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Am Tor zur Wachau, nur 5 Gehminuten von der Schiffstation Krems-Stein entfernt, zeigt die Landesgalerie Niederösterreich Klassiker und Meisterwerke der österreichischen Kunst. Von der Dachterrasse genießen Sie einen herrlichen Ausblick auf die Donau und die Wachau.
Die Landesgalerie Niederösterreich ist das neue Zuhause für die
Kunstschätze des Landes Niederösterreich. Die Landessammlungen
Niederösterreich (Abteilung Kunst und Kultur der Niederösterreichischen
Landesregierung) beherbergen rund 9 Mio. Objekte – 100.000 davon sind
dem Sammlungsbereich Kunst zugewiesen. Neben Arbeiten des Mittelalters
und Barocks liegen Sammlungsschwerpunkte auf der Kunst des 19.
Jahrhunderts sowie der zeitgenössischen Kunstentwicklung in
Niederösterreich und Österreich. Die Sammlungen beinhalten Gemälde,
Plastiken, Arbeiten auf Papier, Fotografien, zeitbasierte Medien sowie
installative und textile Kunst.
Auf fünf Ebenen stehen 3.000 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die
Terrasse bietet einen Blick zur Donau, zum gegenüberliegenden Stift
Göttweig, sowie zur Altstadt von Stein an der Donau. Aufgrund ihrer
markanten Architektur ist die Landesgalerie Niederösterreich die
Landmark im Zentrum der Kunstmeile Krems.
Die Landesgalerie Niederösterreich ist ein dynamischer Ausstellungsort
für österreichische Künstler:innen. Sie ist Bühne für die
herausragenden Kunstschätze des Landes Niederösterreich. Spektakuläre
Installationen treten mit der außergewöhnlichen Architektur des Hauses
in Dialog. Durch ihr einzigartiges Äußeres ist die Landesgalerie
Niederösterreich die Landmark im Zentrum der Kunstmeile Krems. Von der
Dachterrasse aus hat man einen herrlichen Ausblick in die Wachau.
Frenzi Rigling (*1958) ist eine
Entdeckerin und eine Entdeckung! Die gebürtige Schweizerin, die seit
vielen Jahren in Niederösterreich und Wien lebt, entdeckt im
Alltäglichen eine eigentümliche Poesie. Ihr Werk ist eine Entdeckung,
weil es sich auf feinsinnige Weise mit aktuellen feministischen Themen
und gesellschaftspolitischen Fragen auseinandersetzt.
Über Das - so lautet der Titel
ihrer Ausstellung. Der bestimmte Artikel bleibt unbestimmt. „Das" ist
weder männlich noch weiblich. Es könnte das Konzept, das Material oder
das künstlerische Schaffen als solches meinen. „Das" lässt vieles offen
und entspricht der künstlerischen Haltung von Frenzi Rigling, die sich
auf gängige Zuschreibungen nur schwer festlegen lässt.
Die Künstlerin verfügt über ein äußerst präzises Gespür für die
Schönheit gewöhnlicher Dinge und verleiht ihnen Ausdruck in Malereien
und Zeichnungen, in textilen Objekten, Collagen und Assemblagen. Die
24-teilige Leinwandarbeit In Blau wirkt auf den ersten Blick wie eine
monumentale Farbfeldmalerei, erst nach und nach lassen Nähte aus weißem
Garn eine feine Zeichnung erkennen. Aus den Stoffresten der Mutter
imaginiert sie vergängliche Gärten (Transitory Garden), aus Silikon
formt sie botanische Pflanzennamen, die an die hängenden Gärten von
Babylon erinnern (Semiramis).
Frenzi Rigling gibt dem Nebensächlichen Raum und macht sichtbar, was
häufig im Verborgenen bleibt. In ihren Schrift- und Textbildern findet
sie das Wesentliche zwischen den Zeilen und Buchstaben. Ein eigenes
Alphabet verleiht jenen eine Stimme, die keine haben. In der eigentlich
harmlosen Arbeit Schaf geben farbige Markierungen preis, ob ein Schaf
mit Zwillingen oder mit Einlingen trächtig oder „leer" ist. Diese
Vorgehensweise sagt weniger über das Schaf als über uns Menschen und
unseren Umgang mit Nutztieren aus.
So legt Frenzi Rigling aus der Form und dem Material heraus Bedeutungen
nicht fest, sondern frei. Ihre Werke setzen dem Kreislauf des
Verschwindens eine Ästhetik des Bewahrens entgegen. Im bunten Reigen
der zeitgenössischen Kunst ist ihr vielstimmiges Schaffen singulär.
Frenzi Rigling macht sichtbar, was häufig im Verborgenen bleibt. In
ihrer künstlerischen Praxis widmet sie sich vornehmlich
Alltagsgegenständen und Fundstücken aus der Natur, die sie inszeniert,
verfremdet und zu vielschichtigen Objekten und Installationen
arrangiert. Ihre Werke reflektieren die Zyklen unserer Existenz und die
Fragilität des täglichen Lebens. In der Tradition künstlerischer
feministischer Praxis thematisieren sie aber auch
gesellschaftspolitische Fragestellungen. Die Kunst von Rigling setzt
dem Kreislauf des Verschwindens eine Ästhetik des Bewahrens entgegen.
KUNSTSCHÄTZE - VOM BAROCK BIS ZUR GEGENWART
Die Schau zeigt rund 130 ausgewählte Schätze aus der umfangreichen
Kunstsammlung des Landes Niederösterreich. Beginnend mit spätbarocken
Werken des Kremser Schmidt, über Biedermeiergenres von Ferdinand Georg
Waldmüller und expressionistische Arbeiten Oskar Kokoschkas und Egon
Schieles endet der Parcours mit Höhepunkten der österreichischen
Gegenwartskunst. Dabei begegnet man nicht nur berühmten Hauptwerken,
sondern auch kleinformatigen, intimeren „Schätzen“, die neu entdeckt
werden können. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass die
Kunstschätze in einen spannungsgeladenen Dialog mit literarischen
Textpassagen treten und die Zusammenschau von bildender Kunst und
Literatur das Blickfeld erweitert.
* * *
Martin Johann Schmidt
(1718-1801) zählt zu den bedeutendsten Malern des österreichischen
Spätbarocks. Er wurde 1718 in Grafenwörth geboren und verbrachte die
meiste Zeit seines Lebens in Stein an der Donau, weshalb er heute noch
unter dem Namen „Kremser Schmidt"
bekannt ist. Sein ehemaliges Wohnhaus liegt knappe zehn Gehminuten von
der Landesgalerie Niederösterreich entfernt. Bekanntheit erlangte er
vor allem aufgrund seiner zahlreichen Kirchenausstattungen, wobei die
Altarbilder des Hl. Florian und des Hl. Nepomuk vor der Gnadenmadonna
von Altbunzlau, die 1772 für die Pfarrkirche St. Vitus in Stockern im
Waldviertel entstanden, diesen Schaffensbereich repräsentieren.
Besonders hervorzuheben ist auch die Kreuzigung Christi von 1795, ein
Spätwerk, bei dem der Künstler die Figuren ausdrucksstark gestaltete
und das sich durch eine ganz besondere Lichtstimmung auszeichnet. Neben
der sakralen Malerei schuf der Kremser Schmidt auch mythologische
Szenen und eine kleine Gruppe von Genres, in denen sich die Malerei der
Biedermeierzeit ankündigt. Zu den Höhepunkten dieser von der flämischen
und niederländischen Kunst beeinflussten Kleinformate zählt Der
Zahnbrecher von 1787.
MARTIN JOHANN SCHMIDT - Hl. Florian, 1772, Öl auf Leinwand
MARTIN JOHANN SCHMIDT - Hl. Nepomuk vor der Gnadenmadonna von Altbunzlau, 1772, Öl auf Leinwand
Schätze warten darauf, entdeckt zu werden. Das gilt auch für die
einzigartigen Kunstschätze Niederösterreichs. Das Land besitzt eine
Kunstsammlung von internationalem Rang, die heute mehr als 100.000
Werke umfasst. Wir haben diese bedeutenden Bestände gesichtet und rund
120 Arbeiten ausgewählt: Meisterwerke, die selten und kostbar sind,
einen hohen ideellen oder kulturellen Wert haben und allesamt eine
Menge über die (Kunst-) Geschichte unseres Landes erzählen.
* * *
JOHANN PETER KRAFFT - Freifrau Josephine Dietrich von Landsee mit ihren Töchtern, 1819, Öl auf Leinwand
Wir laden Sie ein zu einer Entdeckungsreise durch die österreichische
Kunstgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart. Auf zwei Stockwerken
begegnen Ihnen sowohl prominente als auch weniger bekannte Werke. Und
manche entpuppen sich erst bei näherer Betrachtung als regelrechter
„Schatz".
Eine Besonderheit der Ausstellung besteht darin, dass ausgewählten
Werken Textpassagen aus der Literatur gegenübergestellt sind. Diese
Zitate sollen die Kunstwerke nicht erklären oder beschreiben, sondern
die Kunsterfahrung assoziativ bereichern. Denn oft kann ein Bild etwas
ausdrücken, für das man selbst keine Worte findet. Und manchmal bekommt
durch ein paar Zeilen ein Gemälde eine ganz unerwartete Dimension.
* * *
ANTIQUITÄTEN VON JOSEF RENZ - Sitzgruppe, 19. Jahrhundert
Einem barocken Ensemble (Mitte 18. Jahrhundert)
Zu Beginn des Rundgangs durch das zweite Obergeschoss werden Sie in
eine Zeit versetzt, die 250 Jahre zurückliegt: Zwei Kremser Künstler -
die spätbarocken Maler Martin Johann Schmidt und Michael Wutky - waren
damals berühmt für ihre Altartafeln und Heiligenbilder. Ihre Werke
zählen auch heute noch zu den bedeutendsten Schätzen unserer Sammlung.
Doch die feinen Malereien aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, in denen
das einfache Leben der Landbevölkerung aufscheint, erweisen sich bei
genauem Hinsehen als nicht weniger kostbar: Im Halbdunkel nascht bei
Ferdinand Georg Waldmüller ein kleines Mädchen heimlich von einem reich
gefüllten Korb voller Trauben; für das Mädchen in einem Gemälde von
Anton Romako wiederum ist ein Hase das Wertvollste auf der ganzen Welt.
Und in nahezu allen vorgestellten Epochen werden die prächtigen
Landschaften Niederösterreichs eindrucksvoll in Szene gesetzt.
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ANTIQUITÄTEN VON JOSEF RENZ - Sitzgruppe, um 1915
ANTIQUITÄTEN VON JOSEF RENZ -
Sitzgruppe, um 1905, Entwurf Josef Hoffmann
ANTIQUITÄTEN VON JOSEF RENZ -
Bugholzsessel, um 1900, Entwurf Fırma Thonet Sessel Nr. 18
ANTIQUITÄTEN VON JOSEF RENZ -
Kindermöbel, um 1900, Entwurf Firma Thonet
Die Gemälde von Olga Wisinger-Florian, Robert Russ und Carl Moll
verbindet, dass jeweils ganz spezifische Lichtstimmungen das Hauptmotiv
ausmachen. Einer ähnlichen Verbindung von Lichtstimmung und religiöser
Botschaft bedient sich auch Robert Russ (1847-1922). In dem
Monumentalgemälde Die Windmühlen bei Retz (1895) öffnet sich im rechten
Bildbereich der Blick auf die „weltliche" Stadt, während man links im
Hintergrund die Kreuzigungsgruppe eines Kalvarienbergs ausmacht. Das
Zentrum wird durch die titelgebenden Windmühlen besetzt, die das
Zusammenwirken von Natur und Mensch sowie den Lebenszyklus verkörpern.
Besonders im linken Bildbereich ergibt sich - wenn man das Gemälde aus
einigen Metern Entfernung betrachtet - der Effekt eines die Wolkendecke
durchleuchtenden, gleißenden Sonnenlichts. Es löst sich in der rechten
Bildhälfte in ein locker gestaffeltes Wolkenfeld auf, das den Blick in
die Tiefe Richtung Horizont lenkt.
ROBERT RUSS - Die Windmühlen bei Retz, 1895, Öl auf Leinwand
Würde man die Kunstwerke aus den Landessammlungen Niederösterreich in
eine Art Playlist laden, dann könnte man sie vor- und zurückspulen -
von der Vergangenheit bis heute oder umgekehrt. Genauso ist das auch in
unserer Ausstellung. Doch anders als bei einer digitalen Playlist
erleben Sie die Kunstschätze nicht medial vermittelt, sondern ganz
unmittelbar. Es ist ein Streifzug durch das österreichische
Kunstschaffen von der Gegenwart bis zum Barock - oder umgekehrt. Und es
handelt sich um einen Auszug aus der bedeutenden Kunstsammlung des
Landes Niederösterreich, die seit ihrer Gründung vor 120 Jahren stetig
gewachsen ist und heute mehr als 100.000 Werke umfasst.
* * *
„Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit." Noch heute prangt die
Parole der 1897 gegründeten Vereinigung bildender Künstler Österreichs
in goldenen Buchstaben über dem Portal der Wiener Secession. Das
Gebäude steht wie kein anderer Ort für den Aufbruch der
Österreichischen Avantgarde in die Moderne. Unter diesem Eindruck
entstanden im frühen 20. Jahrhundert auch die Werke der hier gezeigten
Künstler:innen. Anton Hanak (1875-1934), der bedeutendste
österreichische Bildhauer seiner Zeit, wurde 1906 in die Wiener
Secession aufgenommen. Im selben Jahr schuf er seinen weiblichen Torso,
in dem Form und Material, Bildnis und Menschenbild eine überaus
sinnliche Einheit bilden.
ANTON HANAK - Torso, 1906, Marmor
Rund 120 von ihnen haben wir ausgewählt - das jüngste und das älteste
trennen 250 Jahre. Aus dieser Zeitspanne gibt es - über zwei Etagen
hinweg - viele einzigartige Kunstschätze zu entdecken. Einigen Werken
sind Textpassagen aus der Literatur zur Seite gestellt, die im Dialog
mit der Kunst ganz neue Perspektiven eröffnen. Und dank der Architektur
der Landesgalerie wird die Betrachtung zu einem ganz besonderen
Erlebnis, weil kein Kunstwerk und keine Epoche für sich allein bleibt,
sondern immer in Blickkontakt zum vorherigen oder späteren Umfeld steht.
* * *
ANTON HANAK - Der Letzte Mensch, 1917/1927, Bronze
Hier im ersten Obergeschoss können Sie erleben, wie die Moderne im 20.
Jahrhundert Fahrt aufnimmt. Legendär sind die Anfänge in der Wiener
Secession als Treffpunkt der europäischen Avantgarde und die
öffentliche Entrüstung über die expressionistischen Malereien von Egon
Schiele und Oskar Kokoschka. Auch in der Nachkriegszeit und bis in die
1970er-Jahre hinein haben österreichische Künstler:innen maßgeblichen
Anteil an der Auflösung konventioneller Kunst- und Werkbegriffe. Dazu
gehören die fast ausnahmslos männlichen Vertreter des Wiener
Aktionismus, während die feministische Kunst ironisch oder humorvoll,
aber stets kritisch auf sich aufmerksam macht. In den 1980er-Jahren
wird wie entfesselt gemalt. International erfolgreiche Künstler wie
Franz West und später Erwin Wurm erweitern den Skulpturbegriff.
* * *
Hermann Nitsch (1938-2022) und der von ihm mitbegründete Wiener
Aktionismus nehmen in der Österreichischen Nachkriegskunst eine
Ausnahmestellung ein. Nitschs Kunst ist Prozess, Malerei das Ergebnis
einer rituellen Handlung, aufgehoben in dem von ihm erdachten
Gesamtkunstwerk des Orgien Mysterien Theaters. Die Kreuzigung ist bei
Nitsch ein wiederkehrendes Motiv - so auch in dem mit schwarzer Ölfarbe
getränkten Bildwerk Kreuzwegstation (1992), in dessen Mittelachse das
gekreuzigte „Malhemd" des Schöpfers an einer horizontalen Holzlatte
aufgehängt ist.
HERMANN NITSCH - Kreuzwegstation, 1992, Öl auf Leinwand, Baumwolle
Auf ihren Haupt- und Nebenwegen steckt die österreichische Kunst voller
Entdeckungen. Sie werden staunen - und am Ende eines inspirierenden
Rundgangs vielleicht ein Stück zurückspulen und sich Ihre favorisierten
Kunstschätze noch einmal vergegenwärtigen.
von vorne: DANIEL SPOERRI - Tableau-piège - Sevilla Serie Nr. 33, Akt mit Hund, 1991, Assemblage
Wie man die angestammten Gattungen erfolgreich entfesselt, wird in den
Werken von Daniel Spoerri und Franz West mehr als deutlich. Daniel
Spoerri (*1930), Erfinder der Eat-Art, begann in den 1960er-Jahren die
Überreste einer Mahlzeit auf einer Tischplatte festzukleben und
sozusagen als „Tafelbild" an die Wand zu hängen. Seine Tableaux pièges
(„Fallenbilder") sind malerisch auf ihre eigene Art: Es sind klassische
Stillleben und zugleich plastische Gebilde.
von unten: DANIEL SPOERRI - Tableau-piège - Sevilla Serie Nr. 33, Akt mit Hund, 1991, Assemblage
Dass die Kunstwelt eine männerdominierte war und ist, darauf machen
Künstlerinnen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit
verschiedenen Mitteln aufmerksam: bissig oder mit Humor, systemkritisch
oder politisch. Die älteste der hier gezeigten Künstlerinnen,
Florentina Pakosta, wurde 1933 geboren. In ihrem zeichnerischen und
malerischen Werk durchdringt sie männliche Gesichtszüge und
schabloniert Massenszenen, in denen sie wie etwa in dem Werk Zuschauer
(1987) – einen Männerkopf zigfach multipliziert. Die männliche Dominanz
ist eine Macht, möchte man sagen, und in Massen geradezu bedrohlich.
Um diesem Umstand etwas entgegenzusetzen, gründeten 1987 vier
Künstlerinnen die Gruppe DIE DAMEN, eine „Agentur für selbstbewusste
Kunst von Frauen" In der Fotografie Aus gegebenem Anlaß ließen sich ONA
B. (*1957), Evelyne Egerer (*1955), Birgit Jürgenssen (1949-2003) und
Ingeborg Strobl (1949-2017) nach dem realen Vorbild einer
österreichischen „Künstler-Männerclique" ablichten. Diese
ironisch-kritische Selbstinszenierung war Bestandteil ihrer ersten
Aktion im Bahnhofsrestaurant des Wiener Westbahnhofs (1988). Im Rahmen
der 45. Biennale di Venezia inszenierten sie eine Taubenfutteraktion,
bei der DIE DAMEN in eleganten Rosenkostümen auftraten. Der
augenzwinkernde Titel der Aktion: Böse ist besser.
Eher hintergründig setzt sich Johanna Kandl (*1954) mit
gesellschaftlichen Themen auseinander. Als genaue Beobachterin und
unermüdliche Rechercheurin blickt sie dorthin, wo andere wegsehen. Oft
findet Kandl ihre Bildmotive auf kleinen Märkten, fotografiert diese
und überträgt sie dann in die Malerei - wie etwa die farbenfrohen
Stoffbahnen in der hier präsentieren Arbeit Ohne Titel (Stoffgeschäft)
von 2013. Dass man dabei auch an Burkas denken kann, ist durchaus
beabsichtigt.
JOHANNA KANDL - Ohne Titel (Stoffgeschäft), 2013, Tempera auf Holz
Voller hintergründigem Witz ist auch das Werk von Renate Bertlmann
(*1943). Sie beschäftigt sich ab den 1970er-Jahren intensiv mit
weiblichen Rollenmustern und Frauenbildern. In Werken wie
Schneewittchen (1988/89) seziert sie Geschlechterstereotype und
-beziehungen, jedoch stets mit einem ironischen Unterton.
RENATE BERTLMANN - Schneewittchen, 1988/89, Holz, Glas, Spiegel, Kunststoff, gebrannter Ton, Organza
Eine Liegende aus Knackern und Frankfurtern (Declining, 2013);
Menschen, die mit zweckentfremdeten Alltagsgegenständen ungewöhnliche
Posen einnehmen bei Erwin Wurm (*1954) zieht der Humor in die Kunst
ein. Dass es ihm Ernst ist, wird dabei allzu oft vergessen: Denn
tatsächlich hat es der Künstler seit den 1990er-Jahren geschafft, mit
seinen One Minute Sculptures und aufgeblasenen Statussymbolen den
Grenzbereich zwischen Skulptur, Aktion und Performance ebenso pointiert
wie konsequent auszuloten.
ERWIN WURM - Declining, 2013, Bronze, lackiert
ERWIN WURM - One Minute Sculptures, 1997, C-Prints
Auch die Künstlergruppe Gelitin, 1993 als Gelatin gegründet, ist in
ernstzunehmender Weise unernst. Wolfgang Gantner (*1970), Ali Janka
(*1970), Florian Reither (*1970) und Tobias Urban (*1967) agieren im
Grenzbereich von Kunst und gutem Geschmack. Die Realität liefert ihnen
genügend Material, um in die Abgründe von Hässlichkeit und Schönheit,
von Plüsch und Fetisch, Lust und Laster hinabzusteigen. Gelitins
Bürohengst von 2004 steht für all das.
GELITIN (GELATIN) - Bürohengst, 2004, Kunststoff, Metall, Textil, Tierpräparat
ALPINE SEILSCHAFTEN - BERGSPORT UM 1900
Die Zeiten, in denen man das Hochgebirge gefürchtet
und nur aus wissenschaftlichem Interesse bestiegen hatte, gehörten
längst der Vergangenheit an. Berge waren nun eine atemberaubende
Kulisse für Schöngeister, ein Trainingsgerät für Gesundheitsbewusste,
eine Herausforderung für Bergsportler:innen und vielfach auch nur ein
Ort für gesellschaftliche Ereignisse. Aus den Pionierleistungen
wagemutiger Individualist:innen begann sich im letzten Drittel des 19.
Jahrhunderts aus bürgerlichen Kreisen heraus eine Massenbewegung zu
formieren. Die Gründung alpiner Vereine zeugt von dem Aufschwung, den
der Trend innerhalb nur weniger Jahrzehnte nahm. Neue Wege wurden
erschlossen und das Hüttenwesen organisiert. Freizeit am Berg
garantierte Abenteuer, Erlebnis und Vergnügen selbst für die kleine
Brieftasche. Auffällig ist der steigende sportliche Aspekt im
Wettbewerb um die Erkundung und Begehung neuer, schwierigerer Routen.
Das Aufkommen neuer Trendsportarten wie Skilaufen oder Rodeln machte
schließlich auch die bislang touristisch tote, kalte Jahreszeit als
Urlaubszeit attraktiv.
Gustav Jahn (1879-1919) - Der Semmering (Blick vom Eselstein gegen die Rax), um 1907/08, Öl auf Leinwand
Südbahnhotel Semmering, Christian Zeller
Es ist Gustav Jahns größtes bekanntes Werk, annähernd acht Quadratmeter
gemalte Fläche und eines der Glanzstücke des traditionsreichen
Südbahnhotels am Semmering. Der Künstler schuf hier ein Idealbild der
UNESCO-Welterbe-Region: im Vordergrund Idylle eine junge Frau inmitten
von Alpenrosen -, im Hintergrund der mächtige Gebirgsrücken der
Raxalpe, links das Südbahnhotel im Bauzustand des Jahres 1903. Derart
eingefasst präsentiert sich im Bildzentrum die Semmeringbahn, eine
Meisterleistung Carl Ritter von Ghegas und Welterbe seit 1998.
Die aus Wien stammende Familie Kronich bewirtschaftete seit 1884 das
vom Österreichischen Touristen-Club in Pacht genommene Baumgartnerhaus
am Schneeberg. 1893 trennte sich Gertrude Kronich von ihrem Mann und
zog mit ihren Kindern als Hüttenwirtin in das neu errichtete Ottohaus
auf der Rax. Den Grund für die Trennung behandelte Sigmund Freud in
seinem „Fall Katharina". 1903 wurde Camillo, der zweitälteste Sohn,
Pächter des Ottohauses. Das Leben als Hüttenwirt war ihm in die Wiege
gelegt worden. Nicht nur die Bergwelt, sondern auch die Wünsche der
Besucher:innen waren ihm bestens vertraut. Die Fotografie, die er als
Hobby zu betreiben begann, die bald in Vorträgen und bei Ausstellungen
zu bewundern war und auch zu Werbezwecken eingesetzt wurde, brachte ihm
Anerkennung und trug wesentlich zur öffentlichen Wahrnehmung von
Kronich und dem Ottohaus bei.
Als Reaktion auf den ständig wachsenden Publikumsandrang kam es in den
Jahren 1908 und 1909 zur großzügigen Erweiterung des Ottohauses durch
die Alpenvereinssektion Reichenau, im Zuge derer Kronich sein
exklusives Alpenhotel Knappenhof, beim Törlweg zum Ottohaus gelegen,
errichten ließ. Sein unternehmerischer Geist fand immer neue
Attraktionen, um das Publikum sommers wie winters auf die Rax zu
locken. Er ließ durch Gustav Jahn neue Klettersteige erkunden und sie
dann versichern und erschloss seinen Hausberg auch für den Wintersport.
Stets war Kronich um die Sicherheit seiner Gäste bekümmert. Er rettete
persönlich 18 Menschen aus Bergnot, führte 1909 erstmals eine
Stangenmarkierung für den Winter ein und betrieb eine Bernhardinerzucht.
Seit 1910 setzte sich Kronich auch für den Bau einer Raxbahn ein. Es
sollten Jahre vergehen, bis die erste Personenseilbahn der Republik am
9. Juni 1926 ihren Betrieb aufnehmen konnte - mit Kronich als Betreiber
der Bergstation. Bis 1952, als sich der „Raxkönig" vom Ottohaus in sein
Hotel Kronichhof zurückzog, waren nicht weniger als 2,25 Millionen
Besucher:innen mit der Bahn auf das Raxplateau gelangt.
Mit der Einrichtung von eigenen Landesverbänden für Fremdenverkehr,
1903 etwa für Wien und Niederösterreich, begann die Werbemaschinerie
auch in Hinblick auf Berg- und Wintersport rasch und zielgerichtet zu
laufen. Dabei wurde mit dem k. k. Eisenbahnministerium, das die
infrastrukturelle Erschließung der Alpenregionen betrieb, eng
zusammengearbeitet. Als wichtigstes alpines Übungsgelände im Nahbereich der Haupt- und
Residenzstadt Wien galt seit jeher die 2.007 Meter hohe Rax. Ihre sich
über 34 Quadratkilometer erstreckende Hochfläche und ihre
anspruchsvollen, hunderte Meter aufragenden Felswände boten
Betätigungsfelder für unterschiedlichste Bedürfnisse. Dieser
„Klettergarten" gigantischer Dimension brachte Generationen von
Alpinist:innen hervor, denen wesentlicher Anteil an der Erschließung
der Bergwelt national wie international zukommt. Durch das
Einzugsgebiet der Großstadt stärker belastet als die meisten anderen
Erhebungen der Alpen, lassen sich an der Rax sämtliche die Bergwelt
berührenden Themen, wenn auch in kleinem Rahmen, so doch in ganzer
Vielfalt aufzeigen, und das schon zu einem verhältnismäßig frühen
Zeitpunkt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die Rax und die Alpen
zum Fremdenverkehrs-Hotspot. Die Künstler und Bergsteiger Gustav Jahn
und Otto Barth leisteten mit ihrer eindrucksvollen Bergmalerei einen
wesentlichen Beitrag dazu. Sie bildeten „Seilschaften“ mit anderen
einflussreichen Persönlichkeiten wie Mizzi Langer-Kauba, der
„Touristenausstatterin” aus Wien, dem Werbefachmann Fritz Benesch oder
dem Gastronomen Camillo Kronich. Letztere waren beide angesehene
Fotografen. Die Ausstellung erzählt von den Errungenschaften im Bereich
des Bergsports und der Erschließung der Alpen als Tourismusgebiet.
Hochkarätige Gemälde, zahlreiche Zeichnungen, Fotografien, Landkarten,
Werbeplakate und Reliefkarten vermitteln einen lebendigen Eindruck von
der Bergwelt um 1900.
ANGELA GLAJCAR - TRAUMFÄNGER
Die renommierte deutsche Künstlerin Angela Glajcar entwickelt für den
lichtdurchfluteten Ausstellungsraum im Erdgeschoss der Landesgalerie
Niederösterreich eine raumgreifende Installation aus Papier und
Glasgewebe. Sie nimmt sowohl auf die Architektur als auch auf den
Standort des Museums Bezug. Mit dem federleichten und dennoch
monumentalen Kunstwerk erweckt die Künstlerin Landschaftsassoziationen
und erschafft einen einzigartigen Erlebnisraum, der zum Verweilen und
Tagträumen einlädt.
Bei Arbeiten auf Papier handelt es sich in der Regel um Zeichnungen
oder Aquarelle. Künstler:innen, die Arbeiten aus Papier erschaffen,
sind hingegen eher selten. Angela Glajcar
(*1970) ist eine solche Ausnahmeerscheinung. Seit fast zwei Jahrzehnten
arbeitet die aus Deutschland stammende Bildhauerin mit weißen
Papierbögen, denen sie negative Formen buchstäblich entreißt.
Geschichtet oder gestapelt, formt die Künstlerin daraus äußerst
feinsinnige dreidimensionale Objekte, in deren Hohlräume oder Krater
man physisch und psychisch geradezu hineingezogen wird. Vor allem dann,
wenn es sich um große, raumgreifende Installationen handelt.
Die Arbeit Traumfänger, die Angela Glajcar für den Ausstellungsraum im
Erdgeschoss der Landesgalerie Niederösterreich entwickelt hat, ist
wahrlich ein großer Wurf. Es ist ihre bislang größte ortsspezifische
Installation. Zudem hat die Bildhauerin darin erstmals Papier und
Glasgewebe kombiniert. Während die markanten Risskanten der
hintereinander gestaffelten Papierbahnen spannende Durchblicke
eröffnen, entsteht durch das Glasgewebe ein feines durchsichtiges
Gespinst. Je nach Tageslicht verändern sich Anmutung und Raumeindruck
der filigran-kunstvollen Installation.
Die Bezüge und Assoziationen, die Angela Glajcar dieser
ortsspezifischen Arbeit einschreibt, sind vielfältig. Vom ersten Moment
an fand die Künstlerin die außergewöhnliche Architektur des
Ausstellungsraumes enorm reizvoll. Auch spielt der Blick von außen ins
Innere in ihrem Werk von jeher eine zentrale Rolle. Und die
geschichteten Risskanten erinnern nicht zufällig an die Höhenlinien der
hügeligen Landschaft der Wachau. In diesem Sinne will die Künstlerin
ihre Intention und Intervention auch als Einladung verstanden wissen:
„Genauso wie ein Traum, in dem man vieles auf einmal denken und fühlen
kann, soll das Erlebnis der Installation sein. Ich hoffe, dass die
Besucher:innen beim Erfahren der Arbeit in inneren Landschaften
spazieren gehen und mit ihren Träumen und Sehnsüchten in Verbindung
treten können."
Die Landesgalerie Niederösterreich ist eine Kunst-Institution des
Landes Niederösterreich in Krems-Stein. Sie befindet sich in der
Kunstmeile Krems, in unmittelbarer Nähe zur Kunsthalle Krems, dem
Karikaturmuseum Krems, dem Forum Frohner und der Steiner Minoritenkirche.
Die Niederösterreichische Landesregierung hat im April 2014 den Bau
eines Museums für die Kunstsammlung des Landes beschlossen. Die Stadt
Krems an der Donau wurde als Standort der neuen Landesgalerie
definiert, um im Verbund mit der Kunstmeile Krems das künftige
Kompetenzzentrum für bildende Kunst des Landes Niederösterreich zu
bilden.
Der zentrale Akzent des auffälligen Gebäudes liegt auf seiner
spektakulären Achsendrehung. Als Vorbild dafür diente die figura
serpentinata, ein manieristisches Gestaltungsmotiv, das spiralförmig
dargestellte Figuren von jedem Standpunkt aus unterschiedlich
erscheinen lässt. Ihre Bedeutung und Wirkung erzielen die Skulpturen in
ihrer Ganzheit erst dann, wenn man sie umschreitet und dadurch ihre
Vielansichtigkeit deutlich wird. Diesen Effekt erzeugt auch der Kubus
der Landesgalerie, der durch seine Torsion und Verjüngung nach oben hin
wie ein dynamisches Volumen wirkt und von jeder Seite neue Perspektiven
eröffnet. Durch den rotierenden Baukörper werden die mit Zinkschindeln
verkleideten Außenwände zu hyperparabolischen Flächen, die für das
menschliche Auge nur schwer zu fassen sind. Die Raumkrümmungen setzen
sich auch im Inneren des Gebäudes fort.