Tierwelt Herberstein

Steiermark, Juni 2024

Die Tierwelt Herberstein beim Schloss Herberstein ist ein Zoo in der Gemeinde Stubenberg in der Steiermark. Die Haltung von wilden Tieren hat in Herberstein eine lange Tradition und kann bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden, als erstmals in Österreich Damhirsche gehalten wurden. Gegen Ende der 1960er wurde Herberstein in einen Tierpark umgewandelt, in dem den Besuchern Eindrücke von Tieren aller fünf Kontinente vermittelt werden.

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Zwergziege / Pygmy Goat / Capra aegagrus hircus ‚Pygmy‘
Zwergziegen sind hervorragende Kletterer, weshalb sie auch in felsigen Gegenden gehalten werden können, in denen Rinder keine Chance mehr haben. Sie fressen beinahe alles, was pflanzlich und nicht niet- und nagelfest ist. Da sie bevorzugt junge Triebe knabbern, können sie sehr großen Schaden anrichten und tragen in manchen Gebieten der Erde zur Ausdehnung der Wüsten bei.

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Mini-Appaloosa / Equus caballus
Minipferde wurden in früheren Jahrhunderten an vielen Königshöfen gehalten und gezüchtet – als Spielgefährten für die Kinder. Mit dem Verschwinden der Monarchien ist auch das kleine Pferd fast verschwunden. Ausgehend von Amerika, wo die Zucht seit den 1960er Jahren verstärkt betrieben wurde, gelangten die Tiere wenige Jahre später auch wieder nach Europa. Die bekanntesten Mini-Rassen sind das Mini-Shetland Pony, das Amerikanische Miniaturpferd und das Falabella.

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Bison / American Bison / Bison Americaine / Bison bison
Unsere kleine Bisonherde macht einen friedlichen Eindruck, wenn sie wiederkäuend auf der Wiese liegt. Sieht man den Bullen allerdings aus nächster Nähe, hat er mit seinen 1,90 Metern Schulterhöhe und einer Tonne Gewicht eine bedrohliche Ausstrahlung. Er kann bis zu 50 km/h schnell laufen und einen dabei blitzschnell auf die Hörner nehmen. In der Paarungszeit kämpfen die Bullen auf diese Weise bis aufs Blut. Der Bison, fälschlicherweise auch oft als Büffel bezeichnet, war Lebensgrundlage für die nordamerikanischen Prärieindianer.

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Präriehund / Black-tailed Prairie Dog / Cynomys ludovicianus
„Schau dort, ein Erdmännchen!“ bekommt man häufig zu hören, wenn eifrige Wächter aufgerichtet auf den Kratern der Eingänge sitzen und hochkonzentriert nach Feinden Ausschau halten. Dabei handelt es sich allerdings um eine Verwechslung – sind Präriehunde doch nordamerikanische Nagetiere und keine afrikanischen Raubtiere! Sie zählen zur Erdhörnchen-Verwandtschaft und sind somit mit dem europäischen Ziesel und dem Murmeltier verwandt. Die Nager sind Bewohner der amerikanischen Kurzgras-Prärien. In der Tierwelt Herberstein kümmern sie sich allerdings nicht um Kontinent-Grenzen. Schlau genug, um zu wissen, dass ihnen Huftiere nichts antun, sind sie aus ihrem eigentlichen Gehege ausgezogen und genießen die Annehmlichkeiten in den Gemeinschaftsgehegen der asiatischen Antilopen und Hirsche oder der Bergzebras und Gnus. Da Hörnchen sehr kurzes Gras bevorzugen, um einen besseren Überblick zu bewahren, profitieren sie von den grasfressenden Mitbewohnern. Wenn die Tage kürzer werden, kann man sie bei eifrigen Wintervorkehrungen beobachten.

Auch hierbei bedienen sie sich ausgiebig bei ihren Vermietern. Das Maul vollgestopft mit stibitztem Heu oder von Enten und Gänsen fallen gelassenen Federn machen sie sich daran, ihre Kammern auszupolstern. Schwarzschwanz-Präriehunde halten lediglich Winterruhe an besonders unwirtlichen Tagen und keinen festen Winterschlaf. Sie wachen regelmäßig auf, um zu fressen, und stecken dann auch hin und wieder ihre Köpfe aus den Löchern. Bei der großen Anzahl von Bauen in einer Kolonie spricht man regelrecht von einer Präriehund-Stadt. Sie kann mehrere Tausend, wenn nicht sogar Millionen Einwohner haben. In den einzelnen Bauen herrscht allerdings geschlossene Gesellschaft. Nur den Mitgliedern der eigenen Familie, die aus mehreren Weibchen, ein oder zwei territorialen Männchen und dem Nachwuchs besteht, wird Einlass gewährt. Junge Männchen verlassen im Alter von 2 Jahren die Familie, die Weibchen dürfen bleiben.

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Zweifinger Faultier / Two-toed Sloth / Choloepus didactylus
Hoch oben über den Köpfen seiner Mitbewohner tummelt sich im Südamerikahaus ein seltsames Tier – obwohl „tummeln“ vielleicht etwas übertrieben ist, denn schnell geht bei einem Zweifinger Faultier fast gar nichts!
Die meiste Zeit des Tages verbringt es kopfunter hängend an einem Seil oder in einer der Schlafboxen an den Wänden. Dabei hält es sich mit den langen, gebogenen Krallen fest. Im Dauerschlaf – bis zu 20 Stunden lang - würde es im Freiland natürlich zur leichten Beute für Raubtiere werden, wenn es nicht einen Trick auf Lager hätte: In seinem Fell wachsen Blaualgen, die das Faultier als ein großes Bündel Flechten erscheinen lassen und es somit als Beutetier uninteressant machen.

Den Boden sucht ein Faultier nur ganz selten auf: normalerweise nur um Kot abzusetzen. Dort, wo allerdings ganze Wälder abgeholzt wurden und der Weg von einem Baum zum nächsten im Geäst nicht mehr möglich ist, ist das Faultier gezwungen, manche Wegstrecken auch auf dem Boden zurückzulegen. Dabei bietet es allerdings einen mitleiderregenden Anblick, bewegt es sich doch äußerst unbeholfen auf den Handgelenken und Unterarmen fort.

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Wasserschwein / Capybara / Hydrochoerus hydrochaeris
Der südamerikanische Name „Capybara“ bedeutet „Herr des Grases“, denn auf dem Speiseplan der größten Nagetiere der Erde stehen hauptsächlich Gräser. Die darin enthaltene Zellulose können die Tiere nur schwer abbauen. Um den Verdauungsprozess zu unterstützen, fressen Wasserschweine ihren eigenen Kot. Wasserschweine haben Schwimmhäute zwischen den Zehen und können bis zu fünf Minuten unter Wasser bleiben. Beim Schwimmen sind nur die Nasenöffnungen, Augen und Ohren zu sehen – ähnlich wie bei einem Krokodil. Droht ihnen Gefahr durch Fressfeinde wie Jaguar oder Puma flüchten Wasserschweine ins Wasser, wo sie bessere Chancen haben zu entkommen als an Land. Damit Raubtiere ihre Fährte nur schwer aufnehmen können, setzen Wasserschweine ihren Urin und ihren Kot überwiegend im Wasser ab.

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Flachland Tapir / Lowland Tapir / Tapirus terrestris
Auch wenn der Flachland Tapir Nachwuchs gestreift ist wie ein Frischling – er ist trotzdem kein Schwein. Vielmehr handelt es sich bei diesem urtümlichen Geschöpf, das sich seit der letzten Eiszeit nicht wesentlich veränderte, um Verwandtschaft der Nashörner und Pferde. Freilich – das hätte man nicht so leicht vermutet. Tatsächlich zählen sie aber wie diese beiden gut bekannten Tierarten zu den Unpaarhufern, die sich durch verschiedene Anzahlen von Hufen auszeichnen (außer zwei, denn das sind die Paarhufer). Der Tapir trägt mehrere Hufe an jedem Fuß: vorne 4 und hinten 3. Gemeinsam mit den Nashörnern haben sie auch die starke Kurzsichtigkeit, die sie in der Dunkelheit allerdings weniger stört. Sie verlassen sich als Nachtaktive lieber auf ihr scharfes Gehör und den gut ausgeprägten Geruchsinn. Doch nicht nur zum Riechen ist das aus Oberlippe und Nase zusammengewachsene rüsselförmige Organ zu gebrauchen. Es ist ein richtiges Multifunktionsgerät, dem neben der Riech- auch noch eine Tast- und Greiffunktion zukommt. Noch so zarte Triebe können so mit Unterstützung der langen Zunge zwischen den stacheligsten Dornen gepflückt werden. Das Streifenmuster der Jungen, das nach und nach verblasst, hat Tarnungsgründe. Wenn das Kleine im Gebüsch liegt, während die Mutter auf Nahrungssuche geht, ist es somit im Licht- und Schattenspiel des Waldes besser getarnt.

Flachlandtapire leben bevorzugt in den feuchten Gebieten des Amazonas-Regenwalds. Ihr größter Feind (neben dem Menschen) ist der Jaguar. Um verräterische Duftspuren zu vermeiden, setzen sie deshalb ihren Kot im Wasser ab. Überhaupt sind sie ausgesprochene Wasserliebhaber, die als ausgezeichnete Schwimmer und Taucher viel Zeit im kühlen Nass verbringen.

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Großer Soldatenara / Buffon‘s Macaw / Ara ambigua
Soldatenaras streifen auf der Suche nach Nahrung meist paarweise in den Wäldern des Tieflandes umher, sind aber auch bis in 2.500 Meter Seehöhe anzutreffen. Der Schnabel der Aras, mit dem sie die härtesten Nüsse knacken können, ist eine Anpassung an die vorwiegend kletternde Fortbewegung dieser Vögel, er wird als zusätzlicher "Fuß" verwendet. Männchen und Weibchen sind äußerlich nicht zu unterscheiden.

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Mara / Patagonian Cavy / Dolichotis patagonum
Während es andere Nager mit der Treue nicht sehr genau nehmen, ist der Mara monogam. Findet sich ein passendes Pärchen in der Pampa, dem Grasland Patagoniens, so bleibt es ein Leben lang zusammen. Das Weibchen wird allerdings von ihrem Männchen auf Schritt und Tritt verfolgt. Die Gründe dieser männlichen Kontrolle sind keine unbegründeten Eifersüchteleien. Da das Weibchen lediglich zwei Mal pro Jahr für wenige Stunden empfängnisbereit ist, kann er es sich schlichtweg nicht leisten, dass in dieser Zeit ein anderer zur Stelle ist.

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Trampeltier / Bactrian Camel / Camelus bactrianus
Man entdeckte schon sehr früh, dass es sich bei dem größten Vertreter der Kamele durch ihre unglaubliche Genügsamkeit, Ausdauer und Kraft um ein hervorragendes Lasttier handelt. Es kommt mit Temperaturen zwischen - 40° C und + 40° C zurecht, weil die eigene Körpertemperatur um einige Grad schwanken kann. Dadurch beginnt ein Kamel erst später zu schwitzen und spart somit Wasser. Es überlebt einen Flüssigkeitsverlust von rund der Hälfte seines eigenen Körpergewichts.

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Nandu / Greater Rhea / Rhea americana
Nandus sind die Laufvögel Südamerikas. Zwar besitzen Nandus die längsten Flügel aller Laufvögel, trotzdem sind sie flugunfähig. Die Flügel werden lediglich zur Balz oder zum Steuern eingesetzt, wenn er auf seiner bis zu 60 km/h rasanten Flucht Haken schlagen muss. Die große Körpermasse und eine schwach ausgebildete Brustmuskulatur verhindern ein Abheben in die Lüfte. Außerdem fallen die Federn der Nandus haarartig und lose herab. Hier kann sich kein Luftpolster bilden, der die Vögel in den Himmel schraubt. Sie dienen allerdings als Schutz vor Hitze und Kälte.

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Vikunja / Vicugna / Vicugna vicugna
Denkt man an ein Kamel, hat man sogleich Karawanen des zweihöckrigen Trampeltiers vor Augen. Wer hätte aber gedacht, dass es sich bei den gänzlich höckerlosen Vikunjas um Kamele Südamerikas handelt? Die Kleinsten der Kamel-Verwandtschaft bewohnen die Puna-Hochebenen der Anden und sind trotz der widrigen Bedingungen aufgrund der dünnen Luft im Hochgebirge äußerst leistungsfähig. Im Vergleich zu einem im Flachland lebenden Tier gleicher Größe haben sie ein doppelt so großes Herz und eine hohe Anzahl an roten Blutkörperchen, die zudem noch speziell geformt sind und dadurch den Sauerstofftransport verbessern.

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Lama / Llama / Lama glama
Das Lama ist neben dem Alpaka eine domestizierte Form der südamerikanischen Verwandtschaft – dem Guanako. Anders als Trampeltiere finden die Andenbewohner regelmäßig Nahrung, wodurch sie nicht auf einen Fettspeicher angewiesen sind und daher keine Höcker haben.

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Afrikanischer Löwe (Panthera leo)
Löwen sind die einzigen Katzen, die das ganze Jahr über in sozialen Gruppen leben. Ein Rudel besteht meistens aus ein bis drei meist verwandten Männchen, bis zu zehn Weibchen und ihren gemeinsamen Nachkommen. Das Gruppenleben der afrikainschen Löwen bringt einige Vorteile wie Kooperation und Aufgabenteilung bei der Jagd, der Revierverteidigung und der Jungenaufzucht mit sich. Wenn es gerade nichts zu tun gibt, wird gedöst – bis zu 18 Stunden am Tag. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Löwen reichte über ganz Afrika bis nach Südwest-Asien. Vor 2000 Jahren starben die letzten Löwen in Europa (Griechenland) aus. Heute beschränkt sich das afrikanische Vorkommen auf die Länder südlich der Sahara. Die asiatische Unterart ist nur mehr im Gir-Nationalpark Indiens und in zwei kleinen Gruppen außerhalb davon zu finden.

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Gepard / Cheetah / Acinonyx jubatus
Der Gepard ist in vielen Punkten eine Katze mit Besonderheiten. Während andere Katzen es vorziehen, im Schutz der Dunkelheit zu jagen, streift der Gepard tagsüber umher, um der direkten Konkurrenz von Löwen, Hyänen und Leoparden auszuweichen. Sollten sich diese wesentlich wehrhafteren Zeitgenossen trotzdem in der Nähe aufhalten, so verzichtet der Gepard lieber auf sein Mittagessen. Er weiß genau, dass er nach der Jagd zu erschöpft wäre, um seine Beute verteidigen zu können.
 
Die Lebensweisen von Weibchen und Männchen sind völlig unterschiedlich. Männchen verbringen ihre Zeit gerne in Kleingruppen (2-3 Tiere), die meist aus Brüdern, aber auch aus nicht miteinander verwandten Männchen bestehen können. Gemeinsam gehen sie auf die Jagd und markieren ihr Revier mit Urin und Kratzspuren. Weibchen hingegen sind Einzelgängerinnen, außer sie haben Junge zu versorgen. Die Jungtiere sind zwar schon mit 3 Monaten entwöhnt, bleiben aber mindestens ein Jahr, oft aber auch bis zu 20 Monate bei ihrer Mutter, um vor allem die richtige Jagdtechnik zu lernen.

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Damhirsch / Fallow Deer / Dama dama
Der Damhirsch hat einen regelrechten Siegeszug durchgeführt. War er ursprünglich nur in Klein- und Vorderasien sowie wahrscheinlich Italien und Bulgarien beheimatet, so wurde er in vielen Teilen Europas, Südamerikas, Russlands, Australiens und Neuseelands eingebürgert. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts wurde Damwild für die Jagd aus Italien nach Herberstein gebracht und somit der Grundstein für den heutigen Tierpark gelegt.

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Mandrill / Mandrillus sphinx
Der durchdringende Blick eines Mandrill-Männchens lässt einem nahezu das Blut in den Adern gefrieren. Gähnt er dazu auch noch herzhaft, so macht er unmissverständlich klar: „Mit mir ist nicht zu spaßen!“. Zum Vorschein kommen nämlich die bis zu 6,5 cm langen Eckzähne – seine äußerst wirksamen Kampfwaffen. Somit zählt er zu den gefährlichsten Tieren in der Tierwelt Herberstein. Der Kopf weist eine überproportionale Größe auf, welche nicht etwa auf ein besonders großes Gehirn, sondern auf seine kräftigen Kiefer zurückzuführen ist. Der furchteinflößende Gesichtsausdruck wird zudem durch mächtige Augenbrauen-, viel mehr aber noch durch die Backenwülste verstärkt, welche dem Mandrill zu dem Namen „Backenfurchenpavian“ verhalfen.

Zudem leuchten diese Wülste blau und bilden einen wunderbaren Kontrast zur knallroten Nase. Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch einen goldgelben Kinnbart. Die bunte Gesichtsfärbung wirkt wie eine abschreckende Kriegsbemalung auf Konkurrenten. Sie demonstriert eine umso größere Kampfkraft und Stärke, je intensiver sie ausfällt. Auch die Hinterseite leuchtet in den Farben rot, blau und purpur. Man nimmt an, dass dieses Merkmal von den Gruppenmitgliedern auch als Orientierungshilfe im dichten Urwald herangezogen wird, wenn sie ihre täglichen Streifzüge unternehmen, um auf Nahrungssuche zu gehen.

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Grüne Meerkatze / Green Monkey, Vervet Monkey / Chlorocebus sp.
Grüne Meerkatzen geben unterschiedliche Warnrufe von sich, je nachdem um welchen Räuber es sich handelt. Es wird zwischen Schlange, Leopard und Raubvogel unterschieden. Die übrigen Gruppenmitglieder, aber auch andere Meerkatzenarten, die sich in der Nähe aufhalten und die Rufe ebenfalls deuten können, verhalten sich entsprechend. Bei „Schlange!“ wird der Boden abgesucht, bei „Leopard!“ verschwinden alle auf die dünnsten Astspitzen und bei „Raubvogel!“ versteckt man sich unter dem Blätterdickicht nahe dem Stamm.

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Dschelada / Gelada Baboon / Theropithecus gelada
Der Dschelada wird zur Pavianverwandtschaft gezählt, unterscheidet sich jedoch von echten Pavianen in ihrem Sozialverhalten und den Ernährungsgewohnheiten. Die seltene Primaten leben ausschließlich im äthiopischen Hochland über der Baumgrenze (über 1.500 mSH) und haben sich daher auf die Grasnahrung spezialisiert. Geschickt setzen sie ihre Finger ein, wenn sie verschiedene Gräser und Kräuter zupfen, Samen sammeln oder Wurzeln und Knollen ausgraben. Da diese Ernährung sehr wenig Energie liefert, müssen sie täglich – je nach Nahrungsangebot der Saison – zwischen 40 und 70 % ihrer Tageszeit für die Nahrungsaufnahme aufwenden. Im Zoo bieten daher natürlich gestaltete Gehege mit saftigen Wiesen ideale Bedingungen.

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Vielschichtiges Gruppenleben
Das Sozialleben der Dscheladas spielt sich auf mehreren Ebenen ab. Die engste Verbindung ist eine so genannte Ein-Mann-Gruppe. Diese besteht aus einem erwachsenen Männchen, durchschnittlich 6 Weibchen und ihren gemeinsamen Nachkommen. Die Weibchen bilden den sozialen Kern und bleiben auch nach Eintritt der Geschlechtsreife in ihrer Geburtsgruppe. Es herrscht außerdem Damenwahl. Die Weibchen suchen sich ihren männlichen Anführer nicht nur nach körperlich attraktiven Merkmalen wie schöner Mähne und leuchtend roter Brust, sondern auch aufgrund sozialer Qualitäten aus.

Mehrere Kleingruppen treffen sich regelmäßig während des Fressens und bilden die nächste Ebene, die man Bande nennt. Während die Männchen darauf achten, dass sich ihre Weibchen nicht zu nah an andere Gruppen annähern, dürfen die Jungtiere miteinander spielen und schon Kontakte für später knüpfen. Die Männchen, welche nach Erreichen der Geschlechtsreife ihre Familiengruppe verlassen müssen, bilden Junggesellengruppen und schließen sich ebenfalls diesen Banden an. Mehrere Banden formieren sich von Zeit zu Zeit zu großen Herden von mehreren hundert Tieren.

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Krauskopfpelikan / Dalmatian Pelican / Pelecanus crispus
Der Krauskopfpelikan bekam seinen Namen aufgrund seiner langen, gekräuselten Federn am Hinterkopf, die vor allem während der Brutsaison besonders stark ausgeprägt sind. Zusätzlich verfärbt sich der ansonsten blassgelbe Kehlsack knall-orange und macht dem anderen Geschlecht damit unmissverständlich klar, dass es Zeit wird, sich ans Brutgeschäft zu machen. Im Freiland findet die Brutsaison von März bis Juni statt, in Zoos kommen die Pelikane allerdings oft schon im Winter in Brutstimmung. Innerhalb der großen Kolonie finden sich Paare zusammen, die zumindest für eine Brutsaison, manchmal aber auch länger zusammenbleiben. Beide Elternteile beteiligen sich am Bau des Nestes, welches im Schilf aus verschiedenen Pflanzenteilen errichtet wird. Außerdem wechseln sie sich beim Brüten und später beim Füttern der Jungen ab. Der Nachwuchs wird mit vorverdautem Fisch gefüttert. Fisch ist auch bei den Erwachsenen die einzige Nahrung.

Krauskopfpelikane sind Zugvögel. Bricht in ihren Brutgebieten Europas und Ost-Zentralasiens die kalte Jahreszeit an, so ziehen sie in ihre Überwinterungsgebiete (z. B. Türkei, Persischer Golf und die Ost-Küste Chinas). Da in der Tierwelt allerdings rund ums Jahr Nahrung in Hülle und Fülle vorhanden ist, fühlen sich unsere Pelikane auch im Winter bei uns wohl. Trotz ihrer beachtlichen Größe sind Krauskopfpelikane elegante Segelflieger und zählen zu den größten flugfähigen Vögeln überhaupt. Um Gewicht zu sparen, haben flugfähige Vögel lufthaltige Knochen. Zusätzlich haben die Pelikane ausgedehnte Luftsäcke unter der Haut, wodurch sie in der Luft einen starken Auftrieb erlangen. Dieser Auftrieb verhindert allerdings auch, dass sie ihre Beute tauchend erreichen können. So haben Krauskopfpelikane eine ausgeklügelte Jagdstrategie entwickelt. Mehrere Tiere reihen sich in bis zu 3 „Treiberketten“ an und treiben flügelschlagend Fischschwärme in seichtes Wasser, wo sie die Beute dann einfach mit Hilfe ihres Kehlsacks abschöpfen können.

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Meerschweinchen / Guinea Pig / Cavia aperea f. porcellus
Wann aus dem Wildmeerschweinchen ein Haustier geworden ist, lässt sich nicht genau sagen, nach Europa kamen die ersten Meerschweinchen vor über 400 Jahren. Während das Tschudi-Meerschweinchen, die Wildform unseres Hausmeerschweinchens ein glattes, eher einheitlich gefärbtes Haarkleid aufweist, gibt es bei den Hausmeerschweinchen inzwischen verschiedenste Färbungen und Felltypen.

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Hauskaninchen / Rabbit / Oryctolagus cuniculus f. domestica
Der Stammvater des Hauskaninchens ist das Europäische Wildkaninchen. Seit über 2000 Jahren wird das Hauskaninchen bereits als Haustier gehalten. Inzwischen gibt es sie vom Zwergkaninchen mit nur etwa einem Kilo Gewicht bis zum Deutschen Riesen, der größten Kaninchenrasse mit bis zu 12 Kilo in den verschiedensten Farbschlägen und Haarlängen.

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Alpaka / Alpaca / Lama pacos
Das Fell ist lang und dicht und auch das Gesicht ist nahezu ganz bedeckt. Durch die z-förmige Winkelung der Hüft- und Oberschenkelknochen wirkt das Alpaka hinten abgerundet und durch den tief angesetzten Schwanz erweckt es den Eindruck von Rundlichkeit und Kuscheligkeit. Alpakas und Lamas gehören zu den ältesten Haustieren, sie wurden schon vor ca. 6000 Jahren von den Indios in Südamerika gezüchtet.

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Palmenflughund / Straw-coloured fruit bat / Eidolon helvum
Palmenflughunde leben in Kolonien und unternehmen weite Wanderungen. Ähnlich wie die Zebra- und Gnuherden der Serengeti folgen auch sie dem Regen in bestimmte Gebiete und damit blühenden Pflanzen und reifenden Früchten. Palmenflughunde spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber vieler Pflanzenarten, aber durch ihre Ernährungsweise auch in der Verbreitung von Samen. Flughunde ähneln vom Körperbau her Fledermäusen, der große Unterschied liegt in der räumlichen Orientierung: während sich Fledermäuse über Echo-Ortung orientieren, nutzen Flughunde dafür ihren Seh- und Geruchsinn.

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Diamanttäubchen / Diamond dove / Geopelia cuneata
Tagsüber sind die Tauben paarweise oder in kleinen Trupps bevorzugt am Boden unterwegs. Hier sind sie auf der Suche nach Nahrung, wobei verschiedenste Grassamen auf ihrem Speiseplan stehen. Die Nester der kleinen Tauben sind alles andere als kunstvoll gestaltet: einige kurze Zweige und Grashalme werden in einer Astgabel aneinandergefügt, das reicht als Unterlage für das aus zwei Eiern bestehende Gelege. Bereits zwei Wochen nach dem Schlupf sind die Jungvögel sichere Flieger.

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Graupapagei / Gray Parrot / Perroquet cendrè / Psittacus erithacus
Graupapageien sind in erster Linie Waldbewohner. Nach der Brutzeit bilden sie große Schwärme, die zur Nahrungssuche auch Felder aufsuchen und dort Schaden anrichten können. Mit Hilfe ihres Schnabels sind Graupapageien sehr gute Kletterer. Bemerkenswert ist ihre Fähigkeit andere Vögel und menschliche Stimmen nachzumachen. Die Unterseite der Weibchen ist manchmal heller und der Oberschnabel weniger gekrümmt.

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Erdbeerköpfchen / Nyasa Lovebird / Agapornis lilianae
Erdbeerköpfchen gehören zur Gruppe der Agaporniden, welche auch den treffenden Namen "Unzertrennliche" bekommen haben. Wie für die meisten Papageien typisch, bleibt ein Agaporniden-Paar ein Leben lang zusammen und drückt seine Verbundenheit durch Zusammenkuscheln, gegenseitige Gefiederpflege und gegenseitiges Füttern aus.

Erdbeerköpfchen leben in Gruppen zwischen 20 und 100 Tieren und kommen vor allem an Waldrändern nahe Flusslandschaften vor. Den Großteil des Tages verbringen sie in Büschen und Bäumen oder am Boden, um nach Samen und Früchten zu suchen. Mehrmals täglich werden Wasserstellen zum Trinken und Baden aufgesucht. Als Nistplätze nutzen sie Höhlen und Nischen, aber auch leerstehende Webervogelnester. Dieser "Rohbau" wird vor allem vom Weibchen mit Zweigen, Gräsern und Rindenstücken ausgebaut.

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Mitte des 17. Jahrhunderts erkannte Johann Maximilian I., Freiherr zu Herberstein, dass die steilen Hänge landwirtschaftlich unbrauchbar waren. Sie eigneten sich aber vorzüglich für die Haltung von Wildtieren. So ließ er aus Italien, Damwild kommen und siedelte es hier an – der Grundstein für den heutigen Tierpark war somit gelegt. Im Jahr 1888 wird der Tierpark, der sich bis dahin lediglich auf die steilen Hänge der Feistritzklamm beschränkte, durch ein angrenzendes Waldstück erweitert, und der Tierbestand gleichzeitig durch einheimische Wildtierarten vergrößert.

Erst Ende der sechziger des 20. Jahrhunderts wurde der private Park erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Um die Attraktivität für Besucher zu steigern wurde der Tierbestand erstmals mit „Exoten“ bereichert. Aus dieser Zeit stammt auch der weltweit erste Beutesimulator für Geparde, den Prof. König (damaliger Leiter des Institutes für Vergleichende Verhaltensforschung – Wien) in Zusammenarbeit mit Tierpflegern des Parks konstruierte.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: