MAK - Museum für angewandte Kunst

Wien, Jänner 2023

Das 1863 unter Kaiser Franz Joseph gegründete MAK ist eines der prachtvollsten Gebäude der Wiener Ringstraße und zählt mit seiner Sammlung von kostbarem Kunsthandwerk aus den Bereichen Möbel, Glas, Porzellan, Silber und Textil aus fünf Jahrhunderten zu den bedeutendsten Museen seiner Art weltweit. Zu den Museums-Highlights zählt die Schausammlung “Wien 1900“ mit Meisterwerken der Wiener Werkstätte von Gustav Klimt, Josef Hoffmann und Koloman Moser sowie Designikonen von Otto Wagner und Adolf Loos. Darüber hinaus präsentiert das MAK zahlreiche hochkarätige Sonderausstellungen aus den Bereichen Kunst, Design und Architektur.

 MAK - Museum für angewandte Kunst, Jänner 2023

Das Museum für angewandte Kunst (kurz MAK) ist ein staatliches Kunstgewerbemuseum an der Ringstraße in der österreichischen Hauptstadt Wien. Es wurde 1863 als k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie gegründet. Das Neorenaissance-Hauptgebäude wurde 1868 bis 1871 durch Franz Joseph I. von Heinrich Ferstel errichtet und bildet ein Ensemble mit der Universität für angewandte Kunst.

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Um den österreichischen Gestalter*innen als Inspiration zu dienen, wurden mit Gründung des Museums herausragende Stücke der Glas- und Keramikkunst angekauft. Die mittlerweile enzyklopädische Sammlung umfasst alle Bereiche der Gestaltung in Glas und Ton: Hohlgefäße von der Antike bis ins 21. Jahrhundert, künstlerisch gestaltete Glasfenster, Spiegel, Lampen und Luster, Tafelaufsätze, Baukeramik, Kachelöfen, Figuren und Büsten. Der ursprünglich historischen Sammlung werden fortlaufend zeitgenössische Positionen hinzugefügt, womit ein diametraler Fokus auf die Geschichte und Gegenwart der Keramik- und Glaskunst entsteht.

Porzellanzimmer aus dem Palais Dubsky in Brünn, Porzellanmanufaktur Du Pacquier, Wien, um 1740

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Die Keramiksammlung des MAK glänzt durch Highlights aus der gesamten Geschichte des Materials seit dem Mittelalter. Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Wiener Porzellanproduktion des 18. Jahrhunderts dar: Das Porzellanzimmer aus dem Brünner Palais Dubsky (um 1740) vereint in einem einzigartig vollständigen Ensemble eine Inneneinrichtung mit über 3.000 Objekten frühester Wiener Keramik. Das Prunkkabinett ist bis oben hin ausgestaltet mit feinsten Schälchen, Fliesen und Figuren aus der zweitältesten westlichen Porzellanmanufaktur von Claudius Innocentius du Paquier. Die österreichische Keramik des 20. und 21. Jahrhunderts mit Objekten von Entwerfer*innen der Wiener Werkstätte und der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten bilden einen weiteren Schwerpunkt. Aktuelle künstlerische Positionen sind u. a. mit den architektonischen Keramikskulpturen von Franz Josef Altenburg oder Schalen von Lucie Rie vertreten.

Porzellanzimmer aus dem Palais Dubsky in Brünn, Porzellanmanufaktur Du Pacquier, Wien, um 1740

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MAK Schausammlung Barock Rokoko Klassizismus

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MAK Schausammlung Barock Rokoko Klassizismus

Bodenstanduhr, Jakob Bentele, Salzburg , um 1730
Nussbaumholz, politiert; Marketerie aus Nussbaummaserholz; Lindenholz, geschnitzt, vergoldet; Messing

Aufsatzkasten, Georg Henner, Österreich, 1788
Holz, z.T. geschnitzt, bemalt und vergoldet

Bodenstanduhr für den fürsterzbischöflichen Hof in Salzburg, Anonym, Wien (?), 1700 - 1710
Holz, geschnitzt, vergoldet; Birnbaumholz, ebonisiert; Boulle-Technik aus Schildpatt, graviertem Messing und graviertem Zinn; Papier

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MAK Schausammlung Asien

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MAK Schausammlung Asien

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Die Glassammlung umfasst Bestände aus den bedeutendsten europäischen Manufakturen. Herausragende venezianische Gläser vom 16. bis zum 18. Jahrhundert – darunter auch die Sammlung von Ferdinand von Tirol aus Schloss Ambras – gehören dem MAK, ebenso wie herausragende Produkte der schlesischen und böhmischen Hütten, sie sind durch gravierte, geschliffene und mit Schwarzlotmalerei versehene Gläser vertreten. Die Biedermeierzeit ist mitunter durch Gläser der berühmten Glasmaler Samuel Mohn und Anton Kothgasser in der Sammlung dokumentiert. Mit rund 3.000 Objekten nennt das MAK die größte museale Sammlung von Gläsern der 1823 in Wien gegründeten Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr sein Eigen. Die Beziehung zwischen dem MAK und der Firma Lobmeyr reicht bis zur Gründung des Museums zurück und ist ein Beispiel für die herausragende Rolle Österreichs in der modernen Glasgestaltung sowie auch für die wechselseitige Begünstigung zwischen Kunst und Industrie.

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„Exzessmöbel"
Der KABINETTSCHRANK aus dem Jahr 1871 wurde - mit finanzieller Unterstützung des Kaiserhauses - zur ERÖFFNUNG des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) in Auftrag gegeben. Das PRUNKMÖBEL aus dem Jahr 1873 wiederum wurde auf der WIENER WELTAUSSTELLUNG präsentiert, wo seine Aufgabe nicht zuletzt darin bestand, Aufsehen zu erregen.

Den prächtigen AQUARELLSCHRANK, geschaffen 1881, erhielt das österreichische Kronprinzenpaar Erzherzog Rudolf und Prinzessin Stephanie anlässlich der VERMÄHLUNG am 10. Mai 1881 von den WIENER INDUSTRIELLEN und der Kaufmannschaft. An der Ausführung des opulenten, mit Silberarbeiten und Ölgemälden dekorierten Prunkmöbels aus Eben- und Nussbaumholz waren beteiligt: die Bildhauer Hermann Klotz und Johann Schindler für die SCHNITZEREIEN, der Hoftischler Franz Michel für die Tischlerarbeiten, der Bildhauer Rudolf Weyr für die Modelle der SILBERFIGUREN und des Reliefs, der Bildhauer und Medailleur Stefan Schwartz für die Ziselierarbeiten und der Maler Hans Canon für die drei ÖLGEMÄLDE. Nicht hier aufgelistet sind all die Künstler*-innen der Aquarelle, die der Schrank einst barg. Ein derart prunkvolles Werkstück bekräftigte gewissermaßen die BEDEUTUNG DER FÜRSTLICHEN HOCHZEIT gegenüber längst herannahenden HISTORISCHEN UMBRÜCHEN.

Solchen „Exzessmöbeln" (Sebastian Hackenschmidt) kam eine geradezu geschichtsmächtige Aufgabe zu, wie der Katalog zur Eröffnungsausstellung des heutigen MAK im Jahr 1871 festhält: „Diese Kunstobjecte, welche auf diesem Wege geschaffen wurden, bilden sozusagen den Gradmesser für die LEISTUNGSFÄHIGKEIT UNSERER KUNSTINDUSTRIE, und werden gewiss für lange Zeit hinaus als epochemachende Erzeugnisse unserer Künstler und Industriellen ihren selbstständigen Werth behalten."

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Der Zwettler Tafelaufsatz
Dieser kostbare Tischschmuck bildet eines von vielen Prunkstücken der MAK Sammlung und stellt ein EXEMPLARISCHES WERK zur Tafelkultur des 18. Jahrhunderts dar. Der ABT des niederösterreichischen ZISTERZIENSERSTIFTS ZWETTL sollte im Jahr 1768 das GOLDENE JUBILÄUM seines Gelübdes begehen. Zum großen Fest erhielt JOSEPH HAYDN den Auftrag für ein Musikstück und die Wiener Porzellanmanufaktur für einen Tischschmuck. Solche Tafelaufsätze regten zur KONVERSATION an. Man war aufgefordert, die dargestellten ALLEGORIEN zu entschlüsseln, vielleicht mit eigenen Geschichten aufzugreifen, Gleichnisse abzuleiten. Die launigen und frivolen Figuren wurden in einer NACHLIEFERUNG durch ernsthafte Darstellungen der Tugenden ergänzt. Über das Gelingen des Fests schweigen die historischen Quellen. Der Künstler THOMAS HÖRL greift die MEHRDEUTIGKEIT des eleganten Dekors auf und zwingt zum genauen Hinschauen, zu einer aktuellen Interpretation.

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Die Schausammlung Historismus Jugendstil wurde 1993 im Zuge der Neueröffnung nach der Generalsanierung des Museums von der US-amerikanischen Künstlerin Barbara Bloom eingerichtet – und ist seither fast unverändert zu sehen. Mit den auf halbtransparente Stellwände projizierten Schattenrissen der Bugholzsessel bildet dieser Raum bis heute eines der Highlights unter den künstlerisch inszenierten Sammlungsräumen des MAK.

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Die Erfolgsgeschichte der Firma Thonet stellt so etwas wie einen Mythos der modernen Designgeschichte dar. Mitte des 19. Jahrhunderts war der deutsche Tischler Michael Thonet, der in den 1830er Jahren eine eigene Holzbiegetechnik für Möbel entwickelt hatte, nach Wien übersiedelt. Durch konsequente Optimierung seines Verfahrens gelang es ihm, das wohl größte Möbelimperium seiner Zeit zu begründen. 1856 meldete er ein Patent auf das Biegen von Massivholz an.

Neben der Weiterentwicklung der Holzbiegetechnik liegt die wegweisende Leistung Thonets vor allem darin, den seit Jahrhunderten handwerklich gefertigten Stühlen der Möbeltischler ein modernes Industrieprodukt an die Seite gestellt zu haben. Dieses konnte in weitaus größeren Stückzahlen produziert werden und eroberte weltweit neue Märkte. Vor allem im Bereich der Sitzmöbel entstanden dabei eigenständige Produkte, die nicht nur ästhetisch durch ihre Selbstverständlichkeit überzeugten, sondern aufgrund ihres günstigen Preises auch einer breiten Käufer*innenschicht zugänglich waren. Mit dem ab 1859 produzierten Modell Nr. 14 schuf Thonet zudem eines der weltweit meistverkauften Möbelstücke – es gilt heute als einer der unbestrittenen Klassiker des modernen Industriedesigns.

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Nachdem bekannte Architekten wie Adolf Loos, Otto Wagner und Josef Hoffmann dem Bugholzmöbel im Wien der Jahrhundertwende neue Impulse verliehen hatten – allerdings vor allem im Auftrag der Konkurrenzfirma J. & J. Kohn –, gewann das Unternehmen Thonet in den 1920er Jahren erneut an Bedeutung: Zahlreiche internationale Architekten verwendeten sowohl klassische als auch neu entworfene Modelle in ihren Inneneinrichtungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die verschiedenen nationalen Niederlassungen der Firma unabhängig voneinander geführt, einige davon existieren bis heute.
 
Kaum eine Darstellung der Designgeschichte kommt ohne Erwähnung des Namens Thonet aus, kaum eine größere Sammlung moderner Möbel ohne zumindest einen Thonet-Stuhl. Aus seiner umfangreichen Sammlung an Bugholzmöbeln zeigt das MAK hier einen Überblick über 100 Jahre Thonet’scher Produktion sowie jener der Konkurrenzfirmen und macht so ein Stück Design- sowie Konsumgeschichte erlebbar.

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Heinrich Ferstel, seit 1879 Freiherr von Ferstel (* 7. Juli 1828 in Wien; † 14. Juli 1883 in Grinzing, heute Wien 19) war österreichischer Architekt und Hochschullehrer. Er gilt als herausragender Vertreter des Historismus.

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Am 7. März 1863 erfolgte die Gründung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie durch Kaiser Franz Joseph I. Rudolf von Eitelberger, erster Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, wurde zum Direktor bestellt. Das Museum folgte im Wesentlichen dem Vorbild des 1852 gegründeten South Kensington Museum (heute Victoria & Albert Museum) in London und sollte als Vorbildersammlung für Künstler, Industrielle und Publikum sowie als Aus- und Weiterbildungsstätte für Entwerfer und Handwerker dienen.

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Rudolf-Eitelberger-Denkmal in der Säulenhalle des MAK

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Knieendes Mädchen - Gudrun Baudisch-Wittke (1907-1982), Wien, 1927
Ausführung: Gudrun Baudisch-Wittke, Wiener Werkstätte (Originalkeramik), Steingut, bunt glasiert

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Als faszinierend vielschichtige Kulturepoche ist die Wiener Moderne längst zum Mythos geworden. Das ebenso facetten- wie folgenreiche Design und Kunstgewerbe dieser Zeit stellt das MAK in den Fokus seiner Schausammlung Wien 1900 und zeigt dabei neben vielen anderen Arbeiten auch jene von Koloman Moser, Gustav Klimt und Dagobert Peche.

Drei große Schausäle im 1. Stock widmen sich umfassend dem Phänomen WIEN 1900. Design / Kunstgewerbe 1890–1938. Die seit 2013 bestehende, vom Wiener Architekten Michael Embacher gestaltete Präsentation folgt einem chronologischen Aufbau: von der Überwindung des Historismus Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1938.

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Der erste Raum thematisiert die Suche nach einem modernen, demokratischen Stil. Möbeldesigns von Otto Wagner, Koloman Moser und Adolf Loos lassen die Etappen dieser Suche nachvollziehen, flankiert von den internationalen Einflüssen der Wiener Moderne: Kunstgewerbe aus England, Frankreich und Japan.

Der zweite Raum beschäftigt sich mit der Idee des Gesamtkunstwerks und dem Höhepunkt der Wiener Moderne, deren zentrales Merkmal die Sehnsucht nach individuellem Ausdruck war – sie brachte besonders radikale Lösungen hervor. Neben den ikonischen Designs der Wiener Werkstätte, beispielsweise dem Waerndorfer-Besteck von Josef Hoffmann, ist Gustav Klimts Werkzeichnung für ein Wandmosaik im Brüsseler Palais Stoclet, die sich über acht Meter erstreckt, ein Highlight des Raumes.

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Der dritte Raum verfolgt den Weg zum Internationalen Stil. Der mittlerweile etablierte Wiener Stil wird in Kombination mit internationalen Design-Klassikern der Zwischenkriegszeit präsentiert.

Wien um 1900 war eine pulsierende, von Gegensätzen geprägte Metropole und ein kulturelles Zentrum in Europa. Die in den Schausälen vertretenen Architekt*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen gingen mit ihren Designs der Frage nach, wie Menschen im anbrechenden 20. Jahrhundert wohnen, arbeiten und (zusammen-)leben würden. Ihre Antworten reichen von avantgardistischen Neuschöpfungen bis hin zu Rückgriffen auf die Biedermeierzeit. Das Durchschreiten der Säle ermöglicht ein tiefgreifendes historisches Verständnis dieser prägenden Epoche.

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Mosaik Kranzträgerin - Leopold Forstner (1878-1936)
Wien, Ausführung: Wiener Mosaikwerkstätte Leopold Forstner, Steingut, Glas

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Als Secessionismus und Jugendstil bezeichnet, dient das Design und Kunstgewerbe dieser vibrierenden Zeit heute wie kein anderes der österreichischen Identitätsstiftung. Dem Rechnung zu tragen, aber auch neue Fragen aufzuwerfen wird Ausgangspunkt für die Neukonzeption der Schausammlung Wien 1900 in den kommenden Jahren sein.

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Josef Hoffmann (1870-1956)

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Koloman Moser - Gästezimmer aus dem Haus Moser, Wien, 1901
Weichholz, schwarz und weiß lackiert mit Metallbeschlägen, Glas, Spiegelglas, Marmor, Messing, Fliesen

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MAK Schausammlung Wien 1900

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WERKSTÄTTE HAGENAUER - Wiener Metallkunst 1898–1987
Was verbindet einen Wiener Handwerksbetrieb mit Hollywood? Den Ausstattern des Films Grand Hotel (USA 1932) schien eine Art-deco-Lampe der Werkstätte Hagenauer die perfekte Requisite im Hotelzimmer einer Ballerina zu sein: Der Lampenfuß in Form einer Tanzerin spiegelte die Rolle Greta Garbos kongenial wider und steigerte zudem die elegante Ausstrahlung des Ambientes.

Erzeugnisse aus der Werkstätte Hagenauer erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden weltweit vertrieben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte der Familienbetrieb zu den ersten kunstgewerblichen Metallwerkstätten der Wiener Moderne. Drei Mitglieder der Kunsthandwerker-Dynastie prägten das Bild des Unternehmens: ihr Gründer Carl, gefolgt von Karl, seinem ältesten, und schließlich Franz, dem jüngsten Sohn.

Die Produktpalette war groß und reichte von Korkenziehern und „Aschentötern" über Schalen, Dosen, Vasen, Besteck, Kerzenleuchter und Lampen bis hin zur Ausstattung von öffentlichen Gebäuden mit Stiegengeländern, Türgriffen, Portalen oder Kunst am Bau. Um die Produktion von Möbeln in das Werkstattprogramm aufzunehmen, wurde der Architekt Julius Jirasek, ein Studienkollege Karls, als Mitarbeiter gewonnen. Franz Hagenauer verfolgte zudem konsequent seinen Weg als Bildhauer und schuf aus Metall getriebene Köpfe, Masken und Figuren, die hinsichtlich ihrer Abstraktion heute als bedeutende Beiträge zur Klassischen Moderne gelten.

Das MAK bietet mit dieser Schau erstmals einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Werkstätte Hagenauer auf der Grundlage ihres Firmenarchivs. Große Teile davon befinden sich im MAK und stellen eine bedeutende Sammlung biografischer, kunstlerischer und betrieblicher Zeugnisse dar. In den knapp neun Jahrzehnten seines Bestehens erhielt das Unternehmen nationale wie internationale Anerkennung und kam von zahlreichen Ausstellungen (u.a. Biennale Venedig, Triennale Mailand) mit Preisen und Auszeichnungen zurück. Der Erfolg ist auch an den Exportergebnissen abzulesen: Neben den USA und sämtlichen europäischen Staaten wurden Hongkong, Kanada, Kuba, Saudi-Arabien, Äthiopien, Curacao und Panama mit Erzeugnissen der Marke Hagenauer beliefert. Die Skulpturen von Franz Hagenauer sprachen zudem illustre amerikanische Sammler*innen an, darunter Barbra Streisand, Frank Sinatra und Andy Warhol.

Mithilfe der archivalischen Quellen, die durch Ankauf und zahlreiche Schenkungen ab 2014 an das MAK gelangten, werden in der Ausstellung Herstellungsprozesse vom Entwurf über die Umzeichnung, die Modelle, Gussformen und Rohlinge bis hin zum fertigen Objekt veranschaulicht. Eine Installation mit Original-Laden aus dem MAK Depot zeigt, wie das Archiv aufbewahrt wird, und ermöglicht damit einen Blick hinter die Kulissen des Museums.

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MAK Schausammlung Wien 1900

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MAK Schausammlung Wien 1900

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Wien 1900. Design / Kunstgewerbe 1890-1938
Sammlungsgeschichte kann als Kulturgeschichte gelesen werden. So vermittelt, kann der Sammlungsbestand eines Museums neben formal-sinnlichen Informationen zur Stilgeschichte von Objekten als zusätzliche Dimension die Geschichte von sich stetig wandelnden Werten und Prioritäten erzählen. Diese sind immer ein Ausdruck unserer subjektiven Entscheidungen, die die Basis für den über Generationen getätigten Aufbau einer Sammlung bilden. Daher ist die Information über die Umstände und den Zeitpunkt der Erwerbung eines Sammlungsobjektes integraler Bestandteil der Wissensvermittlung dieser Schausammlung.

Die inhaltliche Aufarbeitung dieses Sammlungsbestands geht von der Tatsache aus, dass in Wien um 1900 die individuellen Bedürfnisse der modernen Menschheit einen adäquaten formalen Ausdruck suchten. Dafür mussten zuerst bis dahin vernachlässigte Fragen individueller Identitäten definiert werden. Um Ursachen und Wirkung dieser Identitätsfindung besser verständlich zu machen, wird deren formal-ästhetische Entwicklung in den größeren Zeitrahmen von 1890 bis 1938 gestellt. Mittels dreier Themenbereiche erzählt die Schausammlung die Entwicklungsgeschichte des Wiener Kunstgewerbes von der Suche nach einem modernen Stil über das Entstehen eines eigenen Wiener Stils bis zur Konfrontation des Wiener Stils mit dem Internationalen Stil. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich setzte dem ein jähes Ende.

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Säulenhalle des Museums

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KÖCHIN MIT KORB UND HUHN, Wien, um ca. 1749
Ausführung: kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien, Porzellan, glasiert, staffiert

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Koloman Moser, Jutta Sika Teile eines Speiseservice, Wien, 1901-1902
Ausführung: böhmische Manufaktur für die Wiener Porzellan Manufaktur Josef Böck (?) Kristallglas, Schliff
Koloman Moser Wein- und Wasserglas aus der Glasserie, Wien, 1899-1900
Ausführung: Meyr's Neffe, Adolf (Adolfov, CZ), für die Wiener Werkstätte (im Auftrag von E. Bakalowits & Söhne) Glas, formgeblasen
Josef Hoffmann FLACHES BESTECK für Lili und Fritz Waerndorfer, Wien, 1904
Ausführung: Wiener Werkstätte Silber, Stahl, Niello-Monogramm

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Lei Xue TEE TRINKEN, 2013-2018
Porzellan, handbemalt, im Gasofen gebrannt

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Josef Hoffmann Weinglas, Wien, nach  1912, Transparentes Glas, geätzt; Bronzitdekor
Ausführung : böhmische Manufaktur für die Wiener Werkstätte (im Auftrag von J. & L. Lobmeyr)

Josef Hoffmann Champagnerglas, Wien, nach 1912, Transparentes Glas, geätzt; Bronzitdekor
Ausführung: böhmische Manufaktur für die Wiener Werkstätte (im Auftrag von J. & L. Lobmeyr)

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Feld-Essbesteck, 1986
Ausführung: Schulz und Pahry, Fischamend Stahl, Kunststoff

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Deckelterrine in Form eines Eberkopfes, Holitsch (Holíč, SVK), 18. Jh.
Ausführung: K. k. Majolika Fabrik Holitsch Fayence, bemalt, glasiert

Teile des Jagdservices für Kaiser Karl VI., Wien, 1730-1740
Ausführung: Manufaktur des Claudius Innocentius du Paquier Porzellan, glasiert: Schwarzlotmalerei; Goldhöhung

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Atelier Varges: Oberteil eines ungarischen Hofkleids, Wien, 3. Viertel 19. Jh.
Seide, Metallfäden, Tüll, Klöppelspitze, Posamentrie; gewebt, bestickt, genäht

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