Haus der Geschichte Österreich

in der Neuen Hofburg, Jänner 2023

Entdecken Sie das Zeitgeschichte-Museum im Herzen Wiens! Das Haus der Geschichte Österreich in der Hofburg lädt Sie zu einer fesselnden Reise durch Österreichs jüngste Geschichte ein. Die Hauptausstellung, kompakt und modern gestaltet, führt Sie durch das letzte Jahrhundert bis in die Gegenwart. Freuen Sie sich auf außergewöhnliche Objekte, noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Stationen. Junge Geschichtsbegeisterte können jederzeit mit unserer kostenlosen „Quiz-Reise durch die Zeit“ noch mehr entdecken – sie treffen auf faszinierende Persönlichkeiten der letzten hundert Jahre.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

DER ATHLET VON EPHESOS
Römisch, Ende 1. Jh. n. Chr., nach einem Vorbild des 4. Jhs. v. Chr., Bronze, Hohlguss
Ephesos, SW-Ecke der Palästra des Hafengymnasiums

Bereits zu Beginn der österreichischen Grabungen wurde im Jahr 1896 einer der bedeutendsten Funde gemacht: in der Südwestecke der Palästra des Hafengymnasiums wurden insgesamt 234 Fragmente einer zerborstenen Bronzestatue gefunden. Gut erhalten waren der Kopf und die Schulterpartie, sodass sogleich der Statuentypus erkannt wurde. Es handelt sich um einen Athleten, der sich nach der körperlichen Ertüchtigung, wie sie in der Palästra eines Gymnasiums stattgefunden hat, reinigt. Um den Sand und das Öl, mit dem man sich eingerieben hat, zu entfernen, wurde eine στλεγγίς (strigilis), ein Schabeisen verwendet. Dieses (hier nicht erhaltene) Werkzeug streicht der Athlet mit dem Daumen seiner linken Hand aus und reinigt es. Die wie zufällige Momentaufnahme einer in sich gekehrten Person weist ebenso auf ein Vorbild des 4. Jahrhunderts v. Chr. wie stilistische Merkmale der Statue. Zuletzt wurde erwogen, die Statue als Kopie des berühmten Apoxyomenos (der sich Abschabende) des Lysipp zu verstehen.

Bronzestatuen aus der Antike sind selten erhalten, da das wertvolle Material zumeist eingeschmolzen wurde. Oft „verdanken" wir die Überlieferung einer Katastrophe wie dem Sinken eines Schiffes oder, wie hier, einem Erdbeben, bei dem die Skulptur vom Sockel (hier nebenan ausgestellt) geschleudert und von herabfallenden Teilen zertrümmert worden war. In Wien wurden die Fragmente vom Bildhauer Wilhelm Sturm rückgeformt und auf Messingstreifen geschraubt. Die so hergestellten größeren Teile wurden auf ein Skelett von Vierkant-Eisenstäben montiert und die Statue bis zum Hals mit einem speziellen Zement gefüllt, der sowohl für Stabilität sorgen als auch die Fehlstellen schließen sollte. 1996 wurde im Meer vor der kroatischen Küste eine weitere Statue desselben Typus entdeckt (Muzej Apoksiomena, Mali Lošinj). Dieser ausgezeichnet erhaltene „Zwilling" erlaubt einen direkten Vergleich zweier Bronzekopien und eine Neubewertung des Kopistenwesens in der Antike.

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Von der Herrschaft zur Nostalgie
1919 ging Kaiser Karl ins Exil - und versuchte erfolglos, von dort aus wieder an die Macht zu kommen. Die junge Republik setzte der Monarchie auch symbolisch ein Ende, etwa mit der Aufhebung von Adelstiteln und Umbenennungen von Straßen und Brücken. Kaiserliche Schlösser, Theater, Wälder und vieles andere gingen in den Besitz des neuen Staates über. Der Fonds zur Versorgung der kaiserlichen Familie wurde nun für Kriegsopfer verwendet. Das Privatvermögen der Habsburgerinnen blieb aber unangetastet.

Die neue Republik vermittelte keine Idee einer österreichischen Nation, mit der sich die Menschen identifizieren konnten. Die meisten betrachteten sich als Deutsche. In der Populärkultur wurde Österreich noch immer mit der Habsburgermonarchie gleichgesetzt und zum Inbegriff der „guten alten Zeit". Ihre Symbole griff die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur ab 1933 wieder auf. Erst die Zweite Republik entwickelte ein eigenes Nationalbewusstsein. Aber auch sie residiert bis heute meist in den Gebäuden der Monarchie.

* * *

Seit Meiner Thronbesteigung war ich unablässig bemüht, Meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges herauszuführen, an dessen Ausbruch Ich keinerlei Schuld trage. Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben wieder herzustellen und habe den Völkern den Weg zu ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle Meine Völker erfüllt, will ich ihrer freien Entfaltung Meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe Ich meine österreichische Regierung ihres Amtes. Möge das Volk von Deutschösterreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und beseitigen. Das Glück Meiner Völker war von Anbeginn das Ziel Meiner heißesten Wünsche. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen.
Lammasch m. p. / Karl m. p.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

21. Oktober 1918 - Abgeordnete gründen Provisorische Nationalversammlung
Die Parlamentarier der Monarchie aus den deutschsprachig dominierten Regionen gründen eine Provisorische Nationalversammlung mit dem Ziel, einen neuen Staat zu errichten. Aus den drei großen politischen Parteien wählen sie drei gleichrangige Präsidenten: Franz Dinghofer (deutschnational), Jodok Fink (christlichsozial), Karl Seitz (sozialdemokratisch).

30. Oktober 1918 - Beschluss zur Gründung des Staates Deutschösterreich
Im niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse tagt die Provisorische Nationalversammlung, draußen warten tausende Menschen. Vom Balkon wird schließlich die Gründung eines neuen Staates verkündet.
Weil der Kaiser noch im Amt ist, bleibt offen, ob es eine Republik sein wird.

3. November 1918 - Der Erste Weltkrieg ist für Österreich zu Ende
Bei Padua wird der Waffenstillstand unterschrieben. Die Armee der Monarchie nimmt die Bedingungen der Alliierten an, garantiert die Abrüstung und den Abzug aus den von Österreich eroberten Gebieten in Italien.

11.November 1918 - Kaiser Karl verzichtet auf Teilhabe an der Regierung
An diesem Tag endet der Erste Weltkrieg auch für alle anderen Staaten. Der österreichische Kaiser erklärt, dass er auf jeden „Anteil an den Staatsgeschäften" verzichtet. Er entlässt seine Regierung.

12. November 1918 14:30 - Über 100.000 Menschen vor dem Parlament
Viele Anhängerinnen der Republik und Schaulustige sind auf die Ringstraße gekommen. SozialdemokratInnen marschieren auf. KommunistInnen verteilen Flugblätter und fordern auf einem großen Transparent eine „sozialistische Republik". Deutschnationale schwingen schwarz-rot-goldene Fahnen.

15:10 - Im Parlament wird die Republik beschlossen
Die Provisorische Nationalversammlung tritt im Wiener Parlamentsgebäude zusammen. Sie beschließt unter anderem, dass der neue Staat Deutschösterreich eine Republik und seine Fahne rot-weiß-rot sein soll und dass er Teil der Republik Deutschland werden soll.

16:10 - Die Republik wird ausgerufen
Einer der Parlamentspräsidenten, Franz Dinghofer, verkündet die Beschlüsse, eine rot-weiß-rote Fahne wird gehisst. Mitglieder der kommunistischen Roten Garde reißen das weiße Mittelfeld heraus. Die nunmehr rote Fahne wird dennoch aufgezogen - als sei eine kommunistische Räterepublik ausgerufen worden.

16:40 - Schüsse und Panik
Mitglieder der Roten Garde versuchen, ins Parlament zu kommen, und schießen dabei auf das Gebäude.
Es entsteht eine Massenpanik, in der einige Personen verletzt und zwei Menschen getötet werden.

17:00 - Der Tumult legt sich
Der Ordnungsdienst setzt sich gegen die Rotgardisten durch. Im Parlament wird die Sitzung fortgesetzt. Mehrere neue Gesetze werden vorbereitet.

17:15 - Die Neue Freie Presse wird besetzt
Frauen und Männer der Roten Garde bringen die Redaktion der berühmtesten konservativen Zeitung unter ihre Kontrolle. Sie erreichen, dass zwei kämpferische Extraausgaben gedruckt werden. Zwei Tage später werden die RotgardistInnen wegen „Putschversuchs" verhaftet.

19:00 - Ansprache von Parlamentspräsident Karl Seitz
Er bedauert die unvorhergesehenen Ereignisse des Tages, ruft zur gemeinsamen Arbeit auf und beschwört die neu errungene Freiheit.

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Im Wahlkampf 1918/19 wandten sich die Parteien an die erstmals wahlberechtigte weibliche Wählerschaft. Die christlichsoziale Partei warb mit folgendem Plakat für das Festhalten an der Unauflösbarkeit der Ehe und damit gegen die Ehereform:

Christlich-deutsche Frauen und Mädchen!
Lasset nicht durch Verfechter der Ehereform Eure hehre, leuchtende Stellung als Gattin, Hausfrau und Mutter gegen ein unsicheres, dunkles Los vertauschen. Lasset die katholische Ehe nicht zu einem lösbaren Vertrage heruntersinken, der Euch nur Sorge und Elend brächte. Stellet Euch an die Seite von Millionen katholischer Frauen und Mädchen, die in einer Massenpetition an die Nationalversammlung die Unauflöslichkeit der katholischen Ehe in flammender Begeisterung forderten, wählet nur die Bekämpfer der Ehereform, das sind die chriftlichsozialen Wahlwerber!

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SIBIRIEN-MAPPE, 1915 HANS KATHOLNIG G 1920, NEU GEORDNET 1975 2.MAI
WELTWEITE MALERFAHRTEN DES K.U.K.FÄHNRICHS IM 1. KAISERJAGER-REGIMENT 1914-15 AN DER OSTFRONT-RUSS. POLEN, ALS PLEJNI NACH SIBIRIEN-SPÄTER GRAPHIKER IN TOMSK 1917, GROSSE ETHNOLOGISCHE EXPEDITION ZUR MITTL. TUNGUSKA MIT ANATOM. INSTITUT DER UNIVERSITÄT TOMSK., 1918 ALS STEPPENREITER UND DEKORATIONSMALER AN SIBIR.THEATERN-TOMSK-TSCHITA-MANDSCHURIA-CHARBIN, SOWIE VIELE ZEICHNUNGEN FÜR SIBIR. TAGEBUCH BEI BURIJATEN-TUNGUSEN-JAKUTEN-OSTJAKEN WO WERTVOLLE STUDIEN, AUCH DER SIBIRISCHEN LANDSCHAFT ERARBEITET WURDEN. DIE VIELEN INTERESSANTEN ABENTEUER UND ERLEBNISSE SIND MIT REICHEN BILDDOKUMETEN IM SIBIRISCHEN TAGEBUCH VERZEICHNET.

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Porträt der berühmten Tänzerin Josephine Baker, Fotografin: Madame d'Ora, Paris, 1928

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Proteste gegen Schließungen - nicht nur von unbezahlten Schauspielerinnen
Als am 21. Oktober 1918 auch die Theater geschlossen wurden, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, blieb das nicht ohne Folgen. Die Spielstätten kündigten Widerstand dagegen an. Einerseits blieben die Einkünfte aus, andererseits verlangten die Künstlerinnen finanzielle Unterstützung. Schließlich wurden mit dem Ende von Auftritten und Proben auch keine Gagen mehr ausbezahlt.

Auch die BesitzerInnen von Kinos gerieten unter Druck und forderten von der Regierung eine sofortige Aufhebung der Sperre und Ersatz der entgangenen Verdienste zu ersetzen. Die Schließung wurde als ungerecht wahrgenommen, da „gerade das Kino berufen (sei), bei der Bekämpfung der Grippe mitzuwirken durch Vorführungen von Diapositiven, welche auf Maßnahmen hinweisen. Man scheint bei den Behörden zu übersehen, daß kein Zwang besteht, das Kino zu besuchen und die Kinos durch Lüftung und Desinfektion nach jeder Vorstellung entsprechende Sicherheit bieten und keinerlei Gefahr besteht." Als schließlich in einigen Regionen auch Kirchen geschlossen wurden, interpretierte das die konservative Presse als Schikane gegen die Gläubigen und unterstellte der Sozialdemokratie, dahinterzustecken, da diese selbst sehr wohl weiterhin Versammlungen durchführe.

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Wunder Wirtschaft?
Nach der Befreiung Österreichs und der Wiederbegründung der demokratischen Republik 1945 nahm die österreichische Wirtschaft einen schrittweisen Aufschwung. Der als „Wirtschaftswunder" empfundene Wohlstand konnte nur mit internationaler Hilfe und großer finanzieller Unterstützung durch die USA erreicht werden. Der Staat übernahm nach 1945 die vom NS-Regime durch Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen aufgebaute Schwerindustrie - ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft der Nachkriegszeit. Die Sozialpartnerschaft sorgte für einen Ausgleich von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Interessen. Massenkonsum und die Modernisierung des Haushalts änderten das Leben der breiten Bevölkerung.

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Österreich wurde vom Deutschen Reich annektiert, und die ganze Welt schwieg. Die ganze Welt? Nein! Ein fernes Land jenseits des Atlantiks protestierte. So geschehen 1938. Ausgerechnet Mexiko, wo sieben Jahrzehnte zuvor der Habsburger Maximilian ein Kaiserreich errichtet hatte und dafür hingerichtet worden war, legte Protest vor dem Völkerbund ein. Doch dieser, Vorgänger der heutigen UNO, blieb untätig. Mexiko hingegen gewährte - wie auch andere Länder Lateinamerikas - hunderten ÖsterreicherInnen, die vor dem Nationalsozialismus fliehen mussten, Asyl. Der Mexikoplatz in Wien erinnert an diese Hilfeleistung.

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Staubsauger gibt es bereits seit dem 19. Jahrhundert - anfangs wurden diese händisch betrieben, später elektrisch. In den 1950er Jahren wurden solche Geräte auch für die breite Bevölkerung leistbar und sollten so in jedem Haushalt ihren Platz finden. Sie bedeuteten eine Erleichterung der Hausarbeit.

Staubsauger „Famulus", Hersteller: VAEMAG, 1960er Jahre

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Im Zuge der Beitrittsverhandlungen 1994 wurden 23 österreichische Ausdrücke definiert, die bei Rechtsakten der Europäischen Union parallel zu den bundesdeutschen Ausdrücken verwendet werden müssen.
Protokoll Nr. 10 über die Verwendung spezifischer österreichischer Ausdrücke der deutschen Sprache im Rahmen der Europäischen Union, 1994
Rechtsinformationssystem des Bundes

Österreich - Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften
Beiried - Roastbeef
Eierschwammerl - Pfifferlinge
Erdäpfel - Kartoffeln
Faschiertes - Hackfleisch
Fisolen - Grüne Bohnen
Grammeln - Grieben
Hüferl - Hüfte
Karfiol - Blumenkohl
Kohlsprossen - Rosenkohl
Kren - Meerrettich
Lungenbraten - Filet
Marillen - Aprikosen
Melanzani - Aubergine
Nuß - Kugel
Obers - Sahne
Paradeiser - Tomaten
Powidl - Pflaumenmus
Ribisel - Johannisbeeren
Rostbraten - Hochrippe
Schlögel - Keule
Topfen - Quark
Vogerlsalat - Feldsalat
Weichseln - Sauerkirschen

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Die Aufschrift dieses Modell-Lkws spielt auf die oft kritisierte Standardisierung von Produktbezeichnungen an.
Österreich konnte zwar die Verwendung des Worts „Marille" erfolgreich verteidigen, der Begriff „Marmelade" musste allerdings der „Konfitüre" weichen.
Modell Lkw MAN „Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat; Daham bleibt Daham; Wien bleibt Wien"

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Im Zeitalter der Gegenreformation wurde der Barock zu einem Symbol der katholisch-habsburgischen Herrschaft mit nachhaltiger Symbolkraft. Ein Beispiel dafür ist der Babenberger Leopold III., Markgraf von Österreich (1073-1136) und Ende des 15. Jahrhunderts heiliggesprochen. 1663 als Landespatron für „Österreich ob und unter der Enns" eingesetzt, erfüllt er diese Funktion bis heute. In Niederösterreich und Wien haben Schülerinnen und BehördenmitarbeiterInnen am „Leopolditag" frei, in den anderen Bundesländern am Tag ihres jeweiligen Landespatrons.

Hl. Leopold, Holz, Mitte 18. Jh.

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Der erstmals am 31. Oktober 1925 begangene Weltspartag erfreute sich in den 1960er Jahren wachsender Beliebtheit. Der „Sparefroh" wurde zum Symbol für Sparsamkeit und zu einem geflügelten Wort.

„Sparefroh", seit 1956 Symbolfigur des Weltspartags der Ersten Österreichischen Spar-Casse, undatiert

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1987-1995 - Österreichisches Musikfernsehen: Austropop im ORF-Wurlitzer
1981 wurde mit MTV das erste Fernsehprogramm der Welt gegründet, das sich ausschließlich auf das Zeigen von Musikvideos beschränkte. Der Österreichische Rundfunk strahlte ab 1987 täglich die Sendung Wurlitzer aus. Dort konnte das Publikum live anrufen, um sich ein Musikstück zu wünschen. Für die Entwicklung von Popmusik in Österreich wurde der Wurlitzer neben Ö3 zum wichtigsten Format.

Popmusik (nicht nur) in Umgangssprache
Wir spielen hier nicht nur Musik, die in dieser Fernsehsendung zu hören war, sondern auch solche, die heute dort zu hören sein würde. Diesen Songs aus fünf Jahrzehnten ist gemeinsam, dass sie als „Austropop" bezeichnet werden könnten. Erstmals kombinierten Sängerinnen in den 1970er Jahren den Stil englischsprachiger Popmusik mit österreichischen Dialekten. Aber auch österreichische Popsongs in Hochsprache oder Englisch waren äußerst erfolgreich. Einige wenige schafften es sogar bis in die britischen und US-Charts.

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Das Haus der Geschichte Österreich (abgekürzt HdGÖ, Eigenschreibweise: hdgö) ist ein österreichisches Zeitgeschichtemuseum in der Neuen Burg (Hofburg) in Wien. Es wurde am 10. November 2018 rund um die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Gründung der Republik Österreich eröffnet.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

Dem inhaltlichen Konzept folgend soll das HdGÖ einem möglichst breiten Publikum die Geschichte Österreichs ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem besonderen Schwerpunkt von 1918 bis in die Gegenwart in ihrem europäischen und internationalen Kontext vermitteln. Chronologische Narrative sollen mit thematischen Schwerpunkten verschränkt werden, die die Pluralität der österreichischen Gesellschaft spiegeln.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

Die Ortstafel von Fucking war vor allem für ausländische BesucherInnen eine beliebte Foto- und Filmkulisse. Dieses Schild zählt zu der letzten Serie mit dieser Aufschrift.
Tafel zur Markierung des Ortsendes von Fucking, heute Fugging, Gemeinde Tarsdorf (OÖ), Blech, beschichtet, 2020

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Covid19 Bank für 1 Meter Abstand.

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2014 - Bilder von Europa: Conchita Wurst gewinnt den Eurovision Song Contest
In der Gegenwart haben Social Media verändert, wie Zeitungen und Fernsehen arbeiten und wirken. Das heißt aber nicht unbedingt, dass Politikerinnen weniger Aufmerksamkeit bekommen. Als sich 2014 ein prominenter russischer Politiker abfällig über Conchita Wurst äußerte, dominierte das die Wahrnehmung des gesamten Eurovision Song Contest. Traditionelle Medien und Social Media erzeugten gemeinsam den Eindruck, als wäre der Kontinent zwischen Fortschritt und Diskriminierung geteilt. Dabei waren Stimmen und Kommentare für die Sängerin zu gleichen Teilen aus Ost und West gekommen.

Bart und Glamour: Dragqueens verstehen sich als Männer, bestreiten ihre Auftritte aber als Frauen. Tom Neuwirth unterwarf seine Kunstfigur Conchita dieser Zweiteilung nicht. International wurde sie mit dem Bart bekannt, der schien, als würde er dem glamourösen Auftreten widersprechen.

Kleid von Conchita Wurst für den Auftritt im Finaie des Eurovision Song Contest 2014, Designerin: Ariane Rhomberg
Papier-Bart des ORF anlässlich der Willkommensfeier für Conchita in Wien, 2014
Anstecker aus Magazin-Ausschnitten, Produkt eines Fans, 2017
Gehäkelter Bart, Produkt eines Fans, 2014
Legofigur, 2018
Österreich- und Pride-Fahnen, 2014
Eintrittstickets zum Finale des Eurovision Song Contest, Kopenhagen, 10. Mai 2014
Conchita-Barbiepuppe Gestaltung: Atelier Wunder-kammer, 2018

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„Mafiamethoden“ 1975 (Kreisky-Peter-Wiesenthal-Affäre)
„Mafiamethoden" - diesen Vorwurf erhob Bundeskanzler Bruno Kreisky im Jahr 1975 gegen Simon Wiesenthal. Dieser hatte im selben Jahr nachgewiesen, dass FPÖ-Parteiobmann Friedrich Peter einem an Kriegsverbrechen beteiligten SS-Verband angehört hatte. Kreisky, stellte sich hinter Peter und warf Wiesenthal vor, durch Kollaboration mit dem NS-Regime überlebt zu haben. Die Puppe stammt von Arminio Rothstein, besser bekannt als Clown Habakuk. Rothstein, dessen Vater jüdischen Glaubens war, überlebte den Zweiten Weltkrieg versteckt in Wien.

Kreisky-Portraitpuppe, aus dem politischen Puppenspiel Theater Arlequin Wien
Künstler: Arminio Rothstein, Wien, um 1980

Simon Wiesenthal, der zwischen 1941 und 1945 in zwölf unterschiedlichen Arbeits- und Konzentrationslagern interniert worden war, widmete sich nach 1945 der Suche nach NS-KriegsverbrecherInnen. Er war ein ständiger Mahner einer österreichischen Verantwortung. Seine Aktentasche wurde zu einem Symbol seiner akribischen Arbeit.

Aktentasche von Simon Wiesenthal, um 1970

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DIKTATUR
Österreich war im letzten Jahrhundert nicht immer demokratisch oder unabhängig. 1933 löste der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Parlament gewaltsam auf und ebnete damit den Weg für eine Diktatur. Er strebte die Schaffung eines Ständestaates nach faschistischem Vorbild an, eines katholischen Deutschösterreichs, um das Land von Nazi-Deutschland abzugrenzen. Die Todesstrafe wurde wieder eingeführt und politische Parteien schrittweise verboten. In einigen Teilen des Landes eskalierte der Konflikt zwischen den beiden wichtigsten politischen Lagern – den Christlich-sozialen und den Sozialdemokraten – im Februar 1934 zu einem Bürgerkrieg. Im Juli 1934 wurde Dollfuß bei einem Putschversuch österreichischer Nazis ermordet. Sein Nachfolger Kurt Schuschnigg geriet zunehmend unter Druck Nazi-Deutschlands.

NAZI-TERROR
1938 gliederte Nazi-Deutschland, unterstützt von österreichischen Nazis, Österreich gewaltsam in das Deutsche Reich ein. Dieser sogenannte „Anschluss“ markierte den Beginn der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Österreich. Die neuen Machthaber begannen, manchmal mit Hilfe der lokalen Bevölkerung, sofort mit der Verfolgung politischer Gegner und Minderheiten. Jüdische Menschen verloren ihre Rechte und ihr Eigentum und wurden ins Exil gezwungen. 1939 begann Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg, und die Verfolgung eskalierte. Millionen wurden systematisch ermordet, vor allem Juden, Roma, Sinti, sowjetische Kriegsgefangene und Behinderte. Einige Österreicher fielen dem Krieg zum Opfer, während andere sich aktiv am Massenmord in ganz Europa beteiligten. Nur wenige Österreicher leisteten Widerstand.

ERINNERUNG
Nach der Befreiung durch alliierte Truppen 1945 wurde Österreich als demokratische Republik wiederhergestellt. Viele Jahre lang sahen sich die Österreicher als die „ersten Opfer“ des Nationalsozialismus. Dies ermöglichte es ihnen, ihre eigene Rolle bei den Verbrechen des Regimes zu ignorieren. Österreichische Versuche, die Mittäterschaft ihres Landes kritisch aufzuarbeiten, begannen erst in den 1980er Jahren.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

EINE SPHINX REISST ΕΙΝΕΝ ΚNABEN
Römisch, 2. Jh. n. Chr., nach einem griechischen Original um 440 v. Chr., Grauwacke
Ephesos, im Marmorsaal des Hafengymnasiums
Gipsmodell: Atelier A. Rainbauer, 1959; Leihgabe des Instituts für Klassische Archäologie, Universität Wien

Aus über 70 Fragmenten, die sich heute in Wien und London befinden, konnten zwei idente Figurengruppen - eine Sphinx reißt einen Knaben - rekonstruiert werden. Die Darstellung nimmt auf den Mythos Bezug, dass vor der Stadt Theben derjenige einer Sphinx zum Opfer fiel, der das von ihr aufgegebene Rätsel nicht lösen konnte.
Das Vorbild für diese Gruppe ist ein Detail der Gold-Elfenbeinstatue des Zeus in Olympia, eines der Sieben Weltwunder der Antike. Der berühmte Bildhauer Phidias gestaltete um 440 v. Chr. die Lehne des Throns mit einer derartigen Skulpturengruppe.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

DAS PARTHERMONUMENT
Römisch, 2. Jh. n. Chr., Thasischer Dolomit-Marmor, Ephesos

Eines der bedeutendsten Monumente des kaiserzeitlichen Ephesos, das zugleich eine Vielzahl ungelöster Rätsel aufgibt, ist das sogenannte Parthermonument. Erhalten sind zahlreiche Reliefplatten und Fragmente eines Frieses, die an unterschiedlichen Stellen im Ruinengelände von Ephesos aufgefunden worden sind. Alle Teile waren in Zweit- oder Drittverwendung verbaut worden, sodass der ursprüngliche Standort des Monumentes bis heute unbekannt ist. Auch die zugehörige Architektur konnte bislang nicht eindeutig identifiziert werden, wodurch auch die Form des Monuments und die Anordnung des Frieses unklar bleiben. Eine Rekonstruktion schlägt die Form eines Altares - ähnlich dem Pergamonaltar - vor, um dessen Hauptgeschoß die Friesplatten angeordnet gewesen sein könnten. Andere Vermutungen weisen in Richtung eines großen Gevierts, an dessen Innen- oder Außenseiten sich die Platten ihren Themen entsprechend unterbringen ließen.

Die herausragende Bedeutung des Monumentes wurde bereits bei der Auffindung einer der zentralen Platten 1903 erkannt: Sie zeigt die vier römischen Kaiser des 2. Jahrhunderts n. Chr., Hadrian, Antoninus Pius, Lucius Verus und Marc Aurel. In der Forschung wird diskutiert, wer der eigentliche Adressat des Monumentes war: Antoninus Pius, der für die Konsolidierung des römischen Imperiums und in Erinnerung an seine Zeit als Statthalter in Ephesos geehrt wurde (um 140 n. Chr.), oder Lucius Verus, dem als Sieger im Kampf gegen die Parther im Osten nach seinem Tod 169 n. Chr. Tribut gezollt werden sollte.

Das Monument feiert das römische Imperium in vier Themenzyklen: Grundlage für die innenpolitische Stabilität ist die gesicherte Kaisernachfolge über drei Generationen, außenpolitisch kann Rom gegen alle Feinde bestehen, seien es die Parther im Osten oder die Germanen im Norden, das Imperium ruht auf den Schultern seiner Städte und Provinzen, die in ihrer kommunalen Eigenständigkeit zum großen Ganzen beitragen und eine Götterversammlung spendet dem römischen Reich Segen und Beistand. Der Kaiser auf einem Triumphwagen steht dem Geschwisterpaar Artemis und Apollon gegenüber, vermutlich ist eine vierte Platte mit einem Zweigespann zu ergänzen.

Ein Teil der Platten wurde in der Spätantike als Brüstung eines Brunnenbeckens verwendet, das vor den Stufen der Celsusbibliothek angelegt wurde. Die Bibliothek war nach dem Einsturz des Hauptraumes bei einem Erdbeben in ihrer Funktion aufgegeben worden, die noch aufrechtstehende Fassade wurde zur Rückwand eines Brunnens umfunktioniert. Andere Platten wurden als Straßenpflaster wiederverwendet. Zählzeichen auf dem Deckprofil oder der Standleiste stammen wohl von der vorletzten Aufstellung der Reliefplatten in zwei langen Reihen. Bereits in den ersten zehn Jahren der österreichischen Grabung wurden die meisten der heute bekannten Platten und Fragmente entdeckt, sodass heute fast alle Teiles dieses Monuments in Wien zu sehen sind. Die in den 1960er und 1990er Jahren gefunden Reliefs konnten als Gipsabgüsse erworben werden.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

POSEIDON
Römisch, 2. Jh. n. Chr., Marmor, Ephesos, Theater (Gipsabguss des Körpers)

Der Kopf des Poseidon wurde im Jahr 1897 im Theater gefunden, der Körper war schon dreißig Jahre früher von den britischen Ausgräbern entdeckt und nach London gebracht worden. Die Anfertigung und der Austausch von Gipsabgüssen ermöglichte es, die Zusammengehörigkeit beider Stücke zu belegen. Der Meergott mit Dreizack und Delphin stellt eine Wiederholung eines bekannten Motivs (Typus Lateran) dar, dessen Vorbild vielleicht dem griechischen Bildhauer Lysipp zuzuschreiben ist.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

KNABE MIT FUCHSGANS
Römisch, 2. Jh. n. Chr., nach einem griechischen Vorbild des frühen 3. Jhs. v. Chr., Marmor
Ephesos, im Marmorsaal des Hafengymnasiums

Aus zahlreichen Fragmenten zusammengesetzt, konnte eine besonders realitätsnahe Skulpturengruppe wiedergewonnen werden: Ein Knabe sitzt auf dem Boden, blickt auf und streckt seinen rechten Arm einem imaginären Gegenüber entgegen. Gedankenlos drückt er dabei einen Vogel nieder, der aufgrund des charakteristischen Federkleides als ägyptische Fuchsgans identifiziert werden kann. Literarisch ist überliefert, dass eine besonders lebensechte Bronzegruppe eines Knaben mit Gans im Asklepios-Heiligtum auf der griechischen Insel Kos bewundert worden sei. Diese wird dem Künstler Boëthos von Chalkedon zugeschrieben und könnte das Vorbild der Marmorgruppe aus Ephesos gewesen sein.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

Die Neue Burg stellte die letzte große Erweiterung der Hofburg als Teil des von Gottfried Semper geplanten Kaiserforums dar. Mangelnder Konsens über die zukünftige Funktion und der folgende Erste Weltkrieg verhinderten die Ausführung der gesamten Anlage. Fertiggestellt wurde die Neue Burg schließlich in der jungen Ersten Republik.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

Die heutigen Ausstellungsräume des Hauses der Geschichte Österreich waren ursprünglich als „Appartements Ihrer Majestät der Kaiserin" geplant worden. Schließlich wurde aber die Ausführung geändert und ein weiteres Stockwerk eingezogen. Wofür welche Bereiche verwendet werden sollten, blieb aber unklar.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

Am 24. März 1919 verließen der vormalige Kaiser und seine Familie Österreich. Für die Regierung war es wichtig, dass die Ausreise der Habsburgerfamilie sicher und ohne Zwischenfälle erfolgen konnte. In Feldkirch, vor der Einreise in die Schweiz, nahm Karl die im November 1918 verlautbarte Verzichtserklärung auf die Staatsgeschäfte zurück. Nach diesem Eklat wurde vom Nationalrat das „Habsburger-Gesetz" einhellig beschlossen. Dieses sah für alle Mitglieder der Familie Habsburg, die keine Loyalitätserklärung gegenüber der Republik und keine Verzichtserklärung im Hinblick auf Herrschaftsansprüche abgaben, ein Aufenthaltsverbot in Österreich vor.

 Haus der Geschichte Österreich, Jänner 2023

Diana nach der Jagd - Pierre Benevault (Paris 1685-1767 Wien), 1752, Leinwand, Gemäldegalerie

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Das große Stiegenhaus in der Neuen Burg, fertiggestellt 1908-1912

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