Fürstenfeld

Thermenhauptstadt Steiermarks, September 2024

Fürstenfeld (ungar. Fölöstöm) ist eine Stadt mit knapp 9000 Einwohnern in der Steiermark in Österreich im politischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld (bis Ende 2012 Bezirkshauptstadt des Bezirkes Fürstenfeld). Die Stadt ist unter anderem aufgrund des gleichnamigen Liedes der steirischen Band S.T.S. bekannt. Darüber hinaus kennt man Fürstenfeld auch als sogenannte Thermenhauptstadt des Thermenlandes Steiermark, aufgrund seiner Nähe zu mehreren Kurorten, wie Bad Blumau, Bad Waltersdorf oder Bad Loipersdorf.

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Mariensäule am Hauptplatz
Ab dem Jahr 1656 mobilisierten die Türken unter ihrem Großwesir Achmed Köprülü erneut gegen den Westen, woraufhin man sich auch in Fürstenfeld wieder vermehrt um die Befestigungsanlagen kümmern musste. Am 1. August 1664 wurden die türkischen Scharen in der Schlacht bei Mogersdorf vom kaiserlichen Koalitionsheer und den in Ungarn stationierten Truppen unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls Raimund Graf Montecuccoli vernichtend und entscheidend geschlagen. Die Errichtung einer Statue der unbefleckten Empfängnis Mariens auf dem Hauptplatz wurde bereits 1663 beschlossen, als man von der Gottesmutter noch Schutz und Hilfe erhoffte. Die Statue wurde durch Spenden finanziert und vom Hartberger Bildhauer Johann Fellner gestaltet. Als sie im Jahr 1668 in der Mitte des Hauptplatzes aufgestellt wurde, konnte man der „Glorwirdigisten Himels­königin der Mvttr Gotts bereits für die Abwendvng der grosen Tirckengefar“ im Jahr 1664 danken.

 Fürstenfeld, September 2024

Die römisch-katholische Pfarrkirche Fürstenfeld steht innerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung im Kommende-Bezirk des Johanniterordens im Nordosten der Stadtgemeinde Fürstenfeld im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld in der Steiermark. Die dem Patrozinium des hl. Johannes der Täufer unterstellte Pfarrkirche gehört zur Region Oststeiermark (Dekanat Waltersdorf) in der Diözese Graz-Seckau.

 Fürstenfeld, September 2024

Den Bestand einer Kirche und eines Stützpunktes des Johanniterordens in Fürstenfeld bezeugt erstmals eine Urkunde aus dem Jahr 1232. Die Johanniter, die sich im Heiligen Land als Burgenbaumeister einen Namen gemacht hatten, dürften bereits im Zuge des Ausbaus und der Befestigung von Fürstenfeld zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Herzog Leopold VI. ein Grundstück an der geplanten Befestigungsanlage zugewiesen bekommen haben, auf dem sie ihr Bruderhaus, ein Spital und eine Kirche, die das Johannespatrozinium erhielt, errichten durften. Eine aktive Beteiligung der Johanniter am Fürstenfelder Stadtmauerbau des 13. Jahrhunderts kann heute nicht mehr festgestellt werden; auffällig ist zumindest ihre Ansiedlung an dieser so exponierten Stelle.

 Fürstenfeld, September 2024

Die Kommende wurde im Jahr 1603 ausgebaut, jedoch bereits zwei Jahre später durch den Haiduckeneinfall ein Raub der Flammen. Der damalige Komtur Heinrich von Logau ließ die Kommendengebäude daraufhin mit eigenen Mitteln wieder errichten und begann auch mit der Wiederherstellung der Pfarrkirche, die ebenfalls geplündert und verwüstet worden war. Die Kirche dürfte sich damals als schmale lange Halle mit einem vorgebauten Torturm an der Westseite und einer Apsis an der Ostseite präsentiert haben. Von dieser ursprünglichen Kirche des 13. Jahrhunderts ist heute nichts mehr vorhanden, während die gotische Bauphase durch die späteren Zubauten des 14. Jahrhunderts (Ostchor, Ostturm und alte Sakristei) bis heute sichtbar blieb. Die derzeitige Gestalt erhielt die Kirche durch den spätbarocken Umbau durch Leopold Ainspinner in der Zeit zwischen 1772 und 1778. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges fielen die Dächer der Kirche und des Turms einem Brand zum Opfer. Diese Schäden konnten erst 1947 behoben werden, der Zwiebelturm wurde gar erst 1988 aufgrund einer privaten Initiative wiedererrichtet. Die Kommende hingegen wurde schwer beschädigt und in der Nachkriegszeit nicht mehr in der ursprünglichen Größe aufgebaut.

 Fürstenfeld, September 2024

Der Hochaltar, die zwei Seitenaltäre und die Kanzel entstanden um 1775. Die Altäre wurden 1878/1879 mit Bildern von August Kraus ausgestattet. Die Figuren sind teils erneuert bzw. wurden 1965 restauriert. Vier weitere Bilder von August Kraus befinden sich im Langhaus.

 Fürstenfeld, September 2024

Geschichte der Stadtpfarrkirche Fürstenfeld
Bald nach 1170 wurde durch den steirischen Markgrafen zum Schutz der entstehenden Dörfer und vor allem gegen die wiederholten Einfiille der Magyaren die „Burg am Stein" (die spätere Tabakfabrik) angelegt und ihr ein Straßenmarkt angegliedert, der spätestens 1178 vollendet war.
Um 1200 errichtet der Malteser-Ritterorden im Vorfeld der Burg eine Niederlassung, nachdem er als ersten Stützpunkt Übersbach erworben hatte. So kann am wahrscheinlichsten im Jahre
1202 die Gründung der ersten Kirche angenommen werden, da Leopold VI., der Glorreiche (1198 bis 1230), eine großzügige Stadtplanung an Stelle des kleinen Straßenmarktes in Angriff nahm und verschiedene Edle von Fürstenfeld" nach eine Admonter Schenkungsurkunde als Zeugen genannt werden. Eine Stadt ohne Kirche war damals unvorstellbar, zumal der Malteser-Ritterorden ein kirchlicher Orden war. Dafür spricht auch, dass bereits
1215 die erste urkundliche Nennung eines Stadtrichters (Bürgermeister) nachgewiesen werden kann und die Stadtgestaltung selbst 1220 abgeschlossen war. Fürstenfeld war aber damals noch keine eigene Pfarre, sondern der Hauptpfarre Riegesburg angegliedert.

1232 erst erwarben die Malteser die Pfarrrechte für die während der Stadterweiterung erbaute Kirche" durch Entscheid Friedrichs 1. am 18. August (gegeben zu Dobl). Der erste Pfarrer, zugleich Komtur (Commendatore), war Perhohus (auch Bemhoch), Ordenspriester (frater domus hospitalis). Die Kirche war im gotischen Stil erbaut und kleiner als die jetzige Pfarrkiche. Davon sind nur mehr Taufstein und Weihwasserbecken erhalten. Im Inneren des Turmes sieht man noch deutlich die vermauerten gotischen Fenster.
1277 bestätigte Kaiser Rudolf 1. den Bürgern in Fürstenfeld ihre uralten von Herzog Leopold VI. und dem Böhmenherzog Ottokar II. erhaltenen Vorrechte".
1333 liegt die älteste noch erhaltene Messestiftung vor.
1362 bis 1368 wurden auf Ersuchen der Bürger Kloster und Kirche der Augustiner-Eremiten erbaut. Die Mönche übten zeitweise die Pfarrseelsorge aus. Die Kirche selbst war aber nie Pfarrkirche.
1613 Ab diesem Jahr sind Taufbücher, Matriken u. a. lückenlos erhalten.
1615 wurde die Stadt von den Hajduken eingenommen, vollständig zerstört, die Kirche geplündert und schwer beschädigt. Erst 1616 konnte durch größte Anstrengungen des damaligen Komturs Heinrich Freiherr von Logau und des Stadtrichters Peter Kolb die Kirche wieder voll in Betrieb genommen werden.
1687 wurde die Kirche auf Ersuchen des Komturs Graf Herberstein durch Fürstbischof Graf Thun geweiht. Grund dafür waren offen- sichtlich die ständigen Kriegswirren und die drohende Türkengefahr. Zu dieser Zeit befand sich der Friedhof schon nicht mehr um die Kirche, sondern zu beiden Seiten der heutigen Hofstätter gasse und war in einen Bürger- und einen Armenfriedhof geteilt.

1702 beschreibt ein Urhar der Pfarrkirche das damalige Gotteshaus folgendermaßen: „Sie ist gut gemauert und gewölbt, mit Ziegein gedeckt, hat einen mit Blech gedeckten Turm, worin sich vier Glocken befinden. Gegen Westen steht am Eingang der Kirche ein alter Turm."
1753 lieferte Orgelbaumeister Anton Josef Römer eine neue große Orgel für die Stadtpfarrkirche Fürstenfeld. Römer brachte damit die mährische Orgelbautradition in die Steiermark, wovon noch heute das prächtige zweiteilige Fürstenfelder Orgelgehäuse Zeugnis gibt.
1773 Die Kirche scheint schon recht baufällig und auch zu klein gewesen zu sein. So wurde nach mehreren vergeblichen Versuchen, den 15ten Marty von Michaele Fürpaß, Stadtpfarrer vicarium allhier, zu dem neuen Kirchengebäu in der Stadtpfarr der erste Grundstein unter Trompeten- und Paukhenschall gelegt". Der Westturm wurde geschleift, die Kirche vergrößert und barockisiert. Aus dieser Zeit stamumen die Altäre, die Kommunionbank und die Kanzel.
1779 wurde der Bau vollendet. Merkwürdigerweise wurde die jetzige Kirche nie konsekriert. Daher fehlen die Apostelkreuze. Das Altar- bild wird Joseph Adam Mölk zugeschrieben, ist aber von Kraus 1869 signiert. Sicher stammt das obere Bild am Hochaltar, welches die Taufe Jesu darstellt, von Mölk.
1780 bis 1930 fehlen Aufzeichnungen (Chronik verschwunden).
1922 wurden die im 1. Weltkrieg eingezogenen Bronzeglocken durch drei Stahlglocken (Fa. Böhler/Kapfenberg) ergänzt.

1932 neue Kirchenfenster eingezogen.
1934 Hochaltar-Renovierung und neue Elektrifizierung der Kirche
1945 am 20. April brannte die Kirche durch Funkenflug von der bereits brennenden Kommende oder durch Beschuss vollkommen aus. Der barucke Turm fiel so unglücklich auf das Kirchendach, dass er das Gewölbe vollkommen durchschlug. Die Bronzeglocke, die Orgel und die beiden Oratorien im Presbyterium fielen den Flammen zum Opfer. Erst 1947 konnte die Kirche, unter größten Opfern notdürftig hergestellt, wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. In der Zwischenzeit diente die Augustinerkirche als Ersatz, musste aber dann gleich wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt werden. Mit dem Salzburger Orgelhauer Max Dreher wurde ein Vertrag für die Errichtung einer neuen Orgel abgeschlossen. Sie sollte 42 Register auf 3 Manualen und dem Pedal erhalten.
1950 wurde die historische Bronzeglocke neu gegossen und im Turm aufgezogen.
1953 wurde die Sukristei wieder in Betrieb genommen. Die neue Orgel wurde nun gebaut, allerdings auf 27 Register (2 Manuale und Pedal) verkleinert.
1954 wurde die pneumatische Orgel von Firma Dreher vollendet und geweiht. In den folgenden Jahren wurde die Kirche nach und nach entsprechend den vorhandenen Mitteln verschönert.
1988 Aufsetzen der Turmzwiebel zur Errichtung des Zwiebelturms unter Führung des Komitees Konsul Herbert Depisch, Franz Neuherz, Manfred Krenn, Adi Kloiber und Pfarrer Johann Tödling.
1995 erfolgten unter Pfarrer Josef Fleischhacker die Umgestaltung und der Ausbau des Altarraumes. Am 26. November 1995 erfolgte die Weihe des neuen Altares.
2003 Nachdem die Dreher-Orgel bereits schwere und irreparable Schäden gezeigt hatte, beauftragte das Orgelkomitee mit Obfrau Ria Depisch die renommierte Orgelbauwerkstätte Thomas Jann (Allkofen/Bayern) zur Errichtung einer neuen, mechanischen Orgel.

2009 Diese neue Orgel mit 3 Manualen, Pedal und 26 Registern wurde in das noch bestehende barocke, neu restaurierte Gehäuse eingebaut. Und am 21. Juni erfolgte die Weihe durch Diözesan- bischof Dr. Egon Kapellari unter Stadtpfarrer Walter Hübler im Rahmen eines Festgottesdienstes.
2016 Der vom Holzwurm befallene Glockenstuhl durfte nicht länger die vorhandene, historische Bronzeglocke sowie die drei Stahl- glocken tragen.
2018 erfolgte die Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche.
2018 Das Glockenkomitee mit Stadtpfarrer Alois Schlemmer und DI Karl Amtmann beauftragte die Firma Perner (Schärding/Passau) mit der Emeuerung des Glockenstuhles und von fünf neuen Glocken: Johannes d. Täufer, Augustinus, Maria, Franziskus und Josef". Am 1. Juli weihte der Fürstenfelder Priester Thorsten Schreiber nach festlichem Einzug vier neue Glocken. Und der Fürstenfelder Priester Peter Werschitz weihte am 9. September die zweimal gegossene Glocke „Johannes". Am Festtag der Erzengel am 29. September erklang das Gelliut zum ersten Mal

 Fürstenfeld, September 2024

Die Orgel baute Anton Römer, das Orgelgehäuse aus 1752 ist erhalten, nach 1954 wurde die Orgel mit Zubauten verändert. 2008 wurde ein Neubau durch die Orgelbaufirma Thomas Jann ausgeführt.

Das Orgelwerk des 21. Jahrhunderts von der "Vision bis zum ersten Spiel" wurde in den Jahren 2004 bis 2009 von der Fürstenfelder Bevölkerung getragen. Institutionen, Vereine und die Stadtgemeinde Fürstenfeld, unter dem Bürgermeister Werner Gutzwar sowie im besonderen die Familie Senator Herbert und Ria Depisch trugen mit der ihnen eigenen Schaffenskraft zum besonderen Gelingen des Klangkörpers bei. Dem Stadtpfarrer Mag. Walter Hübler war es ein besonderes Bedürfnis wieder ein funktionstüchtiges Instrument mit Resonanz in der Stadtpfarre des Heiligen Johannes des Täufers zu wissen, um diese Orgel für die örtliche Liturgie in dominierender Weise zu nützen.

Dem Orgel Komitee für die Orgel der Stadtpfarrkirche Fürstenfeld unter dem geschäftsführenden Obmann Adolf Kloiber oblag es neben dem persönlichen Engagement auch die diffizilen Arbeiten der Teams des Orgelbaumeisters Thomas Jann (Orgelwerk in Allkhofen, Bayern) und des Restaurators Prof. Ferdinand Fladischer (Orgelprospekt) zu koordinieren.

Möge die Orgel erklingen zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.
Vergelt's Gott!

 Fürstenfeld, September 2024

Die von den Johannitern nach 1200 erbaute Pfarrkirche war dem Orden inkorporiert. Urkundlich wurde die Kirche 1232 genannt. Vom mittelalterlichen Bau sind der Chor, der Turm und der Mauerkern der Westfront erhalten. Von 1772 bis 1779 wurde die Kirche durch den Baumeister Leopold Ainspinner in die heutige Gestalt verändert. 1945 erlitt die Kirche schwere Kriegsschäden und wurde 1947 wiederaufgebaut. 1980 fand eine Innenrestaurierung statt.

 Fürstenfeld, September 2024

Die Pfarrkirche bildet mit den Pfarrhof und der Kommende als nördliche ehemalige Stadtbefestigung mit dem Kirchenplatz ein Bauensemble.
Der hohe zweijochige Chor mit einem Fünfachtelschluss hat abgetreppte Strebepfeiler, die Choremporen mit Wappen von Ordenskomturen wurden 1946 zugemauert. Das vierjochige Langhaus mit schmäleren Randjochen hat Platzlgewölbe auf quadratischen Wandpfeilern mit Pilastervorlagen. Die Orgelempore auf zwei Pfeilern ist platzlunterwölbt und zeigt an der gebauchten Brüstung Putten, Vasen und ein Blumengehänge. Der Turm südlich am Chor hat eine gotische Spitzbogentür im ersten Obergeschoß, nach der Zerstörung 1945 wurde der alte Zwiebelhelm durch ein einfaches Zeltdach ersetzt, trägt aber wieder seit 1988 einen gegliederten Zwiebelhelm mit Laterne. Die Westfront hat einen aufgesetzten Giebel mit seitlichen Volutenansätzen mit zwei vorgesetzten Säulen im Hauptteil, dazwischen ist eine Nische mit der spätbarocken Salvator-Figur und ein lyraförmiges Fenster.

 Fürstenfeld, September 2024

FREIHAUS
1569-70 von Jonas von Wilfersdorf erbaut
1651 von der Stadt erworben,
1683 durch Explosion des Pulverturmes beschädigt
bis 1848 Rathaus, danach Bezirksgericht
1827 Besuch Franz Schubert's
Seit 1973 städtische Musikschule

 Fürstenfeld, September 2024

AUGUSTINER-EREMITEN-KIRCHE
1362 GRÜNDUNG DES KLOSTERS DURCH ERZHERZOG RUDOLF IV.
1368 EINWEIHUNG DER KIRCHE DURCH ERZBISCHOF ORTOLPHUS VON APODIED (ARMENIEN)
1390 FRESKENMALEREIEN VON Johannes AQUILA

 Fürstenfeld, September 2024

Augustiner-Eremiten-Kirche: 1365–1368 als prunklose Bettelordenskirche erbaut. 1964 wurde das einsturzgefährdete Gebäude umfangreich saniert. Seit mehreren Jahren ist die Kirche als solche aufgehoben und es befindet sich ein Museum darin.

 Fürstenfeld, September 2024

Ein blinder Mönch wurde sehend
Einer Legende nach lebte gleich nach der Gründung des Augustiner-Eremiten-Klosters in Fürstenfeld ein alter, blinder, italienischer Mönch. Dieser wusch täglich seine Augen im Klosterbrunnen und ging anschließend zum Gnadenbild des hl. Augustinus in die Kirche beten. Anschließend soll der alte Mönch plötzlich wieder sehend geworden sein. Die Kunde von seiner spontanen Heilung hatte sich bis nach Italien und Slowenien herumgesprochen. Daraufhin unternahmen jedes Jahr zum Feste des hl. Augustinus am 28. August viele Augenleidende aus diesen Gebieten Wallfahrten nach Fürstenfeld, um eine Linderung ihrer Augenleiden zu erlangen.

Augustinus ist der Schutzpatron für Augenleidende. Ein Wallfahrtsandachtsbildchen (Kupfer) aus dem 18. Jahrhundert von Wallfahrtskirche und Kloster in Fürstenfeld befindet sich derzeit noch im Stadtmuseum in Linz. Die Wallfahrten und Prozessionen sind bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden. Zur selben Zeit, zu „Augustini", fand in Fürstenfeld jährlich der weit über die Grenzen hinaus bekannte „Slowenische Zwiebelmarkt" statt, der von den Wallfahrern auch in Anspruch genommen wurde.

 Fürstenfeld, September 2024

Die ehemalige Augustiner-Eremiten-Kirche in der Stadt Fürstenfeld in der Steiermark steht unter Denkmalschutz. Das Kirchengebäude, im Eigentum der Stadtgemeinde, wird als Veranstaltungsraum und Museum genutzt.

Die 2019 restaurierte Orgel

 Fürstenfeld, September 2024

Mit Herzog Rudolf IV. wurde 1362 auf Wunsch der Bürgerschaft ein Kloster für die Augustiner-Eremiten gegründet. Die Klosterkirche wurde von 1365 bis 1368 erbaut. 1503 und 1685 entstanden Schäden durch Brände. Im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts erfolgte ein barocker Umbau. 1811 wurde das Kloster aufgehoben. 1956 wurden Klostergebäude und Kreuzgang abgebrochen. Die Kirche wurde 1978 restauriert. 2022 erfolgte eine neuerliche Außenrenovierung mit neuer Farbgebung.

 Fürstenfeld, September 2024

Der zweijochige, gotische Chor mit einem Fünfachtelschluss hat ein Kreuzrippengewölbe mit drei figuralen Schlusssteinen und hohe zwei- und dreiteilige Maßwerkfenster, außen zweimal abgetreppte Strebepfeiler. Das vierjochige Langhaus wurde im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts umgebaut und mit einem Platzlgewölbe auf Wandpfeilern überwölbt, die flache Altarnischen bilden. Bei diesem Umbau wurden auch im Chor Pilaster angebracht. Zugleich wurde nordseitig eine dreiteilige, stuckierte und von einem Mittelturm überragte Eingangsfront errichtet, die den Kirchplatz dominiert.

 Fürstenfeld, September 2024

Hl. Nepomuk

 Fürstenfeld, September 2024

Bei der Restaurierung 1968 wurden Fresken aus den Jahren um 1400 freigelegt: an den Chorwänden ca. 20 rekonstruierbare Medaillons mit Halbfiguren der Apostel alternierend mit Propheten, denen in Banderolen Sätze des Glaubensbekenntnisses beigeordnet sind. Darüber, in den Chorschrägen sind großfigurige, thronende Könige und Propheten, deren einst plastisch gebildete Köpfe als Rippenkonsolen dienten.

 Fürstenfeld, September 2024

Die rechte Chorschräge zeigt Vera Ikon und Daniel in der Löwengrube, an der Nordwand die Inschrift ...orare deum per animam johanne aquila picture, welche sich auf den Maler der Fresken Johannes Aquila bezieht. An der südlichen Langhauswand zeigen Freskenreste eine Madonna in einem Seitenaltar, seitlich zwei Heilige und im Gesprenge musizierende Engel.

 Fürstenfeld, September 2024

Vor dem Eingang des Rathauses steht eine Plastik von Prof. Hans Mauracher, die an eine Begebenheit während des Krieges zwischen dem ungarischen König Matthias Corvinus und Kaiser Friedrich III. erinnert.
Als 1480 die ungarischen Truppen gegen Fürstenfeld zogen, schickte der Kaiser Kroaten als Hilfe. Auf dem Weg von Graz nach Fürstenfeld suchten diese jedoch die Weinkeller auf und betranken sich. Der größte Teil von ihnen wurde von den Ungarn erschlagen.

Der „b`soffene Türk“ eigentlich ein „b`soffener Kroate“

 Fürstenfeld, September 2024

Grazertor
Gemeinsam mit dem Bereich des Augustinerklosters war die westliche Schmalseite die schwächste Stelle der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Folgerichtig wurde hier mit den Festungsbauarbeiten begonnen. Aus dem Jahr 1557 ist bekannt, dass die Brücke vor dem Grazer Tor (auch „oberes" oder „steirisches Tor" genannt) in Angriff genommen wurde. Im Gegensatz zum östlichen Ungartor ist es fraglich, ob das Grazer Tor ein kompletter Neubau war. Möglicherweise wurde das mittelalterliche Stadttor nicht ganz abgetragen, sondern teilweise in das neue Torhaus integriert.

1565 berichtet Francesco Thibaldi (Thebaldi), der Nachfolger Domenico dell'Allios, dass das Grazer Tor im selben Jahr vollendet worden war. Das Obergeschoß des neuzeitlichen Torhauses war nur durch eine gedeckte Außenstiege erreichbar, das Haus also nach Süden und wohl auch nach Norden hin um eine Fensterachse kürzer als heute. Das Grazer Tor ging 1775 zusammen mit den Wällen und Basteien in den Besitz der Stadt über, die das Gebäude ab 1776 durch den Baumeister Leopold Ainspinner renovieren ließ.

 Fürstenfeld, September 2024

Die Räumlichkeiten wurden danach vom Ärar angemietet und zu einem Spitalswohngebäude umfunktioniert. Nach der Aufkündigung des Pachtvertrags durch das Militär Ende der 1830-er Jahre wurden die drei Wohnungen sowie der ebenerdige Brotladen durch Lizitation an den Meistbietenden auf jeweils drei Jahre vermietet. Von 1861 bis 1923 war auch die Stadtsparkasse im Grazer Tor untergebracht.

Das Obergeschoß beherbergte ab 1858 das Rathaus. Den diesbezüglichen Umbau nahm Andreas Lienhard vor, der mit der Neugestaltung der Fassade den wuchtigen Festungscharakter des Tores betonen wollte. Die Gesamtwirkung wurde allerdings durch die Errichtung des südlichen Fußgängerdurchganges im Jahr 1908 gestört. Nach schweren Kriegsschäden im Jahr 1945 wurde das Gebäude in den folgenden Jahren wieder aufgebaut und erhielt nun auch einen nördlichen Fußgängerdurchgang sowie eine Fassade, die dem Zustand vor 1859 wieder stärker entspricht.

 Fürstenfeld, September 2024

Mariensäule am Grazer Platz - Erneuert im Kriegsjahre 1915 von der Bewohnerschaft und dem Stadt-Verschönerungsverein

 Fürstenfeld, September 2024

Mühlbastei
Bereits Anfang der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde im Zuge der Errichtung der Kurtine gegen die heutige Mühlbastei ein erstes Erdwerk an deren Stelle errichtet. Dieses wurde 1565 gegen den Feistritzabhang noch durch die mittelalterliche Stadtmauer begrenzt. Damit war die exponierte Westseite vorerst hinreichend geschützt, sodass sich der festungsmäßige Ausbau der Mühlbastei noch längere Zeit verzögerte. Trotzdem verlangte damals der Superintendent Francesco Thibaldi (Thebaldi) die Errichtung einer richtigen Bastei in der Nordwestecke der Fürstenfelder Festung. Chronischer Geldmangel verzögerte allerdings die Umsetzung für viele Jahre. Zudem beschloss die Steirische Landschaft 1576, den Weiterbau des „gebey Zu furstenfeldt nit mit Stainen Vnd Mauerwerch Zuuerrichten", sondern nur noch Erdwerke anfertigen zu lassen. Trotzdem wurde schließlich die Mühlbastei von den Maurermeistern Hans Märbl und Benedikt von Cam (Facon) aufgemauert, mit einer Kasematte versehen und schließlich Anfang Herbst des Jahres 1581 fertig gestellt.

Eine Kurtine zur Schlossbastei sparte man sich allerdings aufgrund des Steilhanges und begnügte sich mit der mittelalterlichen Wehrmauer, die man nur mit einem Wehrgang versah. Damit war die erste Phase des Fürstenfelder Festungsbaus abgeschlossen. Die Schutzfunktion der Mühlbastei wurde erst bedeutender, als man 1663 in wenigen Tagen die Grazer Vorstadt samt dem dortigen Schloss und der Vorstadtmauer abriss. Damals musste auch der bereits zerfallene Wehrgang auf der mittelalterlichen Stadtmauer Richtung Kommende erneuert werden. Mit der Abnahme der Türkengefahr fand die Mühlbastei als Garten Verwendung. Zusammen mit den anderen Festungsanlagen wurde auch sie 1775 ebenfalls aufgegeben, wodurch die Gründe in weiterer Folge parzelliert wurden und in Privatbesitz gelangten.

 Fürstenfeld, September 2024

Blick in die Santnergasse Richtung Stadtpfarrkirche Fürstenfeld

 Fürstenfeld, September 2024

Öffentliche Toilette Hauptplatz Fürstenfeld mit Kürbis

 Fürstenfeld, September 2024

Pfeilburg
Die Pfeilburg ist der einzige erhaltene Teil der aus dem 13. Jahrhundert stammenden mittelalterlichen Ringmauer. Als Verstärkung dieser Mauer dienten Türme, die zum Großteil reine Verteidigungsanlagen blieben, vereinzelt aber im Lauf der Zeit zu Ansitzen ausgebaut wurden. Der gotische Mittelturm der aufgrund der topographischen Gegebenheiten besonders gefährdeten südlichen Ringmauer hat sich bis heute im Verband der Pfeilburg erhalten. Er dürfte bereits im Jahr 1480 - als die ungarischen Truppen des Matthias Corvinus Fürstenfeld einnahmen und für zehn Jahre besetzten - eine ausgebrannte rauchgeschwärzte Ruine gewesen sein. Der Turm wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den Besitzesnachfolgern des Hans Pehlberger (Pfeilberger) wieder aufgebaut und nun als „Schwarzturm" bezeichnet - entweder weil er ausgebrannt war oder weil man Pulver darin lagerte. Im Jahr 1550 gelangte er in den Besitz des Max Ruepp, der größere Um- und Neubauten durchführen ließ. Ab 1558 durfte Max Ruepp sein Anwesen „Pfeilberg" nennen und dies auch seinem Namen anfügen.

Nach einer wechselvollen Besitzgeschichte kam das Freihaus Pfeilberg im Jahr 1691 an Johann Christoph Liscutin. Dieser richtete die erste Tabakverarbeitung Österreichs ein und ließ zu diesem Zweck den nordöstlichen Trakt anbauen. Weitere Zu- und Umbauten folgten. Nach dem Tod des Joseph Anton von Liscutin im Jahr 1725 erwarb der Magistrat Fürstenfeld das Freihaus samt seinen Gärten aus der Konkursmasse und vermietete es. Die Tabakfabrik war in dessen Räumlichkeiten bis zum Jahr 1780 untergebracht. Danach wurde das Gebäude als Schule, Kaserne, Militärspital und schließlich zur Armenversorgung verwendet. Der langjährigen Initiative des Fürstenfelder Museumsvereines ist es zu verdanken, dass dieser älteste Profanbau der Stadt - mittlerweile als Pfeilburg bezeichnet - gerettet, renoviert und schließlich 1999 seiner neuen Bestimmung als Kruzitürken- und Tabakmuseum übergeben werden konnte.

PFEILBURG
Mittelalterlicher Baukern
Ritterl. mit got. Mitterturm
1469 Einlass der Baumkirchner Truppen
1550 Erweiterung durch Max v. Ruepp
1558 Freihaus - mit Vorwerk Kavalier
1691 Gründung der 1. österr. Tabakfabrik durch Joh. Christoph Liscutin
1725 städt. Schulhaus
1806 Kaserne
1840 Militärspital
Danach Armenhaus

 Fürstenfeld, September 2024

Aussichtspunkt Kurtine
Die südliche Langseite der mittelalterlichen Fürstenfelder Stadtanlage wurde nur durch einen leichten Terrainabfall gebildet und deshalb durch einen Stadtgraben gesichert. Bei der Neubefestigung Fürstenfelds ab 1556 konzentrierte man sich aus Kostengründen vorerst auf den Bau von Bastionen an den Ecken des Stadtvierecks. Zum Baufortschritt an der südlichen Langseite ist aus dem Jahr 1557 bekannt, dass der Stadtgraben vom Schutt der mittelalterlichen Mauer gesäubert und kontinuierlich in Richtung Ungarbastei verlängert wurde. Ende 1559 war die Festungsmauer von der Augustinerbastei zum Ungartor hin auf eine Länge von rund 45 Metern angewachsen. Im Jahr 1565 befürwortete Francesco Thibaldi (Thebaldi) für den weiteren Ausbau der Anlagen den Erdbau, da man andernfalls mit einer Bauzeit von vierzig Jahren rechnen müsse, wenn alle Kurtinen (also die Wälle zwischen den Bastionen) aufgemauert werden sollten. Seinem beigelegten Plan ist deutlich zu entnehmen, dass u.a. der östliche Teil der Südseite von der Ungarbastei bis zur geplanten Mittelbastei bei der Pfeilburg nur durch die mittelalterliche Ringmauer gesichert wurde. Zu diesem Zeitpunkt war es offensichtlich gar nicht geplant, an allen vier Seiten gemauerte Kurtinen zu errichten.

Die heute noch bestehende Kurtine zwischen Ungarbastei und Kavalier entstand erst Mitte des 17. Jahrhunderts. Der Hofkriegsingenieur und Baumeister Thobias Creuztaller wurde 1651 beauftragt, die Fürstenfelder Befestigungsanlagen zu besichtigen. Er forderte unter anderem, die neu angefangene Kurtine von der Ungarbastei bis zur Pfeilburg auszubessern und jene von der Pfeilburg bis zur Klosterbastei neu zu bauen. Diese Mängel wurden in den folgenden Jahren jedoch nicht behoben, denn auch der kaiserliche Oberingenieur Martin Stier bekrittelte 1657, dass man zwar begonnen habe, die Kurtine zwischen Ungar- und Klosterbastei aufzumauern, sie sich zum Großteil aber nur als dünnes Meyerle mit Erdaufschüttung und ohne Brustwehr präsentiere.

 Fürstenfeld, September 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:



Besuch im Museum Pfeilburg Fürstenfeld, September 2024: