Diözesanmuseum Graz

Der Dom als Zierde der Stadt, 850 Jahre St. Ägyd in Graz, September 2024

Das Museum der steirischen Kirche ist ein Haus für alle Kunst- und Kulturinteressierten. Es ist der denkmalpflegerische Mittelpunkt von 600 Kirchen in der Steiermark. Seit 2003 ist es mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet. 2024 nimmt das Diözesanmuseum den Grazer Dom in den Blick. Vor 850 Jahren, im Jahr 1174, taucht erstmals eine Kirche zum hl. Ägydius in Graz in einer Urkunde auf. Wechselvoll ist dann die Geschichte des Gotteshauses: Kaiser Friedrich III. lässt anstelle der romanischen Kirche die heutige als seine Hofkirche neben der Burg erbauen.

Den Rang der Stadtpfarrkirche tritt sie in der Barockzeit an die Kirche zum Heiligen Blut ab, um fortan als Jesuitenkirche eine neue Ausstattung zu erhalten, die bis heute den Charakter bestimmt. Der letzte Funktionswandel erfolgt 1786 mit der Erhebung zur Domkirche und Kathedrale der Steiermark. Die Ausstellung zeigt die einzelnen Perioden, Persönlichkeiten und die nicht täglich sichtbaren Kostbarkeiten des Grazer Doms. Und sie geht der Frage nach der Bedeutung dieses Bauwerks im Heute nach.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Vierzehn Nothelfer / Fourteen Holy Helpers
18. Jahrhundert / 18th century
Öl auf Leinwand / oil on canvas
Herkunft / origin: Fischbach, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

HI. Kümmernis / St. Kümmernis (sorrow)
18. Jahrhundert / 18th century
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft/origin: Graz, Kloster der Ursulinen

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Befreiung des HI. Petrus aus dem Kerker / Liberation of St. Peter
Philipp Jakob Straub, Graz
um 1750/around 1750
Nussholz, teilweise vergoldet / nutwood, partly gold-plated
Herkunft/origin: Graz, Stadtpfarre Hl. Blut

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Anna lehrt Maria / Anna instructs Mary
Prozessionsaltar / altar for processions Mitte 18. Jahrhundert / in the mid-18th-century Holz, gefasst, vergoldet / wood, painted, gold-plated
Herkunft / origin: Pöllauberg, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Anna Selbdritt / Virgin and Child with Saint Anne
um 1510/20 / around 1510/20
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft / origin: Kapfenberg, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

annehmen
Maria ist das beliebteste Motiv der christlichen Kunst. Die Mutter Jesu lebt ihr Leben zwischen Glück und Leid. Die ältesten Quellen der Marienverehrung und der bildlichen Darstellung sind die Evangelien. Anschaulich schildert der Evangelist Lukas die Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären." Erst recht inspiriert das Weihnachtsevangelium.

Lukas regt damit viele Künstler zu bildlichen Darstellungen an. Für die Darstellung Marias unter dem Kreuz bleibt das Johannes-Evangelium trotz sparsamster Schilderung unübertreffliche Quelle. Im 2. Jahrhundert entstanden die apokryphen Evangelien. Diese enthalten zahlreiche Geschichten aus dem Leben Jesu, sie sind aber keine anerkannten Schriften. Ihre Geschichten stillen den Wunsch der Menschen mehr Menschliches über Jesus zu erfahren. Daher sind die Apokryphen im Volk weit verbreitet. Das Protoevangelium des Jakobus berichtet von den Eltern Marias, ihrer Kindheit, Vermählung und vielen anderen Begebenheiten, die wir aus Bildern kennen.

Durch ihre mütterliche Beziehung zu Jesus ist Maria die bedeutendste Fürsprecherin der Menschen. Sehr früh setzt daher die Verehrung der Gottesmutter ein. Die Kunst kennt durch die Jahrhunderte die unterschiedlichsten Darstellungen der Gottesmutter. Maria erscheint an vielen Orten und in vielen Zusammenhängen: alleine oder mit Kind, in Einzeldarstellungen oder in Lebenszyklen, thronend, stehend, liebkosend, beschützend oder leidend. Aus allen Menschen ragt Maria heraus durch ihr kompromissloses Annehmen des göttlichen Wunders: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast." (Lukas 1,38)

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Schöne Madonna / Virgin Mary with the infant Jesus
um 1520/c. 1520
Holz, gefasst/wood, painted Herkunft/origin: Rachau, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Schöne Madonna / Beautiful Virgin Mary
um 1420/с. 1420 Holz, barocke Fassung / wood, baroque version
Herkunft / origin: Perchau, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Maria Himmelskönigin / Queen of Heaven
um 1500/с. 1500
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft/origin: Nachlass Rosina Novotny

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Flügelaltar mit Marienszenen und Anna Selbdritt / Winged altarpiece: Scenes of Mary; Anne, Virgin and Child
Anna Selbdritt: Anfang 16. Jahrhundert
Altar: Josef Veiter, 1877
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft /origin: Bischöfliches Seminar Graz

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

erahnen
Wir wissen nicht, wie Jesus wirklich" ausgesehen hat. Es gibt keine Quellen und Bildwerke, die ihn als Person bildhaft beschreiben. Die ersten Darstellungen aus frühchristlicher Zeit zeigen auch nicht „wie" Jesus ausgesehen hat, sondern sie zeigen „wer Jesus für uns" ist. Diese Bekenntnisbilder" geben Zeugnis von Jesus Christus und wollen zum Glauben hinführen. Für die weiteren Jesus-Darstellungen wird das Buch Genesis 1,26 wegweisend: „Lasst uns den Menschen machen, als unser Abbild, nach unserer Gestalt." Das einzige Bild von Gott ist somit der Mensch, der Menschen-Sohn" Jesus.

Die weltweit meist verbreitete Darstellung zeigt Jesus Christus am Kreuz. Von der Romanik bis in die Gegenwart bleibt dieses Bild bestimmend. Die Spielarten des Themas spannen sich vom triumphierenden Weltenherrscher, über den zutiefst leidenden Menschen bis zum aufopfernden Gottessohn. Gerade das Leiden Jesu hat ab dem Mittelalter viele Künstler zu Darstellungen angeregt: Schmerzensmann, Christus an der Geißelsäule oder die in der Volksfrömmigkeit des Barock beliebten „Geheimen Leiden Christi" sind nur einige Themen. Bildlich dargestellt wird im Mittelalter auch das Mysterium der Geburt des Gottessohnes als Mensch.

Ab der Neuzeit wird das Christusbild mit dem jeweils herrschenden, abendländischen Menschenbild verknüpft.
Gesellschaftsstrukturen, Zeitströmungen und künstlerischen Auffassungen lassen ein breites Spektrum an Jesusbildern entstehen. Diese Darstellungen sind immer ein Spiegel des Glaubens. Und immer versuchen sie eine Ahnung zu geben vom für uns Menschen im Grunde unfassbaren Mysterium der Menschwerdung Gottes.

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Magdalena salbt Jesus die Füße / Magdalene anoints Jesus' feet
Philipp Jakob Straub, Graz; um 1750 / around 1750 Holz, vergoldet / wood, gold-plated
Herkunft/origin: Graz, Stadtpfarre Hl. Blut

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Marientod (Dormitio) / Death of the Virgin Mary
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre

Anbetung der Könige / Adoration of the Magi
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Letztes Abendmahl / The Last Supper
Umkreis Jacopo Palma Giovanni
um 1640/c. 1640
Öl auf Leinwand / oil on canvas
Herkunft / origin: Bistum Graz-Seckau

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Handwaschung des Pilatus / Jesus and Pilatus
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre

Kreuzigung Christi / Crucifixion
sog. Hirschegger Altar
Umkreis des Hans Klocker / circle of Hans Klocker, 1503
Öl auf Holz / oil on panel
Herkunft/origin: Hirschegg, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

feiern
Dem Auftrag Jesu Christi folgend feiern wir Christen das eucharistische Mahl. Christus ist dabei real anwesend. Er wird als Leib und Blut in der Gestalt von Brot und Wein gegenwärtig. Um die Bedeutung der Eucharistiefeier hervorzuheben wurden die verwendeten liturgischen Geräte besonders gestaltet.

Als Vasa Sacra bezeichnen wir all jene Altargeräte, die mit dem Allerheiligsten - also mit Jesus Christus selbst - in Berührung kommen. Der Kelch war ursprünglich das einzige Gefäß für die Mahlfeier. Er ist das für den Messwein bestimmte, becherförmige Gefäß mit einem Fuß Seit dem 9. Jahrhundert besteht er vorwiegend aus Edelmetall. Die Patene ist ein flacher Teller, auf den die Hostie gelegt wird. Zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostien dient das Ziborium (Speisekelch). Die Monstranz ist das prachtvoll gestaltete Zeigegefäß für Jesus Christus in Gestalt der konsekrierten Hostie (Allerheiligste). Mit der Monstranz wird das Allerheiligste zur Verehrung und Anbetung auf den Altar gestellt (ausgesetzt) sowie bei Prozessionen mitgetragen. Vasa Non Sacra nennen wir die für die Feier notwendigen Geräte, die nicht mit dem gewandelten Wein und Brot in Berührung kommen. Es sind dies zwei Kännchen für Wein und Wasser, Kerzenleuchter, Taufschale, Ölgefäße, Weihrauchfass und Weihrauchschiffchen.

Während der Messfeier steht ein Altarkreuz als Zeichen der unblutigen Erneuerung des Messopfers beim Altar. Der Altar ist der geweihte „Tisch", auf den die Gaben Brot und Wein gestellt werden. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) bildet der Hauptaltar, umgangssprachlich Volksaltar, die Feiermitte. Der Altar kann die Form von Tisch oder Sarkophag haben. Er muss frei umschreitbar, stabil und fest im Kirchenraum sowie aus würdigem Material sein. Die Steiermark besitzt eine außergewöhnliche Vielfalt an künstlerischen und qualitativ hochwertigen Hauptaltären. Das Einfügen von Reliquien in den Altar ist nicht mehr vorgeschrieben. Vielfach wird es jedoch bis heute aus Tradition gemacht. Der Hauptaltar ist ein Zeichen für Jesus Christus. Bei der Heiligen Messe ist dieser Altar die Mitte und das Zentrum der feiernden Gemeinde.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Kelch & Hostienschale / Chalice & Paten
Br. Bernward Schmid, Goldschmiede Abtei Seckau 1989
Silber, teilweise vergoldet / silver, part. gold-plated
Herkunft/origin: Schenkung Franz Tropper

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Pastorale von Bischof Johann Zwerger / Crosier of bishop Johann VII. Zwerger
Brix & Anders, 1892
Silber, Email / silver, enamel
Herkunft / origin: Bistum Graz-Seckau

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Monstranz / Monstrance
Brix & Anders, Wien
um 1891/ around 1891
Silber, vergoldet; Email / silver, gold-plated; enamel
Herkunft/origin: Graz, Pfarre Herz Jesu

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Vortragekreuz / Processional cross
Anfang 16. Jahrhundert / early 16th century Silber, teilvergoldet / silver, partly gold-plated
Herkunft / origin: Großlobming

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Messkännchengarnitur für Wein und Wasser / Altar cruet set for wine and water
Ludwig Schneider, Augsburg 1689 Silber, teilvergoldet / silver, part. gold-plated
Herkunft/origin: Lind bei Zeltweg, Pfarre

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Weihnachtskrippe / Nativity of Jesus
Jakob Peyer
um 1770/around 1770
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft/origin: Graz, Leechkirche

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Kreuz mit Arma Christi / Resurrected Christ
Weststeiermark / western part of Styria
19. Jahrhundert / 19th century
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft / origin: Schenkung Philipp Harnoncourt

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Prozessionsstange /procession staff
um 1750/с. 1750
Holz, vergoldet / wood, gold-plated
Herkunft: unbekannt / origin: unknown

Prozessionsstange mit Jesuskind /procession staff with the infant Jesus
um 1750/с. 1750
Holz, gefasst / wood, painted
Herkunft: unbekannt / origin: unknown

Prozessionsstange mit Relief Gott Vaters /procession staff with the relief of God
um 1750/с. 1750
Holz, vergoldet / wood, gold-plated
Herkunft: unbekannt / origin: unknown

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

SANKT ÄGYD, DIE WEHRKIRCHE VOR DER STADT
Vor 850 Jahren, im Jahr 1174, wird erstmals die Kirche des hl. Ägydius in einer Schenkungsurkunde genannt. Markgraf Ottokar von Steiermark macht darin dem Kloster Seckau eine großzügige Schenkung und zwar „actum in foro Grazze in ecclesia sancti Egidi" - geschehen im Markte Graz, in der Kirche des hl. Ägydius. Beim Bau dürfte es sich um eine kleine, romanische Kirche mit drei Schiffen gehandelt haben.

Sie liegt außerhalb der damaligen Stadt und besitzt eine eigene Wehrmauer. Gegründet als Eigenkirche wird das Gotteshaus bald die Pfarrkirche von Graz. Dies lässt sich aus dem umgebenden Friedhof schließen. 1188 wird erstmals ein Pfarrer von Graz mit Namen „Heinricus de Grace" genannt 1265 wird auf dem Friedhof eine einfache Katharinenkapelle erwähnt. Neben dieser steht ein romanischer Karner (Beinhaus). Geblieben sind von diesen romanischen Kirchen nur die Kirchenpatrone: der hl. Ägydius für den Dom und die hl. Katharina für die Katharinenkirche mit dem Mausoleum.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Heiliger Ägidius als Kirchenpatron
Hl. Ägidius, um 1500, Holz, gefasst. Fischbach, Pfarre Hl. Ägidius
Der Nothelfer, dargestellt in Kutte mit Hirschkuh, wird als Patron der Hirten, stillenden Mütter, bei Aussatz, Pest, von Händlern, Pilgern und bei Dürre um Hilfe angerufen. Vermutlich bringen die Ottokare seine Verehrung ins Land. Ägidius sind 18 Kirchen in der Steiermark geweiht. Gedenktag: 1. September.

1174: Erste Nennung der Ägydiuskirche in Graz
Schenkungsurkunde: Markgraf Ottokar IV. von Steier schenkt dem Stift Seckau genannte Güter und Gebiete um Seckau sowie den Erzwald bei Waldstein, 17.2.1174, Pergament mit anhängendem Siegel.
Markgraf Ottokar IV. macht 1174 seine Schenkung an einem heute unüblichen Ort, in der Ägydiuskirche in Graz. Es ist ihre erste urkundliche Nennung. Der Akt lässt auf Bedeutung und Größe der romanischen Kirche schließen.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

SANKT ÄGYD, DIE HOFKIRCHE KAISER FRIEDRICH III.
1435 übernimmt Friedrich, der Sohn von Herzog Ernst dem Eisernen, als Herzog die Regierung der Steiermark. Er hat eine Vorliebe für Graz und beginnt, trotz chronischer Geldnot, 1438 den Ausbau seiner Stadtburg mit Hofkirche. Der Baumeister des Chors ist bis 1450 der gebürtige Grazer Hans Niesenberger, der danach als Meister von Grätz am Dom in Mailand tätig ist. 1449 lässt Friedrich das Hoforatorium über der Barbarakapelle an einem untypischen Ort einrichten und sorgt so für den Brückenschlag zwischen weltlicher und geistlicher Machtsphäre.

Zuvor schon wird Friedrich 1440 zum deutschen König und 1453 als Friedrich III. zum deutschen Kaiser gewählt.
Als „Stempel" seines Herrschaftsanspruchs lässt er seine Devise „AEIOU" anbringen, neun Mal in St. Ägyd. Auch bei der Ausstattung der Kirche zeigt sich Friedrichs Großzügigkeit: Die Fresken seines Oratoriums und die paradieshaften Rankenmalereien im Gewölbe sind Zeugnisse davon. Für den Laienaltar erhält der aus Schwaben stammende und in Salzburg als Bürger ansässige Conrad Laib den Auftrag für die Kreuzigung im Gedräng. Laib signiert und datiert das Bild mit 1457. 1480 werden Graz und die Steiermark von Türken-, Pest- und Heuschrecken heimgesucht. Die Grazer Bürger stiften daraufhin das Gottesplagenbild, das 1485 von Thomas von Villach gemalt wird. Fortan ist St. Ägyd Hofkirche, erweitert noch 1554 um die Romualdkapelle als weiteres Oratorium nach Plänen von Domenico dell'Alio. Bis 1573 ist St. Ägyd zudem auch die Pfarrkirche der Stadt Graz.

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AEIOU, die Devise Kaiser Friedrich III.
1462, Stein. Graz, Diözesanmuseum Graz, Herkunft: Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Neunmal findet sich die Devise Kaiser Friedrich III. - AEIOU – in St. Ägyd. Rund 300 Deutungen sind bekannt. Seit 2023 gilt die bereits zu dessen Lebzeiten verwendete Aussage als Lösung: „Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor" - Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Kasel des Ferdinandsornates
Kasel des Ferdinands-Ornates, 17. Jahrhundert, Stoff, bestickt, Silberborte. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Die Jesuiten finden bei ihrem Einzug kostbare Messgewänder mit gestickten Bildern vor, gestiftet von den Fürsten Österreichs. Zu den kostbarsten Paramenten gehört der Ferdinands-Ornat: Er besteht aus 5 Kaseln, 4 Dalmatiken, 2 Pluvialen, 4 Stolen, 2 Manipeln, 1Kelchvelum und 1 Bursa.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Heilige Gefäße – Vasa sacra
Messkelch, 1660/1670 Augsburg, Silber, vergoldet, Emaillemedaillons, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Mit Schmucksteinen, Silberfiligran und farbigen Medaillons - an der Cuppa Dornenkrönung, Schmerzhafte Maria und Christus als Schmerzensmann ist dieser Kelch reich verziert. Ikonografisch selten sind die einzelnen Darstellungen von Gott Vater, Christus und dem Hl. Geist am Cuppakorb.

Aufbewahrungsgefäß
Ziborium, 1660/1670, von M.M., Augsburg, Silber, vergoldet, Emaillemedaillons, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Im 17. Jahrhundert ist Augsburg ein Zentrum der Goldschmiedekunst. Festtagsmonstranz, Ziborium und Kelch gelangten von dort nach St. Ägyd. Silberdrahtfiligran, Emaillemedaillons, Schmucksteine und qualitätvolle Treibarbeit zeigen die Kunstfertigkeit der dortigen Goldschmiede.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Kaiserlich-prachtvolles Festgewand
Kasel, Dalmatik, Pluviale, Stola, Manipel, Kelchvelum und Bursa des sog. „Kaiser-Ornates", 1756, Seidenstoff. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Sieben Kaseln, zwei Pluviale, vier Dalmatiken, sieben Stolen, sieben Manipel, sieben Bursen und sechs Kelchvela umfasst heute noch der prachtvolle Kaiser-Ornat. Für feierliche Hochämter unter den Jesuiten wurde der Ornat 1756 um 4589 Gulden und 15 Kreuzer angeschafft.

Nadelmalerei
Stola mit Heiligendarstellungen, 18. Jahrhundert, Stickerei auf Stoff. Graz, Dompfarre Hl. Agydius
Nadelmalerei ziert diese barocke Stola. Von Blumenkränzen umrahmt sind Heilige einander gegenüber dargestellt: die Apostel Petrus und Paulus, Ignatius von Loyola und Aloisius von Gonzaga, Herz Jesu und Herz Mariä, Johannes Evangelist und Franz Borgia, Thomas von Aquin und Augustinus, Jesuskind und Maria Immaculata (von oben nach unten).

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Licht der Welt: Sonnenmonstranz
Monstranz, 1751, von Franz Pfäffinger, Silber, vergoldet, Emailmedaillons, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Die 90 cm hohe Monstranz gehört zu den kostbarsten Feiergegenständen aus der Jesuitenzeit. Über dem Lunulagehäuse thront Gott Vater, seitlich tragen Engel Ähren und Trauben. Der Fuß ist mit Emailmedaillons verziert.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Tabernakeltür
Türe des ehem. barocken Tabernakels des Hochaltars, 1731/32, Entwurf: Johann Jakob Schoy, Goldschmied Franz Pfaffinger, Metall, vergoldet; heute in Holzrahmen. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Auf dem Stich des vom Jesuiten Georg Kraxner entworfenen Hochaltars ist der barocke Tabernakel dargestellt, der im Laufe der Zeit verloren ging. Erhalten hat sich davon die Tabernakeltüre mit Kreuzigung Jesu. Unter dem Kreuz sind - neben Maria und Johannes - Heilige der Jesuiten dargestellt.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

SANKT ÄGYD DIE KATHEDRALE DER STEIERMARK
Nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773 kommt die Ägydiuskirche in öffentliche Verwaltung. Mit der Diözesanregulierung unter Kaiser Joseph II. wird Graz 1786 zum Sitz der Diözese Seckau. Die Ägydiuskirche wird zur Kathedrale bestimmt und Josef Adam Graf Arco zieht als Bischof in den neuen Dom ein. Der Bischof nutzt weiterhin den Bischofhof, das Domkapitel erhält den Domherrenhof als Wohnhaus. Im 19. Jahrhundert werden die Verbindungsgänge zu Burg und Jesuitenkolleg abgebrochen. Weil die Burg als baufällig gilt, werden auch Teile davon abgetragen, darunter der Palas von Friedrich III. Auch die Friedhofsmauer wird entfernt und im Westen durch die Balustrade und die Mausoleumsstiege ersetzt. Die 1772 von Anton Römer erbaute Orgel mit Prospekt von Veit Königer wird 1844 von Josef Krainz erneuert. Seit 1854 besitzt der Dom somit weitgehend sein heutiges Aussehen.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Bischofswürde
Cappa Magna, Stoff. Diözesanmuseum Graz, 6830., Herkunft: Bischöfliches Mensalgut Bischof Josef Schoiswohl mit Cappa Magna, 1960, von Franz Rogler, Öl auf Leinwand. Bischöfliches Mensalgut
An höchsten Festen kann der Bischof in den Kirchen der eigenen Diözese eine Cappa Magna tragen, die bei der Hl. Messe abgelegt wird. Zuletzt wurde zu Weihnachten 1966 eine Cappa Magna von Bischof Josef Schoiswohl beim Einzug in den Grazer Dom verwendet.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Weihnachtliches Schauen
Weihnachtskrippe, 1913, von Peter Neuböck, Gips, gefasst. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
1913 wird vom Grazer Bildhauer Peter Neuböck eine Weihnachtskrippe mit größeren Figuren angekauft. Kostengünstig ist sie aus Gips hergestellt und so auch in mehreren steirischen Pfarren zu finden. Allerdings variieren die Bemalungen der Figuren. Alljährlich wird diese Krippe in reicher Landschaftsdekoration vor dem Ignatiusaltar von den Mesner aufgebaut.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

SANKT ÄGYD DER DOM ALS ZIERDE DER STADT
Seit mehr als 850 Jahren ist St. Ägyd Zufluchts- und Hoffnungsort in der Stadt Graz und seit mehr als 200 Jahren auch das geistig-geistliche Zentrum der Diözese Graz-Seckau. Mit Wilhelm Krautwaschl residiert der 12. Bischof von 58 Bischöfen der Diözese Graz-Seckau in St. Ägyd. In der Vergangenheit wurde das Gotteshaus mit großen Anstrengungen mehrfach umgestaltet, renoviert, saniert und restauriert. Seit 2023 zeigt sich der Ägydius-Dom wieder frisch herausgeputzt: Sechs Jahre lang wurde in drei Etappen das Gebäude, seine Technik, seine künstlerische Einrichtung und die Orgel in den Blick genommen, restauriert, saniert und erneuert.

Ein markantes, neues Zentrum bilden heute Hauptaltar und Ambo aus dunklem, grüngrauen Seiser Basalt. Der Bildhauer Wilhelm Scherübl setzt der prachtvollen Ausstattung eine formal schlichte Feiermitte entgegen. Schlicht steht die Kathedra (Bischofssitz) aus massivem Eichenholz vor dem Hochaltar, erkennbar am Wappen der Diözese Graz-Seckau, dem Segensarm, auf der Rückenlehne. Sie allein macht die gegenwärtige Funktion des Gotteshauses sichtbar: St. Ägyd mit seiner vielfältigen Geschichte und Funktion ist die Kathedrale der Steiermark.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Zeichen der Bischofskirche
Kathedra der steirischen Bischöfe bis 2023, Holz, gefasst, vergoldet, Stoff. Schloss Seggau, Bischöfliches Mensalgut, Herkunft: Graz, Domkirche Hl. Ägydius
Auch der Ägydiusdom ist, wie jede Kathedralkirche, an iherer Kathedra zu erkennen. Sie ist der Stuhl des jeweiligen Ortsbischofs, der ausschließlich ihm vorbehalten ist. Das Wappen - der Segensarm - kennzeichnet diesen „Thron" als jenen des amtierenden Bischofs der Diözese Graz-Seckau.

Prozessionsfahne der Ägydiuskirche
Prozessionsfahne Hl. Ägydius, 19. Jahrhundert, Stoff, Nadelmalerei. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Bei Prozessionen und Bittgängen werden Fahnen als sichtbare Zeichen mitgetragen. Diese Prozessionsfahne mit dem hl. Ägidius ist die einzig erhaltene Fahne des Grazer Doms.

 Diözesanmuseum Graz, September 2024

Mariazeller Papst-Erinnerung
Messkleid zum Papstbesuch in Mariazell, 2007, Entwurf von Edith Temmel, Ausführung: Sr. Maria Klara Dominikus SCSC, Sr. Consolata Schrebitz SCSC und Susanne Natter, Reinseide, handbemalt, Schmucksteine. Graz, Dompfarre Hl. Ägydius
Aus handbemaltem Seidenstoff entsteht die Kasel, die Papst Benedikt XVI. 2007 beim Besuch in Mariazell trägt. Sie ist mit Goldfadenstickerei und Swarowski-Steinen verziert. Dom und Mariazell beherbergen je ein Stück.

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eintreten
Alles Heilige kommt von Gott und ist gleichsam Gott selbst. Wer Jesus nachfolgt, ist von dieser Heiligkeit erfüllt. Alle Getauften bilden durch den Heiligen Geist miteinander eine Gemeinschaft. Im Neuen Testament werden alle Christen vielfach „die Heiligen" genannt. Ab dem 4. Jahrhundert wandelt sich der Sinn des Wortes: Heilige nennt man von nun an verstorbene Menschen, die Christus in außergewöhnlicher Weise nachgefolgt sind. Mit ihrem Mut, ihren Tugenden und ihrer Treue zu Gott sind sie Vorbilder für alle Menschen. Von vielen Heiligen gibt es historische Belege. Sie waren Menschen mit Stärken und Schwächen.

Heilige sind Menschen, die Licht in die Welt bringen. In der Frühkirche sind dies zunächst Märtyrer. Märtyrer haben für ihren Glauben und ihre Liebe zu Gott ihr Leben gelassen und sind für ihn gestorben. Später werden auch andere außergewöhnliche Christen Heilige oder auch Bekeriner genannt. Die Menschen wählten im Laufe der Zeit ihre Lieblingsheiligen" aus. Die Fürbitte bei Gott und ihre Schutzfunktion sind seit dem Mittelalter ein zentraler Grund für die Heiligenverehrung. Es ist wichtig, starke Fürsprecher gegen Krankheiten, Unwetter oder Ungerechtigkeiten zu haben. Die Zuständigkeiten der Heiligen werden aus Leben, Legenden, Namen, unterschiedlichen Erkennungszeichen, Verehrungstag im Kalender oder anderen Sinnzusammenhängen abgeleitet.

Man nennt diese Zuständigkeiten Patronate oder Patrozinien. Der Heilige Leonhard war zunächst der Patron der Gefangenen. Später wird er durch seine Ketten auch zum Schutzherrn des Viehs und für bäuerliche Anliegen. Am 6. November wird sein Gedenktag gefeiert. In der Regel ist der Todestag eines Heiligen sein Gedenktag. Diese Heiligenfeste bestimmen den christlichen Kalender und geben dem Jahreslauf seinen Rhythmus. Zur Ehre und zum Andenken an Heilige schaffen Künstler Darstellungen in- und außerhalb von Kirchen. Die Kunstwerke sind auch Vorbild für uns unvollendete Heilige. Kleidung. Symbole und Begleiter helfen uns beim Erkennen der verschiedenen Heiligen. Sie verweisen auf ihr Leben und erzählen ihre Geschichten. Die Ostkirche sieht in den Heiligen die Transparenz des Ewigen. Sie sind von Gott durchleuchtet. Heilige sind Fenster, die den Blick freigeben und die Welt erhellen.

EHEM. JESUITENKOLLEGIUM
1572 - 97 VON BAUMEISTER VINZENZ DE VERDA ERBAUT. IMPOSANTE HOFANLAGE.
IM ERDGESCHOSS DES NORDWESTTRAKTES DAS REFEKTORIUM MIT REICHEM STUCKDEKOR (ENDE DES 17. JH.).
ÜBER IHM DIE NEUE KAPELLE (1962-63) MIT FARBGLASFENSTERN VON. RUDOLF SZYSZKOWITZ.
RECHTS VOM ALTAR EINE SPÄTGOTISCHE MADONNENSTATUE.
IM SÜDFLÜGEL PRUNKTREPPE (1712) UND EHEMALIGE KAPELLE - SEIT 1963 VORTRAGSSAAL - MIT SCHÖNER STUCKDECKE (UM 1690).
IM GARTEN FRANZ-XAVER - BRUNNEN (1734).

 Diözesanmuseum Graz, September 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: