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Deutsch-Wagram ist eine Stadtgemeinde mit über 9000
Einwohnern im Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich. Historische
Bedeutung gewann der Ort im Jahre 1809 als Schauplatz der Schlacht bei
Wagram. 180.000 Soldaten kämpften hier auf französischer Seite unter
Napoleon und 120.000 auf österreichischer Seite unter dem
Generalissimus Erzherzog Karl, der sein Hauptquartier im heutigen
Erzherzog-Carl-Haus nahm.
Die römisch-katholische Pfarrkirche Deutsch-Wagram im Bezirk
Gänserndorf in Niederösterreich ist dem heiligen Johannes der Täufer
geweiht. Die ältesten Teile der Kirche waren der Turm und ein
romanisches Chorquadrat aus den 11 Jahrhundert. Das Steinrelief des
heiligen Johannes der Täufer von Rudolf Schmidt, der
Altartisch mit Eisengussplastik „Kreuzigungsgruppe auf Ankerkreuz“ von
Alexander Silveri und ein Marienrelief aus dem Jahr 1514 gehören zur
Ausstattung.
Die ältesten Teile der Kirche waren der Turm und ein romanisches
Chorquadrat aus den 11 Jahrhundert. Es ist also anzunehmen, dass die
Toten der ersten Siedlung in Wagram seit dem 11. Jahrhundert rund um
die Kirche innerhalb der Wehrmauern bestattet wurden. Bis 1859 fanden
die Deutsch-Wagramer ihre letzte Ruhestätte auf den Kirchenfriedhof
Nachdem der Kirchenfriedhof restlos belegt war fanden die Beisetzungen
im neuen Friedhof, im heutigen Dr. Sahulka Park statt.
Beim Umbau der Kirche 1956 wurden Grabsteine entdeckt und diese in der
Kirchenmauer vermauert. Es befanden sich noch Grabsteine auf den
Kirchengelände die im Garten des Pfarrhofes gelagert wurden. Teile wie
das Giebelkreuz der alten Kirche oder ein Kreuz, dass an der Fassade
der Kirche stand, wurden ebenfalls im Garten des Pfarrhauses gelagert.
2023 wurden die Grabsteine und die Artefakte der alten Kirche an der
jetzigen Stelle aufgestellt um an die lange Geschichte der Kirche und
den ehemaligen Kirchenfriedhof zu erinnern.
Um 1800: Das Giebelkreuz der barocken Fassade der alten Kirche (Abriss 1956)
1884: Grabstein von Josef Bathioli, Pfarrer in Deutsch-Wagram 1864-1878
1753: Jakob Unger, vermutlich ein Vorfahre der Familie Schlederer
Um 1700: Barocke Figur (unbekannt)
Um 1900: Kreuz von der Fassade der Kirche
Um 1700: Barocke Figur (unbekannt)
1736: Andreas Ascheibauer (Name noch unklar)
1899: Grabstein von Cosmas D. Mall, erster Gemeinde- und Bahnarzt
Die Kirche ist ein kubischer Bau über einem kreuzförmigen Grundriss.
Der Kirchenbau ist mit einem Walmdach gedeckt. Die Fassade ist schlicht
gehalten. Das Südportal ist dreiteilig. In der darüberliegenden Lünette
ist ein Steinrelief des heiligen Johannes der Täufer von Rudolf
Schmidt. Darüber ist ein großes Rundbogenfenster. Im Osten liegt der
ehemalige Polygonalchor. Die gotischen Strebepfeiler sind durch
rundbogige Verschleifungen zu Nischen miteinander verbunden worden. In
diesen Nischen sind Rundbogenfenster. Zwischen Langhaus und Chor steht
über dem ehemalig romanischen Chorquadrat der 1956 wiedererrichtete
Kirchturm. Die Schallfenster sind rundbogig und der Turm schließt nach
oben hin gerade ab. Darauf ist ein Umgang mit Brüstung auf Kragsteinen.
Im Norden der Kirche ist die Sakristei angebaut.
Steinrelief des heiligen Johannes der Täufer von Rudolf Schmidt
Das Langhaus ist schlicht gestaltet und hat eine Flachdecke. Das
Langhaus ist vom Altarraum durch einen monumentalen profilierten
Triumphbogen optisch abgetrennt. Die Kreuzarme Richtung Osten und
Westen sind durch Rundbögen mit dem Langschiff verbunden. Der Kreuzarm
im Osten ist der ehemalige gotische Chor aus dem 15. Jahrhundert. Heute
wird der 1651 barockisierte Raum als Wochentagskapelle genutzt. Der
Chor ist rund geschlossen und weist ein zartes umlaufendes Gesims auf.
Der im Norden liegende Altarraum ist etwas erhöht.
Der älteste Teil der Kirche war der etwa 18 Meter hohe Turm aus dem 11.
Jahrhundert. Den ursprünglichen Teil der alten Kirche bildete ein
romanisches Chorquadrat (ca. 11. Jahrhundert). Im 15. Jahrhundert
wurden etwas schräg der gotische Chorbau (heute Wochentagskapelle) und
die Sakristei angebaut. Rund 200 Jahre später wurde die Kirche um einen
barocken Zubau erweitert. Zuletzt wurde 1940 die Sakristei ausgebaut.
Die alte Pfarrkirche stand am Rand des ursprünglichen Angerdorfes auf
einem etwa 3,5 Meter hohen aufgeschütteten Hügel, wo auch die neue
Kirche wieder errichtet wurde. Um die Kirche war der Friedhof angelegt,
der von einer Wehrmauer umgeben war. Die ganze Anlage war als
Wehrkirche angelegt, die den Einwohnern als Schutz gegen eventuelle
Angreifer diente. Gottesdienste wurden bereits ab der Besiedlung des
Angerdorfes abgehalten, wie die romanischen Teile der Kirche beweisen.
Die Deutsch-Wagramer Kirchenchronik berichtet, dass die Pfarre
Deutsch-Wagram zuerst der Pfarre Stadlau unterstellt war, später der
Pfarre Kagran. Ab 1562 wurde die Pfarre zunehmend protestantisch. Am 8.
November 1620 unterlagen die Protestanten in der „Schlacht am Weißen
Berg". Die „Rebellengüter" fielen dem landesfürstlichen Kammergut zu
und wurden als Lehnen an neue aufstrebende Geschlechter vergeben. Damit
ging auch in Deutsch-Wagram nach ca. 75 Jahren die Dominanz des
protestantischen Glaubens zu Ende. Ab 1640 gehörte Deutsch-Wagram zur
Pfarre Gerasdorf. Um 1671 ließ Gutsherr Adam Anton Grundemann, Graf von
Falkenberg, die Kirche um einen barocken Zubau erweitern und teilweise
auch umbauen. Bei diesem Umbau wurde auch das Relief „Maria mit dem
Kinde" an der Außenfassade der Kirche angebracht. 1683 wurde die Kirche
während der Türkeneinfälle und der Belagerung von Wien beschädigt und
geplündert.
Deutsch-Wagram wurde am 2. März 1784 zu einer selbstständigen Pfarre,
Aderklaa und Helmahof (zuvor bei Bockfließ) wurden zu Filialen. Während
der Schlacht am 5. und 6. Juli 1809 wurde auch die Kirche mehrmals
geplündert. Das Innere der Kirche wurde im 19. Jahrhundert neu
ausgestaltet. Bereits um die Jahrhundertwende gab es Pläne zur
Neuerrichtung der Kirche, die aber erst in den 1950er Jahren umgesetzt
wurden. Am 14. Mai 1956 wurde in der alten Kirche der letzte
Gottesdienst gefeiert. Nachdem das Inventar aus der Kirche entfernt
worden war, begannen die Abbrucharbeiten. Das Bundesdenkmalamt schrieb
vor, dass der denkmalgeschützte Turm, das Presbyterium und die barocke
Fassade in den Neubau mit einbezogen werden sollten. Am 10. August 1956
brach der Turm unter Getöse in sich zusammen. Das älteste Bauwerk
Deutsch-Wagrams existierte nicht mehr. Schlussendlich blieb als
einziger Teil der alten Kirche der gotische Chor erhalten.
Am 11. November 1956 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt.
Die Bauführung der neuen Kirche hatten die Deutsch-Wagramer Baumeister
Ing. Johann Christen und Michael Vogl. Der Entwurf für die neue Kirche
stammt von Architekt Dr. Ing. Hans Petermair. Am 21. Juni 1958 fand die
Weihe der neuen Pfarrkirche statt. Die Innengestaltung ist schlicht
gehalten. Die Kreuzigungsgruppe aus Eisenguss, die hinter dem Altar
hängt, wurde 1958 von Alexander Silveri geschaffen. Über dem
Eingangsportal befindet sich ein Relief von Bildhauer Prof. Rudolf
Schmidt, das die Taufe Christi darstellt.
Der Altartisch mit Eisengussplastik „Kreuzigungsgruppe auf Ankerkreuz“
steht frei auf einem Stufenpodest. Er stammt von Alexander Silveri.
Über dem rechten Seitenaltar und dem Kapellenaltar sind Figuren der
Heiligen Petrus und Johannes. Auch diese Figuren aus der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts waren ursprünglich an der barocken Westfassade
befestigt.
Der linke Seitenaltar besteht aus einem bemerkenswerten Sandsteinrelief
von 1514. Dieses könnte von einem ehemaligen Epitaph stammen. Das
Relief zeigt Maria mit Kind sowie die heilige Dorothea und die Figur
des Stifters. In der bekrönenden Lünette ist die Kreuzigung Jesu
dargestellt. An der Konsole ist ein Wappenstein und die Inschrift: „Bit
got vür niclas Forster, Maller bey unser Gotshaus, pfründner 1514.“ Bis
1630 befand sich der Altar im ehemaligen Dorotheerkloster in Wien. 1671
erwarb ihn Adam Anton Grundemann und brachte ihn ursprünglich außen an
der Kirche an, später übersiedelte er in einem neuen Steinrahmen ins
Innere der Kirche.
Marienrelief aus dem Jahr 1514
Die Orgel mit 17 Registern stammt aus dem Jahr 1962 von Rudolf Novak.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: