Theodor Kery WP 2/3, A-2491 Neufeld/L.
+43/2624/54014 - office@websteiner.com
Das Museum der steirischen Kirche ist ein Haus für
alle Kunst- und Kulturinteressierten. Es ist der denkmalpflegerische
Mittelpunkt von 600 Kirchen in der Steiermark. Seit 2003 ist es mit dem
Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet. 2024 nimmt das
Diözesanmuseum den Grazer Dom in den Blick. Vor 850 Jahren, im Jahr
1174, taucht erstmals eine Kirche zum hl. Ägydius in Graz in einer
Urkunde auf. Wechselvoll ist dann die Geschichte des Gotteshauses:
Kaiser Friedrich III. lässt anstelle der romanischen Kirche die heutige
als seine Hofkirche neben der Burg erbauen.
Den Rang der Stadtpfarrkirche tritt sie in der Barockzeit an die Kirche
zum Heiligen Blut ab, um fortan als Jesuitenkirche eine neue
Ausstattung zu erhalten, die bis heute den Charakter bestimmt. Der
letzte Funktionswandel erfolgt 1786 mit der Erhebung zur Domkirche und
Kathedrale der Steiermark. Die Ausstellung zeigt die einzelnen
Perioden, Persönlichkeiten und die nicht täglich sichtbaren
Kostbarkeiten des Grazer Doms. Und sie geht der Frage nach der
Bedeutung dieses Bauwerks im Heute nach.
Vierzehn Nothelfer / Fourteen Holy Helpers
18. Jahrhundert / 18th century
Öl auf Leinwand / oil on canvas
Herkunft / origin: Fischbach, Pfarre
HI. Kümmernis / St. Kümmernis (sorrow)
18. Jahrhundert / 18th century
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft/origin: Graz, Kloster der Ursulinen
Befreiung des HI. Petrus aus dem Kerker / Liberation of St. Peter
Philipp Jakob Straub, Graz
um 1750/around 1750
Nussholz, teilweise vergoldet / nutwood, partly gold-plated
Herkunft/origin: Graz, Stadtpfarre Hl. Blut
Anna lehrt Maria / Anna instructs Mary
Prozessionsaltar / altar for processions Mitte 18. Jahrhundert / in the
mid-18th-century Holz, gefasst, vergoldet / wood, painted, gold-plated
Herkunft / origin: Pöllauberg, Pfarre
Anna Selbdritt / Virgin and Child with Saint Anne
um 1510/20 / around 1510/20
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft / origin: Kapfenberg, Pfarre
annehmen
Maria ist das beliebteste Motiv der christlichen Kunst. Die Mutter Jesu
lebt ihr Leben zwischen Glück und Leid. Die ältesten Quellen der
Marienverehrung und der bildlichen Darstellung sind die Evangelien.
Anschaulich schildert der Evangelist Lukas die Verkündigung an Maria
durch den Erzengel Gabriel: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen
Sohn wirst du gebären." Erst recht inspiriert das Weihnachtsevangelium.
Lukas regt damit viele Künstler zu bildlichen Darstellungen an. Für die
Darstellung Marias unter dem Kreuz bleibt das Johannes-Evangelium trotz
sparsamster Schilderung unübertreffliche Quelle. Im 2. Jahrhundert
entstanden die apokryphen Evangelien. Diese enthalten zahlreiche
Geschichten aus dem Leben Jesu, sie sind aber keine anerkannten
Schriften. Ihre Geschichten stillen den Wunsch der Menschen mehr
Menschliches über Jesus zu erfahren. Daher sind die Apokryphen im Volk
weit verbreitet. Das Protoevangelium des Jakobus berichtet von den
Eltern Marias, ihrer Kindheit, Vermählung und vielen anderen
Begebenheiten, die wir aus Bildern kennen.
Durch ihre mütterliche Beziehung zu Jesus ist Maria die bedeutendste
Fürsprecherin der Menschen. Sehr früh setzt daher die Verehrung der
Gottesmutter ein. Die Kunst kennt durch die Jahrhunderte die
unterschiedlichsten Darstellungen der Gottesmutter. Maria erscheint an
vielen Orten und in vielen Zusammenhängen: alleine oder mit Kind, in
Einzeldarstellungen oder in Lebenszyklen, thronend, stehend,
liebkosend, beschützend oder leidend. Aus allen Menschen ragt Maria
heraus durch ihr kompromissloses Annehmen des göttlichen Wunders: „Mir
geschehe, wie du es gesagt hast." (Lukas 1,38)
* * *
Schöne Madonna / Virgin Mary with the infant Jesus
um 1520/c. 1520
Holz, gefasst/wood, painted Herkunft/origin: Rachau, Pfarre
Schöne Madonna / Beautiful Virgin Mary
um 1420/с. 1420 Holz, barocke Fassung / wood, baroque version
Herkunft / origin: Perchau, Pfarre
Maria Himmelskönigin / Queen of Heaven
um 1500/с. 1500
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft/origin: Nachlass Rosina Novotny
Flügelaltar mit Marienszenen und Anna Selbdritt / Winged altarpiece: Scenes of Mary; Anne, Virgin and Child
Anna Selbdritt: Anfang 16. Jahrhundert
Altar: Josef Veiter, 1877
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft /origin: Bischöfliches Seminar Graz
erahnen
Wir wissen nicht, wie Jesus wirklich" ausgesehen hat. Es gibt keine
Quellen und Bildwerke, die ihn als Person bildhaft beschreiben. Die
ersten Darstellungen aus frühchristlicher Zeit zeigen auch nicht „wie"
Jesus ausgesehen hat, sondern sie zeigen „wer Jesus für uns" ist. Diese
Bekenntnisbilder" geben Zeugnis von Jesus Christus und wollen zum
Glauben hinführen. Für die weiteren Jesus-Darstellungen wird das Buch
Genesis 1,26 wegweisend: „Lasst uns den Menschen machen, als unser
Abbild, nach unserer Gestalt." Das einzige Bild von Gott ist somit der
Mensch, der Menschen-Sohn" Jesus.
Die weltweit meist verbreitete Darstellung zeigt Jesus Christus am
Kreuz. Von der Romanik bis in die Gegenwart bleibt dieses Bild
bestimmend. Die Spielarten des Themas spannen sich vom triumphierenden
Weltenherrscher, über den zutiefst leidenden Menschen bis zum
aufopfernden Gottessohn. Gerade das Leiden Jesu hat ab dem Mittelalter
viele Künstler zu Darstellungen angeregt: Schmerzensmann, Christus an
der Geißelsäule oder die in der Volksfrömmigkeit des Barock beliebten
„Geheimen Leiden Christi" sind nur einige Themen. Bildlich dargestellt
wird im Mittelalter auch das Mysterium der Geburt des Gottessohnes als
Mensch.
Ab der Neuzeit wird das Christusbild mit dem jeweils herrschenden, abendländischen Menschenbild verknüpft.
Gesellschaftsstrukturen, Zeitströmungen und künstlerischen Auffassungen
lassen ein breites Spektrum an Jesusbildern entstehen. Diese
Darstellungen sind immer ein Spiegel des Glaubens. Und immer versuchen
sie eine Ahnung zu geben vom für uns Menschen im Grunde unfassbaren
Mysterium der Menschwerdung Gottes.
* * *
Magdalena salbt Jesus die Füße / Magdalene anoints Jesus' feet
Philipp Jakob Straub, Graz; um 1750 / around 1750 Holz, vergoldet / wood, gold-plated
Herkunft/origin: Graz, Stadtpfarre Hl. Blut
Marientod (Dormitio) / Death of the Virgin Mary
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre
Anbetung der Könige / Adoration of the Magi
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre
Letztes Abendmahl / The Last Supper
Umkreis Jacopo Palma Giovanni
um 1640/c. 1640
Öl auf Leinwand / oil on canvas
Herkunft / origin: Bistum Graz-Seckau
Handwaschung des Pilatus / Jesus and Pilatus
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre
Kreuzigung Christi / Crucifixion
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre
feiern
Dem Auftrag Jesu Christi folgend feiern wir Christen das eucharistische
Mahl. Christus ist dabei real anwesend. Er wird als Leib und Blut in
der Gestalt von Brot und Wein gegenwärtig. Um die Bedeutung der
Eucharistiefeier hervorzuheben wurden die verwendeten liturgischen
Geräte besonders gestaltet.
Als Vasa Sacra bezeichnen wir all jene Altargeräte, die mit dem
Allerheiligsten - also mit Jesus Christus selbst - in Berührung kommen.
Der Kelch war ursprünglich das einzige Gefäß für die Mahlfeier. Er ist
das für den Messwein bestimmte, becherförmige Gefäß mit einem Fuß Seit
dem 9. Jahrhundert besteht er vorwiegend aus Edelmetall. Die Patene ist
ein flacher Teller, auf den die Hostie gelegt wird. Zur Aufbewahrung
der konsekrierten Hostien dient das Ziborium (Speisekelch). Die
Monstranz ist das prachtvoll gestaltete Zeigegefäß für Jesus Christus
in Gestalt der konsekrierten Hostie (Allerheiligste). Mit der Monstranz
wird das Allerheiligste zur Verehrung und Anbetung auf den Altar
gestellt (ausgesetzt) sowie bei Prozessionen mitgetragen. Vasa Non
Sacra nennen wir die für die Feier notwendigen Geräte, die nicht mit
dem gewandelten Wein und Brot in Berührung kommen. Es sind dies zwei
Kännchen für Wein und Wasser, Kerzenleuchter, Taufschale, Ölgefäße,
Weihrauchfass und Weihrauchschiffchen.
Während der Messfeier steht ein Altarkreuz als Zeichen der unblutigen
Erneuerung des Messopfers beim Altar. Der Altar ist der geweihte
„Tisch", auf den die Gaben Brot und Wein gestellt werden. Seit dem
Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) bildet der Hauptaltar,
umgangssprachlich Volksaltar, die Feiermitte. Der Altar kann die Form
von Tisch oder Sarkophag haben. Er muss frei umschreitbar, stabil und
fest im Kirchenraum sowie aus würdigem Material sein. Die Steiermark
besitzt eine außergewöhnliche Vielfalt an künstlerischen und qualitativ
hochwertigen Hauptaltären. Das Einfügen von Reliquien in den Altar ist
nicht mehr vorgeschrieben. Vielfach wird es jedoch bis heute aus
Tradition gemacht. Der Hauptaltar ist ein Zeichen für Jesus Christus.
Bei der Heiligen Messe ist dieser Altar die Mitte und das Zentrum der
feiernden Gemeinde.
Kelch & Hostienschale / Chalice & Paten
Br. Bernward Schmid, Goldschmiede Abtei Seckau 1989
Silber, teilweise vergoldet / silver, part. gold-plated
Herkunft/origin: Schenkung Franz Tropper
Pastorale von Bischof Johann Zwerger / Crosier of bishop Johann VII. Zwerger
Brix & Anders, 1892
Silber, Email / silver, enamel
Herkunft / origin: Bistum Graz-Seckau
Monstranz / Monstrance
Brix & Anders, Wien
um 1891/ around 1891
Silber, vergoldet; Email / silver, gold-plated; enamel
Herkunft/origin: Graz, Pfarre Herz Jesu
Vortragekreuz / Processional cross
Anfang 16. Jahrhundert / early 16th century Silber, teilvergoldet / silver, partly gold-plated
Herkunft / origin: Großlobming
Messkännchengarnitur für Wein und Wasser / Altar cruet set for wine and water
Ludwig Schneider, Augsburg 1689 Silber, teilvergoldet / silver, part. gold-plated
Herkunft/origin: Lind bei Zeltweg, Pfarre
Weihnachtskrippe / Nativity of Jesus
Jakob Peyer
um 1770/around 1770
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft/origin: Graz, Leechkirche
Kreuz mit Arma Christi / Resurrected Christ
Weststeiermark / western part of Styria
19. Jahrhundert / 19th century
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft / origin: Schenkung Philipp Harnoncourt
Prozessionsstange /procession staff
um 1750/с. 1750
Holz, vergoldet / wood, gold-plated
Herkunft: unbekannt / origin: unknown
Prozessionsstange mit Jesuskind /procession staff with the infant Jesus
um 1750/с. 1750
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft: unbekannt / origin: unknown
Prozessionsstange mit Relief Gott Vaters /procession staff with the relief of God
um 1750/с. 1750
Holz, vergoldet / wood, gold-plated
Herkunft: unbekannt / origin: unknown
SANKT ÄGYD, DIE WEHRKIRCHE VOR DER STADT
Vor 850 Jahren, im Jahr 1174, wird erstmals die Kirche des hl. Ägydius
in einer Schenkungsurkunde genannt. Markgraf Ottokar von Steiermark
macht darin dem Kloster Seckau eine großzügige Schenkung und zwar
„actum in foro Grazze in ecclesia sancti Egidi" - geschehen im Markte
Graz, in der Kirche des hl. Ägydius. Beim Bau dürfte es sich um eine
kleine, romanische Kirche mit drei Schiffen gehandelt haben.
Sie liegt außerhalb der damaligen Stadt und besitzt eine eigene
Wehrmauer. Gegründet als Eigenkirche wird das Gotteshaus bald die
Pfarrkirche von Graz. Dies lässt sich aus dem umgebenden Friedhof
schließen. 1188 wird erstmals ein Pfarrer von Graz mit Namen „Heinricus
de Grace" genannt 1265 wird auf dem Friedhof eine einfache
Katharinenkapelle erwähnt. Neben dieser steht ein romanischer Karner
(Beinhaus). Geblieben sind von diesen romanischen Kirchen nur die
Kirchenpatrone: der hl. Ägydius für den Dom und die hl. Katharina für
die Katharinenkirche mit dem Mausoleum.
Heiliger Ägidius als Kirchenpatron
Hl. Ägidius, um 1500, Holz, gefasst. Fischbach, Pfarre Hl. Ägidius
Der Nothelfer, dargestellt in Kutte mit Hirschkuh, wird als Patron der
Hirten, stillenden Mütter, bei Aussatz, Pest, von Händlern, Pilgern und
bei Dürre um Hilfe angerufen. Vermutlich bringen die Ottokare seine
Verehrung ins Land. Ägidius sind 18 Kirchen in der Steiermark geweiht.
Gedenktag: 1. September.
1174: Erste Nennung der Ägydiuskirche in Graz
Schenkungsurkunde: Markgraf Ottokar IV. von Steier schenkt dem Stift
Seckau genannte Güter und Gebiete um Seckau sowie den Erzwald bei
Waldstein, 17.2.1174, Pergament mit anhängendem Siegel.
Markgraf Ottokar IV. macht 1174 seine Schenkung an einem heute
unüblichen Ort, in der Ägydiuskirche in Graz. Es ist ihre erste
urkundliche Nennung. Der Akt lässt auf Bedeutung und Größe der
romanischen Kirche schließen.
SANKT ÄGYD, DIE HOFKIRCHE KAISER FRIEDRICH III.
1435 übernimmt Friedrich, der Sohn von Herzog Ernst dem Eisernen, als
Herzog die Regierung der Steiermark. Er hat eine Vorliebe für Graz und
beginnt, trotz chronischer Geldnot, 1438 den Ausbau seiner Stadtburg
mit Hofkirche. Der Baumeister des Chors ist bis 1450 der gebürtige
Grazer Hans Niesenberger, der danach als Meister von Grätz am Dom in
Mailand tätig ist. 1449 lässt Friedrich das Hoforatorium über der
Barbarakapelle an einem untypischen Ort einrichten und sorgt so für den
Brückenschlag zwischen weltlicher und geistlicher Machtsphäre.
Zuvor schon wird Friedrich 1440 zum deutschen König und 1453 als Friedrich III. zum deutschen Kaiser gewählt.
Als „Stempel" seines Herrschaftsanspruchs lässt er seine Devise „AEIOU"
anbringen, neun Mal in St. Ägyd. Auch bei der Ausstattung der Kirche
zeigt sich Friedrichs Großzügigkeit: Die Fresken seines Oratoriums und
die paradieshaften Rankenmalereien im Gewölbe sind Zeugnisse davon. Für
den Laienaltar erhält der aus Schwaben stammende und in Salzburg als
Bürger ansässige Conrad Laib den Auftrag für die Kreuzigung im Gedräng.
Laib signiert und datiert das Bild mit 1457. 1480 werden Graz und die
Steiermark von Türken-, Pest- und Heuschrecken heimgesucht. Die Grazer
Bürger stiften daraufhin das Gottesplagenbild, das 1485 von Thomas von
Villach gemalt wird. Fortan ist St. Ägyd Hofkirche, erweitert noch 1554
um die Romualdkapelle als weiteres Oratorium nach Plänen von Domenico
dell'Alio. Bis 1573 ist St. Ägyd zudem auch die Pfarrkirche der Stadt
Graz.
* * *
AEIOU, die Devise Kaiser Friedrich III.
1462, Stein. Graz, Diözesanmuseum Graz, Herkunft: Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Neunmal findet sich die Devise Kaiser Friedrich III. - AEIOU – in St.
Ägyd. Rund 300 Deutungen sind bekannt. Seit 2023 gilt die bereits zu
dessen Lebzeiten verwendete Aussage als Lösung: „Amor Electis Iniustis
Ordinor Ultor" - Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den
Ungerechten.
Kasel des Ferdinandsornates
Kasel des Ferdinands-Ornates, 17. Jahrhundert, Stoff, bestickt, Silberborte. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Die Jesuiten finden bei ihrem Einzug kostbare Messgewänder mit
gestickten Bildern vor, gestiftet von den Fürsten Österreichs. Zu den
kostbarsten Paramenten gehört der Ferdinands-Ornat: Er besteht aus 5
Kaseln, 4 Dalmatiken, 2 Pluvialen, 4 Stolen, 2 Manipeln, 1Kelchvelum
und 1 Bursa.
Heilige Gefäße – Vasa sacra
Messkelch, 1660/1670 Augsburg, Silber, vergoldet, Emaillemedaillons, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Mit Schmucksteinen, Silberfiligran und farbigen Medaillons - an der
Cuppa Dornenkrönung, Schmerzhafte Maria und Christus als Schmerzensmann
ist dieser Kelch reich verziert. Ikonografisch selten sind die
einzelnen Darstellungen von Gott Vater, Christus und dem Hl. Geist am
Cuppakorb.
Aufbewahrungsgefäß
Ziborium, 1660/1670, von M.M., Augsburg, Silber, vergoldet, Emaillemedaillons, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Im 17. Jahrhundert ist Augsburg ein Zentrum der Goldschmiedekunst.
Festtagsmonstranz, Ziborium und Kelch gelangten von dort nach St. Ägyd.
Silberdrahtfiligran, Emaillemedaillons, Schmucksteine und qualitätvolle
Treibarbeit zeigen die Kunstfertigkeit der dortigen Goldschmiede.
Kaiserlich-prachtvolles Festgewand
Kasel, Dalmatik, Pluviale, Stola, Manipel, Kelchvelum und Bursa des
sog. „Kaiser-Ornates", 1756, Seidenstoff. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Sieben Kaseln, zwei Pluviale, vier Dalmatiken, sieben Stolen, sieben
Manipel, sieben Bursen und sechs Kelchvela umfasst heute noch der
prachtvolle Kaiser-Ornat. Für feierliche Hochämter unter den Jesuiten
wurde der Ornat 1756 um 4589 Gulden und 15 Kreuzer angeschafft.
Nadelmalerei
Stola mit Heiligendarstellungen, 18. Jahrhundert, Stickerei auf Stoff. Graz, Dompfarre Hl. Agydius
Nadelmalerei ziert diese barocke Stola. Von Blumenkränzen umrahmt sind
Heilige einander gegenüber dargestellt: die Apostel Petrus und Paulus,
Ignatius von Loyola und Aloisius von Gonzaga, Herz Jesu und Herz Mariä,
Johannes Evangelist und Franz Borgia, Thomas von Aquin und Augustinus,
Jesuskind und Maria Immaculata (von oben nach unten).
Licht der Welt: Sonnenmonstranz
Monstranz, 1751, von Franz Pfäffinger, Silber, vergoldet, Emailmedaillons, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Die 90 cm hohe Monstranz gehört zu den kostbarsten Feiergegenständen
aus der Jesuitenzeit. Über dem Lunulagehäuse thront Gott Vater,
seitlich tragen Engel Ähren und Trauben. Der Fuß ist mit
Emailmedaillons verziert.
Tabernakeltür
Türe des ehem. barocken Tabernakels des Hochaltars, 1731/32, Entwurf:
Johann Jakob Schoy, Goldschmied Franz Pfaffinger, Metall, vergoldet;
heute in Holzrahmen. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Auf dem Stich des vom Jesuiten Georg Kraxner entworfenen Hochaltars ist
der barocke Tabernakel dargestellt, der im Laufe der Zeit verloren
ging. Erhalten hat sich davon die Tabernakeltüre mit Kreuzigung Jesu.
Unter dem Kreuz sind - neben Maria und Johannes - Heilige der Jesuiten
dargestellt.
SANKT ÄGYD DIE KATHEDRALE DER STEIERMARK
Nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773 kommt die Ägydiuskirche in
öffentliche Verwaltung. Mit der Diözesanregulierung unter Kaiser Joseph
II. wird Graz 1786 zum Sitz der Diözese Seckau. Die Ägydiuskirche wird
zur Kathedrale bestimmt und Josef Adam Graf Arco zieht als Bischof in
den neuen Dom ein. Der Bischof nutzt weiterhin den Bischofhof, das
Domkapitel erhält den Domherrenhof als Wohnhaus. Im 19. Jahrhundert
werden die Verbindungsgänge zu Burg und Jesuitenkolleg abgebrochen.
Weil die Burg als baufällig gilt, werden auch Teile davon abgetragen,
darunter der Palas von Friedrich III. Auch die Friedhofsmauer wird
entfernt und im Westen durch die Balustrade und die Mausoleumsstiege
ersetzt. Die 1772 von Anton Römer erbaute Orgel mit Prospekt von Veit
Königer wird 1844 von Josef Krainz erneuert. Seit 1854 besitzt der Dom
somit weitgehend sein heutiges Aussehen.
Bischofswürde
Cappa Magna, Stoff. Diözesanmuseum Graz, 6830., Herkunft: Bischöfliches
Mensalgut Bischof Josef Schoiswohl mit Cappa Magna, 1960, von Franz
Rogler, Öl auf Leinwand. Bischöfliches Mensalgut
An höchsten Festen kann der Bischof in den Kirchen der eigenen Diözese
eine Cappa Magna tragen, die bei der Hl. Messe abgelegt wird. Zuletzt
wurde zu Weihnachten 1966 eine Cappa Magna von Bischof Josef Schoiswohl
beim Einzug in den Grazer Dom verwendet.
Weihnachtliches Schauen
Weihnachtskrippe, 1913, von Peter Neuböck, Gips, gefasst. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
1913 wird vom Grazer Bildhauer Peter Neuböck eine Weihnachtskrippe mit
größeren Figuren angekauft. Kostengünstig ist sie aus Gips hergestellt
und so auch in mehreren steirischen Pfarren zu finden. Allerdings
variieren die Bemalungen der Figuren. Alljährlich wird diese Krippe in
reicher Landschaftsdekoration vor dem Ignatiusaltar von den Mesner
aufgebaut.
SANKT ÄGYD DER DOM ALS ZIERDE DER STADT
Seit mehr als 850 Jahren ist St. Ägyd Zufluchts- und Hoffnungsort in
der Stadt Graz und seit mehr als 200 Jahren auch das geistig-geistliche
Zentrum der Diözese Graz-Seckau. Mit Wilhelm Krautwaschl residiert der
12. Bischof von 58 Bischöfen der Diözese Graz-Seckau in St. Ägyd. In
der Vergangenheit wurde das Gotteshaus mit großen Anstrengungen
mehrfach umgestaltet, renoviert, saniert und restauriert. Seit 2023
zeigt sich der Ägydius-Dom wieder frisch herausgeputzt: Sechs Jahre
lang wurde in drei Etappen das Gebäude, seine Technik, seine
künstlerische Einrichtung und die Orgel in den Blick genommen,
restauriert, saniert und erneuert.
Ein markantes, neues Zentrum bilden heute Hauptaltar und Ambo aus
dunklem, grüngrauen Seiser Basalt. Der Bildhauer Wilhelm Scherübl setzt
der prachtvollen Ausstattung eine formal schlichte Feiermitte entgegen.
Schlicht steht die Kathedra (Bischofssitz) aus massivem Eichenholz vor
dem Hochaltar, erkennbar am Wappen der Diözese Graz-Seckau, dem
Segensarm, auf der Rückenlehne. Sie allein macht die gegenwärtige
Funktion des Gotteshauses sichtbar: St. Ägyd mit seiner vielfältigen
Geschichte und Funktion ist die Kathedrale der Steiermark.
Zeichen der Bischofskirche
Kathedra der steirischen Bischöfe bis 2023, Holz, gefasst, vergoldet,
Stoff. Schloss Seggau, Bischöfliches Mensalgut, Herkunft: Graz,
Domkirche Hl. Ägydius
Auch der Ägydiusdom ist, wie jede Kathedralkirche, an iherer Kathedra
zu erkennen. Sie ist der Stuhl des jeweiligen Ortsbischofs, der
ausschließlich ihm vorbehalten ist. Das Wappen - der Segensarm -
kennzeichnet diesen „Thron" als jenen des amtierenden Bischofs der
Diözese Graz-Seckau.
Prozessionsfahne der Ägydiuskirche
Prozessionsfahne Hl. Ägydius, 19. Jahrhundert, Stoff, Nadelmalerei. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Bei Prozessionen und Bittgängen werden Fahnen als sichtbare Zeichen
mitgetragen. Diese Prozessionsfahne mit dem hl. Ägidius ist die einzig
erhaltene Fahne des Grazer Doms.
Mariazeller Papst-Erinnerung
Messkleid zum Papstbesuch in Mariazell, 2007, Entwurf von Edith Temmel,
Ausführung: Sr. Maria Klara Dominikus SCSC, Sr. Consolata Schrebitz
SCSC und Susanne Natter, Reinseide, handbemalt, Schmucksteine. Graz,
Dompfarre Hl. Ägydius
Aus handbemaltem Seidenstoff entsteht die Kasel, die Papst Benedikt
XVI. 2007 beim Besuch in Mariazell trägt. Sie ist mit
Goldfadenstickerei und Swarowski-Steinen verziert. Dom und Mariazell
beherbergen je ein Stück.
eintreten
Alles Heilige kommt von Gott und ist gleichsam Gott selbst. Wer Jesus
nachfolgt, ist von dieser Heiligkeit erfüllt. Alle Getauften bilden
durch den Heiligen Geist miteinander eine Gemeinschaft. Im Neuen
Testament werden alle Christen vielfach „die Heiligen" genannt. Ab dem
4. Jahrhundert wandelt sich der Sinn des Wortes: Heilige nennt man von
nun an verstorbene Menschen, die Christus in außergewöhnlicher Weise
nachgefolgt sind. Mit ihrem Mut, ihren Tugenden und ihrer Treue zu Gott
sind sie Vorbilder für alle Menschen. Von vielen Heiligen gibt es
historische Belege. Sie waren Menschen mit Stärken und Schwächen.
Heilige sind Menschen, die Licht in die Welt bringen. In der Frühkirche
sind dies zunächst Märtyrer. Märtyrer haben für ihren Glauben und ihre
Liebe zu Gott ihr Leben gelassen und sind für ihn gestorben. Später
werden auch andere außergewöhnliche Christen Heilige oder auch
Bekeriner genannt. Die Menschen wählten im Laufe der Zeit ihre
Lieblingsheiligen" aus. Die Fürbitte bei Gott und ihre Schutzfunktion
sind seit dem Mittelalter ein zentraler Grund für die
Heiligenverehrung. Es ist wichtig, starke Fürsprecher gegen
Krankheiten, Unwetter oder Ungerechtigkeiten zu haben. Die
Zuständigkeiten der Heiligen werden aus Leben, Legenden, Namen,
unterschiedlichen Erkennungszeichen, Verehrungstag im Kalender oder
anderen Sinnzusammenhängen abgeleitet.
Man nennt diese Zuständigkeiten Patronate oder Patrozinien. Der Heilige
Leonhard war zunächst der Patron der Gefangenen. Später wird er durch
seine Ketten auch zum Schutzherrn des Viehs und für bäuerliche
Anliegen. Am 6. November wird sein Gedenktag gefeiert. In der Regel ist
der Todestag eines Heiligen sein Gedenktag. Diese Heiligenfeste
bestimmen den christlichen Kalender und geben dem Jahreslauf seinen
Rhythmus. Zur Ehre und zum Andenken an Heilige schaffen Künstler
Darstellungen in- und außerhalb von Kirchen. Die Kunstwerke sind auch
Vorbild für uns unvollendete Heilige. Kleidung. Symbole und Begleiter
helfen uns beim Erkennen der verschiedenen Heiligen. Sie verweisen auf
ihr Leben und erzählen ihre Geschichten. Die Ostkirche sieht in den
Heiligen die Transparenz des Ewigen. Sie sind von Gott durchleuchtet.
Heilige sind Fenster, die den Blick freigeben und die Welt erhellen.
EHEM. JESUITENKOLLEGIUM
1572 - 97 VON BAUMEISTER VINZENZ DE VERDA ERBAUT. IMPOSANTE HOFANLAGE.
IM ERDGESCHOSS DES NORDWESTTRAKTES DAS REFEKTORIUM MIT REICHEM STUCKDEKOR (ENDE DES 17. JH.).
ÜBER IHM DIE NEUE KAPELLE (1962-63) MIT FARBGLASFENSTERN VON. RUDOLF SZYSZKOWITZ.
RECHTS VOM ALTAR EINE SPÄTGOTISCHE MADONNENSTATUE.
IM SÜDFLÜGEL PRUNKTREPPE (1712) UND EHEMALIGE KAPELLE - SEIT 1963 VORTRAGSSAAL - MIT SCHÖNER STUCKDECKE (UM 1690).
IM GARTEN FRANZ-XAVER - BRUNNEN (1734).
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: