Marienburg / Malbork

die größte Burg der Welt in Westpreußen, August 2022

Die Marienburg (polnisch Zamek w Malborku) ist eine im 13. Jahrhundert erbaute mittelalterliche Ordensburg des Deutschen Ordens am Fluss Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel. Sie ist am Rande der heute polnischen Stadt Malbork (deutsch Marienburg) im Weichseldelta gelegen.

 Marienburg / Malbork, August 2022

Von 1309 bis 1454 war die Burg Sitz der Hochmeister des Ordens im Deutschordensstaat. Danach gehörte sie mit kurzen Unterbrechungen von 1457 bis 1772 zu Preußen Königlichen Anteils, einer autonomen preußischen Provinz, die gegen den Orden opponierte und sich freiwillig unter die Schirmherrschaft der polnischen Krone begeben hatte. Zeitweise befand sich die Burg in dieser Zeit auch unter schwedischer Kontrolle. Nach der Wiedervereinigung der preußischen Teilregionen im Rahmen der Ersten Teilung Polens kam die Burg 1772 zum Königreich Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstellte die sowjetische Besatzungsmacht die Burg zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens der Verwaltung der Volksrepublik Polen.

Die acht Meter hohe, mit farbigen Mosaiken geschmückte Marienfigur an der Außenseite vom Chorraum der Marienkirche

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Die Wehrmacht hatte bereits frühzeitig die Marienburg befestigt und bei Annäherung der Roten Armee besetzt. 2500 Wehrmachtssoldaten verteidigten die Marienburg bis zum 9. März 1945 zwei Monate lang gegen die Angriffe der Sowjetarmee. Diese beschoss die Burg im Rahmen der Belagerung unter anderem mit schwerer Artillerie. Während und auch noch nach Abschluss der Kampfhandlungen wurde die Bausubstanz zu 60 Prozent zerstört, wobei insbesondere die vom Fluss abgewandte Ostseite betroffen war.

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Die Marienfigur – Ziel der Legendenbildung

Verschiedene Sagen und Legenden sind zur Marienburg überliefert. Im 19. Jahrhundert zeichnete Ludwig Bechstein einige von ihnen unter dem Titel „Die Wunder der Marienburg“ auf:

 Zur Entstehung der Marienburg überlieferte er die Sage, dass die Kreuzritter in Jerusalem das Haus bewohnten, in dem der Heiland mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl abhielt. Einen Stein dieses Hauses hätten die Kreuzritter mitgenommen und ihn als Grundstein der Marienburg gesetzt, weshalb der Bau unter göttlichem Schutz stehe.
 Zur – inzwischen wieder – weithin sichtbaren Madonnenstatue an der Marienkirche überlieferte Bechstein die Sage, dass der Künstler – als er sie vollendet hatte – sich nur ungern von ihr trennen wollte. Vor der geplanten Übergabe habe er daher eine geweihte Kerze vor dem Bildnis entzündet und unter Tränen gebetet. Die Madonna habe gnadenvoll gestrahlt und er habe sodann vor dem Bild den ewigen Frieden gefunden.
 Eine weitere von ihm überlieferte Sage berichtet davon, dass, als ein Angreifer auf die Burg mit einer Armbrust auf das Marienbildnis ansetzte, um es zu zerstören, dieser erblindet sei. Ein weiterer Angreifer, der auf das Bildnis ansetzte und schoss, sei von seinem zurückprallenden Pfeil ins Herz getroffen worden.
 Eine letzte Sage berichtet von zwei Liebenden, die in Stein verwandelt worden seien, da solche Gefühle nicht vom Haus geduldet wurden. Der Sitz des Ordens sollte vielmehr ein Haus der Entsagung irdischer Lust sein.

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Die weiträumige Anlage gilt mit 21 Hektar Gesamt- und 14,3 Hektar Nutzfläche als größte Burg der Welt vor der Prager Burg auf dem Hradschin und der Veste Oberhaus bei Passau. Sie ist der größte Backsteinbau Europas; mit ihrer architektonischen Gestaltung im Stil der Backsteingotik wurde sie zum Vorbild vieler anderer Bauten. Das UNESCO-Weltkulturerbe beherbergt mehrere Ausstellungen und kann das ganze Jahr über an schneefreien Tagen besichtigt werden.

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Architektonisch ist die Burg der Backsteingotik zuzuordnen. Diese beginnt im späten 12. und endet etwa im 16. Jahrhundert. Spätere An- und Umbauten gehen in die Backsteinrenaissance über.

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Die Marienburg war die bedeutendste Ordensburg der Deutschordensritter und von 1309 bis 1457 Sitz der Hochmeister. Mit ihrem Bau wurde 1272 begonnen, sie galt nach ihrer Fertigstellung Anfang des 14. Jahrhunderts als mächtigste Festungsanlage in Europa.

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Die mittelalterliche Burganlage lässt sich in folgende Baugruppen gliedern: das Vorschloss (auch: Vorburg) mit Wirtschaftsteil, das Mittelschloss und das Hochschloss. Östlich vorgelagert sind die Außenbefestigungen. Den Gebäuden dieser Bereiche waren unterschiedliche Aufgaben zugeordnet, die dementsprechend auch architektonisch äußerst verschieden gestaltet sind, wenngleich sie alle einem einheitlichen stilistischen Grundkonzept folgen.

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Im Bereich vom Mittelschloss, wo sich Großkomturei (Verwaltung), Firmarie (Krankenstation), Gastkammern, Küche, Rittersaal, Hochmeisterpalast, Hauskapelle und Wohngemächer befinden.

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Das Mittelschloss wurde ab 1309 errichtet und beherbergte wichtige, für die Verwaltung des Ordens und des Landes notwendige Einrichtungen. Im Mittelschloss befand sich auch die Residenz des Hochmeisters mit den Repräsentationsräumen. Unter Siegfried von Feuchtwangen, der 1309 den Hochmeistersitz von Venedig nach Marienburg verlegte, und Luther von Braunschweig wurde das Mittelschloss ausgebaut.

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Der Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, als Deutscher Orden bekannt, wurde im Jahre 1190 gegründet, als der Dritte Kreuzzug ins Heilige Land zog. Anfänglich war er als Spittalorden in Akka tätig. Im Jahre 1198 erhielt die Brüderschaft die Ordensregel, woraufhin sie sich in einen Ritterorden verwandelte.

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Die Ritteroden, die an Kreuzzügen teilnahmen, waren religiöse Ordensgemeinschaften. Ordensleute und Ritter zugleich gründeten sie. Neben den Templern und den Johannitern war der Deutsche Orden eine dieser Kongregationen.

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Johann II. Kasimir (auch Johann II. Kasimir Wasa, polnisch Jan II Kazimierz Waza, litauisch Jonas Kazimieras Vaza, lateinisch Ioannes Casimirus; * 21. März 1609 in Krakau; † 16. Dezember 1672 in Nevers) aus der schwedischen Dynastie Wasa war von 1648 bis 1668 als König von Polen und Großfürst von Litauen der gewählte Herrscher des Staates Polen-Litauen sowie bis zu seinem Lebensende Titularkönig von Schweden.

Władysław IV. Wasa (polnisch Władysław IV Waza, litauisch Vladislovas II Vaza, deutsche Schreibweise oft Wladislaw IV. Wasa; * 9. Juni 1595 in Krakau; † 20. Mai 1648 in Merecz) war ab 1632, als gewählter König von Polen und Großfürst von Litauen, der Herrscher des Staates Polen-Litauen sowie Titularkönig von Schweden. Er war ab 1610 erwählter Zar von Russland und nach seiner Verdrängung durch Michael Romanow ab 1613 bis 1634 Titularzar von Russland.

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Johannes der Täufer (Saint John the Baptist, Św. Jan Chrzciciel)
Lokale Werkstatt, nach 1687 Lindenholz; Holzschnitzerei Malbork Schloss Museum

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Im Zuge seiner Ostexpansion sicherte der Deutsche Orden die eroberten Gebiete durch den Bau von Burgen. Zu diesen gehörte auch die Marienburg, die zwischen 1270 und 1300 am Ufer der Nogat, eines Mündungsarms der Weichsel, errichtet wurde. Sie diente ursprünglich als Sitz des Landmeisters. Ihren Namen erhielt die Burg nach der Schutzpatronin des „Ordens der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“, wie die vollständige Bezeichnung des Deutschen Ordens lautete.

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Während der Orden in Osteuropa große militärische Erfolge erzielte, musste er im Heiligen Land schwere Rückschläge hinnehmen. 1271 ging seine Hauptfestung Montfort verloren. Mit der Festung Akkon fiel 1291 das letzte Bollwerk der Kreuzfahrer im Heiligen Land. Daraufhin verlegte der Deutsche Orden seinen Hauptsitz nach Venedig. Ein Jahrzehnt später reifte die Erkenntnis, dass an eine erfolgreiche Rückeroberung Palästinas nicht zu denken war. Als alternatives Betätigungsfeld bot sich Preußen an.

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Großer Remter im Mittelschloss

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Als 1307 der Templerorden aufgelöst wurde und 1308 bzw. 1309 die Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden erfolgte, verlegte Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen im September 1309 seinen Sitz von Venedig in die Marienburg. Die Festung wurde nach und nach zum Schloss ausgebaut, da sie sich für die Repräsentationszwecke eines so mächtigen Ordens bald als zu beengt erwies. Beispielsweise fanden hier die großen Kapitel des Gesamtordens statt, an denen auch Deutschmeister und Meister aus Livland teilnahmen und auf denen der Hochmeister des Ordens gewählt wurde. Im Laufe des 14. Jahrhunderts weilten regelmäßig auch Repräsentanten des europäischen Hochadels bei Preußenfahrten in der Marienburg.

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Nach der Niederlage des Ordens in der Schlacht bei Tannenberg gegen Polen-Litauen kam es 1410 erstmals zu einer weitreichenden Belagerung der Marienburg. Dabei gelang es Heinrich von Plauen, die Festung zu halten.

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Kammer des Hochmeisters - Grün als elitäre Farbe und hier als Wandschmuck

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Hauskapelle beim Hochmeisterpalast im Mittelschloss

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Blick von der Hauskapelle ins Mittelschloss

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Räumlichkeit mit sichtbarer Fußbodenheizung

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Deckendekoration in Grün in den Wohngemächern des Hochmeisters

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DIE KÖNIGSBERG-HALLE (Sommersaal)
Die heutige Gestaltung des ehemaligen hochmeisterlichen Ratssaals, bestehend aus zwei früheren Räumen, die zu einem zusammengefügt wurden, ist das Ergebnis der Renovierungsarbeiten, die in den Jahren 1823-1824 im Rahmen der sogenannten romantischen Restaurierung des Schlosses durchgeführt wurden. Da die Mittel für den Wiederaufbau von den Behörden der Stadt Königsberg (Königsberg) bereitgestellt wurden, erhielt der Saal den Namen Königsbergsaal. An den Schildwänden sind Wandmalereien in Form von Pflanzenstängeln zu sehen, die von dem Danziger Maler Michael Carl Gregorovius entwickelt wurden.


Der Königsbergsaal ist mit neugotischen Stücken aus dem Jahr 1834 ausgestattet. Das Innere ist mit Porträts von Personen geschmückt, die mit dem Wiederaufbau des Schlosses in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu tun hatten: des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III.; Präsident der preußischen Provinz und Initiator der Schlossrestaurierung, Theodor von Schön; königlicher Architekt und Designer der Innenausstattung und Ausstattung des Hochmeisterschlosses Carl Friedrich Schinkel; und Bauingenieur und Leiter der Restaurierungsarbeiten, August Gersdorff.

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Man darf davon ausgehen, dass der Raum – als Alternative zum Großen Remter – für Versammlungen, Audienzen, Beratungen und Festlichkeiten mittlerer Größe ausgelegt war. Legendär geworden ist die während der Belagerung der Marienburg 1410 im Sommersaal abgehaltene Beratung Heinrich von Plauens mit seinen Räten. Die auf der gegenüberliegenden Nogatseite stehenden polnischen Truppen versuchten durch einen gezielten Kanonenschuss den Mittelpfeiler des Saals zu zerstören und damit das Gewölbe zum Einsturz zu bringen. Der Plan, die gesamte hier versammelte Führungselite des Ordensstaats unter den Trümmern des großen Gewölbes zu begraben, wurde nur knapp verfehlt, denn die Kugel schrammte knapp am Pfeiler vorbei. Zur Erinnerung an dieses Ereignis ließ der Hochmeister die Kanonenkugel in der Ostwand des Sommersaals einmauern, wo sie sich noch heute befindet.

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Der Speisesaal für den Hochmeister - der Winterremter -, das Gesinde und die Gäste war der dem Sommersaal benachbarte Winterremter. Der Raum konnte (im Gegensatz zum Sommersaal) auch im Winter benutzt werden, denn er ist niedriger, besitzt nur an der Südseite eine Fensterreihe und war mit einer Warmluftheizung ausgestattet. Das Gewölbe wird von einem achteckigen Mittelpfeiler getragen. Der Hauptzugang erfolgte vom Hohen Flur aus, es gab aber auch Türen zum Sommersaal sowie zur Ratsstube.

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Denkmalgruppe der Hochmeister im Mittelschloss – v. l.: Hermann von Salza, Siegfried von Feuchtwangen, Winrich von Kniprode und Albrecht von Brandenburg

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Cardinal Frederick Jagiellon (Kardynal Fryderyk Jagiellonczyk) - Fritz Geiges, 1907

Frederick Jagiellon (polnisch: Fryderyk Jagiellończyk; 27. April 1468 – 14. März 1503) war ein polnischer Prinz, Erzbischof von Gniezno, Bischof von Krakau und Primas von Polen. Er war der sechste Sohn und das neunte Kind von Kasimir IV. Jagiellon, König von Polen und Großherzog von Litauen, und seiner Frau Elisabeth von Österreich, bekannt als „Matka Jagiellonów“ (Mutter der Jagiellonen).

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"König von Polen Kasmir IV. Jagiellon" Modell zum Denkmal in Malbork Mariusz Białecki, 2010 (Rathaus Malbork)

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Parcham (Raum zwischen Burg und Vormauer) vom Zwinger zur Annakapelle

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Parcham (Umgang vor dem Schloß) von der Annakapelle zum Zwinger

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Unter der Marienkirche befindet sich die Annen-Kapelle; sie diente als Krypta und war Begräbnisstätte mehrerer Hochmeister.
Grabplatten dreier Hochmeister in der Annen-Kapelle

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Fensterbild in der Annen-Kapelle

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Wandbild in der Annen-Kapelle

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Schlussstein in der Annen-Kapelle

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Verzierung über den Südtor der Annen-Kapelle vom Dormitorium

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Die mittelalterliche Burganlage lässt sich in folgende Baugruppen gliedern: das Vorschloss (auch: Vorburg) mit Wirtschaftsteil, das Mittelschloss und das Hochschloss. Östlich vorgelagert sind die Außenbefestigungen. Den Gebäuden dieser Bereiche waren unterschiedliche Aufgaben zugeordnet, die dementsprechend auch architektonisch äußerst verschieden gestaltet sind, wenngleich sie alle einem einheitlichen stilistischen Grundkonzept folgen.

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Die neuzeitlichen Grabplatten aus 16. bis 18. Jhs. Größtenteils stammen sie aus Danzig. Im Jahre 1910 wurden sie von Conrad Steinbrecht nach Marienburg hergebracht. In der Mitte der Grabstein von Ritter Wolf von der Oelsnitz aus dem Jahre 1593. Er stammt aus Ostrowin (Kreis Osterode).

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Eine Verstärkung der Verteidigungsanlagen wurde unter Heinrich von Plauen in der Mitte des 15. Jahrhunderts (Plauen-Bollwerk) durchgeführt. Es besteht seit dieser Zeit ein kompliziertes Mauer-Graben-Zwinger-System mit teilweise vierfachem Mauerring. Die Verteidigungswälle im nördlichen und östlichen Vorfeld wurden im Zeitraum 1656–1659 von den Schweden erbaut, die 1655 blutig und verheerend in Polen eingefallen waren (Schwedische Sintflut).

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Herrendansk bei der Schlossumgehung: Wie bei den Burgen des Deutschen Ritterordens üblich, verfügte auch die Marienburg über einen Dansker, der einerseits als westlicher Eckpfeiler der Befestigungen diente, jedoch auch eine Toilettenanlage beinhaltete; der mächtige Turm ist über einen Gang vom Hochschloss aus erreichbar.

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Brücktor mit Maschinen

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Das Hochschloss stellt den ältesten Teil der Marienburg dar und ist dem Typ des kastellartigen, quadratischen Konventshauses zuzurechnen. Dabei diente der Vierflügelbau als Stützpunkt und Unterkunft der Ordensritter. Der um 1280 fertiggestellte Nordflügel des Hochschlosses beherbergte neben der Kapelle und dem Kapitelsaal zunächst auch den Schlafsaal (Dormitorium) der Ritterbrüder.

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Im Dreizehnjährigen Preußischen Städtekrieg konnte 1454 Hochmeister Ludwig von Erlichshausen die Burg zunächst erfolgreich gegen den polnischen König Kasimir IV. Jagiello verteidigen. Der König unterstützte den Preußischen Bund, in dem sich zahlreiche Städte und Stände gegen den Orden zusammengeschlossen hatten. Da der Hochmeister jedoch mit den Soldzahlungen in Rückstand geriet, musste er die Burg 1455 an seine rebellierenden Söldner verpfänden. Diese verkauften die Festung kurzerhand an den polnischen König.

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Museum zur Entstehung und Gestaltung von Glasfenstern

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Der Hochmeister verlegte seinen Sitz nach Königsberg (das heutige Kaliningrad), und am 7. Juni 1457 zog der König von Polen in die Marienburg ein. Im Zweiten Frieden von Thorn trat der Orden Stadt und Burg endgültig ab. Sie gehörte seitdem zum Preußen Königlichen Anteils. Der restliche Ordensstaat wurde 1525 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt, das bis 1657 polnischer Lehenshoheit unterstand. Die Marienburg war anschließend für lange Zeit repräsentativer Sitz der polnischen Könige.

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Speisesaal im Hochschloss - Anfassen verboten

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Während des Dreißigjährigen Krieges, in den Jahren 1626 und 1629, besetzten die Schweden die Burg und ein weiteres Mal von 1656 bis 1660 während des Schwedisch-Polnischen Krieges. Mit der 1. Polnischen Teilung kam die Marienburg 1772 zum Königreich Preußen und gehörte ab 1773 zur neugeschaffenen Provinz Westpreußen.

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Der Hauptturm der Marienburg

um 1275 - Beginn des Baus des Konventualhauses in Malbork;
1331-1344 - Erweiterung der Hohen Burg (u. a. Errichtung des Hauptturms, der die Funktion von Wachtturm und Glockenturm erfüllte Marienirche);
Hälfte der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts Beschlag des Helms mit zweistöckigem Sockel, Turmtyp mit Kuppel und schlanker Spitze mit Kugel;
1644 zerstört das Feuer die Dächer, Innengebäude und Turmspitze des Hohen Schlosses, nach dem Brand waren Zinnen über 100 Jahre lang die Turmspitzen;
1756 Aufsetzen des barocken Helms in Form einer kugelförmigen Überdachung mit Laterne und Turmspitze; gebaut zu Zeiten von Michał Ernest Rexin;
1841-42 - Abriss des Barockhelms wegen seines schlechten technischen Zustands und Bau eines neuen Helms in neugotischer Form - Helm mit Türmchen, Spitze mit Metallkreuz mit dreiflügeligem Spitze des Zweiges (Projekt von August Gersdorff);
1889-90 Abreißen des neugotischen Helmes und Aufsetzen der Dacheindeckung mit Glockengeläut, Kreuzspitz mit St.-Georgs-Figur (Projekt Conrad Steinbrecht);
1945 Zerstörung des Turms während des Krieges bis zur Höhe der Dächer vom Hochschloss;
1967 Ende der Trümmerbeseitigung des Turms und Wiederaufbau bis zur Höhe des 2. Obergeschosses;
1968 Ende der Rekonstruktion, zurück zu Zinnen
1969 Anbringen einer keramischen Bordüre mit der Szene des Einzugs von König Kazimierz Jagiellończyk nach Malbork im Jahre 1457 auf der Aussichtsebene (Projekt von Henryk Lula); wegen schlechten technischen Zustands Anfang der 90er Jahre Rand entfernt;
1995 Öffnung des Turms für Touristen nach den Renovierungsarbeiten, die seit Anfang der 90er Jahre andauerten.

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Durch die folgende Nutzung, etwa als Kaserne, wurden viele Elemente der mittelalterlichen Architektur zerstört, und es gab sogar Pläne, das Hochschloss zugunsten eines neuen Magazinbaus abzureißen. Dagegen wandten sich u. a. Friedrich Gilly und Johann Friedrich Frick, die ab 1794 Ansichten der Marienburg veröffentlichten. 1803 rief der Dichter Max von Schenkendorf zur Rettung der Marienburg auf, und 1804 verbot König Friedrich Wilhelm III. weitere Abrissarbeiten.

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Refektorium im Hochschloss

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Das Refektorium (von mittellateinisch refectorium ‚Ort der Erquickung‘, zu reficio ‚wiederherstellen, sich erholen, erfrischen‘), auch Remter genannt, ist der Speisesaal eines Klosters. Ursprünglich ein freistehender Bau, wurde das Refektorium in der benediktinischen Tradition häufig mit einem Flügel des Kreuzgangs verbunden. Das Refektorium gehört neben Kirche und Kapitelsaal zu den wichtigsten Räumen eines Klosters.

 Marienburg / Malbork, August 2022

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Der kleine Teufel zeigt, wo die Heimlichkeit, die Toilette zu finden ist.

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Toilette im Dansker, man beachte die biologisch abaubaren Wischblätter

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Blick vom Herrendansker über den Schlossgraben zum Winterremter

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Burgbrunnen im Hochschloss Marienburg (Malbork):
Der Pelikan auf der Spitze des Brunnens tränkt seine Jungen mit seinem eigenen Blut. Das Bild symbolisiert das Opfer Jesu Christi. Für die Aufzucht der Jungen scheint dieser Platz sehr gut geeignet zu sein. Wenn man genau hinschaut, kann man zwischen den Beinen des Pelikans ein Vogelnest erkennen.

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Die „Goldene Pforte“ ist ein keramisches Portal aus dem 13. Jahrhundert und bildet die Eingangstür zur Marienkirche.

Das von Jesus von Nazaret erzählte sogenannte Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Matthäus 25,1–13 EU) beschäftigt sich als Parabel mit der Vorbereitung auf das Reich Gottes und den soteriologischen Konsequenzen daraus. Das Gleichnis gehört zum Sondergut des Matthäusevangeliums.

„Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“ – Matthäus 25,1–13 EU

Das Gleichnis wird in der katholischen Kirche oft in der Heiligen Messe am Gedenktag heiliger Jungfrauen gelesen, etwa der hl. Cäcilia. In der Leseordnung der ordentlichen Form gehört es auch zum 32. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A im Kirchenjahr der römisch-katholischen Kirche.

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Seit einigen Jahren sind auch die Marienkirche und der große Turm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich; dessen (beim ursprünglichen Bau nicht von Anfang an vorhandene) oberste Stockwerke mit dem Dachaufsatz wurden allerdings nicht rekonstruiert. Die Marienkirche wird nur teilweise behutsam restauriert, Flächen und Elemente bleiben teilweise so erhalten, wie sie unmittelbar nach dem Krieg vorhanden waren. Das Ausmaß der Zerstörung wird so auf eindringliche Weise dokumentiert.

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Altar von Tenkit (Sambia) Triptychon der Krönung der Jungfrau Maria,
Werkstatt in Königsberg, 1504 Schlossmuseum in Malbork

Marienaltar aus Tenkitten, heute Beregowoje, Exklave Kaliningrad

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Der im Jahre 1344 geweihte Sakralbau wurde unter dem Hochmeister Dietrich von Altenburg zur Sankt Marien-Kirche erweitert. Dabei wurde ein über den Baukörper des Hochschlosses hinausragender polygonaler Chor erbaut. An der Außenwand des Chorschlusses befand sich bis 1945 in einer Nische eine acht Meter hohe, mit farbigem Glasmosaik bedeckte Marienplastik.

Die Kirche ist von außen vollkommen restauriert. Die innere Restaurierung wurde etappenweise vorgenommen, jedoch wird sie nicht vollständig sein. Durch die Kriegsbeschädigungen wurden Details der Baustruktur sowie die originalen Ausmalungen freigelegt bzw. sichtbar. Diese Flächen bleiben deshalb zumindest vorläufig unrestauriert. Die Schäden sollen so sichtbar bleiben.

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Mit Audio-Guide-Geräten in allen wichtigen Sprachen kann man in zackigen drei Stunden die gesamte Burg besichtigen. Zum Eintrittspreis von PLN 70 ist das Gerät bereits inkludiert und praktischerweise spielt das Ding vollautomatisch den richtigen Track ab beim Betreten des jeweiligen Raumes.
Da fragt man sich unweigerlich, warum das andere (kostenpflichtige) Audioguides in anderen Städten nicht können.

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Burgbrunnen im Hochschloss Marienburg (Malbork)

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Sicht vom Turm: vorn um den Hof das Mittelschloss, dahinter die Vorburg mit Wirtschaftsbauten

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Die Marienburg ist heute einer der wichtigsten Anziehungspunkte für Touristen in Polen; sie wird überwiegend als Museum genutzt. Neben den historischen Ausstellungsstücken sind auch Sammlungen, die nicht unmittelbar mit der Burggeschichte zusammenhängen, wie das Bernsteinmuseum, in der Burganlage zu finden.

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Schon kurz nach seiner Gründung im Jahre 1961 begann das Schlossmuseum in Malbork Kunstgegenstände aus Bernstein zu sammeln. Von Anfang an war man bemüht, Objekte dreier Kategorien zu erwerben: Naturexponate, historische Kunstgegenstände sowie zeitgenössische Kunst. Die Natursammlung zählt über 700 Naturbernstein-Exponate unterschiedlicher Größe, Form und Farbe, wobei einen großen Teil von ihnen organische Inklusionen tierischer und pflanzlicher Herkunft auszeichnen.
 
Den wichtigsten Teil der Sammlung bilden Sehenswürdigkeiten aus Bernstein, die im Zeitraum von der Jungsteinzeit bis zur Zwischenkriegszeit entstanden sind. Die wertvollsten Ausstellungsstücke stellen zweifellos die neuzeitlichen Objekte, wie: die weibliche und männliche Halskette aus dem 17. Jahrhundert, der Altar aus dem Jahre 1687, Schatullen und Skulpturen aus 17. Und 18. Jahrhundert, sowie ein Kabinett der damals dem König Stanislaus II August Poniatowski gehörte.

Kabinett von Stanisław August Poniatowski, Danzig (?), nach 1771; Statue der Madonna aus dem 17. Jh. Geschenk von Lady Barbara Carmont aus Edinburgh

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Seit dem 7. Dezember 1997 gehört die Marienburg zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Marienburg wird zudem in der polnischen Liste der staatlicher Kulturgüter (pomnik historii) geführt.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: