Feldbach

Stadtpfarrkirche & Heimat.Museum im Tabor, August 2024

Feldbach ist mit über 13.500 Einwohnern die fünftgrößte Stadt der Steiermark. Sie ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft des politischen Bezirks Südoststeiermark. Das Stadtgebiet von Feldbach liegt im mittleren Raab­tal. Die Raab (ungarisch Rába, lateinisch Arrabo) ist ein rechtsufriger Zufluss zur Donau mit einer Gesamtlänge von 250 km.

Villa Hold (Neues Rathaus von Feldbach)
Das am Kirchenplatz zwischen Pfarrkirche und Hauptplatz stehende, im neugotischen Stil zwischen 1890 und 1892 errichtete Gebäude wurde nach den Plänen des Grazer Architekten August Gunolt im Auftrag der vermögenden Brauerei- und Hotelbesitzerin Josefine Hold (1852–1927) ausgeführt. Sie war die Witwe des 1878 früh verstorbenen Brauereibesitzers Engelbert Hold, ein Neffe von Franz Hold (1806–1872), dem Besitzer der Brauerei Puntigam. Seit dem 16. Juni 2023 befindet sich in der umgebauten Villa Hold die Stadtverwaltung der Stadt Feldbach.

 Feldbach, August 2024

Das Rathausviertel
Durch sorgsame, unter Bedacht auf den Denkmal- und Ortsbildschutz ausgeführte Restaurierungen und Gestaltungen entstand im Jahr 2023 am nördlichen Ende des Hauptplatzes das neue Rathausviertel der Stadt Feldbach. Die Bezeichnung geht darauf zurück, dass die in den Jahren 1890-92 als Privathaus erbaute Villa Hold nunmehr als neues Rathaus genutzt wird. Neben diesem bilden die 2020/21 sanierte, wieder im Originalton gefärbelte Stadtpfarrkirche zum hl. Leonhard, der bunte, das „Miteinander leben in Vielfalt" widerspiegelnde Kirchturm und der im 15. Jahrhundert als Schutzburg erbaute, heute das Heimatmuseum beherbergende Tabor die bemerkenswertesten Bauwerke.

Dazu kommen moderne Baudenkmäler wie der Busbahnhof oder der „Fisch-Brunnen", weiters der steiermarkweit einzigartige, künstlerisch gestaltete Dekalogweg und die großzügigen, schön und wertig gestalteten Plätze und Freiflächen, die zu einem außergewöhnlichen Ambiente beitragen. Das neue Rathausviertel liegt an der historischen Achse der Stadt, die vom 1873 errichteten Bahnhof über die Franz-Josef-Straße, den Kirchenplatz, den Rathausplatz und den Hauptplatz zum „Alten Rathaus" an dessen südlichem Ende führt, vor dem sich das Wahrzeichen der Stadt, der „Steinerne Metzen", ein historisches Getreidemaß, befindet.

 Feldbach, August 2024

Das Bestehen einer Kirche geht auf die erste urkundliche Erwähnung von Feldbach im Jahr 1188 zurück. Rund um sie entstand im 15. Jahrhundert eine Fluchtburg, der Tabor. Im Jahr 1688 erfolgte der Bau des barocken Kirchturms. Ein Teil der alten Kirche ist erhalten und wird seit 1954 als Gedächtniskirche für die Opfer der beiden Weltkriege genutzt. Der abgetragene Teil findet sich als Umriss in der Pflasterung des Kirchenplatzes wieder.
Von 1898 bis 1900 wurde nach Plänen von Arch. Johann Pascher die neue Pfarrkirche zum hl. Leonhard errichtet. Sie ist einschiffig und hat einen schmäleren, gerade abgeschlossenen Altarraum. Die Ausmaße. des Innenraums sind beachtlich. Die volle Länge beträgt 48,6 Meter, die Weite inklusive der Kapellen dehnt sich auf 20,4 Meter aus, die Höhe beträgt 20,2 Meter. Der Hochaltar entstand im Jahr 1907. Die Malereien im Inneren der Kirche wurden 1947 vollendet. Zum 100jährigen Bestehen erfolgte im Jahr 2000 eine Innenrenovierung. Im Jahr 2012 wurde die Pfarrkirche mit einer neuen Orgel ausgestattet.
In den Jahren 2020/21 wurden die komplette Fassade und das Dach erneuert, wobei die ursprüngliche Farbe wieder hergestellt wurde. Gleichzeitig erfolgte die Neugestaltung des Kirchenplatzes und die Anlegung eines Dekalog-Weges. Oberhalb des Hauptportals ist wieder eine Statue des Pfarrpatrons hl. Leonhard zu sehen, der im 6. Jahrhundert in Frankreich lebte und sich für Gerechtigkeit und zu Unrecht Gefangene einsetzte. Seine Darstellung mit der Kette ließ ihn später zum bäuerlichen Fürsprecher werden.

 Feldbach, August 2024

Die Pfarrkirche zum hl. Leonhard
Die Pfarrkirche zum heiligen Leonhard wurde 1898 bis 1900 nach Plänen von Arch. Johann Pascher unter Verwendung von Renaissanceformen als Ausbau zur alten Pfarrkirche (1188 urkundlich erwähnt) errichtet. Der Altarraum erhielt sein heutiges Aussehen nach einem Entwurf von Prof. Erwin Talker aus Anlass der Innenrenovierung im Jahr 2000. Im gesamten Innenraum verteilt findet sich eine Vielzahl von bemerkenswerten Malereien und Statuen. Im Jahr 2012 erhielt die Stadtpfarrkirche eine neue, hochwertige Orgel. Diese wurde von der Firma Mathis hergestellt, sie verfügt über 46 Register und 3.597 Pfeifen. In den Jahren 2020/21 erfolgte eine umfassende Außenrenovierung, bei der unter anderem die ursprüngliche Farbgebung wieder hergestellt wurde. Weiters wurde eine Statue des Kirchenpatrons in einer Giebelnische hoch über dem ostseitigen Haupteingang aufgestellt. Die Nische war vermutlich seit dem Jahr 1943 leer, als eine sich dort befindliche Statue verschwand.

An die Geschichte der Kirche erinnern die zuletzt 2014 generalsanierte Gedächtniskirche, ein Rest der ursprünglichen gotischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert, und die im Kirchenmuseum verwahrten Exponate. Nach außen sichtbar ist der Grabstein von Wolfgang und Amalia Zwickl, in deren Besitz sich zu Lebzeiten das Schloss Hainfeld befand. Deren Enkel, Georg Bartholomäus Zwickl, errichtet in den Jahren 1642 bis 1652 das Franziskanerkloster in Feldbach, welches mit Unterbrechungen bis zum Jahr 2012 bestand.

Dein Wille geschehe
So beten wir im Gebet Jesu, im Vaterunser. Die Darstellungen am Triumphbogen haben auch mit dem Willen Gottes zu tun. In der Mitte oben ist die Heiligste Dreifaltigkeit dargestellt. Jesus streckt seine Hand nach links aus. Auf dieser Seite können wir Adam und Eva erkennen, die den Willen Gottes ablehnten und wie Gott sein wollten. Der ausgestreckte Arm Jesu weist darauf hin, dass der Sohn Gottes auch die Stammeltern Adam und Eva aus der Finsternis des Bösen befreien möchte. Gott-Vater richtet unsere Blicke auf die rechte Seite. Hier sehen wir Maria und den Erzengel Gabriel. Diese junge, gläubige Frau sagte Ja zum Willen Gottes, nämlich Mutter seines Sohnes zu werden. Obwohl sie nicht wusste, was der Plan Gottes alles für sie beinhaltete, gab sie vertrauensvoll ihre Zustimmung: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast." (Lukas 1,38)

 Feldbach, August 2024

„Gott ist die Liebe" - das ist die Mitte des christlichen Glaubens. Das Symbol für die Liebe ist uns allen bekannt, es ist das Herz. In der Stadtpfarrkirche gibt es zwei Statuen (Werke der Grazer Bildhauer Jakob Gschiel und Peter Neuböck), die mit einem Herzen dargestellt sind. Sie finden sich bei den beiden Altären links und rechts des Triumphbogens, die 1901 und 1902 erbaut wurden. Herz Jesu und Herz Mariä manche mögen diese Darstellungen vielleicht „kitschig" finden, doch ihre zweifache Botschaft ist von großer Bedeutung: „Gott hat ein Herz für uns Menschen - Jesus ist dieses Herz" und „Jesus schenkt uns seine Mutter - Ma- rias Herz schlägt auch für uns". Es ist nicht von ungefähr, dass sich die beiden Statuen in der Stadtpfarrkirche befinden. Im 19. Jahrhundert erfreute sich die Herz-Jesu- und die Herz-Mariä-Verehrung großer Beliebtheit. Am 11. Juni 1899, an der Schwelle zum Hl. Jahr 1900, vollzog Papst Leo XIII. sogar die Weltweihe an das Heiligste Herz Jesu. Ein Jahr später wurde die neue Feldbacher Kirche geweiht; da darf dann natürlich im Gotteshaus das „Herz Jesu" und das „Herz Mariä" nicht fehlen.

Vom Jesus-Altar herab grüßen uns auch der hl. Antonius von Padua (1195-1231) mit dem Jesuskind und der hl. Aloisius von Gonzaga (1568-1591). Antonius war ein großer franziskanischer Volksprediger und ist bis heute wegen seiner „Hilfe bei der Suche nach Verlorenem" bei den Gläubigen sehr beliebt. Aloisius wollte Jesuit werden, erkrankte in jungen Jahren bei der Pflege römischer Pestkranker und starb selbst an Pest. Einige Jahrhunderte wurde Aloisius besonders als Patron der Jugend verehrt und als solcher findet er sich auch in unserer Pfarrkirche.
Maria wird an ihrem Altar mit den Begleiterinnen Barbara und Philomena gezeigt. Die hl. Barbara (+306) war eine begeisterte Christin und wurde in der Verfolgungszeit wegen ihrer Liebe zu Christus mit dem Schwert hingerichtet. Sie gilt als Beschützerin der Bergleute, die es aufgrund des Basaltabbaus auch in Feldbach gibt. Die hl. Philomena war auch eine frühchristliche Märtyrin, deren Grab erst im 19. Jahrhundert in der Priscilla-Katakombe in Rom entdeckt wurde. Ihre Verehrung war gerade zur Zeit des Neubaus unserer Kirche sehr groß und so fand sie auch bei uns Aufnahme.

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Audienz bei einer Königin
Wenn wir uns nun umdrehen, kommt es sogar zu einer Begegnung mit einer „echten Königin"; keiner ist davon ausgeschlossen. Die Monarchin wurde in Näfels in der Schweiz geboren. Es handelt sich um die Königin der Instrumente - die Orgel. Auf Initiative von Stadtpfarrer Mag. Friedrich Weingartmann - er war auch für das Glockenprojekt 2015, die Renovierung des Kirchturms 2017 und für die Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche 2020/21 verantwortlich - kam es zum Bau der neuen Orgel durch die Firma Mathis. Aus den vielen technischen Daten der Orgel seien nur die Register- und Pfeifenzahl genannt: 46 Register und 3.597 Pfeifen. Am 10. November 2012 wurde die Orgel, die wahrhaft eine Königin ist, von Bischof Dr. Egon Kapellari geweiht. Er war es auch, der 2015 die Weihe der vier neuen Glocken vornahm. Das Fenster über der Orgel stammt aus dem Jahr 1980 und wurde nach dem künstlerischen Entwurf von Sr. Basilia Gürth, der späteren Äbtissin der Abtei St. Gabriel im benachbarten Pertlstein, im oberösterreichischen Kloster Schlierbach hergestellt. Im oberen Teil des Glasfensters offenbart sich uns das Gotteslamm.

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Bei der Kanzel, die seit 1908 unsere Kirche ziert, beginnen wir nun mit einem kleinen Rundgang. Bis zum II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) war die Kanzel der Ort der Predigt und leistete früher, aufgrund des Fehlens des Lautsprechers, große Dienste. Um die Wichtigkeit der Verkündigung des Wortes Gottes zu unterstreichen, wurde sie besonders gestaltet. Unser Kanzelkorb zeigt Bilder mit Christus und den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie stammen vom Edelsbacher Künstler Michael Raballer. Der Grazer Bildhauer Jakob Gschiel (von ihm stammt auch die Herz-Jesu-Statue) schuf den Engel mit der Posaune, der am Schalldeckel zu sehen ist. Im Neuen Testament wird einige Male darauf hingewiesen, dass der Engel mit der Posaune die Wiederkunft Christi ankündigt. Der Engel, der mit einem Finger nach oben weist, möchte uns wecken, damit wir als Freundinnen und Freunde Jesu unseren Weg gehen, und diese Freundschaft nicht „verschlafen".

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Ein Franzose in Feldbach
Der Patron, der Schutzheilige der Pfarre Feldbach, ist der heilige (hl.) Leonhard, der im 6. Jahrhundert als Einsiedler im heutigen Zentralfrankreich lebte. Aufgrund seines Patronats ist er in der Kirche im Zentrum des Hochaltares zu finden. Doch warum wird ein Franzose als Beschützer einer südoststeirischen Pfarre verehrt? Das ist ganz einfach zu erklären: Im Mittelalter war die Wallfahrt zum hl. Apostel Jakobus dem Älteren nach Santiago de Compostela trotz größter Strapazen sehr beliebt. Da der Jakobsweg an der Grabeskirche des hl. Leonhard in St-Léonard-de-Noblat bei Limoges vorbeiführte, „brachten" die Pilger diesen Heiligen „mit" in ihre Heimat. So wurde Leonhard auch in unserem Land bekannt. Es gibt noch ein weiteres interessantes Detail zur Verehrung dieses heiligen Mannes: Leonhard wird mit einer zerbrochenen Kette dargestellt. Diese weist darauf hin, dass er sich in besonderer Weise für die Befreiung von Gefangenen einsetzte. Die ursprüngliche Bedeutung der Kette ging im Laufe der Jahrhunderte verloren, und so wurde sie von vielen als Viehkette interpretiert. Deshalb wurde aus dem Patron der Gefangenen der Schutzheilige des Viehs. Es ist nun auch verständlich, warum der Heilige aus Frankreich gerade im ländlichen Raum hochverehrt wurde und wird. Noch ein letzter wichtiger Hinweis: Unsere Statue des hl. Leonhard weist mit der rechten Hand nach unten zum Tabernakel. Im Tabernakel wird das Heiligste aufbewahrt, die hl. Kommunion Jesus ist da im verwandelten Brot. Es ist, als wolle Leonhard unsere Aufmerksamkeit auf diesen kostbaren Schatz lenken.

Vier Heilige stehen am Hochaltar dem Einsiedler und Abt Leonhard zur Seite. Links und rechts von ihm sehen wir die Apostel Petrus und Paulus. Simon Petrus gehörte zu den Erstberufenen Jesu, wurde von ihm zum Felsen (griechisch petra/petros) der Kirche bestimmt und war später der erste Bischof von Rom und damit der erste Papst. Paulus verfolgte zunächst die ersten Christengemeinden, wurde aber nach seiner Bekehrung zum großen Völkerapostel für Jesus Christus. Die Gräber der beiden Glaubenszeugen der Urkirche befinden sich in Rom. Die Heiligen links und rechts außen sind Josef und Anna. Der hl. Josef war der Bräutigam Marias und der Adoptivvater Jesu und wird deshalb mit dem Jesuskind dargestellt. Die hl. Anna war die Mutter Marias, also die Großmutter Jesu, und wird uns mit ihrem Kind, der kleinen Maria, gezeigt. Anna begegnet uns gleich an mehreren Orten in unserer Kirche, das auf ihre besondere Verehrung in der Südoststeiermark weist; denken wir nur an ihr Heiligtum in St. Anna/Aigen und die Annakapelle am Feldbacher Kalvarienberg.

Überragt wird der Hochaltar, der seinen Platz 1907 in der Kirche fand, vom sogenannten Gnadenstuhl. Es ist eine Darstellung des dreieinigen Gottes mit Gott-Vater, der seinen gekreuzigten Sohn in den Armen hält; die Taube, das Symbol für den Hl. Geist, schwebt über den beiden. Jesus, der Sohn Gottes und ganz Liebende, geht den Weg der Liebe bis zum Ende, bis zum Kreuz und besiegt damit für uns den Tod, den Bösen und die Sünden der Welt. Das ist Gnade - „Gnadenstuhl".

Der auferstandene König der Liebe
Bruder Lukas Reicht malte zwischen 1946 und 1947 neben dem „geöffneten Himmel" auch das beeindruckende Bild an der Westseite des Altarraumes und die drei Szenen am Triumphbogen. Verweilen wir zuerst beim Gemälde über dem Hochaltar. Der auferstandene Jesus zeigt sich uns mit seinem Herzen und einer goldenen Krone. Jesu Liebe will das Kostbarste für die Menschen sein: Das Herz steht für seine unendliche Liebe, die Krone für die Kostbarkeit dieser Liebe.

Umgeben wird der König der Liebe von Engeln und vier Auferstehungszeugen. Auf der linken Seite sehen wir zuerst Petrus. Als erster der Apostel durfte er Jesus, den Auferstandenen, sehen. Neben ihm kniet Maria Magdalena. Sie ist die allererste Zeugin des auferstandenen Herrn und die erste Verkünderin dieser frohen Botschaft. Rechts außen können wir Paulus erkennen. Er gehörte ursprünglich nicht zu den Aposteln, sondern zu den Christenverfolgern. Bei einer „Christenjagd" erschien ihm vor Damaskus Jesus, der Auferstandene. Er änderte sein Leben, wurde selbst zum Apostel für Christus und musste die eigene Verfolgung kennenlernen. Neben Paulus finden wir den knienden Johannes, der einzige Apostel, der Jesus bis unter das Kreuz folgte. Er begleitete Petrus zum leeren Grab.

 Feldbach, August 2024

Himmel und Erde berühren sich
Am 22. Oktober 2000 zum Jubiläum „100 Jahre Stadtpfarrkirche" - feierte Diözesanbischof Dr. Johann Weber mit der Gottesdienstgemeinde die Altarweihe und den Abschluss der Innenrenovierung der Kirche. Für das Projekt „Renovierung und Neugestaltung" zeichnete Dechant Johann Leopold verantwortlich. Der Entwurf des neuen Altarraumes stammte von Prof. Erwin Talker. Am Fußboden finden sich drei Kreise und drei Farben Blau (Glaube), Grün (Hoffnung) und Rot (Liebe). Auch bei Altar und Ambo - beide aus ungarischem, rotem Marmor - begegnet uns die Zahl Drei. Dieser Ort ist in besonderer Weise dem dreifaltigen Gott geweiht. Hier wird in jeder hl. Messe Tod und Auferstehung des Sohnes Gottes durch das Wirken des Hl. Geistes in die Gegenwart geholt. Zuerst dürfen sich die Mitfeiernden am Tisch des Wortes (Ambo) durch Gottes Wort stärken lassen. Danach wird ihnen die am Tisch des Brotes (Altar) verwandelte Gabe zur Stärkung und Vereinigung gereicht. Diese Gabe ist Jesus selbst: „Das ist mein Leib." (Markus 14,22)

Wenn Jesus, unser Herr und Freund, wirklich gegenwärtig ist, dann ist der „Himmel offen". Darauf will auch das Deckengemälde, das vom Seckauer Mönch Lukas Reicht stammt, hinweisen. Der Himmel ist offen, und so sehen wir ganz zentral den Hl. Geist, der von vielen Engeln mit Weihrauchfässern und Musikinstrumenten umgeben ist. Bei genauem Schauen entdecken wir auch die vier lateinischen Kirchenväter, berühmte Theologen des christlichen Altertums: Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große.

 Feldbach, August 2024

Auf der gegenüberliegenden Seite hinten finden wir das „Feldbacher Lourdes". Am 11. Februar 1858 erschien Maria dem vierzehnjährigen Mädchen Bernadette (1844-1879) zum ersten Mal in der Grotte von Lourdes. Es folgten noch 17 weitere Erscheinungen. Gerade durch die Quelle, die Bernadette auf Geheiß von Maria mit ihren bloßen Händen freilegte, und deren Wasser auch heilende Wirkung zeigte, wurde Lourdes sehr bald zum Wallfahrtsort der Kranken. So ist es bis heute geblieben. Da es vielen Gläubigen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht möglich war, nach Lourdes zu pilgern, kam es in Kirchen und Kapellen zum Nachbau der Grotte, auch hier in Feldbach. Wir sehen Maria, die sich bei einer der Erscheinungen „Unbefleckte Empfängnis" nannte, und die davor betende Bernadette. Diese wurde später Ordensfrau und starb bereits in jungen Jahren an einer langen, schweren Krankheit.

 Feldbach, August 2024

Auf dem Weg zur Taufkapelle begegnen uns „alte Bekannte": die hl. Anna mit der kleinen Maria, der hl. Leonhard und der hl. Josef. Zum ersten Mal aber sehen wir eine weitere französische Heilige - die Karmelitin Theresia von Lisieux (1873-1896). In der Kapelle selbst erwartet uns in der Mitte der Taufstein. Bei der Innenrenovierung der Kirche im Jahr 2000 wurde eine Taufkapelle errichtet. Prof. Erwin Talker wollte neben der Dreiheit des Altares und des Ambos auch beim Taufbecken auf den dreieinigen Gott hinweisen. Hier werden Menschen, meist Kinder, im Namen des dreieinigen Gottes getauft. Das dabei verwendete Wasser weist auf Leben hin, auf das Leben, das Gott schenkt. Eltern schenken ihren Kindern kostbares, doch vergängliches Leben. Gott schenkt uns ewiges Leben, das bereits in der Taufe grundgelegt wird. So sind die Getauften Kinder Gottes und gehören zur großen Familie Gottes. Der Beichtstuhl, den Sie außerhalb des Taufortes sehen, hat, bildlich ausgedrückt, auch mit Wasser zu tun. Es ist der Ort der „Reinigung" von Sünden.

 Feldbach, August 2024

Wenn wir die „neue Kirche" beim Ausgang in der Nähe des Beichtstuhls verlassen, gelangen wir direkt in eine kleine gotische Kirche. Diese ist ein Teil (Hauptschiff) der alten Kirche, also der,Mutter-Kirche". Sie ist ja wegen des Baus des neuen Gotteshauses teilweise abgetragen worden. Der Ursprung dieser Kirche liegt im 12. Jahrhundert; erstmals wurde sie 1188 genannt. Gerade in dieser Zeit brachten die Jakobspilger auch die Verehrung des hl. Leonhard in unsere Heimat (deshalb auch Patron der Pfarre Feldbach). Anziehungspunkt dieses geistlichen Ortes ist eine beeindruckende Kreuzigungsgruppe, die dem Bildhauer Veit Königer (18. Jahrhundert) zugeschrieben wird.
Seit 1954 ist die Mutter-Kirche dem Österreichischen Kameradschaftsbund Stadtverband Feldbach anvertraut. Sie dient als Stätte des Gedächtnisses für die in beiden Weltkriegen umgekommenen Soldaten und Zivilpersonen der Pfarre. Anlässlich des Jubiläums „60 Jahre Gedächtniskirche" im Jahr 2014 wurde unter Obmann Ökonomie-Rat Karl Buchgraber die ,,alte Kirche" generalsaniert.

Die nun folgende Seitenkapelle beherbergt ein großes Kreuz, DAS Zeichen des Christentums. Hier begegnet uns die Liebe des Sohnes Gottes, die bis zum qualvollen Tod am Kreuz ging, und so zur gekreuzigten Liebe für die Menschheit wurde. Eigentlich ist es ein Missionskreuz. Wir sehen am Kreuz Schilder, die darauf hinweisen, wann es in der Pfarre Feldbach sogenannte Missionen gab. Diese dienten der Pfarrbevölkerung zur Verkündigung und Vertiefung des christlichen Glaubens und dauerten jeweils einige Wochen. Die Verkündigung des gekreuzigten und auferstandenen Herrn ist zu jeder Zeit von besonderer Bedeutung. Seit seiner Seligsprechung im Jahr 2011 befindet sich hier auch das Bild des hl. Johannes Paul II., des großen Papstes des 20. Jahrhunderts. Trotz des schweren Weges des Kreuzes, den auch er kennenlernte, strahlte er christliche Hoffnung und Freude aus.

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Der bunteste Kirchturm als Zeichen für ein Miteinander Leben in Vielfalt
Am 8. Mai 1945, also am letzten Tag des Zweiten Weltkrieges, erfolgte die mutwillige Sprengung des Turms der in den Jahren 1898-1900 errichteten Pfarrkirche. Lediglich das Fundament an der Ecke Pfarrkirche/Gedächtniskirche ist erhalten geblieben. Viele Jahre lang befand sich auf dem Tabor-Platz ein Provisorium in Form eines hölzernen Glockenstuhls. 1961 wurde der Bau des heutigen kampanileartigen Kirchturms aus Beton nach einem Entwurf von Arch. Eberhardt Jäger in die Wege geleitet. Errichtet wurde er schließlich in nur 26 Tagen im sogenannten „Gleitschalsystem", wobei ununterbrochen Tag und Nacht gearbeitet werden musste. Aufgrund dieser damals neuen Technik gibt es keine Fugen, die Oberfläche ist vollkommen glatt. Die Turmuhr war damals die größte in Österreich. Die Weihe des neuen, 72 Meter hohen, zunächst schmucklosen Kirchturms mit Stahlkrone erfolgte 1964. Seit dem Gedenk- und Jubiläumsjahr 2015 erklingt ein fünfstimmiges Glockengeläute vom Feldbacher Kirchturm: Christus- Friedensglocke (2.588 kg), Marienglocke (1.493 kg), Leonhardglocke (731 kg), ÖKB-Gedächtnisglocke aus dem Jahr 1955 (469 kg) und Josefsglocke (313 kg).

Die charakteristische, bunte Bemalung erhielt der Kirchturm 1987 nach dem Entwurf des Künstlers Gustav Troger. Diese stand unter dem Motto „Viele Farben - ein Turm, viele Menschen - eine Pfarre", sie wurde von Jugendlichen aus der Pfarre durchgeführt. Mehrere tausend Farbfelder mit 38 verschiedenen Farben bilden eine Einheit. Damit steht der Kirchturm als Symbol für ein Miteinander Leben in Vielfalt und einen respektvollen Umgang in der Gemeinschaft keiner wird ausgestoßen, keiner ist mehr wert und jeder ist für das große Ganze notwendig. Derart etablierte er sich als weiteres Wahrzeichen der Stadt Feldbach.

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Das Heimat. Museum der Stadt Feldbach befindet sich im Tabor, der gegen Ende des 15. Jahrhunderts als Schutzburg für die Bevölkerung errichtet wurde. Als kleines Universalmuseum beherbergt es verschiedene Sammlungen, die das Leben in der Südoststeiermark von der Steinzeit bis in die jüngste Vergangenheit darstellen. Eine Vielzahl von besonderen Exponaten, wie der Nagelmann, die historische Schulklasse, eine Ölkuh oder eine alte Schusterwerkstätte, laden zum längeren Verweilen ein und machen den Besuch zu einem Erlebnis.

Entdecken Sie, was eine bäuerliche Familie früher gegessen hat. Wie haben die Menschen gekocht? Welche Fische lebten in der Raab? Und erwandern Sie das Heimat. Museum treppauf, treppab

SAMMLUNGEN: Volkskunde, Handwerk und Gewerbe, Geologie und Mineralogie, Archäologie, Bildung und Kultur, Stadtgeschichte, Zeitgeschichte, Fischereimuseum, Schneidereimuseum und Feuerwehrmuseum.

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WEITERVERARBEITUNG: MEHL, SCHROT & ÖL
Tierische und menschliche Muskel- sowie Wasserkraft stellten bis zur Elektrifizierung der Südoststeiermark die einzige Antriebsmöglichkeit zur Weiterverarbeitung der Rohstoffe dar. Dies zeigt auch die Sammlung der vorliegenden Mühlen, Anken und Wasserstampfen aus der Zeit um 1950. Diese Werkzeuge waren im Wesentlichen seit Beginn der Neuzeit in dieser Form im Einsatz, bis sie durch moderne Maschinen ersetzt wurden. Die Vermahlung des Getreides und das Pressen von Ölen (aus Kürbiskernen, Raps oder Lein und spezielle Öle etwa aus Nuss oder Mohn) erfolgte schon lange von Mühlen an Mur und Raab sowie an deren Zuflüssen. Darüber hinaus hatten viele Bauern Geräte zum Handbetrieb auf ihren Höfen: Etwa Greissstöcke, mit denen Buchweizen (Heiden) und Hirse enthülst, oder Handmühlen, mit denen kleinere Mengen Mehl gemahlen werden konnten. Mit den Reblern wurden per Hand die Körner von den Maiskolben gebrochen, danach in kleinen Mengen zu Hause oder in größeren Quantitäten in den Mühlen verschrotet. Polenta („Sterz“, „Tommerl") oder Hirsebrein (auch Zutat für die Wurstherstellung) bildeten die Hauptnahrungsmittel der ländlichen Bevölkerung. Erdäpfel standen erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem Speiseplan.

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HANDWERK
Die Südoststeiermark war wie die meisten ländlichen Regionen Österreichs bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von lokalen Handwerkern geprägt. Ihre Handelsziele beschränkten sich auf die nahe gelegenen Regionalzentren, nur selten in die Städte Graz oder Maribor/Marburg sowie nach Ungarn. Schneider, Sattler, Seiler, Schuster und Lederer sowie Wagner, Fassbinder, Schmiede und Schlosser versorgten die Region mit den wichtigsten Bedarfsgütern. Durch die 1859 erlassene Gewerbeverordnung, die das überholte Zunftwesen beendete, erfuhr das Handwerk eine neuerliche Blüte. Besonders die Wagner und Schmiede waren für den Fuhrwerksverkehr an der Handelsroute durch das Raabtal nach Ungarn wichtig. Ihre Bedeutung wurde erst durch das Aufkommen der Eisenbahn eingeschränkt, später durch die überregionale Versorgung mit Massenkonsumgütern fast vollständig zurückgedrängt. Die Eisenbahn eröffnete vielen Handwerksbetrieben neue Bezugsquellen für Betriebsmittel und Rohstoffe sowie Exportmöglichkeiten für ihre Waren. Heute findet man diese Handwerke nur noch in Kleinstbetrieben, die sich auf hochqualitative Maßanfertigungen oder Reparaturen spezialisiert haben.

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Gegen Ende des stürmischen 15. Jahrhunderts, wohl aus unmittelbarem Anlass der Zerstörungen durch Andreas Baumkircher, wurde der Feldbacher Tabor als quadratische befestigte Häuseranlage im Bereich der Pfarrkirche errichtet. In Ermangelung einer Stadtbefestigung bot er Zuflucht für die Bevölkerung, wozu weitere Verstärkungen, Wassergräben und Palisaden beitrugen. Unrühmliche Berühmtheit erlangte der Tabor als Verwahrungsort der rund 100 Beschuldigten während der Feldbacher Hexenprozesse 1673-75. In den 1870er Jahren wurde der östliche Teil wegen der Errichtung der Franz-Josef-Straße, vom Hauptplatz in Richtung des neuen Bahnhofs führend, abgetragen, der Rest gilt im Vergleich mit anderen Anlagen als gut erhalten.

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Im Jahr 1952 richteten Leopoldine Thaller und Anna Gamerith ein erstes Museum ein. In der Folge erweiterte sich die Sammlung stetig. Heute gibt es im Großteil der erhalten gebliebenen Gebäude in 41 Räumen das Heimat.Museum im Tabor, welches das Leben in der Südoststeiermark von der Steinzeit bis in die jüngste Vergangenheit darstellt. Es bestehen die Abteilungen Volkskunde, Handwerk und Gewerbe, Geologie und Mineralogie, Archäologie, Bildung und Kultur, Stadtgeschichte, Zeitgeschichte, Fischerei, Schneiderei und Feuerwehr.

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BURGEN & SCHLÖSSER
Nach der Erhebung der Steiermark zum Herzogtum 1180 (Markgraf Otakar IV.) begann in der Südoststeiermark der Ausbau von Burgen und Wehranlagen. Auf diese Bauphase weisen viele Ortsbezeichnungen hin, wie etwa Hausberg, Hauskogel, Schlössl, Schlossriegel, Burgstall, Burg oder Wart(h). Bestehende Befestigungsanlagen wurden hierbei ausgebaut oder neue gegründet: etwa Schloß Achaim in Rohr/Raab, am Kuruzzenkogel in Burgfeld bei Fehring oder die Burg der Zebinger am Jungberg bei Obergnas. Die Turmburg Alt Gleichenberg spielte in der Landesgeschichte eine besondere Rolle, denn sie musste nach der Verschwörung des Steirischen Adels auf Anordnung des Böhmenkönigs Ottokar II. (Přemysl) neben anderen wichtigen Burgen des Landes geschleift werden. Ab dem späten 15. Jahrhundert erfolgte aufgrund von inneren Unruhen sowie Einfällen von außen („Kuruzzen" und Osmanen) der Bau von Taboranlagen. Die bekanntesten und heute noch sichtbaren Bauten entstanden in Fehring, Straden, Kirchberg oder Feldbach. Oberflächenfunde aus dem 14. und 15. Jahrhundert geben einen Einblick in das alltägliche Leben um diese Befestigungsanlagen herum.

Ein Säbel mit arabischer Aufschrift - der später von einem Bauern in Risola einer friedlichen Verwendung zugeführt wurde - ist ein beredtes Zeugnis für die Kämpfe zwischen dem Osmanischen Reich und den Habsburgern. Zwischen Mogersdorf und Sankt Gotthart fand eine der entscheidenden Schlachten des 4. Österreichischen Türkenkrieges 1663/64 statt. Zum Festungsgürtel kamen in der Neuzeit noch Schlösser wie jene in Hainfeld oder Hohenbrugg an der Raab hinzu. Sie dienten neben der Landesverteidigung vorwiegend der Verwaltung oder dem Landaufenthalt des Adels.

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Frühe Burgen in der Oststeiermark
Als Folge der zweiten deutschen Landnahme und der Ausbildung von Territorialherrschaften und örtlicher Gewalten entstanden im Mittelalter in der Oststeiermark zahlreiche Burgen unterschiedlicher Größe. Viele von ihnen sind scheinbar spurlos verschwunden, andere sind nur in spärlichen Resten als Ruinen vorhanden, manche wurden durch viele Umbauten verändert. Nur einige lassen ihre ursprüngliche Form noch heute erkennen. So sind aus der Blütezeit kaum Burganlagen in ursprünglichem Zustand erhalten.

Chronologie:
9. bis 10. Jahrhundert - Holzburgen
An der Wende des 9. Jh. errichtete man bereits Holzburgen. Davon zeugen heute noch die Erdaufschüttungen einzelner Turmhügelburgen.
11. Jahrhundert - Erste Steinburgen
In der Steiermark entstanden mehrere Steinburgen. Es waren vielfach Wohn- und Wehrtürme zur Straßen-, Brücken- und Talsicherung. Der mächtige Wehrbau von Kapfenstein wird 1065 erstmals genannt.
12. Jahrhundert - Felsenburgen
Sie wurden auf schwer zugänglichen Felsgipfeln erbaut. Es sind anfangs wehrhafte Wohntürme mit Kapelle und Ringmauerwerk, die bald durch eigene Wehrtürme (Bergfried) und gesicherte Wohnbauten (Palas) erweitert wurden. Typische Beispiele dafür sind die Riegersburg, die einstige Burg „Alt Gleichenberg" („Meixnerstube") und Bertholdstein (die Burg der Emmerberger) in Pertlstein von 1170.
13. Jahrhundert - Ritterburgen
Noch vor 1250 begann man die Burgen gegen die bei den Angriffen aus dem Osten verwendeten Bogenwaffen, Armbrust und Brandpfeile, zu sichern. Vorgeschobene Türme, Wehrgänge an den Ringmauern und zwingergesicherte Anlagen entstanden, möglichst von Waldhängen abgesetzt. Der Wehrbau entwickelte sich zur klassischen Ritterburg. Die „Burg Hagegk" am Greinerkogel in Tagensdorf wird 1273 durch die Nennung von Ulrich Hagecker erwähnt. Die Turmburg („Das versunkene Schloss") am Hauskahr in Pöllau bei Paldau entstand 1247 unter dem Geschlecht der Zebinger. Im Jahre 1275 wird der Wehrbau Hainfeld (Wasserschloss) in Leitersdorf erstmals als bescheidener Edelsitz der Hainfelder genannt. Im 13. Jahrhundert entstand auch der Wehrbau Acheim in der KG Rohr. Ein beachtlicher Vierflügelbau mit Türmen wurde unter dem Geschlecht der Walseer erbaut. Während der Habsburgerzeit wechselten viele Burgen ihre Besitzer. König Ottokar ließ einige steirische Burgen schleifen, darunter auch „Alt Gleichenberg".
14. Jahrhundert - Zwingerburgen
Aus den einfachen Burgbauten entwickelten sich in gotischer Zeit Abschnittsburgen mit Zwingern, Höfen, Wehrtürmen, Torbauten und zum Teil ausgedehnten Vorburgen. Burgen sind jetzt nicht mehr nur Straßen- und Talsicherungen, sondern Herrschaftsmittelpunkte. Das österreichische Landrecht von 1300 regelt den Burgbau bis in Einzelheiten. Zu Beginn des 14. Jh. begann Ulrich von Walsee gegenüber den Resten der alten Burg Gleichenberg („Meixnerstube") mit dem Bau der Burg Neu-Gleichenberg. Die Burg Glojach am Ochsenhalt wird 1305 mit Leopold von Glojach erstmals genannt.
15. Jahrhundert - Herrschaftsburgen
Man versucht in der Zeit der Spätgotik (1400 bis 1530) die Burgen durch Vorwerke und Verstärkung der Mauern gegen die aufkommenden Feuerwaffen zu schützen. Die Burg der Zebinger am Jungberg in Obergnas wird 1423 „Purgstall" genannt. Herzog Ernst belagerte im Jahre 1412 die Riegersburg.

 Feldbach, August 2024

EIGENPRODUKTION & HANDEL
In Gemeinschaftseinrichtungen der Bauern wie der „Brechelhütte" (zum Brechen der Flachsrispen) oder der „Haarstube" (zur Bearbeitung von Flachs) wurden die Rohstoffe (Flachs und Wolle) weiterverarbeitet. Die Webstühle der Weber sowie die in fast allen Haushalten stehenden Spinnräder waren die Werkzeuge für den nächsten Arbeitsschritt. Dies spiegelt die typische regionale Selbstversorgung wider: Leinen, Wolle, Leder und Felle blieben lange die wichtigsten Grundwaren für die Bekleidung.

Gehandelt wurden meist nur Luxusprodukte: Mitte des 14. Jahrhunderts gab ein Kaufmann aus Feldbach etwa bei einem Geschäftsabschluss neben Geld auch sechs Ellen Löwener/Leuvener Tuch an. Eine Ware, die selbst im europäischen Handel als wertvoll galt. Lokale Handelsbeziehungen für teure Stoffe reichten bis Marburg/Maribor. Erst die industrielle Revolution ab dem Ende des 18. Jahrhunderts in Europa und die Beschleunigung des Transportes durch die Eisenbahn erhöhten die Produktionsmenge von Stoffen. Diese konnten sich nun nicht nur Adelige, reiche Bürger und Großbauern, sondern auch einfachere Leute leisten. Der Blaudruck eroberte auch die Kleidertruhen der Bauern. Das führte zu einer radikalen Änderung der Bekleidung der ländlichen Bevölkerung innerhalb relativ kurzer Zeit.

 Feldbach, August 2024

Hallstattzeitliches Hügelgrab vom Gniebinger Hügelgräberfeld, Grabhügel M, Zentralbestattung

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Münzen - das römische Geld
Römische Münzen sind in vieler Hinsicht aussagekräftige Fundstücke. Sie stellen einen wichtigen Datierungsanhaltspunkt dar, da sie erst nach ihrer Prägung in die Erde gelangt sein können und so einen frühestmöglichen Zeitpunkt zur Datierung von Schichten, Grubenverfüllungen oder auch Gräbern angeben (terminus post quem). Auch geben sie Auskunft über wirtschaftliche Verhältnisse und spiegeln gut politische Ereignisse wider (z. B. Kriege), die Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben mit sich brachten. Fundmünzen aus Siedlungen stellen in der Regel zufällige Verlustfunde dar, die die Dauer und Dichte des Geldverkehrs wiedergeben.
Römische Münzen zeigen auf ihrer Vorderseite ein Porträt des Kaisers oder eines Angehörigen des Kaiserhauses, sie geben in Beischriften (Legende) ihre offiziellen Namen und Titel, die Dauer ihrer Regierungszeit und das Prägejahr an. Die Rückseite schmücken zumeist Darstellungen von Göttern und Göttinen.

Bereits seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. war die römische Münze zur Weltwährung geworden. Während bis an die Zeitenwende der Silberdenar die wichtigste Münze darstellte, begann unter Kaiser Augustus (27 v. – 14 n. Chr.) auch erstmals die Prägung von Bronze- und Kupfermünzen. Dem Kaiser oblag hierbei die Ausmünzung von Gold- und Silberprägungen, der Senat war für die „niederwertigen" Prägungen aus Buntmetall verantwortlich.

Die von Augustus eingeführten Nominale hielten sich bis ins 3. Jh. n. Chr.:
1 Aureus (Gold) = 25 Denare (Silber)
1 Denar = 4 Sesterzen (Messing/Bronze)
1 Sesterz = 2 Dupondien (Messing/Bronze)
1 Dupondius = 2 Asse (Kupfer)

Unter Kaiser Caracalla wird mit dem sog. Antoninian (Doppeldenar) ein Nominal geprägt, das schließlich zum Hauptzahlungsmittel wird und den Denar verdrängt. Der Silbergehalt der Antoniniane beträgt auf Grund der enormen Inflation stark ab am Ende des 3. Jhs. nur mehr wenige Prozente! 294 n. Chr. wird er von Kaiser Diocletian durch den Follis ersetzt, einer Bronzemünze, die nur mehr einen Überzug aus Silber hatte. Die Inflation bewirkte wieder einen rapiden Gewichtsverlust, so dass unter Constantius II. 346 n. Chr. zwei weitere Bronzenominale eingeführt wurden (Maiorina und Centenionalis), die den Follis rasch verdrängten. Der geringe Anteil an Edelmetall in den Münzen des 3. und 4. Jhs. bewirkte, dass wesentlich ältere hochwertigere Münzen noch länger in Umlauf waren.

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Die Fundmünzen vom Saazkogel
Die zahlreichen Funde römischer Münzen auf dem Saazkogel geben ein gutes Zeugnis für die Entwicklung und die existenz eines differenzierten Wirtschaftslebens zur Römerzeit ab. Das gesamte Münzmaterial umfasst 62 Einzelfunde, deren Prägedaten sich von 69 v. Chr. bis ca. 395 n. Chr. erstrecken. Eine Häufung tritt dabei zwischen 69 und 168/169 n. Chr. auf. Der Großteil der Münzen stammt aus den den archäologischen Grabungen im Vicus am Südhang des Saazkogels, wenige Stücke von der Grabung am Gipfel neben der Laurentiuskirche, der Rest besteht aus Oberflächenaufsammlungen mittels Metalldetektor.

Die frühesten Münzen sind zwei römisch-republikanische Stücke des ersten vorchristlichen Jhs., ein Legions-Denar des Marcus Antonius von 32/31 v. Chr. und ein Denar des Jahres 69 v. Chr. Beide Münzen weisen stärkere Abnutzungserscheinungen auf, da sie vermutlich noch bis an den Beginn des 2. Jhs. n. Chr. in Umlauf waren.
Münzen ab flavischer Zeit treten in einem relativ regelmäßigem Verlustspektrum auf. Man wird also ab dem letzten Viertel des 1. Jhs. n. Chr. von einem regelmäßigen römischen Geldverkehr vor Ort sprechen dürfen., da ab dieser Zeit alle für die täglichen Geschäfte relevanten Buntmetall-Nominalien vorhanden sind. Mit Hadrian (117-138 n. Chr.) beginnt das Fundniveau stark anzusteigen und erreicht gleichzeitig auch seinen höchsten Stand. Die Zusammensetzung der Nominalien wird immer unterschiedlicher, zu Buntmetallmünzen treten vereinzelt Siberdenare. Dies kann vermutlich auf ein ausgeprägtes und gut entwickeltes Wirtschaftsleben im Vicus bezogen werden.

Nach 169 n. Chr. bricht die Zufuhr neuer Münzen weitgehend ab, d. h. der Geldbedarf vor Ort ist auf Grund äußerer Umstände zurück gegangen. Zeitlich deckt sich dieser Vorgang mit jenem der historischen Überlieferung zu den Markomannenkriegen. Vielleicht könnte man einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Versiegen des Geldzustroms und dem wirtschaftlichen Niedergang des Vicus als Folge der Kriegsereignisse herstellen. Die Präsenz der wenigen Einzelstücke nach 192 n. Chr. ist sicher nicht mehr mit regelmäßigem Geldverkehr vor Ort erklärbar. Aus der Zeit nach 180 n. Chr. liegen nur mehr zwei Denare vor, sowie insgesamt fünf Prägungen aus dem 4. Jh. n. Chr. Dabei handelt es sich um zwei Folles von 313 und 324/340 n. Chr., zwei Maiorinen und einen Centenionalis der valentinischen Zeit. Das 3. Jh. n. Chr., das in den meisten vergleichbaren römerzeitlichen Siedlungen an sich am stärksten ausgeprägt ist, ist am Saazkogel - wie auch im benachbarten Vicus von Gleisdorf - nicht vertreten.

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Wegen der Fülle der Bestände kann man von einem kleinen Universalmuseum sprechen. Dazu kommen immer wieder Sonderausstellungen. Im sog. „Sparkassensaal im Tabor” finden Veranstaltungen statt, und es wurde dort jüngst eine neue Darstellung der Stadtgeschichte, die bis in die 2020er Jahre hineinreicht, eingerichtet. Ein großer Teil der Gebäude ist heute im Besitz der Stadtgemeinde Feldbach, welche diese auch erhält. Die Betreuung der Sammlung erfolgte viele Jahre lang durch den Südoststeirischen Verein für Heimatkunde.

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Herren-Schneiderwerkstätte um 1940

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„KRIEGER" IN GEFANGENSCHAFT
Im Bewegungskrieg in Ost- und Südosteuropa geraten zwischen 1914 und 1917 Millionen Soldaten in Gefangenschaft. Allein 2,1 Millionen Angehörige der Habsburgerarmee fallen in russische Hand, umgekehrt befinden sich rund 3 Millionen Angehörige der Zarenarmee in Lagern Österreich-Ungarns und Deutschlands. Sie alle müssen nach den völkerrechtlichen Vereinbarungen behandelt werden. Anfänglich sind alle Heeresverwaltungen mit der übergroßen Zahl der zu Versorgenden überfordert, Vorbereitungen gibt es keine. Überall wird improvisiert; Lebensmittel, Heizstoffe oder sanitäre Anlagen fehlen - teilweise mit verheerenden Folgen. Rasch werden die Gefangenen der 1915 erst richtig anlaufenden Kriegswirtschaft zugeführt.

Im Herbst 1914 wird auch in der Steiermark fieberhaft nach geeigneten Unterbringungsorten für Gefangene gesucht. Feldbach wird aufgrund seiner günstigen Lage und des Eisenbahnanschlusses ausgewählt. Noch vor dem Jahreswechsel 1914/15 beginnt der Bau eines Lagers östlich von Feldbach. Anfänglich fürchtet man in der Bevölkerung Seuchen, die Gefangenen werden als Gefahr für die Sicherheit und die Versorgung gesehen. Bald aber entdeckt man die Möglichkeiten: Auf dem riesigen Lagerareal können sichere Pachteinkünfte gewonnen werden, die Gefangenen arbeiten am Ausbau der Infrastruktur. Umgekehrt finden auch Zivilisten in den Werkstätten oder als Wachmannschaft Beschäftigung.

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TIERISCHE RÜCKKEHRER UND EINWANDERER AN DER RAAB
Die Tierwelt hat sich im Laufe der Erdgeschichte immer wieder verändert. Es ist Teil der Evolution, dass Tiere neue Lebensräume besiedeln. In jüngster Zeit verändern Eingriffe des Menschen aber Flora und Fauna besonders intensiv. Dies führt zur Verdrängung bis hin zur vollständigen Ausrottung, oder auch zur Verbreitung von Tieren in für sie fremden Lebensräumen. Manche neue Arten wurden absichtlich zur Nutzung eingeführt, einige sind ungewollt entkommen und verwildern.

Als Neozoen werden jene Tierarten bezeichnet, die in einem bestimmten Gebiet nicht heimisch sind und erst nach 1492 - also der Entdeckung Amerikas – unter direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen in dieses Gebiet gelangt sind. Eine neue Tierart gilt als etabliert, wenn sie über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren oder über drei Generationen hinweg freilebend existiert. Als invasiv werden jene Neubürger bezeichnet, die heimische Tierarten verdrängen oder ihren Lebensraum verändern. In Österreich sind über 500 Neozoen bekannt, davon gelten 300 Arten als etabliert. Nur etwa zehn Prozent dieser Arten stellen aus naturschutzfachlicher Sicht eine Bedrohung für die heimische Artenvielfalt dar. Etwa 30 Prozent der Neozoen führen zu negativen wirtschaftlichen Konsequenzen.

Dank verschiedener Maßnahmen zum Schutze von natürlichen Lebensräumen kommt es vermehrt in den letzten Jahrzehnten zur Rückwanderung von eigentlich bereits verdrängten, heimischen Tierarten. Auch geopolitische Veränderungen, wie etwa der Fall des „Eisernen Vorhanges", können tierische Bewegungsräume wieder öffnen. Auch wenn die Rückkehr dieser Tiere grundsätzlich erfreulich ist, kommt es aufgrund gewisser wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Interessen teilweise zu Konflikten.

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Im Schaufenster kann nicht alles sein! Bitte, treten Sie zwanglos in den Laden ein!

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Schuster bleib bei deinen Leisten!

 Feldbach, August 2024

 Feldbach, August 2024

Die Raab entspringt in 1200 m Seehöhe auf der Passailer Alpe, einem Teil der Teichalpe, deren höchste Erhebung der Osser ist (1549 m). Die Wässer, die vom Nord- und Westhang des Osser abfließen, gehören dem Flußgebiet der Mur an, die zahlreichen Quellen des Ost- und Südhanges bilden die Raab. Die Raab durchfließt als Gebirgsbach den Raabgraben, des Passailer Becken und die Raabklamm in einer Länge von ca. 25 km. Nach der Einmündung des Raabnitzbaches wird der Fluß bei Gleisdorf ein ruhig dahinfließendes Gewässer, von mitgeführtem Lehm oft dunkelbraun gefärbt. Von der dunklen Farbe ihres Wassers hat die Raab wahrscheinlich auch den Namen bekommen. Bis zur Bundesgrenze münden 49 kleinere Seitenbäche und bei St. Gotthard fließt die 110 km lange Lafnitz, über Jahrhunderte Grenzfluß zwischen Österreich und Ungarn, in die Raab.

Unmittelbar vor der Bundesgrenze nimmt die Lafnitz bei Dobersdorf die 115 km lange Feistritz auf. Die Raab neigt mit geringerem Gefälle dazu, Mäander auszubilden. Die ersten Flußmäander sind im natürlichen Flußlauf ab St. Margarethen a.d.R. erkennbar. Im Abschnitt Hohenbrugg-Jennersdorf nimmt die Mäandrierungstendenz immer mehr zu. In weiterer Folge wendet sich die Raab in einem großen Ost-Nordbogen der Donau zu.
Sie durchfließt in einer Länge von 189 km die Kleine Ungarische Tiefebene und mündet nach insgesamt 285 Flußkilometern bei Györ (Raab) in den südlichen Wieselburger Donauarm.

Bedeutung der Namen einiger Nebenbäche:
RAAB: geht auf illyrisch "Arabon" als Ableitung zu "arabas" = dunkelbraun, dunkel, oder auf den illyrisch-kymrischen Wortstamm "araf" = sanft, zurück.
FEISTRITZ: geht auf den slawischen Wortstamm "bister" = reißender Bach, Wildbach, zurück.
LAFNITZ: 864 "Labenza" genannt, wird auf die keltische Wurzel "albantia" = Weißenbach, zusammenhängend mit lateinisch albus = weiß, zurückgeführt und erhielt später eine slawische Endung.
RITTSCHEIN: geht auf den slawischen Wortstamm "recina" = kleiner Fluß zurück.
ILZ: wird vom slawischen Grundwort "ilo" = Lehmbach abgeleitet.

Fischfang mit Schnur und Angel

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Junger Fuchs (Rüde) - Canis vulpes
Ende April, Anfang Mai wölft die Füchsin. Als Nahrung sind kleine Mäuse gefragt

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BÄUERLICHES ARBEITEN
Arbeiten in der landwirtschaftlich geprägten Südoststeiermark um 1900 hat wenig mit der romantisierten Darstellung des Landlebens zu tun, wie sie immer wieder konstruiert werden. Die Arbeitsmethoden auf den Höfen waren hoffnungslos veraltet, die Produktion kleinräumig strukturiert und wenig effektiv. Mit über die Jahrhunderte kaum weiterentwickelten Geräten schufteten Menschen und Tiere solange Tageslicht verfügbar war. Wegen des permanenten Mangels an Arbeitskräften wurden Kinder ab den frühsten Jahren, Erwachsene bis ins hohe Alter, auch Haustiere wie Ziegen, Hunde oder junge Rinder für schwere Arbeiten eingesetzt. Erst langsam waren Schritte zur Modernisierung gesetzt worden: Bekannt sind etwa die Robotpatente von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef II. oder die Gründung der Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft durch Erzherzog Johann. 1848 erfolgte die endgültige Aufhebung der Untertänigkeit der Bauern von der Grundherrschaft („Bauernbefreiung"). Sie gerieten nun aber durch die kapitalintensiven Investitionen in andere Abhängigkeiten. Lokale Innovatoren, wie etwa die Firma Krobath, begannen zu Ende des 19. Jahrhunderts durch technische Neuerungen die Arbeit zu erleichtern. Dies war aufgrund der zunehmenden Landflucht auch dringend notwendig. Trotzdem ist bis heute landwirtschaftliches Arbeiten weiterhin mit schwerer körperlicher Anstrengung und langen Arbeitszeiten verbunden.

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Zu Ende des 19. Jahrhunderts dominieren große Haushalte: Mägde und Knechte, Zieh- und Adoptivkinder, Saisonarbeiter, Wanderhandwerker oder Ausgesteuerte leben unter einem Dach. Verbesserte sanitäre Einrichtungen, der medizinische Fortschritt, das immer besser ausgebaute Sozialsystem, der Ersatz von Muskelkraft durch Maschinen, immer weiter entfernte Arbeits- oder Ausbildungsplätze lösen diese Haushalte auf. Die engere „Patchwork"-Familie, die direkten Nachbarn und der selbst gewählte Freundeskreis werden zu den primären Bezugspunkten.

Telefon und Auto ermöglichen, dass man auch über weite Strecken mit seinem Umfeld in Kontakt bleiben kann. Einrichtungen zur Kinderbetreuung und Seniorenheime entstehen nun auch in der noch ländlich geprägten Südoststeiermark. Immer mobiler werdende Kommunikationsmittel ermöglichen in dieser räumlich entgrenzten Welt trotzdem eine Verdichtung der persönlichen Beziehungen. Die engen persönlichen sozialen Netzwerke über gesellschaftliche Organisationen, ein breiter Bekanntenkreis und Nachbarschaftshilfe bleiben in den verhältnismäßig kleinen Orten der Südoststeiermark weiterhin bestehen.

 Feldbach, August 2024

Leopoldine Thaller ist die Begründerin des Museums im Tabor in Feldbach. Sie wurde am 14. Jänner 1915 in New York geboren, da ihre Eltern noch vor dem 1. Weltkrieg von Österreich in die USA emigrierten. Als Jugendliche wanderte Leopoldine mit ihren Eltern in den 1930er Jahren wieder zurück nach Österreich und kam in die Nähe von Feldbach. Leicht war es für die damalige junge Dame nicht. Leopoldine musste ihre Freundinnen und ihre gewohnte Umgebung zurücklassen. Es dauerte einige Jahre bis sie die permanente Übersiedelung in die Südoststeiermark akzeptiert hatte. Um ihre Identität zu finden, beschäftigte sie sich mit ihrer neuen Heimat, deren Kultur und deren Geschichte.

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Aus der Identitätssuche heraus entstand ihre Leidenschaft - das Sammeln von Dingen, die damals für viele nur noch zum Wegwerfen bestimmt waren. Sie legte einen Bestand von bäuerlichen Arbeitsgeräten an und fand in Anni Gamerith eine Partnerin. Gemeinsam widmeten sie sich der Erforschung der Vergangenheit, wobei für die beiden Damen die Bewahrung und die Rettung historischer und volkskundlicher Gegenstände aus dem Bezirk Feldbach zum besonderen Anliegen wurden. Die erste Besprechung fand am 2. Dezember 1948 mit Bürgermeister Dr. Viktor Notar und Vertretern der Stadtgemeinde statt. Schon am 15. Dezember 1948 rief der Feldbacher Bürgermeister die Bevölkerung um Überlassung von musealen Gegenständen auf. Die Bezirkshauptmannschaft genehmigte am 1. Juli 1949 eine öffentliche Sammlung von Geld- und Sachspenden in Feldbach und in den Pfarrgemeinden. Über 3466 Schilling wurden einbracht. Die Unterbringung der Sammelstücke ermöglichte Stadtpfarrer Josef Lückl im Tabor. Der Zugang zu den von der Pfarre zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten wurde am 23. April 1949 von der Firma Reininghaus erlaubt. Auch Landeskonservator Dr. Walter Frodi half beratend bei den baulichen Maßnahmen und Univ. Prof. Dr. Hanns Koren bei der Adaptierung der Räume. Die Krönung ihrer Bemühungen erlebte Leopoldine Thaller mit der Gründung und Eröffnung des Heimatmuseums im Feldbacher Tabor am 18. Mai 1952. 1962 wurde ihr von der Stadt Feldbach die Dankplakette verliehen und bis zum Jahre 1966 leitete die Urheberin Leopoldine Thaller das Museum.

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 Feldbach, August 2024

HISTORISCHE SCHULKLASSE
Diese hölzernen Schulbänke aus der Volksschule Hohenbrugg-Weinberg fanden bis nach dem Zweiten Weltkrieg Verwendung. Der damalige Schulalltag ist nur schwer mit dem heutigen vergleichbar: In den Klassen waren viele Kinder unterschiedlichen Alters und Entwicklungsgrades zusammengepfercht. Nur wenige kamen in den Genuss einer weiterführenden Ausbildung an einer Hauptschule, einer Berufsschule oder gar einem Gymnasium. Erst spät kamen berufsbildende Schulen, Realschulen und Realgymnasien hinzu. Mit strenger Disziplinierung wurde seit der Einführung der Schulpflicht durch Maria Theresia versucht, eine Grundalphabetisierung zu erreichen: Lesen, Schreiben und Rechnen sollten die Einwohner der Habsburgermonarchie „kontrolliert" den aufklärerischen Prinzipien zuführen.

Diese Basiskenntnisse dienten auch als Grundlage zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Darüber hinaus wurde im Unterricht das nationale und religiöse Bewusstsein geschärft sowie eine Unterordnung in die staatliche Struktur eingedrillt. Für Jungen bildeten Disziplin und Gehorsam die Basis einer vormilitärischen Grundausbildung. Kritisches Diskutieren und eigenständiges Denken fanden erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts mit einer neuen Lehrergeneration Eingang in den schulischen Alltag.

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LEBZELTEN, KERZEN & HONIG
Kerzen bildeten bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts neben dem Kienspan, den Öl- und Spirituslampen die Hauptlichtquelle. Feldbach wurde erst 1911 elektrifiziert, die letzten abgelegenen Bauernhöfe der Oststeiermark bekamen erst in den 1950er/60er Jahren einen Stromanschluss. Neben dem zur Kerzenherstellung verwendeten Wachs stellte auch der von den Bienen hergestellte Honig einen wichtigen Erwerbszweig dar. Lebzelten/Lebkuchen, Met und Honig waren auch Festspeisen für besondere Anlässe und Feiertage. Während des gesamten Jahres wurden sie auf Märkten und Kirchtagen verkauft. Ab 1850 verlor der Honig mit Beginn der industriellen Produktion von Zucker schrittweise seine Stellung als wichtigster Süßstofflieferant.

Das Kirchenjahr strukturierte nicht nur das religiöse Leben, sondern bestimmte mit seinen Hochfesten, Fast- und Feiertagen auch den Alltag. Kerzen erleuchteten die Kirchen, in der Weihnachtszeit bildeten Lebzelten beliebte Geschenke. Darüber hinaus versprachen Wallfahrten Seelenheil und strukturierten das Kirchenjahr. Ziele waren überregional vor allem Maria Zell und Maria Trost, regional Maria Fieberbründl, Maria Schnee oder Maria Eichkögl. In den Wallfahrtsorten siedelten sich Lebzelter an, Verkaufsstände rings um die Kirchen boten Kerzen an. Die religiösen Wanderungen waren zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wie Erinnerungsplaketten und -münzen zeigen.

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GEOLOGIE & MINERALOGIE
Ein älterer Vulkanismus (16 Mio. Jahre) brachte Trachyte, Trachyandesite und Andesite hervor, im jüngeren Vulkanismus (5,3-2,6 Mio Jahren) entstanden Basalte, Nephelinite und Tuffe. Basalt wird noch heute im Steinbruch Mühldorf oder in Wilhelmsdorf am Stradnerkogel, Kalzite werden in Weitendorf bei Wildon abgebaut. Die häufig vorkommenden Kristalle (Olivine und Feueropale) entstanden durch Umwandlung von Vulkangestein. Landschaftlich charakteristisch sind auch die Ergebnisse explosionsartiger Vulkanausbrüche, wie etwa die Burgfelsen von Riegersburg und Kapfenstein. Belege für die vulkanische Vergangenheit sind auch die Thermalquellen und Säuerlinge. Die heißen Quellen bilden sich nicht nur aus Reservoirs aus früheren Erdzeitaltern sondern auch aus einsickerndem Wasser. Der Kurort Gleichenberg mit seiner Heilquelle war bereits im 19. Jahrhunderts berühmt und wurde seit den 1980er Jahren durch Thermen in Radkersburg oder Loipersdorf ergänzt.
Sandgruben, versteinerte Schnecken und Muscheln sind Reste von Meer und Brackwasser in dieser Region. Als sich das Wasser schrittweise zurückzog, streiften Mammuts oder Dinotherien durch die Sumpflandschaften. In Mataschen bei Mahrensdorf zeugen versteinerte Bäume und verschiedene Pflanzen von den dichten Urwäldern. Das heutige Erscheinungsbild der Südoststeiermark wurde im Laufe der letzten Million Jahre vor allem durch die Raab und ihre Nebengewässer (Rittschein, Feistritz, Lafnitz etc.) sowie die Mur und ihre Zuflüsse (Ottersbach, Limbach/Lendva, Kutschenitza/Kučnica etc.) geformt.

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Feldbach war und ist wichtiger Brückenpunkt an der Raab für die Nord-Süd-Verbindungen und die West-Ost-Verbindungen. Im Bahnhof Feldbach trifft die steirische Ostbahn mit der Landesbahn aus Bad Gleichenberg zusammen. Mehr als 5.000 Personen werden täglich mit den Zügen auf der Ostbahnstrecke Fehring – Graz transportiert.

 Feldbach, August 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne diese Videos antun:

Stadtpfarrkirche Feldbach, August 2024



Heimat.Museum im Tabor Feldbach, August 2024