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Im stilvollen Ambiente historischer Gewölbe präsentieren sich eine der umfangreichsten Privatsammlungen mit rund 100 erlesenen Kutschen und Schlitten vom Barock bis zum Ende der Monarchie. Livreen, Reiseutensilien, Pferdegeschirre und vieles mehr geben Einblick in das Reisen vergangener Zeiten. Sonderausstellung „Raritäten aus dem ehemaligen Besitz der Könige von Hannover“
Im Zwischenstromland gab es bereits 10 000 vor Christi Streitwagen mit
aus Bronze gegossenen Rädern. Um sehr schwere Lasten zu transportieren,
entwickelte man einen auf Räder gesetzten Balken. Dieser war natürlich
noch ohne Lenkung. Die Entwicklung des Wagens stagnierte in der Zeit
der Völkerwanderung. Erst im 16. Jahrhundert versuchte man den
Fahrkomfort bei Personenwagen zu erhöhen, indem man sich über eine
Federung Gedanken machte.
Aus reinen Lastschlitten und Arbeitswagen entwickelte man Reisewagen
und im 18. und 19. Jahrhundert eine Vielzahl von verschiedensten
Fahrzeugen. Ja sogar für die junge Dame und die reifere Dame gab es
verschiedene Fahrzeuge, natürlich auch für den jungen und den älteren
Herrn. Prinzipiell unterschied man in Wagen, die der Besitzer selbst
lenkte und in Wagen, die vom Kutscher gefahren wurden.
Leichter Carriol - gebaut von Jacob Lohner in Wien um 1880
Gepäckswagen auf Schmierachsen (mussten alle 3 Tage geschmiert werden)
der k.u.k Post im Originalzustand. Mit solchen Wagen wurden Briefe und
Pakete z.B. von Laa nach Haugsdorf gebracht. In den Orten an der
Strecke wurde Post abgegeben und auch mitgenommen. In Haugsdorf wurde
dann sortiert: Richtung Brünn, Richtung Prag, Richtung Wien, denn durch
Haugsdorf führte eine Poststraße.
Mit diesem Gepäckwagen (leichter Carriol) beförderte Herr Goby Briefbeutel und andere Postsendungen bis zum
2. Weltkrieg von Laa nach Haugsdorf. Das Postpferd hatte er zu Hause und musste es auch selbst betreuen.
Mylord - gebaut zwischen 1880 und 1890 Hersteller: Fa. Jacob Lohner & Co. k. u. k. Hof-Wagenfabrik
wurde für die k. u. k. Österreichische Post für Hofreisen auf der
Strecke Lend-Gastein bis zum Bau der Tauernbahn verwendet. Je nach
Ausstattung kostete ein „Mylord" zwischen 650 und 1.100 Gulden.
Groß-Enzersdorfer Postwagen
Hersteller: Fa. Jacob Lohner & Co. k. u. k. Hof-Wagenfabrik
Im Jahre 1864 wurde dieser Wagen in Groß-Enzersdorf stationiert.
Der Wagen fuhr täglich Wien-Groß-Enzersdorf-Wittau-Probsdorf-Mannsdorf-Mühlleiten und zurück
Separatwagen - gebaut um 1830 in Wien
Separatwagen der K.u.K. Post, wurde hauptsächlich für Dienstreisen von
Ministern und hohen Beamten eingesetzt. In der Ebene von vier Pferden
bergauf mit Vorspann gefahren.
Galacoupé - gebaut 1848 (Krönung Kaiser Franz Josephs I.) - des „Wiener
Hofs" mit Bronzen von Kaiser Franz Joseph. Es wurde für Hochzeiten,
Begräbnisse und Staatsempfänge verwendet. Die 8-fache Federung
garantierte höchsten Fahrkomfort.
Kaiser Franz Josephs I. (schon deutlich nach 1848)
Großgala - Livree eines Kutschers (nach dem span. Hofzeremoniell) des
Kaiserhauses. Der Kutscher trug einen Dreispitz, die Lakaien einen
Zweispitz, alle Diener trugen weiße Perücken.
Großgala – Livree (nach dem span. Hofzeremoniell) eines Kutschers aus dem Palais der Fürsten Kinsky in Wien
Reiseomnibus, gebaut um 1860 für Graf Harrach, Palais Wien.
Neunsitziger Omnibus - gebaut um 1890. Hersteller: Cliouennois Fres, Lille
Wurde vierspännig als Reisewagen gefahren. Renommierte Hotels ließen mit Omnibussen ihre Gäste von den Bahnhöfen abholen.
Spazierkalesche - gebaut 1903 von C.W. Preiss in Prag
Bei schönem Wetter genoss die Herrschaft Ausfahrten in der Umgebung des
Schlosses. Der Paradekutscher lenkte den Zweispänner, die
Besitzerfamilie saß unter dem Halbverdeck, Kinder oder Gäste gegenüber.
Das Halbverdeck wurde bei Schönwetter zurückgeklappt.
Sommer-Vis-a-vis Wagen - gebaut um 1900. Hersteller: Fa. Nickel, Prag
Mit herausnehmbaren Polstern und Picknickkorb. Wurde in Südböhmen verwendet.
Char a banc - gebaut um 1900 in Lille (Frankreich). Hersteller: Cliouennois Fres
Wurde vom französischen Adel 4-spännig für Picknickfahrten etc. verwendet.
Private Coach - gebaut um 1840. Hersteller: Fa. Fuller, Bristol (Großbritannien)
Vierspänniger Reisewagen des Hochadels. Dieser Wagentyp wurde in
England als Mailcoach (Postkutsche im Linienverkehr) bis zum Ausbau der
Eisenbahnlinien eingesetzt.
Halbberline, gebaut um 1860 von Lohner &Co in Wien
Stammt angeblich aus dem Fuhrpark des Bischofs von Thürnau (heute
Trnava). Vierspännig zu fahrendes Gala-Coupé mit Lakaienbrücke. Wenn
die Tür (der Schlag) geöffnet wird, klappt der Auftritt automatisch
herunter.
Phaeton variable, gebaut um 1860, sportliche Wettbewerbskutsche, bei
der das Verdeck sowohl vorne als auch hinten montiert werden konnte.
Glaslandauer mit „Dienerbrücke", das ist eine Plattform hinter dem
Wagenkasten, auf der mitfahrende Diener standen, gebaut ca. 1895.
Mylord Grand Lux - gebaut um 1890
Die Luxusausführung zeigt sich an den ledernen Kotflügeln und am
ledernen Spritzbrett. Man muss dafür spezielles Sohlenleder doppelt
zuschneiden, anfeuchten und über den Eisenrahmen spannen. Anschließend
wird mit zwei Sattlernadeln und Sattlerzwirn Stich für Stich mit der
Hand genäht. Der fertige Kotflügel wird gefärbt und mit Lederfett
wasserabweisend gemacht.
In der Hochblüte des Fiakergewerbes nannte man dieses Wagen
„Unnummerierte". Rassige Pferde, die Eleganz des Wagens und die gesamte
Ausstattung mussten harmonieren. Solch ein Wagen war Statussymbol für
den Wienbesucher, der ihn für einige Zeit mietete. Dieser Mylord diente
der Gemeinde Schoderlee als Amtsfahrzeug. Jeweils für bestimmte Zeit
war ein Bauer verpflichtet, damit Pfarrer, Hebamme, Arzt oder Tierarzt
von Stronsdorf zu holen.
Mylord in Standardausführung - gebaut um 1900
Die Standardausführung ist zu erkennen am hölzernen Spritzbrett und den
hölzernen Kotflügeln. Holz über Wasserdampf zu biegen war billiger als
die Erzeugung von Lederkotflügeln.
Der Mylord war der typische Fiakerwagen im 19. Jh. und bis nach dem 2.
Weltkrieg. Manche Fiakerunternehmer in Wien hatten 20 bis 30 „Zeugln",
die sie zweispännig fahren ließen. Im Sommer mit Mylords, im Winter mit
Coupés.
Jagdwagen - gebaut zwischen 1760 und 1790
Der zweisitzige Jagdwagen in schweren C-Federn wurde vom Kutschbock aus
gelenkt. Ein Lakai stand auf der Brücke. Dieses einzigartige Gefährt
stammt aus dem Fuhrpark des Schlosses Greilenstein.
Victoria in C-Federn - gebaut um 1800
Stammt aus dem Fuhrpark des Schlosses Greilenstein. Für feierliche
Anlässe wurde der Kutschbock mit wenigen Handgriffen abgenommen. Den
Viererzug lenkte man dann vom Sattelpferd aus.
Batarde aus der Zeit des Wiener Kongresses
Die Gondel (der Wagenkasten) hängt in schweren stehenden C-Federn.
Hinten verfügt er über eine Lakaienbrücke, die auch zum Transport von
Koffern verwendet wurde. Die Batarde wurde für Reisen nach Dresden
eingesetzt, da die Kuefsteins dort als Botschafter tätig waren.
Britschka um 1760 gebaut, 1839 modernisiert
Dieser Wagen ist mit schweren stehenden C-Federn, Groomsitz (hinten,
für Diener), einem Klappverdeck und einer aufsteckbaren Glaswand für
Schlechtwetterfahrten ausgestattet. Der Kutscher konnte während der
Fahrt mittels einer Kette den Bremsschuh zum linken Hinterrad
hinunterlassen. Der Wagen wurde 4-spännig gefahren.
[Insgesamt sind nur noch sehr wenige Wagen dieses Typs bekannt.]
Stadtcoupé - gebaut um 1890. Hersteller: Fa. H. Martin, Graz
Die originale Hartgummibereifung stellte einen echten Luxus dar, denn
sie kostete in der zweiten Hälfte des 19. Jh. bis zu 360 Gulden. Eine
Garnitur eisenbereifte Räder dagegen nur bis zu 30 Gulden. Um in den
engen Gassen der Städte und im dichten Verkehr wendiger zu sein, wurde
dieses Coupé kürzer gebaut. Dadurch musste auf die Anbringung von
Kotflügeln verzichtet werden. Türgriffe und Seitenfenster erhielten
dafür einen kleinen Spritzschutz. In der kalten Jahreszeit waren
Stadtcoupés die meistverwendeten Stadtwagen Europas.
3/4 Coupe mit runden Scheiben - gebaut um 1870 von Cesare Sala,
Mailand, Gründer der Alfa Romeo-Werke, Produktionsnummer 795. Dieser
Wagen ist mit Bandbremse ausgestattet, die von Bernhard Hagemann
erfunden wurde. Es ist ein Stadtwagen des Hochadels für Schlechtwetter.
Er bietet 4 Passagieren Platz, obwohl er fast so klein wie ein
2-sitziges Coupe gebaut ist.
Wiener Coupé - gebaut von der Firma Armbruster, nach 1900
Dieser Wagen wurde für eine Baronin, die das Schloß Atzenbrugg bei Tulln bewohnte, gebaut.
Lampen und Interieur sind im Originalzustand. Der Kasten wurde mit Ölfarbe retouchiert.
Broughham (auch Wiener Coupé) - gebaut um 1890
aus dem Besitz der Familie Werndl, Waffenfabrikant in Steyr. Der Wagen ist im Originalzustand.
In jeder herrschaftlichen Remise stand ein Coupé, das bei
Schlechtwetter benutzt wurde. Lord Brougham ließ den geschlossenen
Zweisitzer erstmals 1838 mit einem niedrig gelagerten Kasten zum
bequemen Einstieg der Fahrgäste bauen.
Clarence, gebaut um 1890 von Lohner & Co in Wien
Zweisitziger, nobler Stadtwagen für die Damen des Hochadels. Die
gebogenen, facettengeschliffenen Frontscheiben geben dem Wagen eine
besondere Ausstrahlung.
Damenkutschierwagen - gebaut um 1880. Hersteller: Fa. Jacob Lohner & Co. k. u. k. Hof-Wagenfabrik
Mit Lederverdeck und Anzen. Für Herrn Günther Hoffmann erwarben seine
Eltern diesen Wagen, etwa 1920 spannte er einen Traber an. Die Familie
Hoffmann war Besitzer der Mühle in Laa und einer Landwirtschaft. Die
original weiße Hartgummibereifung deutet darauf hin, dass der Wagen
ursprünglich im städtischen Bereich verwendet wurde.
Leichte Spazierkalesche - gebaut um 1870. Hersteller: Fa. Jacob Lohner & Co. k. u. k. Hof-Wagenfabrik
Folgender Text ist hinter der Rückenlehne zu lesen: „1932 vom Sattler-,
Maler- und Tapeziermeister Herrn Johann Riepl in Kürnberg an der Mank
renoviert".
Victoria in Schiffsform - 8fach gefedert - gebaut um 1855 in Paris von
den Gebrüdern Binder, die 1847 mit der Kutschen- produktion begannen.
Produktionsnummer 371. Stadtwagen für 2 Personen, der 4-spännig
gefahren wurde. Damit die Passagiere leichter einsteigen konnten, ist
die Hinterachse gekröpft. Der Wagenkasten ist unterschnitten, das macht
ihn zierlicher. Der Wagen stammt wahrscheinlich aus dem steirischen
Schloss Kornberg der Grafen BARDEAU - Monogramm SB.
Stadt-Vis-a-vis - gebaut um 1900. Hersteller: B. Metyš
Diente bei schönem Wetter für Spazierfahrten im städtischen Bereich.
Vis-a-vis Wagen - gebaut um 1875
Schon im Jahre 1932 war der Vis-a-vis nachweislich im Besitz der
Familie Braun aus Laa, Kurt Bernscherers Großeltern. Dieser Wagentyp
wurde für Spazierfahrten aber auch als Korsowagen verwendet.
Mylord - gebaut um 1890. Hersteller: Fa. Armbruster, k. u. k. Hof-Wagenbauer, Wien
Alltagswagen des „Wiener Hofs" mit Originalborten des Kaiserhauses
Kalesche mit Doppelverdeck, („Double"), geb. um 1890 v. Armbruster, einer berühmten Kutschenmanufaktur in Wien.
Bei Schönwetter legte die Dienerschaft die Lederdächer um. Dadurch und
durch die niedrigen Türen war der Blick auf die Kleider und Hüte der
Damen frei. Zog jedoch plötzlich ein Gewitter auf, wurden beide
Verdecke geschlossen und die Öffnungen über den Türen mit einem
Lederteil zugeknöpft.
Victoria - gebaut um 1890
War in jeder herrschaftlichen Remise und stand der Dame des Hauses für
kurze Fahrten bei Schönwetter zur Verfügung. Der freie Kutschbock, der
auch abnehmbar ist, unterscheidet ihn vom Mylord.
Barocker Mantelwagen - gebaut um 1810 in Böhmen
Diente angeblich den Grafen Rosenberg als Reisewagen. Nach 1800 wurde
er mit der Federung ausgestattet, um den Fahrkomfort zu verbessern.
Weltunikat im Originalzustand
Lahnschützer - geb. um 1890 v. Petera u. Söhne in Hohenelbe
Aus dem Schloss Glaswein, (einst) der Grafen Vrints. Dieser Wagentyp
stand in jeder herrschaftlichen Remise und wurde bei sehr schlechten
Straßenverhältnissen eingesetzt. Der Wagen ist im Originalzustand,
Lackierung wurde retouschiert. Da auch die Herrschaft in diesem Wagen
höher saß als in einer offenen Kalesche, wurde sie weder von Kot noch
von Staub beschmutzt. Das Steckverdeck wurde von der Dienerschaft dort
montiert, wo die Herrschaft saß. Der Lahnschützer durfte der Etikette
nach sowohl von der Herrschaft als auch vom Paradekutscher gefahren
werden.
Bäckerwagen der Fam. Josef Maier
Wurde in Senftenberg während des 2. Weltkrieges von Pferden gezogen.
Als die Front nahte, haben die Besitzer die Achsen und die Räder
abmontieren und verstecken lassen. Diese wurden jedoch entdeckt und, so
wie die Pferde, gestohlen. In der Not hat man von einem Handkarren
Achsen und zu kleine Räder auf den Bäckerwagen montiert und
Bernhardiner vorgespannt.
Milchwagen aus Wulzeshofen - gebaut 1946 von Schmiedemeister Hans Brantner, Laa
Mit diesem Plateauwagen wurden die Milchkannen von der Milchkammer zum
Bahnhof gebracht und von dort mit dem Zug in die Molkerei nach
Mistelbach.
Feuerwehrkutsche
Kaps
Einspännig zu fahrender Arbeitswagen mit Kippfunktion für Erd-, Sand-,
Schotter-und Kohletransporte. Um kippen zu können, zog der Kutscher das
Rundholz und den Schuber auf der Rückseite heraus. Dann schob er
zurück, und wenn er Glück hatte, kippte die Ladefläche nach hinten.
Solche Fahrzeuge waren beim Bau der Ringstraßengebäude um 1860 in
Verwendung. Die Redewendung „Fluchen wie ein Kapskutscher" ist den
älteren Wienern noch geläufig.
Karusselschlitten - gebaut um 1790. Mit Pritsche in Muschelform auf
Gleitkufen. Stammt aus dem Schloss Bautzen (Dresden). In der Muschel
saß die Kurfürstin, die in rasanter Fahrt mit einer zierlichen
Turnierlanze nach Ringen stach. Der Kurfürst lenkte von der Pritsche
das Gespann.
Aus dem Sächsischen Tagebuch geschrieben von Chappuzau 1669: Wenn
Schnee die Landschaft um Dresden bedeckt, bekommt man Schlitten zu
sehen, die, zusammen mit den unglaublich vielen Schellen, die schwer
auf den Pferden lasten, mehr als 20 000 Kronen kosten müssen. Es gibt
sie aus allem möglichen Material und in allen möglichen Formen -
Triumphwagen, Muschelschalen, Sirenen, Delphine, Adler -, und die
Bildhauerarbeit ist immer vorzüglich.
Von allen Seiten schimmert es golden und himmelblau, und da man sie
gewöhnlich beim Scheine der Fackeln durch die Dunkelheit fahren sieht,
ist diese Belustigung ein wahrhaft großartiges Schauspiel. Jeder
Kavalier begleitet seine Dame und manchmal eine, die er sich nicht
erwählt hätte, denn man läßt bisweilen das Los entscheiden. So gleiten
sie vorüber, über den Marktplatz und die Straßen von Dresden entlang,
fünfzig oder sechzig Schlitten auf einmal, den Weg von Fackeln
erleuchtet, dei dem ganzen noch mehr Glanz verleihen.
Mylord - Schlitten, gebaut um 1890
mit den originalen Schlittendecken der Friedensnobelpreisträgerin Berta
von Suttner. Jedes Schlittengespann musste mit Glocken oder Schellen
ausgestattet sein. Man nannte sie „Engelsgeläute". Diese waren nicht
nur Zierde, sie dienten auch der Unfallverhütung (Edikt von Maria
Theresia).
Galaschlitten in Muschelform mit Dienersitz der Könige von
Hannover-Cumberland um 1880 für 4 Personen, wurde vom Kutscher
vierspännig gefahren. Die Pferde sollten mit barockem Galabehang und
Engelsgeläute besonderen Prunk zur Schau stellen, ebenso die
Galaquasten an der Rückseite dieses Luxusschlittens.
Zweisitziger ländlicher Schlitten, Selbstfahrer, aus dem Pielachtal im
Stil eines Linzer-Wagerls im Originalzustand. Die Kufen sind aus
gedämpftem Eschenholz, ihre Enden wurden mit verschiedenen „Köpfen"
verziert.
Gasslschlitten - gebaut um 1830. Bei Schlittenrennen saß man immer
rittlings auf einem länglichen Polster und fuhr einspännig durch die
engen Gassen.
„Gassl"-Sledge, auch „Goassl"-Schlitten genannt diente für
Spazierfahrten und Schlittenrennen. Man saß wie auf einem Sattel, der
Lederschirm schützte vor Eisbrocken und Schnee, die sich im schnellen
Trab und im Galopp aus den Hufen der Pferde lösten und nach hinten
geschleudert wurden. Die Erwachsenen saßen hinten, Kinder davor.
Kleinere Pferde wurden vorgespannt. Damit wurden auch Rennen gefahren.
Tretmobil - Gebaut um 1870 für die Prinzen von Hannover-Cumberland.
Ein Wagenbauer hatte die Idee, eine Kutsche zu bauen, die nicht von
teuren Kutschpferden, sondern von Knechten betrieben wurde. Um auf
seine Idee aufmerksam zu machen, baute er dieses Fahrzeug und schenkte
es den Prinzen von Hannover-Cumberland.
Traber-Schlitten - Aus Hickory-Holz
Wurde von Traberpferden Besitzern angeschafft und auf Grund seiner
zierlichen Bauart für Fahrten auf gefrorenen Seen gerne verwendet.
Mylord -Schlitten
Aus dem Königshaus Hannover, Herzöge von Cumberland erbaut ca. 1900
Dieser Schlitten diente dem Vergnügen. Er wurde vom Personal 2-spännig gefahren.
Um das Reisen bei eisigen Temperaturen im Winter erträglich zu machen,
trugen die Damen bis zu 6 warme Unterröcke und bis über die Knie
reichende warme Unterhosen sowie einen Muff, die Herren lange
Unterhosen, Mäntel mit Innenpelzen oder ärmellose Pelzuntermäntel.
Sogar flache Wärmeflaschen zum Umschnallen als Rücken- und Bauchwärmer,
die man mit heißem Wasser füllte, hatte man erfunden. Mit Hilfe der
Dienerschaft schlüpfte man in warme Fußsäcke, die mit Pelz gefüttert
waren. Außerdem benützte man verschiedenste Kutschenöfchen. Dafür
musste die Dienerschaft die Kohlen oder Briketts im Herdfeuer vorglühen.
Karusselschlitten in Muschelform- gebaut um 1890
Stammt aus dem Nachlass der Herrschaft Fünfkirchen. Um bei
Schlittenfahrten nicht zu frieren, wickelten sich die Insassen in
Bärenfelle. Reichtum konnte auch durch die Harmonie der Schlittenfarbe
mit den Federbüschen der Pferde signalisiert werden. Die Schellenkränze
am Pferdegeschirr dienten dem selben Zweck.
Coupé-Schlitten - gebaut um 1890 aus dem Schloss Reichenau/Rax der kaiserlichen Familie Habsburg
Reiseschlitten - gebaut um 1870 - geschlossener, viersitziger „Salonschlitten"
Das Monogramm,,GS" und die Krone auf den Türen bedeuten: Gustav
Freiherr von Suttner. Die Familie Suttner wurde 1874 in den Baronstand
erhoben. In solch geschlossenen Schlitten reisten die Herrschaften quer
durch Europa, um an diversen Ballveranstaltungen teilnehmen zu können.
Herrschaftsschlitten - gebaut um 1890. Stammt aus dem Schloss Kirchstetten vom Baron Suttner.
Nach Aussage eines Vorbesitzers soll dieser Schlitten der
Friedensnobelpreisträgerin Berta von Suttner gehört haben. Der
Schlitten wurde immer vom Kutscher gelenkt, zwei Passagiere fanden im
Fond Platz.
Pony-Chaise - gebaut um 1900
Im Alter von 7 Jahren bekamen adelige Kinder ein solches Gespann, mit dem sie alleine fahren durften.
Alle Ausstellungsstücke zum Thema „Siebenbürger Sachsen" stammen aus dem Besitz der Familie Teutsch
Maria und Peter Teutsch sind 1944 aus Treppen und Waltersdorf in Nordsiebenbürgen geflüchtet.
Duc oder Parkwagen - gebaut um 1890
Der Duc ist ein leichter vierrädriger Wagen mit einem tief gesetzten
Kasten. Die leichten Modelle sind Selbstfahrer und wurden bevorzugt von
Damen gefahren. Die größeren Wagen wurden von Reitern, die auf dem
linken Pferd saßen, gelenkt.
Wagenheber
Mit Hilfe des Wagenhebers konnte der jüngste Knecht den Wagen
hochheben, die Räder herunter nehmen und die Achsen schmieren. Bei
Schmierachsen wurden ca. alle 3 Tage, bei Wagen mit Patentachsen
(erkennbar an den Messingkappen) ca. alle 3 Monate die Räder abgenommen
und mit Wagenschmiere geschmiert.
Doktorwagerl (auch Pfarrerwagerl) - gebaut um 1890. Hersteller: Johann-Gockell, Waidhofen an der Thaya
Dieser leichte Wagentyp wurde gerne von Ärzten verwendet, wenn sie zu
ihren Patienten fuhren. Mancherorts war er auch bei der Geistlichkeit
beliebt.
Geschmiedete Kufen sind handlich und hatten in jedem Bockkisterl Platz.
Sie passten auf jeden Wagen. Binnen weniger Minuten konnte der Kutscher
bzw. der Leibjäger ohne fremde Hilfe aus einem Wagen einen Schlitten
machen. Ein solches Fahrzeug hatte dann den Vorteil, dass man damit wie
mit einem Wagen ganz enge Kurven fahren konnte.
Kufen aus Eschenholz zum Umstecken passten wegen des Achsenabstandes
und -durchmessers nur auf einen bestimmten Wagen. Die Dienerschaft hob
mit dem Wagenheber die Kutsche hoch, die Räder kamen herunter, dann
konnte man die Kufen aufstecken.
Jagdwagen (mecklenburgischer Bauart) gebaut um 1900 Hersteller: Fa. Pokorny, Prag
Im Gegensatz zu den Wagen im städtischen Bereich wurden Fahrzeuge am Land nur mit Firnis eingelassen.
Klapp-Phaeton - gebaut: 1892. Hersteller: Fa. M. Keslar, Losticic
Mit originaler Tapezierung, das Steckverdeck ist abnehmbar.
Der Wagen diente vornehmlich „verliebten" Herrschaften für
Spazierfahrten, bei denen sie selbst das Gespann lenkten. Auf dem
einklappbaren Dienersitz wurde der Kutscher mitgenommen. Dieser war
allerdings nur für die Versorgung der Pferde zuständig, wenn die
Herrschaften zB. promenieren wollten.
Pirschwagen
Sie dienten zum Transport der Jagdgäste im Revier. Ein Jagdgast saß
hinten, Treiber trieben ihm das Wild zu. Der neben dem Kutscher
sitzende Büchsenspanner reichte dem Jagdgast das schussbereite Gewehr.
Linzerwagerl
Es verfügte im Gegensatz zu Arbeitswagen - über Eliptik Federung, war
das billigste, gefederte Fahrzeug und wurde daher auch „Federwagerl"
genannt. Es wurde ein- oder zweispännig gefahren und diente der
Landbevölkerung z.B. für Einkaufsfahrten.
Linzerwagerl mit Plane - auch „Bauernchaise" genannt, um 1920
Das Klappverdeck aus grobem Leinen bot etwas Schutz vor Sonne und
Regen. Auf der kleinen Ladefläche hatten Einkäufe und Ferkelkisten
Platz.
Zweisitzige Chaise - gebaut um 1890 Hersteller: Fa. Zellern, St. Pölten mit Spritzverdeck und klappbarem Schild.
Dieser Wagentyp kostete in der Grundausstattung 225 Gulden und war somit der billigste.
Cziraky-Wagen - gebaut um 1860
Diese Wagenform wurde nach den Wünschen des ungarischen Grafen Cziraky
entwickelt. Charakteristisch für den Cziraky-Wagen sind die rund
ausgeschnittenen Seitenwände - häufig aus Rohrgeflecht - um das
Einsteigen zu erleichtern.
Battiani Wagen - gebaut um 1900
Die Hartgummibereifung war anfangs beim Adel verpönt. Nur die so
genannten „Neureichen" schätzten sie. Später wurden jedoch die Kutschen
mit einer Garnitur Hartgummiräder für die Großstadt und Eisenrädern für
Überlandpartien ausgestattet. Der Schotter der Landstraßen hätte den
teuren Hartgummi schnell ausbrechen und schäbig werden lassen.
Reisewagen - gebaut um 1860 von Ch. Bittner in Mörschelwitz, Böhmen
Viersitziger komfortabler Reisewagen auf Langbaum gebaut. Das kleine Vordach bot Kutscher und Leibjäger etwas Schutz.
Ländliche Wagonette der Bankiersfamilie Rothschild, gebaut ca. 1870,
diente zum Transport der Jagdgäste im Revier in Reichenau an der Rax.
Siamese-Phaeton. Erzeuger: Friedrich Matern, Pulkau
Phaeton im Originalzustand - Vorgänger des Mylord
Mylord II (um 1900)
Da es schon die ersten Autos gab, bemühten sich die Kutschenbauer,
besonders elegante und auch bequeme Fahrzeuge zu bauen. Durch die
gekröpfte Hinterachse gelang dies, da der Einstieg niedriger und somit
bequemer war.
Break mit fixem Dach - gebaut um 1890 in Wien
Dieses Fahrzeug war als letzter Wiener Zeiserlwagen im Einsatz. Man
benutzte Zeiserlwägen für Fahrten in die Vororte, meist, um dort
günstiger zu essen als in der Stadt. Anfangs waren es nur einfache
Leiterwägen mit aufsteckbarem Dach.
Schwerer Gepäckswagen= Carriol der k.u.k. Post Wien um 1830, 1200kg Eigengewicht
Wurde von der Fa. Polsterer als Werkstattwagen für Servicearbeiten an
den Wasserkraftwerken an der Leitha eingesetzt. Kann aber auch
Arrestantenwagen gewesen sein.
Leichenwagen - gebaut in Iglau um 1900
Stammt angeblich aus Ungerndorf oder Hagendorf bei Laa. Es ist ein „2.
Klasse-Leichenwagen", der von 2 Pferden gezogen wurde. Es gab
Großgala-Leichenwagen für den Hochadel, aber für die Bürger 1.-, 2.-
und 3.-Klasse-Leichenwagen.
Gala-Leichenwagen aus St. Pölten - gebaut um 1900 in Wien - wurde von 4 Rappen gezogen
Rally Cart - gebaut um 1870. Hersteller: Berioux Random (Frankreich)
Der junge Adelige spannte vor diesen Wagen einen Traber und präsentierte sich damit in der Großstadt den jungen Damen.
Leichtes Charett, angebl. v. Firma Binder in Paris
Die „falschen" C-Federn deuten auf eine Entstehung um 1870 hin. Dieser
sportliche, einspännig gefahrene Selbstfahrer mit Klappverdeck diente
dem jungen adeligen Herren für Spazierfahrten in der Stadt und für
Fahrten in den Club.
Jagdwagen - Gebaut um 1880 von der Firma Franz Böhme in Leipzig.
Er stammt aus dem Besitz der Familie Croy von Schloss Buchberg/Kamp.
Landschützer - Gebaut von Fa. Weiser, Wien, ca. 1910 Für die Fürsten Croy, Schloss Buchberg am Kamp
Dieser Gesellschaftswagen wurde von den Mitgliedern der Familie
4-spännig gefahren. Auf den Türchen sind die Fürstenkrönchen erhalten.
Der Wagen verfügt über ein „amerikanisches Verdeck" aus Segeltuch.
Weiße Quetschräder deuten darauf hin, dass der Wagen mehr in der Stadt
als am Land gefahren wurde.
Großgala Berline (gebaut um 1950 in Wien, Fa. Klitschka)
Die Kutscher der Halbberline wurden von Müttern und deren Kindern immer
wieder gebeten, die Kinder mitfahren zu lassen. Da dies in der
Halbberline aber nicht möglich war, erhielt die Firma Klitschka
schließlich von Palmers den Auftrag, eine Großgalaberline maßstabgetreu
nachzubauen, weil sie sich dadurch eine noch größere Werbewirksamkeit
erhoffte.
Großgala Halbberline (gebaut in Wien, Fa. Blaha, um 1930/35)
Nach dem Vorbild der kaiserlichen Galawagen wurde dieses Fahrzeug
maßstabgetreu für Shetlandponys als Werbeträger für die Firma Palmers
gebaut. Sogar die 8-fach-Federung wurde beibehalten. Da es nur in der
Stadt gefahren wurde, bekam es aber Vollgummiräder.
Post-Landauer - gebaut um 1900. Hersteller: Fa. Petera & Söhne, Hohenelbe
Verfügte über elektrische Beleuchtung.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: