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Das Heimatmuseum Ebreichsdorf beherbergt die größte
Sammlung zum Thema Filzhutherstellung Österreichs. Weiters gibt es
einen umfassenden Überblick über die bedeutende Textilindustrie der
Stadt, sowie viele interessante Exponate von anno dazumal in
verschiedenen Abteilungen.
Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude, das auch
sehenswert ist. Es wurde im Jahr 1871 als Typbahnhof nach den Plänen
des Architekten Wilhelm Ritter von Flattich (1826-1900) erbaut. Das
Gebäude befindet sich in einem nahezu unveränderten Zustand undist das
letzte noch original erhaltene seiner Art. Es ist ein bedeutendes
Denkmal der Österreichischen Eisenbahngeschichte. Die Haltestelle
Unterwaltersdorf liegt an der am 1. September 1871 eröffneten Strecke „Gramatneusiedl - Wampersdorf - Wiener Neustadt“.
Von Beginn an bis heute hatte die Eisenbahn für die Stadt Ebreichsdorf,
ihre Bewohner und Betriebe eine große Bedeutung. Sie brachte für die
angesiedelten Industriebetriebe neue Transportmöglichkeiten und für die
Bevölkerung den Anschluss an das Eisenbahnnetz der Monarchie.
Die Ausstellung spannt den Bogen von der Planung, dem Bau, zur
Inbetriebnahme bis zum derzeit laufenden Betrieb inklusive der
komplexen Technik.
Beleuchtet wird neben dem historischen auch der heutige Nutzen der
mittlerweile zweigleisig ausgebauten Strecke samt neuem Bahnhof
Ebreichsdorf für die Stadt.
National Registrierkassa aus dem ehemaligen Kaufhaus SPINDLER! (Wienerstr.2/heute Bipa)
Die Kassa wurde knapp vor der Jahrhundertwende gekauft (zwischen 1880-1900).
In den Unruhen gegen Ende des 2. Weltkrieges (1945) wurde sie mutwillig
durch überschütten mit Zitronensäure schwer beschädigt. 1946/47 wurde
sie in die Servicestelle der Fa. „Nationalkassen" in 1070 Wien
Westbahnstrasse zur Reparatur gebracht. Danach war sie noch bis Mitte
der 50er Jahre im Kaufhaus Spindler im Einsatz. Anfang des 20. JH.
wurde die Kassa elektrifiziert, der Handbetrieb mit Kurbel war jedoch
weiterhin möglich. Für bis zu 6 VerkäuferInnen kann die Kassa
Tagessummen bilden und diese getrennt ausgeben. Natürlich ist auch eine
Anzeige des Gesamtumsatzes möglich.
Im Frühjahr 2005 kam die Kassa als Geschenk der Fam. SPINDLER in den Besitz des Heimatmuseums. Sie
war natürlich durch die lange Zeit die sie auf dem Dachboden verbringen
musste in einem bedauernswerten Zustand. Es fand sich ein ehemaliger
Chef einer Servicefirma für Registrierkassen Hr. FERDINAND UNGER. Er
half dankenswert und in selbstloser sowie kostenloser Weise mit
seinem Wissen und Können, in nicht weniger als 40 ARBEITSSTUNDEN die
Kassa wieder funktionsfähig zu machen. Es darf dabei aber nicht
vergessen werden, dass besagter Hr. Unger bei der Reparatur fast so alt
war wie Kassa selbst, nämlich 95 JAHRE!
Die Sonderausstellung beleuchtet den Luftangriff auf Weigelsdorf am 30.
Mai 1944. Das Ziel der amerikanischen B 24 Bomber war der
Auslagerungsbetrieb (Rumpfbau der ME-109) der Wr. Neustädter
Flugzeugwerke in der „Boschan“ in Weigelsdorf. Glücklicherweise
verfehlten alle 656 Bomben ihr Ziel und es kamen dabei keine Menschen
ums Leben. Zahlreiche, noch nie gezeigte Luftbildaufnahmen machen die
Schäden klar sichtbar und Original-Exponate geben ein authentisches
Bild der Kriegszeit. Am 24. Mai 1944 wurde Ebreichsdorf von
Sprengbomben getroffen, bei dem ein 14jähriger ums Leben kam. Die
Ausstellung widmet sich auch Fragen wie z.B. welche Erinnerungen an die
Luftangriffe sind geblieben, welche Relikte sind heute noch auffindbar
und wo fand die Bevölkerung Schutz?
Kameras von Rolleicord, Bessa, Herlango, Praktica und Konica
Tonbandgerät Hornyphon Automatic WM5106 - Hergestellt ca. 1965 von Hornyphon, Wien.
Der Firmengründer Friedrich Horny begann 1923 mit der Herstellung von
Radios und gründete dazu die Vindobona-Radio GmbH. Ab 1927 wurde der
Markenname Hornyphon verwendet. 1936 ging die Firma an die Börse und
Philips kaufte die Aktien. Der Markenname Hornyphon blieb bestehen. In
den 1960er Jahren waren die Horny-Werke der größte Radio- und
Fernsehproduzent Österreichs.
Tonbandgerät Grundig TK 20 - Hergestellt 1959-62 von Grundig (Deutschland).
Die Firma Grundig wurde 1930 vom Nürnberger Radiohändler Max Grundig
gegründet. Zuerst stellte man Spulen und Transformatoren her, im Krieg
dann auch Steuerungsgeräte für die V1 und V2 Raketen. Nach Kriegsende
wurde Grundig zum Marktführer bei Radiogeräten. 1955 war Grundig der
größte Tonbandhersteller der Welt. Ab 1995 kam es zum Niedergang des
Unternehmens, 2003 ging Grundig in die Insolvenz.
Tonbandgerät Stuzzi Tricorder - Hergestellt 1959-62 von der Stuzzi GmbH in Wien.
Das Unternehmen wurde 1946 von Victor Stuzzi mit der Bezeichnung
RFK-Labor (für Rundfunk, Kino, Fernsehen) gegründet. Die erste
Werkstatt befand sich in seiner Wohnung in Wien-Neubau. Er baute zuerst
Geräte für die Radioreparatur, ab 1950 auch Tonbandgeräte, danach auch
Radios und Diktiergeräte. Stuzzi war der Erfinder des
Taschendiktaphons. Im Jahr 1993 wurde das Unternehmen aufgelöst. Der
Firmengründer Victor Stuzzi starb 1996 bei einem Flugzeugabsturz mit
seinem Motorsegler.
FERNSEHEN AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Ein Fernsehbild besteht aus Bildpunkten die zeilenweise, und das 25 mal
pro Sekunde, zur bewegten Ansicht zusammengestellt sind. Das heutige,
elektronische HD-Bild hat 13 Mill. Punkte pro Sekunde. Aber die
Grundlage der Fernsehentwicklung war die mechanische Bilderfassung und
-Wiedergabe. Paul Nipkow erfand 1884 ein "Elektrisches Teleskop". Die
zeilenweise Bilderfassung und Wiedergabe löste er auf mechanische Weise
mit der nach ihm benannten Nipkow-Scheibe. Mit den dabei bescheidenen
12800 Bildpunkten pro Sekunde und deren Umwandlung in Stromimpulse
mittels Fotozelle konnte er die Übertragung schemenhaft erkennbarer
Standbilder demonstrieren. In der weiteren Entwicklung erreichte man
1920 mit 150000 Bildpunkten eine brauchbare Qualität der Bildübertragung
1120 wurden Teile der Stadt erstmals urkundlich erwähnt bzw.
Grenzverläufe umschrieben. Die Stadtgemeinde Ebreichsdorf ist eine der
jüngsten Städte in Niederösterreich und besteht seit 1972 aus den vier
Katastralgemeinden Schranawand, Weigelsdorf, Unterwaltersdorf und
Ebreichsdorf.
Bereits vor 3.000 Jahren siedelten sich Menschen in dieser Gegend an.
Bei Bauarbeiten an der Pottendorfer Bahnlinie kam eine
spätbronzezeitliche Siedlung (1300- 800 v. Chr.) zum Vorschein - eine
der größten in Österreich jemals dokumentierten Siedlungen dieser Zeit.
Dort wurde auch ein sensationeller Goldfund ausgegraben, der für
Mitteleuropa einzigartig ist: eine kleine Trinkschale, verschiedene
Bündel an Golddrähten sowie ein eingewickeltes Textilstück mit Gold
verziert.
Im Gebiet der Stadtgemeinde sind schon ab dem 16. Jahrhundert
handwerkliche Woll- und Leinenweber, Schwarzfärber und Tuchmacher sowie
Walkmühlen und Weissbleichen urkundlich erwähnt. Die Stadtgemeinde
Ebreichsdorf hat eine über 250-jährige textile Tradition, welche 1754
mit der Tuch- und Färbemanufaktur Pollak begann und mit der Stilllegung
der Möbelstoffweberei ATEX im Jahre 1996 ihr Ende fand.
Am 30. Mai 1944 starten von den Basen um Foggia (Apulien in Italien)
537 Bomber und 224 Jagdflugzeuge um Ziele der Flugzeugindustrie in
Österreich und Eisenbahn im Raum Zagreb zu zerstören. 15 B-24 Gruppen
mit 433 Bomber flogen in breiter Front zwischen Laibach und Agram und
weiter in Richtung Bruck an der Mur. 239 Bomber flogen in Richtung Wels
weiter, während 194 Bomber und 123 Begleitjäger in Niederösterreich
ihre Ziele hatten. Sie flogen nach Altenmarkt, Pottendorf, Weigelsdorf
und Neudörfl. 4 B-24 Bombergruppen der 47th Bomb Wing flogen
Weigelsdorf und Pottendorf an, während sie im Luftraum von Wr. Neustadt
mit heftiger Gegenwehr der Flak-Batterien zu kämpfen hatten. Um 10:26
und 10:28 Uhr erreichten 50 Bomber Pottendorf und warfen 492 Stk. 250kg
Bomben ab. Es wurden 25-30 deutsche Jagdflugzeuge gesichtet die jedoch
nicht eingriffen.
Zwischen 10:28 und 10:30 Uhr erreichten 67 B-24 Bomber Weigelsdorf und
warfen 656 Stk. 250 kg Bomben ab, verfehlten jedoch völlig das Ziel der
Boschan Fabrik und detonierten auf freiem Feld.
Der Volksempfänger ist ein Radioapparat für den Empfang von Mittelwelle
und Langwelle, der im Auftrag von Reichspropagandaleiter Joseph
Goebbels entwickelt wurde. Er wurde zu einem der wichtigsten
Propagandainstrumente, in dem die Reden Hitlers übertragen und nach der
Wende im Zweiten Weltkrieg Verluste und Niederlagen in Siege umgedeutet
und der Opferwille des deutschen Volkes beschworen wurde.
Das erste Modell trägt die Bezeichnung VE 301
301 bezieht sich auf den 30.01.1933, das Datum der Ernennung Adolf
Hitlers zum Reichskanzler. Alle großen deutschen Radiohersteller wurden
verpflichtet, den Volksempfänger nach einheitlichen Vorgaben und zu
einem staatlich festgesetzten Preis zu produzieren. Nach dem Anschluss
Österreichs wurden auch bei Eumig, Hornyphon, Ingelen, Kapsch, Minerva,
Radione und Zerdik Volksempfänger gebaut. Allein bei Eumig wurden vom
Modell VE 301 ca. 60.000 Stk. produziert.
1938 kommt noch der "Deutsche Kleinempfänger" DKE38 dazu, im Volksmund auch „Goebbelschnauze" genannt.
Nach dem „Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich, kam es in
Wiener Neustadt zu einer Konzentration kriegswichtiger Industrie. Die
„Wiener Neustädter Flugzeugwerke" lieferten 1940 bereits ein Viertel
der Gesamtproduktion der Me-109 Jagdflugzeuge, und in den Anlagen der
ehemaligen Wiener Neustädter Lokomotivfabrik „Rax-Werken" wurden nicht
nur Lokomotivtender gebaut, sondern hier ist 1943 (KZ-Außenlager von
Mauthausen) mit der Montage von A-4- Raketen begonnen worden.
In der Zeit zwischen dem 13. August 1943 und April 1945 wurden von
alliierten Bombern über dreißig Angriffe auf Wiener Neustadt
durchgeführt. Fast 3000 Flugzeuge luden dabei rund 50.000 Bomben über
der Stadt ab. Sie fügten der Stadt derart schwere Schäden zu, dass sie
neben Tokio, Hiroshima, Nagasaki, Dresden, etc. zu jenen Städten
gehörte, welche die größten Zerstörungen im Luftkrieg des 2.Weltkrieges
hinnehmen mussten
Nach zwei Jahren Bombenkrieg wiesen zu Kriegsende von insgesamt 4178
Objekten nur ganze 18 Objekte keinerlei Schäden auf. Durch die
Bombenabwürfe starben etwa 900 Menschen, rund 400 amerikanische
Besatzungsmitglieder sowie mehr als 80 deutsche Piloten verloren bei
den Luftkämpfen ihr Leben.
Die Wiener Neustädter Flugzeugwerke (WNF) bestanden währen der NS-Zeit
aus zwei Werken (I und II), sie lagen östlich der Wiener Straße -
stadtauswärts nach der Radiatorenfabrik. Es konnte im Jahre 1935 wieder
mit der Erzeugung von Flugzeugen begonnen werden, aber die Anzahl der
hergestellten Flugzeuge war sehr gering. Erst ab dem Jahr 1938 kam es
zum großzügigen Ausbau dieses Standorts (Werk I) und wuchs bis 1942 in
östliche Richtung und entlang der Pottendorfer Bahnlinie. Die Werksbahn
führte in einem Halbkreis zur Pottendorfer- Bahnlinien-Trasse, sodass
Anlieferungen und Schwer- bzw. Groß- Transporte realisiert werden
konnten. Der besondere Vorteil für die Produktion war der Umstand, dass
die WNF hier direkt an das Flugfeld III anschloss. Hier wurden die
erforderlichen Testflüge - also das nötige "Einflliegen", aber auch
Versuche - durchgeführt.
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 ging es dann
Schlag auf Schlag. Für die Wiener Neustädter ging es wirtschaftlich
aufwärts, und bereits ein Jahr später war der erste Messerschmitt-Jäger
- eine Me 109 E2 - fertig. F- und G-Typen folgten. Die WNF erreichten
mit 15.000 Mitarbeitern den Höchststand an Personal. 1943, als die
Alliierten die Ostmark bombardierten, galt der erste Angriff dem
WNF-Werk in Wiener Neustadt. Das Werk versank in Schutt und Asche,
Betrieb und Produktion wurden verlagert. Dennoch verließen bis
Kriegsende 8545 Messerschmitt-Jäger das Werk. Ein Viertel aller Me 109
Jäger wurde in Österreich erzeugt, eine Tatsache, die weitgehend
unbekannt ist.
Die Pottendorferlinie
Ursprünglich errichtet, um einen Teil der Industriebetrieb im Wiener
Becken an das Bahnnetz anzuschließen, fristet sie ein eher
beschauliches Dasein. Da die k.k. priv. Südbahn-Gesellschaft von Beginn
an die Betriebsführung übernommen hatte, unterband sie dadurch auch
einen teuren Konkurrenzkampf. Durch die vielen Munitionsfabriken und
-lager im Steinfeld hatte diese Eisenbahnstrecke in beiden Weltkriegen
eine wichtige Funktion. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm ihre Bedeutung
ab und sie fiel wieder in einen Dornröschenschlaf. Durch die
Elektrifizierung Anfang der 1970er Jahre nahm ihre Bedeutung im Güter-,
Umleitungs- und täglichen Pendlerverkehr stark zu. Erst mit dem
durchgehenden zweigleisigen Ausbau, der einem Neubau gleichkam, ist die
Pottendorferlinie eine wichtige Verbindung südlich von Wien geworden.
SCHWERER MECHANISCHER WEBSTUHL, OBERSCHLÄGER MIT SEITLICHER SCHÄFTE-STEUERUNG DURCH EXZENTER.
Im Museum befindet sich die größte Sammlung zum Thema Filzhuterzeugung
in Österreich. Die Brüder S. & J. Fraenkel gründeten 1874 die
Ebreichsdorfer Filzhutfabrik. Mit über 400 Mitarbeitern zählte sie zu
den größten Filzhutfabriken Europas. Tauchen Sie ein in die Geschichte
und verfolgen Sie den spannenden Weg vom Rohstoff zum fertigen Hut.
Die Fraenkelsche Filzhutfabrik schloss vor 50 Jahren ihre Pforten
Die Ebreichsdorfer Filzhutfabrik S.&J. Fraenkel (1874-1971)
Deren Erzeugnisse unter der Bezeichnung,„Fraenkel Hüte" seit dem 1.
Weltkrieg Weltgeltung erlangten und in alle Staaten Europas, Afrika,
Neuseeland und Australien geliefert wurden. Die wöchentliche Produktion betrug vor dem 1. Weltkrieg 5000-6000
Stumpen und Anfang der 60er Jahre 12000-15000 Stumpen und Hüte,
darunter feinste Velours.
Kommerzialrat Ludwig Fraenkel feierte 1927 seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass spendeten ihm seine Mitarbeiter diese Statue.
Schreibmaschine von Rheinmetall
VORRICHTUNG ZUM STANZEN VON LOCHKARTEN FÜR SCHAFTMASCHINEN
Es regte sich großer Unmut bei den Fabrikanten der damals schon
bedeutenden Industriebetriebe, Spinnereien und Mühlen im Bereich
Pottendorf und Ebenfurth über den fehlenden Bahnanschluss. Auch das
Braunkohlenabbaugebiet rund um Neufeld an der Leitha verlangte einen
solchen, um die gewonnene Kohle günstig und in größeren Mengen
abtransportieren zu können. Nach einem Ansuchen von Alexander von
Schöller und Hermann von Wittgenstein beim k. u k. Handelsministerium
zum Bau einer Eisenbahn von Wiener Neustadt über Ebenfurth und
Pottendorf nach Gramat-Neusiedl (damalige Schreibweise) erhielt die,
Gemeinschaft der Industriellen" die Konzession für die Strecke.
Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten - das Konsortium konnte die
erforderlichen Geldmittel nicht aufbringen unterblieb jedoch die
Bauausführung und sie legte die bereits erhaltene Konzession im Juni
1869 wieder zurück.
Am 30. September 1870 erhielt die Gesellschaft der „Wien-
Pottendorfer-Bahn", unter Führung des Wiener Bankvereins, eine
Vorconzession für Planungen einer Eisenbahnstrecke von Wien über
Inzersdorf und Münchendorf nach Pottendorf, sowie für eine Zweigstrecke
von Pottendorf in Richtung zur ungarischen Grenze.
Die endgültige Konzession für die Linie von Wien Südbahnhof über
Inzersdorf und Pottendorf zur ungarischen Grenze gegen Oedenburg (heute
Sopron) erhielt der Wiener Bankverein am 10. September 1872
Die Bauarbeiten übertrug die Gesellschaft an die Firma Hügel &
Sager, welche die Arbeiten noch im Mai 1873 aufnahm und im April 1874
größtenteils beenden konnte.
Die Betriebseröffnung der Strecke von Inzersdorf nach Wampersdorf
erfolgte am 7. Mai 1874. Bei der konstituierenden Sitzung der neuen
Actien-Gesellschaft, Wien - Pottendorfer Wiener Neustädter - Bahn" am
6. Juni 1874 ist auch die Neukilometrierung des gesamten Streckennetzes
beschlossen worden. Der Kilometer 0,0 liegt im Bahnhof Meidling der
Südbahn und endet im Bahnhof Wiener Neustadt mit Kilometer 50,9. Für
die Strecke von Wampersdorf nach Gramatneusiedl liegt der neue
Kilometer 0,0 im Bahnhof Wampersdorf, im Bahnhof Gramatneusiedl ist der
Kilometer 13,5.
Die Südbahn-Gesellschaft ging im Jahr 1923 in die Donau-Save-Adria
Eisenbahn-Gesellschaft (DOSAG) über. Den Betrieb auf den eigenen sowie
gepachteten Strecken übernahmen mit 1. Jänner 1924 (aufgrund der
Kundmachung des Bundesministeriums für Handel und Verkehr vom 15.
Dezember 1923) die Österreichischen Bundesbahnen, so auch auf der
Pottendorferlinie.
Im Jahr 1971 begannen die Vorarbeiten für die Elektrifizierung, so sind
die Fernsprechfreileitung entlang der Strecke auf Erdkabel umgebaut und
die Telegraphenmasten abgebaut worden. Im Jahr 1972 begannen die
Elektrifizierungsarbeiten auf der Pottendorferlinie mit der
Zweigstrecke nach Gramatneusiedl. Es sind rund 2.300 Fahrleitungsmasten
gesetzt, etwa 8.000 Isolatoren eingebaut und inklusive Nebengleisen 113
Kilometer Kettenfahrleitung gespannt worden.
Die Unterspannungsetzung erfolgte am 23. September 1974 um Mitternacht.
Ab diesem Zeitpunkt galt die gesamt Fahrleitungsanlage als unter
Spannung stehend, und es mussten die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen
eingehalten werden. Die vorgeschriebene Bügelprobefahrt fand am 26.
September 1974 mit dem Triebwagen 4030.224 statt und verlief ohne
Beanstandung. Die offizielle elektrische Eröffnungsfahrt mit
zahlreichen Ehrengästen fand am 27. September 1974 statt.
Mit der Einführung des Verkehrsverbundes Ostregion (1984) und der
Vergabe von Liniennummern zur leichteren Orientierung der Reisenden
erhielten die Züge der Pottendorferlinie die Bezeichnung R11 für die
Relation Wien Südbahnhof - Wiener Neustadt und R62 für Züge zwischen
Gramatneusiedl und Wampersdorf. Es verkehrten zu diesem Zeitpunkt zehn
aus Lok und Wagen bestehende Personenzugpaare als R11 zwischen Wien
Südbahnhof und Wiener Neustadt sowie fünf Zugpaare als R62 zwischen
Gramatneusiedl und Wampersdorf.
Im Sommer 1999 ist der Zugfunk auf der Pottendorferlinie installiert
worden. Dieses neue System erleichterte die Kommunikation zwischen
Fahrdienstleitern und Lokführern
Am 26. Februar 2002 ereignete sich das wohl schwerste Zugunglück in der
gesamten Geschichte der Pottendorferlinie. Ein Güterzug Richtung
Gramatneusiedl, der im Bahnhof Wampersdorf eine Kreuzung mit einem
Gegenzug hätte abwarten sollen, konnte aufgrund von Bremsversagens
nicht wie vorgesehen im Bahnhof anhalten, sondern kollidierte mit einem
beim Einfahrsignal stehenden Güterzug der rollenden Landstraße. Das
Unglück forderte sieben Todesopfer sowie zahlreiche Schwerverletzte.
Mit Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2002 stellten die ÖBB den
Personenverkehr auf der Strecke Gramatneusiedl - Wampersdorf ein, als
Ersatz ist ein Busverkehr eingerichtet worden.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: