Gartenschloss Herberstein

St. Johann bei Herberstein, Juni 2024

Schloss Herberstein liegt in der Gemeinde Stubenberg nahe dem Tierpark Herberstein. Es steht hoch oben auf einem Ost-West gerichteten Felssporn, der nach Norden steil abfällt, in der Feistritzklamm. Das wehrhafte Schloss, aus der Entfernung nicht zu sehen und schwer zugänglich, liegt an einer strategisch günstigen Stelle.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Ehem. Schlosseinfahrt
Bis 1894 führte die Landesstraße über den Herbersteiner Schlossberg. Hier an dieser Stelle befand sich die Toranlage in Richtung Stubenberg. Sie wurde 1843 endgültig abgetragen und dabei das ehemalige Torwärterhaus in ein Wohnhaus für Bedienstete des Meierhofes umgestaltet. Zeitweilig waren hier Wagnerei und Fassbinderei untergebracht.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Die Ursprünge der Gartenanlagen in Herberstein reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Der bestehende Rosengarten wurde im Jahr 1997 rekonstruiert. Als Vorlage diente der Garten aus der Barockzeit, der ebenfalls einen Pavillon in der Mitte und geometrische Beetmuster rundherum aufwies. Die Architektin DI Maria Auböck konzipierte den Garten mit vier Farben, die menschliche Eigenschaften symbolisieren. Daneben gibt es auch die Abschnitte, die nach den Tageszeiten benannt sind und sich nach dem Sonnenverlauf richten (Vormittags-, Mittags-, Nachmittags- und Abendgarten).

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Historischer Garten - ein Garten der Temperamente
In der Mitte des 17. Jahrhunderts ließ Reichsgraf Johann Maximilian I. von Herberstein (1601-1679) einen Lustgarten errichten, der über den Wehrgang mit dem Schloss verbunden war. Der italienische Baumeister Antonio Solari (gest. 1672), der auch den Florentinerhof des Schlosses entwarf, plante dem damaligen Zeitgeist entsprechend einen streng-symmetrisch angelegten Rosengarten. Die Blütezeit der Gärten lag im 18. und 19. Jahrhundert, wonach sie zusehends vernachlässigt und nach dem 1. Weltkrieg gänzlich zerstört wurden.

Die Familie Herberstein entschloss sich im Jahr 1997, diesen einst so prachtvollen Lustgarten nach historischer Vorlage des Stichs von Georg Matthäus Vischer (1628-1696) aus dem Jahre 1681 sowie nach alten Katasterplänen zu revitalisieren und in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen. Einige Pflanzen, darunter eine sehr alte Zypresse, ein ca. 100 Jahre alter Ilex (Stechpalme), zwei aus dem vorigen Jahrhundert stammende Fächerulmen sowie auch 100 Jahre alte Hainbuchalleen, haben die vielen Umbauarbeiten der Jahrhunderte überlebt und sind auch heute noch zu bewundern. Der Garten ist einerseits in vier farbig definierte Bereiche geteilt, die menschliche Eigenschaften zeigen, andererseits in vier Tageszeiten, die sich aus dem Lauf der Sonne ergeben. Das Zentrum bildet der Rosenpavillon mit dem Jungbrunnen als Symbol für Liebe, Macht und Tatendrang.

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Smaragdeidechse

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Der Pavillon in der Mitte des Gartens ist von Rosen umgeben. Er bedeutet Liebe, Kraft und Fülle und birgt symbolisch den Brunnen ewiger Jugend, aus dem Trinkwasser fließt (Granderwasser - „belebtes Wasser").
In der Barockzeit stand hier ein gemauerter Pavillon. Der Neubau, der im Zuge der Revitalisierung des Gartens im Jahr 1997 errichtet wurde, ist eine Stahlkonstruktion.

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Die Schmiede im Schmiedhaus

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Schlosstischlerei

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Das Schmiedhaus wurde im Jahr 1855 in der heutigen Form erbaut und war rund 100 Jahre als Gewerbebetrieb für die umliegenden Dörfer von Bedeutung. Die Technisierung nach dem Zweiten Weltkrieg brachte das Schmiedehandwerk zum Erliegen. Zeitweilig war im angrenzenden Raum die Schlosstischlerei untergebracht.

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Eine Familiengeschichte von über 700 Jahren erwartet Sie im Gartenschloss Herberstein. Vom alten Steinhaus, zur Burg bis hin zum barocken Florentinerhof können Sie die Entwicklung des Schlosses im Zuge einer Führung verfolgen und die Räumlichkeiten von Innen hautnah erleben. Seit 22 Generationen ist die Familie Herberstein nun im Besitz des Schlosses, das eine Gesamtbauzeit von über 450 Jahren aufweist.

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ORT DER BEGEGNUNG
Märchen von zauberhaften Wesen, Berichte tapferer Krieger und Erkenntnisse großer Denker, vor allem aber sehr persönliche Erinnerungen sind mit Herberstein verbunden. Als Familiensitz der einst bedeutenden steirischen Familie ist das Gartenschloss heute ein Ort, an dem Tradition, Kunst und Lebensqualität wunderbar verschmelzen. Die einzigartige Anlage beeindruckt damals wie heute jeden, der hierherkommt, um zu genießen und zu verweilen.

Schlossportal: Das schlichte Rustikaportal aus der Zeit um 1580 erhielt im Jahr 1667 einen programmatischen Aufbau durch den italienischen Maler Antonio Solari (gest. 1672), der das politische und kulturelle Selbstverständnis der Familie Herberstein in der Barockzeit in außergewöhnlicher Weise dokumentiert. Die lateinische Inschrift bezieht sich auf den Bauherrn Johann Maximilian I. von Herberstein (1601-1679), als Diener von vier Landesfürsten auch Landeshauptmann der Steiermark. Den Aufstieg der Familie aus einfachsten Verhältnissen symbolisieren die Statuen Mars und Minerva (Arte & Marte, durch Krieg und Kunst) des italienischen Bildhauers Giovanni Mamolo (gest. 1667). An oberster Stelle thront Maria mit dem Jesuskind, „im Schatten der göttlichen Familie" (Inschrift) halten Löwen das 1644 neu verliehene Grafenwappen.

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ORT DES LEBENS
In 400 Jahren Baugeschichte wandelte sich die Burg Herberstein zum prächtigen Wohnschloss. Verschiedene Baustile von Romanik, Gotik, über die Renaissance bis hin zum Barock, sind in einem einzigartigen Baujuwel vereint. Wagen Sie einen Blick in das Familienleben im 19. Jahrhundert und erleben Sie eine spannende Führung durch das Schloss - vom tiefsten Felsenkeller bis in den ältesten Turm!

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Bereits im Jahr 1217 wird die erste Burg schriftlich erwähnt. Herwig von Krottendorf bezeichnete sein Domizil als „Herwigstein“. Daraus entstand auch der Name „Herberstein“. Ausgehend von diesem alten „Palas“, der an der Spitze des 40 Meter hohen Felsens erbaut wurde, expandierte das Schloss in den folgenden Jahrhunderten Richtung Osten. Im 16. Jahrhundert findet während der größten Bauphase der Wandel von einer Burg zu einem Schloss statt. Der Florentinerhof war im 17. Jahrhundert unter dem damaligen Besitzer Johann Maximilian I. der letzte Zubau des Schlosses.

Der im Jahr 1561 vollendete Nordtrakt (Sonnenuhr) musste im Zuge des Ausbaus zum Florentinerhof ab 1604 in der Höhe gekürzt werden, um allseitige Säulenarkaden zu ermöglichen, die gegen 1624 vollendet waren. Bis 1648 folgte noch die Schaufront im Obergeschoß an der Westseite. Einzigartig in der Steiermark beschließt ein umlaufender Balustradengang den Hof. Gegen 1648 folgte auch noch die Zisterne in der Hofmitte. Zu dieser Zeit wurde auch der Glockenturm erbaut und 1832 in die heutige Form gebracht. Die Schlossglocke stammt aus dem Jahr 1448.

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ORT DER GESCHICHTE
1216 Erste urkundliche Erwähnung der Burg, erbaut von Herwig von Krottendorf
1290 Otto von Hartberg kauft die Burg und nennt sich ab 1320 Herwigstein (später: Herberstein)
1537 Erhebung der Familie in den Freiherrenstand
1561 Georg der Jüngere von Herberstein beginnt den Umbau der mittelalterlichen Burg zum Schloss
1644 Erhebung der Familie in den Grafenstand
1667 Fertigstellung des Florentinerhofes und des prächtigen Portalbaus
1690 Vollendung der barocken Gartenanlagen
1710 Ernennung der Familie zu Reichsgrafen
1931 Errichtung des Familienmuseums (bis heute laufende Erweiterung)
1997 Rekonstruktion des barocken Gartens
2000 Erbauung des in Terrassen angelegten Siegmundsgartens
2002 Renovierung des Meierhofs sowie Adaptierung des Kunsthauses
2004 Errichtung der Ausstellungshalle unter Einbindung des Tennengebäudes von 1593
2018 Beginn der umfassenden Renovierungsarbeiten im Schloss und Garten

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Haifisch-Durchfahrt: Durch Überwölbung des äußeren Burggrabens entstand bald nach dem Jahr 1604 diese Durchfahrt in den Innenhof. Den präparierten Haifisch soll Johann Joseph von Herberstein, Kommandant der Malteserflotten, um 1670 in sein Heimatschloss gebracht haben.

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Mit dem Bau des Mitterstocks entstand ab dem Jahr 1459 der heutige Innenhof, der vor allem durch die vor 1554 erbauten mächtigen Kasematten gebildet und bis 1580 allseitig bis auf das heutige Niveau erhöht wurde. Die südseitig im zweiten Obergeschoß angelegten Arkaden wurden im 17. Jahrhundert geschlossen.

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Während der Renovierung des Schlosses in den letzten Jahren wurde auch dieser Felsenbalkon eröffnet. Hier kann man hautnah erleben, wie das Schloss auf dem ca. 40 Meter hohen Felssporn erbaut wurde. Die Feistritz hat in Millionen von Jahren eine Klamm in die Felsen geschnitten. Die Feistritzklamm-Herberstein ist ein Natura-2000-Schutzgebiet. Der Felsen, auf dem das Schloss steht, wird auf drei Seiten vom Fluss begrenzt.

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Modell der Burg Herberstein, Baubestand um 1667, Ausführung: Herbert Handi (1986)

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Spätmittelalterlicher (äußerer) Burggraben: In diesem gegen 1604 überwölbten Bereich mit der rund 30 Meter tiefen Zisterne sind zahlreiche Spuren der Baugeschichte erkennbar. Der vor dem Jahr 1580 vollendete fünfeckige Kanonenturm an der Südseite wurde später fast vollständig verbaut. Unterhalb befinden sich hier die Kellerräume, der tiefste Bereich wurde früher aufgrund der konstant niedrigen Temperaturen als „Kühlschrank" benutzt. In der kalten Jahreszeit überwintern dort aufgrund der für sie optimalen Bedingungen Fledermäuse.

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Georgskapelle: Die heutige Schlosskapelle erhielt um 1655 ihre prächtige Stuckdecke aus der Hand des italienischen Künstlers Alexander Serenio. Die rechte Kirchbank stammt aus dem Jahr 1662. Der Hochaltar von 1658 wurde erst gegen 1725 hier aufgestellt. Aus dieser Zeit stammt auch die mächtige Statuengruppe des hl. Georg hoch zu Ross, den Drachen tötend.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Die ältesten Bauteile des Schlosses stammen aus dem frühen 12. Jahrhundert. 1290 kaufte die Familie Herberstein den bis dahin entstandenen zweigeschoßigen Palas mit dem Bergfried. Die nach Herwig von Krottendorf Herwigstein genannte kleine Burg stand unter dem Lehen der Stubenberger. Otto von Hartberg konnte das Lehen gegen Bezahlung in Freies Eigen (Allod) umwandeln und gilt seither als Ahnherr der Herberstein.

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Prunkrüstung, Größe: 187 cm, Datierung: 16. Jahrhundert
Prunkharnisch mit vollständigen Arm- und Beinzeugen und mit Mantelhelm. Eisen brüniert, mit Streifenätzung.
Die Verschleißteile wurden mehrfach ergänzt. Kombiniert mit einem Bihänder, der etwas jünger als der Harnisch ist (4. Viertel 16. Jahrhundert). Die Länge des Bihänders beträgt 167 cm.

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Drei Engel sollen dich begleiten In deiner ganzen Lebenszeit,
Die guten Engel die ich meine: Sind Liebe Glück Zufriedenheit.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Sparen muss man ganz gewiss, Weil alles jetzt so teuer ist.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Die Sonderausstellung unter dem Motto „Leben im Schloss -ein Blick durchs Schlüsselloch" soll Einblicke in das Alltagsleben hinter den Schlossmauern bieten. Aufgeteilt ist diese Ausstellung in Personal- und Familienbereich.
Die alte Schlossküche wurde im Jahr 1850 errichtet und war noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Verwendung. Sie ist multifunktional mit Herdplatten, Backöfen in Etagen und einem eingebauten Kessel für heißes Wasser ausgestattet.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Um 1400 wurde die Burg durch eine mächtige Vorburg erweitert, die die schon um 1370 errichtete, gotische Katharinenkapelle miteinschloss, welche zuvor außerhalb der Burg stand. Die Vorburg erfuhr im 15. Jahrhundert mehrere Erweiterungen. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg in einen Wohnbau mit Renaissance-Elementen unter „Georg dem Breiten“ umgestaltet und erweitert, um den zahlreichen Nachkommen Platz zu bieten. Im 17. Jahrhundert wurde der prunkvolle Rittersaal errichtet. Die Stuckdecke wurde vom italienischen Stuckateur Alessandro Serenio entworfen. Bis 1624 wurde der tiefe Burggraben überbaut. Mitte des 17. Jahrhunderts entstand durch Baumeister Antonio Solari nach italienischem Vorbild der Florentinerhof und bis zum Ende des Jahrhunderts wurden Georgskapelle, Gärtnerhaus und Meierhof fertiggestellt.

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Seit mittlerweile 21 Generationen und über 700 Jahren ist die Familie Herberstein mit ihrem Stammsitz und der Steiermark verbunden. Eine Familiengeschichte zwischen Wissenschaft, Kultur und Krieg.

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Im 17. und 18. Jahrhundert gehörte rund ein Fünftel der Steiermark zur Grundherrschaft der Grafen Herberstein, rund 1000 Bauernhöfe waren dem Schloss zinspflichtig. Das Schloss ist auch heute noch im Besitz der Familie Herberstein und dient als Wohn- und Verwaltungssitz. Ein Teil der Anlage kann in Führungen besichtigt werden.

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In 400 Jahren Baugeschichte wandelte sich die Burg Herberstein zum prächtigen Wohnschloss. Verschiedene Baustile von Romanik, Gotik, über die Renaissance bis hin zum Barock, sind in einem einzigartigen Baujuwel vereint.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Die Ausstellung “Leben im Schloss” bietet dem Besucher einen Blick durchs Schlüsselloch, ins alltägliche Leben, die Wohnkultur sowie die Arbeitsbereiche der Schlossbewohner.

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Bereits im 12. Jahrhundert wurde der Grundstein des heutigen Schlosses und des Beginns einer Familiengeschichte zwischen Wissenschaft, Kultur und Krieg über die Jahrhunderte gelegt. „Eh wieg’s, dann wag’s – so nachts wie tags“ ist wie ein Familienmotto in ein Richtschwert aus dem 16. Jahrhundert graviert und hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren. 1644 wurde der Familie der erbländisch-österreichische Grafentitel verliehen. 1710 wurden sie in den Reichsgrafenstand erhoben. Fünf Landeshauptmänner der Steiermark entstammten der Familie Herberstein, hohe Offiziere, Diplomaten, Bischöfe, aber auch Wissenschaftler wie Mathematiker, Philosophen und Historiker. Burgen und Schlösser in ganz Europa gehörten einst zum Besitz der Familie, wobei über die Jahrhunderte stets ein hoher Anspruch an Kultur und Ästhetik gesetzt wurde. So bleibt der Familiensitz in der Steiermark auch das Sinnbild der Generationen: stetig und harmonisch.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

SCHULBANK, Material: Hartholz, Die Tischplatte ist aufklappbar.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

HAMMERKLAVIER, Material Holz, von Matthias Müller in Wien, Datierung: 1800

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Alter Rittersaal: Im Zuge des Ausbaus der Burg entstand gegen 1459 im Mitterstock dieser Saal mit seinem aufgeputzten Netzgratgewölbe. Die Historismusmöbel aus der Zeit zwischen 1862 und 1895 wurden von Theodor Herberger (1811-1870) und Graf Rudolf Széchényi de Sárvár-Felsővidék (1862-1928) entworfen. Der Saal ist der größte der drei Veranstaltungsräume im Schloss, die für Hochzeiten, Events und Firmenfeiern genutzt werden können.

Die zwischen 1556 und 1580 entstandene Beletage im Südtrakt wurde ab dem Jahr 1862 im Stil des Historismus neu gestaltet, die Stuckdecken erneuerte Franz Bergmann (1838-1894) aus Wien. Ab dem Jahr 1892 folgte die Fortsetzung der Neuausstattung durch Graf Rudolf Széchényi de Sárvár-Felsővidék (1862-1928) und die Übertragung der originalen Renaissance-Holzdecke aus der Burg Neuberg bei Hartberg.

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Schlesischer Gang: Bis ins Jahr 1728 existierte die schlesische Linie der Familie Herberstein. Portraits, Bilder von Schlössern und Teppiche von einer großen Hochzeit des Johann Friedrich von Herberstein mit Maria Maximiliana von Annenberg aus dieser Linie zieren jenen Gang, der als Verbindung von Neuem zu Altem Rittersaal dient. Hier grenzt auch die Beletage mit der heutigen Hochzeitssuite und dem Standesamt-Salon an. Die angelegten Arkaden zur Innenhof-Seite wurden im 17. Jahrhundert geschlossen.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Die Landeshauptleute aus der Familie Herberstein
Steiermark
1556-1560 Georg Freiherr von Herberstein (1501-1560)
1580-1584 Georg Freiherr von Herberstein (1529-1586)
1595-1621 Siegmund Friedrich von Herberstein (1549-1620)
1648-1660 Johann Maximilian I. von Herberstein (1601-1680)
1675-1679 Johann Maximilian II. von Herberstein (1630-1679)
1765-1781 Carl Leopold von Herberstein (1712-1789)
Görz
1657-1663 Ernst Christoph Friedrich von Herberstein (1618-1666)
Breslau
1670-1672 Johann Bernhard II. von Herberstein (1630-1685)
Glogau
1672-1685 Johann Bernhard II. von Herberstein (1630-1685)
Glatz
1696-1707 Johann Friedrich Erdmann von Herberstein (1658-1709)

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Palas & Bergfried: Die hier anschließenden ältesten Teile der Burg wurden vor dem Jahr 1260 erbaut. Der davor liegende innere Burggraben wurde ab dem Jahr 1459 durch den Mitterstock überbaut. Darin befindet sich derzeit das im Jahr 1931 durch Johann Herbert von Herberstein errichtete Familienmuseum. Das untere Geschoß ist der Kunst, das obere dem Krieg gewidmet (Marte + Arte).

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PORTRAIT VON GEORG FREIHERR ZU HERBERSTEIN
Darstellung des Kopfes ist aus Bronze mit einem roten Samtpaspartoux. Der Holzrahmen ist mit einer goldfarbigen Leiste versehen.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Große Eisentruhe, Maße: 99 x 56 x 51 cm
Die Grundfläche ist grün bemalt und mit schwarzen Eisenverzierungen versehen, seitlich sind zwei große Griffe angebracht. Auf der Vorderseite ist ein aufgemaltes Wappen zu sehen, am Deckel befindet sich das Schlüsselloch, das von einem Eisendeckel bedeckt wird. Am Deckel sind auch Eisenverzierungen angebracht. Auf dem Deckel liegt ein Eisenschwert mit grünem Griff, das schon ziemlich beschädigt aussieht.

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Großer Hallenschrank, L x B x H: 233 x 58 x 218,5 cm, Datierung: 17. Jahrhundert
Der große Hallenschrank - aufgrund seiner malerischen Ausgestaltung auch Kriegskasten genannt - war ein Geschenk von Prinz Eugen von Savoyen an Leopold von Herberstein (1655 - 1727). Nicht nur die aussagekräftigen Kampfszenen in den Füllungen und die reich geschmückten Rahmungen machen den Schrank interessant. Viel mehr ist es die für den Betrachter nicht erkennbare Konstruktion ohne Nägel und Schrauben. Der Kasten ist durch Steckrahmungen, Keile und Füllungen in wenigen Minuten auf tragbare Teile zerlegbar und ebenso schnell wieder zusammenzustellen.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Joh. Joseph Graf von. Herberstein, M.O.R. Großprior Generalfeldzeugmeister, 1633-1689, Stfl. 65

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 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Richtertisch & Sessel, Maße des Tisches: 108 x 72 x 78 cm, Datierung: wahrscheinlich 16. Jahrhundert
Der Tisch ist aus Holz. Die Sitzfläche und die Rückenlehne des Sessels sind mit Leder überzogen, der Rest ist aus Holz. Die Sesselleiste, die sich an der Unterseite befindet, ist kunstvoll geschnitzt. In der Mitte dieser Leiste befindet sich das Familienwappen (Sparren).

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Richtschwert, Länge: 196 cm, Datierung: 16. Jahrhundert
Es handelt sich bei diesem Richtschwert um einen Zweihänder, deren Ausgestaltung sich nach der Mitte des 16. Jahrhunderts dekorativ gesteigert hat. Die Scheide ist in einem Wellenschliff gefertigt mit kunstvollen Verzierungen. In der Mittel der unteren Parierstange befindet sich das Familienwappen der Herbersteiner. Die obere Parierstange ist geschwungen und länger als die untere. Der Griff, der mit Leder und rotem Stoffband eingefasst ist, wird von einer Knaufkappe abgeschlossen.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

DIE EHEMALIG EGGENBERGISCHE PORZELLAN-SAMMLUNG DER FAMILIE HERBERSTEIN
Nach dem Verlöschen der fürstlichen Familie Eggenberg im Mannesstamm und einer letzten, kinderlos gebliebenen Ehe ging Schloss und Besitz zuerst an eine Nebenlinie und schließlich ab 1754 an die Hauptlinie der Grafen Herberstein. 1939 wurde Schloss Eggenberg vom Land Steiermark gekauft und 1947 dem Landesmuseum Joanneum eingegliedert. Der Hauptbestand der beweglichen Einrichtungsgegenstände sowie die Kunstsammlung blieb jedoch zu einem großen Teil im Besitz der Familie Herberstein. Als für die Landesausstellung Brücke und Bollwerk 1986 das dort befindliche Familienmuseum abgebaut und deponiert werden musste, wurde die bedeutende ostasiatische Porzellansammlung gemeinsam mit Gemälden unter dem Titel Aus Ost und West im Schloss Eggenberg gezeigt und erstmals wissenschaftlich erfasst. Nun ist die sehenswerte Porzellansammlung wieder im weiträumigen Kasemattenflügel an der Südseite des Schlosses untergebracht.

Die aktuelle Präsentation der Sammlung greift die im 17. und 18. Jahrhundert beliebte Découpage-Technik der Dekoration von Möbeln, Wänden und anderen Einrichtungsgegenständen auf. Angeregt durch Impulse fernöstlicher Lackwaren wurden gedruckte und handkolorierte Papierausschnitte auf die Objekte geklebt und mit einem dicken Firnis überzogen, so dass die Drucke fast wie Malereien wirkten. Aufgrund des orientalischen Ursprunges waren auch chinesische Motive beliebt. Découpage-Arbeiten waren auch unter der Bezeichnung scriban im 18. Jahrhundert in Frankreich und als arte povra bei venezianischen Kunsthandwerkern beliebt. Erika Thümmel hat 2007 diese Technik in einer zeitgemäßen Form wieder aufgegriffen, indem sie Motive aus der Sammlung zu Tapeten arrangierte und damit die vorhandenen Vitrinen überzog.

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Porzellan (von ital. porcellana Porzellanschnecke) ist ein keramisches Erzeugnis aus Kaolin, Quarz und Feldspat. Dem Kaolin verdankt die Masse ihre Formbarkeit und Feuerfestigkeit. Feldspat und Quarz sind Magerungsmittel, d.h. sie setzen die Formbarkeit und den Schwund beim Trocknen und Brennen herab. Der Feldspat wirkt als Flussmittel, da er der einzige beim Brennen der Masse schmelzende Bestandteil ist. Die einzelnen Rohstoffe müssen sehr rein, vor allem eisenfrei sein.

Porzellan wird durch Drehen auf der Töpferscheibe oder durch Gießen und Pressen geformt. Früher wurden Teller, Tassen und Schüsseln mit Hilfe der Töpferscheibe hergestellt, heute durch Eindrehen in Gipsformen mit einer Schablone. Vor allem figürliche Darstellungen, Vasen und Terrinen werden gegossen. Von dem Gegenstand wird ein Modell aus Gips oder Ton gefertigt und von diesem ein Gipsabguss, der die Gussform bildet. Henkel, Ausgüsse und Kleinteile von Figuren werden gesondert gegossen und in halbfeuchtem Zustand angesetzt (angarniert). Nach dem Formen werden die Stücke sorgfältig getrocknet, wobei keine Trockenrisse entstehen dürfen, danach zur ersten Verfestigung bei etwa 900°C vorgeglüht; die Masse wird dadurch porös, was für das Glasieren notwendig ist. Die Glasur wird durch Eintauchen in die Glasuraufschlämmung aufgebracht. Sie ist besser schmelzbar als die Grundmasse und glasähnlich. Eine gute Glasur muss gut verfließen und den gleichen Dehnungskoeffizienten wie der Scherben haben, da sich sonst beim Erkalten Haarrisse bilden oder die Glasur abblättert. Beim Brennen schmilzt die Glasur, gewöhnlich etwas später als der Feldspat der Masse, aber auch bedeutend heftiger, und überzieht den ganzen Gegenstand mit einer glänzenden, harten Glasschicht. Kennzeichnend für Porzellan ist ein weißer, dichtgesinnterter, mehr oder weniger durchscheinender Scherben, der schwach glänzende, meist muschelige Bruchflächen aufweist.

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PORZELLANARTEN
Entsprechend der Brenntemperatur unterteilt man in: Hartporzellane und Weichporzellane. Hartporzellane werden bei 1380°C bis 1445°C gebrannt, sind tonerdereich, flussmittelarm und werden für Tafelgeschirr und figürliche Darstellungen ver-wendet. Luxus- und Kunstgegenstände werden auch aus Weichporzellan hergestellt, das bei 1240°C bis 1320°C gebrannt wird und nur geringer mechanischer Belastung ausgesetzt werden darf.

Besondere Arten sind:
Knochen-Porzellan (Bone-China), ist ein vor allem in England hergestelltes Porzellan, dem 40-50% Knochenasche und Speckstein beigemischt sind. Es ist rein weiß, etwas transparent und leicht. Infolge einer geringen Glasurbrandtemperatur lässt es sich leichter und wirkungsvoller mit Farben dekorieren als Hartporzellan. Die Technik der Herstellung entspricht der des Steinguts.
Biskuit-Porzellan hat einen hohen Feldspat- und niederen Quarzgehalt, manchmal fehlt Quarz auch ganz. Es bleibt stets unglasiert und hat oft eine seidige, matt glänzende Oberfläche.
Seger-Porzellan ist ein an Magerungsmitteln reiches Porzellan aus Quarz, Feldspat und Kaolin, benannt nach dem Keramiker Hermann Seger (1839-1893). Durch Unterglasurmalerei, farbige Craquelé- und Kristallglasuren sowie reliefartig aufgetragenen Emailledekor kann es verziert werden.
Fritten-Porzellan ist dem echten Porzellan äußerlich sehr ähnlich, steht aber in der Zusammensetzung dem Glas viel näher. Hauptbestandteil ist eine aus Sand, Salpeter, Kochsalz, gebranntem Alaun, Soda und Gips zusammengeschmolzene, glasige Masse (Fritte), die nach dem Zusammenschmelzen pulverisiert und dann mit je 12,5 Teilen Kreide und Kalkmergel gemischt wird. Es ist weniger widerstandsfähig und wird kaum noch verwendet.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Tonware, aus einem porösen roten oder ockerfarbenen Scherben, die mit einer farbigen oder weißdeckenden Glasur überzogen ist. Zum Trüben der Glasur dient Zinnoxid. Der Name Fayence stammt von der italienischen Stadt Faenza, die im 15. Jahrhundert Mittelpunkt der Fayence-Herstellung war. Gleichbedeutend ist die italienische Bezeichnung Majolika nach der Insel Mallorca. Halbfayencen oder Mezzomajoliken sind Tonwaren, deren unedler, missfarbiger Scherben mit einem Anguss (Engobe) von Tonschlamm dünn überzogen und mit einer durchsichtigen Bleiglasur überschmolzen sind.

Bei der Fayence-Herstellung werden die Stücke aus einem durch Schlämmen gereinigten Gemenge verschiedener Tonsorten geformt, getrocknet, gebrannt und nach dem Erkalten in das Glasurbad getaucht. Hierbei bleibt die Glasurmasse, da das Wasser aufgesaugt wird, als weißer Überzug auf der Oberfläche haften und schmilzt bei einem zweiten Brand zur Glasur.

Für den farbigen Dekor gibt es zwei Möglichkeiten:
Scharffeuerfarben, die wegen der hohen Brenntemperatur auf Blau, Mangan, Gelb, Grün, Rot, Braun und Schwarz beschränkt sind, werden vor dem Glasurbrand aufgetragen und sinken beim Brand in die Glasur ein. Um den Glanz der Farben zu heben, können die Stücke vor oder nach dem Glasurbrand eine zusätzliche Bleiglasur (niederländ. kwaart, ital. coperta) erhalten.
Muffelfarben werden auf die fertig glasierten Stücke in einem schwachen dritten Brand, bei dem sie durch Muffeln (Schamotte-Kapseln) geschützt sind, aufgebrannt. Wenn ein metallisch schimmernder Lüster erzielt werden soll, wird das glasierte Stück mit Schwefel, Kupfer- oder Silberoxid und Ocker überzogen und erneut gebrannt.

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WIENER PORZELLAN-MANUFAKTUR
In Wien wird 1717 die nach Meissen älteste europäische Manufaktur gegründet. Die erste Periode umfasst die Jahre zwischen 1717 und 1744. In dieser Zeit spielten vor allem Chinoiserie-Dekore und der Einfluss Meissens eine bedeutende Rolle. Ab 1744 übernahm der Staat die Manufaktur, die ihre Produktion dem Geschmack des Rokoko anpasste und neben Geschirr vor allem figürliche Plastik herstellte. Seit 1784 entstanden kostbare Gefäße im klassizistischen Stil. Von 1778 bis 1807 war Anton Matthias Grassi Modellmeister und künstlerischer Leiter der Wiener Porzellan-Manufaktur. Nach 1827 begann der Niedergang, 1864 wurde die Manufaktur geschlossen. 1922 wurde in Erneuerung der Tradition die Wiener Porzellanfabrik Augarten AG im Schloss Augarten gegründet.

BERLINER PORZELLAN
Die erste Porzellanmanufaktur in Berlin wurde 1751 vom Kaufmann Wilhelm Caspar Wegely gegründet und bestand bis 1757. Der Bankier Johann Ernst Gotzkowsky gründete 1761 erneut eine Manufaktur, die 1763 Friedrich der Große erwarb (Königliche Porzellan Manufaktur KPM). Unter ihren Erzeugnissen ragen vor allem Rokoko-Services hervor. 1880 brachte die Erfindung des Segerporzellans (ein bei niederer Temperatur hergestelltes Hartporzellan) erneut eine Blütezeit. Die seit 1918 staatliche Manufaktur wurde im 2. Weltkrieg zerstört, arbeitete vorübergehend in Selb (Oberfranken) und seit 1955 wieder in Berlin.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

FIGURENGRUPPE
Runder, nach dem Terrain geformter Sockel mit Felsenaufbau, der von einer Baumkrone überragt wird. Fünf Figuren, teils stehend, teils sitzend, um Hirten platziert. Vermutlich Le Nove, Venedig, 18. Jhdt.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

MEISSENER PORZELLAN
Das erste europäische Hartporzellan wurde 1708 von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus erfunden, von Johann Friedrich Böttger weiterentwickelt und ab 1710 in der von August dem Starken gegründeten Meissener Manufaktur hergestellt. Durch den seit 1720 tätigen Chinoiseriemaler Johann Gregorius Höroldt wurde das Meissener Porzellan farbig dekoriert. Der 1731 berufende Bildhauer Johann Joachim Kändler entwickelte die plastischen Möglichkeiten des Porzellans: Einzelfiguren und Gruppen in zeitgenössischer Gesellschaftskleidung und Theaterkostümierung entstanden. Höroldt und Kändler sicherten dem Meissener Porzellan bis zum siebenjährigen Krieg (1756-1763) trotz zahlreicher anderer Manufakturgründungen eine unbestrittene Vorrangstellung. Die Erzeugnisse dieser Zeit haben als Vieux Saxer (Altes Sachsen) seit ihrer Entstehung Weltruhm erlangt und wurde vielfach nachgeahmt.

Nach den Rückschlägen während des Krieges gewann die Manufaktur unter Graf Camillo Marcolini (Direktor von 1774 bis 1814) erneut an Bedeutung, wobei der Rokoko-Dekor zu Gunsten einer klassizistischen Formgebung zurücktrat. Im 19. Jahrhundert arbeitete die Manufaktur vorwiegend im Stil des Rokoko. Heute werden die alten Modelle weitergeführt, durch das Heranziehen moderner Modelleure sucht man aber gleichzeitig den Anschluss an die Porzellankunst der Gegenwart. Das Meissener Porzellan wird bis heute durch die Schwertermarke gekennzeichnet.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

TEILE EINES KAFFEESERVICES, Vermutlich italienische Keramik. Um 1800.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

CHINA
Nach einer Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen ließ der kunstliebende Kaiser Kangxi (1662-1722) die chinesischen Porzellanmanufakturen wieder aufbauen. Die Erzeugnisse während seiner Regierungszeit (Qing-Dynastie) zählen zu einem Höhepunkt des chinesischen Kunstgewerbes. Mit liberalen Handels- und Ausfuhrbedingungen eroberte China den europäischen Markt und Unmengen eigens für den Export in den Westen gefertigte und dem europäischen Geschmack angepasste Waren wurden von großen Handelskompagnien nach Europa verschifft.

FAMILLE ROSE STIL
Unter Kangxis Nachfolger Yung-cheng (1723-1735) entwickelte man in China mit einer aus Europa importierten rosa Schmelzfarbe eine neue Dekortechnik. Der vom Holländer Andreas Cassius entdeckte rosa Farbstoff wurde aus kolloidalem Gold (wässrige Gele aus winzigen Goldpartikeln) gewonnen. Das in Europa als famille rose bekannte Porzellan (fen-ts'ai) wurde hauptsächlich für den Export gefertigt. Der Dekor vereinte das namensgebende Rosa mit dunklerem Purpur und zarten Farben wie Hellgrün, Gelb und blassem Violett; bevorzugte Motive waren sehr feine und elegante Blumen- und Tierdarstellungen.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

JAPAN
Den größten Bestandteil der Herbersteinschen Porzellansammlung bilden japanische Imari-Gefäße. Als Bürgerkrieg und politische Wirren in China vor der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht nur der Herrschaft der Ming-Dynastie ein Ende bereiteten, sondern auch die chinesische Porzellan-Metropole Ching-te-chen von Mandschu-Tataren zerstört wurde, war es der holländischen Ostindien-Kompagnie plötzlich nicht möglich, die große Nachfrage nach chinesischen Keramiken in Europa zu befriedigen. Um die Lücke zu schließen, wandte man sich nach Japan.
Die Porzellanerzeugung war dort erst Ende des 16. Jahrhunderts durch koreanische Kriegsgefangene bekannt gemacht worden. Wenig später ließ die Auffindung großer Kaolinlager in der Nähe von Arita in der Provinz Hizen eine große bodenständig-japanische Porzellanproduktion vorerst nach chinesischen Vorbildern entstehen.
Für den Export erzeugte man in Arita bald nach 1640 Keramiken in polychromer Aufglasurtechnik (iro-e), die den älteren unterglasurblauen Dekor durch eisenrote und goldene, oft auch grüne und schwarze Schmelzfarben bereicherte und so einen üppigen "Brokatstil" (nishiki-de) entwickelte, der sich in Europa bald großer Beliebtheit erfreute. Nach der Hafenstadt Imari, von der aus die riesigen Ladungen verschifft wurden, erhielt der Dekor seinen Namen.

DREI TELLER
Porzellan, die Bemalung ist dem Imari- Dekor nachempfunden.
Wien, Bodenmarke: eingepresster Bindenschild, um 1745/50

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

ROULEAUVASEN
Dickwandiges Porzellan. Der kleinteilige Dekor ist in Wou-t'sai-Technik ("Fünf Farben") gemalt. China, Anfang 19. Jhdt.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Sattelsammlung
Im Schloss Herberstein befindet sich die Sammlung barocken und neueren Pferdezubehörs, die einen Teil des Herberstein'schen Familienmuseums ausmacht. Die Sammlung wurde im Jahr 1989 wegen ihres geschichtlichen, künstlerischen und kulturellen Zusammenhanges und wegen des öffentlichen Interesses an ihrer Erhaltung als Einheit unter Denkmalschutz gestellt. Die Sammlung umfasst 16 Sättel (davon 15 aus dem 17. Jahrhundert, einer aus dem 19. Jahrhundert), sieben Kummete (davon sechs aus dem 17. Jahrhundert, eines aus dem 19. Jahrhundert), 15 Pferdegeschirrteile (Trensen und Kandaren) aus dem 17. und 18. Jahrhundert und 20 Ledergurte (Zaumzeug und Bauchgurte).

Die gewachsene Sammlung, bestehend aus barocken Sätteln, Zaumzeug und Kummeten aus der gräflichen Sattelkammer, stellt einen bedeutenden Beitrag zur Familiengeschichte der Grafen Herberstein aus der Zeit der Türkenkriege dar, in der das Schloss eine wichtige Abwehrfunktion hatte. Die historische, kulturelle und kunsthistorische Bedeutung ergibt sich aus dem großen Umfang und der Geschlossenheit der Sammlung barocker Prunksättel und Kummete von hohem künstlerischem Wert. Hinzu kommt, dass die Sammlung Zeugnis für die Geschichte einer der wichtigsten steirischen Adelsfamilien in der Zeit der Türkenkriege gibt.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Beim Haus der Biodiversität Herberstein

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Eurasischer Luchs / Lynx lynx
Einst war der Luchs, zu sehen in der Tierwelt Herberstein, in ganz Europa verbreitet. Jagdliche Verfolgung und Lebensraumverlust ließen ihn aber fast überall verschwinden.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Der Frühstücksgarten wurde früher auch als Morgengarten bezeichnet. Aus diesem Grunde tragen nun die Heckengärten zwischen den vier Farbengärten die Namen der Tageszeiten Vormittag, Mittag, Nachmittag und Abend. Wenn im Osten die Sonne aufgeht, fallen ihre Strahlen zerst in den Vormittagsgarten.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

Barocker Garten: Bald nach dem Bau des Meierhofes wurde ab 1604 auch mit der Errichtung des Gartens begonnen, der, wie vieles hier in Herberstein, von Margarita Valmarana (1580-1644), der Gattin Bernhardins II. von Herberstein (1566-1624), angeregt wurde. Die Abbildungen des späten 17. Jahrhunderts zeigen bereits das gesamte Ausmaß des Gartens, der im Jahr 1720 erstmals grundlegend verändert wurde. Zwischen 1848 und 1965 stand die gewerbliche Nutzung als Gärtnerei im Vordergrund. Die barocke Anlage wurde im Jahre 1997 nach Plänen der Landschaftsarchitektin Maria Auböck nach den historischen Vorbildern wieder errichtet.

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024

 Gartenschloss Herberstein, Juni 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: