Stadtmuseum Hartberg

Heimatmuseum, September 2024

Das Steinpeißhaus, ein Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert, beherbergt die Dauerausstellung des Museums Hartberg. Die Geschichte der Stadt Hartberg wird in einem informativen, historisch belegten Überblick anschaulich dargestellt. Der moderne Zubau wird für die Sonderausstellung „Meilensteine der Medizin und die großen Seuchen“ genützt.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Ein historischer Streifzug — die Dauerausstellung des Museums Hartberg.
Die Dauerausstellung vermittelt einen Überblick über die Geschichte der Region von der Jungsteinzeit bis zur Besiedelung des Ringkogels, von der römischen Kultur in der Oststeiermark bis zur Siedlungsgeschichte im Mittelalter. Die Sozial- und Rechtsgeschichte, die Wehrgeschichte, die Bedrohungen aus dem Osten durch Türken, Kuruzzen, Heiducken, aber auch die wirschaftlichen und politischen Aspekte des 20. Jhdts werden behandelt.

Zuletzt lädt ein möbliertes altes Klassenzimmer zum Nachdenken über Veränderungen im Laufe derZeit und der Generationen ein.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Am Anfang aller Weisheit ist die Furcht Gottes, diese Furcht ist den Schülern vornehmlich beizubringen.
1. Alle Schüler müssen ununterbrochen, weder zu zeitlich noch zu langsam, mit gewaschenem Gesichte und Händen, mit gekämmten Haaren und geschnittenen Nägeln erscheinen.
2. Die Schüler müssen schon zu Hause ihre Notdurft verrichten.
3. Sie müssen geraden Weges und sittsam zur Schule kommen.
4. Die Ursache des Ausbleibens ist mit wenigen Worten anzuzeigen.
5. In der Schule darf niemand reden, als mit dem Lehrer, und zwar nur dann, wenn er befraget und zu reden befehligt wird.
6. Es ist Schülerpflicht, den Lehrern Ehrerbietung und willigen Gehorsam zu erweisen, auch durch Winen, Worte, Thaten.
7. Ermahnungen und Warnungen, ja sogar Strafen müssen ohne Widerwillen angenommen, ertragen und zur Besserung verwendet werden.
8. Alles, was unter Mitschülern zur Verachtung, und wohl gar zum hasse Anlaß geben kann, muss sorgfältig vermieden werden.
9. Die Schüler müssen paarweise, sittsam und langsam aus der Schule gehen, ohne auf der Gasse zu spielen, zu schreien sich Heim begeben.
10. fleißig sind die Schüler, wenn sie sich gern damit beschäftigen, was in der Schule gefordert, und außer derselben zu thun befohlen wird, welche sich bemühen alles auf das Beste zu erlernen und von dem Erlernten guten Gebrauch zu machen.
(Aus den Schulgesetzen 1776)

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Schulordnung
1. Gottesfurcht, Sauberkeit und Pünktlichkeit sind Voraussetzungen für einen ordentlichen Unterricht.
2. Das Lehrpersonal braucht jetzt nur noch an Wochentagen zwischen 6 Uhr vor mittags und 6 Uhr nachmittags anwesend zu sein. Der Sonntag dient dem Kirchgang und der Sonntagsschule. Jeden Morgen wird im Bureau des Direktors das Gebet gesprochen.
3. Einfache kleidung ist Vorschrift. Die Lehrpersonen dürfen sich nicht in hell schimmernden Farben bewegen und nur ordentliche Strümpfe tragen. Ueberschuhe und Mäntel dürfen in der klasse nicht getragen werden, da in allen Räumen ein Ofen zur Verfügung steht. Ausserdem wird empfohlen, in Winterszeiten täglich 4 Pfund kohle pro Lehrperson mitzubringen.
4. Während der Pausen darf nicht gesprochen werden. Eine Lehrperson, Sie Tabak raucht, Alkohol in irgendwelcher form zu sich nimmt, Billardsäle oder politische Lokale aufsucht, gibt Anlass, seine Ehre, Gesinnung, Rechtschaffenheit und Redlichkeit anzuzweifeln.
5. Die Einnahme von Nahrung ist zwischen 13.30 Uhr und 14 Uhr erlaubt. Jedoch darf die Arbeit dabei nicht eingestellt werden.
6. Es wird von jedermann die Ableistung von unbezahlten Ueberstunden erwartet, wenn der Unterrichtsbetrieb es begründet erscheinen lässt.
7. Der Klassenvorstand hat die Klassenräume sauber zu halten. Junglehrer melden sich bei ihm 40 Minuten vor dem Gebet und bleiben nach Dienstschluss zum Reinigen des Schulhauses zur Verfügung.
8. Jede Lehrperson hat die Pflicht, für die Erhaltung seiner Gesundheit Sorge zu tragen, im Krankheitsfalle wird die Lohnzahlung eingestellt.
9. Beamten des Bezirksschulrates und des Landesschulrates ist mit Ehrerbietung und Bescheidenheit zu begegnen.
10. Zum Abschluss sei die Grosszügigkeit dieser neuen Schulordnung betont. Zum Ausgleich wird eine wesentliche Steigerung der persönlichen Leistung erwartet.
(Schulordnung Ende 19. Jahrhundert)

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

So haben sich die Kolonialmächte den Kontinent Afrika aufgeteilt.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Zahlreiche Exponate, der Einsatz von modernen Medien und verschiedene Bereiche zum aktiven Erfühlen vermitteln ein eindrucksvolles Erlebnis.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Doppeltüriger Barockschrank (Floriani-Schrank)
Der mit aufgeklebten kolorierten Kupferstichen und Furniermalerei verzierte prächtige Schrank stellt ein auffallendes Beispiel eines sogenannten „Floriani-Möbels" dar. Diese Art Möbel weist eigene Stilelemente auf, die besonders in der Gegend des unteren Traunviertels (Regionen Linzer Boden, Floriani Landl, Enns, Neuhofen, Bad Hall, Sierning, Kremsmünster, Steyr) bzw. im nördlichen Hausruckviertel gepflegt wurden. Der Schrank hat im Inneren eine Einteilung für hängende Kleidung sowie kleine Schubladen. Der Kranz ist abnehmbar und verbirgt ein Geheimfach. Bei der Anfertigung solcher Möbelstücke waren die ausführenden Handwerker oft Bildhauer, Maler und Tischler in einer Person.

Zur zeitlichen Einordnung unseres Floriani-Schrankes dienen die dargestellten Herrscherinnengestalten in den vier Medaillonvignetten.
Links oben: Maria Theresia (reg. 1740-80), mit dem polnischen Wappen, dass wahrscheinlich die polnischen Teilungen (1772, 1793, 1795) symbolisiert.
Rechts oben: Königin Maria I. von Portugal (reg. 1777-1816, Wappen von Portugal)
Links unten: Zarin Katharina die Große von Russland (reg. 1762-96, Wappen von Rußland)
Rechts unten: eine unbekannte Orientalin, wahrscheinlich eine indische Maharani.
Unter jeder Darstellung einer Herrscherin befinden sich Stadtansichten.

Außerdem gibt es zwei Gartenportale oder Ehrenpforten. Weitere Darstellungen zeigen Tiere, Pflanzen, Menschen in verschiedenen Trachten, Musikanten, Tänzer und antike mythologische Szenen. Der Schrank wurde zwischen den 1770er Jahren und dem beginnenden 19. Jahrhundert hergestellt und könnte durch Zuwanderung, Aussteuer, Heirat oder über Märkte nach Hartberg gelangt sein.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Der Hades
„Wenn die Griechen ihre Toten begruben, legten sie dem Verstorbenen eine Münze unter die Zunge, damit seine Seele den Fährmann bezahlen konnte, mit der er den Styx überquerte. Charon ruderte das Boot; und er war habgierig. Seelen, die für das Übersetzen nicht bezahlen konnten, mussten diesseits des Flusses warten. Zuweilen kehrten sie zurück, um als Geister diejenigen heimzusuchen, die ihnen das Geld für die Überfahrt nicht gegeben hatten.

Jenseits des Flusses befand sich eine große Mauer. Ihr Tor wurde von Kerberos, einem dreiköpfigen Hund, bewacht, den es nach Menschenfleisch gelüstete und der jedermann angriff, es sei denn, er war ein Geist. Auf der anderen Seite des Tores, im Tartaros, erstreckte sich eine weitläufige Fläche, von schwarzen Pappeln beschattet. Hier lebten die Toten - Helden und Feiglinge, Soldaten, Schäfer, Priester, Sänger, Sklaven. Ziellos wanderten sie auf und ab. Wenn sie sprachen, piepsten sie wie Fledermäuse. Hier warteten sie darauf, dass drei Richter - Minos, Rhadamanthys und Aiakos - über sie zu Gericht saßen. Wer das Missfallen der Götter in besonderem Maße erregt hatte, erhielt eine ungewöhnliche Strafe. (...) Die meisten Seelen wurden weder für allzu gut noch für allzu schlecht, sondern einfach für tot befunden. Sie kehrten zurück zu den sogenannten Asphodeloswiesen, um dort zu warten auf nichts. Wer für ungewöhnlich tugendhaft befunden wurde, den schickten die Richter zu den Elysischen Gefilden ganz in der Nähe. Hier war immer Feiertag. Die Luft war von Musik erfüllt. Die Schatten tanzten und spielten den ganzen Tag und auch die ganze Nacht, denn die Toten brauchen keinen Schlaf. Auch erhielten diese glücklichen Geister Gelegenheit, auf Erden wiedergeboren zu werden. Nur die Mutigsten nahmen diese Gelegenheit wahr. Ein besonderer Teil des Elysiums war die Insel der Seligen. Dort lebten diejenigen, die dreimal wiedergeboren und dreimal ins Elysium gelangt waren.

Hades und seine Königin (Persephone) lebten in einem großen Palast aus schwarzem Stein. Hades war sehr eifersüchtig auf seine Brüder und verließ sein Reich fast nie. (...) Niemals gestattete er einem seiner Untertanen zu fliehen. Auch erlaubte er keinem Sterblichen, in den Tartaros hinab- zusteigen und wieder zurückzukehren. (...)
Das Grundstück, auf dem der Palast stand, und die umliegenden Felder nannte man Erebos; das war der tiefst- gelegene Teil der Unterwelt. Zwar flogen hier keine Vögel, und doch hörte man das Rauschen von Flügeln; denn hier hausten die Erinyen, auch Furien genannt, die älter noch als die Götter waren. (...)"

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Das Museum Hartberg ist seit 6. Oktober 1988 im historischen Steinpeißhaus, einem Hartberger Herrenhaus, beherbergt und wird vom Historischen Verein Hartberg ehrenamtlich betrieben. Das Haus in der Herrengasse 6 wird erstmals im August 1406 urkundlich erwähnt und erhält 1412 durch seinen damaligen Besitzer Seifried Steinpeiß seinen Namen. Die Bezeichnung Stainpeishaus taucht aber erst 1530 in schriftlicher Form in Dokumenten auf.

Die Dauerausstellung des Museums Hartberg ist in diesen geschichtsträchtigen Mauern untergebracht und präsentiert den Besuchern und Besucherinnen einen interessanten und informativen historisch belegten Überblick über die Geschichte Hartbergs. Ausgangspunkt für den Rundgang durch die geschichtliche Ausstellung bildet ein mit adäquatem Interieur und entsprechenden Unterrichtsutensilien möbliertes altes Klassenzimmer, das Mitte des 20. Jahrhunderts tatsächlich so in Betrieb war. Von der „Schule“, diesem gemeinsamen erinnerungsbehafteten Treffpunkt ausgehend, werden bedeutsame Ereignisse und Entwicklungen des 20. Jahrhunderts betrachtet. Im Anschluss wird die Historie der Stadt und Region Hartberg rückläufig aufgerollt. Besucher und Besucherinnen erhalten Einsicht in die Kriegs- und Wehrgeschichte mit den Schwerpunkten Kampf gegen die Türken und Kuruzzen sowie in die Sozial- und Rechtsgeschichte, welche speziell das Mittelalter und die frühe Neuzeit in Hartberg thematisiert. Wissenswertes über die Römerzeit und die Besiedlung des Ringkogels vor der Zeitenwende und regionale Fundstücke aus den Metallzeiten und der Jungsteinzeit bilden den Abschluss des historischen Streifzuges.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Louis Pasteur
* 27. Dezember 1822 in Dole/Jura, † 28. September 1895 bei Paris
Arbeitete über Gärung und organische Fäulnisprozesse und erkannte, dass Eiter und Wundbrand durch Mikroben hervorgerufen werden. Seine Untersuchungen halfen bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Tollwut.

Robert Koch
* 11. Dezember 1843 in Clausthal/Harz, † 27. Mai 1910 in Baden-Baden
Identifizierte den Tuberkelbazillus 1882, später auch den Choleraerreger. Gilt gemeinsam mit Pasteur als Begründer der modernen Bakteriologie. Nobelpreis 1905

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Ignaz Philipp Semmelweis
* 1. Juli 1818 in Ofen, † 13. August 1865 in Wien
entdeckte, dass Kindbettfieber durch Ärzte, die Obduktionen durchführten, übertragen wurden. Waschungen der Hände und Instrumente mit wässriger Chlorkalklösung senkten die Sterblichkeit.

Florence Nightingale
* 12. Mai 1820 in Florenz, † 13. August 1910 in London
Begründerin der modernen Krankenpflege. Im Verlauf des Krimkrieges (1853-1856) betreute sie mit ihren Krankenschwestern ungefähr 10.000 Soldaten. Ihre Einsichten publizierte sie in dem Buch „Notes on nursing".

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Unglaublich wie sich die Medizin entwickelt hat!
Impfungen, Antibiotika, Transplantationen, Laparoskopie, Endoskopie, Gelenkersatz, Magnetresonanz, Gefäßerweiterung im Herzen und vieles mehr.
Alles schon selbstverständlich?
Bewusst machen, wie es gekommen ist und freuen, dass es die Errungenschaften gibt.
Dazu lädt die Ausstellung im Museum Hartberg ein.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Kaiserin Maria Theresia war Impf-Pionierin
Der europäische Hochadel verlor im späten 18. Jhdt. viele Familien-mitglieder durch die Pocken. So auch Kaiserin Maria Theresia: Vier ihrer 16 Kinder starben an der Seuche, ebenso die erste und die zweite Frau Josephs II. Die Kaiserin stand mit den verheirateten erwachsenen Töchtern an den verschiedenen Königshöfen Europas in regem Austausch. Sie nahm die Idee einer Impfung gegen Pocken mit großem Interesse auf und förderte die Forschung darüber. Nach positiven Ergebnissen ließ sie vier ihrer Kinder mit dem Kuhpockenvirus erfolgreich impfen.

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Röntgen Apparat

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024

Hildegard von Bingen
* 1098, † 1179
Klostermedizin, Kräuterheilkunde, Gesundheit als Ausgewogenheit von Seele, Leib und Sinn

Paracelsus
* 1493 in Maria Einsiedeln, † 1541 in Salzburg
begründete die Rolle der Chemie in der Medizin, verwendete pflanzliche, tierische und mineralische Stoffe als Medikamente

 Stadtmuseum Hartberg, September 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: