Schloss Halbturn

Deckenfresko von Maulbertsch, Oktober 2023

Das Barockjuwel Schloss Halbturn ist eine barocke Schlossanlage in Halbturn im burgenländischen Bezirk Neusiedl am See, östlich des Neusiedlersees. Das Schloss wurde 1701 bis 1711 von Johann Lucas von Hildebrandt als Jagdschloss für Kaiser Karl VI. erbaut. Unter seiner Tochter Maria Theresia wurde es vom Hofbaumeister Franz Anton Hillebrandt umgebaut und der Sommersitz von Albert von Sachsen-Teschen und Erzherzogin Marie Christine als Statthalter in Ungarn. Aus dieser Zeit stammt auch das anlässlich deren Hochzeit 1765 von Franz Anton Maulbertsch angefertigte Deckenfresko Allegorie der Zeit und des Lichtes.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

Deckenfresko von Franz Anton Maulbertsch - Allegorie der Zeit und des Lichtes

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

Viele große Persönlichkeiten der Geschichte Österreichs und Ungarns waren Eigentümer der Herrschaft und des Schlosses Halbturn, welche sich bis heute in Privatbesitz befinden. Heute gilt das Schloss mit seiner weitläufigen und prachtvollen Parkanlage als eines der wertvollsten historischen Tourismusziele des Burgenlandes und bietet das ganze Jahr hindurch ein abwechslungsreiches Programm rund um Kunst, Kultur, Wein und Kulinarik.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

Schloss Halbturn, einer der bedeutendsten Barockbauten des Burgenlandes, diente einst dem Kaiserhaus als Jagd- und Sommerresidenz. Das Schloss wurde im Jahr 1711 von Lucas v. Hildebrandt, einem der wichtigsten österreichischen Vertreter der spätbarocken Baukunst, unter der Regierungszeit von Kaiser Karl VI. erbaut. Durch dessen Tochter Maria Theresia gelangte Schloss Halbturn in den Privatbesitz des Hauses Habsburg-Lothringen. Sie erwarb es von der ungarischen Krone und schenkte es ihrer Lieblingstochter Erzherzogin Marie-Christine zur Hochzeit mit Herzog Albert-Casimir von Sachsen-Teschen, Begründer der Grafischen Sammlung Albertina. Maria Theresia war es auch, die 1756 das bekannte Deckenfresko „Allegorie der Zeit und des Lichtes” von Franz-Anton Maulbertsch als Hochzeitsgeschenk für das junge Paar anfertigen ließ.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

Der Schlosspark - Den ersten Hinweis auf eine Gestaltung der Gartenanlagen in Halbturn gibt es unter Kaiser Karl VI. im Jahr 1737. Der gepflegte, rund 40 ha große Schlosspark gilt als Geheimtipp für Ruhe- und Erholungssuchende und ist ganzjährig bei freiem Eintritt für BesucherInnen geöffnet.

DER BERÜHMTE JAKOBSWEG führt durch den Schlosspark. Ausgehend von der Basilika Frauenkirchen ist der 55 km lange Ast des Österreichischen Jakobswegnetzes eine beliebte Wanderroute nicht nur für Pilger.

BERNSTEIN TRAIL - Auf den Spuren der alten Bernstein Straße führt der Wanderweg, von Carnuntum startend, durch unseren Schlosspark und weiter in die Traumlandschaft des Nationalparks Neusiedlersee.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

DIE KINDER MARIA THERESIAS UND FRANZ STEPHANS VON LOTHRINGEN
01 Maria Elisabeth 1737-1740
02 Maria Anna 1738-1789, Äbtissin in Prag, lebte in Klagenfurt
03 Maria Karolina 1740-1741
04 Joseph 1741-1790, Thronfolger und späterer Kaiser Joseph II.
verh. mit Isabella von Parma, verh. mit Maria Josepha von Bayern, zwei Töchter als Kinder gestorben
05 Maria Christina 1742-1798
verh. mit Albert von Sachsen-Teschen, Statthalterin der Niederlande
06 Maria Elisabeth 1743-1808, Äbtissin in Innsbruck
07 Karl Joseph 1745-1761
08 Maria Amalia 1746-1804
verh. mit Ferdinand von Parma, sieben Kinder
09 Leopold 1747-1792, Großherzog der Toskana und späterer Kaiser Leopold II.
verh. mit Maria Ludovica von Spanien, 16 Kinder
10 Maria Karolina 1748-1748
11 Johanna Gabriele 1750-1762
verlobt mit Ferdinand IV. von Neapel-Sizilien
12 Maria Josepha 1751-1767
verlobt mit Ferdinand IV. von Neapel-Sizilien
13 Maria Karolina 1752-1814
verh. mit Ferdinand IV. von Neapel-Sizilien, 18 Kinder
14 Ferdinand 1754-1806 Regent der Lombardei
verh. mit Maria Beatrice d'Este, neun Kinder
15 Maria Antonia 1755-1793
verh. mit Ludwig XVI. von Frankreich, vier Kinder
16 Maximilian 1756-1801, Erzbischof und Kurfürst von Köln

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

1540: Königin Maria von Ungarn, Witwe von König Ludwig II, floh vor den Turken aus Budapest und übernahm ihren Witwensitz Schloss Halbtum samt der Besitzung Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár). So fanden in Halbtum auch ihre königlichen Pferde eine neue Heirmat.

1711:
Schloss Halbtum wurde im Jahr 1711 von Lucas v. Hildebrandt, einem der wichtigsten Vertreter der spätbarocken Baukust, wahrend der Regierungszeit von Kaiser Karl VI erbaut. Er nutzte das Schloss vorwiegend als Jagd- und Sommerresidenz. Das von Wien leicht zu erreichende Halbturn gehörte zu den Lieblingsaufenthalten des Kaisers. Die Planung und Anlage des Parkes erfolgte zwischen 1724 und 1727 unter seiner gestaltenden Hand.

1717:
Das kaiserliche Hofgestüt Halbturn wurde neu gegrundet und stellte, neben Kladrub und Lipizza, die Pferde für die Spanische Hofreitschule in Wien. Zwischen den drei Gestüten bestand eine enge Zusammenarbeit und ein ständiger Austausch von Zuchtmaterial. Die jungen Fohlen aus Halbtum wurden nach Erreichung einer gewissen Entwicklungsstufe nach Lipizza gebracht, bevor sie in den anstrengenden Reitdienst am Wiener Hof genommen wurden.

1740:
Der Kaiser erkrankte während einer seiner geliebten Jagdaufenthalte in Halbturn und wurde noch nach Wien in sein Stadtschloss „Favorita" (heutiges Theresianum) gebracht, wo er eine Woche später am 20 Oktober 1740 verstarb. Maria Theresia, die Tochter von Kaiser Karl VI trat als erste und einzige Frau die Regentschaft über das große Habsburger Reich an Maria Theresia ließ von ihrem Architekten Anton Hillebrand umfangreiche Umbauten am Schlass vornehmen.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

1764: Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen der Germahl Maria Theresias, erwarb fast genau ein Jahr vor seinem Tod mit seinem privaten Vermögen die Herrschaft Ungarisch Altenburg/Halbtum aus dem Besitz der ungarischen Krone.

1765:
Kaiserin Maria Theresia erbte nach dem Tod ihres geliebten Gemahls Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, die Herrschaft samt Schloss und schenkte es noch im selben laht ihrer Lieblingstochter Erzherzogin Maria Christina. Die „Chistinenallee" im Schlosspark ist nach ihr benannt. Das berühmte Deckenfresko von Franz Anton Maulpertsch ließ Kaiserin Mana Theresia als Hochzeitsgeschenk für ihre Tochter Erzherzogin Maria Christina und deren Brautigam Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen anfertigen.

1798:
Erzherzogin Maria Christina starb und die Herrschaft ging in den Besitz ihres Gemahik Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen über. Er war großer Kunstmäzen, bedeutender Kunstsammler und Begründer der „Albertina" in Wien

1809:
Erzherzog Carl, der Adoptivsohn von Herzog Albert Kasimir, vermählt mit der evangelischen Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg, besiegte den bis dahin ungeschlagenen Napoleon in der „Schlacht ber Aspern 1809". Damit brach er den Mythos der Unbesiegbarkeit Napoleons und wurde zum berühmten Helden. Sein Denkmal steht in Wien am Heldenplatz.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

Die barocke Gestaltung des Parks geht auf die Erbauungsphase Karls VI. um 1737 zurück. Diese blieb bis in das 19. Jahrhundert weitgehend unverändert, erhalten sind davon Reste im Broderieparterre vor der Südfassade. Die heutige Konzeption ist ein Englischer Garten, um 1900 unter Erzherzog Friedrich vom seinerzeitigen Gartendirektor von Schloss Schönbrunn, Anton Umlauft, maßgeblich gestaltet. Der Park gehört zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmalen Österreichs und steht als solcher explizit unter Denkmalschutz.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

1822: Erzherzog Carl wurde bei Antritt seines Erbes, darunter auch die Herrschaft Ungarisch-Altenburg/Halbturn zum vermögendsten Mitglied der Habsburger-Dynastie. Prinzessin Henriette brachte den evangelischen Brauch des geschmückten Christbaumes mit. Ein Brauch, der sich schnell allgemein durchsetzte.

1847:
Feldmarschall Erzherzog Albrecht, der Sohn von Erzherzog Carl und Erzherzogin Henriette, heiratete Prinzessin Hildegard von Bayern. Dieser Ehe entstammten zwei Töchter und ein Sohn, Karl Albrecht, der mit nur 18 Monaten an Pocken verstarb. Von seiner Mutter Henriette hatte Albrecht noch unmündig als ältester Sohn die Weilburg in Baden geerbt. Nach dem Tod seines Vaters Erzherzog Carl erbte er die weiteren Besitzungen, somit auch Halbturn. Durch Erzherzog Albrecht erlebte die Herrschaft Zeiten der Modernisierung und des wirtschaftlichen Erfolgs.

1878:
Das Schloss brennt zum 1. Mal - das Gebäude wurde nur mit einem Blechdach neu gedeckt.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

1895: Erzherzog Friedrich (Neffe und Adoptivsohn von Erzherzog Albrecht, Feldmarschall und Österreichisch-Ungarischer Armeeführer im Ersten Weltkrieg, vermählt mit Prinzessin Isabella Croy-Dülmen) trat das riesige Erbe seines Onkels Albrecht an und wurde im Laufe der Zeit, nicht zuletzt durch Mehrung des Vermögens zu einem der reichsten Männer der Monarchie. Dazu hatte sich Friedrich, neben seiner militärischen Laufbahn, ein reiches Wissen im Berg- und Hüttenwesen und in der Land- und Forstwirtschaft, insbesondere der Milchwirtschaft, angeeignet. Als Militärkommandant und Vertreter der kaiserlichen Familie hatte Erzherzog Friedrich außerordentlichen Rang und großes Ansehen.

Er ließ Schloss Halbturn großzügig umbauen, so dass es ganzjährig bewohnbar war. Ebenso wurde der Schlosspark erweitert und im englischen Stil neuangelegt. Halbtum wurde neben der Albertina in Wien, der Weilburg in Baden und dem Palais Grassalkovich in Preßburg (das jetzt dem Slowakischen Staatspräsidenten als Regierungssitz dient) zum Hauptwohnsitz.

Erzherzogin Isabella, seine Gemahlin, ließ im Schlosspark von Halbturn den ersten Tennisplatz der Monarchie und zum Training der Pferde eine eigene Rennbahn anlegen. Als dem Paar nach acht Töchtern ihr Sohn Albrecht geboren wurde, stiftete Friedrich in Albertkázmérpusta (Albert-Kasimir), nahe der heutigen Staatsgrenze, eine neugotische Votivkirche.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

1936: Erzherzog Albrecht erbte nach dem Tod seines Vaters Erzherzog Friedrich das der Familie gebliebene Vermögen und die Güter, die in Österreich und Ungarn nach der Enteignung im 1. Weltkrieg erhalten geblieben waren. Albrecht hielt sich gegen Ende des 2. Weltkrieges einige Monate im Schloss Halbturn auf, bevor er vor der anrückenden russischen Front floh und danach über Spanien nach Argentinien auswanderte. Erzherzog Albrecht war 3 mal verheiratet. Albrecht starb 1955 in Buenos Aires. Seine Urne wurde erst viele Jahre später nach Österreich überführt und in der Johanneskapelle im Schlosspark von Halbturn beigesetzt.

1942/1949:
Das Schloss brennt zum wiederholten Mal. Am 8. Februar 1942 zerstörte ein Brand den sogenannten Uhrentrakt zwischen dem 2. und 3. Schlosshof. Dieser Gebäudeteil wurde nicht wieder aufgebaut. Am 11. August 1949 geht das unbewohnte Hauptschloss in Flammen auf. Nur der Mittelteil des Hauptgebäudies samt diem Fresko des berühmten Barockmaliers Franz-Anton Maulpertsch konnte gerettet werden.

1956:
Baron Paul Waldbott-Bassenheim, der Erbe und Neffe seines Onkels Erzherzog Albrecht, hatte sich, als die Ungarische Revolution 1956 ausbrach, in Halbturn niedergelassen und unterstützte mit all seinen Kräften die Hilfsmaßnahmen für den unendlichen Flüchtlingsstrom, der das Burgenland überschwemmte. Bei dieser Tätigkeit lernte er seine spätere Gemahlin Reichsgräfin Marietheres Wickenburg kennen, die als Fluchtlingsbetreuerin in einem seiner Gutshöfe im Einsatz war. Das Paar stand vor einer niedergebrannten Ruine des Schlosses, an dessen Wiederherstellung aus eigener Kraft nicht zu denken war. Doch mit Hilfe des Bundesdenkmalamtes und der Burgenländischen Landesregierung konnte der Wiederaufbau des Schlosses realisiert werden. Paul Waldbott war es gelungen, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Weinbau wieder aufzubauen. Er hat sich damit große Anerkennung und Respekt verschafft. Im restaurierten Schloss finden fortan Ausstellungen mit großem Erfolg statt.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023

1992: Baronin Marietheres Waldbott-Bassenheim übernimmt als Obfrau den 1984 gegründeten „Kulturverein Schloss Halbturn". Dank ihres großen persönlichen Engagements gelang es ihr, Schloss Halbturn zu einem blühenden Kulturzentrum mit den verschiedensten Veranstaltungen, Konzerten und Ausstellungen wachsen zu lassen.

2008: Baron Paul Waldbott-Bassenheim stirbt in Halbturn. Sein Neffe und Sohn seiner jüngsten Schwester Stephanie übernimmt das Erbe. Markus Graf zu Königsegg-Aulendorf und seine Frau Philippa Gräfin Waldburg-Zeil-Hohenems, haben drei Kinder, Nathalie (verheiratete Prinzessin von der Leyen), Constantin und Géza. Seit 2003 steht Gräfin Philippa zu Königsegg-Aulendorf als Präsindentin dem Verein „Halbturner Schlosskonzerte" vor.

HEUTE: Baronin Marietheres Waldbott-Bassenheim lebt gemeinsam mit Graf und Gräfin Markus Königsegg-Aulendorf und seiner Familie im Roten Hof. Unweit des Barockschlosses steht auf uralten Grundmauern eines Kastells aus dem 11. Jahrhundert das ehemals,, „Unterer Hof" genannte Gebäude, das heute „Roter Hof" genannt wird. Roter Hof deswegen, weil Erzherzog Friedrich 1902 nach einem Brand das Dach mit roten Dachziegeln decken ließ, was in der Zeit der Schilfrohrdächer eine Sensation gewesen ist.

 Schloss Halbturn, Oktober 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: