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Fürstenfeld (ungar. Fölöstöm) ist eine Stadt mit
knapp 9000 Einwohnern in der Steiermark in Österreich im politischen
Bezirk Hartberg-Fürstenfeld (bis Ende 2012 Bezirkshauptstadt des
Bezirkes Fürstenfeld). Die Stadt ist unter anderem aufgrund des
gleichnamigen Liedes der steirischen Band S.T.S. bekannt. Darüber
hinaus kennt man Fürstenfeld auch als sogenannte Thermenhauptstadt des
Thermenlandes Steiermark, aufgrund seiner Nähe zu mehreren Kurorten,
wie Bad Blumau, Bad Waltersdorf oder Bad Loipersdorf.
* * *
Mariensäule am Hauptplatz
Ab dem Jahr 1656 mobilisierten die Türken unter ihrem Großwesir Achmed
Köprülü erneut gegen den Westen, woraufhin man sich auch in Fürstenfeld
wieder vermehrt um die Befestigungsanlagen kümmern musste. Am 1. August
1664 wurden die türkischen Scharen in der Schlacht bei Mogersdorf vom
kaiserlichen Koalitionsheer und den in Ungarn stationierten Truppen
unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls Raimund Graf Montecuccoli
vernichtend und entscheidend geschlagen. Die Errichtung einer Statue
der unbefleckten Empfängnis Mariens auf dem Hauptplatz wurde bereits
1663 beschlossen, als man von der Gottesmutter noch Schutz und Hilfe
erhoffte. Die Statue wurde durch Spenden finanziert und vom Hartberger
Bildhauer Johann Fellner gestaltet. Als sie im Jahr 1668 in der Mitte
des Hauptplatzes aufgestellt wurde, konnte man der „Glorwirdigisten
Himelskönigin der Mvttr Gotts bereits für die Abwendvng der grosen
Tirckengefar“ im Jahr 1664 danken.
Die römisch-katholische Pfarrkirche Fürstenfeld steht innerhalb der
ehemaligen Stadtbefestigung im Kommende-Bezirk des Johanniterordens im
Nordosten der Stadtgemeinde Fürstenfeld im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld
in der Steiermark. Die dem Patrozinium des hl. Johannes der Täufer
unterstellte Pfarrkirche gehört zur Region Oststeiermark (Dekanat
Waltersdorf) in der Diözese Graz-Seckau.
Den Bestand einer Kirche und eines Stützpunktes des Johanniterordens in
Fürstenfeld bezeugt erstmals eine Urkunde aus dem Jahr 1232. Die
Johanniter, die sich im Heiligen Land als Burgenbaumeister einen Namen
gemacht hatten, dürften bereits im Zuge des Ausbaus und der Befestigung
von Fürstenfeld zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Herzog Leopold VI.
ein Grundstück an der geplanten Befestigungsanlage zugewiesen bekommen
haben, auf dem sie ihr Bruderhaus, ein Spital und eine Kirche, die das
Johannespatrozinium erhielt, errichten durften. Eine aktive Beteiligung
der Johanniter am Fürstenfelder Stadtmauerbau des 13. Jahrhunderts kann
heute nicht mehr festgestellt werden; auffällig ist zumindest ihre
Ansiedlung an dieser so exponierten Stelle.
Die Kommende wurde im Jahr 1603 ausgebaut, jedoch bereits zwei Jahre
später durch den Haiduckeneinfall ein Raub der Flammen. Der damalige
Komtur Heinrich von Logau ließ die Kommendengebäude daraufhin mit
eigenen Mitteln wieder errichten und begann auch mit der
Wiederherstellung
der Pfarrkirche, die ebenfalls geplündert und verwüstet worden war. Die
Kirche dürfte sich damals als schmale lange Halle mit einem
vorgebauten Torturm an der Westseite und einer Apsis an der Ostseite
präsentiert haben. Von dieser ursprünglichen Kirche des 13.
Jahrhunderts ist heute nichts mehr vorhanden, während die gotische
Bauphase durch die späteren Zubauten des 14. Jahrhunderts (Ostchor,
Ostturm und alte Sakristei) bis heute sichtbar blieb. Die derzeitige
Gestalt erhielt die Kirche durch den spätbarocken Umbau durch Leopold
Ainspinner in der Zeit zwischen 1772 und 1778. In den letzten Tagen
des Zweiten Weltkrieges fielen die Dächer der Kirche und des Turms
einem Brand zum Opfer. Diese Schäden konnten erst 1947 behoben werden,
der Zwiebelturm wurde gar erst 1988 aufgrund einer privaten Initiative
wiedererrichtet. Die Kommende hingegen wurde schwer beschädigt und in
der Nachkriegszeit nicht mehr in der ursprünglichen Größe aufgebaut.
Der Hochaltar, die zwei Seitenaltäre und die Kanzel entstanden um 1775.
Die Altäre wurden 1878/1879 mit Bildern von August Kraus ausgestattet.
Die Figuren sind teils erneuert bzw. wurden 1965 restauriert. Vier
weitere Bilder von August Kraus befinden sich im Langhaus.
Geschichte der Stadtpfarrkirche
Fürstenfeld
Bald nach 1170 wurde durch den steirischen Markgrafen zum Schutz der
entstehenden Dörfer und vor allem gegen die wiederholten Einfiille der
Magyaren die „Burg am Stein" (die spätere Tabakfabrik) angelegt und ihr
ein Straßenmarkt angegliedert, der spätestens 1178 vollendet war.
Um 1200 errichtet der Malteser-Ritterorden im Vorfeld der Burg eine
Niederlassung, nachdem er als ersten Stützpunkt Übersbach erworben
hatte. So kann am wahrscheinlichsten im Jahre
1202 die Gründung der ersten Kirche angenommen werden, da Leopold VI.,
der Glorreiche (1198 bis 1230), eine großzügige Stadtplanung an Stelle
des kleinen Straßenmarktes in Angriff nahm und verschiedene Edle von
Fürstenfeld" nach eine Admonter Schenkungsurkunde als Zeugen genannt
werden. Eine Stadt ohne Kirche war damals unvorstellbar, zumal der
Malteser-Ritterorden ein kirchlicher Orden war. Dafür spricht auch,
dass bereits
1215 die erste urkundliche Nennung eines Stadtrichters (Bürgermeister)
nachgewiesen werden kann und die Stadtgestaltung selbst 1220
abgeschlossen war. Fürstenfeld war aber damals noch keine eigene
Pfarre, sondern der Hauptpfarre Riegesburg angegliedert.
1232 erst erwarben die Malteser die Pfarrrechte für die während der
Stadterweiterung erbaute Kirche" durch Entscheid Friedrichs 1. am 18.
August (gegeben zu Dobl). Der erste Pfarrer, zugleich Komtur
(Commendatore), war Perhohus (auch Bemhoch), Ordenspriester (frater
domus hospitalis). Die Kirche war im gotischen Stil erbaut und kleiner
als die jetzige Pfarrkiche. Davon sind nur mehr Taufstein und
Weihwasserbecken erhalten. Im Inneren des Turmes sieht man noch
deutlich die vermauerten gotischen Fenster.
1277 bestätigte Kaiser Rudolf 1. den Bürgern in Fürstenfeld ihre
uralten von Herzog Leopold VI. und dem Böhmenherzog Ottokar II.
erhaltenen Vorrechte".
1333 liegt die älteste noch erhaltene Messestiftung vor.
1362 bis 1368 wurden auf Ersuchen der Bürger Kloster und Kirche der
Augustiner-Eremiten erbaut. Die Mönche übten zeitweise die
Pfarrseelsorge aus. Die Kirche selbst war aber nie Pfarrkirche.
1613 Ab diesem Jahr sind Taufbücher, Matriken u. a. lückenlos erhalten.
1615 wurde die Stadt von den Hajduken eingenommen, vollständig
zerstört, die Kirche geplündert und schwer beschädigt. Erst 1616 konnte
durch größte Anstrengungen des damaligen Komturs Heinrich Freiherr von
Logau und des Stadtrichters Peter Kolb die Kirche wieder voll in
Betrieb genommen werden.
1687 wurde die Kirche auf Ersuchen des Komturs Graf Herberstein durch
Fürstbischof Graf Thun geweiht. Grund dafür waren offen- sichtlich die
ständigen Kriegswirren und die drohende Türkengefahr. Zu dieser Zeit
befand sich der Friedhof schon nicht mehr um die Kirche, sondern zu
beiden Seiten der heutigen Hofstätter gasse und war in einen Bürger-
und einen Armenfriedhof geteilt.
1702 beschreibt ein Urhar der Pfarrkirche das damalige Gotteshaus
folgendermaßen: „Sie ist gut gemauert und gewölbt, mit Ziegein gedeckt,
hat einen mit Blech gedeckten Turm, worin sich vier Glocken befinden.
Gegen Westen steht am Eingang der Kirche ein alter Turm."
1753 lieferte Orgelbaumeister Anton Josef Römer eine neue große Orgel
für die Stadtpfarrkirche Fürstenfeld. Römer brachte damit die mährische
Orgelbautradition in die Steiermark, wovon noch heute das prächtige
zweiteilige Fürstenfelder Orgelgehäuse Zeugnis gibt.
1773 Die Kirche scheint schon recht baufällig und auch zu klein gewesen
zu sein. So wurde nach mehreren vergeblichen Versuchen, den 15ten Marty
von Michaele Fürpaß, Stadtpfarrer vicarium allhier, zu dem neuen
Kirchengebäu in der Stadtpfarr der erste Grundstein unter Trompeten-
und Paukhenschall gelegt". Der Westturm wurde geschleift, die Kirche
vergrößert und barockisiert. Aus dieser Zeit stamumen die Altäre, die
Kommunionbank und die Kanzel.
1779 wurde der Bau vollendet. Merkwürdigerweise wurde die jetzige
Kirche nie konsekriert. Daher fehlen die Apostelkreuze. Das Altar- bild
wird Joseph Adam Mölk zugeschrieben, ist aber von Kraus 1869 signiert.
Sicher stammt das obere Bild am Hochaltar, welches die Taufe Jesu
darstellt, von Mölk.
1780 bis 1930 fehlen Aufzeichnungen (Chronik verschwunden).
1922 wurden die im 1. Weltkrieg eingezogenen Bronzeglocken durch drei
Stahlglocken (Fa. Böhler/Kapfenberg) ergänzt.
1932 neue Kirchenfenster eingezogen.
1934 Hochaltar-Renovierung und neue Elektrifizierung der Kirche
1945 am 20. April brannte die Kirche durch Funkenflug von der bereits
brennenden Kommende oder durch Beschuss vollkommen aus. Der barucke
Turm fiel so unglücklich auf das Kirchendach, dass er das Gewölbe
vollkommen durchschlug. Die Bronzeglocke, die Orgel und die beiden
Oratorien im Presbyterium fielen den Flammen zum Opfer. Erst 1947
konnte die Kirche, unter größten Opfern notdürftig hergestellt, wieder
ihrer Bestimmung übergeben werden. In der Zwischenzeit diente die
Augustinerkirche als Ersatz, musste aber dann gleich wegen akuter
Einsturzgefahr gesperrt werden. Mit dem Salzburger Orgelhauer Max
Dreher wurde ein Vertrag für die Errichtung einer neuen Orgel
abgeschlossen. Sie sollte 42 Register auf 3 Manualen und dem Pedal
erhalten.
1950 wurde die historische Bronzeglocke neu gegossen und im Turm
aufgezogen.
1953 wurde die Sukristei wieder in Betrieb genommen. Die neue Orgel
wurde nun gebaut, allerdings auf 27 Register (2 Manuale und Pedal)
verkleinert.
1954 wurde die pneumatische Orgel von Firma Dreher vollendet und
geweiht. In den folgenden Jahren wurde die Kirche nach und nach
entsprechend den vorhandenen Mitteln verschönert.
1988 Aufsetzen der Turmzwiebel zur Errichtung des Zwiebelturms unter
Führung des Komitees Konsul Herbert Depisch, Franz Neuherz, Manfred
Krenn, Adi Kloiber und Pfarrer Johann Tödling.
1995 erfolgten unter Pfarrer Josef Fleischhacker die Umgestaltung und
der Ausbau des Altarraumes. Am 26. November 1995 erfolgte die Weihe des
neuen Altares.
2003 Nachdem die Dreher-Orgel bereits schwere und irreparable Schäden
gezeigt hatte, beauftragte das Orgelkomitee mit Obfrau Ria Depisch die
renommierte Orgelbauwerkstätte Thomas Jann (Allkofen/Bayern) zur
Errichtung einer neuen, mechanischen Orgel.
2009 Diese neue Orgel mit 3 Manualen, Pedal und 26 Registern wurde in
das noch bestehende barocke, neu restaurierte Gehäuse eingebaut. Und am
21. Juni erfolgte die Weihe durch Diözesan- bischof Dr. Egon Kapellari
unter Stadtpfarrer Walter Hübler im Rahmen eines Festgottesdienstes.
2016 Der vom Holzwurm befallene Glockenstuhl durfte nicht länger die
vorhandene, historische Bronzeglocke sowie die drei Stahl- glocken
tragen.
2018 erfolgte die Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche.
2018 Das Glockenkomitee mit Stadtpfarrer Alois Schlemmer und DI Karl
Amtmann beauftragte die Firma Perner (Schärding/Passau) mit der
Emeuerung des Glockenstuhles und von fünf neuen Glocken: Johannes d.
Täufer, Augustinus, Maria, Franziskus und Josef". Am 1. Juli weihte der
Fürstenfelder Priester Thorsten Schreiber nach festlichem Einzug vier
neue Glocken. Und der Fürstenfelder Priester Peter Werschitz weihte am
9. September die zweimal gegossene Glocke „Johannes". Am Festtag der
Erzengel am 29. September erklang das Gelliut zum ersten Mal
Die Orgel baute Anton Römer, das Orgelgehäuse aus 1752 ist erhalten,
nach 1954 wurde die Orgel mit Zubauten verändert. 2008 wurde ein Neubau
durch die Orgelbaufirma Thomas Jann ausgeführt.
Das Orgelwerk des 21. Jahrhunderts von der "Vision bis zum ersten
Spiel" wurde in den Jahren 2004 bis 2009 von der Fürstenfelder
Bevölkerung getragen. Institutionen, Vereine und die Stadtgemeinde
Fürstenfeld, unter dem Bürgermeister Werner Gutzwar sowie im besonderen
die Familie Senator Herbert und Ria Depisch trugen mit der ihnen
eigenen Schaffenskraft zum besonderen Gelingen des Klangkörpers bei.
Dem Stadtpfarrer Mag. Walter Hübler war es ein besonderes Bedürfnis
wieder ein funktionstüchtiges Instrument mit Resonanz in der
Stadtpfarre des Heiligen Johannes des Täufers zu wissen, um diese Orgel
für die örtliche Liturgie in dominierender Weise zu nützen.
Dem Orgel Komitee für die Orgel der Stadtpfarrkirche Fürstenfeld unter
dem geschäftsführenden Obmann Adolf Kloiber oblag es neben dem
persönlichen Engagement auch die diffizilen Arbeiten der Teams des
Orgelbaumeisters Thomas Jann (Orgelwerk in Allkhofen, Bayern) und des
Restaurators Prof. Ferdinand Fladischer (Orgelprospekt) zu koordinieren.
Möge die Orgel erklingen zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.
Vergelt's Gott!
Die von den Johannitern nach 1200 erbaute Pfarrkirche war dem Orden
inkorporiert. Urkundlich wurde die Kirche 1232 genannt. Vom
mittelalterlichen Bau sind der Chor, der Turm und der Mauerkern der
Westfront erhalten. Von 1772 bis 1779 wurde die Kirche durch den
Baumeister Leopold Ainspinner in die heutige Gestalt verändert. 1945
erlitt die Kirche schwere Kriegsschäden und wurde 1947 wiederaufgebaut.
1980 fand eine Innenrestaurierung statt.
Die Pfarrkirche bildet mit den Pfarrhof und der Kommende als nördliche
ehemalige Stadtbefestigung mit dem Kirchenplatz ein Bauensemble.
Der hohe zweijochige Chor mit einem Fünfachtelschluss hat abgetreppte
Strebepfeiler, die Choremporen mit Wappen von Ordenskomturen wurden
1946 zugemauert. Das vierjochige Langhaus mit schmäleren Randjochen hat
Platzlgewölbe auf quadratischen Wandpfeilern mit Pilastervorlagen. Die
Orgelempore auf zwei Pfeilern ist platzlunterwölbt und zeigt an der
gebauchten Brüstung Putten, Vasen und ein Blumengehänge. Der Turm
südlich am Chor hat eine gotische Spitzbogentür im ersten Obergeschoß,
nach der Zerstörung 1945 wurde der alte Zwiebelhelm durch ein einfaches
Zeltdach ersetzt, trägt aber wieder seit 1988 einen gegliederten
Zwiebelhelm mit Laterne. Die Westfront hat einen aufgesetzten Giebel
mit seitlichen Volutenansätzen mit zwei vorgesetzten Säulen im
Hauptteil, dazwischen ist eine Nische mit der spätbarocken
Salvator-Figur und ein lyraförmiges Fenster.
FREIHAUS
1569-70 von Jonas von Wilfersdorf erbaut
1651 von der Stadt erworben,
1683 durch Explosion des Pulverturmes beschädigt
bis 1848 Rathaus, danach Bezirksgericht
1827 Besuch Franz Schubert's
Seit 1973 städtische Musikschule
AUGUSTINER-EREMITEN-KIRCHE
1362 GRÜNDUNG DES KLOSTERS DURCH ERZHERZOG RUDOLF IV.
1368 EINWEIHUNG DER KIRCHE DURCH ERZBISCHOF ORTOLPHUS VON APODIED
(ARMENIEN)
1390 FRESKENMALEREIEN VON Johannes AQUILA
Augustiner-Eremiten-Kirche: 1365–1368 als prunklose Bettelordenskirche
erbaut. 1964 wurde das einsturzgefährdete Gebäude umfangreich saniert.
Seit mehreren Jahren ist die Kirche als solche aufgehoben und es
befindet sich ein Museum darin.
Ein blinder Mönch wurde sehend
Einer Legende nach lebte gleich nach der Gründung des
Augustiner-Eremiten-Klosters in Fürstenfeld ein alter, blinder,
italienischer Mönch. Dieser wusch täglich seine Augen im Klosterbrunnen
und ging anschließend zum Gnadenbild des hl. Augustinus in die Kirche
beten. Anschließend soll der alte Mönch plötzlich wieder sehend
geworden sein. Die Kunde von seiner spontanen Heilung hatte sich bis
nach Italien und Slowenien herumgesprochen. Daraufhin unternahmen jedes
Jahr zum Feste des hl. Augustinus am 28. August viele Augenleidende aus
diesen Gebieten Wallfahrten nach Fürstenfeld, um eine Linderung ihrer
Augenleiden zu erlangen.
Augustinus ist der Schutzpatron für Augenleidende. Ein
Wallfahrtsandachtsbildchen (Kupfer) aus dem 18. Jahrhundert von
Wallfahrtskirche und Kloster in Fürstenfeld befindet sich derzeit noch
im Stadtmuseum in Linz. Die Wallfahrten und Prozessionen sind bis zum
Anfang des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden. Zur selben Zeit, zu
„Augustini", fand in Fürstenfeld jährlich der weit über die Grenzen
hinaus bekannte „Slowenische Zwiebelmarkt" statt, der von den
Wallfahrern auch in Anspruch genommen wurde.
Die ehemalige Augustiner-Eremiten-Kirche in der Stadt Fürstenfeld in
der Steiermark steht unter Denkmalschutz. Das Kirchengebäude, im
Eigentum der Stadtgemeinde, wird als Veranstaltungsraum und Museum
genutzt.
Die 2019 restaurierte Orgel
Mit Herzog Rudolf IV. wurde 1362 auf Wunsch der Bürgerschaft ein
Kloster für die Augustiner-Eremiten gegründet. Die Klosterkirche wurde
von 1365 bis 1368 erbaut. 1503 und 1685 entstanden Schäden durch
Brände. Im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts erfolgte ein barocker Umbau.
1811 wurde das Kloster aufgehoben. 1956 wurden Klostergebäude und
Kreuzgang abgebrochen. Die Kirche wurde 1978 restauriert. 2022 erfolgte
eine neuerliche Außenrenovierung mit neuer Farbgebung.
Der zweijochige, gotische Chor mit einem Fünfachtelschluss hat ein
Kreuzrippengewölbe mit drei figuralen Schlusssteinen und hohe zwei- und
dreiteilige Maßwerkfenster, außen zweimal abgetreppte Strebepfeiler.
Das vierjochige Langhaus wurde im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts
umgebaut und mit einem Platzlgewölbe auf Wandpfeilern überwölbt, die
flache Altarnischen bilden. Bei diesem Umbau wurden auch im Chor
Pilaster angebracht. Zugleich wurde nordseitig eine dreiteilige,
stuckierte und von einem Mittelturm überragte Eingangsfront errichtet,
die den Kirchplatz dominiert.
Hl. Nepomuk
Bei der Restaurierung 1968 wurden Fresken aus den Jahren um 1400
freigelegt: an den Chorwänden ca. 20 rekonstruierbare Medaillons mit
Halbfiguren der Apostel alternierend mit Propheten, denen in Banderolen
Sätze des Glaubensbekenntnisses beigeordnet sind. Darüber, in den
Chorschrägen sind großfigurige, thronende Könige und Propheten, deren
einst plastisch gebildete Köpfe als Rippenkonsolen dienten.
Die rechte Chorschräge zeigt Vera Ikon und Daniel in der Löwengrube, an
der Nordwand die Inschrift ...orare deum per animam johanne aquila
picture, welche sich auf den Maler der Fresken Johannes Aquila bezieht.
An der südlichen Langhauswand zeigen Freskenreste eine Madonna in einem
Seitenaltar, seitlich zwei Heilige und im Gesprenge musizierende Engel.
Vor dem Eingang des Rathauses steht eine Plastik von Prof. Hans
Mauracher, die an eine Begebenheit während des Krieges zwischen dem
ungarischen König Matthias Corvinus und Kaiser Friedrich III. erinnert.
Als 1480 die ungarischen Truppen gegen Fürstenfeld zogen, schickte der
Kaiser Kroaten als Hilfe. Auf dem Weg von Graz nach Fürstenfeld suchten
diese jedoch die Weinkeller auf und betranken sich. Der größte Teil von
ihnen wurde von den Ungarn erschlagen.
Der „b`soffene Türk“ eigentlich ein „b`soffener Kroate“
Grazertor
Gemeinsam mit dem Bereich des Augustinerklosters war die westliche
Schmalseite die schwächste Stelle der mittelalterlichen
Stadtbefestigung. Folgerichtig wurde hier mit den Festungsbauarbeiten
begonnen. Aus dem Jahr 1557 ist bekannt, dass die Brücke vor dem Grazer
Tor (auch „oberes" oder „steirisches Tor" genannt) in Angriff genommen
wurde. Im Gegensatz zum östlichen Ungartor ist es fraglich, ob das
Grazer Tor ein kompletter Neubau war. Möglicherweise wurde das
mittelalterliche Stadttor nicht ganz abgetragen, sondern teilweise in
das neue Torhaus integriert.
1565 berichtet Francesco Thibaldi (Thebaldi), der
Nachfolger Domenico dell'Allios, dass das Grazer Tor im selben Jahr
vollendet worden war. Das Obergeschoß des neuzeitlichen Torhauses war
nur durch eine gedeckte Außenstiege erreichbar, das Haus also nach
Süden und wohl auch nach Norden hin um eine Fensterachse kürzer als
heute. Das Grazer Tor ging 1775 zusammen mit den Wällen und Basteien in
den Besitz der Stadt über, die das Gebäude ab 1776 durch den Baumeister
Leopold Ainspinner renovieren ließ.
Die Räumlichkeiten wurden danach vom Ärar angemietet und zu einem
Spitalswohngebäude umfunktioniert. Nach der Aufkündigung des
Pachtvertrags durch das Militär Ende der 1830-er Jahre wurden die drei
Wohnungen sowie der ebenerdige Brotladen durch Lizitation an den
Meistbietenden auf jeweils drei Jahre vermietet. Von 1861 bis 1923 war
auch die Stadtsparkasse im Grazer Tor untergebracht.
Das Obergeschoß beherbergte ab 1858 das Rathaus. Den diesbezüglichen
Umbau nahm Andreas Lienhard vor, der mit der Neugestaltung der Fassade
den wuchtigen Festungscharakter des Tores betonen wollte. Die
Gesamtwirkung wurde allerdings durch die Errichtung des südlichen
Fußgängerdurchganges im Jahr 1908 gestört. Nach schweren Kriegsschäden
im Jahr 1945 wurde das Gebäude in den folgenden Jahren wieder aufgebaut
und erhielt nun auch einen nördlichen Fußgängerdurchgang sowie eine
Fassade, die dem Zustand vor 1859 wieder stärker entspricht.
Mariensäule am Grazer Platz - Erneuert im Kriegsjahre 1915 von der
Bewohnerschaft und dem Stadt-Verschönerungsverein
Mühlbastei
Bereits Anfang der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde im Zuge der
Errichtung der Kurtine gegen die heutige Mühlbastei ein erstes Erdwerk
an deren Stelle errichtet. Dieses wurde 1565 gegen den Feistritzabhang
noch durch die mittelalterliche Stadtmauer begrenzt. Damit war die
exponierte Westseite vorerst hinreichend geschützt, sodass sich der
festungsmäßige Ausbau der Mühlbastei noch längere Zeit verzögerte.
Trotzdem verlangte damals der Superintendent Francesco Thibaldi
(Thebaldi) die Errichtung einer richtigen Bastei in der Nordwestecke
der Fürstenfelder Festung. Chronischer Geldmangel verzögerte allerdings
die Umsetzung für viele Jahre. Zudem beschloss die Steirische
Landschaft 1576, den Weiterbau des „gebey Zu furstenfeldt nit mit
Stainen Vnd Mauerwerch Zuuerrichten", sondern nur noch Erdwerke
anfertigen zu lassen. Trotzdem wurde schließlich die Mühlbastei von den
Maurermeistern Hans Märbl und Benedikt von Cam (Facon) aufgemauert, mit
einer Kasematte versehen und schließlich Anfang Herbst des Jahres 1581
fertig gestellt.
Eine Kurtine zur Schlossbastei sparte man sich allerdings aufgrund des
Steilhanges und begnügte sich mit der mittelalterlichen Wehrmauer, die
man nur mit einem Wehrgang versah. Damit war die erste Phase des
Fürstenfelder Festungsbaus abgeschlossen. Die Schutzfunktion der
Mühlbastei wurde erst bedeutender, als man 1663 in wenigen Tagen die
Grazer Vorstadt samt dem dortigen Schloss und der Vorstadtmauer abriss.
Damals musste auch der bereits zerfallene Wehrgang auf der
mittelalterlichen Stadtmauer Richtung Kommende erneuert werden. Mit der
Abnahme der Türkengefahr fand die Mühlbastei als Garten Verwendung.
Zusammen mit den anderen Festungsanlagen wurde auch sie 1775 ebenfalls
aufgegeben, wodurch die Gründe in weiterer Folge parzelliert wurden und
in Privatbesitz gelangten.
Blick in die Santnergasse Richtung Stadtpfarrkirche Fürstenfeld
Öffentliche Toilette Hauptplatz Fürstenfeld mit Kürbis
Pfeilburg
Die Pfeilburg ist der einzige erhaltene Teil der aus dem 13.
Jahrhundert stammenden mittelalterlichen Ringmauer. Als Verstärkung
dieser Mauer dienten Türme, die zum Großteil reine Verteidigungsanlagen
blieben, vereinzelt aber im Lauf der Zeit zu Ansitzen ausgebaut wurden.
Der gotische Mittelturm der aufgrund der topographischen Gegebenheiten
besonders gefährdeten südlichen Ringmauer hat sich bis heute im Verband
der Pfeilburg erhalten. Er dürfte bereits im Jahr 1480 - als die
ungarischen Truppen des Matthias Corvinus Fürstenfeld einnahmen und für
zehn Jahre besetzten - eine ausgebrannte rauchgeschwärzte Ruine gewesen
sein. Der Turm wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den
Besitzesnachfolgern des Hans Pehlberger (Pfeilberger) wieder aufgebaut
und nun als „Schwarzturm" bezeichnet - entweder weil er ausgebrannt war
oder weil man Pulver darin lagerte. Im Jahr 1550 gelangte er in den
Besitz des Max Ruepp, der größere Um- und Neubauten durchführen ließ.
Ab 1558 durfte Max Ruepp sein Anwesen „Pfeilberg" nennen und dies auch
seinem Namen anfügen.
Nach einer wechselvollen Besitzgeschichte kam das Freihaus Pfeilberg im
Jahr 1691 an Johann Christoph Liscutin. Dieser richtete die erste
Tabakverarbeitung Österreichs ein und ließ zu diesem Zweck den
nordöstlichen Trakt anbauen. Weitere Zu- und Umbauten folgten. Nach dem
Tod des Joseph Anton von Liscutin im Jahr 1725 erwarb der Magistrat
Fürstenfeld das Freihaus samt seinen Gärten aus der Konkursmasse und
vermietete es. Die Tabakfabrik war in dessen Räumlichkeiten bis zum
Jahr 1780 untergebracht. Danach wurde das Gebäude als Schule, Kaserne,
Militärspital und schließlich zur Armenversorgung verwendet. Der
langjährigen Initiative des Fürstenfelder Museumsvereines ist es zu
verdanken, dass dieser älteste Profanbau der Stadt - mittlerweile als
Pfeilburg bezeichnet - gerettet, renoviert und schließlich 1999 seiner
neuen Bestimmung als Kruzitürken- und Tabakmuseum übergeben werden
konnte.
PFEILBURG
Mittelalterlicher Baukern
Ritterl. mit got. Mitterturm
1469 Einlass der Baumkirchner Truppen
1550 Erweiterung durch Max v. Ruepp
1558 Freihaus - mit Vorwerk Kavalier
1691 Gründung der 1. österr. Tabakfabrik durch Joh. Christoph Liscutin
1725 städt. Schulhaus
1806 Kaserne
1840 Militärspital
Danach Armenhaus
Aussichtspunkt Kurtine
Die südliche Langseite der mittelalterlichen Fürstenfelder Stadtanlage
wurde nur durch einen leichten Terrainabfall gebildet und deshalb durch
einen Stadtgraben gesichert. Bei der Neubefestigung Fürstenfelds ab
1556 konzentrierte man sich aus Kostengründen vorerst auf den Bau von
Bastionen an den Ecken des Stadtvierecks. Zum Baufortschritt an der
südlichen Langseite ist aus dem Jahr 1557 bekannt, dass der Stadtgraben
vom Schutt der mittelalterlichen Mauer gesäubert und kontinuierlich in
Richtung Ungarbastei verlängert wurde. Ende 1559 war die Festungsmauer
von der Augustinerbastei zum Ungartor hin auf eine Länge von rund 45
Metern angewachsen. Im Jahr 1565 befürwortete Francesco Thibaldi
(Thebaldi) für den weiteren Ausbau der Anlagen den Erdbau, da man
andernfalls mit einer Bauzeit von vierzig Jahren rechnen müsse, wenn
alle Kurtinen (also die Wälle zwischen den Bastionen) aufgemauert
werden sollten. Seinem beigelegten Plan ist deutlich zu entnehmen, dass
u.a. der östliche Teil der Südseite von der Ungarbastei bis zur
geplanten Mittelbastei bei der Pfeilburg nur durch die mittelalterliche
Ringmauer gesichert wurde. Zu diesem Zeitpunkt war es offensichtlich
gar nicht geplant, an allen vier Seiten gemauerte Kurtinen zu errichten.
Die heute noch bestehende Kurtine zwischen Ungarbastei und Kavalier
entstand erst Mitte des 17. Jahrhunderts. Der Hofkriegsingenieur und
Baumeister Thobias Creuztaller wurde 1651 beauftragt, die Fürstenfelder
Befestigungsanlagen zu besichtigen. Er forderte unter anderem, die neu
angefangene Kurtine von der Ungarbastei bis zur Pfeilburg auszubessern
und jene von der Pfeilburg bis zur Klosterbastei neu zu bauen. Diese
Mängel wurden in den folgenden Jahren jedoch nicht behoben, denn auch
der kaiserliche Oberingenieur Martin Stier bekrittelte 1657, dass man
zwar begonnen habe, die Kurtine zwischen Ungar- und Klosterbastei
aufzumauern, sie sich zum Großteil aber nur als dünnes Meyerle mit
Erdaufschüttung und ohne Brustwehr präsentiere.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun:
Besuch im Museum Pfeilburg Fürstenfeld, September 2024: