Graz Museum Schlossberg

Museum am Grazer Schloßberg, August 2024

Im Graz Museum Schlossberg gibt es nicht nur den schönsten und weitesten Blick auf die Stadt, hier erfährst du auch alles über die Geschichte des Grazer Hausberges. Auf einem interaktiven Bildschirm kannst du in historische Bilder eintauchen, ein multimediales Schlossberg-Modell in der unterirdisch gelegenen Kasematte gibt Einblick in das Innere des Berges mit seinem Stollensystem. Im Wundergarten mit schattenspendenden Hainbuchen können Kinder die Geschichte der Fabelwesen erkunden, die auf dem Schlossberg beheimatet sind.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Uhrturm - Herrscher über die Zeit
Schon im Mittelalter befand sich am südlichen Rand der Burganlage ein Wachturm. Der heute 29 Meter hohe Turm erhielt im 16. Jahrhundert fast zeitgleich mit dem Landhaus und der Burg eine erste Uhr. Neben hölzernen Wehrgängen und einem steilen Zeltdach prägen seine Erscheinung übergroße, aus allen Himmelsrichtungen sichtbare Ziffernblätter mit Stunden- und Viertelstundenzeiger. Er hatte keine militärische Bedeutung, sondern war Feuerwachturm und Zeitgeber. Die Grazer*innen stellten ihre Uhren nach seinem 12-Uhr-Schlag. So setzte sich für den Magistrats- oder Bürgerturm genannten Bau die Bezeichnung Uhrturm durch. Von der Bürgerschaft vor der Sprengung gerettet, wurde er schließlich zum Wahrzeichen von Graz.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Der schwerste Kerker der Monarchie
Kaiser Josef II. erklärte Graz 1782 zur offenen, unbefestigten Stadt. Die Festung verlor gänzlich ihre militärische Funktion. Auf dem Schlossberg hatten sich schon immer Kerker befunden. Aus politischen oder religiösen Gründen Inhaftierte befanden sich im Hauptmannsgebäude und im Glockenturm. Nun wurde die gesamte Anlage zum Staatsgefängnis umgebaut. Schwerverbrecher*innen wurden in den Kellern und Kasematten angeschmiedet, erlitten Hunger und Torturen. Sie wurden jedoch schon 1809 verlegt, als Napoleons Truppen auf Graz marschierten. Nach der Schleifung der Festung waren von den Gebäuden nur noch Ruinen übrig. In den 1930er-Jahren wurde in dem verfallenen zweigeschoßigen Keller des Hauptmannsgebäudes eine als „Kasematte" bezeichnete Freilichtbühne eingerichtet, die noch heute genutzt wird.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Genießen Sie im Graz Museum Schlossberg die schönste und weiteste Aussicht auf die Stadt Graz. Auf einem interaktiven Bildschirm in der Kanonenhalle kann dabei nicht nur das Rad der Zeit zurückgedreht, sondern auch in historische Stadtbilder eingetaucht werden. In der Ausstellung wird alles über die bewegte Geschichte des Schlossberges erzählt. Und im unterirdisch gelegenen Gewölbe der Kasematte gibt ein multimediales Schlossbergmodell Einblicke in das Innere des Berges mit seinem kilometerlangen Stollensystem.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

WIR* wird zu MIR* - im Graz Museum Schlossberg
WIR* wird zu MIR* - eine Reise zum Thema Frieden durch die Stadt Graz
MIR* eine sichtbare Fackel, ein Objekt als „Redestab", das von Ort zu Ort reist und so zum Teil des Stadtbildes wird. Immer wieder tauchen die Buchstaben auf, für kurze Momente, für mehrere Wochen, als leuchtend-großer Schriftzug oder kleines Abbild davon, an oder in Institutionen, im öffentlichen Raum oder in privaten Wohnzimmern. Flankiert von Veranstaltungen, Lesungen, Diskussionen, Vorträgen, Ausstellungen und Performances über Frieden.

Die Idee ist aus der aktuellen Zeit geboren. Was kann man heutzutage tun, um der Ohnmacht zu begegnen? Wie reagieren auf multiple Krisen, auf Kriege? Wie in der Kunst agieren? In einer Mikrowelt wie Graz? Kulturinstitutionen, Vereine und Partner innen machen es sich zur Aufgabe, mit den Mitteln der Kunst und des Diskurses den Frieden in den Fokus zu rücken, das Wort zurückzuerobern und neu zu besetzen. Ein offener Dialog, der Menschen vereinen soll. Den Auftakt machte im Februar das Schauspielhaus Graz, weitere Partner*innen sind HDA Haus der Architektur, Kunsthaus Graz, manuskripte, Oper Graz, Schaumbad Freies Atelierhaus Graz, Steiermärkische Landesbibliothek, Theater im Bahnhof, TU Graz (Institut für Wohnbau).

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Die Kanonenhalle
Die Grazer Bevölkerung wurde bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts mit einer Alarmglocke von der Stallbastei vor Bränden gewarnt. Sie befindet sich noch heute auf dem Dach dieser Halle. Damals wurden in der Kanonenhalle die „Vier Evangelisten" aufgestellt und später durch sechs kleinere Geschütze ersetzt. Damit alarmierte der im Kanonierhaus stationierte Feuerwächter die Stadt, wobei die Anzahl der Schüsse anzeigte, in welchem Viertel ein Brand ausgebrochen war. Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden bei Feuer Kanonenschüsse abgegeben, wodurch die Stallbastei die Namen „Kanonenbastei" und „Alarmbatterie" erhielt. Die Kanonen, die heute hier zu sehen sind, wurden bei der Einrichtung des Garnisonsmuseums 1981 aufgestellt.

Zwei Regimentsgeschütze, 17./18. Jh. (Wandlafetten 1740er-Jahre; Geschützrohre vermutlich Dreißigjähriger Krieg, 1618-1648), Holz, Eisen, Leder Familie Arbesser-Rastburg
Zwei französische Feldkanonen, 18./19. Jh. (Geschützrohre 1792/93, erbeutet von der österreichischen Armee in den Napoleonischen Kriegen), Holz, Bronze, Eisen, Leder Stadtgemeinde Bruck/Mur

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Paulus Fürst: Abbildung der Vornehmen Festung und Statt Gratz in der Steyermarkt, 1667
Kupferstich auf Papier, Reproduktion, Original: 31,5 x 40,5 cm, Graz Museum

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Der hl. Thomas ist einer der zwölf Apostel.
Er trägt die Beinamen „Zwilling" (von Jesus Christus), „Zweifler" und „ungläubiger Thomas", da er die Auferstehung Christi zunächst anzweifelte. Auf diesem Altarblatt ist er mit flammendem Herzen dargestellt, das symbolisch für die Gottesliebe steht. Auch auf den Altaraufsätzen sind Heilige zu sehen: links Michael und Thomas, rechts Johannes der Täufer und Josef.

Unbekannt: St. Thomas, Ende 17. Jh. Öl auf Leinwand Graz Museum
Unbekannt: Altaraufsätze der Thomaskapelle, 17. Jh., übermalt im 19. Jh. Holz, bemalt, vergoldet und versilbert; Zinn, Graz Museum

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Hackher-Löwe - Triumphzeichen eines Verlustes
Nach der Kriegserklärung des österreichischen Kaiserreiches gegen Frankreich im April 1809 befahl Erzherzog Johann die Befestigung und Bemannung der Schlossberganlage. Unter dem Kommandanten Major Franz Hackher zu Hart zog eine Garnison von 913 Mann ein. Während die Stadt am 31. Mai kampflos übergeben worden war, wurde die Übergabe des Schlossbergs verweigert. Französische Truppen versuchten, ihn mit Sturmangriffen und Artilleriebeschuss einzunehmen - ohne Erfolg. Nach der Niederlage der österreichischen Truppen bei Deutsch-Wagram musste am 23. Juli jedoch auch die Schlossbergfestung aufgegeben werden. Die Franzosen befahlen ihre Schleifung. Anfang 1810 standen nur noch der Uhrturm, der Glockenturm und die Thomaskapelle. Major Hackher wurde dennoch als Held gefeiert. Ein Jahrhundert später wurde ihm auf dem obersten Schlossbergplateau ein Denkmal errichtet: der Hackher-Löwe.

Zum 100-jährigen Gedenken an die Schlossbergverteidigung entwarf der Bildhauer Otto Jarl 1909 ein Denkmal zu Ehren Major Hackhers. Es zeigt einen zum Angriff gegen Nordwesten sprungbereiten Löwen. 1943 wurde es als „Adolf-Hitler- Metallspende" eingeschmolzen. Später entschied sich die Grazer Bevölkerung für eine Wiederherstellung des alten Denkmals durch Wilhelm Gösser. Der neue Löwe in alter Gestalt wurde 1966 eingeweiht.

Otto Jarl: Entwurf für das Löwen-Denkmal Major Hackhers auf dem Schlossbergplateau, o. J.
Ton, glasiert, Graz Museum

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Blick gegen Westen

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Schlossbergbahn - Technik im Einklang mit der Natur
Die Nutzung des Schlossberges als Ausflugsziel verlangte nach neuen Wegen auf den Berg und nach Gastronomieangeboten. 1887 begannen Untersuchungen für eine Standsellbahn und unterschiedliche Trassenführungen mit dem Ziel, das Landschaftsbild weitgehend zu bewahren. Der Gemeinderat beauftragte einen privaten Investor, die Trasse am steilen Westhang anzulegen, wo sie vom Kaiser-Franz-Josef-Kai bis auf das Plateau beim Glockenturm führt. Sie überwindet eine Steigung von 60% und einen Höhenunterschied von fast 110 Metern. 1894 wurde die mit Dampf betriebene Schlossbergbahn für Fahrgäste freigegeben und an der Bergstation das Schlossbergrestaurant eröffnet. Seit der Elektrifizierung um 1900 wurde die Bahn wiederholt technisch adaptiert. Heute ist sie eine moderne Standseilbahn mit verglasten Wagen und barrierefreien Zugängen.

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Der Schlossberg als Burg und Festung
Die Bedeutung der Stadt Graz war eng mit ihrer militärischen Funktion und diese mit dem Schlossberg verknüpft. Auf dem Schlossberg befand sich vermutlich seit dem 8. Jahrhundert eine Burg. Sie schützte den Marktplatz, aus dem 1180 der politische Mittelpunkt des neu geschaffenen Herzogtums Steiermark und die zeitweise Residenz der Herrscher des Heiligen Römischen Reiches wurde. Unter Kaiser Friedrich III. erfuhr Graz im 15. Jahrhundert eine Blütezeit und die Burg am Berg wurde zum „Schloss". Im 16. Jahrhundert fand die nachhaltigste Veränderung statt: Der Herrschersitz wurde zu einer befestigten Militäranlage aus- gebaut. Nun hatte der Schlossberg nicht nur die Stadt zu schützen. Er war auch Teil einer europäischen Kette von Festungen, die gegen die Expansion des Osmanischen Reiches errichtet wurde. Die Grazer Schlossbergfestung wurde jedoch bis zu den Napoleonischen Kriegen 1809 niemals angegriffen. Die Folge dieser einzigen militärischen Auseinandersetzung um den Schlossberg war die Schleifung seiner Festungsbauten. Damit begann die Umgestaltung des Schlossberges in seine heutige Gestalt.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Ägyptisches Tor - Sehnsucht nach elysischen Gefilden
In der südlichen Festungsmauer der Stall- oder Kanonenbastei befindet sich das sogenannte Ägyptische Tor zur Kasematte. Das markante Steinportal mit Rundpfellern geht auf den Juristen und Ziegelfabrikanten Bonaventura Hödl (1776-1848) zurück. Dieser erwarb gemeinsam mit seiner Frau Karoline um 1820 ein Grundstück unterhalb der Bastei und mietete auch die Kasematte. Das Ehepaar gehörte somít zu den ersten Privatpersonen, die am Schlossberg über Besitz verfügten. Ihre Gartengestaltung mit Lauben und exotischen Pflanzen ist Sinnbild für eine nach der verklärten Heiterkeit und Harmonie des „Südens" gerichteten bildungsbürgerlichen Sehnsuchtskultur. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Zugang zum Portal mit einer Pergola versehen, wodurch die viel zitierten „hängenden Gärten von Graz" entstanden.

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Stall- oder Kanonenbastei - Monument des Bollwerks
Das Graz Museum Schlossberg befindet sich auf der 1547 fertiggestellten Stallbastai, die heute den charakteristischsten Überrest der einstigen Festung bildet. Zu ihren Bereichen gehören ehemalige Wirtschafts- und Militärbauten - wie die Kasematte, die auch als Lager und Kerker diente. Als Verbindung der Kasematte mit den darüberliegenden Räumen haben sich runde Dampfluken erhalten, die der Entlüftung und später der Versorgung der Gefangenen dienten. Nach 1809 wurde ein neuer Gebäudeteil angebaut. Kanoniere schlugen bel Feuer mit Kanonenschüssen Alarm, wodurch die Bastei ihren zweiten Namen erhielt: Kanonenbastei. Von hier aus sowie vom Glocken- und Uhrturm überblickten die Feuerwächter die Stadt und warnten mittels Glockengeläut, Laternen, Fackeln und Körben vor Bränden. Von 1981 bis 2012 befand sich hier das Garnisonsmuseum.

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Auf einem Hügel gelegener mittelalterlicher Uhrturm des 13. Jh. mit Garten und Panoramablick auf die Stadt.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

Die Glocken des Uhrturms

Stundenglocke
Durchmesser: 108 cm
Gegossen 1382 von Johannes von Rottesberg, älteste Glocke von Graz

Viertelstundenglocke
Durchmesser: 42,5 cm
Gegossen um 1450
Weitere Namen: Angelusglocke
(Gottesfriedenläuten, d. i. im Mittelalter ein zeitlich begrenzter Frieden, beispielsweise zu Marktzeiten), Armesünderglocke (Läuten bei Hinrichtungen), Lumpenglocke (Läuten zur Sperrstunde)

Feuerglocke
Durchmesser: 90 cm
Gegossen 1645 von Andreas Schreiber

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Denkmal des Infanterieregiments Nr. 27 - Wächter am Schlossberg
Der Schlossberg ist ein Ort der Erinnerung, an dem auf verdichtete Weise durch Monumente und Veranstaltungen an historische Ereignisse und Persönlichkeiten gedacht wird. Die Errichtung eines Denkmals für das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 27 „König der Belgier" war von einer Debatte über Erinnerungskultur begleitet. Das Grazer Hausregiment war während des Krieges gegen Frankreich 1809 Teil der Armee von Erzherzog Johann in Norditallen, und die Versorgungstruppen verteidigten mit Major Hackher den Schlossberg. Zum 250. Gründungsjubiläum anno 1932 plante das Regiment eine Heldenstatue am zentralen Platz beim Uhrturm. Die sozialdemokratische Stadtverwaltung forderte den Verzicht auf deutliche kriegerische und militante Darstellungen. Der Künstler Wilhelm Gösser schuf schließlich eine schlichte monumentale Figur, die nach dem Regimentsspruch „Furchtlos und treu" schützend über die Stadt wacht.

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Der Schlossberg als Landschaft und Naherholungsgebiet
Mit der Sprengung der Militäranlagen 1809 verlor Graz den Charakter einer Festungsstadt. Vormals Sperrgebiet, wurde der Schlossberg dem Land Steiermark übergeben und eine öffentliche Parkanlage. Neben den Initiativen des Landes gestalteten auch Bürger*innen, die Grundstücke erworben hatten, das Landschaftsbild. Üppige Gärten mit exotischen Pflanzen und Alleen, romantische Lauben und neue Bauten wurden geschaffen. Der Berg wurde zu einer idyllischen Sehnsuchtswelt mitten in einer sich nach und nach industrialisierenden Stadt. Nach politisch und wirtschaftlich unruhigen Jahrzehnten stand die Naturidylle am Schlossberg für den Wunsch nach Ruhe und Frieden. Nur in den Revolutionsjahren um 1848 wurde der Berg noch einmal militärischer Stützpunkt, und im Zweiten Weltkrieg wurde in seinem Inneren eine Stollenanlage als Zuflucht bei Luftangriffen errichtet. Seit er Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Stadt übergeben worden war, entstanden Aussichtsplätze, Gaststätten und eine Bahn auf den Berg. Schließlich wurde der Schlossberg das zentrale Naherholungsgebiet und geschützte Landschaftsgebiet, das er heute noch ist.

 Graz Museum Schlossberg, August 2024

260 Stufen führen als Zick-Zack-Weg vom Schlossbergplatz den Felshang hinauf zum Uhrturm. Die Schlossbergstiege ist eine von vier Aufstiegsmöglichkeiten auf den Grazer Schlossberg. Sie wurde von Kriegsgefangenen des ersten Weltkrieges in den Fels gehauen.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: