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Die Kirche hl. Florian ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Marktgemeinde Groß Sankt Florian in der Steiermark. Ihre Geschichte führt bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück.
Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1136.
Das Mittelschiff wurde 1522 eingewölbt. Der Anbau des Seitenschiffs
erfolgte in den Jahren 1711 und 1712. Die Seitenkapellen wurden 1869
errichtet. Um 1900 wurde die Außenfassade der Kirche im Stil des
Historismus umgestaltet. In den Jahren 1951, 1967 und 1980 fanden
Restaurierungsarbeiten statt.
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Gotisches Portal aus der Zeit um 1534; Bronzetor von 1978 von Franz Weiß mit Motiven aus der Geschichte der Pfarrkirche:
Im Glasfenster Christus als Weltenherrscher;
darunter: ein Engel reicht Florian den Märtyrerkranz;
in der Mitte: Nuntius Dr. Rossi mit der Reliquienmonstranz (1975) und
das Wappen des Lavanter Bischofs Bernhard Peuerl mit dem Weihetag der
Kirche 21. Oktober 1534;
unten: die urkundlichen Nennungen von Ort (1056) und Pfarre (1136)
sowie Christoph von Racknitz (gestorben 1529), der den Kirchenbau
gefördert hat.
Das Kirchenschiff und die Seitenschiffe werden von einem mächtigen
Satteldach überdacht. An der Außenseite des Chores befinden sich
abgetreppte Strebepfeiler, an der Wand des Chores ein barockes Kruzifix
und eine Statue der Mater Dolorosa aus der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts. Der spätgotische Kirchturm befindet sich im nördlichen
Chorwinkel und wurde zwischen 1711 und 1713 erhöht. Sein Spitzhelm
stammt aus der Zeit um 1869. In einer Nische der Turmwand befindet sich
seit 1976 eine Reliquie des heiligen Florian. An der straßenseitigen
Stützmauer des Kirchhofes ist ein figürlicher Römerstein eingemauert.
Die Pfarrkirche von Groß St. Florian ist heute ein dreischiffiger, sehr
geräumiger Bau mit umlaufenden Emporen, die wie die Seitenschiffe durch
Rundbogenöffnungen verbunden sind. Das Langhaus mit einer Länge von 26
m gehtfast in gleicher Breite in den 15 m langen Chorbau über.
Der Säulenhochaltar wurde 1734 aufgestellt und zeigt ein von Franz
Michael Strauss gemaltes Altarbild. Der Tabernakel ist im Stil des
Neobarock gestaltet. Vor dem Hochaltar befindet sich ein barockes
Kommuniongitter aus Stein mit einer schmiedeeisernen Gittertür aus dem
Ende des 18. Jahrhunderts.
Der Hochaltar mit seinem reich gegliederten Säulenaufbau erhielt 1732
seine farbliche Fassung. Das Hochaltarblatt zeigt den Kirchenheiligen
Florian in ritterlicher Tracht (Rüstung), wie er eben ein Schaff Wasser
auf eine brennende Kirche gießt, während die andere Hand zum
Segensgestus erhoben ist. Aus den zahlreichen Engelsfiguren ragt eine
heraus, die ihm den Blumenkranz und die Palme als Zeichen für sein
Martyrium reicht. Das Martyrium selbst ist rechts unten dargestellt:
Nach seinem Bekenntnis zum Christentum wird er in Lauriacum von der
Ennsbrücke geworfen.
Zwischen den Säulen sind die Statuen der hll. Petrus, Paulus, Johannes
Nepomuk und Johannes Sarkander angeordnet. Letztere Statue ist in der
Zuordnung nicht ganz gesichert und wurde früher als hl. Valentin
bezeichnet. In Gegenüberstellung zum Märtyrer des Beichtgeheimnisses
Johann Nepomuk ist aber viel eher an Johann Sarkander zu denken. Er
studierte in Graz und starb 1620 in Mähren. Im Auszug ist die göttliche
Dreifaltigkeit figural dargestellt, umgeben von zahlreichen
Engelsfiguren. Der Tabernakel stammt aus dem Jahr 1904, geschaffen von
Bartholomäus Gorendscheck. Die Figuren schuf Peter Neuböck nach
Entwürfen von Ludwig Kurz-Goldenstein. Das Antependium mit der
Aufschrift „Vas electionis‘“ wurde ebenso wie das Kommuniongitter im
Jahr 1791 aufgestellt.
Der Kern des fünfjochigen Mittelschiffes ist spätromanisch. Das Schiff
wird von einem Netzrippengewölbe aus dem Jahr 1522 überwölbt, das auf
gefasten Fünfachtel-Wandpfeilern ruht. Es hat runde Schlusssteine. Über
dem Gewölbe befinden sich spitzbogige Lichtgaden. Die Rippen im
westlichen Joch des Mittelschiffes wurden 1803 abgeschlagen. Der
vierjochige, im Kern gotische Chor ist etwas höher und schmäler als das
Mittelschiff und hat einen Dreiachtelschluss. Seine Joche werden von
Rundtonnen überspannt. Die beiden niedrigeren und schmalen
Seitenschiffe wurden zwischen 1711 und 1712 errichtet. Sie haben
Kreuzgratgewölbe. Darüber befinden sich die Emporengänge. Die Empore
selbst liegt im westlichen Teil des Mittelschiffes. Sie liegt auf einem
flachen Rundtonnengewölbe auf und hat eine vorschwingende Brüstung. Im
vierten Joch beider Seitenschiffe wurden zwischen 1869 und 1870 je eine
Seitenkapelle mit Fünfachtelschluss nach Norden und eine nach Süden
angebaut. Der Chor und die Turmhalle sind durch ein gotisches
Spitzbogenportal mit einer beschlagenen Eisentür miteinander verbunden.
Die Turmhalle weist ein Sternrippengewölbe auf, dessen Schlussstein die
Dreifaltigkeit (drei Köpfe) darstellt. Vom gotischen Hauptportal im
Westen des Kirchenschiffes ist nur der untere Teil erhalten.
Die Altäre in den Seitenkapellen befanden sich bis 1966 im Langhaus.
Beide Altarblätter, die hll. Josef und Petrus Martyr darstellend,
wurden 1712 bzw. 1715 von Franz Strauß geschaffen, die Aufbauten
stammen aus dem Jahr 1882. Im Kirchenraum, besonders in den
Seitenschiffen, befinden sich zahlreiche Bilder, darunter die
Kreuzwegbilder von 1778 und Apostelbilder von 1719.
Der Altar der nördlichen Seitenkapelle stammt aus derselben Zeit wie
der südliche und ist dem heiligen Joseph geweiht. Er hat ein ebenfalls
von Strauss gemaltes Altarbildnis.
Auf dem südlichen der neobarocken Seitenaltäre stehen zwei barocke
Engelsfiguren. Der barocke Altar der südlichen Seitenkapelle hat ein im
Jahr 1715 von Franz Michael Strauss gemaltes Bildnis des heiligen
Petrus Martyr. Neben dem Bild stehen auf Konsolen zwei Engelsstatuen
aus der Zeit um 1760.
Rechts: Reliquienschrein des hl. Florian, geschaffen 1976 von Franz
Weiß: Durch Vermittlung von Nuntius Opillio Rossi gelang es im Jahr
1976, eine Reliquie des Pfarrpatrons St. Florian (+ 304) zu erhalten.
Möglich wurde dieses Geschenk durch die großzügige Haltung von Karol
Wojtyla (ab 1978 Papst Johannes Paul II.), des damaligen Kardinals von
Krakau, wo die Reliquien des hl. Florian aufbewahrt werden.
Das Michaelsbild stammt aus dem Jahr 1895.
Die Pietä am linken Seitenaltar schuf 1871 Jakob Gschiel.
Die 10 Gebote in verständlicher Form
Gegenüber dem gotischen Turmportal befindet sich die 1729 gefasste
Kanzel. Ihr Akanthusdekor lässt sie etwas älter als den Hochaltar
erscheinen. Möglicherweise wurde sie schon Ende des 17. Jahrhunderts
aufgestellt. Am Kanzelkorb sind vier Bilder mit den Symbolen der vier
Evangelisten dargestellt (1905 verändert), am Schalldeckel
Frauengestalten, die drei göttlichen Tugenden repräsentierend.
Der Orgelprospekt auf der Empore stammt aus dem Jahr 1747. Das heutige
Werk wurde von der Orgelbaufirma Pflüger aus Feldkirch in Vorarlberg im
Jahr 1998 mit neuem Rückpositiv errichtet. Es besitzt 23 Register
verteilt auf zwei Manuale und Pedal.
Die Orgel auf der Musikempore wurde 1747 von Caspar Mitterreither
erbaut. Neben einigen Pfeifen hat sich vor allem das prächtige
fünffeldrige Prospektgehäuse erhalten. Das Werk aus der Werkstatt von
Martin Pflüger (Feldkirch) stammt aus dem Jahr 1998. Das Positiv in der
Brüstung wurde 1998 als Kopie des Hauptgehäuses neu geschaffen.
Statue der Maria Immaculata auf der nördlichen Empore
Portal der Pfarrkirche von Groß St. Florian
Im Turm der Pfarrkirche von Groß St. Florian hängen insgesamt fünf
Glocken. Vier Glocken wurden von der Innsbrucker Glockengießerei
Grassmayr im Jahr 1949 gegossen und ergänzen eine bereits vorhandene
Glocke, die im Jahr 1810 gegossen wurde.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: