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Die Stadtgemeinde Fehring (Steiermark, Österreich)
mit über 7000 Einwohnern liegt im geographischen Zentrum des Thermen-
und Vulkanlandes Steiermark in der Oststeiermark. Fehring, das
kulturelle Zentrum des Raabtales am Knotenpunkt der Thermenland- und
der Klöcher-Weinstraße, gilt als eine babenbergische Gründung und wurde
1962 zur Stadt erhoben.
Die Pfarrkirche Fehring steht am Nordrand des Hauptplatzes in der
Stadtgemeinde Fehring im Bezirk Südoststeiermark in der Steiermark. Die
dem Patrozinium hl. Josef unterstellte römisch-katholische Pfarrkirche
gehörte zum Dekanat Feldbach und seit 2020 zum Seelsorgeraum Fehring in
der Diözese Graz-Seckau.
Die Fehringer Kirche hatte im Laufe ihrer Geschichte viele Funktionen:
Sie war Eigenkirche, Wehrkirche, Wallfahrtskirche und seit über 700
Jahren Pfarrkirche. Ungewöhnlich ist der Patroziniumswechsel von der
hl. Maria („Maria im Dorn‘) zum hl. Josef („Hl. Josef vom guten Tod“).
In ihrem Erscheinungsbild reiht sie sich in die große Zahl der barocken
Kirchen der Oststeiermark ein. Sowohl die aus barocker Zeit überkommene
wie auch die zeitgenössische Ausstattung sind von hoher künstlerischer
Qualität. Eine nicht allgegenwärtige Besonderheit ist die gotische
Seitenkapelle, die vor dem barocken Neubau 1716-1723 das Presbyterium
der Fehringer Kirche war und die seither das Wallfahrts-Kultbild „Maria
im Dorn“ beherbergt.
Der Innenraum zeigt sich als einschiffiges, dreijochiges Langhaus mit
raumgliedernden dreifachen Wandpilastern und hohen, verkröpften
Gebälkteilen. Kreuzgratgewölbe mit breiten Gurten dazwischen
überspannen den Raum. Der eingezogene Chorist einjochig und besitzt
einen 3/8-Schluss. Das südliche Eingangsjoch des Langhauses wird zum
Teil von einer dreiachsigen Orgelempore überspannt. Große
Rechteckfenster dienen der Belichtung des Raumes. Sie sind mit
ornamentalen Glasscheiben ausgestattet, die von namentlich genannten
Stiftern (Pfarrer Johann Kaufmann, Franz Freiherr von Morsey) 1891
gespendet wurden. Die beiden Glasfenster des Presbyteriums zeigen
Medaillons mit Herz Jesu- und Herz Mariä-Darstellungen und wurden 1888
von der Marktgemeinde Fehring gestiftet. Das dritte Langhausjoch öffnet
sich in einem hohen Rundbogen zur gotischen Seitenkapelle, der alten
Kirche. Sie besteht aus einem quadratischen Joch mit Kreuzrippengewölbe
und einem 5/8-Chorschluss, dessen Rippengewölbe einen figuralen
Schlussstein mit Christuskopfaufweist.
Auffallend ist das den Raum überspannende Fresko am Triumphbogen, das
im Scheitel die Hlgst. Dreifaltigkeit zeigt. Darunter knien links Maria
und rechts der Kirchenpatron Josef als Fürbitter für die Menschen der
Pfarre Fehring — Junge und Alte, Kranke und Gesunde, Familien,
Handwerker und Bauern. Die Signatur rechts unten nennt den Grazer Maler
FRANZ MIKSCHOFSKY als Künstler und 1935 als Entstehungsjahr. Dieses,
aber auch zahlreiche andere Werkein steirischen Kirchen von Mikschofsky
wurden von den Zeitgenossen hoch gelobt. In den Bogenfeldern des
Chorschlusses wurden 1961 drei Freskoszenen freigelegt, die am Ende des
18. Jh.s entstanden sein dürften. Sie zeigen links die hl. Familie,
wobei ein Engel Josef im Traum auffordert seine Familie vor dem
Kindermordin Sicherheit zu bringen. Als Folgebild ist rechts die Flucht
nach Ägypten dargestellt, bei der Josef den Esel führt, auf dem Maria
mit dem Kind sitzt. Das Mittelfeld zeigt unter dem querovalen Fenster
Gott Vater in einer Engelsglorie.
Die beiden stilistisch gleichen Seitenaltäre am Triumphbogen entstanden
im 2. Viertel des 18. Jh.s, wohl unmittelbar nach dem Neubau der
Kirche. Es handelt sich um dreigeschoßige barocke Wandaltäre.
Der Floriani-Altar auf der
linken Seite zeigt in der Mittelnische die Statue des hl. Florian, der
als Soldat mit Brustpanzer und Helm sowie einer Fahne in der rechten
Hand dargestellt ist (GT: 4. Mai). 304 wurde er, da er Christ war, in
der Enns bei Lorch ertränkt. Als „Wasserheiliger“ wurde er zunächst um
Regen und Fruchtbarkeit für die Felder angerufen. Erst seit dem 15. Jh.
ist seine Verehrung zum Schutz vor Feuer üblich. Die beiden seitlichen
Statuen zeigen Anna und Joachim (GT: 26. Juli), die Eltern der
Gottesmutter Maria. Der Heilige in der Aufsatznische mit königlichen
Insignien und einem Raben auf dem Reichsapfel ist König Oswald
von Northumbrien (GT: 5. August). Sein Kult wurde von schottischen
Mönchennach Europa gebracht und verbreitete sich sehr stark im
Alpenraum, wo Oswald als Schutzpatron der Schnitter, des
Getreides, des Viehs, des Wetters und des Bergbaus verehrt wurde.
Der mächtige Hochaltaraufbau in der Apsis wurde im Zuge von umfassenden
Renovierungsarbeiten 1888 nach einem Entwurf von Architekt Robert
Mikovics erneuert. Über dem hohen Sockel erhebt sich ein Hauptgeschoß
mit Stilelementen der Neorenaissance. Der geschwungene Aufsatz wird von
seitlichen Vasen und einer Engelskartusche mit IHS-Monogramm bekrönt.
Zentrum des Hochaltares ist das Altarbild des 1888 abgetragenen
barocken Hochaltars. Es zeigt den Tod des hl. Josef und ist rechts
unten signiert und datiert: „Ignatius Kern Tyrol pinxit Romae 1728“. Im
Zentrum sieht man den sterbend im Bett liegenden Nährvater mit zum
Himmel erhobenem Blick. Vor seinem Bett sitzt ein Putto, der in der
linken Hand den auf wunderbare Weise erblühten Stab Josefs trägt, der
ihn als Ehemann Marias zu erkennen gab. Links neben dem Bett steht
Christus, der mit seiner Hand gegen Himmel weist. Rechts kniet Maria.
Auf der rechten Seite befindet sich als Gegenstück der Johannes Nepomuk-Altar.
Johannes wurde um 1350 im südböhmischen Pomuk geboren und war ab 1389
Generalvikar der Erzdiözese Prag. 1393 wird er auf Geheiß von König
Wenzel IV. gefoltert und in der Moldau ertränkt. Der Grund dafür war
Johannes Weigerung das Beichtgeheimnis preiszugeben. In Österreich
wurde seine Verehrung durch die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den
Habsburgern besonders angeregt (GT: 26. Mai). Er gilt als Patron der
Priester und Beichtväter, der Brücken und gegen Wassergefahr. Johannes
Nepomuk wird immer als Priester im Chorrock mit Pelzcape und Birett
gezeigt. Links steht eine Figur, die durch das Buch als Apostel und
durch die jugendliche bartlose Darstellung als Evangeist Johannes (GT:
27. Dezember) identifizierbar ist. Der bärtige Mann rechts mit
Pilgerstab wird in der Überlieferung als Apostel Jakobus der Jüngere
(GT: 11. Mai) bezeichnet. In der Aufsatznische steht flankiert von zwei
Anbetungsengeln der hl. Sebastian (GT: 20. Jänner). Im 3. Jh. wurde
Sebastian als Christ unter Kaiser Diokletian in Rom zum Tod verurteilt,
an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. Als 680 eine
Pestepedemie in Rom herrschte, trug man seine Reliquien durch die
Stadt, woraufhin die Seuche erlosch. Als Patron der Schützen, Soldaten
und Sterbenden, aber vor allem gegen die Pest kam ihm im Mittelalter
und in der Barockzeit besondere Verehrung zu. Die Pfeile sind
einerseits seine Marterwerkzeuge, andererseits Symbole für die Strafe
Gottes, als welche die Pest bisweilen auch gesehen wurde.
Sechs Heiligenfiguren gehören zum Ensemble des Hochaltares
und wurden vermutlich vom in Feldbach und Fehring ansässigen FRIDERICUS
LIEBENTREU gefertigt. Sie stammen noch vom ehemaligen barocken
Hochaltar. Links neben dem Altarbild ist der hl. Karl Borromäus als
Mailänder Erzbischof mit Kreuzstab und Totenkopf sowie mit einem
Chorrock bekleidet dargestellt. Karl Borromäus (1538-1584, Gedenktag:
4. November) war einer der größten Reformbischöfe und verwirklichte die
Beschlüsse des Trienter Konzils auf allen seelsorglichen Gebieten. Der
Totenkopf verweist auf sein streng asketisches Leben und die
Selbstaufopferung bei der Pflege von Pestkranken. Ihm rechts gegenüber
ist der hl. Petrus Martyr (auch Petrus von Verona, um 1205-1252, GT: 6.
April) im Dominikanerhabit dargestellt. Der überaus beliebte Prediger
wurde von zwei gedungenen Mördern niedergestochen, worauf das Schwert
in seiner Schulter verweist, und er schrieb sterbend das Wort „Credo“ —
ich glaube — mit seinem Blut auf den Boden. In der Volksfrömmigkeit
kommt ihm als Patron gegen Irrlehren, Kopfleiden, Blitz und Sturm
Bedeutung zu. Der seitlich links auf einem Podest stehende Apostelfürst
Petrus ist an der typischen Stirnlocke sowie am Buch und den beiden
Schlüsseln, die er in seiner linken Hand hält und die auf die ihm von
Jesus übertragene Macht des Lösens und Bindens auf Erden verweisen, zu
erkennen.
Auf der seitlichen Wandkonsole ganz links ist der hl. Jakobus der
Ältere dargestellt (GT: 25. Juli). Der erste Märtyrer unter den
Aposteln ist an Kreuz, Wanderstab und Pilgermuschel erkennbar. Seit dem
7. Jh. werden seine Gebeine im nordspanischen Santiago de Compostela
verehrt. Als Patron der Pilger, Apotheker, Arbeiter, der Äpfel, des
Korns, des Wetters sowie gegen Rheumatismus wird er in der Steiermark
verehrt. Auf der rechten Seite des Hochaltares ist auf einem Podest
stehend der hl. Paulus als zweiter Apostelfürst dargestellt. Das
Schwert verweist auf sein Martyrium: Als römischer Bürger durfte er
nicht gekreuzigt werden, sondern hatte das Privileg durch das
Schwert zu sterben (GT: Petrus und Paulus: 29. Juni).
Der buntfarbig marmorierte Volksaltar
entstand 1974 nach einem Entwurf von Franz Weiss aus Voitsberg.
Ausgeführt wurde er durch den örtlichen Schnitzer JOHANN WENDLER,. die
Fassung fertigte VALENTIN SCHAUNIGG aus Vorau. Zwischen den beiden
schrägen Stützen der Vorderseite befindet sich ein vergoldetes Relief
des letzten Abendmahles. Das Flachrelief der Rückseite zeigt in drei
Medaillons Symbole des dreieinen Gottes: die Hand Gottes, das Lamm mit
Kreuzstab und die Taube des Hl. Geistes. Gleichartig aus marmoriertem
Holz wurde auch der Ambo an der Evangelienseite gefertigt. Seine
Vorderseite zeigt ein IHS-Monogramm und die Gesetzestafeln des Mose.
An den Wänden des Raumes ist der im Jahr 2002 geschaffene Kreuzweg
untergebracht, der von der Altäbtissin der nahe gelegenen
Benediktinerinnenabtei St. Gabriel Bertholdstein, BASILIA GÜRTH OSB.,
gemalt wurde. Auffallend ist der künstlerische Zugang zum Thema
Kreuzweg, der figural, in leuchtend intensiver Farbigkeit, zum Teil in
naiver, immeraber detaillierter Erzählfreude erfolgte, wobei sehr
starke Elemente aus der Ikonenmalerei übernommen wurden. Weitgehend
angelehnt an die Motivvorgabe des franziskanischen Kreuzweges mit 14
Stationen schuf Altäbtissin Basilia nicht nur eine zusätzliche 15.
Station, sondern interpretierte einige auch um. So zeigt die Holztafel
der 1. Station statt der Verurteilung durch Pilatus eine halbfigurige
Christus-Ikone mit aufgeschlagenem Buch, in dem zu lesen steht:
„Niemand nimmt mir das Leben, ich gebe es hin. Ich habe den Auftrag von
meinem Vater“.
Im quadratischen Joch der Kapelle hat an der Seite der Taufstein
seinen Aufstellungsort gefunden. Der spätgotische Stein besitzt eine
achteckige Basis, die in einen gedrehten Teil mit rundem Abschluss und
halbkugelförmigem Becken übergeht. Der in der Barockzeit darauf
befindliche Aufsatz steht nun seitlich des Marienaltars und zeigt eine
kleine Figurengruppe der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes aus dem
18. Jh.
An der Westwand des Kirchenschiffes befindet sich die historistische Kanzel,
die gleichzeitig mit dem Hochaltar 1891 aufgestellt wurde. Sie ist eine
Stiftung des damaligen Besitzers von Schloss Bertholdstein, Sefer
Pascha. Der fünfseitige Korb besitzt zwischen vergoldeten Säulchen an
vier Seiten halbfigurige Reliefdarstellungen der Evangelisten Matthäus
mit Engel, Markus mit Löwe, Lukas mit Stier und Johannes mit Adler. Der
Schalldeckel ist ebenfalls fünfseitig ausgeführt und zeigt Putten,
Flammenvasen und als Bekrönung eine stehende Christusfigur.
Direkt neben dem Johannes Nepomuk-Altar öffnet sich ein Rundbogen zum
Presbyterium der gotischen Kirche, das jetzt als Seitenkapelle bzw.
Sakraments- und Taufkapelle verwendet wird. Im Apsisscheitel befindet
sich der wohl im 2. Viertel des 18. Jh.s gefertigte Marienaltar.
Im Zentrum des mächtigen Altaraufbaus mit freistehenden seitlichen
Säulen steht auf einer Wolkenkonsole die gotische Statue „Maria im
Dorn“, die um 1430 entstanden ist und später verändert wurde. Die
stehende Gottesmutter mit rot schillerndem Kleid und vergoldetem Mantel
trägt das Jesuskind auf dem linken Arm, während sie in der rechten Hand
einen Apfel hält.
Die Pietä in der westseitigen
Nische des zweiten Joches ist in die Mitte des 18. Jh.s zu datieren. In
herbem Schmerz regt die sitzende Maria mit dem Leichnam des Sohnes zum
Mitleiden an.
Die Kirchenbänke des Langhauses wurden im Zuge der Kirchensanierung
1978 angeschafft. An Klangwerken ist in der Fehringer Pfarrkirche die
mechanische Orgel mit 24
klingenden Registern und 1616 Pfeifen der Firma Rieger aus Vorarlberg
zu nennen. Sie wurde 1979 anstelle einer pneumatischen Orgel von 1891
auf der Chorempore errichtet.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: