Pfarrkirche Fehring

Patrozinium hl. Josef, Juli 2024

Die Stadtgemeinde Fehring (Steiermark, Österreich) mit über 7000 Einwohnern liegt im geographischen Zentrum des Thermen- und Vulkanlandes Steiermark in der Oststeiermark. Fehring, das kulturelle Zentrum des Raabtales am Knotenpunkt der Thermenland- und der Klöcher-Weinstraße, gilt als eine babenbergische Gründung und wurde 1962 zur Stadt erhoben.

Die Pfarrkirche Fehring steht am Nordrand des Hauptplatzes in der Stadtgemeinde Fehring im Bezirk Südoststeiermark in der Steiermark. Die dem Patrozinium hl. Josef unterstellte römisch-katholische Pfarrkirche gehörte zum Dekanat Feldbach und seit 2020 zum Seelsorgeraum Fehring in der Diözese Graz-Seckau.

Die Fehringer Kirche hatte im Laufe ihrer Geschichte viele Funktionen: Sie war Eigenkirche, Wehrkirche, Wallfahrtskirche und seit über 700 Jahren Pfarrkirche. Ungewöhnlich ist der Patroziniumswechsel von der hl. Maria („Maria im Dorn‘) zum hl. Josef („Hl. Josef vom guten Tod“). In ihrem Erscheinungsbild reiht sie sich in die große Zahl der barocken Kirchen der Oststeiermark ein. Sowohl die aus barocker Zeit überkommene wie auch die zeitgenössische Ausstattung sind von hoher künstlerischer Qualität. Eine nicht allgegenwärtige Besonderheit ist die gotische Seitenkapelle, die vor dem barocken Neubau 1716-1723 das Presbyterium der Fehringer Kirche war und die seither das Wallfahrts-Kultbild „Maria im Dorn“ beherbergt.

 Pfarrkirche Fehring, Juli 2024

Der Innenraum zeigt sich als einschiffiges, dreijochiges Langhaus mit raumgliedernden dreifachen Wandpilastern und hohen, verkröpften Gebälkteilen. Kreuzgratgewölbe mit breiten Gurten dazwischen überspannen den Raum. Der eingezogene Chorist einjochig und besitzt einen 3/8-Schluss. Das südliche Eingangsjoch des Langhauses wird zum Teil von einer dreiachsigen Orgelempore überspannt. Große Rechteckfenster dienen der Belichtung des Raumes. Sie sind mit ornamentalen Glasscheiben ausgestattet, die von namentlich genannten Stiftern (Pfarrer Johann Kaufmann, Franz Freiherr von Morsey) 1891 gespendet wurden. Die beiden Glasfenster des Presbyteriums zeigen Medaillons mit Herz Jesu- und Herz Mariä-Darstellungen und wurden 1888 von der Marktgemeinde Fehring gestiftet. Das dritte Langhausjoch öffnet sich in einem hohen Rundbogen zur gotischen Seitenkapelle, der alten Kirche. Sie besteht aus einem quadratischen Joch mit Kreuzrippengewölbe und einem 5/8-Chorschluss, dessen Rippengewölbe einen figuralen Schlussstein mit Christuskopfaufweist.

Auffallend ist das den Raum überspannende Fresko am Triumphbogen, das im Scheitel die Hlgst. Dreifaltigkeit zeigt. Darunter knien links Maria und rechts der Kirchenpatron Josef als Fürbitter für die Menschen der Pfarre Fehring — Junge und Alte, Kranke und Gesunde, Familien, Handwerker und Bauern. Die Signatur rechts unten nennt den Grazer Maler FRANZ MIKSCHOFSKY als Künstler und 1935 als Entstehungsjahr. Dieses, aber auch zahlreiche andere Werkein steirischen Kirchen von Mikschofsky wurden von den Zeitgenossen hoch gelobt. In den Bogenfeldern des Chorschlusses wurden 1961 drei Freskoszenen freigelegt, die am Ende des 18. Jh.s entstanden sein dürften. Sie zeigen links die hl. Familie, wobei ein Engel Josef im Traum auffordert seine Familie vor dem Kindermordin Sicherheit zu bringen. Als Folgebild ist rechts die Flucht nach Ägypten dargestellt, bei der Josef den Esel führt, auf dem Maria mit dem Kind sitzt. Das Mittelfeld zeigt unter dem querovalen Fenster Gott Vater in einer Engelsglorie.

 Pfarrkirche Fehring, Juli 2024

Die beiden stilistisch gleichen Seitenaltäre am Triumphbogen entstanden im 2. Viertel des 18. Jh.s, wohl unmittelbar nach dem Neubau der Kirche. Es handelt sich um dreigeschoßige barocke Wandaltäre.
Der Floriani-Altar auf der linken Seite zeigt in der Mittelnische die Statue des hl. Florian, der als Soldat mit Brustpanzer und Helm sowie einer Fahne in der rechten Hand dargestellt ist (GT: 4. Mai). 304 wurde er, da er Christ war, in der Enns bei Lorch ertränkt. Als „Wasserheiliger“ wurde er zunächst um Regen und Fruchtbarkeit für die Felder angerufen. Erst seit dem 15. Jh. ist seine Verehrung zum Schutz vor Feuer üblich. Die beiden seitlichen Statuen zeigen Anna und Joachim (GT: 26. Juli), die Eltern der Gottesmutter Maria. Der Heilige in der Aufsatznische mit königlichen Insignien und einem Raben auf dem Reichsapfel ist König Oswald
von Northumbrien (GT: 5. August). Sein Kult wurde von schottischen Mönchennach Europa gebracht und verbreitete sich sehr stark im Alpenraum, wo Oswald als  Schutzpatron der Schnitter, des Getreides, des Viehs, des Wetters und des Bergbaus verehrt wurde.

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Der mächtige Hochaltaraufbau in der Apsis wurde im Zuge von umfassenden Renovierungsarbeiten 1888 nach einem Entwurf von Architekt Robert Mikovics erneuert. Über dem hohen Sockel erhebt sich ein Hauptgeschoß mit Stilelementen der Neorenaissance. Der geschwungene Aufsatz wird von seitlichen Vasen und einer Engelskartusche mit IHS-Monogramm bekrönt. Zentrum des Hochaltares ist das Altarbild des 1888 abgetragenen barocken Hochaltars. Es zeigt den Tod des hl. Josef und ist rechts unten signiert und datiert: „Ignatius Kern Tyrol pinxit Romae 1728“. Im Zentrum sieht man den sterbend im Bett liegenden Nährvater mit zum Himmel erhobenem Blick. Vor seinem Bett sitzt ein Putto, der in der linken Hand den auf wunderbare Weise erblühten Stab Josefs trägt, der ihn als Ehemann Marias zu erkennen gab. Links neben dem Bett steht Christus, der mit seiner Hand gegen Himmel weist. Rechts kniet Maria.

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Auf der rechten Seite befindet sich als Gegenstück der Johannes Nepomuk-Altar. Johannes wurde um 1350 im südböhmischen Pomuk geboren und war ab 1389 Generalvikar der Erzdiözese Prag. 1393 wird er auf Geheiß von König Wenzel IV. gefoltert und in der Moldau ertränkt. Der Grund dafür war Johannes Weigerung das Beichtgeheimnis preiszugeben. In Österreich wurde seine Verehrung durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Habsburgern besonders angeregt (GT: 26. Mai). Er gilt als Patron der Priester und Beichtväter, der Brücken und gegen Wassergefahr. Johannes Nepomuk wird immer als Priester im Chorrock mit Pelzcape und Birett gezeigt. Links steht eine Figur, die durch das Buch als Apostel und durch die jugendliche bartlose Darstellung als Evangeist Johannes (GT: 27. Dezember) identifizierbar ist. Der bärtige Mann rechts mit Pilgerstab wird in der Überlieferung als Apostel Jakobus der Jüngere (GT: 11. Mai) bezeichnet. In der Aufsatznische steht flankiert von zwei Anbetungsengeln der hl. Sebastian (GT: 20. Jänner). Im 3. Jh. wurde Sebastian als Christ unter Kaiser Diokletian in Rom zum Tod verurteilt, an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. Als 680 eine Pestepedemie in Rom herrschte, trug man seine Reliquien durch die Stadt, woraufhin die Seuche erlosch. Als Patron der Schützen, Soldaten und Sterbenden, aber vor allem gegen die Pest kam ihm im Mittelalter und in der Barockzeit besondere Verehrung zu. Die Pfeile sind einerseits seine Marterwerkzeuge, andererseits Symbole für die Strafe Gottes, als welche die Pest bisweilen auch gesehen wurde.

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Sechs Heiligenfiguren gehören zum Ensemble des Hochaltares und wurden vermutlich vom in Feldbach und Fehring ansässigen FRIDERICUS LIEBENTREU gefertigt. Sie stammen noch vom ehemaligen barocken Hochaltar. Links neben dem Altarbild ist der hl. Karl Borromäus als Mailänder Erzbischof mit Kreuzstab und Totenkopf sowie mit einem Chorrock bekleidet dargestellt. Karl Borromäus (1538-1584, Gedenktag: 4. November) war einer der größten Reformbischöfe und verwirklichte die Beschlüsse des Trienter Konzils auf allen seelsorglichen Gebieten. Der Totenkopf verweist auf sein streng asketisches Leben und die Selbstaufopferung bei der Pflege von Pestkranken. Ihm rechts gegenüber ist der hl. Petrus Martyr (auch Petrus von Verona, um 1205-1252, GT: 6. April) im Dominikanerhabit dargestellt. Der überaus beliebte Prediger wurde von zwei gedungenen Mördern niedergestochen, worauf das Schwert in seiner Schulter verweist, und er schrieb sterbend das Wort „Credo“ — ich glaube — mit seinem Blut auf den Boden. In der Volksfrömmigkeit kommt ihm als Patron gegen Irrlehren, Kopfleiden, Blitz und Sturm Bedeutung zu. Der seitlich links auf einem Podest stehende Apostelfürst Petrus ist an der typischen Stirnlocke sowie am Buch und den beiden Schlüsseln, die er in seiner linken Hand hält und die auf die ihm von Jesus übertragene Macht des Lösens und Bindens auf Erden verweisen, zu erkennen.

Auf der seitlichen Wandkonsole ganz links ist der hl. Jakobus der Ältere dargestellt (GT: 25. Juli). Der erste Märtyrer unter den Aposteln ist an Kreuz, Wanderstab und Pilgermuschel erkennbar. Seit dem 7. Jh. werden seine Gebeine im nordspanischen Santiago de Compostela verehrt. Als Patron der Pilger, Apotheker, Arbeiter, der Äpfel, des Korns, des Wetters sowie gegen Rheumatismus wird er in der Steiermark verehrt. Auf der rechten Seite des Hochaltares ist auf einem Podest stehend der hl. Paulus als zweiter Apostelfürst dargestellt. Das Schwert verweist auf sein Martyrium: Als römischer Bürger durfte er nicht gekreuzigt werden, sondern hatte das Privileg durch das
Schwert zu sterben (GT: Petrus und Paulus: 29. Juni).

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Der buntfarbig marmorierte Volksaltar entstand 1974 nach einem Entwurf von Franz Weiss aus Voitsberg. Ausgeführt wurde er durch den örtlichen Schnitzer JOHANN WENDLER,. die Fassung fertigte VALENTIN SCHAUNIGG aus Vorau. Zwischen den beiden schrägen Stützen der Vorderseite befindet sich ein vergoldetes Relief des letzten Abendmahles. Das Flachrelief der Rückseite zeigt in drei Medaillons Symbole des dreieinen Gottes: die Hand Gottes, das Lamm mit Kreuzstab und die Taube des Hl. Geistes. Gleichartig aus marmoriertem Holz wurde auch der Ambo an der Evangelienseite gefertigt. Seine Vorderseite zeigt ein IHS-Monogramm und die Gesetzestafeln des Mose.

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An den Wänden des Raumes ist der im Jahr 2002 geschaffene Kreuzweg untergebracht, der von der Altäbtissin der nahe gelegenen Benediktinerinnenabtei St. Gabriel Bertholdstein, BASILIA GÜRTH OSB., gemalt wurde. Auffallend ist der künstlerische Zugang zum Thema Kreuzweg, der figural, in leuchtend intensiver Farbigkeit, zum Teil in naiver, immeraber detaillierter Erzählfreude erfolgte, wobei sehr starke Elemente aus der Ikonenmalerei übernommen wurden. Weitgehend angelehnt an die Motivvorgabe des franziskanischen Kreuzweges mit 14 Stationen schuf Altäbtissin Basilia nicht nur eine zusätzliche 15. Station, sondern interpretierte einige auch um. So zeigt die Holztafel der 1. Station statt der Verurteilung durch Pilatus eine halbfigurige Christus-Ikone mit aufgeschlagenem Buch, in dem zu lesen steht: „Niemand nimmt mir das Leben, ich gebe es hin. Ich habe den Auftrag von meinem Vater“.

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Im quadratischen Joch der Kapelle hat an der Seite der Taufstein seinen Aufstellungsort gefunden. Der spätgotische Stein besitzt eine achteckige Basis, die in einen gedrehten Teil mit rundem Abschluss und halbkugelförmigem Becken übergeht. Der in der Barockzeit darauf befindliche Aufsatz steht nun seitlich des Marienaltars und zeigt eine kleine Figurengruppe der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes aus dem 18. Jh.

 Pfarrkirche Fehring, Juli 2024

An der Westwand des Kirchenschiffes befindet sich die historistische Kanzel, die gleichzeitig mit dem Hochaltar 1891 aufgestellt wurde. Sie ist eine Stiftung des damaligen Besitzers von Schloss Bertholdstein, Sefer Pascha. Der fünfseitige Korb besitzt zwischen vergoldeten Säulchen an vier Seiten halbfigurige Reliefdarstellungen der Evangelisten Matthäus mit Engel, Markus mit Löwe, Lukas mit Stier und Johannes mit Adler. Der Schalldeckel ist ebenfalls fünfseitig ausgeführt und zeigt Putten, Flammenvasen und als Bekrönung eine stehende Christusfigur.

 Pfarrkirche Fehring, Juli 2024

Direkt neben dem Johannes Nepomuk-Altar öffnet sich ein Rundbogen zum Presbyterium der gotischen Kirche, das jetzt als Seitenkapelle bzw. Sakraments- und Taufkapelle verwendet wird. Im Apsisscheitel befindet sich der wohl im 2. Viertel des 18. Jh.s gefertigte Marienaltar. Im Zentrum des mächtigen Altaraufbaus mit freistehenden seitlichen Säulen steht auf einer Wolkenkonsole die gotische Statue „Maria im Dorn“, die um 1430 entstanden ist und später verändert wurde. Die stehende Gottesmutter mit rot schillerndem Kleid und vergoldetem Mantel trägt das Jesuskind auf dem linken Arm, während sie in der rechten Hand einen Apfel hält.

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Die Pietä in der westseitigen Nische des zweiten Joches ist in die Mitte des 18. Jh.s zu datieren. In herbem Schmerz regt die sitzende Maria mit dem Leichnam des Sohnes zum Mitleiden an.

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Die Kirchenbänke des Langhauses wurden im Zuge der Kirchensanierung 1978 angeschafft. An Klangwerken ist in der Fehringer Pfarrkirche die mechanische Orgel mit 24 klingenden Registern und 1616 Pfeifen der Firma Rieger aus Vorarlberg zu nennen. Sie wurde 1979 anstelle einer pneumatischen Orgel von 1891 auf der Chorempore errichtet.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: