwacke und Steinalmkalk besteht.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die sogenannte „Burgküche" - ein erhaltener romanischer Raum.
Einst mit dem darüber liegenden heutigen großen Saal verbunden stammt der vordere Raumbogen (vordere Raumdrittel) mit dem Kamin, aus der ersten Erbauungsphase um 1130. Durch den Einbau eines Deckengewölbes in den Jahren 1883-1890 wurden zwei Raume gewonnen, nämlich die heutige Burgküche sowie den heutigen,Rittersaal". Die heutige Raumgestaltung als „Burgküche" erfolgte in den Jahren 1883-1890. Die heutige Einrichtung reicht vom 14. Jh. bis in späte 19. Jh. und sind Teil der Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH.
Die Kaminnische im vordere Raumbereich weist heute noch romanisches und gotisches Mauerwerk auf. Dieser Kaminraum hatte den Zweck, das innerhalb des Saales, es einen Bereich zum Aufwärmen gab - man saß auf Bänken am Kamin, der diese Raumnische gleichzeitig warmhielten, im Gegensatz zum Rest des Saales.

 Burg Liechtenstein, April 2023

BURGKÜCHE - Der Raum stammt aus der ersten Erbauungszeit um 1130 und bildete ursprünglich mit dem heutigen Rittersaal einen einzigen Raum. Dieser Raum wurde unter Fürst Johann I. als Ahnensaal genützt und unter Fürst Johann II. ab 1883 aufgeteilt in dem zwei Räume geschaffen wurden, die heutige Burgküche und der Rittersaal. Die Kaminnische im rückwertigen Teil der heutigen Burgküche stammt noch aus der ersten Erbauungsphase unter Hugo von Liechtenstein um 1130 und diente als „Wärmestube" für den damaligen Saal. Heute ist der Raum eingerichtet mit Küchenutensilien aus dem 17.-19. Jh.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Der ehemalige schmale lange, dreigeschoßige Wehrgang, der heutige Erschließungsgang, verbindet nordseitig den Palas in der gesamten Länge auf allen Geschoßebenen. Durch eine schmale Treppe sind die Gänge in den Geschoßen miteinander verbunden.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Der Rittersaal - Einst mit der heutigen Burgküche, im Geschoß darunter zu einem einzigen Raum verbunden bildete er einst und heute den Hauptraum der Burg. Das Mauerwerk stammt noch aus der Spätromanik des 12. Jh. und aus der ersten Bauphase der Burg um 1130. Unter Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein wurden zwischen 1883-1890 die gotischen Fenster durch romanische Fensternischen ersetzt. Aus dieser Errichtungszeit um 1130 haben sich die Schlafnische sowie ein Relief im Saal erhalten.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die heutige Einrichtung reicht vom 14. Jh. bis in späte 18. Jh. und sind ein Teil der Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH. Der Schrank mit den verschiedenen Delfter Vasen (aus 250 Jahren), kommt aus Tirol und wurde um 1620 gebaut. Der große dunkle Schrank mit einer Ebenholz-Verkleidung stammt zum Teil aus dem 18. Jh. bzw. die Umbauten und Ergänzungen aus dem 19. Jh., darauf zu sehen sind wertvolle Majolikaarbeiten aus der Lombardei. Die Waffen stammen alle aus dem 17. Jh. Die Jagdtrophäen sind aus der Neuzeit.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Der größte Raum der Burg ist der „Saal", fälschlicher Weise als Rittersaal bezeichnet und bildete ursprünglich mit dem heutigen Burgküche einen einzigen Raum. Rechts neben dem Eingang befindet sich eine Nische, die zum abstellen und anrichten von Speisen, und als Schlafnische gedient hat - soll Österreichs ältestes Bett darstellen eine romanische Schlafnische aus dem ersten Erbauungsphase der Burg. In der Türleibung befindet sich ein herzförmiges, verschlungenes Blatt, welches ebenfalls aus der ersten Bauphase der Burg stammt 12.Jh. Vom Saal aus betritt man durch eine Bohlentür.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Heutige Ausstattung: Der Tisch und die Scherenstühle sind Kopien des 19 Jh., der alte Persischer handgeknüpfter Teppich stammt das Jahr 1880. Die Truhe aus der ersten Hälfte des 16Jh. Die Waffen an den Wänden, stammen aus dem 17Jh. Die Dekoration der Waffen und Trophän, entsprechen der Vorstellungen des 19. Jh.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die Kemenate
Kemenate -lateinisch caminus, m. = Ofen, Feuerstätte, Kamin, italienisch caminata beheizbarer Wohnraum.
Während der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts wurde der Terminus Kemenate in Zusammenhang mit dem Idealbildern von mittelalterlichen Burgen gebracht. Zwar war die Kemenate als oft einziger beheizbarer Raum wohl meist den adligen Burgherren und ihren Familien und auch Kranken vorbehalten, doch wurde sie nun im Sinne von Frauengemach einseitig romantisch interpretiert. Der Raum ist klein, heizbar und mit einem Erker versehen, welche in den Jahren 1883-1890 (zur Touristenatraktion: Abtritt/Danzger/Abort) umgebaut wurde.

Der Kaminmantel ist viertelkreisförmig mit einem Radius von 1.50 m erstellt. Teile des Rauchmantel ruhen auf zwei Eckpfeilern, die mit ornamentalen Steinkonsolen ausgebildete Halbfiguren zeigen. Die beiden Pfeiler des Kamin, so wie der Raum selbst, stammen aus der ersten Erbauungsphase unter Hugo von Liechtenstein um 1130. Die heutige Einrichtung reicht vom 17. Jh. bis in späte 18. Jh. und sind ein Teil der Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

STIEGENHAUS - Mehrere Indizien der Bauforschung weisen darauf hin, dass vor der Restaurierung zwischen 1883-1903 in diesem Bereich mehrere Etagen Wohnräume angelegt waren. Die Spuren eines Kamines lassen sich noch deutlich rechts vom Eingang in das Stiegenhaus erkennen. Das Treppenhaus selbst wurde um 1885 errichtet, wärend die Säulen und Kapitelle um 1890 auf die Burg gekommen sind und von Egon Rheinberger ergänzt wurden.

 Burg Liechtenstein, April 2023

In der Bauplastik des Stiegenhauses mischen sich Originale und nachempfundene Ergänzungen in bunter Reihenfolge. Die kleinen schwungvollen Figürchen in dem zarten Blattwerk lassen durch ihre antike Haltung auf eine italienische Provenienz und eine Entstehungszeit im frühen 14. Jahrhundert schließen. Vergleichsbeispiele bieten sich unter anderen z. B. in Florenz, in den Kapitellen der Badia an, aber auch im nördlicheren Italien (ihre Stilwurzeln in der Lombardei) sind seit dem späten 13. Jahrhundert ähnliche Figurenkapitelle geläufig. Jedes Säulenkapitell ist anderst - kein Motiv wiederholt sich. Das Drachenrelief und sein Gegenstück (im Unteren Bereich, ehemalige Kamin) stammen aus dem ursprünglichen Burgbestand und sind Original zwischen 1130-1200.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die Schlafkammer
Ursprünglich war der heutige Raum, in zwei Räumlichkeiten aufgeteilt, welche durch eine Holzwand getrennt wurden. Heute noch erkennbar durch die erhalten zwei getrennten Eingänge und Balkontüren. Die Holzverkleidungen dieser Räume gingen im 2. Weltkrieg verloren. Bis heute haben sich nur deren spärliche Reste kaminseitig erhalten. Über der heutigen Eingangstür befindet sich eine kulturhistorischer Schatz eine steinerne, thronende Muttergottes, sie ist um 1378 in Venedig entstanden und stammt aus dem Wirkungskreis Nicola Pisano und Giotto.

Hier sehen sie zwei rekonstruierte Kleider eines hochadeligen Ehepaares aus Burgund. Die Kleider sind eine exakte, von Hand gefertigte, Rekonstruktionen von Kleidern um 1480-1500. Die Steine sind Halbedelsteine und stammen aus einheimischen Flüssen (Triesting und Piesting - alte sogenannte Königsflüsse, Grenzflüsse). Die Ölbilder und Gemälde, Möbel und Gegenstände sind ein Teil der Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH. Alle Stoffe die heute Bett und Raum schmücken, sind kostbare Rekonstruktionen von Stoffen des 11 Jh. und 12 Jh. - die Originale befinden sich in den Museen in Stockholm und London.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

THRONENDE MUTTERGOTTES
über dem Eingang ein Hauptwerk der Ausstattung, eine thronende Muttergottes (Kalkstein mit farbiger Fassung, 70 x 50 cm, italienisch, Venedig (vermutlich Markusdom) zwischen 1350-80 endstanden. Die Figur ist verhältnismäßig gut erhalten. Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Madonna kein Christkind trägt, sondern ihre Hände gekreuzt auf der Brust hält. Diese Haltung lässt vermuten, dass es sich hier um eine Maria einer Verkündigung handelt. Die Skulptur ist also aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, der Verkündigungsengel fehlt. In ikonographischer Hinsicht ist die thronende Muttergottes in der Verkündigung altertümlich, denn um diese Zeit empfängt sie das „Verbum" schon immer häufiger in kniender Haltung und Starke Plastizität und eine monumentale Haltung kennzeichnen diese Figur.

Charakteristisch sind die schweren Hände und der mächtige Kopf mit den naturalistischen Gesichtszügen, die etwas an jenes klassische Schönheitsideal erinnern, welches mit den Namen Nicola Pisano und Giotto verbunden ist. Die ausgezeichnete Qualität, die schwungvolle großzügige Faltengebung und die feinen Details in der Thronarchitektur sprechen für einen Meister, der in der Umgebung der frühen großen Trecentobildhauer geschult wurde. 13 Die stilistischen Züge lassen eine Herkunft aus der Toskana und eine Entstehung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vermuten.

 Burg Liechtenstein, April 2023

MARMORRELIEFS - In der rechten Fensternische befindet sich ein großes Marmorrelief, das den Hl. Erzengel Michael in Panzertracht zeigt. In der linken Nische zeigt ein Marmorrelief den Hl. Pantaleon mit Schreibgerät. Über der linken Fensteröffnung sind zwei Rundreliefs nebeneinander eingelassen, die einen Greifvogel zeigen, der ein Lamm, bzw. einen Fisch schlägt. Alle Marmor-Tafeln stammen aus Venedig und sind Ende 13. Jh. gefertigt.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

Fürst Johann Josef I. 1805-1836
Johann Joseph geb. 1760 † 1836 10. Fürst von und zu Liechtenstein.
Herzog von Troppau und Jägerndorf, Graf zu Rietberg, Regierer des Hauses von und zu Liechtenstein
∞ Fürstin Josefa Sophie, Fürstin von und zu Liechtenstein, Herzogin von Troppau und Jägerndorf, Gräfin zu Rietberg, geb. Landgräfin zu Fürstenberg-Weitra geb. 1776, † 1848

war österreichischer Feldmarschall. Am 12. Juli 1806 nahm Napoléon Bonaparte das Fürstentum Liechtenstein als 16. Staat in den Rheinbund auf - ohne den Fürsten zu fragen Am 8. Juni 1815 durch Bundesakte Mitglied des Deutschen Bundes, was einer Bestätigung der Souveränität durch die anderen Staaten gleichkam. 1807 kaufte er die Stammburg Liechtenstein und gestaltete einen großen Naturpark 1820 errichtete er am Fuße des Burgfelsens das klassizistische neue Schloss Liechtenstein. Nach dem Rücktritt Erzherzogs Karl übernahm er am 31. Juli 1809 als Generalissimus den Oberbefehl über die Armee und schloss am 14. Oktober 1809 den Frieden von Schönbrunn ab. Der Fürst erließ am 9. November 1818 eine landständische Verfassung für Liechtenstein. 1805 führte die Schulpflicht in Liechtenstein ein; 1827 erließ er ein neues Schulgesetz für allgemeine öffentliche Schulen.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Fürst Franz Josef II. 1938 - 1989
Franz Josef, 15. Fürst von und zu Liechtenstein Herzog von Troppau und Jägerndorf, Graf zu Rietberg; Regierer des Hauses von und zu Liechtenstein, geb. 1906 Österreich; † 1989 in Liechtenstein.
Fürstin Georgina, Herzogin von Troppau und Jägerndorf, Gräfin zu Rietberg, geb. Gräfin von Wilczek geb.1921; † 1989

Er verlegte den ständigen Regierungssitz 1938 von Wien nach Vaduz. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden alle adeligen Fideikommisse aufgelöst. Dies betraf auch die Fürstlichen Sammlungen. Jene Kunstobjekte, die sich 1938 im Gartenpalais in der Rossau befanden, wurden unter Denkmalschutz gestellt, was eine Ausfuhr unmöglich machte. Erst in den Wirren der letzten Kriegswochen gelang es, die wichtigsten Objekte der Sammlungen nach Vaduz zu verbringen, wo sie seit dieser Zeit auch ihren Sitz haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die bereits durch die Bodenreform von 1919 empfindlich dezimierten tschechischen und mährischen Güter der Familie beschlagnahmt; die finanzielle Situation des Fürstenhauses verengte sich dadurch dramatisch. Aus diesem Grund mussten kostbare Gemälde aus den Fürstlichen Sammlungen verkauft werden.

 Burg Liechtenstein, April 2023

In dem neuromanischen Fenster sind zwei schöne Kapitelle aus grauem Marmor eingelassen. Es dürfte es sich um venezianische Arbeiten des ausgehenden 13. Jahrhunderts handeln. In der rechten Fensterleibung ist eine kleine Marmorplatte mit zwei stehenden Dominikanerheilige - edler Marmor, italienische Arbeit, 14. Jahrhundert- eingemauert. Die Figuren sind stark beschädigt, die Köpfe abgeschlagen. In der linken Fensterleibung ist eine Figur eingelassen, sie hält mit der erhobenen Rechten einen Gegenstand, die andere ist lesend dargestellt. Die stilistischen Züge - die feine Gestaltung des Faltenwurfes - weisen in den Bereich der lombardischen Gotik hin.

 Burg Liechtenstein, April 2023

NORDÖSTLICHER SÖLLER (SOG. NEUE TERRASSE)
An der Seite des Treppenabganges ist eine hochrechteckige Platte mit einer Heiligenfigur, vermutlich ein Apostel, aus Kalkstein, eine byzantinische Arbeit des 10. Jahrhunderts, eingesetzt. Am Ende des Geländers ein Unterteil einer gotischen Säule. Der Unterteil (der Fuß) der Seitenwange der Steinbank ist ein spätrömische Arbeit. Die Flechtbandornamentik und die Arbeiten der Tierdekoration lässt eine Herkunft aus dem Veneto und eine Entstehung im 5. Jahrhundert vermuten. Der Oberteil dieser Bank dürfte eine Arbeit des 13.Jahrunderts sein und stammt aus dem Veneto (Oberitalien). Der so genannten Nordbalkon, wurde in der Restaurierungsphase zwischen 1883-1903 über der, die Burgkapelle umlaufenden, Ringmauer(= Außenmauer) aufgesetzt.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Ausblick auf Wien von der Burg Liechtenstein

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die um 1900 geschaffene Herrenstiege ist eine repräsentative dreiläufige Pfeilerstiege im Westen zwischen dem Palas und dem Bergfried über einem unregelmäßigen, fünfeckigen Grundriss. Sie hat einen offenen Mittelschacht und eine hohe Steinbrüstung mit steinernem Handlauf. Das Stiegenhaus ist platzlgewölbt. Die reliefierten Kapitelle und die Konsole wurden teilweise wiederverwendet und um 1900 ergänzt. Sie stammen teilweise aus Italien.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

KNAPPENSAAL - Dominiert wird der Raum durch den Radleuchter und das hölzerne Tonnengewölbe. Beides von Egon Rheinberger gefertigt. Die Konsolen, die die Holzdecke tragen könnten teilweise noch mittelalterlich sein (13. Jahrhundert). Egon Rheinberger hat hier versucht die Bildsprache des Mittelalters wiederzugeben, so sind der Radluster und die Decke eine Symbolsprache. Der Radluster mit seinen Türmen stellt die Heiligen Stadt Jerusalem dar. Im Mittleren Teil des Holztonnengewölbes, sind jeweils zwei Säulenpaare sichtbar, die ein Symbol des Tempels von Jerusalem darstellen und links und Rechts außen, sind die vier Evangelisten dargestellt - die von Jerusalem aus in die Welt gezogen sind. Der Radleuchter wurde nochmals von Rheinberger gefertigt, für die Burg Hardegg der Fürsten Kevenhüller.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Der rechteckige „Knappensaal“ wurde durch zwei Rundbögen auf einer neuromanischen Mittelsäule zum ehemaligen Wehrgang hin geöffnet und trägt ein ornamental-figural beschnitztes Holztonnengewölbe vom Ende des 19. Jahrhunderts mit geringen Resten von Malerei, das auf vermutlich mittelalterlichen Steinkonsolen ruht. Im Knappensaal befindet sich ein Relief des heiligen Georg im Stil der Venezianischen Gotik aus dem 15. Jahrhundert.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

Der „Saal“ ist ein querrechteckiger, durch Zwillingsfenster belichteter Raum mit Holzbalkendecke aus den Jahren um 1900.

 Burg Liechtenstein, April 2023

HL. HIERONYMUS (Rotmarmor, 125 x 100 cm, salzburgisch, Mitte des 15. Jahrhunderts). Die Platte ist leicht beschädigt und beschnitten. Die Nasen der Figuren sind abgeschlagen und der Kopf des Löwen ist teilweise zerstört. Das Relief zeigt diese Szene auf sehr reizvolle Art: Die große, bedeutungsvolle Figur des Heiligen bildet die Achse der Komposition, im Hintergrund stehen andächtig die beiden Jünglinge, die Augenzeugen des „Wunders". Der Unterricht ist unterbrochen, der kleine Löwe streckt treuherzig wie ein Hund seinen verletzten Fuß dem Heiligen entgegen, der ihm die Dorne herauszieht. Die Haltung des Löwen erinnert an Wappendarstellungen, der frontale geschlossene Aufbau der Hieronymusfigur an Grabplatten, wie man sie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Salzburg und Umgebung findet. Gotische Formelemente etwas harte und scharfe Faltenbahnen in Verbindung mit weich-fließenden Gewandsäumen mischen sich z. B. in den Köpfen der Jünglinge - mit renaissancehaften Zügen, wie sie für die Salzburger Plastik dieser Zeit charakteristisch sind.

Diese Reliefplatte wurde im 1890 von der Kirche Maria am Gestade hier hergebracht, deren Patronanzherr Fürst Johann II. war. In der Kirche Maria am Gestade liegen auch einige Mitglieder der fürstl. Familie begraben und Johann von Liechtenstein-Nikolsburg, Hofmeister Albrechts III. unterschrieb an dem Hieronymusaltar die Patronazurkunde für Maria am Gestade, dessen Langhaus er, ihr heutiges aussehen verliehen hat. Eine Kollegiatsstiftskirche bzw. Dom wollte Johann von Liechtenstein aus der Kirche machen. Daher wurde 1394 der Grundstein für das neue Langhaus gelegt. Die Umsetzung zum Dom wurde durch das Domkapitel von St. Stephan abgelehnt und kam nicht zustande. Im 19 JH. wurde die Kirche neogotisiert und der Hieronymusaltar wurde entfernt, dar Mittelteil wurde in die fürstliche Skulpturensammlung gebracht und in Folge in die Burg Liechtenstein.

 Burg Liechtenstein, April 2023

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die fast 900 Jahre alte Burgkapelle hat, unbeschadet, die Jahrhunderte überdauert – sie bildet das „Herz der Burg Liechtenstein“ – der Stammburg der Fürsten von Liechtenstein. Die Kapelle war bereits bei Ihrer Errichtung um 1130 Teil einer Burganlage, bei der noch wesentliche Teile der romanischen Anlage bis heute erhalten sind. Sie ist, einer der wenigen erhalten romanischen Herrscherkapellen in Österreich. Der Innenraum wird dominiert von einem romanischen Kreuzrippengewölbe.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Burgkapelle St. Pankratius
Die Burgkapelle ist dem heiligen Pankratius geweiht; sie schließt östlich an den Wohnturm an. Ursprünglich stand die Kapelle an drei Seiten frei. Im Bereich der Apsis war sie bis etwa 1220 vom Chorturm überbaut. Sie ist ein längsrechteckiger romanischer Saalbau, der zwischen 1170 und 1180 errichtet wurde. Die Ausstattung besteht aus einem steinernen Altar sowie einem Kalkstein-Relief an der Westwand der Kapelle, das den Schmerzensmann darstellt. Das Relief ist im Stil der Venezianischen Gotik ausgeführt und stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die Burg Liechtenstein, der am Rand des südlichen Wienerwaldes in Österreich, 15 km vom Stadtkern Wien gelegene Stammburg der Fürsten von Liechtenstein, ist kein Museum im herkömmlichen Sinne, sondern ein geschichtsträchtiger, aber zugleich ausgesprochen lebendiger Ort, der alljährlich Tausende von Besuchern aus der ganzen Welt anzieht. Neben wesentlichen Teilen der romanischen Burganlage aus dem Jahr 1130 machen zahlreiche Einrichtungsgegenstände, wie Waffen, Möbel und Balkendecken, Reliefs und die Burgkapelle, sowie mit einer der schönsten Blicke über Wien, die Burg zu einer ganzjährig attraktiven Kultureinrichtung.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Die Burg Liechtenstein ist eine weithin sichtbare, hoch aufragende romanische Gipfelburg, die bis ins 17. Jahrhundert mehrfach verändert und erweitert wurde. Nach der Zerstörung großer Teile der Anlage wurde die Burg ab dem 19. Jahrhundert unter Einbeziehung der mittelalterlichen Reste rekonstruiert und erweitert. An der Südostseite schließt ein langgestreckter, ummauerter Burghof an die Kernburg an.

An der schmalen Nordostseite schließt ein hoch aufragender, annähernd quadratischer Torturm mit steinernem Pyramidenhelm, der von einem Steinkreuz bekrönt wird, an das Burggebäude an. Er ist der niedrigeren romanischen Kapelle im Nordwesten vorgestellt und überbaut diese im Apsisbereich. Im unteren Bereich ist das Mauerwerk romanisch und weist tiefe rundbogige Schlitzfenster auf. Der frei aufragende Bereich entstand um 1900 und hat Zwillingsfenster sowie vier figürliche romanisierende Reliefs. Seitlich des Torturmes befindet sich ein niedrigerer Torbau unter einem Halbwalmdach. Das Rundbogenportal des ehemaligen Hocheinstiegs weist einen eisenbeschlagenen Torflügel aus dem Mittelalter auf. Über eine um 1900 errichtete lange Treppenanlage ist der Torturm erreichbar. Im Inneren führt sie zur Kapelle. Heute bildet diese Toranlage mit einer Holzdecke sowie spätmittelalterlichen Unterzügen und Zwillingsfenstern eine Art Vorhalle für die Kapelle. Durch ein Rundbogenportal gelangt man in den schmalen nordöstlichen Erschließungsgang, der früher ein Wehrgang war. Im obersten Geschoß ist der Torturm als Loggia gestaltet. Im Untergeschoß, in das man durch einen Zugang rechts neben dem Torturm gelangt, befindet sich ein ehemaliger Torzwinger, in den man durch ein schmales, um 1900 entstandenes, Rundbogenportal gelangt. Der Zwinger erhielt ebenfalls um 1900 ein Segmentbogentonnengewölbe.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Im Süden, unterhalb des Felssporns, erstreckt sich über die ganze Länge der Burg ein langer, annähernd rechteckiger Burghof mit Umfassungsmauern. Die äußere Ringmauer weist einen innen verlaufenden bzw. an der Westseite vorkragenden Wehrgang auf. Diese Mauer wurde im 14. sowie im 16. Jahrhundert nachträglich verstärkt bzw. doubliert. Dabei wurden teilweise Zinnen, Schlüssel- und Schlitzscharten sowie Wehrnasen geschaffen. Um 1900 wurde diese Wehrmauer zum Teil wieder aufgebaut bzw. rekonstruiert. Der östliche Teil eines Rondells aus dem 16. Jahrhundert im Süden wurde um 1900 erneuert. An der Westseite befindet sich der ehemalige Zugang zur Burg, ein gotisches Spitzbogenportal aus dem 15. mit einem vorkragenden Wehrgang aus dem 16. Jahrhundert. Ein annähernd rechteckiger zweiter Torbau an der Ostseite der Burg stammt großteils aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die Portale sind spitzbogenförmig, die Tordurchfahrt ist tonnengewölbt. Das Torgebäude wurde um 1900 rekonstruiert. Im Burghof steht ein ehemaliger Grenzstein mit der Jahreszahl „1669“. Östlich der Burg wurde um 1900 eine Art Vorwerk errichtet, das heutige Zugangsportal. Es wurde in der Gestaltung dem Bering im Osten angeglichen. An der Befestigungsmauer sind Maschikuli und Ecktreppenerker zum Wehrgang angebaut.

 Burg Liechtenstein, April 2023

Das Burggebäude besteht aus romanischem Quadermauerwerk, das im 19. Jahrhundert stark überarbeitet, teilweise ausgewechselt oder überputzt wurde. Manche mittelalterlichen Architekturteile wurden übergangen bzw. ergänzt. Dabei wurden neue Portal- und Fensterausbrüche geschaffen. Das dreigeschoßige Burggebäude ist eine mächtige, langgestreckte und hochaufragende kompakte Anlage, die in Höhe, Breite und Dachform auf die Topografie und die Felsform Bezug nimmt. An der Westspitze schließt der Bergfried an das Burggebäude an, an der Ostseite eine Art Torturm. Die abwechslungsreich gestaltete Silhouette ist durch die um 1900 in der Dachzone als eigene Baukörper definierten Bauteile bestimmt: die Südostseite, der Kapellentrakt im Osten sowie der Palas- bzw. Wohnturmbereich. Sie sind jeweils durch ein Schopfwalmdach aus der Zeit um 1900 von den anderen Bauteilen abgesetzt. Die Fenster sind im Verhältnis zur Großflächigkeit der Fassade relativ klein und sparsam in Form von Schlitzscharten, Zwillingsfenstern oder mit abschließendem Rundbogenfries ausgeführt. Der Palas ist durch einen massigen, in Arkaden geöffneten Runderker, der auf mächtigen figuralen Konsolen unter der Traufe ruht, akzentuiert. Den Übergang zwischen Palas und Bergfried bildet ein unregelmäßig dreiseitiger Bau, der durch einen vorkragenden Zinnenkranz abgesetzt ist. In diesem Bereich der südlichen Fassade gibt es einen Aborterker. Die Nordwestseite ist von Vor- und Rücksprüngen der Fassade und verschieden gestalteten Fensteröffnungen, Fensterformen sowie Giebeln geprägt.

 Burg Liechtenstein, April 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: