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Die Stammburg der Fürsten von Liechtenstein ist kein Museum im herkömmlichen Sinn, sondern ein geschichtsträchtiger, aber zugleich lebendiger Ort, der Tausende von Besucherinnen und Besuchern aus der ganzen Welt anzieht. Um 1130 von Hugo v. Liechtenstein errichtet, verkörpert sie eine 900-jährige Baugeschichte und einen der wenigen erhaltenen romanischen Profanbauten.
Die Burg Liechtenstein ist eine Gipfelburg in Maria Enzersdorf im
Bezirk Mödling in Niederösterreich. Sie steht auf einem Felsrücken in
einer Seehöhe von ca. 300 m ü. A. und wurde 1330 zum ersten Mal
urkundlich erwähnt. Das Haus Liechtenstein, nach dem das von ihm
begründete Fürstentum Liechtenstein benannt ist, hat dort seinen
Stammsitz.
Der Stammvater des Adelsgeschlechts begann um 1130 mit der Errichtung
der Burg. Im 13. Jahrhundert fiel sie an andere Familien, 1683 wurde
sie bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung größtenteils zerstört. Die
Fürsten von Liechtenstein kauften die Ruine 1808 zurück und
restaurierten sie im Stil der Neoromanik. Seither ist sie im Besitz des
Fürstenhauses Liechtenstein.
Die Burg Liechtenstein steht südlich von Maria Enzersdorf am Rande des
ehemaligen Liechtensteinischen Landschaftsparks in etwa 300 m ü. A. am
Rande des Wienerwaldes im Naturpark Föhrenberge, etwa 75 Meter über dem
Ortszentrum von Maria Enzersdorf. Sie ist auf einem äußerst schmalen
Felsrücken nördlich des Kalenderberges errichtet, der in
Ost-West-Richtung verläuft und aus dunklem (jedoch hell verwitterndem)
Gutensteiner Kalk, Reichenhaller Rauhwacke und Steinalmkalk besteht.
Die sogenannte „Burgküche" - ein erhaltener romanischer Raum.
Einst mit dem darüber liegenden heutigen großen Saal verbunden stammt
der vordere Raumbogen (vordere Raumdrittel) mit dem Kamin, aus der
ersten Erbauungsphase um 1130. Durch den Einbau eines Deckengewölbes in
den Jahren 1883-1890 wurden zwei Raume gewonnen, nämlich die heutige
Burgküche sowie den heutigen,Rittersaal". Die heutige Raumgestaltung
als „Burgküche" erfolgte in den Jahren 1883-1890. Die heutige
Einrichtung reicht vom 14. Jh. bis in späte 19. Jh. und sind Teil der
Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH.
Die Kaminnische im vordere Raumbereich weist heute noch romanisches und
gotisches Mauerwerk auf. Dieser Kaminraum hatte den Zweck, das
innerhalb des Saales, es einen Bereich zum Aufwärmen gab - man saß auf
Bänken am Kamin, der diese Raumnische gleichzeitig warmhielten, im
Gegensatz zum Rest des Saales.
BURGKÜCHE - Der Raum stammt aus der ersten Erbauungszeit um 1130 und
bildete ursprünglich mit dem heutigen Rittersaal einen einzigen Raum.
Dieser Raum wurde unter Fürst Johann I. als Ahnensaal genützt und unter
Fürst Johann II. ab 1883 aufgeteilt in dem zwei Räume geschaffen
wurden, die heutige Burgküche und der Rittersaal. Die Kaminnische im
rückwertigen Teil der heutigen Burgküche stammt noch aus der ersten
Erbauungsphase unter Hugo von Liechtenstein um 1130 und diente als
„Wärmestube" für den damaligen Saal. Heute ist der Raum eingerichtet
mit Küchenutensilien aus dem 17.-19. Jh.
Der ehemalige schmale lange, dreigeschoßige Wehrgang, der heutige
Erschließungsgang, verbindet nordseitig den Palas in der gesamten Länge
auf allen Geschoßebenen. Durch eine schmale Treppe sind die Gänge in
den Geschoßen miteinander verbunden.
Der Rittersaal - Einst mit der heutigen Burgküche, im Geschoß darunter
zu einem einzigen Raum verbunden bildete er einst und heute den
Hauptraum der Burg. Das Mauerwerk stammt noch aus der Spätromanik des
12. Jh. und aus der ersten Bauphase der Burg um 1130. Unter Fürst
Johann II. von und zu Liechtenstein wurden zwischen 1883-1890 die
gotischen Fenster durch romanische Fensternischen ersetzt. Aus dieser
Errichtungszeit um 1130 haben sich die Schlafnische sowie ein Relief im
Saal erhalten.
Die heutige Einrichtung reicht vom 14. Jh. bis in späte 18. Jh. und
sind ein Teil der Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH.
Der Schrank mit den verschiedenen Delfter Vasen (aus 250 Jahren), kommt
aus Tirol und wurde um 1620 gebaut. Der große dunkle Schrank mit einer
Ebenholz-Verkleidung stammt zum Teil
aus dem 18. Jh. bzw. die Umbauten und Ergänzungen aus dem 19. Jh.,
darauf zu sehen sind wertvolle Majolikaarbeiten aus der Lombardei. Die
Waffen stammen alle aus dem 17. Jh. Die Jagdtrophäen sind aus der
Neuzeit.
Der größte Raum der Burg ist der „Saal", fälschlicher Weise als
Rittersaal bezeichnet und bildete ursprünglich mit dem heutigen
Burgküche einen einzigen Raum. Rechts neben dem Eingang befindet sich
eine Nische, die zum abstellen und anrichten von Speisen, und als
Schlafnische gedient hat - soll Österreichs ältestes Bett darstellen
eine romanische Schlafnische aus dem ersten Erbauungsphase der Burg. In
der Türleibung befindet sich ein herzförmiges, verschlungenes Blatt,
welches ebenfalls aus der ersten Bauphase der Burg stammt 12.Jh. Vom
Saal aus betritt man durch eine Bohlentür.
Heutige Ausstattung: Der Tisch und die Scherenstühle sind Kopien des 19 Jh., der alte
Persischer handgeknüpfter Teppich stammt das Jahr 1880. Die Truhe aus
der ersten Hälfte des 16Jh. Die Waffen an den Wänden, stammen aus dem
17Jh. Die Dekoration der Waffen und Trophän, entsprechen der Vorstellungen des 19. Jh.
Die Kemenate
Kemenate -lateinisch caminus, m. = Ofen, Feuerstätte, Kamin, italienisch caminata beheizbarer Wohnraum.
Während der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts wurde der Terminus
Kemenate in Zusammenhang mit dem Idealbildern von mittelalterlichen
Burgen gebracht. Zwar war die Kemenate als oft einziger beheizbarer
Raum wohl meist den adligen Burgherren und ihren Familien und auch
Kranken vorbehalten, doch wurde sie nun im Sinne von Frauengemach
einseitig romantisch interpretiert. Der Raum ist klein, heizbar und mit
einem Erker versehen, welche in den Jahren 1883-1890 (zur
Touristenatraktion: Abtritt/Danzger/Abort) umgebaut wurde.
Der Kaminmantel ist viertelkreisförmig mit einem Radius von 1.50 m
erstellt. Teile des Rauchmantel ruhen auf zwei Eckpfeilern, die mit
ornamentalen Steinkonsolen ausgebildete Halbfiguren zeigen. Die beiden
Pfeiler des Kamin, so wie der Raum selbst, stammen aus der ersten
Erbauungsphase unter Hugo von Liechtenstein um 1130. Die heutige
Einrichtung reicht vom 17. Jh. bis in späte 18. Jh. und sind ein Teil
der Kunstsammlung der Burg Liechtenstein Betrieb GmbH.
STIEGENHAUS - Mehrere Indizien der Bauforschung weisen darauf hin, dass
vor der Restaurierung zwischen 1883-1903 in diesem Bereich mehrere
Etagen Wohnräume angelegt waren. Die Spuren eines Kamines lassen sich
noch deutlich rechts vom Eingang in das Stiegenhaus erkennen. Das
Treppenhaus selbst wurde um 1885 errichtet, wärend die Säulen und
Kapitelle um 1890 auf die Burg gekommen sind und von Egon Rheinberger
ergänzt wurden.
In der Bauplastik des Stiegenhauses mischen sich Originale und
nachempfundene Ergänzungen in bunter Reihenfolge. Die kleinen
schwungvollen Figürchen in dem zarten Blattwerk lassen durch ihre
antike Haltung auf eine italienische Provenienz und eine
Entstehungszeit im frühen 14. Jahrhundert schließen.
Vergleichsbeispiele bieten sich unter anderen z. B. in Florenz, in den
Kapitellen der Badia an, aber auch im nördlicheren Italien (ihre
Stilwurzeln in der Lombardei) sind seit dem späten 13. Jahrhundert
ähnliche Figurenkapitelle geläufig. Jedes Säulenkapitell ist anderst -
kein Motiv wiederholt sich. Das Drachenrelief und sein Gegenstück (im Unteren Bereich, ehemalige
Kamin) stammen aus dem ursprünglichen Burgbestand und sind Original
zwischen 1130-1200.
Die Schlafkammer
Ursprünglich war der heutige Raum, in zwei Räumlichkeiten aufgeteilt,
welche durch eine Holzwand getrennt wurden. Heute noch erkennbar durch
die erhalten zwei getrennten Eingänge und Balkontüren. Die
Holzverkleidungen dieser Räume gingen im 2. Weltkrieg verloren. Bis
heute haben sich nur deren spärliche Reste kaminseitig erhalten. Über
der heutigen Eingangstür befindet sich eine kulturhistorischer Schatz
eine steinerne, thronende Muttergottes, sie ist um 1378 in Venedig
entstanden und stammt aus dem Wirkungskreis Nicola Pisano und Giotto.
Hier sehen sie zwei rekonstruierte Kleider eines hochadeligen Ehepaares
aus Burgund. Die Kleider sind eine exakte, von Hand gefertigte,
Rekonstruktionen von Kleidern um 1480-1500. Die Steine sind
Halbedelsteine und stammen aus einheimischen Flüssen (Triesting und
Piesting - alte sogenannte Königsflüsse, Grenzflüsse). Die Ölbilder und
Gemälde, Möbel und Gegenstände sind ein Teil der Kunstsammlung der Burg
Liechtenstein Betrieb GmbH. Alle Stoffe die heute Bett und Raum
schmücken, sind kostbare Rekonstruktionen von Stoffen des 11 Jh. und 12
Jh. - die Originale befinden sich in den Museen in Stockholm und London.
THRONENDE MUTTERGOTTES
über dem Eingang ein Hauptwerk der Ausstattung, eine thronende
Muttergottes (Kalkstein mit farbiger Fassung, 70 x 50 cm, italienisch,
Venedig (vermutlich Markusdom) zwischen 1350-80 endstanden. Die Figur
ist verhältnismäßig gut erhalten. Auf den ersten Blick fällt auf, dass
die Madonna kein Christkind trägt, sondern ihre Hände gekreuzt auf der
Brust hält. Diese Haltung lässt vermuten, dass es sich hier um eine
Maria einer Verkündigung handelt. Die Skulptur ist also aus ihrem
ursprünglichen Zusammenhang gerissen, der Verkündigungsengel fehlt. In
ikonographischer Hinsicht ist die thronende Muttergottes in der
Verkündigung altertümlich, denn um diese Zeit empfängt sie das „Verbum"
schon immer häufiger in kniender Haltung und Starke Plastizität und
eine monumentale Haltung kennzeichnen diese Figur.
Charakteristisch sind die schweren Hände und der mächtige Kopf mit den
naturalistischen Gesichtszügen, die etwas an jenes klassische
Schönheitsideal erinnern, welches mit den Namen Nicola Pisano und
Giotto verbunden ist. Die ausgezeichnete Qualität, die schwungvolle
großzügige Faltengebung und die feinen Details in der Thronarchitektur
sprechen für einen Meister, der in der Umgebung der frühen großen
Trecentobildhauer geschult wurde. 13 Die stilistischen Züge lassen eine
Herkunft aus der Toskana und eine Entstehung in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts vermuten.
MARMORRELIEFS - In der rechten Fensternische befindet sich ein großes
Marmorrelief, das den Hl. Erzengel Michael in Panzertracht zeigt. In
der linken Nische zeigt ein Marmorrelief den Hl. Pantaleon mit
Schreibgerät. Über der linken Fensteröffnung sind zwei Rundreliefs
nebeneinander eingelassen, die einen Greifvogel zeigen, der ein Lamm,
bzw. einen Fisch schlägt. Alle Marmor-Tafeln stammen aus Venedig und
sind Ende 13. Jh. gefertigt.
Fürst Johann Josef I. 1805-1836
Johann Joseph geb. 1760 † 1836 10. Fürst von und zu Liechtenstein.
Herzog von Troppau und Jägerndorf, Graf zu Rietberg, Regierer des Hauses von und zu Liechtenstein
∞ Fürstin Josefa Sophie, Fürstin von und zu Liechtenstein, Herzogin von
Troppau und Jägerndorf, Gräfin zu Rietberg, geb. Landgräfin zu
Fürstenberg-Weitra geb. 1776, † 1848
war österreichischer Feldmarschall. Am 12. Juli 1806 nahm Napoléon
Bonaparte das Fürstentum Liechtenstein als 16. Staat in den Rheinbund
auf - ohne den Fürsten zu fragen Am 8. Juni 1815 durch Bundesakte
Mitglied des Deutschen Bundes, was einer Bestätigung der Souveränität
durch die anderen Staaten gleichkam. 1807 kaufte er die Stammburg
Liechtenstein und gestaltete einen großen Naturpark 1820 errichtete er
am Fuße des Burgfelsens das klassizistische neue Schloss Liechtenstein.
Nach dem Rücktritt Erzherzogs Karl übernahm er am 31. Juli 1809 als
Generalissimus den Oberbefehl über die Armee und schloss am 14. Oktober
1809 den Frieden von Schönbrunn ab. Der Fürst erließ am 9. November
1818 eine landständische Verfassung für Liechtenstein. 1805 führte die
Schulpflicht in Liechtenstein ein; 1827 erließ er ein neues Schulgesetz
für allgemeine öffentliche Schulen.
Fürst Franz Josef II. 1938 - 1989
Franz Josef, 15. Fürst von und zu Liechtenstein Herzog von Troppau und
Jägerndorf, Graf zu Rietberg; Regierer des Hauses von und zu
Liechtenstein, geb. 1906 Österreich; † 1989 in Liechtenstein.
Fürstin Georgina, Herzogin von Troppau und Jägerndorf, Gräfin zu Rietberg, geb. Gräfin von Wilczek geb.1921; † 1989
Er verlegte den ständigen Regierungssitz 1938 von Wien nach Vaduz. Mit
der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden alle adeligen
Fideikommisse aufgelöst. Dies betraf auch die Fürstlichen Sammlungen.
Jene Kunstobjekte, die sich 1938 im Gartenpalais in der Rossau
befanden, wurden unter Denkmalschutz gestellt, was eine Ausfuhr
unmöglich machte. Erst in den Wirren der letzten Kriegswochen gelang
es, die wichtigsten Objekte der Sammlungen nach Vaduz zu verbringen, wo
sie seit dieser Zeit auch ihren Sitz haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurden die bereits durch die Bodenreform von 1919 empfindlich
dezimierten tschechischen und mährischen Güter der Familie
beschlagnahmt; die finanzielle Situation des Fürstenhauses verengte
sich dadurch dramatisch. Aus diesem Grund mussten kostbare Gemälde aus
den Fürstlichen Sammlungen verkauft werden.
In dem neuromanischen Fenster sind zwei schöne Kapitelle aus grauem
Marmor eingelassen. Es dürfte es sich um venezianische Arbeiten des
ausgehenden 13. Jahrhunderts handeln. In der rechten Fensterleibung ist
eine kleine Marmorplatte mit zwei stehenden Dominikanerheilige - edler
Marmor, italienische Arbeit, 14. Jahrhundert- eingemauert. Die Figuren
sind stark beschädigt, die Köpfe abgeschlagen. In der linken
Fensterleibung ist eine Figur eingelassen, sie hält mit der erhobenen
Rechten einen Gegenstand, die andere ist lesend dargestellt. Die
stilistischen Züge - die feine Gestaltung des Faltenwurfes - weisen in
den Bereich der lombardischen Gotik hin.
NORDÖSTLICHER SÖLLER (SOG. NEUE TERRASSE)
An der Seite des Treppenabganges ist eine hochrechteckige Platte mit
einer Heiligenfigur, vermutlich ein Apostel, aus Kalkstein, eine
byzantinische Arbeit des 10. Jahrhunderts, eingesetzt. Am Ende des
Geländers ein Unterteil einer gotischen Säule. Der Unterteil (der Fuß)
der Seitenwange der Steinbank ist ein spätrömische Arbeit. Die
Flechtbandornamentik und die Arbeiten der Tierdekoration lässt eine
Herkunft aus dem Veneto und eine Entstehung im 5. Jahrhundert vermuten.
Der Oberteil dieser Bank dürfte eine Arbeit des 13.Jahrunderts sein und
stammt aus dem Veneto (Oberitalien). Der so genannten Nordbalkon, wurde
in der Restaurierungsphase zwischen 1883-1903 über der, die Burgkapelle
umlaufenden, Ringmauer(= Außenmauer) aufgesetzt.
Ausblick auf Wien von der Burg Liechtenstein
Die um 1900 geschaffene Herrenstiege ist eine repräsentative
dreiläufige Pfeilerstiege im Westen zwischen dem Palas und dem
Bergfried über einem unregelmäßigen, fünfeckigen Grundriss. Sie hat
einen offenen Mittelschacht und eine hohe Steinbrüstung mit steinernem
Handlauf. Das Stiegenhaus ist platzlgewölbt. Die reliefierten Kapitelle
und die Konsole wurden teilweise wiederverwendet und um 1900 ergänzt.
Sie stammen teilweise aus Italien.
KNAPPENSAAL - Dominiert wird der Raum durch den Radleuchter und das
hölzerne Tonnengewölbe. Beides von Egon Rheinberger gefertigt. Die
Konsolen, die die Holzdecke tragen könnten teilweise noch
mittelalterlich sein (13. Jahrhundert). Egon Rheinberger hat hier
versucht die Bildsprache des Mittelalters wiederzugeben, so sind der
Radluster und die Decke eine Symbolsprache. Der Radluster mit seinen
Türmen stellt die Heiligen Stadt Jerusalem dar. Im Mittleren Teil des
Holztonnengewölbes, sind jeweils zwei Säulenpaare sichtbar, die ein
Symbol des Tempels von Jerusalem darstellen und links und Rechts außen,
sind die vier Evangelisten dargestellt - die von Jerusalem aus in die
Welt gezogen sind. Der Radleuchter wurde nochmals von Rheinberger
gefertigt, für die Burg Hardegg der Fürsten Kevenhüller.
Der rechteckige „Knappensaal“ wurde durch zwei Rundbögen auf einer
neuromanischen Mittelsäule zum ehemaligen Wehrgang hin geöffnet und
trägt ein ornamental-figural beschnitztes Holztonnengewölbe vom Ende
des 19. Jahrhunderts mit geringen Resten von Malerei, das auf
vermutlich mittelalterlichen Steinkonsolen ruht. Im Knappensaal
befindet sich ein Relief des heiligen Georg im Stil der Venezianischen
Gotik aus dem 15. Jahrhundert.
Der „Saal“ ist ein querrechteckiger, durch Zwillingsfenster belichteter Raum mit Holzbalkendecke aus den Jahren um 1900.
HL. HIERONYMUS (Rotmarmor, 125 x 100 cm, salzburgisch, Mitte des 15.
Jahrhunderts). Die Platte ist leicht beschädigt und beschnitten. Die
Nasen der Figuren sind abgeschlagen und der Kopf des Löwen ist
teilweise zerstört. Das Relief zeigt diese Szene auf sehr reizvolle
Art: Die große, bedeutungsvolle Figur des Heiligen bildet die Achse der
Komposition, im Hintergrund stehen andächtig die beiden Jünglinge, die
Augenzeugen des „Wunders". Der Unterricht ist unterbrochen, der kleine
Löwe streckt treuherzig wie ein Hund seinen verletzten Fuß dem Heiligen
entgegen, der ihm die Dorne herauszieht. Die Haltung des Löwen erinnert
an Wappendarstellungen, der frontale geschlossene Aufbau der
Hieronymusfigur an Grabplatten, wie man sie in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts in Salzburg und Umgebung findet. Gotische Formelemente
etwas harte und scharfe Faltenbahnen in Verbindung mit weich-fließenden
Gewandsäumen mischen sich z. B. in den Köpfen der Jünglinge - mit
renaissancehaften Zügen, wie sie für die Salzburger Plastik dieser Zeit
charakteristisch sind.
Diese Reliefplatte wurde im 1890 von der Kirche Maria am Gestade hier
hergebracht, deren Patronanzherr Fürst Johann II. war. In der Kirche
Maria am Gestade liegen auch einige Mitglieder der fürstl. Familie
begraben und Johann von Liechtenstein-Nikolsburg, Hofmeister Albrechts
III. unterschrieb an dem Hieronymusaltar die Patronazurkunde für Maria
am Gestade, dessen Langhaus er, ihr heutiges aussehen verliehen hat.
Eine Kollegiatsstiftskirche bzw. Dom wollte Johann von Liechtenstein
aus der Kirche machen. Daher wurde 1394 der Grundstein für das neue
Langhaus gelegt. Die Umsetzung zum Dom wurde durch das Domkapitel von
St. Stephan abgelehnt und kam nicht zustande. Im 19 JH. wurde die
Kirche neogotisiert und der Hieronymusaltar wurde entfernt, dar
Mittelteil wurde in die fürstliche Skulpturensammlung gebracht und in
Folge in die Burg Liechtenstein.
Die fast 900 Jahre alte Burgkapelle hat, unbeschadet, die Jahrhunderte
überdauert – sie bildet das „Herz der Burg Liechtenstein“ – der
Stammburg der Fürsten von Liechtenstein. Die Kapelle war bereits bei
Ihrer Errichtung um 1130 Teil einer Burganlage, bei der noch
wesentliche Teile der romanischen Anlage bis heute erhalten sind. Sie
ist, einer der wenigen erhalten romanischen Herrscherkapellen in
Österreich. Der Innenraum wird dominiert von einem romanischen
Kreuzrippengewölbe.
Burgkapelle St. Pankratius
Die Burgkapelle ist dem heiligen Pankratius geweiht; sie schließt
östlich an den Wohnturm an. Ursprünglich stand die Kapelle an drei
Seiten frei. Im Bereich der Apsis war sie bis etwa 1220 vom Chorturm
überbaut. Sie ist ein längsrechteckiger romanischer Saalbau, der
zwischen 1170 und 1180 errichtet wurde. Die Ausstattung besteht aus
einem steinernen Altar sowie einem Kalkstein-Relief an der Westwand der
Kapelle, das den Schmerzensmann darstellt. Das Relief ist im Stil der
Venezianischen Gotik ausgeführt und stammt aus der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts.
Die Burg Liechtenstein, der am Rand des südlichen Wienerwaldes in
Österreich, 15 km vom Stadtkern Wien gelegene Stammburg der Fürsten von
Liechtenstein, ist kein Museum im herkömmlichen Sinne, sondern ein
geschichtsträchtiger, aber zugleich ausgesprochen lebendiger Ort, der
alljährlich Tausende von Besuchern aus der ganzen Welt anzieht. Neben
wesentlichen Teilen der romanischen Burganlage aus dem Jahr 1130 machen
zahlreiche Einrichtungsgegenstände, wie Waffen, Möbel und Balkendecken,
Reliefs und die Burgkapelle, sowie mit einer der schönsten Blicke über
Wien, die Burg zu einer ganzjährig attraktiven Kultureinrichtung.
Die Burg Liechtenstein ist eine weithin sichtbare, hoch aufragende
romanische Gipfelburg, die bis ins 17. Jahrhundert mehrfach verändert
und erweitert wurde. Nach der Zerstörung großer Teile der Anlage wurde
die Burg ab dem 19. Jahrhundert unter Einbeziehung der
mittelalterlichen Reste rekonstruiert und erweitert. An der Südostseite
schließt ein langgestreckter, ummauerter Burghof an die Kernburg an.
An der schmalen Nordostseite schließt ein hoch aufragender, annähernd
quadratischer Torturm mit steinernem Pyramidenhelm, der von einem
Steinkreuz bekrönt wird, an das Burggebäude an. Er ist der niedrigeren
romanischen Kapelle im Nordwesten vorgestellt und überbaut diese im
Apsisbereich. Im unteren Bereich ist das Mauerwerk romanisch und weist
tiefe rundbogige Schlitzfenster auf. Der frei aufragende Bereich
entstand um 1900 und hat Zwillingsfenster sowie vier figürliche
romanisierende Reliefs. Seitlich des Torturmes befindet sich ein
niedrigerer Torbau unter einem Halbwalmdach. Das Rundbogenportal des
ehemaligen Hocheinstiegs weist einen eisenbeschlagenen Torflügel aus
dem Mittelalter auf. Über eine um 1900 errichtete lange Treppenanlage
ist der Torturm erreichbar. Im Inneren führt sie zur Kapelle. Heute
bildet diese Toranlage mit einer Holzdecke sowie spätmittelalterlichen
Unterzügen und Zwillingsfenstern eine Art Vorhalle für die Kapelle.
Durch ein Rundbogenportal gelangt man in den schmalen nordöstlichen
Erschließungsgang, der früher ein Wehrgang war. Im obersten Geschoß ist
der Torturm als Loggia gestaltet. Im Untergeschoß, in das man durch
einen Zugang rechts neben dem Torturm gelangt, befindet sich ein
ehemaliger Torzwinger, in den man durch ein schmales, um 1900
entstandenes, Rundbogenportal gelangt. Der Zwinger erhielt ebenfalls um
1900 ein Segmentbogentonnengewölbe.
Im Süden, unterhalb des Felssporns, erstreckt sich über die ganze Länge
der Burg ein langer, annähernd rechteckiger Burghof mit
Umfassungsmauern. Die äußere Ringmauer weist einen innen verlaufenden
bzw. an der Westseite vorkragenden Wehrgang auf. Diese Mauer wurde im
14. sowie im 16. Jahrhundert nachträglich verstärkt bzw. doubliert.
Dabei wurden teilweise Zinnen, Schlüssel- und Schlitzscharten sowie
Wehrnasen geschaffen. Um 1900 wurde diese Wehrmauer zum Teil wieder
aufgebaut bzw. rekonstruiert. Der östliche Teil eines Rondells aus dem
16. Jahrhundert im Süden wurde um 1900 erneuert. An der Westseite
befindet sich der ehemalige Zugang zur Burg, ein gotisches
Spitzbogenportal aus dem 15. mit einem vorkragenden Wehrgang aus dem
16. Jahrhundert. Ein annähernd rechteckiger zweiter Torbau an der
Ostseite der Burg stammt großteils aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die
Portale sind spitzbogenförmig, die Tordurchfahrt ist tonnengewölbt. Das
Torgebäude wurde um 1900 rekonstruiert. Im Burghof steht ein ehemaliger
Grenzstein mit der Jahreszahl „1669“. Östlich der Burg wurde um 1900
eine Art Vorwerk errichtet, das heutige Zugangsportal. Es wurde in der
Gestaltung dem Bering im Osten angeglichen. An der Befestigungsmauer
sind Maschikuli und Ecktreppenerker zum Wehrgang angebaut.
Das Burggebäude besteht aus romanischem Quadermauerwerk, das im 19.
Jahrhundert stark überarbeitet, teilweise ausgewechselt oder überputzt
wurde. Manche mittelalterlichen Architekturteile wurden übergangen bzw.
ergänzt. Dabei wurden neue Portal- und Fensterausbrüche geschaffen. Das
dreigeschoßige Burggebäude ist eine mächtige, langgestreckte und
hochaufragende kompakte Anlage, die in Höhe, Breite und Dachform auf
die Topografie und die Felsform Bezug nimmt. An der Westspitze schließt
der Bergfried an das Burggebäude an, an der Ostseite eine Art Torturm.
Die abwechslungsreich gestaltete Silhouette ist durch die um 1900 in
der Dachzone als eigene Baukörper definierten Bauteile bestimmt: die
Südostseite, der Kapellentrakt im Osten sowie der Palas- bzw.
Wohnturmbereich. Sie sind jeweils durch ein Schopfwalmdach aus der Zeit
um 1900 von den anderen Bauteilen abgesetzt. Die Fenster sind im
Verhältnis zur Großflächigkeit der Fassade relativ klein und sparsam in
Form von Schlitzscharten, Zwillingsfenstern oder mit abschließendem
Rundbogenfries ausgeführt. Der Palas ist durch einen massigen, in
Arkaden geöffneten Runderker, der auf mächtigen figuralen Konsolen
unter der Traufe ruht, akzentuiert. Den Übergang zwischen Palas und
Bergfried bildet ein unregelmäßig dreiseitiger Bau, der durch einen
vorkragenden Zinnenkranz abgesetzt ist. In diesem Bereich der südlichen
Fassade gibt es einen Aborterker. Die Nordwestseite ist von Vor- und
Rücksprüngen der Fassade und verschieden gestalteten Fensteröffnungen,
Fensterformen sowie Giebeln geprägt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: