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Das 1863 unter Kaiser Franz Joseph gegründete MAK ist eines der prachtvollsten Gebäude der Wiener Ringstraße und zählt mit seiner Sammlung von kostbarem Kunsthandwerk aus den Bereichen Möbel, Glas, Porzellan, Silber und Textil aus fünf Jahrhunderten zu den bedeutendsten Museen seiner Art weltweit. Zu den Museums-Highlights zählt die Schausammlung “Wien 1900“ mit Meisterwerken der Wiener Werkstätte von Gustav Klimt, Josef Hoffmann und Koloman Moser sowie Designikonen von Otto Wagner und Adolf Loos. Darüber hinaus präsentiert das MAK zahlreiche hochkarätige Sonderausstellungen aus den Bereichen Kunst, Design und Architektur.
Das Museum für angewandte Kunst (kurz MAK) ist ein staatliches
Kunstgewerbemuseum an der Ringstraße in der österreichischen Hauptstadt
Wien. Es wurde 1863 als k. k. Österreichisches Museum für Kunst und
Industrie gegründet. Das Neorenaissance-Hauptgebäude wurde 1868 bis
1871 durch Franz Joseph I. von Heinrich Ferstel errichtet und bildet
ein Ensemble mit der Universität für angewandte Kunst.
Um den österreichischen Gestalter*innen als Inspiration zu dienen,
wurden mit Gründung des Museums herausragende Stücke der Glas- und
Keramikkunst angekauft. Die mittlerweile enzyklopädische Sammlung
umfasst alle Bereiche der Gestaltung in Glas und Ton: Hohlgefäße von
der Antike bis ins 21. Jahrhundert, künstlerisch gestaltete
Glasfenster, Spiegel, Lampen und Luster, Tafelaufsätze, Baukeramik,
Kachelöfen, Figuren und Büsten. Der ursprünglich historischen Sammlung
werden fortlaufend zeitgenössische Positionen hinzugefügt, womit ein
diametraler Fokus auf die Geschichte und Gegenwart der Keramik- und
Glaskunst entsteht.
Porzellanzimmer aus dem Palais Dubsky in Brünn, Porzellanmanufaktur Du Pacquier, Wien, um 1740
Die Keramiksammlung des MAK glänzt durch Highlights aus der gesamten
Geschichte des Materials seit dem Mittelalter. Einen besonderen
Schwerpunkt stellt die Wiener Porzellanproduktion des 18. Jahrhunderts
dar: Das Porzellanzimmer aus dem Brünner Palais Dubsky (um 1740)
vereint in einem einzigartig vollständigen Ensemble eine
Inneneinrichtung mit über 3.000 Objekten frühester Wiener Keramik. Das
Prunkkabinett ist bis oben hin ausgestaltet mit feinsten Schälchen,
Fliesen und Figuren aus der zweitältesten westlichen
Porzellanmanufaktur von Claudius Innocentius du Paquier. Die
österreichische Keramik des 20. und 21. Jahrhunderts mit Objekten von
Entwerfer*innen der Wiener Werkstätte und der Wiener
Porzellanmanufaktur Augarten bilden einen weiteren Schwerpunkt.
Aktuelle künstlerische Positionen sind u. a. mit den architektonischen
Keramikskulpturen von Franz Josef Altenburg oder Schalen von Lucie Rie
vertreten.
Porzellanzimmer aus dem Palais Dubsky in Brünn, Porzellanmanufaktur Du Pacquier, Wien, um 1740
MAK Schausammlung Barock Rokoko Klassizismus
MAK Schausammlung Barock Rokoko Klassizismus
Bodenstanduhr, Jakob Bentele, Salzburg , um 1730
Nussbaumholz, politiert; Marketerie aus Nussbaummaserholz; Lindenholz, geschnitzt, vergoldet; Messing
Aufsatzkasten, Georg Henner, Österreich, 1788
Holz, z.T. geschnitzt, bemalt und vergoldet
Bodenstanduhr für den fürsterzbischöflichen Hof in Salzburg, Anonym, Wien (?), 1700 - 1710
Holz, geschnitzt, vergoldet; Birnbaumholz, ebonisiert; Boulle-Technik
aus Schildpatt, graviertem Messing und graviertem Zinn; Papier
MAK Schausammlung Asien
MAK Schausammlung Asien
Die Glassammlung umfasst Bestände aus den bedeutendsten europäischen
Manufakturen. Herausragende venezianische Gläser vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert – darunter auch die Sammlung von Ferdinand von Tirol aus
Schloss Ambras – gehören dem MAK, ebenso wie herausragende Produkte der
schlesischen und böhmischen Hütten, sie sind durch gravierte,
geschliffene und mit Schwarzlotmalerei versehene Gläser vertreten. Die
Biedermeierzeit ist mitunter durch Gläser der berühmten Glasmaler
Samuel Mohn und Anton Kothgasser in der Sammlung dokumentiert. Mit rund
3.000 Objekten nennt das MAK die größte museale Sammlung von Gläsern
der 1823 in Wien gegründeten Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr sein
Eigen. Die Beziehung zwischen dem MAK und der Firma Lobmeyr reicht bis
zur Gründung des Museums zurück und ist ein Beispiel für die
herausragende Rolle Österreichs in der modernen Glasgestaltung sowie
auch für die wechselseitige Begünstigung zwischen Kunst und Industrie.
„Exzessmöbel"
Der KABINETTSCHRANK aus dem Jahr 1871 wurde - mit finanzieller
Unterstützung des Kaiserhauses - zur ERÖFFNUNG des k. k.
Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) in Auftrag
gegeben. Das PRUNKMÖBEL aus dem Jahr 1873 wiederum wurde auf der WIENER
WELTAUSSTELLUNG präsentiert, wo seine Aufgabe nicht zuletzt darin
bestand, Aufsehen zu erregen.
Den prächtigen AQUARELLSCHRANK, geschaffen 1881, erhielt das
österreichische Kronprinzenpaar Erzherzog Rudolf und Prinzessin
Stephanie anlässlich der VERMÄHLUNG am 10. Mai 1881 von den WIENER
INDUSTRIELLEN und der Kaufmannschaft. An der Ausführung des opulenten,
mit Silberarbeiten und Ölgemälden dekorierten Prunkmöbels aus Eben- und
Nussbaumholz waren beteiligt: die Bildhauer Hermann Klotz und Johann
Schindler für die SCHNITZEREIEN, der Hoftischler Franz Michel für die
Tischlerarbeiten, der Bildhauer Rudolf Weyr für die Modelle der
SILBERFIGUREN und des Reliefs, der Bildhauer und Medailleur Stefan
Schwartz für die Ziselierarbeiten und der Maler Hans Canon für die drei
ÖLGEMÄLDE. Nicht hier aufgelistet sind all die Künstler*-innen der
Aquarelle, die der Schrank einst barg. Ein derart prunkvolles Werkstück
bekräftigte gewissermaßen die BEDEUTUNG DER FÜRSTLICHEN HOCHZEIT
gegenüber längst herannahenden HISTORISCHEN UMBRÜCHEN.
Solchen „Exzessmöbeln" (Sebastian Hackenschmidt) kam eine geradezu
geschichtsmächtige Aufgabe zu, wie der Katalog zur
Eröffnungsausstellung des heutigen MAK im Jahr 1871 festhält: „Diese
Kunstobjecte, welche auf diesem Wege geschaffen wurden, bilden
sozusagen den Gradmesser für die LEISTUNGSFÄHIGKEIT UNSERER
KUNSTINDUSTRIE, und werden gewiss für lange Zeit hinaus als
epochemachende Erzeugnisse unserer Künstler und Industriellen ihren
selbstständigen Werth behalten."
Der Zwettler Tafelaufsatz
Dieser kostbare Tischschmuck bildet eines von vielen Prunkstücken der
MAK Sammlung und stellt ein EXEMPLARISCHES WERK zur Tafelkultur des 18.
Jahrhunderts dar. Der ABT des niederösterreichischen
ZISTERZIENSERSTIFTS ZWETTL sollte im Jahr 1768 das GOLDENE JUBILÄUM
seines Gelübdes begehen. Zum großen Fest erhielt JOSEPH HAYDN den
Auftrag für ein Musikstück und die Wiener Porzellanmanufaktur für einen
Tischschmuck. Solche Tafelaufsätze regten zur KONVERSATION an. Man war
aufgefordert, die dargestellten ALLEGORIEN zu entschlüsseln, vielleicht
mit eigenen Geschichten aufzugreifen, Gleichnisse abzuleiten. Die
launigen und frivolen Figuren wurden in einer NACHLIEFERUNG durch
ernsthafte Darstellungen der Tugenden ergänzt. Über das Gelingen des
Fests schweigen die historischen Quellen. Der Künstler THOMAS HÖRL
greift die MEHRDEUTIGKEIT des eleganten Dekors auf und zwingt zum
genauen Hinschauen, zu einer aktuellen Interpretation.
Die Schausammlung Historismus Jugendstil wurde 1993 im Zuge der
Neueröffnung nach der Generalsanierung des Museums von der
US-amerikanischen Künstlerin Barbara Bloom eingerichtet – und ist
seither fast unverändert zu sehen. Mit den auf halbtransparente
Stellwände projizierten Schattenrissen der Bugholzsessel bildet dieser
Raum bis heute eines der Highlights unter den künstlerisch inszenierten
Sammlungsräumen des MAK.
Die Erfolgsgeschichte der Firma Thonet stellt so etwas wie einen Mythos
der modernen Designgeschichte dar. Mitte des 19. Jahrhunderts war der
deutsche Tischler Michael Thonet, der in den 1830er Jahren eine eigene
Holzbiegetechnik für Möbel entwickelt hatte, nach Wien übersiedelt.
Durch konsequente Optimierung seines Verfahrens gelang es ihm, das wohl
größte Möbelimperium seiner Zeit zu begründen. 1856 meldete er ein
Patent auf das Biegen von Massivholz an.
Neben der Weiterentwicklung der Holzbiegetechnik liegt die wegweisende
Leistung Thonets vor allem darin, den seit Jahrhunderten handwerklich
gefertigten Stühlen der Möbeltischler ein modernes Industrieprodukt an
die Seite gestellt zu haben. Dieses konnte in weitaus größeren
Stückzahlen produziert werden und eroberte weltweit neue Märkte. Vor
allem im Bereich der Sitzmöbel entstanden dabei eigenständige Produkte,
die nicht nur ästhetisch durch ihre Selbstverständlichkeit überzeugten,
sondern aufgrund ihres günstigen Preises auch einer breiten
Käufer*innenschicht zugänglich waren. Mit dem ab 1859 produzierten
Modell Nr. 14 schuf Thonet zudem eines der weltweit meistverkauften
Möbelstücke – es gilt heute als einer der unbestrittenen Klassiker des
modernen Industriedesigns.
Nachdem bekannte Architekten wie Adolf Loos, Otto Wagner und Josef
Hoffmann dem Bugholzmöbel im Wien der Jahrhundertwende neue Impulse
verliehen hatten – allerdings vor allem im Auftrag der Konkurrenzfirma
J. & J. Kohn –, gewann das Unternehmen Thonet in den 1920er Jahren
erneut an Bedeutung: Zahlreiche internationale Architekten verwendeten
sowohl klassische als auch neu entworfene Modelle in ihren
Inneneinrichtungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die verschiedenen
nationalen Niederlassungen der Firma unabhängig voneinander geführt,
einige davon existieren bis heute.
Kaum eine Darstellung der Designgeschichte kommt ohne Erwähnung des
Namens Thonet aus, kaum eine größere Sammlung moderner Möbel ohne
zumindest einen Thonet-Stuhl. Aus seiner umfangreichen Sammlung an
Bugholzmöbeln zeigt das MAK hier einen Überblick über 100 Jahre
Thonet’scher Produktion sowie jener der Konkurrenzfirmen und macht so
ein Stück Design- sowie Konsumgeschichte erlebbar.
Heinrich Ferstel, seit 1879 Freiherr von Ferstel (* 7. Juli 1828 in
Wien; † 14. Juli 1883 in Grinzing, heute Wien 19) war österreichischer
Architekt und Hochschullehrer. Er gilt als herausragender Vertreter des
Historismus.
Am 7. März 1863 erfolgte die Gründung des k. k. Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie durch Kaiser Franz Joseph I. Rudolf von
Eitelberger, erster Professor für Kunstgeschichte an der Universität
Wien, wurde zum Direktor bestellt. Das Museum folgte im Wesentlichen
dem Vorbild des 1852 gegründeten South Kensington Museum (heute
Victoria & Albert Museum) in London und sollte als
Vorbildersammlung für Künstler, Industrielle und Publikum sowie als
Aus- und Weiterbildungsstätte für Entwerfer und Handwerker dienen.
Rudolf-Eitelberger-Denkmal in der Säulenhalle des MAK
Knieendes Mädchen - Gudrun Baudisch-Wittke (1907-1982), Wien, 1927
Ausführung: Gudrun Baudisch-Wittke, Wiener Werkstätte (Originalkeramik), Steingut, bunt glasiert
Als faszinierend vielschichtige Kulturepoche ist die Wiener Moderne
längst zum Mythos geworden. Das ebenso facetten- wie folgenreiche
Design und Kunstgewerbe dieser Zeit stellt das MAK in den Fokus seiner
Schausammlung Wien 1900 und zeigt dabei neben vielen anderen Arbeiten
auch jene von Koloman Moser, Gustav Klimt und Dagobert Peche.
Drei große Schausäle im 1. Stock widmen sich umfassend dem Phänomen
WIEN 1900. Design / Kunstgewerbe 1890–1938. Die seit 2013 bestehende,
vom Wiener Architekten Michael Embacher gestaltete Präsentation folgt
einem chronologischen Aufbau: von der Überwindung des Historismus Ende
des 19. Jahrhunderts bis zur Machtergreifung durch die
Nationalsozialisten 1938.
Der erste Raum thematisiert die Suche nach einem modernen,
demokratischen Stil. Möbeldesigns von Otto Wagner, Koloman Moser und
Adolf Loos lassen die Etappen dieser Suche nachvollziehen, flankiert
von den internationalen Einflüssen der Wiener Moderne: Kunstgewerbe aus
England, Frankreich und Japan.
Der zweite Raum beschäftigt sich mit der Idee des Gesamtkunstwerks und
dem Höhepunkt der Wiener Moderne, deren zentrales Merkmal die Sehnsucht
nach individuellem Ausdruck war – sie brachte besonders radikale
Lösungen hervor. Neben den ikonischen Designs der Wiener Werkstätte,
beispielsweise dem Waerndorfer-Besteck von Josef Hoffmann, ist Gustav
Klimts Werkzeichnung für ein Wandmosaik im Brüsseler Palais Stoclet,
die sich über acht Meter erstreckt, ein Highlight des Raumes.
Der dritte Raum verfolgt den Weg zum Internationalen Stil. Der
mittlerweile etablierte Wiener Stil wird in Kombination mit
internationalen Design-Klassikern der Zwischenkriegszeit präsentiert.
Wien um 1900 war eine pulsierende, von Gegensätzen geprägte Metropole
und ein kulturelles Zentrum in Europa. Die in den Schausälen
vertretenen Architekt*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen gingen
mit ihren Designs der Frage nach, wie Menschen im anbrechenden 20.
Jahrhundert wohnen, arbeiten und (zusammen-)leben würden. Ihre
Antworten reichen von avantgardistischen Neuschöpfungen bis hin zu
Rückgriffen auf die Biedermeierzeit. Das Durchschreiten der Säle
ermöglicht ein tiefgreifendes historisches Verständnis dieser prägenden
Epoche.
Mosaik Kranzträgerin - Leopold Forstner (1878-1936)
Wien, Ausführung: Wiener Mosaikwerkstätte Leopold Forstner, Steingut, Glas
Als Secessionismus und Jugendstil bezeichnet, dient das Design und
Kunstgewerbe dieser vibrierenden Zeit heute wie kein anderes der
österreichischen Identitätsstiftung. Dem Rechnung zu tragen, aber auch
neue Fragen aufzuwerfen wird Ausgangspunkt für die Neukonzeption der
Schausammlung Wien 1900 in den kommenden Jahren sein.
Josef Hoffmann (1870-1956)
Koloman Moser - Gästezimmer aus dem Haus Moser, Wien, 1901
Weichholz, schwarz und weiß lackiert mit Metallbeschlägen, Glas, Spiegelglas, Marmor, Messing, Fliesen
MAK Schausammlung Wien 1900
WERKSTÄTTE HAGENAUER - Wiener Metallkunst 1898–1987
Was verbindet einen Wiener Handwerksbetrieb mit Hollywood? Den
Ausstattern des Films Grand Hotel (USA 1932) schien eine Art-deco-Lampe
der Werkstätte Hagenauer die perfekte Requisite im Hotelzimmer einer
Ballerina zu sein: Der Lampenfuß in Form einer Tanzerin spiegelte die
Rolle Greta Garbos kongenial wider und steigerte zudem die elegante
Ausstrahlung des Ambientes.
Erzeugnisse aus der Werkstätte Hagenauer erfreuten sich großer
Beliebtheit und wurden weltweit vertrieben. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts zählte der Familienbetrieb zu den ersten kunstgewerblichen
Metallwerkstätten der Wiener Moderne. Drei Mitglieder der
Kunsthandwerker-Dynastie prägten das Bild des Unternehmens: ihr Gründer
Carl, gefolgt von Karl, seinem ältesten, und schließlich Franz, dem
jüngsten Sohn.
Die Produktpalette war groß und reichte von Korkenziehern und
„Aschentötern" über Schalen, Dosen, Vasen, Besteck, Kerzenleuchter und
Lampen bis hin zur Ausstattung von öffentlichen Gebäuden mit
Stiegengeländern, Türgriffen, Portalen oder Kunst am Bau. Um die
Produktion von Möbeln in das Werkstattprogramm aufzunehmen, wurde der
Architekt Julius Jirasek, ein Studienkollege Karls, als Mitarbeiter
gewonnen. Franz Hagenauer verfolgte zudem konsequent seinen Weg als
Bildhauer und schuf aus Metall getriebene Köpfe, Masken und Figuren,
die hinsichtlich ihrer Abstraktion heute als bedeutende Beiträge zur
Klassischen Moderne gelten.
Das MAK bietet mit dieser Schau erstmals einen umfassenden Einblick in
die Geschichte der Werkstätte Hagenauer auf der Grundlage ihres
Firmenarchivs. Große Teile davon befinden sich im MAK und stellen eine
bedeutende Sammlung biografischer, kunstlerischer und betrieblicher
Zeugnisse dar. In den knapp neun Jahrzehnten seines Bestehens erhielt
das Unternehmen nationale wie internationale Anerkennung und kam von
zahlreichen Ausstellungen (u.a. Biennale Venedig, Triennale Mailand)
mit Preisen und Auszeichnungen zurück. Der Erfolg ist auch an den
Exportergebnissen abzulesen: Neben den USA und sämtlichen europäischen
Staaten wurden Hongkong, Kanada, Kuba, Saudi-Arabien, Äthiopien,
Curacao und Panama mit Erzeugnissen der Marke Hagenauer beliefert. Die
Skulpturen von Franz Hagenauer sprachen zudem illustre amerikanische
Sammler*innen an, darunter Barbra Streisand, Frank Sinatra und Andy
Warhol.
Mithilfe der archivalischen Quellen, die durch Ankauf und zahlreiche
Schenkungen ab 2014 an das MAK gelangten, werden in der Ausstellung
Herstellungsprozesse vom Entwurf über die Umzeichnung, die Modelle,
Gussformen und Rohlinge bis hin zum fertigen Objekt veranschaulicht.
Eine Installation mit Original-Laden aus dem MAK Depot zeigt, wie das
Archiv aufbewahrt wird, und ermöglicht damit einen Blick hinter die
Kulissen des Museums.
MAK Schausammlung Wien 1900
MAK Schausammlung Wien 1900
Wien 1900. Design / Kunstgewerbe 1890-1938
Sammlungsgeschichte kann als Kulturgeschichte gelesen werden. So
vermittelt, kann der Sammlungsbestand eines Museums neben
formal-sinnlichen Informationen zur Stilgeschichte von Objekten als
zusätzliche Dimension die Geschichte von sich stetig wandelnden Werten
und Prioritäten erzählen. Diese sind immer ein Ausdruck unserer
subjektiven Entscheidungen, die die Basis für den über Generationen
getätigten Aufbau einer Sammlung bilden. Daher ist die Information über
die Umstände und den Zeitpunkt der Erwerbung eines Sammlungsobjektes
integraler Bestandteil der Wissensvermittlung dieser Schausammlung.
Die inhaltliche Aufarbeitung dieses Sammlungsbestands geht von der
Tatsache aus, dass in Wien um 1900 die individuellen Bedürfnisse der
modernen Menschheit einen adäquaten formalen Ausdruck suchten. Dafür
mussten zuerst bis dahin vernachlässigte Fragen individueller
Identitäten definiert werden. Um Ursachen und Wirkung dieser
Identitätsfindung besser verständlich zu machen, wird deren
formal-ästhetische Entwicklung in den größeren Zeitrahmen von 1890 bis
1938 gestellt. Mittels dreier Themenbereiche erzählt die Schausammlung
die Entwicklungsgeschichte des Wiener Kunstgewerbes von der Suche nach
einem modernen Stil über das Entstehen eines eigenen Wiener Stils bis
zur Konfrontation des Wiener Stils mit dem Internationalen Stil. Die
Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich setzte dem ein
jähes Ende.
Säulenhalle des Museums
KÖCHIN MIT KORB UND HUHN, Wien, um ca. 1749
Ausführung: kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien, Porzellan, glasiert, staffiert
Koloman Moser, Jutta Sika Teile eines Speiseservice, Wien, 1901-1902
Ausführung: böhmische Manufaktur für die Wiener Porzellan Manufaktur Josef Böck (?) Kristallglas, Schliff
Koloman Moser Wein- und Wasserglas aus der Glasserie, Wien, 1899-1900
Ausführung: Meyr's Neffe, Adolf (Adolfov, CZ), für die Wiener
Werkstätte (im Auftrag von E. Bakalowits & Söhne) Glas, formgeblasen
Josef Hoffmann FLACHES BESTECK für Lili und Fritz Waerndorfer, Wien, 1904
Ausführung: Wiener Werkstätte Silber, Stahl, Niello-Monogramm
Lei Xue TEE TRINKEN, 2013-2018
Porzellan, handbemalt, im Gasofen gebrannt
Josef Hoffmann Weinglas, Wien, nach 1912, Transparentes Glas, geätzt; Bronzitdekor
Ausführung : böhmische Manufaktur für die Wiener Werkstätte (im Auftrag von J. & L. Lobmeyr)
Josef Hoffmann Champagnerglas, Wien, nach 1912, Transparentes Glas, geätzt; Bronzitdekor
Ausführung: böhmische Manufaktur für die Wiener Werkstätte (im Auftrag von J. & L. Lobmeyr)
Feld-Essbesteck, 1986
Ausführung: Schulz und Pahry, Fischamend Stahl, Kunststoff
Deckelterrine in Form eines Eberkopfes, Holitsch (Holíč, SVK), 18. Jh.
Ausführung: K. k. Majolika Fabrik Holitsch Fayence, bemalt, glasiert
Teile des Jagdservices für Kaiser Karl VI., Wien, 1730-1740
Ausführung: Manufaktur des Claudius Innocentius du Paquier Porzellan, glasiert: Schwarzlotmalerei; Goldhöhung
Atelier Varges: Oberteil eines ungarischen Hofkleids, Wien, 3. Viertel 19. Jh.
Seide, Metallfäden, Tüll, Klöppelspitze, Posamentrie; gewebt, bestickt, genäht