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Die Kirche am Hof (auch: Kirche zu den neun Chören der Engel) ist eine von 1386 bis 1403 errichtete Kirche in Wien, wobei die platzbeherrschende Hauptfassade erst ab 1662 entstanden ist. Sie befindet sich an der Ostseite des Platzes Am Hof im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Die monumentale Westfassade beherrscht den Platz Am Hof. Sie ist durch
die Pilasterordnung, die verkröpften Gesimse, den gesprengten
Segmentgiebel und den Dreieckgiebel geprägt, den Maria als Königin der
neun Chöre der Engel ziert. Über der Terrasse, die möglicherweise als
Benediktionsloggia und Musiktribüne für das am Platz stattfindende
Jesuitentheater fungierte, befinden sich vier Statuen (Heilige des
Jesuitenordens). Das mittelalterliche Langhaus und der Chor sind an den
Nord- und Ostseite gut sichtbar. Nördlich des Chors befindet sich das
zweigeschossige barocke Pfarrhaus.
Das Innere besteht aus einer dreischiffigen gotischen Halle mit drei
schlanken Pfeilerpaaren und kassettiertem Tonnengewölbe (von Johann
Amann, 1798) im einschiffigen langen Chor. In der Vorhalle befindet
sich eine hölzerne Kreuzigungsgruppe (18. Jahrhundert); links liegt der
Zugang zur Leopoldskapelle, 1662 gestiftet von Leopold Wilhelm. Das
Innentor weist hübsche Schneckenornamente auf; in Nischen stehen
Holzstatuen der Pestpatrone (heiliger Rochus, heiliger Sebastian).
Unter dem Orgelchor an Pfeilern gibt es zwei Steinstatuen (Maria
Immaculata, heiliger Johannes Nepomuk; 18. Jahrhundert).
Die Orgel wurde 1763 von einem unbekannten Orgelbauer errichtet; sie
wird jedoch dem Hoforgelbauer Johann Friedrich Ferstl zugeschrieben.
Das auffallend in die Breite entwickelten Gehäuse mit seiner
beschwingten, reich gegliederten Form ist im Rokoko-Stil ausgeführt.
Die Orgel verfügt über 24 Register auf zwei Manualen. Die Registratur
und die Spieltraktur sind mechanisch ausgeführt.
Die Kanzel trägt klassizistische Reliefs (um 1800). Von hier aus
sprachen die bedeutendsten Prediger Wiens (unter ihnen Clemens Maria
Hofbauer).
Im Jahr 1804 erfolgte eine Reparatur oder Umgestaltung der Orgel. Im
Ersten Weltkrieg mussten die zinnernen Prospektpfeifen für
Rüstungszwecke abgeliefert werden und wurden später durch
minderwertigeres Material (Zink) ersetzt.
In den Jahren 1386 bis 1403 erbauten die Karmeliter anstelle der
bisherigen romanischen Hofkapelle eine dreischiffige gotische
Hallenkirche. Weil die Kirche wegen der Reformation verfiel, übergab
der spätere Kaiser Ferdinand I. sie im Jahr 1554 den kämpferischen
Jesuiten, die er drei Jahre zuvor nach Wien berufen hatte. Nach einem
Brand im Jahr 1607 wurde bis 1610 das dreischiffige, gotische Langhaus
im Stil des „Jesuitenbarocks“ wiederhergestellt und die Seitenschiffe
um je vier angebaute Kapellen erweitert.
Im Jahr 1789 erfolgte der Umbau des Altarraumes im klassizistischen
Stil durch den Architekten Johann Nepomuk Amann, samt Einbau einer
kassettierten Halbkreistonne und Apsiskuppel. Das Hochaltarbild mit dem
Thema „Maria, umgeben von den neun Chören der Engel“ stammt aus
demselben Jahr und ist ein Werk von Johann Georg Däringer nach einem
Entwurf von Hubert Maurer.
Von der Altane der Kirche wurde am 7. Dezember 1804 feierlich das
Pragmatikalgesetz verkündet, gemäß dem Kaiser Franz den Titel eines
Erbkaisers von Österreich angenommen hatte.
Hochaltar mit dem Bild "Maria, umgeben von den neun Chören der Engel"
von Johann Georg Däringer (1798) nach einem Entwurf von Hubert Maurer.
An der Langhausstirnwand Altar mit Kreuzigungsgruppe von Joseph Käßmann (1816).
An der linken Langhausstirnwand steht ein Marien-Altar (1764) mit altem
Gnadenbild der Kirche (Kopie des römischen Gnadenbilds "Mater
pietatis"), früher Apostelaltar.
Anlässlich des Katholikentags 1983 und der 300. Wiederkehr der
Entsatzschlacht am Kahlenberg absolvierte Papst Johannes Paul II. eine
Österreichreise. Unter anderem besuchte er dabei am 12. September die
Kirche und hielt vor ihr beziehungsweise auf der Altane eine Ansprache
zum Thema „Arbeit“. Die Kirche dient heute als Gotteshaus der
kroatischen Gemeinschaft in Wien.