Pfarrkirche hl. Florian

Groß Sankt Florian, August 2024

Die Kirche hl. Florian ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Marktgemeinde Groß Sankt Florian in der Steiermark. Ihre Geschichte führt bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück.

 Pfarrkirche Groß Sankt Florian, August 2024

Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1136. Das Mittelschiff wurde 1522 eingewölbt. Der Anbau des Seitenschiffs erfolgte in den Jahren 1711 und 1712. Die Seitenkapellen wurden 1869 errichtet. Um 1900 wurde die Außenfassade der Kirche im Stil des Historismus umgestaltet. In den Jahren 1951, 1967 und 1980 fanden Restaurierungsarbeiten statt.

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Gotisches Portal aus der Zeit um 1534; Bronzetor von 1978 von Franz Weiß mit Motiven aus der Geschichte der Pfarrkirche:
Im Glasfenster Christus als Weltenherrscher;
darunter: ein Engel reicht Florian den Märtyrerkranz;
in der Mitte: Nuntius Dr. Rossi mit der Reliquienmonstranz (1975) und das Wappen des Lavanter Bischofs Bernhard Peuerl mit dem Weihetag der Kirche 21. Oktober 1534;
unten: die urkundlichen Nennungen von Ort (1056) und Pfarre (1136) sowie Christoph von Racknitz (gestorben 1529), der den Kirchenbau gefördert hat.

 Pfarrkirche Groß Sankt Florian, August 2024

Das Kirchenschiff und die Seitenschiffe werden von einem mächtigen Satteldach überdacht. An der Außenseite des Chores befinden sich abgetreppte Strebepfeiler, an der Wand des Chores ein barockes Kruzifix und eine Statue der Mater Dolorosa aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der spätgotische Kirchturm befindet sich im nördlichen Chorwinkel und wurde zwischen 1711 und 1713 erhöht. Sein Spitzhelm stammt aus der Zeit um 1869. In einer Nische der Turmwand befindet sich seit 1976 eine Reliquie des heiligen Florian. An der straßenseitigen Stützmauer des Kirchhofes ist ein figürlicher Römerstein eingemauert.

Die Pfarrkirche von Groß St. Florian ist heute ein dreischiffiger, sehr geräumiger Bau mit umlaufenden Emporen, die wie die Seitenschiffe durch Rundbogenöffnungen verbunden sind. Das Langhaus mit einer Länge von 26 m gehtfast in gleicher Breite in den 15 m langen Chorbau über.

 Pfarrkirche Groß Sankt Florian, August 2024

Der Säulenhochaltar wurde 1734 aufgestellt und zeigt ein von Franz Michael Strauss gemaltes Altarbild. Der Tabernakel ist im Stil des Neobarock gestaltet. Vor dem Hochaltar befindet sich ein barockes Kommuniongitter aus Stein mit einer schmiedeeisernen Gittertür aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

Der Hochaltar mit seinem reich gegliederten Säulenaufbau erhielt 1732 seine farbliche Fassung. Das Hochaltarblatt zeigt den Kirchenheiligen Florian in ritterlicher Tracht (Rüstung), wie er eben ein Schaff Wasser auf eine brennende Kirche gießt, während die andere Hand zum Segensgestus erhoben ist. Aus den zahlreichen Engelsfiguren ragt eine heraus, die ihm den Blumenkranz und die Palme als Zeichen für sein Martyrium reicht. Das Martyrium selbst ist rechts unten dargestellt: Nach seinem Bekenntnis zum Christentum wird er in Lauriacum von der Ennsbrücke geworfen.

Zwischen den Säulen sind die Statuen der hll. Petrus, Paulus, Johannes Nepomuk und Johannes Sarkander angeordnet. Letztere Statue ist in der Zuordnung nicht ganz gesichert und wurde früher als hl. Valentin bezeichnet. In Gegenüberstellung zum Märtyrer des Beichtgeheimnisses Johann Nepomuk ist aber viel eher an Johann Sarkander zu denken. Er studierte in Graz und starb 1620 in Mähren. Im Auszug ist die göttliche Dreifaltigkeit figural dargestellt, umgeben von zahlreichen Engelsfiguren. Der Tabernakel stammt aus dem Jahr 1904, geschaffen von Bartholomäus Gorendscheck. Die Figuren schuf Peter Neuböck nach Entwürfen von Ludwig Kurz-Goldenstein. Das Antependium mit der Aufschrift „Vas electionis‘“ wurde ebenso wie das Kommuniongitter im Jahr 1791 aufgestellt.

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Der Kern des fünfjochigen Mittelschiffes ist spätromanisch. Das Schiff wird von einem Netzrippengewölbe aus dem Jahr 1522 überwölbt, das auf gefasten Fünfachtel-Wandpfeilern ruht. Es hat runde Schlusssteine. Über dem Gewölbe befinden sich spitzbogige Lichtgaden. Die Rippen im westlichen Joch des Mittelschiffes wurden 1803 abgeschlagen. Der vierjochige, im Kern gotische Chor ist etwas höher und schmäler als das Mittelschiff und hat einen Dreiachtelschluss. Seine Joche werden von Rundtonnen überspannt. Die beiden niedrigeren und schmalen Seitenschiffe wurden zwischen 1711 und 1712 errichtet. Sie haben Kreuzgratgewölbe. Darüber befinden sich die Emporengänge. Die Empore selbst liegt im westlichen Teil des Mittelschiffes. Sie liegt auf einem flachen Rundtonnengewölbe auf und hat eine vorschwingende Brüstung. Im vierten Joch beider Seitenschiffe wurden zwischen 1869 und 1870 je eine Seitenkapelle mit Fünfachtelschluss nach Norden und eine nach Süden angebaut. Der Chor und die Turmhalle sind durch ein gotisches Spitzbogenportal mit einer beschlagenen Eisentür miteinander verbunden. Die Turmhalle weist ein Sternrippengewölbe auf, dessen Schlussstein die Dreifaltigkeit (drei Köpfe) darstellt. Vom gotischen Hauptportal im Westen des Kirchenschiffes ist nur der untere Teil erhalten.

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Die Altäre in den Seitenkapellen befanden sich bis 1966 im Langhaus. Beide Altarblätter, die hll. Josef und Petrus Martyr darstellend, wurden 1712 bzw. 1715 von Franz Strauß geschaffen, die Aufbauten stammen aus dem Jahr 1882. Im Kirchenraum, besonders in den Seitenschiffen, befinden sich zahlreiche Bilder, darunter die Kreuzwegbilder von 1778 und Apostelbilder von 1719.

Der Altar der nördlichen Seitenkapelle stammt aus derselben Zeit wie der südliche und ist dem heiligen Joseph geweiht. Er hat ein ebenfalls von Strauss gemaltes Altarbildnis.

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Auf dem südlichen der neobarocken Seitenaltäre stehen zwei barocke Engelsfiguren. Der barocke Altar der südlichen Seitenkapelle hat ein im Jahr 1715 von Franz Michael Strauss gemaltes Bildnis des heiligen Petrus Martyr. Neben dem Bild stehen auf Konsolen zwei Engelsstatuen aus der Zeit um 1760.

Rechts: Reliquienschrein des hl. Florian, geschaffen 1976 von Franz Weiß: Durch Vermittlung von Nuntius Opillio Rossi gelang es im Jahr 1976, eine Reliquie des Pfarrpatrons St. Florian (+ 304) zu erhalten. Möglich wurde dieses Geschenk durch die großzügige Haltung von Karol Wojtyla (ab 1978 Papst Johannes Paul II.), des damaligen Kardinals von Krakau, wo die Reliquien des hl. Florian aufbewahrt werden.

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Das Michaelsbild stammt aus dem Jahr 1895.

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Die Pietä am linken Seitenaltar schuf 1871 Jakob Gschiel.

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Die 10 Gebote in verständlicher Form

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Gegenüber dem gotischen Turmportal befindet sich die 1729 gefasste Kanzel. Ihr Akanthusdekor lässt sie etwas älter als den Hochaltar erscheinen. Möglicherweise wurde sie schon Ende des 17. Jahrhunderts aufgestellt. Am Kanzelkorb sind vier Bilder mit den Symbolen der vier Evangelisten dargestellt (1905 verändert), am Schalldeckel Frauengestalten, die drei göttlichen Tugenden repräsentierend.

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Der Orgelprospekt auf der Empore stammt aus dem Jahr 1747. Das heutige Werk wurde von der Orgelbaufirma Pflüger aus Feldkirch in Vorarlberg im Jahr 1998 mit neuem Rückpositiv errichtet. Es besitzt 23 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal.

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Die Orgel auf der Musikempore wurde 1747 von Caspar Mitterreither erbaut. Neben einigen Pfeifen hat sich vor allem das prächtige fünffeldrige Prospektgehäuse erhalten. Das Werk aus der Werkstatt von Martin Pflüger (Feldkirch) stammt aus dem Jahr 1998. Das Positiv in der Brüstung wurde 1998 als Kopie des Hauptgehäuses neu geschaffen.

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Statue der Maria Immaculata auf der nördlichen Empore

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Portal der Pfarrkirche von Groß St. Florian

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Im Turm der Pfarrkirche von Groß St. Florian hängen insgesamt fünf Glocken. Vier Glocken wurden von der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr im Jahr 1949 gegossen und ergänzen eine bereits vorhandene Glocke, die im Jahr 1810 gegossen wurde.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: