Pfarrkirche Lichtenegg

hl. Jakobus der Ältere, Juli 2023

Die Pfarrkirche Lichtenegg steht leicht erhöht westlich der Hauptstraße in der Ortsmitte der Gemeinde Lichtenegg im Bezirk Wiener Neustadt in Niederösterreich. Die auf den Heiligen Jakobus der Ältere geweihte römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum Dekanat Kirchschlag im Vikariat Unter dem Wienerwald der Erzdiözese Wien. Die ehemalige Wehrkirche steht unter Denkmalschutz.

 Pfarrkirche Lichtenegg hl. Jakobus der Ältere, Juli 2023

Pfarrkirche hl. Jakobus d. Ältere
romanischer Kern vor 1282, Chorquadrat und Kern nach 1200 mit originalem romanischem Verschlussmörtel;
Wehrkirchenausbau um 1500, Dachwerk dendrochronologisch datiert 1405 und teilw. früher; Fresken um 1400;
Einrichtung spätbarock/rokoko mit Ergänzungen a.d.19.Jh.

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Die massive im Kern romanische Wehrkirchenanlage mit einem gedrungenen quadratischen Chorturm steht in einem annähernd quadratischen, teils mit Wehrmauern versehenen Kirchhof.

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Wehrkirche Lichtenegg
Der ab 1250 in drei Abschnitten errichtete Bau wurde 1480 durch die Errichtung eines Wehrobergeschoßes über dem Langhaus und den Aufbau des Turmes über dem Altarraum wehrhaft gemacht. Das Wehrobergeschoß war über Leitern aus dem Kirchenschiff erreichbar. Der ehemalige Eingang (heute kleines Rundbogenfenster an der Südseite) war durch eine Pechnase gesichert. Im Wehrobergeschoß sind heute noch eine große Kammer und ein gemauerter Backofen vorhanden.

Im Turm liegt unter der Backofenstube eine nur von oben zugängliche Kammer. Diese diente wahrscheinlich als Tresorraum für wertvolle Güter. In den Schießscharten des Wehrobergeschoßes und des Turmes sind die Polsterhölzer für die Auflage der Hakenbüchsen sichtbar. Die wuchtig ausgebauten Wehrmauern verfügten ursprünglich über vier Rundtürme und einen Torturm. Ein rundumlaufender Wehrgang in Höhe der bis 1880 vorhandenen Zinnen und eine darunter liegende Reihe von Schießscharten waren die Verteidigungseinrichtungen. Die Löcher für die Auflagebalken der Wehrgänge sind noch vorhanden. Die älteste bekannte Abbildung der Kirche stammt aus dem Jahre 1850.

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Der Hochaltar aus 1745 ist ein Säulenretabel, leicht geschwungen mit einem vorgestellten Säulenpaar, mit einem verkröpften Gesims und Opfergangsportalen mit großen Engelsfiguren. Das Hochaltarblatt hl. Jakobus der Ältere malte Josef Keßler (1881) und trägt eine Renovierungsnennung mit 1908. Der Auszug zeigt das Bild hl. Johannes Nepomuk mit zwei Engeln. Der Altar trägt flankierend die Statuen Florian und Donatus und seitlich des Auszuges die Statuen Johannes Evangelist und Antonius von Padua. Die Gnadenmadonna als barocke Kopie stammt aus Wien-Döbling.

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Um 1250 wurde eine Pfarre genannt. 1282 wurde urkundlich der Vikar Ulrich genannt. 1336 wurde über Konflikte um Zehente der Kirche berichtet, von 1444 bis 1446 wurde ohne Erfolg von Kaiser Friedrich III. ein Zehentstreit für die St. Georgskirche in Wiener Neustadt geführt, der Zehentstreit dauerte bis 1817. Der Kirchhof wurde bis 1828 als Friedhof genutzt.

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Hochaltar: Der hölzerne Altaraufbau, der in seinen einfachen Formen eine eigenartige Herbheit ausstrahlt, wurde über dem ursprünglich gemauerten Altartisch (aus der Zeit der Gotik) um das Jahr 1745 von unbekannten Künstlern aufgebaut. Über dem Tabernakel befindet sich das Bild des heiligen Jakobus d. Ä. (Patron der Kirche), darüber im Altaraufsatz das Bild eines Heiligen in der Priestertracht der damaligen Zeit. Vor dem Bild des Kirchenpatrons sehen wir die Gnadenmutter von Wien-Döbling (Kopie aus der Barockzeit). Im linken Teil des Altaraufbaues stehen die Statuen des hl. Florian und die des Evangelisten Johannes; im rechten Teil die Statuen des hl. Donatus und des hl. Antonius von Padua. Der Hochaltar stellt wohl kein künstlerisches Meisterwerk dar, vermag uns jedoch in seiner Gesamtheit jene Stimmung zu vermitteln, die die Menschen unserer Gegend anspricht.

Das Hochaltarblatt hl. Jakobus der Ältere malte Josef Keßler (1881).

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1953 wurden Wandmalereien aufgedeckt und restauriert.

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Gotische Fresken (hinter dem Hochaltar)
Die Fresken sind spätestens um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden. Links vom Hochaltar sehen wir Teile der Anbetung des Jesuskindes durch die Hl. Drei Könige (Teile des Freskos wurden beim Einbau des Sakramentshäuschens im Jahre 1483 zerstört). Hinter dem Hochaltar an der linken Wand sind ebenfalls noch Teile der Anbetung zu sehen. An der Ostwand rund um das Sakramentshäuschen sind zu sehen: das Bild des hl. Hieronymus mit dem Löwen (Wortgottesdienst); über dem Sakramentshäuschen das Schweißtuch der Veronika mit dem Antlitz des Gekreuzigten und rechts Christus, dessen Blut aus den Wundmalen in den Meßkelch fließt (Eucharistiefeier). Rechts von den Fresken findet sich an der Wand noch eines der zwölf Weihekreuze der Kirche. Grundthema der Fresken ist das Leben Christi von der Geburt über die Verkündigung seiner Lehre bis zum Tod am Kreuz und die immerwährende Erneuerung dieses Opfertodes durch die Feier der hl. Messe.

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Rechter Seitenaltar (Herz-Jesu-Altar): Das Altarblatt stellt die 14 Nothelfer dar und stammt von dem bekannten Maler Carl Schnorr v. Carolsfeld (Schwager des ehemaligen Besitzers des Jakobs- oder auch Tschudihofes, dem damaligen Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Wien und Erforscher großer Teile Südamerikas, Johann Jakob von Tschudi). Datiert und signiert ist das Bild mit der Jahreszahl 1872.

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Linker Seitenaltar (Marienaltar): Der Bilderkranz um die Marienstatue aus Fatima stellt die Geheimnisse des Rosenkranzes dar und kam 1866 hierher. Die Entstehungszeit des Altares ist unbekannt.

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Die Orgel aus 1895 mit zehn Registern stammt von Albert Mauracher.

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Ein erster Kirchenbau erfolgte vor 1282. Das Chorquadrat wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut, hierbei ist ein romanischer Verschlussmörtel mit Kellenstrich erhalten. Das Langhaus entstand im Kern wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Wandmalerei des Chores entstand um 1400. Im Anfang des 15. Jahrhunderts erfolgte ein Ausbau der Kirche zu einer Wehrkirche, der Kirchturm wurde erhöht, die Kirche erhielt über dem Langhaus ein Wehrgeschoß, dazu wurde das Dachwerk erneuert und dendrochronologisch mit 1405 datiert. Der Chor wurde im dritten Drittel des 15. Jahrhunderts eingewölbt.

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LICHTENEGG ist mit der umgebenden rundturmbewehrten Mauer mit Balkenlöchern für den Wehrgang und der eigens für Verteidigungszwecke aufgestockten Kirche mit Turm eine der wenigen fast vollständig erhaltenen Wehrkirchen. Schießscharten in der Ringmauer mit runden Ecktürmen und im Mauerwerk der Turmobergeschoße sowie ein geheimes Zwischengeschoß und ein Backofen im Kirchenturm sowie eine eingebaute Kammer im Obergeschoß, sind die heute noch vorhandene Zeugen einer wehrhaften Vergangenheit. Auflagehölzer (Polsterhölzer) in den Schießscharten bezeugen die Verwendung von Feuerwaffen, sogenannte Hakenbüchsen. Kosten für die Wartung dieser Waffen sind in den alten Kirchenrechnungen verzeichnet. Die Zinnen der Wehrmauer wurden erst nach 1880 abgetragen. Die Sage vom Bruderkampf des Erasmus gegen Christoph von Puchheim beschreibt die Stube im Lichtenegger Kirchturm als Fluchtort des Erasmus, ehe er von einem Bauern aus dem Dorf verraten wurde.

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Kriegerdenkmal
sterbender Soldat mit Feldgeistlichem, errichtet 1924, renoviert und an diesen Standort versetzt 1986

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