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Das Ulmer Münster (oder Münster Unserer Lieben Frau in Ulm) ist eine im gotischen Baustil ab 1377 errichtete Kirche in Ulm. Es ist die größte evangelische Kirche Deutschlands. Der 1890 vollendete 161,53 Meter hohe Turm ist der höchste Kirchturm der Welt.
Der Grundstein wurde 1377 gelegt, als Ulm eine Reichsstadt und noch
vorreformatorisch römisch-katholisch war. Die Predigten des Ulmer
Reformators Konrad Sam (ab 1524) begleiteten die graduelle Einführung
der Reformation in Ulm. 1530 fiel die Entscheidung in einer
Bürgerabstimmung zugunsten des evangelischen Bekenntnisses mit einer
Mehrheit von sieben Achteln. So wurde das Ulmer Münster ein Gotteshaus
der evangelischen Kirche. Es war bis 1894 im Besitz der Stadt Ulm und
kam danach in den Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Ulm. Das
Münster überstand die Luftangriffe auf Ulm 1944/1945 in den letzten
Monaten des Zweiten Weltkriegs weitgehend unbeschädigt.
Das Ulmer Münster ist die größte gotische Kirche in Süddeutschland und
Kulturdenkmal. Es hat mit 161,53 m Höhe den bis heute höchsten
Kirchturm der Welt. Der Chor des Münsters wird von den beiden
Chortürmen flankiert, die mit ihrer Höhe von 86 m zur Gruppe der
besonders hohen Türme gehören. Das Kirchengebäude ist 123,56 Meter lang
und 48,8 Meter breit. Das Mittelschiff hat eine Höhe von 41,6 Metern,
die Höhe der Seitenschiffe beträgt 20,55 Meter. Das Münster hat ein
Volumen von rund 190.000 Kubikmeter, und der hohe Westturm belastet die
Fundamente mit einer Masse von 51.500 Tonnen.
Nach der Reformation wurden die Figuren an den Pfeilern im Hauptschiff
entfernt. Nur die Konsolen mit fantasievollen Steinmetzarbeiten blieben
erhalten. Zwischen 1890 und 1912 schuf Carl Federlin die monumentalen
Figuren der Propheten und Apostel, die heute auf ihnen stehen.
Der Chorabschluss besteht aus fünf Seiten eines regelmäßigen Zehnecks.
Die über 15 Meter hohen Fenster im Chor stammen aus dem 14. und 15.
Jahrhundert. Diese Fenster sind, wenn man mit Blickrichtung zum
Choraltar nach dem halb hohen Fenster von links nach rechts beginnt:
Fenster der beiden Johannes, Werkstatt Jakob Acker der Ältere Ulm, nach 1385 entstanden, das zweitälteste Fenster des Münsters;
Kramerfenster, Straßburger Werkstattgemeinschaft des Peter Hemmel von
Andlau, um 1480 – Dieses Fenster wurde von der Kramerzunft (d. h.
Krämer bzw. Kaufleute) gestiftet und wurde wohl an Stelle eines älteren
Fensters, welches von Jakob Acker stammte, eingebaut;
Ratsfenster, Straßburger Werkstattgemeinschaft des Peter Hemmel von
Andlau, um 1480 – Das Fenster, das vom Rat der Stadt gestiftet wurde,
ist wohl ebenfalls an Stelle eines älteren Fensters eingebaut worden;
Anna-Marienfenster, Werkstatt Jakob Acker, um 1385 – Dieses Fenster
gilt als ältestes Fenster des Münsters und wurde durch die Zunft der
Weber gestiftet, wohl deswegen, weil Maria eine Tempelweberin war und
Anna die Patronin der Weber ist:
Fenster der fünf Freuden Mariens, Werkstatt Jakob Acker, um 1400 – Dieses Fenster ist ebenfalls eine Stiftung der Weberzunft.
An Stelle des im 16. Jahrhundert verlorengegangenen Hochaltars steht
der Heilige-Sippen-Altar, der nach seinem Stifter Laux Hutz (der
„Junker Lukas“) auch als Hutzaltar bezeichnet wird. Ursprünglich stand
der Altar in der Turmvorhalle. Die Flügel des Altars stammen von Martin
Schaffner aus dem Jahre 1521. Die Werkstatt Niklaus Weckmanns (um
1450/44–1528 Ulm) hat den Schrein mit der Sippe Christi geschaffen.
Reich an Gold ist der Schrein mit seinen Figuren noch der Spätgotik
verhaftet. Dagegen gehören die Malereien von Martin Schaffner zur
Renaissance. Die Predella zeigt das Abendmahl Jesu, wobei die
Komposition verrät, dass Schaffner das Abendmahl von Leonardo da Vinci
mindestens durch Druckgrafik gekannt haben muss. Auf den
Altar-Malereien werden von Martin Schaffner drei noch lebende Verwandte
der Goldschmiede-Stifterfamlie Hutz als Heilige porträtiert, was seit
dem Jahrzehnt vor der Reformation öfter vorkam, aber dennoch gewagt war.
Die interessanteste ist wohl die kleinste Kapelle, die Bessererkapelle,
die vom Chor aus nach rechts – auf der Frauenseite des Chorgestühls in
dessen hinterem Teil – zu erreichen ist. Sie wurde etwa 1429 unter
Werkmeister Hans Kun erbaut. Diese Kapelle war eine Privatkapelle und
hat ihren Namen nach der Patrizierfamilie Besserer erhalten, die über
mehrere Generationen in Ulm nachweisbar ist. So war zum Beispiel ein
Bernhard Besserer (1471–1542) Bürgermeister in der Reformationszeit.
Das Chorgestühl des Münsters stammt aus den Jahren 1469-1474. Die
kunstvollen Schreinerarbeiten fertigte Jörg Syrlin, die lebensgroßen
Büsten und Figuren schuf Michel Erhart. Sibyllen, Philosophen,
biblische Gestalten und Heilige sind auf einer Männer- und einer
Frauenseite dargestellt.
Nördliche Pultwangen-Büste: Samische Sibylle - Teil vom Dreisitz, Jörg Syrlin (der Ältere), 1468
Der Dreisitz und das Chorgestühl mit Hunderten aus Eichenholz
geschnitzten Figuren ist eines der berühmtesten und schönsten Gestühle
der deutschen Gotik. Es wurde zwischen 1469 und 1474 von dem Schreiner
und Bildhauer Jörg Syrlin d. Ä. unter Mitarbeit des Bildhauers
Michel Erhart (besonders die Büsten auf den Seitenwangen) angefertigt.
Es zählt neben dem Chorgestühl in St. Martin zu Memmingen zu den
bedeutendsten gotischen Gestühlen in Deutschland.
Unterhalb des Chorbogens – vor dem Dreisitz – befindet sich der Kreuz-
und Seelenaltar mit einer Darstellung des Abendmahls vom Dürerschüler
Hans Schäufelein aus dem Jahre 1515.
Die Chororgel befindet sich als Schwalbennestorgel an der Südwand des Chores hoch über dem Chorgestühl.
1960 errichtete die Orgelbaufirma Rieger (Vorarlberg) ein Instrument,
dessen Disposition Helmut Bornefeld erstellt hatte. Es verfügte über
mechanische Schleifladen, zwei Manuale, Pedal und insgesamt
20 Register (unter anderem mit dem seltenen Alphorn).
Taufstein unter einem Baldachin
Im südlichen Seitenschiff westlich dem Chor befindet sich das
achteckige Taufbecken (1474) unter einem Baldachin mit sechs Propheten,
zwei Königen und den Wappen der sieben Kurfürsten und des Reiches am
Sockel.
Die Glasfenster im Hauptschiff wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Zwischen 1948 und 2018 wurden für die Südseite neue Fenster gestiftet.
Darunter sind Werke bedeutender Glasmaler des 20. Jahrhunderts: Hans
Gottfried von Stockhausen, Peter Valentin Feuerstein und Johannes
Schreiter. Das letzte Fenster der Südseite ist das 2018 gestiftete
Friedensfenster von Thomas Kuzio.
Blick zur Hauptorgel, darüber das Martinsfenster
Die gegenwärtige Hauptorgel (auch „Große Orgel“ oder „Westorgel“
genannt) wurde von 1967 bis 1969 durch die Orgelbaufirma Eberhard
Friedrich Walcker & Cie. (Ludwigsburg) erbaut. Sie befindet sich
auf der Hauptempore unter dem Hauptturm (Zugang über ein eigenes
Treppenhaus). Die Errichtung des Instrumentes wurde durch den
Orgelsachverständigen Walter Supper betreut. In dem Instrument wurden
Teile des vorhandenen Pfeifenmaterials der alten Walcker-Orgel
verwendet. Es verfügt über 99 klingende Register zzgl.
Glockenspiel und Zimbelstern auf fünf Manualen und Pedal mit insgesamt
8.900 Pfeifen. Die Orgel gilt als „opus 5000“ bei der Orgelfirma
Walcker.
1995/1996 wurde die Orgel mit einer modernen elektronischen Setzeranlage ausgestattet.
Kanzelkorb im Mittelschiff mit turmartig überhöhtem Schalldeckel
Über der im Mittelschiff befindlichen Kanzel ist der etwa 20 Meter hohe
Schalldeckel von Jörg Syrlin dem Jüngeren aus dem Jahre 1510.
Trägerkonsole und Aufgang stammen von etwa 1498, wobei ältere Teile
Verwendung fanden.
Seit der Reformation ist der Gottesdienst im Ulmer Münster auf die
Kanzel hin ausgerichtet. Der geschnitzte Kanzeldeckel stammt von Jörg
Syrlin dem Jüngeren aus dem Jahr 1510. Die Steinreliefs an der
Kanzelbrüstung schuf 1937 der Ulmer Künstler Martin Scheible.
1392-1477: Die Baumeister aus der Familie Ensinger und Kun
Ulrich Ensinger, Hans Kun, Kaspar Kun, Matthäus Ensinger und Moritz
Ensinger errichteten das Hauptschiff des Münsters und den Westturm bis
zu einer Höhe von 70m. Sie hatten bereits den Plan, diesen Turm zum
höchsten Kirchturm der Welt zu machen.
Erzengel Michael - Bronzene Figur im Hauptbogen unter der Orgelempore
Die sechs Meter große Figur des Erzengels, die der Stuttgarter
Städtebau-Professor Heinz Wetzel entworfen hatte, wurde am 5. August
1934 im Ulmer Münster installiert. Für diesen "Tag der Garnison" waren
30.000 ehemalige Soldaten mit Sonderzügen nach Ulm angereist. Aus dem
biblischen Erzengel Michael, der gegen das Böse kämpft, war nun ein
revanchistisches Kriegsdenkmal geworden.
Mit der Installation der Engelsfigur sowie der Einweihung der
Gedenkhalle für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs endete ein lang
andauernder Streit: Acht Mannschafts- und Offiziersvereinigungen der
Ulmer Vorkriegs-Garnison wollten nach dem Ersten Weltkrieg an
exponierter Stelle im Münster ein Denkmal für die Gefallenen
aufstellen. Dazu wurde 1922 ein hoch dotierter Ideenwettbewerb
ausgeschrieben. Die Jury des Ausschusses für das Gefallenendenkmal
unter Vorsitz von Generalmajor a. D. Eugen Glück entschied sich für den
Entwurf des Stuttgarter Städtebau-Professors Heinz Wetzel. Mit der
Ausführung wurde der in Stuttgart tätige Künstler Professor Ulfert
Janssen betraut.
Im Evangelischen Gesamtkirchengemeinderat fand der Entwurf keine
mehrheitliche Zustimmung. Bis 1934 wehrte sich der
Gesamtkirchengemeinderat gegen die Aufhängung des Engels, der drohend
sein Schwert nach oben hält. Die Anbringung dieser Engelsfigur war erst
nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft möglich geworden
und wurde von Oberbürgermeister Friedrich Förster, NSDAP-Kreisleiter
Eugen Maier und Gaukulturwart Georg Schmückle durchgesetzt.
Die Figur des Erzengels Michael ist Teil der Ulmer Stadt- und
Kirchengeschichte geworden und sorgt bis heute für Diskussionen. Sie
konfrontiert uns mit einem Teil unserer Vergangenheit, der nicht in
Vergessenheit geraten darf. (Ulm, März 2017, der Kirchengemeinderat der
Evangelischen Münstergemeinde)
Im Münster befinden sich außerdem 133 historisch wertvolle Wappen- oder
Totenschilde; es ist die größte Wappensammlung Deutschlands.
Grabdenkmale und Totenschilde
Fresko „Jüngstes Gericht“ über dem Chorbogen
Über dem Chorbogen befindet sich ein 145 m² großes Fresko aus dem Jahre
1471, welches das Jüngste Gericht darstellt und möglicherweise von Hans
Schüchlin geschaffen wurde. Es ist eine der größten Wandmalereien
nördlich der Alpen.
Chor eine Etage niedriger als Mittelschiff, Kämpfer des Triumphbogens knapp unter Scheiteln der Arkadenbögen
Leider war der Aufstieg nur bis zur 1. Plattform auf 70 m möglich, nach
392 Stufen war Schluss weil eine Baustelleneinrichtung begann.
Unnötig zu erwähnen, dass trotzdem der Vollpreis von EUR 5,- zu
bezahlen war und großspurig mit 768 Stufen Aufstieg auf 161,53 m
höchsten Kirchturm der Welt geworben wurde.
Im Hauptturm des Münsters hängen insgesamt dreizehn Kirchenglocken.
Zehn Glocken sind läutbar, die drei weiteren hängen an den Wandseiten
des Oktogons, werden aber nicht geläutet. Älteste läutbare Glocke des
Ulmer Münsters ist die sog. Schwörglocke. Sie stammt aus dem 14.
Jahrhundert und erklingt nur zu besonderen Anlässen, u. a. dem
Schwörmontag, während des Eides des Oberbürgermeisters auf den großen
Schwörbrief von 1397. Sechs weitere Glocken wurden im 14. bzw. 17.
Jahrhundert gegossen, von denen heute noch drei läutbar sind. Die
übrigen Läuteglocken wurden im 20. Jahrhundert gegossen.
Der Hauptturm kann über 768 Stufen bis zu einer Galerie im oberen
Drittel des Turmhelms in einer Höhe von 143 m bestiegen werden.
Durch die seit März 2021 andauernden Instandsetzungsarbeiten kann das
Münster aktuell nur bis zur ersten Ebene auf 70 m bestiegen
werden. Von der obersten Ebene bietet sich ein Panorama der Stadt und
ihrer Umgebung. An einigen Tagen im Jahr ist bei Föhn der Blick über
ganz Oberschwaben bis zu den Alpen möglich.
Ulm ist eine Universitätsstadt in Baden-Württemberg. Sie liegt an der
Donau am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb an der Grenze zu
Bayern. Die Stadt hat über 126.000 Einwohner und wurde erstmals am 22.
Juli 854 urkundlich genannt.
Berühmte Persönlichkeiten sind beispielsweise der in Ulm geborene
Albert Einstein (1879–1955), die Widerstandskämpfer Hans (1918–1943)
und Sophie Scholl (1921–1943), die ab 1932 in Ulm aufwuchsen, sowie die
Schauspielerin Hildegard Knef (1925–2002), die in Ulm geboren wurde,
und der deutsche Gestalter und Grafikdesigner Otl Aicher (1922–1991),
der in Ulm geboren wurde und aufwuchs.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: