Krahuletz-Museum

Eggenburg, Oktober 2023

Das Krahuletz-Museum mit Sammlungen zur regionalen Erdgeschichte, Archäologie, Volkskunde, Regional- und Stadtgeschichte sowie einer Uhrensammlung befindet sich in der Stadt Eggenburg in Niederösterreich.

Erleben Sie eine Milliarde Jahre Erdgeschichte: Mineralien, Gesteine, Fossilien des „Eggenburger Meeres“, Archäologie: „Vom Mammutjäger zur mittelalterlichen Stadt“, Uhren aus 3 Jahrhunderten, Bertha-von-Suttner-Raum, Matt & Glänzend, Glas und Keramik. Sonderausstellung: „Unter dem Schutz des Heiligen Ambrosius – Wachsziehen und Lebzelterei“

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Das Krahuletz-Museum bietet mit seinen umfangreichen geologischen, paläontologischen und archäologischen Sammlungen einen breit gefächerten Zugang zur Natur- und Kulturgeschichte im nordwestlichen Niederösterreich. Bei einem Rundgang im Untergeschoß lässt sich die Entstehung und Entwicklung der Landschaft der Region miterleben. Im ersten Obergeschoß befinden sich die umfangreiche Volkskundesammlung sowie die Ausstellung „Uhren aus drei Jahrhunderten“. Das zweite Obergeschoß beherbergt die archäologische Sammlung. Dem Besucher eröffnen sich 30.000 Jahre Besiedlungs- und Kulturgeschichte im nordwestlichen Niederösterreich.

Ein zeitgenössisches Ölbild im Krahuletz-Saal des Museums zeigt den Junggesellen Krahuletz mit Geologenhammer und im Hintergrund die Stadt Eggenburg

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Johann Krahuletz (1848-1928) sammelte bereits als Kind ur- und erdgeschichtliche Objekte auf den Äckern rund um Eggenburg, zunächst im Auftrag des Schlossherrn von Stockern, Candid Ponz von Engelshofen (gest. 1866). Der an Archäologie besonders interessierte Autodidakt Krahuletz konnte eine international bekannte Sammlung zusammentragen. Als Krahuletz Ende der 1890er Jahre seine Sammlung ins Ausland verkaufen wollte, gründeten Eggenburger Bürger die „Krahuletz-Gesellschaft", um die Sammlung in Eggenburg zu halten. Schon 1902 wurde das Krahuletz-Museum in Eggenburg eröffnet. 1925 wurde Krahuletz zum Professor der Geologie ernannt.

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Krahuletz gelangen einige international bedeutende Funde, wie der eines Schädels eines gavialartigen Krokodils (mit extrem langem Kiefer) sowie eines Skeletts einer Seekuh, die vor 20 Millionen Jahren lebte. Seine Sammlung präsentierte er 1889 erstmals der Öffentlichkeit, in einem eigenen Raum der Bürgerschule Eggenburg. Dank der Krahuletz-Gesellschaft konnte ein eigenes Museum errichtet werden, in das die Sammlung 1902 übersiedelte. Es war der erste eigenständige Museumsbau Niederösterreichs und war auch vollständig elektrifiziert - früher als das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum in Wien.

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Der Amethyst von Maissau
Seit etwa 1845 ist die Amethystfundstelle bei Maissau bekannt, aus der Amethystader von Eggenburg wurden schon seit 200 Jahren Rohstücke für die Herstellung von kunstgewerblichen Objekten geborgen. Mehrere wissenschaftliche Grabungen der letzten Jahre erbrachten wichtige Erkenntnisse über den Aufbau der Ader. Der Amethystgang verläuft senkrecht durch den stark zerrütteten Maissauer Granit, wobei der oberste Bereich in lose Brocken und Kristallfragmente aufgelöst wurde. Einige dieser Bruchstücke wurden im Eggenburger Meer vor 20 Millionen Jahren als Strandgerölle abgerundet.

Die kantigen Bruchstücke können auch durch Chalcedon zu einer Amethystbreccie verkittet sein. Für den Maissauer Amethyst ist seine Farbsequenz typisch, die von der Granitbasis mit Rauchquarz hell - Rauchquarz dunkel - Milchquarz - Amethyst dunkel - Milchquarz dünn - Amethyst hell - Milchquarz - Rauchquarz dünn - Milchquarz (Kristallspitze) reichen kann. Die Kristalle selbst zeigen, ihre Flächen betreffend, unterschiedlichste Ausbildung, Farbe und Ausbildung ändert sich von Kluft zu Kluft. Die violette Färbung des Quarzes Amethyst wird auf den Einbau von Eisen und Titan bzw. auf radioaktive Bestrahlung und dadurch verursachte Baufehler im Kristallgitter zurückgeführt.

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Eine der großen Leidenschaften von Johann Krahuletz war die Archäologie. Seine Funde aus der Umgebung Eggenburgs, vor allem von der Siedlungsstätte Heidenstatt bei Limberg und dem Vitusberg bei Eggenburg, spannen den zeitlichen Bogen von der Altsteinzeit (ab 300.000 v. Chr.) bis in das Frühmittelalter. Das bronzene „Zaumzeug von Mödring" aus der Römerzeit (3. Jh. n. Chr.), das Krahuletz für das Museum erwarb, hat Bezüge zu Südschweden und ist ein österreichweites Unikat.

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WALDVIERTEL – KRISTALLVIERTEL
Die steinerne Schatzkammer Österreichs - Gesteine und Mineralien des Waldviertels

Am Anfang war das Waldviertel
Die Geologie des Waldviertels offenbart die vierte Dimension, die Zeit, wie keine andere Region und reicht weit in die Vergangenheit der Erde zurück - ein Bild, das so alt ist, wie sonst nirgendwo in Österreich! Das älteste Datum liefern uns wenige Zehntelmillimeter große Zirkone aus Gesteinen bei Drosendorf. Das Alter dieser Zirkone beträgt 3,4 Milliarden Jahre. Dies ist der Nachweis, dass hier bereits Krustengesteine vorhanden waren. Fast eine Milliarde Jahre jünger, rund 2,6 Milliarden Jahre alt, sind Zirkone aus dem Bíteš-Gneis bei Mallersbach.

Als bisher ältestes Gestein in Österreich gilt jedoch der Dobra-Gneis mit einem Alter von 1377 ± 10 Millionen Jahren. Er gehört zu einer der ältesten Gesteinsfolgen des Waldviertels, der Biteš-Einheit. Diese ist durch eine Gebirgsbildungs-Fuge von den darunter und darüber liegenden Gesteinsfolgen getrennt.

Der Bau des Waldviertels
Die Waldviertler Gesteinfolgen gehören zwei großen Krustenteilen der „Böhmischen Masse" an: Dem Moravikum und dem Moldanubikum. Bei der Stapelung dieser Krustenteile entstand das „Variszische" Hochgebirge.

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Beim Bau der Franz-Josefs-Bahn in den 1880er Jahren untersuchte Krahuletz Baustellen, Kies- und Sandgruben, wo er zahlreiche Fossilien fand. 1898 entdeckte er in den Sandgruben um Eggenburg zahlreiche Knochen einer Seekuhart, die vor 20 Millionen Jahren lebte, als weite Teile Niederösterreichs von einem subtropischen Meer bedeckt waren. Zu Ehren Krahuletz' wurde diese Tierart Metaxytherium krahuletzi genannt. Krahuletz' Fossilfunde begründeten die Bekanntheit seiner Sammlung und sind bis heute ein Highlight des Museums.

Leichenfeld von Kühnring

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Die Geschichte des Waldviertels
Vor 600 Millionen Jahren lagen alle Kontinente auf der Südhemisphäre und bildeten einen einzigen „Superkontinent", der sich im Erdaltertum ab 542 Millionen Jahren in einzelne größere und kleinere Krustenteile - LAURASIA und GONDWANA - aufzugliedern begann. Auch die Erdkrustenteile des Waldviertels entstanden vor ca. 3,4 Milliarden Jahren nahe dem Südpol.

Plattentektonische Vorgänge bewegten die Krustenteile von N-Amerika, Grönland, N-Europa und Sibirien kontinuierlich nach Norden. Um 360 Millionen Jahren vereinigten sich diese Krustenteilen und es entstand der nördliche Großkontinent LAURASIA. Im Süden hatten sich die Krustenteile von S-Amerika, Afrika, Antarktika, Indien, Australien und Neuseeland zum Großkontinent GONDWANA vereinigt. Der zwischen diesen Großkontinenten liegende „Rheische-Ozean" wurde ab 360 Millionen Jahren zugeschoben und es entstand der Superkontinent PANGÄA. Dabei wurde das „Variszische Gebirge", welches sich von Nordamerika über Westeuropa bis in unserem Raum mit der „Böhmischen Masse" erstreckte, aufgefaltet. Dieses Gebirge wurde dann ab 320 Millionen Jahren, dem oberen Erdaltertum, bis heute bis in seinem inneren Kern abgetragen. Die Hebung der Böhmischen Masse im Karbon um 320-300 Millionen Jahren ist von Abkühlung, bruchtektonischer Zerlegung und Abtragung dieses „Variszischen" Gebirges bis heute begleitet.

Im Oberen Jura, ab ca. 160 Millionen Jahren, zerteilte sich die PANGÄA erst in die Großkontinente LAURASIA
im Norden und GONDWANA im Süden und ab der Oberen Kreide, ab ca. 100 Millionen Jahren, bildeten sich die heutigen Ozeane und Kontinente. Für die heutige Gestalt der Böhmischen Masse war die Klimaentwicklung im Eozän vor ca. 40 Millionen Jahren hauptverantwortlich. Damals herrschte ein tropisches Klima, das eine intensive Verwitterung bewirkte. Die bis heute anhaltende Abtragung hat dieses Gebirge bis in die tiefsten Krustenstockwerke freigelegt und erlaubt uns einen Blick ins Innere.

Und woher kommen die Mineralien des Waldviertels?
In dieser Ausstellung werden erstmals die Gesteine dieser alten Krustenteile vorgestellt. Erstmals wird gezeigt in
welchem Zusammenhang Gesteine und die in diesen entstandenen Mineralien stehen. Mineralien stammen aber auch aus Pegmatit-Gängen, welche die Gesteine durchschlagen. Viele Mineralien entstanden an den Reibungsflächen der Gesteinspakete, als diese gestapelt wurden oder in Sedimenten. Zum leichteren Verständnis sind die Mineralien mit den entsprechenden Gesteinen in den Vitrinen nach diesen farbig gekennzeichneten Gesteinseinheiten angeordnet. Unter den über 1500 Exponaten finden sich eine Vielzahl von den 380 Mineralienarten, die derzeit im Waldviertel nachgewiesen wurden. Über 40 Privatsammler und öffentliche Sammlungen haben ihre einmaligen, seltenen und schönen Mineralstufen für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt. Ein Raum ist den bearbeiteten Gesteinen und Mineralien gewidmet, die bisher noch nie in dieser Pracht - klassisch geschliffen, als Carbochons, gemugelt, als Kugeln, Schmuckstücke und Kunstobjekte - zu sehen waren.

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Molasse-Zone / Älterer Schlier
Septarie (Konkretion mit Calcitauskleidung der Trockenrisse; natürlicher Bruch und poliert), Fundort: Kemmelbach

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Bertha von Suttner - Friedensnobelpreis und Eggenburg
Nach ihrer Rückkehr aus dem Kaukasus 1885 war der Lebensmittelpunkt Bertha von Suttners das Schloss Harmannsdorf etwa 8 Kilometer von Eggenburg entfernt. Dort schrieb sie auch den Roman „Die Waffen nieder", für den sie 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis erhielt. Bertha von Suttner hatte auch Ihre Wahltante Katharina Büschel in ihre Nähe, nach Eggenburg, geholt. Sie besuchte wöchentlich ihre „Tante Lotti" bis zu deren Tod 1899. Aus Burgschleinitz, in der Nähe Eggenburgs, stammte ihre treue Haushälterin Katharina Buchinger (geborene Friedl).

Bis zum Tod ihres Gatten Arthur Gundaccar von Suttner 1902, wohnte Bertha in Harmannsdorf. Nach der Versteigerung des Guts zog sie mit Katharina Buchinger nach Wien in die Zedlitzgasse. Von ihren Vortragsreisen schickte sie ihrer Haushälterin viele Briefe und Postkarten. Am 21. Juni 1914 starb Bertha von Suttner. Eine Woche später, am 28. Juni wurde der Thronfolger Erzherzog Ferdinand in Sarajewo ermordet. Die Asche Bertha von Suttners wurde im Urnenhain in Gotha beigesetzt.

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Röschitzer Bauernstube
Diese Bauernstube ist der einzige noch im Originalzustand erhaltene Ausstellungsraum der ersten Museumsgestaltung. Ein großer Teil der Einrichtung, einschließlich der Holzdecke von 1659, stammt aus Röschitz so das Bett, der Tisch, die Bank, die Türe, das „Weinkastl", Kruzifix und mehrere Kleingegenstände; der Ofen stammt aus Roggendorf, die Stühle sind aus der Umgebung von Eggenburg. Die damaligen Museumsverantwortlichen wollten bewusst nicht nur Objekte in Vitrinen zeigen, sondern mit der Decke, dem Fußboden und den bleigefassten Fenstern einen Gesamteindruck der früheren Lebensweise darstellen. Heute würde man es Rauminstallation nennen. Diese Stube war Vorbild für viele Heimatmuseen in Niederösterreich.

Kufenwiege - Mit Schnitzerei verziert, zwei Kartuschen mit Beschriftung: MARIA und IHS (Niederösterreich, 19. Jahrhundert)
Krapfenprügel (Niederösterreich, 19. Jahrhundert)
Zur Herstellung von sogenannten Prügelkrapfen wurde der Teig schichtweise vor einem offenen Feuer und unter ständigem Drehen auf den hölzernen Krapfenprügel aufgegossen.

Hinterglasbilder - Heilige Dreifaltigkeit / Maria Lactans / Mater Dolorosa (Nordösterreich/Böhmen, 18. Jahrhundert)

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Eggenburg und die Farbe Rot
Viele Handwerkszweige waren mit der Textilproduktion befasst. Bauern bestellten die Felder mit Pflanzen zur Gewinnung von Fasern (z. B. Flachs) und Farbpigmenten (z.B. Krapp). Arbeiter und Handwerker stellten daraus Gewebe her und färbten Fäden und Stoffe. Strickerinnen vollendeten die Textilien. Die vorherrschende Farbe der Stickereien ist Rot. Der rote Farbstoff Krapp (Rubia tinctorum, auch Färberröte oder „Türkisch Rot" genannt) ist neben Indigo einer der ältesten Pflanzenfarbstoffe. Der Anbau von Krapp im frühen 19. Jahrhundert ist unter anderem in Kragran, im Pulkautal, Laa an der Thaya und Loosdorf bezeugt, wurde aber um die Mitte des Jahrhunderts weitgehend aufgegeben. Die Verbreitung chemisch hergestellter roter Farbstoffe machte den Anbau von Krapp zunehmend unrentabel.

Woher kamen die „fleißigen Hände"?
Für so viel Alltagswäsche und Kleidung musste früh Sorge getragen werden. Mit 13 bis 14 Jahren begannen die Mädchen mit der Zusammenstellung ihrer Aussteuer, sollte diese doch bis zur Hochzeit vollständig sein. Die Anfertigung erfolgte ursprünglich unter Anleitung der Mutter. Für die Darstellungen wurden auf die in der Familie gängigen Muster zurückgegriffen und je nach Bedarf weltliche oder kirchliche Motive gestickt. In Kloster- und Mädchenschulen für „höhere Töchter" gehörte das Erlernen dieser Fertigkeit zur Ausbildung, an Industrieschulen für mittlere und ärmere Schichten war lediglich Monogrammsticken zum Wäschekennzeichnen im Lehrplan. Je nach familiären Vermögensverhältnissen wurde für den Eigenbedarf gestickt, aus Vergnügen und Leidenschaft, aber auch aus Langeweile und um gesellschaftlichen Konventionen zu genügen - oder für Geld. sDie Stickerei war im Gegensatz zu anderen Kunsthandwerken nicht nur in gewerblicher, sondern auch in privater Produktion möglich. Die hier verwendeten Sticktechniken sind der heute noch beliebte und einfache Kreuzstich und der Plattstich, der mehr an Übung bedarf.

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Das Krahuletz-Museum präsentiert sein neuestes Highlight: das maßstabgetreue Stadtmodell der Stadt Eggenburg, wie sie um 1590 ausgesehen hat. Der Erbauer dieses Modells, Mag. Alexander Korab (Wien), nahm die neuesten archäologischen Ergebnisse sowie historische Abbildungen zum Vorbild.

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Eggenburg um 1590 - Maßstab 1:500 - Alexander Korab 2016

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Bemalte Bauernmöbel aus einer Weinviertler Bauernmöbel-Werkstätte in Röschitz, NÖ
Erstmals ist es gelungen für Niederösterreich eine Tischlerwerkstatt, aus dem Weinort Röschitz nachzuweisen, in der über Generationen bemalte Bauernmöbel hergestellt wurden. Der älteste ausgestellte Kasten mit dem Monogramm „M.B." ist aus dem Jahr 1797, ferner wird ein Kasten aus dem Jahr 1805, ein weiterer mit Monogramm „E.Z." aus dem Jahr 1805 und der jüngste mit dem Monogramm „E.K." aus dem Jahr 1836 gezeigt. An Hand der Bemalung und Konstruktion kann die Entwicklung der Kasten vom 18. bis ins 19. Jahrhundert nachvollzogen werden. Die Beschriftung der Innenlade des Kastens von 1836 ermöglicht die Genialogie dieser Tischlerwerkstätte zu verfolgen und die einzelnen Kastentypen ihren Meistern zuzuordnen.

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Die Lebzelterei und Kerzenzieherei in Maissau blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das Fortleben dieser Tradition in den letzten hundert Jahren verdankte sich mehreren Generationen der Familie Schmid, die mit Martin Schmid, dem Enkelsohn des Geschäftsgründers, Lebzelter und Bürgermeister in Personalunion stellte.

Die Ursprünge der Lebzelterei in Maissau
Die erste Erwähnung eines Lebzelters in den Maissauer Innungsbüchern reicht in das Jahr 1642 zurück und steht in Zusammenhang mit einem weiteren, inzwischen weitgehend ausgestorbenen niederösterreichischen Wirtschaftszweig: dem Safrananbau. Zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert war der Anbau dieses Gewürzes im Wald- und Weinviertel weit verbreitet, beliebt war be- sonders der in Maissau kultivierte „Ravelbacher" Safran. Die für den Safran in die Stadtgemeinde am Rücken des Manhartsbergs reisenden Gewürzhändler brachten die Zutaten für den gewürzreichen Honigkuchen in die Region.

Dem ersten Maissauer Lebzelter folgten im 17. und 18. Jahrhundert mit Wolf Huber, Josef Stinkhlhammer, Johann Wagner und der Lebzelterfamilie Khielmanns wei- tere Meister dieses honigsüßen Gewerbes. Seit dem Jahr 1790 und vor allem im 19. Jahrhundert prägte die Lebzel- terei und Wachszieherei der Familie Altmann mit ihrem Geschäft links vor dem Stadttor" das Ortsbild Maissaus. Engelbert Altmann, dessen Stempel in der Ausstellung zu sehen ist, verlegte im frühen 20. Jahrhundert sein Fami- liengeschäft nach Perchtoldsdorf und machte die Bahn frei für die Erfolgsgeschichte der Familie Schmid.

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Die Lebzelterei und Kerzenzieherei Schmid
Im Jahr 1913 eröffnete der Lebzelter Josef Schmid mit seiner Gattin Anna eine Wachszieherei, Lebzelterei und Greißlerei am Hauptplatz von Maissau. Von den 12 Kindern des Ehepaares erlernte Sohn Alfons das elterliche Gewerbe und eröffnete ge- meinsam mit seiner Frau Christa im Jahr 1957, dem Geburtsjahr ihres Sohnes Martin, die Konditorei-Lebzelterei Schmid in der Kremser Straße 20. Das Geschäft mit den Wachswaren verblieb zunächst im elterlichen Betrieb am Hauptplatz.

Als Martin Schmid gemeinsam mit seiner Frau Karin im Jahr 1983 das Familiengeschäft übernahmt, war es in die Wiener Straße 8 übersiedelt, der ursprüngliche Betrieb am Hauptplatz wurde bereits im Jahr 1972 geschlossen. Unter dem von 2000 bis 2010 auch als Bürgermeister die Geschicke des Ortes prägenden Martin Schmid wurde die Konditorei zu einem lokalen Fixstern und zog mit seinen süßen und wächsernen Produkten Kundschaft aus ganz Niederösterreich an. Das Angebot reichte von der Lemonitafel über die klassischen Bildzelten bis zur Altarkerze, die ressourcenschonend ergänzt und in ihrer Lebenszeit verlängert wurden.

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Die Sammlung Schmid
Im Jahr 2021 gelangte als Folge des Ruhestandes von Martin und Karin die Familiensammlung Schmid, bestehend aus Holzmo- deln, Wachsbildern, Handwerkszeug und einer umfangreichen Kerzensammlung, als Dauerleihgabe an das Krahuletz-Museum Eggenburg. Hier wurde der über 450 Stück zählende Bestand dankbar entgegengenommen und bildet seitdem eine wertvolle Ergänzung und Erweiterung der bestehenden regionalen Lebzeltersammlung.

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Die Lebzelterei und Kerzenzieherei in Maissau weist eine lange Tradition auf – die erste Erwähnung eines Lebzelters in den Maissauer Innungsbüchern führt in das Jahr 1642 zurück. Die letzten hundert Jahre wurden durch drei Generationen der Familie Schmid geprägt, der letzte Maissauer Lebzelter und Kerzenzieher, Martin Schmid, war von 2000 bis 2010 auch Bürgermeister der kleinen Stadt. Der Familienschatz an altem Handwerkszeug, Holzmodeln, Kerzen und Wachsgebilden gelangte im Jahr 2021 als Dauerleihgabe in die Sammlungen des Krahuletz-Museums und kann zu einem großen Teil in der diesjährigen Sonderschau – ergänzt durch Lebzeltermodeln aus dem Altbestand des Museums – bewundert werden. In einem eigens für die Ausstellung produzierten Film erzählt Martin Schmid über Tradition und Handwerk der Lebzelter und Kerzenzieher im allgemeinen und die Familie Schmid im besonderen.

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Goldhauben und Schwarzhauben aus Niederösterreich
Die Haube ist seit dem Mittelalter das Symbol der verheirateten Frau. Die Redewendung des „unter die Haube kommen" hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Mit der Französischen Revolution fiel die strenge Kleiderordnung, die seit dem Mittelalter Bestand hatte. Nun stand auch Bürgerinnen der Zugang zu kostbaren Materialien offen, die bis zu diesem Zeitpunkt dem Adel vorbehalten waren. Die reichen, mit Goldfolien und -perlen bestickten Hauben kamen in Mode und wurden in allen Bevölkerungsschichten getragen.

Die hier ausgestellten Hauben wurden im 19. Jahrhundert in Niederösterreich gefertigt. Eine Ausnahme bildet die Linzer Goldhaube, die zur Trachtenkultur Oberösterreichs gehört. Die Eggenburger Bürgerinnen bevorzugten die goldenen Gupfhauben, auch Reiche Wiener Hauben genannt, die ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert aufkamen. Die Waldviertler Brettlhaube hingegen steht den goldenen Brettlhauben der Wachau nahe, die als Identifikationsmerkmal des neuen Österreichs ab 1957 auch die 10 Schilling Münzen zierte. Besonderheiten stellen die schwarzen Hauben der Raabser und Retzer Frauentracht dar, bei denen die Naht zwischen Kopfteil und sogenanntem Boden der Haube zu einem großen schmückenden Rad ausgestaltet ist (Radhauben).

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Bei einer seiner Wanderungen im Weinviertel rettete Krahuletz 1907 den reichen Depotfund vor der Entsorgung als Altmetall. Der Depotfund von Neudorf bei Staatz gilt als eines der am vollstän- digsten überlieferten Ensembles bronzezeitlicher Prestigeobjekte aus der Aunjetitz-Kultur (ca. 2300-1600 v. Chr.), der auch die „Himmelsscheibe von Nebra" angehört. Bei Deponierungen werden die Objekte absichtlich vergraben. Hier kombinierte und vergrub die adlige Elite prächtige Trachtbestandteile und außergewöhnliche Einzelstücke.

Und dann gibt es auch eine Sammlung an Backformen und Küchengefäßen.

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Damenbesteck - Eisen, Perlmutt, Lederscheide - um 1760

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Evangelisten - Holz, bemalt - 2. Viertel 18. Jh.

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Diese Ereignisse haben auch in Eggenburg ihre Spuren hinterlassen
Bis zur Revolution der Informationstechnologie Ende des 20. Jahrhunderts waren Plakate die Hauptinformationsquelle in einer Kleinstadt wie Eggenburg. Einladungen, Aufrufe, Anordnungen und Nachrichten an Litfaßsäulen, Plakatwänden oder einfachen Holzzäunen waren oftmals von dichten Menschentrauben umringt, die die Neuigkeiten lebhaft diskutierten. Aus den Beständen des Museums werden schlaglichtartig Objekte, Faksimile von Plakaten, Verordnungen, Zeitungsberichten usw. mit zeitgeschichtlichen Themen vorgestellt.

Erinnerungstafel der Gemeinde Kattau an Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, 1934
Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in der Landwirtschaftskammer, genoss er bei der Landbevölkerung hohes Ansehen, in vielen Gemeinden wurde er Ehrenbürger. Seine Rolle bei der Unterdrückung der Opposition macht ihn jedoch noch heute zu einer der am meisten umstrittenen Figuren der jüngeren österreichischen Geschichte. Die Erinnerungstafel überstand den Bildersturm der Nazizeit, musste jedoch 2013 abmontiert werden. Seit Juni 2014 befindet sie sich als Dauerleihgabe im Krahuletz-Museum.

Soldat der Roten Armee, 1945
Die Figurine war ursprünglich als „Hochzeitslader" gekleidet Teil der Volkskunde-Ausstellung. Die Uniform ist ein Geschenk eines sowjetischen Stadtkommandanten von Eggenburg. Bekleidung und Ausrüstung sind typisch für die Rote Armee während der zweiten Kriegshälfte und der Besatzungszeit. Die Schulterstücke weisen den Soldaten als motorisierten Schützen aus, er ist mit einer Maschinenpistole PPSH 41 bewaffnet.

Improvisierte rot-weiß-rote Fahne, Eggenburg Mai 1945
Die roten Streifen wurden aus dem roten Tuch einer Hakenkreuzfahne geschnitten. Deutlich ist auf beiden Streifen der Sitz der zuvor abgetrennten Stoffscheibe mit dem Hakenkreuz erkennbar. Für den Mittelstreifen verwendete man offenbar ein altes Leintuch oder einen Matratzenbezug.

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Fayencen - Ursprünge und Werkstätten
Unter Fayencen versteht man irdene Keramik mit einem deckenden, zumeist weißen Überzug aus Zinnglasur. Der Name leitet sich von einer der Ursprungsregionen europäischer Fayencen, der italienischen Stadt Faenza, ab. Ein weiteres Zentrum der Fayenceherstellung befand sich in Delft in den Niederlanden; hier entstanden ab dem 17. Jahrhundert unter dem Einfluss der importierten chinesischen Porzellane Fayencen mit prachtvollen „Chinoiserien" - Landschaftsszenen in asiatischem Stil.

Angeregt von den niederländischen Fayencen nahmen bereits im 18. Jahrhundert im deutschen Raum die ersten großen Fayencemanufakturen ihren Betrieb auf, unter anderem in Hanau, Frankfurt am Main oder Bayreuth. In den österreichischen Erblanden war zur selben Zeit die Herstellung noch in der Hand kleinerer, handwerklicher Betriebe. Die meisten Fayencetöpfereien produzierten im Gebiet des heutigen Niederösterreichs - in diesem Bereich waren zeitweise bis zu 40 „Weißhafner"-Werkstätten tätig, unter anderem in Langenlois, Hausleiten, Zellerndorf und Hollabrunn. Eine Sonderstellung innerhalb der niederösterreichischen Fayencen nimmt die rot akzentuierte Keramik aus Leobersdorf ein (Rotmalerei). Vergleichbare Stücke wurden in Holíč/Holitsch (heute Westslowakei), der ältesten Fayencemanufaktur der Monarchie, produziert; gegründet wurde diese im Jahr 1743 durch den Gemahl der Kaiserin Maria Theresia, Franz-Stephan von Lothringen. Die großen Fayencezentren des heutigen Westösterreichs entstanden in Gmunden, Wels und Salzburg.

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Teller, Habaner-Fayence,  Westslowakei, 1710
Zunftflasche eines Schneiders, Habaner-Fayence, Westslowakei, 1697
Teller, Habaner-Fayence, Westslowakei, 1688

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Birnkrug mit Heiliger Rosalia, Sieghartskirchen (?), um 1770
Godenschale, Geschenk der Gode (Taufpatin) an die Wöchnerin, Fayence, Niederösterreich, 2. Hälfte 18. Jh.

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Das erste Porzellan in europäischen Händen stammte aus dem asiatischen Raum: Chinesisches und japanisches Porzellan fand vor allem durch niederländische Handelsgesellschaften ab der Mitte des 16. Jahrhunderts seinen Weg nach Europa. Das Geheimnis seiner Herstellung war allerdings zunächst unbekannt. Erste Erfolge in der europäischen Porzellanherstellung verzeichneten schließlich die Arkanisten, also frühen Chemikern, um Johann Friedrich Böttger: Dieser experimentierte als Gefangener des sächsischen Fürsten August des Starken ab dem Jahr 1707 zur Herstellung von Porzellanen. Die Erzeugung von vollwertigem weißem Hartporzellan gelang 1709 die Geburtsstunde der Meissner Porzellanmanufaktur (ab 1710). Trotz der höchsten Geheimhaltung ließ sich nun der Siegeszug des „Weißen Goldes" über das europäische Festland nicht aufhalten. Flüchtende und reisende Arkanisten brachten die Rezepturen an verschiedene Orte und in die einzelnen Fürstentümer, wo sich lokale Adelige um eine Teilnahme in dem Wettlauf der Porzellanherstellung bemühten.

In Wien hielt das feine Tafelgeschirr im Jahr 1718 mit der Gründung der ersten Wiener Porzellanmanufaktur durch Claudius Innocentius Du Paquier seinen Einzug. Die Herstellung gelang Du Paquier nur mit Hilfe der aus Meißen abgeworbenen beziehungsweise geflohenen Arkanisten Christoph Konrad Hunger und Samuel Stölzel. Die ab 1744 in Staatsbesitz befindliche Manufaktur bestand bis 1864 - ihre Fortführung im Wiener Augarten-Porzellan beruht auf einer Neugründung im Jahr 1924. Die in den ersten 150 Jahren des Bestehens hergestellten Geschirre waren und blieben ein exklusives Produkt - dies bereitete einerseits den Boden für zahlreiche Fälschungen und Imitationen, andererseits erklärt es den durchschlagenden Erfolg des ab dem späten 18. Jahrhundert aufkommenden, billigeren Steinguts. Markenzeichen des Wiener Porzellans war der unterglasurblaue Bindenschild, durch weitere Stempel und Nummern haben sich die beteiligten Handwerker, Weißdreher, Bossierer, Blaumaler und Buntmaler, verewigt - wenn auch eigentlich nur für die betriebsinterne Abrechnung.

Teller mit Ansicht der Teinskirche in Prag, Steingut mit Umdruckdekor Manufaktur Nowotny & Co. Altrohlau/Stará Role, 1830-1850

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Glashütten des Mittelalters und der frühen Neuzeit stellten vorwiegend grünliches oder gelbliches „Waldglas" her - die unbeabsichtigte Färbung wurde durch Verunreinigungen der Ausgangsmaterialien verursacht. Die hohe Kunst des Entfärbens, bereits den Römern bekannt, beherrschten im 15. und 16. Jahrhundert vor allem die Venezianer. Das venezianische Glas stellte den Inbegriff der Glaskunst dar und wurde in den Erzeugnissen à la façon de Venise aus barocken Glashütten nördlich der Alpen nachgeahmt. Eine vergleichbar hohe Qualität erreichten erst böhmische Glashersteller, die im ausgehenden 17. Jahrhundert schon herausragende Produktionen in Gratzen/Nové Hrady und Wilhelmsberg bei Heilbrunn/Hojná Voda betrieben. Der eigentliche Siegeszug des Böhmischen Glases nahm allerdings erst mit der Erfindung des schleifbaren Kreideglases um 1683 seinen Ausgang.

Biedermeierglas
In Folge des Aufschwungs der Böhmischen Glashütten ab dem frühen 18. Jahrhundert erreichte die Glaskunst im Biedermeier eine neue Blüte. Neben aufwändig geschliffenen und gravierten Gläsern sind die ab den 1820ern produzierten, bunten Überfanggläser für die gehobene Wohnkultur dieser Epoche charakteristisch. Die Herstellung der Überfanggläser setzte großes handwerkliches Können voraus: Um ein transparentes Glas von innen oder außen mit farbigen Glasschichten zu bedecken (d. h. zu überfangen), bediente man sich einer komplizierten „Trichtertechnik", wobei alle verwendeten Glasmassen sowohl die transparente als auch die farbigen - den gleichen Schmelzpunkt haben mussten. Zu den Farbgläsern gehörten auch die seltenen Urangläser, deren leuchtend gelbe oder grüne Färbung (Annagelb, Annagrün) durch die Beimengung von radioaktivem Uran herbeigeführt wurde. Edelsteingläser (Hylalith- und Lithyalingläser) imitierten mit ihrer Marmorierung kostbare Schmucksteine. Die schon seit dem Spätbarock beliebten, weiß getrübten Milchgläser eigneten sich hingegen als neutraler Malgrund für Miniaturen, Personen- oder Landschaftsdarstellungen. Weitere Besonderheiten der Biedermeierzeit stellen die Pasten- oder Münzgläser dar, bei denen ein Reliefplättchen (Paste), zumeist einer Porträtbüste, oder ein Geldstück in einem aufwändigen Verfahren in die Gefäßwandung oder den -boden eingeschlossen wurde.

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Der poröse, wasserdurchlässige Scherben von Fayence besteht aus Tonerde mit Zusätzen aus Quarz oder Kalk, sie gehört somit zur Irdenware. Die charakteristische weiBe Glasur basiert auf einer zinnoxidhältigen Fritte (Glasschmelze); das Zinnoxid ist verantwortlich für die weißliche Trübung der Glasur. Der Dekor war zunächst auf die vier Scharffeuerfarben Grün (Kupfer), Blau (Kobalt), Gelb (Antimon) und Braunviolett (Mangan) beschränkt, die den hohen Temperaturen beim Ausbrennen standhielten. Die Farbpalette erweiterte sich im 19. Jahrhundert unter anderem durch chromoxidhältige Farben.

Steingut hat ebenso wie Porzellan die weiße Kaolinerde als Grundstoff, zusätzlich sind dem Scherben Quarz, Feldspat, Kalkstein und Magnesiumsilikate beigesetzt. Die glänzende Oberfläche entsteht durch das Aufbringen einer durchscheinenden, bleioxidhältigen Glasur. Bei den häufigen Umdruckdekoren kam neben den üblichen, auf Metalloxiden basierenden Farben (Kobaltoxid, Chromoxid ...) auch die radioaktive Pechblende (Uraninit) zum Einsatz.

Porzellan besteht aus den Grundstoffen Kaolin (weiße, vorwiegend aus dem Mineral Kaolinit bestehende, eisenarme Tonerde), Feldspat und Quarz im ungefähren Mengenverhältnis 50:25:25. Für einen Dekor unter der Glasur wurden Scharffeuerfarben - häufig Kobaltblau - verwendet, die die hohen Brenntemperaturen des Glattbrandes überstanden. Auch die weniger hitzebeständigen Aufglasur- oder Muffelfarben basieren auf Metalloxiden wie Eisen, Kupfer, Chrom oder Gold, versetzt mit Bleioxid oder Borverbindungen als Flussmittel.

Die Grundstoffe von Glas sind Quarz, sowie sogenannte Flussmittel mit niedrigerem Schmelzpunkt. Als Flussmittel können Holzasche beziehungsweise die aus Holzasche gewonnene Pottasche (Kaliumcarbonat) sowie mineralische oder aus Pflanzen gewonnene Soda (Natriumcarbonat) verwendet werden; ebenso in Verwendung waren Weinstein, Steinsalz oder Salpeter. Wesentlich für die Herstellung waren zudem die großen Mengen an gutem Brennholz, die ein Glasofen vor der Industrialisierung benötigte. Für eine weitere Verarbeitung wurden die Quarzkiesel oder -brocken in den sogenannten Pochwerken zu feinem Sand aufgearbeitet. Die grünliche oder gelbliche Tönung des nördlich der Alpen produzierten „Waldglases" ist auf Eisenoxidverschmutzungen der Ausgangsmaterialien zurückzuführen, eine Entfärbung des Glases erreichte man durch die Beimischung von Braunstein (Manganoxid) oder Arsenoxyd. Bleioxide sorgten für den nötigen Glanz und die Festigkeit der Böhmischen Bleikristallgläser, die Zugabe von Kreide ergab ein elastisches, zum Schleifen geeignetes Glas. Für die Herstellung von in der Masse gefärbten Gläsern griff man auf Metalloxide zurück: Mit Hilfe von Kupfer erzielte man Blau-, Grün- und ledrige Rottöne, Kobalt wurde für Blau, Gold für Rot, Eisen und Chrom für Grün, Uranoxid für Gelb oder Grün herangezogen. Die weißliche Trübung des Milchglases wurde durch die Beimengung von gebrannten (kalzinierten) Tierknochen oder Zinnoxid herbeigeführt. Bei der Herstellung von an der Oberfläche färbenden Beizen kam ebenfalls Kupfer zum Einsatz (für eine Rotfärbung), für Gelbbeize verwendete man Silber.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Jagdgewehr, um 1845
Vorderlader mit Perkussionsschloss, sechskantiger, glatter Lauf, unterhalb befindet sich der hölzerne Ladestock.
Hersteller: Georg Krahuletz, Eggenburg

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Bevor es zum 2. Weltkrieg kam, wurde der 1. Weltkrieg als 'Der Große Krieg 1914-1918' bezeichnet.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Jagdgewehr, um 1845
Vorderlader mit Perkussionsschloss, sechskantiger, glatter Lauf, unterhalb befindet sich der hölzerne Ladestock.
Hersteller: Georg Krahuletz, Eggenburg

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Uhrwerk der Turmuhr der Eggenburger Pfarrkirche
Pfeilerwerk, Spindelhemmung, Schlagwerk mit Gestänge zu den Glocken Eggenburg, 1. Hälfte 18. Jhdt.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Figurenuhr, Sogenannter „Uhrenmann", Um 1850

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Taschenuhr „Esquivillon & Dechoudens", Spindelhemmung, Federantrieb mit Schlüsselaufzug, Gehäuse aus Silber
In einem Taschenuhrständer aus Holz, Genf, um 1800

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Tischuhr, Stiftankerhemmung mit Unruhe Fa. Mauthe Gmbh, Deutschland, um 1940

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Zeitmesser
Die Einteilung der Zeit war immer wichtig für den Menschen. Aus der Altsteinzeit kennen wir Objekte, die wahrscheinlich zum Zählen von Tagen oder als (Mond)kalender dienten. Eine feinere Unterteilung der Zeit war damals vermutlich nicht notwendig. Mit dem Entstehen der ersten Hochkulturen und arbeitsteilig organisierter Gesellschaftssysteme wurden aber Stunden und Minuten wichtige Faktoren zur Gliederung des Alltags. Die frühesten Mittel, die Zeit zu messen waren Sonnenuhren. Aus Ägypten sind solche schon aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen. In der Antike konstruierte man bereits Sonnenuhren mit komplexen Tabellen, an denen sich die Zeit erstaunlich exakt ablesen lies. Im Mittelalter gab es Sonnenuhren vor allem in den Klöstern, um den Mönchen ihre Gebetszeiten anzuzeigen.

Wasseruhren wurden im Mittelmeerraum mindestens seit 1400 v. Chr. eingesetzt. Mit diesen ließen sich Zeiträume, unabhängig vom Stand der Sonne abmessen. Einfache Konstruktionen bestanden aus zwei Gefäßen, bei denen innerhalb eines bestimmten Zeitraums Wasser von einem in das andere tropfte. Bei komplexeren
Wasseruhren benützte man das Wasser zum Antrieb von Schaufelrädern, die sich innerhalb normierter Zeiträume drehten. Sanduhren, die dasselbe Prinzip wie die Wasseruhren nutzen, kamen erst im Spätmittelalter, etwa um 1300 auf. Die ersten mechanischen Räderuhren gab es um die gleiche Zeit. Frühe, oft monumentale Räderuhren dienten meist astronomischen Beobachtungen. Sehr bald wurden mechanische Uhren, deren Räder durch große Gewichte angetrieben wurden, auf den Türmen von Kirchen und Rathäusern angebracht. Lange besaß solcherart die Obrigkeit das „Zeitmonopol" und bestimmte, wie die Uhren zu gehen hatten, nach denen sich die Bevölkerung orientieren musste. Standuhren, die nach demselben Prinzip funktionierten blieben einer zahlungskräftigen Oberschicht vorbehalten, ebenso wie die ersten tragbaren Dosen- und Taschenuhren, bei denen das Uhrwerk durch einen Federmechanismus angetrieben wurde. Erst mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurden dank der Massenfertigung Räderuhren zu Alltagsgegenständen und die Messung der Zeit individuell möglich.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Urzeit der Uhrzeit
Bei der Einteilung der Zeit orientierte man sich zunächst vor allem am Stand der Sonne, was zur Folge hatte, dass jeder Ort seine eigene Zeit hatte: Mittag war dann, wenn die Sonne den höchsten Punkt ihrer Bahn erreicht hatte. Dies störte nicht, solange man sich nicht schneller als zu Pferd fortbewegen konnte. Die Koordinierung der Ortszeiten wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts, durch die Erfindung der Eisenbahn, notwendig. Um ihre Fahrpläne erstellen und einhalten zu können, benötigten die Eisenbahngesellschaften überregionale Betriebszeiten. Folglich sprach man von der „Eisenbahnzeit", die sich aber von der außerhalb des Eisenbahnbetriebs gültigen Zeit unterschied. Da das Nebeneinander von Eisenbahnzeit und regionaler Ortszeit zu großer Verwirrung führte, begann man 1883 mit der Einteilung von Zeitzonen, die auf der Meridian-Einteilung der Erde basierten. Jeweils 15 Längengrade entsprachen einer Zeitzone, diese folgten in Stundenschritten aufeinander.

Die Mitteleuropäische-Eisenbahn-Zeit (MEZ), unter dieser Bezeichnung führten die deutschen und die österreichisch-ungarischen Eisenbahnverwaltungen 1891 die Zeit des 15. Meridians für den inneren dienstlichen Verkehr und die Dienstfahrpläne ein. Dieses Zeitformat setzte sich als das einzig allgemein gültige durch. Seit 1972 wird die Weltzeit, welche die Grundlage der Zeitzonen bildet, nicht mehr astronomisch bestimmt, sondern mittels Atomuhren, man spricht auch von der „koordinierten Weltzeit" - „universal time coordinated" (UTC).

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Taschenuhr - Signiert: „Anderei Zimerman Neumarkt" Spindelhemmung, Federantrieb mit Schlüsselaufzug In einem Übergehäuse mit Schildpattrücken Kette mit einem Anhänger mit dem Zunftzeichen der Müller Neumarkt, um 1780

Taschenuhr - Signiert: „Joh. Riel in Stadtamhof" Spindelhemmung, Federantrieb mit Schlüsselaufzug In einem übergehäuse mit Schildpattrücken Stadtamhof, Regensburg, um 1780

Taschenuhr - Signiert: „Martin Kesler a Villach N.21" Spindelhemmung, Federantrieb mit Schlüsselaufzug, Gehäuse vergoldet Villach, um 1790

Uhrwerk einer Taschenuhr - Zylinderhemmung, Federantrieb mit Schlüsselaufzug, Um 1850

Uhrwerk einer Taschenuhr - Ankerhemmung, Federantrieb mit Schlüsselaufzug, Um 1860

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Ausgestellt sind über 150 Uhren aus 4 Jahrhunderten, darunter Besonderheiten wie Taschen-Sonnenuhren oder Turmuhren samt Läutwerk. Eine Kostbarkeit ist die Adleruhr, auf der Napoleon Bonaparte als Adler die „Neue Zeit" enthüllt.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Pendule - Ankerhemmung, Messingplatinen
Geschnitzte Figuren, Hirsch mit Jagdhund, darüber Diana, Um 1795

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Stockuhr - Ankerhemmung, Repetitionsschlagwerk mit zwei Rundgongs 1. Hälfte 19. Jhdt.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Stockuhr „Johann Papt: Ruefs in Karlstein"
Spindelhemmung, Repetitionsschlagwerk mit zwei Glocken Karlstein, 2. Hälfte 18. Jhdt.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Bodenstanduhr „Nitschner in Egenburg No209"
Ankerhemmung, zwei Glocken, Wecker Eggenburg, zwischen 1748 und 1750

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Jagen und Sammeln Altsteinzeit zwischen Donau, March und Thaya
Der Raum, der von den Flüssen Donau, March und Thaya begrenzt wird, ist durch die unterschiedlichen Landschaften des Wald- und Weinviertels geprägt. In der Altsteinzeit (Paläolihtikum) stellten die Flusstäler keine Hindernisse für die eiszeitlichen Tiere und Menschen dar. Vielmehr waren sie Einzugs- und Durchzugsgebiet der Wildtiere während ihrer weiträumigen, jahreszeitlich bedingten Wanderungen, denen sich auch der Mensch im Zuge seiner Nahrungs- und Jagdstrategien anschloss. Seine Siedlungs- und Lagerplätze waren länger- oder kurzfristig aufgesuchte Stellen (zumeist Freilandsiedlungen und Höhlen).

Im Vergleich zu anderen Gebieten Europas sind in diesem Raum gesicherte Nachweise früher menschlicher Präsenz erst relativ spät um ± 45/40.000 Jahren vor heute im ausgehenden Mittel- und beginnendem Jungpaläolihtikum fassbar. Vermeintliche Geröllgeräte, die nicht im archäologischen Zusammenhang gefunden wurden und als sehr alt angesehen werden, finden hier keine Berücksichtigung. Frühe Funde kennen wir aus der Gudenus Höhle im Kleinen Kremstal und von Südmähren aus dem Mittelpaläolithikum. Auch von Fundplätzen des sog. "Plateaulehmpaläolithikums" im nördlichen Waldviertel liegen einige "archaisch" wirkende Steingeräte vor, deren genaue Datierung mangels stratigraphischer Hinweise nicht einfach ist. Im frühen Jungpaläolithium (Aurignacien, etwa ab 40/35.000-30/28.000 Jahren) beginnen sich die Fundstellen zu häufen.

Im mittleren Jungpaläolithikum (Gravettien, etwa vor 30/29.000 - 22/19.000 Jahren - der ältere Abschnitt wird auch Pavlovien - 30.000 bis 24.000 Jahre genannt), beginnt sich das zuvor wärmere Klima innerhalb der letzten Eiszeit immer mehr abzukühlen. Aus dieser Zeit sind auch in unserem Raum Fundstellen in größerer Anzahl bekannt. Danach wird das Klima durch ein Kältemaximum (Hochwürm) vor 22.000-18.000 Jahren, verbunden mit mächtigen Lössablagerungen, geprägt. Diese Kaltsteppenlandschaft könnte ein Grund dafür sein, dass aus diesem Zeitraum und den folgenden 10.000 Jahren nur wenige Fundplätze bekannt sind (z.B. Rosenburg, Horn-Galgenberg). Ebenso dürftig sind die Hinweise auf die Besiedlung am Ende der Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren, sowie in der darauffolgenden Mittelsteinzeit (Mesolithikum) vom 8. bis zum 6. Jahrtausend v. Chr..

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Sitzende Frauenstatuette (Venus) aus der Phalange eines Mammuts (Abguss)
Fundort: Predmosti, Tschechien - Alter: ca. 25.000 Jahre, Pavlovien

Venus von Willendorf, Kalkstein (Abguss)
Fundort: Willendorf - Alter: ca. 25.000 Jahre, Gravettien

Venus von Stratzing, „Fanny" - Abguss
Fundort: Stratzing/Rehberg - Alter: 32.000 Jahre

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Frühe Jungsteinzeit (5500-4900 vor Chr.) - Linearbandkeramische Kultur
Als erste Bauernkultur im Gebiet des heutigen Niederösterreich trat die sogenannte Linearbandkeramische Kultur auf. Sie war von Westungarn bis nach Ostfrankreich und Polen verbreitet. Der Name bezieht sich auch die typischen, bandförmig eingeritzten Linienmuster.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Jungsteinzeit (5500-2000 vor Chr.) - Wohnen im Neolithikum
Das feste Dach über dem Kopf war eine der Neuerungen, die mit den ersten Bauern nach Mitteleuropa kamen.
Der Ursprung „unserer" Häuser liegt wahrscheinlich in West-Ungarn.

Das Modell der Fassade zeigt, wie ein mittelneolithisches Haus ausgesehen haben könnte. Die Formgebung basiert in erster Linie auf einer kleinen, vollständig rekonstruierten tönernen Miniatur aus dem Neolithikum, die in Střelice (Südmähren) gefunden wurde. Hier erkennt man deutlich den Eingang an der vorderen Giebelseite sowie den darüber angebrachten Stierkopf, der wahrscheinlich Unheil abwehren sollte. Bruchstücke anderer Hausmodelle aus Niederösterreich und Südmähren tragen ähnliche Tierköpfe an der Giebelspitze. Die tragende Konstruktion der Wände ist von aussen sichtbar und auf der Miniatur durch Tonwülste angedeutet. Erhaltene Bemalungsspuren auf Hüttenlehmresten lassen auf verzierte Außenwände schließen. Als Verzierungsmotive wurden Muster verwendet, die von der Keramik bekannt sind. Das Giebelfeld des Hauses trägt das Motiv des Hakenmäanders.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Jungsteinzeit (5500-2000 vor Chr.) - Bestattungen und Grabsitten
Die pietätvolle Behandlung Verstorbener zählt zu den Merkmalen der menschlichen Gesellschaft. Nach der Sesshaftwerdung und dem Entstehen dauerhafter Siedlungen begann man ab etwa 5300 v. Chr. mit dem Anlegen von Friedhöfen.

Das Grab des „ältesten Eggenburgers"
Am 18. November 1932 wurden im sogenannten Pröckhlhaus in Eggenburg Ausschachtungsarbeiten für einen neuen Kanal durchgeführt. Dabei stießen die Arbeiter auf ein menschliches Skelett. Die damalige Leiterin des Krahuletz-Museums, Angela Stifft-Gottlieb, wurde verständigt. Sie ließ die Knochen vorsichtig freilegen und dokumentierte die Fundsituation. Es wurden nicht nur die Funde aufgesammelt, sondern auch der gesamte Rumpf des Skeletts in einem Stück geborgen. Dies ermöglichte eine originalgetreue Aufstellung des Befundes in der Schausammlung.

Das Skelett lag etwa 90 cm tief in gestreckter Rückenlage, nord-süd-orientiert. Die Arme waren an den Körper angelegt, der Schädel war mit Blick nach Osten auf die rechte Schulter geneigt. Neben und auf der linken Hand lagen kleinere Tonscherben. Die rechte Hand war vom Unterarm abgetrennt und an die rechte Wange gelegt, darunter befanden sich ein kleines Steinbeil und eine Spitze aus Feuersteinmaterial. Die Scherben und das Beilchen datieren das Grab in die mittlere Jungsteinzeit (ca. 4700 v. Chr.).
Die Frage, warum die Hand abgetrennt wurde, lässt sich nicht mehr beantworten. Steckte eine Bestrafung oder gar eine Hinrichtung dahinter? Die Handknochen sind so schlecht erhalten, dass Schnittspuren nicht mehr erkennbar sind. Möglich wäre auch, dass es sich um eine Manipulation nach dem Tod, etwa die Unschädlichmachung eines potentiell „gefährlichen Toten" handelt. Mit solchen Maßnahmen versuchte man gelegentlich die Wiederkehr Verstorbener zu verhindern oder ihre Möglichkeiten, noch nach dem Tod Schaden anzurichten, einzuschränken.

„Der älteste Eggenburger" - Bestattung, Mittlere Jungsteinzeit

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Bronzezeit (2200-800 v. Chr.) - Bronzeschmiede und Handelsherren
Die Epoche zwischen etwa 2000 und 800 v. Chr. wird als Bronzezeit bezeichnet, da sie - zunächst zaghaft, dann immer stärker - durch Herstellung, Handel und Gebrauch von Metallgegenständen geprägt wurde. Aufgrund stilistischer und technischer Merkmale - besonders der Bronzeobjekte - sowie unterschiedlicher Bestattungssitten wird die Bronzezeit in eine frühe, mittlere und späte Phase unterteilt. Die neu entstandene Bronzeindustrie bewirkte die rasante Intensivierung auch der meisten anderen Wirtschaftszweige. Die zunehmende Verwendung und Verbreitung von Bronzegegenständen förderte überregionale Kontakte, die zur Herausbildung großräumiger Kulturgruppen führten.

Vielfältige neue Arbeitsbereiche führten zur Entstehung professionell ausgeübter Handwerksberufe; die unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten brachten eine zunehmend vertikale Gliederung der Gesellschaft mit sich. Metallgegenstände eigneten sich hervorragend zur Anhäufung von Besitz, der dann natürlich auch gehortet und beschützt werden musste. Zu diesem Zweck könnten „hauptberufliche" Krieger eingesetzt worden sein, die auch die Handelswege überwachten. Da ein immer höherer Anteil der Gesellschaft nicht in der Landwirtschaft tätig war, musste diese stets intensiver und effektiver gestaltet werden, um die gesamte Bevölkerung ernähren zu können.
Eine der wichtigsten Quellen für die archäologische Erforschung der Bronzezeit stellen Gräber dar. Anhand des Bestattungsritus, der Form des Grabbaus, der Totentracht sowie der Beigaben lassen sich Zeitstellung und kulturelle Zugehörigkeiten feststellen. Einzelne Keramikgefäße waren raschen Änderungen unterworfen, zum Beispiel die Tassen. Da sie sehr häufig als Beigaben in Gräbern zu finden sind, kommt ihnen die wichtige Funktion als „Leitform" für bestimmte Zeitabschnitte oder Kulturen zu.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Kegelhalsgefäße der Hallstatt-Kultur
Kegelhalsgefäße dienten wahrscheinlich als Getränkebehälter - beispielsweise für Gewürzwein, der wohl mit Wasser gemischt getrunken wurde. Die Bezeichnung rührt vom markanten kegelförmigen Oberteil der Gefäße her. Sie waren oft Teil der Geschirrausstattung von Gräbern aus der Älteren Eisenzeit, wurden aber auch in Siedlungen gefunden. Wahrscheinlich hat man sie dort als große Kochtöpfe benutzt. Kegelhalsgefäße sind eine typische hallstattzeitliche Keramikware. Sie wurden ohne Töpferscheibe im sogenannten Tonwulstverfahren hergestellt; die Drehscheibe war in Mitteleuropa ja erst ab 450 v. Chr. bekannt. Die eindrucksvollen Gefäße wurden sowohl in verzierten oder rot-schwarz bemalten als auch in unverzierten Varianten gefunden.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Keltengold
Die sagenhaften goldenen „Regenbogenschüsselchen" beflügelten die Phantasie wie kaum ein anderer Fund. Man glaubte, sie wären von einem Regenbogen auf die Erde getropft - vermutlich ist dies auch der Hintergrund des Märchens von den „Sterntalern" der Gebrüder Grimm. Um etwa 300 v. Chr. begannen die Kelten eigene Münzen zu prägen. Anfangs ahmten sie die Münzbilder nach, die ihnen durch ihre Handelsbeziehungen bzw. Söldnerdienste bei den Griechen und Römern geläufig waren. So imitierten frühe keltische Prägungen beispielsweise griechische Münzen, auf denen Philipp II. von Makedonien (der Vater Alexanders des Großen) und ein bärtiger Zeus abgebildet waren. Geprägt wurden Gold, Silber, Kupfer und Bronze.

Die Forschung versucht anhand der Fundorte, einzelne Münzfunde keltischen Stämmen zuzuordnen - die bisherigen Resultate sind jedoch nicht unumstritten. So unterteilt man grob die Münzen der Westkelten (gallische Stämme), der Ostkelten und der Bewohner der iberischen Halbinsel, die römische und karthagische Münzen als Vorbild nahmen. Für unseren Raum interessant sind die Prägungen der Boier und Noriker. Aufgrund der unterschiedlichen Prägevorbilder können Numismatiker keltische Münzen datieren. Eine stilistische Entfernung vom römischen bzw. griechischen Original weist üblicherweise darauf hin, dass die Münzen jüngeren Datums sind. Der bedeutendste Fundort keltischer Münzen in Österreich ist Roseldorf. Dort hat man etwa 1400 Münzen, kleine Metallrädchen als Münzersatz und Goldbarren gefunden.

Kleinsilbermünzen (Oboloi) der Großboier vom Typ Roseldorf II
mit der Darstellung eines Pferdes. Sie wiegen etwa 0,7g und waren ab etwa 210 v. Chr. im Umlauf. Sie gehören zu den ältesten in Österreich hergestellten Münzen.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Gläserne Kostbarkeiten
Die Glasherstellung ist seit der Bronzezeit bekannt. Typisch für die Mittel- und Spätlatènezeit waren jedoch Glasarmreife wie der hier gezeigte aus Klein-Reinprechtsdorf. Die bunten und profilierten Glasarmreife, die uns nur sehr selten vollständig erhalten geblieben sind, verraten die farblichen Vorlieben der Kelten. Die ältesten dieser zerbrechlichen Kostbarkeiten sind in blauen oder grünen Pastelltönen gehalten; ab 200 v. Chr. setzte sich dann ein kräftiges Blau durch, das mit gelben oder weißen Schlangenfäden verziert war. Keltische Glasarmreife wurden nicht gegossen, sondern wahrscheinlich wie folgt hergestellt: Man entnahm dem Glasofen mit einem Stab aus Metall oder feuergehärtetem Holz eine elastische Portion Glasschmelze, die man als Streifen auf einer etwa sechs bis sieben Zentimeter starken Holzstange aufbrachte. Die Oberfläche war mit einer dünnen Schicht Tonschlicker (einem zähflüssigen Wasser-Ton-Gemisch) überzogen, der einerseits das Holz vor dem Anbrennen schützte, andererseits das Abziehen des erstarrten Glasreifs ermöglichte. In einem weiteren Arbeitsgang wickelten die Handwerker die Glasschmelze um das Rundholz, glätteten die Kanten gleichmäßig und stachen dann Verzierungen ein.

Vollständiger Armreif aus Glas - Klein-Reinprechtsdorf Grab 3
Bruchstücke keltischer Glasarmreife - Roggendorf und Burgschleinitz

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Leben und Sterben in der Stadt - In den Städten wohnten Menschen auf engstem Raum nebeneinander. Das Fehlen von Kanalisation, Müllabfuhr und hygienischen Grundkenntnissen führte zu Seuchen und niedriger Lebenserwartung.

Schädel - Da auf dem Friedhof zu wenig Platz war, exhumierte man die Toten nach einigen Jahren und legte die Knochen ins Beinhaus (Karner). Eggenburg, Karner, Spätmittelalter

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

„Rauberkachel" - Glasierte Kachel mit dem Wappen des Georg Rauber zu Plankenstein. Sie war nicht Teil eines Kachelofens, sondern diente als Schmuck der Hausfassade. Eggenburg, dat. 1522

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

SCHANDMASKE - 17. Jahrhundert, Herkunft: angeblich Eggenburg (Leihgabe der LETTER Stiftung, Köln)
Im Mittelalter und frühen Neuzeit verhängte man für bestimmte Vergehen - etwa üble Nachrede - häufig „Schandstrafen", bei denen der oder die Verurteilte, dem Spott preisgegeben, öffentlich zur Schau gestellt wurde. Als Verschärfung konnte das Tragen von Schandgeigen, von denen sich das Zeigen der „langen Nase" ableitet, oder derartiger Schandmasken angeordnet werden.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Gedenkraum für Prof. Franz Fischer (1893 - 1968). Lehrer, Maler, Forscher, Chronist, Botaniker

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Johann Krahuletz (1848-1928) Büchsenmacher, Eichmeister, Professor für Geologie
Johann Krahuletz wurde am 3. November 1848 in Eggenburg, Kremserstrasse 2, als siebentes von neun Kindern des aus Böhmen stammenden Eggenburger Büchsenmachers Georg Krahuletz und seiner Frau Anna geboren und ist hier im 80. Lebensjahr am 11. Dezember 1928 verstorben. Johann Krahuletz ist als Junggeselle in der Geschichte von Eggenburg als der wohl repräsentativste und prominenteste Bürger unserer Stadt bleibend verankert. War er doch mit seinem persönlich so sympathisch bescheidenen und lauteren Charakter gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein überaus beliebter und verdienter Mitbürger, etwa als Gründer der Feuerwehr, als Mitbegründer des Männergesangvereins und Solotenor des Männerquartetts, als gesuchter Darsteller bei Theateraufführungen, als beliebter Tänzer und überhaupt als Motor des damals so regen gesellschaftlichen Lebens hier in seiner Geburtsstadt Eggenburg.

Bereits in jungen Jahren erhielt er durch Candidus Ponz, Reichsritter von Engelshofen eine eingehende Schulung in der Feldforschung, die später vor allem durch den Wiener Archäologen Matthäus Much und den Geologen Eduard Suess tatkräftig gefördert wurde. Durch seine jahrzehntelange unermüdliche, zielstrebige und erfolgreiche Sammlertätigkeit hier in unserer Region auf paläontologischem, urgeschichtlichem und volkskundlichem Gebiet, diesen damals erst im Aufbruch befindlichen Disziplinen, konnte er wertvollste wissenschaftliche Beiträge erbringen, womit er sich bald den persönlichen Respekt und die internationale Anerkennung von vielen prominenten Forschern und Gelehrten erwarb. Weltgeltung erlangten seine Fossilfunde, die er vor allem beim Bau der Franz-Josefs-Bahn 1867-1869 bergen konnte. Wie z.B. die nach Krahuletz benannte Seekuh, Metaxytherium krahuletzi, oder der nach Eggenburg benannte einzigartige Gavialschädel, Tomistoma eggenburgensis, die Delphinreste und die reiche fossile Muschel- und Scheckenfauna. Auf Grund dieser reichen fossilen Fauna wurde ein ganzer Zeitabschnitt im unteren Miozän als „EGGENBURGIUM" benannt.

1874 entdeckt er den jungeiszeitliche Hyänenhorst, die Fuchsen- oder Teufelslucken bei Roggendorf, die er systematisch von 1883-1889 ausgräbt. Ebenso bedeutend sind seine ur- und frühgeschichtlichen Funde wie die Entdeckung der Fundstelle am Vitusberg nahe Eggenburg, der Heidenstatt, oder seine Grabungen in der slawischen Siedlung Gars/Thunau und die Depotfunde, das Keramikdepot von Maisbierbaum, die Bronzedepotfunde von Neudorf bei Staatz und Pfaffstetten bei Ravelsbach und der prachtvolle Spondylus-Schmuck aus der frühen Jungsteinzeit, sowie das Pferdezaumzeug aus Mödring bei Horn. Daneben sammelt er volkskundliche Objekte und baute eine bedeutende Keramik, Glas- und Waffensammlung auf. Alle hier angeführten Objekte sind in den Ausstellungsräumen des Museums im zu sehen.

Anfänglich galt er als Sonderling, da er sein erlerntes Handwerk als Büchsenmacher nicht ausübte und vorerst keinem Beruf nachging, sondern seine Zeit mit Aufsuchen, Sammeln und Forschen verbrachte. Um seinen Unterhalt zu verdienen wurde er Eichmeister in Eggenburg, was ihn nur zweimal in der Woche beschäftigte. Doch immer mehr und immer besser erkannten auch seine Mitbürger die überregionale Bedeutung und den enormen Wert der Tätigkeit von Johann Krahuletz. Ende der 1890er Jahre überlegte Johann Krahuletz kurz, seine umfangreiche wissenschaftliche Sammlung zu verkaufen, denn ausländische Interessenten boten ihm beträchtliche Summen. Eggenburger Bürger, darunter der Bürgermeister, der Leiter der Eggenburger Sparkasse, der Notar, der Stadtarzt und der Schuldirektor, bemühten sich die Sammlungen für Eggenburg zu erhalten und gründeten mit anderen Interessierten, wie dem Bezirkshauptmann von Horn, im November 1900 die Krahuletz-Gesellschaft. Die Gesellschaft beschloss 1901 den Bau des „Krahuletz-Museums", das bereits am 12. Oktober 1902 eröffnet wurde und 19 Räume auf einer Fläche von 1094 m² umfasste. Die Sammlungen wurden schließlich von der Stadtgemeinde übernommen und Krahuletz bekam auf Lebenszeit eine Rente von 2.000 Kronen und die Kustodenstelle im Museum.

Kaiser Franz Joseph I. ehrte Krahuletz im April 1900 mit dem „Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone" und seinem legendären Museumsbesuch am 28. Juni 1904, Kaiser Karl verlieh ihm 1918 den Titel „Kaiserlicher Rat" und Bundespräsident Dr. Michael Hainisch, der 1924 das Museum besuchte, im Jahre 1927 den Titel eines „Professors der Geologie", ein Titel, der seitdem nie mehr vergeben wurde. 1903 besuchten zahlreiche internationale Erdwissenschafter anlässlich des Internationalen Geologenkongresses in Wien das neue Museum.
Ein zeitgenössisches Ölbild im Krahuletz-Saal des Museums zeigt den Junggesellen Krahuletz mit Geologenhammer und im Hintergrund die Stadt Eggenburg, ein anderes Bild im Stiegenaufgang zeigt ihn in seinem kleinen Geburts-, Wohn- und Sterbehaus in der Kremserstraße und veranschaulicht, wie sehr dessen Räume von der unglaublichen Fülle seiner Funde überflutet waren.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Rundweg entlang der Mauern und Zinnen - Mittelalterliches Ensemble, mystische Steine, kostbare Weine
Wo Wald- und Weinviertel sich berühren, liegt die von Mauern umringte Stadt Eggenburg. Die mittelalterliche Grenzbefestigung von Eggenburg zeigt auf einer Länge von fast zwei Kilometern ein gut erhaltenes Wehrsystem. Die Mauer mit dem Zinnenkranz wurde im 14. Jh. errichtet. Vorgelagerte Zwingeranlagen kamen zur Verstärkung hinzu, sowie die im 15. Jh. errichteten Wehr- und Tortürme. Nachdem die Stadtverteidigung hinfällig geworden war, wurden im 19. Jh. Vorwerke und Stadttore geschleift oder in Häuser integriert. Zinnen blieben uns als Corporate Identity des Mittelalters. Befestigungen wurden zu romantischen Versatzstücken der Stadtlandschaft. Promenaden wurden mit Ausblicken in die Landschaft und Einblicken in Turmruinen entlang der Mauern angelegt.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Johannes-Nepomuk-Statue an der Hornerstraße

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Triumphbogen Karlstal

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Pfarrkirche St. Stephan
Weithin sichtbar thront auf einer schroff zur Schmida abfallenden Klippe die Pfarrkirche zum heiligen Stephanus. Ihre beiden wuchtigen Türme, das steil aufragende Dach über der Halle und ihr zierlicher Giebelreiter bilden in ihrem eigentümlichen architektonischen Ensemble den mittelalterlichen Kern der Stadt. Bau und Ausstattung des Gotteshauses erzählen eine über 800-jährige Geschichte.

Eggenburg wird schon vor 1135 als Pfarre genannt und war über Jahrhunderte als Kanzlerpfarre vom Landesfürsten reich dotiert (bis 1564 als Doppelpfarre mit Gars am Kamp). Die großzügige Architektur der Pfarrkirche und ihre Einrichtung zeugen einerseits vom Kunstsinn reicher Pfarrherren. Sie trachteten danach, ihren Glauben und zum Teil auch sich selbst bis an die finanziellen Grenzen in Szene zu setzen. Andererseits ist die Ausstattung der Kirche Spiegel des Wohlstands gläubigen Bürgertums sowie künstlerischer und handwerklicher Blüte der Region. Vom Hauptplatz kommend, bietet sich mit dem ersten Blick auf die Ostfassade der Kirche das typische Zusammenspiel mehrerer Bauphasen und einander ablösender Stilepochen. Die beiden markanten Türme mit ihren Rundbogenfenstern (authentisch erhalten am Nordturm), Bogen- und Würfelfriesen waren Teil des romanischen Vorgängerbaues der Kirche aus dem 12. Jahrhundert. An diesen erinnert wohl auch der über dem zentralen Fenster des Presbyteriums angebrachte Stein der Zwillinge. Das genaue Aussehen der romanischen Kirche kann bis dato nur vermutet werden. Beim radikalen Um- bzw. Neubau vom 14. bis zum 16. Jahrhundert wurden der hochgotische Chorraum (um 1330) und die spätgotische Halle (1485-1537) mit ihrem Giebelreiter an die beiden Türme geschmiegt. So erhielt die Stephanskirche ihr auffälliges Profil.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Zum Kanzlerturm und zur Zinnenwanderung verlässt man durch die kleine Mauerpforte das Stadtinnere. Man wendet sich nach rechts, geht die Stufen hinab und folgt dem im 19. Jh. angelegten idyllischen Glacisweg bis zum Obelisken.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Der Durchgang im Westen durchbricht die frühere Ratsherrenhalle. Dadurch wurde um 1700 der
gotische Raum geteilt, abgemauert und eine „Lauretanische Kapelle" geschaffen. Der Eggenburger Künstler Ernst Degasperi (1927-2011) gestaltete mit seinen Sgraffiti die Eingangshalle als „Tor zum Frieden". Die Arbeit thematisiert die heroische Tat von Maria Grausenburger, einer Bäuerin aus Grafenwörth. Auf abenteuerliche Weise versteckte sie in ihrem Keller die ungarische Jüdin Elena Weiß und ihre drei Kinder vor den Nazi-Schergen. Aryeh Weiß, der jüngere Sohn der geretteten Familie, gestaltete als Dank für die Errettung das Glasfenster im nördlichen Seitenschiff der Eggenburger Stephanskirche.

Durchgang im Westen von St. Stephan mit Haupteingang, „Tor zum Frieden" (Ernst Degasperi, 1979)

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Von Anbeginn ist die Pfarrkirche St. Stephan das Wahrzeichen Eggenburgs. Das romanische Quaderwerk der Türme dieser mächtigen Kirche präsentiert sich im ursprünglichen Zustand des 12. Jahrhunderts. Die Apside stammt aus dem 14. Jahrhundert, das Langhaus - eine spätgotische dreischiffige Hallenkirche mit Bündelpfeilern und Netzrippengewölbe - wurde um 1500 vollendet. Nach der Piaristenkirche in Krems ist St. Stephan die zweitgrößte Pfarrkirche nördlich der Donau.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Die Verbindung der Eggenburger Steinmetze zur Bauhütte St. Stephan in Wien wirkte sich für die Stadt Glück bringend aus. Viele junge Eggenburger fanden - dank der reichen Vorkommen des weißen Sandsteines in der Umgebung - ihren Weg zur Steinmetzkunst. Der zeitliche Zusammenhang und Ähnlichkeiten zwischen dem Stephansdom in Wien und der Stephanskirche Eggenburg erklären sich aus diesem Zusammenschluss, und die Eggenburger nennen ihre Kirche mit einigem Stolz eine „Landausgabe" des Wiener Stephansdomes.

Der Triumphbogen über dem Volksaltar trennt den Hallenraum vom noch höheren Chor. Dort zeigt sich das klassische Kreuzrippengewölbe der Gotik des 14. Jahrhunderts. Die Bemalung von Rippen und Fensterlaibungen erinnert daran, dass die Kirchenräume der Gotik in bunten Farben erstrahlten. Die Schlusssteine der Gewölbe in den beiden Jochen des Chores und im Fünfachtelschluss über dem Altar zeigen Christus, das Osterlamm, mit der Siegesfahne und Pflanzenmotive.

Hochaltar (Josef Kepplinger und Johann Ignaz Sattler, 1894)

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Der neugotische Hochaltar ist Blickfang für die Besucherinnen und Besucher der Kirche und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Er füllt die gesamte Ostwand des Chores aus. Bezugnehmend auf den Patron der Kirche, zeigt der Altar auf einer ersten Bühne die Steinigung des heiligen Stephanus, der als erster überlieferter Märtyrer der neuen Gemeinschaft um Jesus gilt. Darüber thront Maria als Königin im Kreis der zwölf Apostel.

Maria als Königin im Kreis der Apostel (Hochaltar, Detail)

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Die Reliefs an den geöffneten Altarflügeln präsentieren Szenen aus den biblischen Weihnachtstexten, bei geschlossenen Tafeln erscheinen das Weinwunder in Kana und das letzte Abendmahl. Der aufwändige Hochaltar ersetzte im Jahr 1894 im Zuge der neugotischen Umgestaltung der Kirche einen ebenso ausladend dimensionierten barocken Altar aus dem 17. Jahrhundert.

Die Steinigung des hl. Stephanus (Hochaltar, Detail)

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Lässt man den Blick über die Figur des Auferstandenen (1712) an der Südseite der Kirchenhalle nach oben gleiten, beeindrucken die hoch aufragenden gotischen Maßwerkfenster: Kein Fenster gleicht in seiner Gliederung dem anderen. Gleichzeitig machen sie auf die Eindrücke im Inneren der dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche neugierig.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Die Stephanskirche betritt man, idealerweise vom Westen kommend, durch das Hauptportal oder durch das Seitenportal an ihrer Südseite. Vom Mittelgang aus eröffnen sich die Dimensionen der gotischen Architektur des Gotteshauses. Mit den beachtlichen Innenmaßen (Gesamtlänge: 43,5 m, Höhe des Chorraumes: 15,8 m, Höhe der Halle: 14,5 m) zählt St. Stephan zu den größten Pfarrkirchen Niederösterreichs. Die dreischiffige spätgotische Halle ist durch fein gearbeitete Bündelpfeiler aus Sandstein gegliedert. Sie tragen das aufwändig gestaltete Netzgewölbe: Dabei fällt bei genauem Betrachten auf, dass die Decke des mittleren Schiffes noch phantasievoller und feiner gearbeitet ist als die der Seitenschiffe. Dadurch wird die Bedeutung des Mittelschiffes hervorgehoben, die Mittelachse betont und der Blick nach oben bzw. in den Altarraum gezogen.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Von der reichhaltigen barocken Ausstattung des 18. Jahrhunderts sei hier  der Johannes- Nepomuk-Altar im südlichen Seitenschiff näher beschrieben. Im zentralen Porträt wird Johannes Nepomuk, der „Heilige des Beichtgeheimnisses", vorgestellt. In der Dynamik der barocken Inszenierung thematisieren die Symbole das Bußsakrament und das Martyrium des Johannes Nepomuk. An den Seiten der Altarwand finden Skulpturen des Evangelisten Johannes (links) und des heiligen Karl Borromäus* (rechts) ihren Platz.

Johannes- Nepomuk-Altar (Jakob Seer und Matthias Niedermeier, 1728/29)

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Zur Einrichtung des nördlichen Seitenschiffes zählt der ausladende Marienaltar aus dem Jahr 1723. Thema des Altars ist wohl der Tempelgang Mariens. Apokryphen Texten zufolge, brachten Anna und Joachim ihre dreijährige Tochter in den Tempel, wo sie bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr als Tempeljungfrau diente. Die Legenden wollen die besondere Erwählung Mariens hervorheben und erzählen unter anderem, dass der Jubel im Himmel darüber übergroß war und dass das Mädchen im Tempel von Engeln ernährt worden sei. Tatsächlich zeigt der Altar neben Joachim und Anna eine große musizierende Engelschar mit Instrumenten. Die ursprüngliche Skulptur der Maria unter dem Baldachin wurde im Laufe der Geschichte der Kirche durch eine Madonnendarstellung (um 1690) ersetzt.
Das barocke Ölgemälde an der Westwand des nördlichen Schiffes zeigt die Heilige Familie.

Marienaltar (Jakob Seer, 1723), Maria mit Jesuskind (um 1690) verhängt

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Den westlichen Abschluss des Langhauses dominiert die im 17. Jahrhundert eingefügte Empore mit dem barocken Orgelgehäuse. Der Prospekt ist mit musizierenden Engeln und Girlanden verziert. Das Werk der Orgel wurde im Jahr 1963 durch ein neues mechanisches Instrument ersetzt. Dabei achtete Orgelbaumeister Arnulf Klebel auf die Besonderheiten des Kirchenraumes mit seinen akustischen Eigenschaften. Seit einigen Jahren werden in St. Stephan wieder vermehrt Orgelkonzerte angeboten, da namhafte Organisten und Publikum den qualitätsvollen Klang des Instrumentes besonders schätzen. An den Wangen der Orgelempore zeigt ein Fresko aus dem Jahr 1688 die Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel.

Orgel (Prospekt 1769 vollendet, Werk von Arnulf Klebel 1963)

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Kirchenväterkanzel - Das edelste Kunstwerk in der Eggenburger Stephanskirche ist die Steinkanzel. Sie erinnert an die Pilgramkanzel des Wiener Stephansdomes, in deren Tradition sie eindeutig steht. Die Eggenburger Kanzel ist auf der eleganten Stiege mit 1515 datiert, nach ihr wird die undatierte Wiener Kanzel auf 1505 geschätzt. Die teilweise vergoldeten und mit Rötel verzierten Steinskulpturen stellen die vier Kirchenväter dar.

Das Werk entstand fast gleichzeitig mit der berühmten Kanzel im Wiener Stephansdom und ist an der Wange des Aufgangs mit 1515 datiert. Die Ähnlichkeiten in Bildprogramm und Aufbau beider Sandsteinarbeiten sind offensichtlich. Sie zeigen die Porträts der vier lateinischen Kirchenväter: Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor. Die Kanzel war mit einem aufwändigen neugotischen Schalldeckel versehen. Er wurde zusammen mit zahlreichen anderen Ausstattungsstücken aus der gleichen Zeit bei der Innenrenovierung der Kirche in den 1960er-Jahren entfernt. Obwohl die Kirchenväterkanzel aktuell in der Liturgie kaum mehr Verwendung findet, so ist sie dennoch auch heute Symbol für die zentrale Verkündigungsaufgabe der Kirche.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Kreuzweg

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

rechts: Taufbecken mit der Skulpur Johannes' des Täufers (1640) beim Aufgang zur Orgelempore

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Die Stadtburg - Die Geschichte der „Veste Eggenburg"
Die Veste Eggenburg war von alters her landesfürstliches Lehen. Erstmals wurde sie im Jahre 1249 von Hermann von Baden erstürmt. 1399 kam es im Zuge der Ausgestaltung der Befestigungsanlagen zum Neubau der Burg. Als Herzog Albrecht V. anlässlich seiner Mündigkeitserklärung in Eggenburg weilte, nahm er mit seinem Gefolge in der Burg Quartier. 1486 nahm Matthias Corvinus Eggenburg ein. Nach der Besetzung hatte die Burg ihre Bedeutung verloren.

Nach mehrmaligem Besitzwechsel wurde 1566 die Burg und Herrschaft mit Ausnahme des Gerichtes an den Bürgermeister und Rat der Stadt Eggenburg verpfändet. Als die Veste durch Sturm großen Schaden nahm, bestand der Kaiser auf Ablösung der Pfänder. Wieder ging der Besitz mehrmals in andere Hände über. 1756 war das Schlossgebäude so baufällig, dass das Landgericht verlegt wurde. Beim großen Stadtbrand 1808 wurden die Reste der alten Veste vernichtet. 1874 kaufte Magdalena Oswald den Besitz. Sie heiratete den k. k. Oberstleutnant Jaroslav Seitz und ließ auf den Grundmauern des alten Palas die heutige Villa errichten. Die Anlage ist heute noch im Privatbesitz der Familie Seitz.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Rund um die Kirche weisen Grabmonumente in vielen Stilarten und zahlreiche Skulpturen auch darauf hin, dass hier bis 1785 der Friedhof bestand.

Die barocke Darstellung der Maria Immaculata an der Außenwand der Apsis, ausdrucksstark gemeißelt vom Eggenburger Meister Franz Strickner (1721), verweist schon auf die reiche Ausstattung der Kirche und die große Steinmetztradition Eggenburgs.

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Die Pfarrkirche hl. Stephanus ist eine römisch-katholische Kirche in der Stadt Eggenburg in Niederösterreich. Die Kirche ist ein weithin sichtbarer und die Stadt überragender Bau mit einem Langhaus mit hohem Satteldach und einem von zwei Türmen flankierten Chor. Nördlich ist sie mit einem gedeckten Gang mit dem ehemaligen Pfarrhof verbunden.

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

Pestsäule

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023

 Krahuletz-Museum in Eggenburg, Oktober 2023




Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne diese Videos antun:

Krahuletz-Museum, Eggenburg, Oktober 2023



Pfarrkirche St. Stephan, Eggenburg, Oktober 2023