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Die Wallfahrtskirche Mariä Geburt ist eines der bedeutendsten Werke der steirischen Gotik. Im Chor, der eigentümlicherweise zweischiffigen Kirche, findet man hervorragende Bauplastik (Blattmasken). Die Lichtarchitektur des barocken Hochaltares schuf der Pöllauer Stiftsbaumeister Remigius Horner. Im Zentrum steht die gotische Gnadenstatue.
Pöllauberg ist eine Gemeinde im Gerichtsbezirk Fürstenfeld bzw. Bezirk
Hartberg-Fürstenfeld (Steiermark, Österreich) mit etwa 2000 Einwohnern. Die Gemeinde gehört zum Naturpark Pöllauer Tal und liegt oberhalb von Pöllau am linken Ufer der Pöllauer Safen.
Der Nikolo mit dem Esel und dem Pony beim Zugang.
Warum der heilige Nikolaus von Myra vor der Kirche wacht...wer weiß?
Wegweiser zu wichtigen Wirkstätten zwecks Würdigung
Auf einem südlichen Ausläufer des Masenbergs erhebt sich in 744 m
Seehöhe die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Pöllauberg,
eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten der Steiermark. Die Anfänge
dieser Marienkirche sind von zahlreichen Legenden und Sagen umrankt,
die aber eine zeitliche Einordnung nicht zulassen. Eine mit Urkunden
und Dokumenten belegbare Geschichte dieses marianischen Gnadenortes
setzt erst im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts ein. Tatsächlich
sind dessen Anfänge aber schonin die Zeit der deutschen Kolonisation im
ausgehenden 12. Jahrhundert anzusetzen. Ein besonderes Naturphänomen
dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Am höchsten Punkt des Berges
entspringt nämlich eine Quelle, die von den Menschen des Mittelalters
als etwas Wunderbares, Gottgewolltes wahrgenommen wurde und die der
Grund für die Errichtung eines Wasserheiligtums gewesen sein könnte.
Ein weiterer Aspekt ist bei der Frage nach den Anfängen der
Wallfahrtsstätte zu erwägen: Der Bergrücken war seit 1160 Grenzlinie
zwischen zwei großen, aus einer Erbteilung entstandenen
Besitzeinheiten, des Stubenberger und des Neuberger Besitzes. Die
Quelle könnte dabei ein markanter Grenzpunkt gewesensein.
Pöllauberg liegt im Joglland etwa zehn Kilometer westlich der
Bezirkshauptstadt Hartberg und etwa 38 km nordöstlich der
Landeshauptstadt Graz. Das Joglland ist eine waldreiche
Mittelgebirgsgegend in der nordöstlichen Steiermark in den Bezirken
Hartberg-Fürstenfeld und Weiz. Heute bildet die Gegend die
Tourismusregion Joglland–Waldheimat (Kraftspendedörfer Joglland).
Seinen Namen hat es angeblich von „Jakob“, der in dieser Gegend gerne
zu „Joggl“ oder „Jackl“ verballhornt wird. Literarisch wurde dieses
Gebiet vom steirischen Dichter Peter Rosegger beschrieben, der am Alpl
(Gemeinde Krieglach) als Sohn armer Bergbauern aufwuchs.
Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg: Die Wallfahrt zum
Pöllauberg begann Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts mit der
Verehrung eines Marienbildes. An der Stelle der heutigen Annakirche
entstand eine romanische Kapelle, die hauptsächlich samstags besucht
wurde, was dem Berg den Namen „Samstagsberg“ brachte. Um 1340 begann
der Bau der heutigen Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg im gotischen
Stil. Stifterin war Katharina von Stubenberg.
Bemerkenswert am Bau der Kirche ist das zweischiffige Langhaus mit drei
Jochen und Kreuzrippengewölbe, während Chor und Vorhalle zu drei
Schiffen erweitert sind. Die Kirche liegt unterhalb der ursprünglichen
Kapelle am nach drei Seiten steil abfallenden Berg. Das Hauptportal im
Westen ist nur über 18 Stufen erreichbar.
Die Wände der Kirche sind größtenteils unverputzter Bruchstein,
lediglich die Westfassade wurde aus Hausteinen hergestellt. Die
Einrichtung des Innern enthält noch eine gotische Marienstatue als
Gnadenbild aus dem 15. Jahrhundert, ansonsten stammt der größte Teil
aus dem Barock: der Hochaltar wurde von Marx Schokotnigg und seinem
Sohn Joseph zwischen 1710 und 1730 errichtet; die Orgel auf der
Orgel-Empore mit reicher Stuckatur stammt von 1684. Bei einem
Blitzschlag im Jahr 1674 wurde der gotische Turm zerstört und 1678
durch einen barocken Turm ersetzt, der 1872 um ein Turmkreuz erweitert
wurde. Der Wallfahrtsort zählt heute zu den bedeutsamsten der
Steiermark und wird jährlich von rund 100.000 Gläubigen besucht.
Die römisch-katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg
steht am Sabbatberg, einem Ausläufer vom Masenberg, weithin sichtbar in
der Gemeinde Pöllauberg in der Steiermark. Die Pfarrkirche hl. Maria
gehört zum Dekanat Hartberg in der Diözese Graz-Seckau. Die
denkmalgeschützte Wallfahrtskirche bildet mit der Filialkirche hl.
Anna, dem Pfarrhof, dem talwärts verlaufenden Bildstockweg, dem
Kalvarienberg und der mittig im Talkessel stehenden Pfarrkirche Pöllau
ein religiöses Bauensemble.
Zwischen einer Schenkung (1339) der Katharina von Stubenberg und der
Stiftung (1374) einer Kaplanei wurde der Sakralbau errichtet. Die
Kirche wurde 1504 dem Stift Pöllau einverleibt. Nach einem Brand (1674)
wurden Turm, Dach und Einrichtung erneuert. Die Kirche wurde 1707 zur
Pfarrkirche erhoben. 1955 erfolgte eine Außenrestaurierung und 1976
eine Innenrestaurierung.
Unter den beiden vorgezogenen Emporenteilen an den Außenwänden stehen
rechts und links zwei barocke Beichtstühle, die 1710 nach Entwurf von
Remigius Horner gefertigt wurden.
Erst am Grundriss und im Inneren fällt die Besonderheit der Kirche auf.
Es handelt sich um eine zweischiffige, vierjochige Langhaushalle, die
in einen dreischiffigen Hallenumgangschor übergeht. Beide Raumelemente
sind von einem einheitlichen Mauermantel mit 5/8-Schluss im Osten
umgeben. Als Vorbild dieser Raumlösung kann die Wallseerkapelle in Enns
aus dem 2. Viertel des 14. Jahrhunderts herangezogen werden.
Wird im Langhaus durch die Mittelpfeiler der Wegcharakter einer
Wallfahrtskirche deutlich, so erlauben die vier eingestellten Pfeiler
des Chores das Umschreiten des Hochaltares mit dem Gnadenbild - eine
für Wallfahrer wichtige Praxis. Zudem kann die Siebenzahl der Pfeiler
nicht nur als heilige Zahl (3 + 4 = Verbindung von Himmel und Erde),
sondern auch als Bezug auf Maria und marianische Frömmigkeit gesehen
werden (vgl. Schmerzen, Freuden Mariä). Die Länge der Kirche beträgt
mehr als 37 m, ihre Breite beinahe 14 m, die Pfeiler weisen eine Höhe
von etwa 12,50 m auf und die Scheitelhöhe des Gewölbes 17,50 m.
Von der einst gotischen Ausstattung der Kirche hat sich lediglich das
Gnadenbild im Hochaltar erhalten. Es zeigt die auf einem Thron sitzende
Maria mit Krone, Zepter und Apfel und dem auf ihrem linken Knie
stehenden Jesusknaben. Die um 1470/80 entstandene Figur sitzt im
Zentrum des mächtigen Hochaltares, der 1705 vom Pöllauer Baumeister
Remigius Horner entworfen, bis 1714 mit Figuren des Grazer Bildhauers
Marx Schokotnigg ausgestattet und 1730 durch dessen Sohn Joser
Schokotnigg vollendet wurde.
Grandios ist der Aufbau des Altares aus Säulen, Gebälkteilen und
architektonisch gegliedertem Aufsatz, der transparent ohne Rückwand
frei im Raum steht und das Licht des Chorscheitelfensters als
himmlisches Element mit einbezieht.
Inhaltlich zeigt der Altar in seiner Fülle und Pracht einerseits die
Gnadenvermittlung Gottes durch Jesus und Maria an die Menschen:
ausgehend von Gott Vater und Heiliggeisttaube oben, durch die
Vermittlung Marias und die Menschwerdung Jesu ist im Tabernakel Gott im
konsekrierten Brot real anwesend. Andererseits wird die Familie Jesu
vorgestellt, die seitlich des Gnadenbildes durch überlebensgroße
Statuen dargestellt ist - Anna, Josef, Johannes der Täufer und Joachim
(v. I. n. r.). Von Wolkenbändern, dem Erzengel Gabriel und zahlreichen
Putten umgeben thront das Gnadenbild.
Die zweischiffige vierjochige Hallenkirche hat ein Kreuzrippengewölbe
mit einem Rippendreistrahl auf Bündelpfeilern und Wanddienstbündeln.
Das Langhaus führt in voller Breite in einen dreischiffigen Umgangschor
mit Fünfachtelschluss. Die Kirche ist mit dieser Raumsituation mit der
Wallseerkapelle in Enns in Oberösterreich verwandt. Sie hat im Westen
eine tiefer gelegene dreiachsige Vorhalle mit einer Empore. 1691 wurde
eine zweite Empore in das erste Langhausjoch vorgebaut.
Die Kartuschen in der Leibung der linken Kapelle zeigen Szenen aus dem
Leben des hl. Florian. Der hier befindliche Floriani-Altar dürfte um
1760 als Stiftung der Pöllauer Bewohner entstanden sein. Das Mittelbild
zeigt Florian als jungen Ritter fürbittend auf einer Wolke kniend,
neben sich Mühlstein und Wasserschaff als Attribute, während unter ihm
Markt und Stift Pöllau (mit dem nicht gebauten Nordturm) dargestellt
sind. Als Patron gegen Feuer- und Wassergefahr kommt diesem ersten
österreichischen Heiligen (+ um 304, Gedenktag: 4. 5.) große Verehrung
zu. Das Aufsatzbild stellt als weiteren Ritterheiligen Martin von Tours
(+ 397, Gedenktag: 11. 11.) bei der Teilung seines Mantels dar.
Auch die beiden Statuen zeigen Heilige in römischen Uniformen, bei
denen es sich um die beiden Märtyrer Johannes und Paulus handeln
dürfte, die als Wetterpatrone verehrt werden (Gedenktag: 26. 6.).
In der rechten Seitenkapelle der Nordwand befindet sich der
Patrizius-Altar, der 1720 fertig gestellt wurde. Das unsignierte
Mittelbild zeigt Patrizius (* um 461) im Bischofsornat auf Wolken
kniend, während die beiden seitlichen Engel Mitra und Bischofstab
tragen. Der Apostel Irlands wird als Viehheiliger und - wie in diesem
Bild - als Patron gegen die Hölle und alles Böse verehrt (Gedenktag:
17. 3.). In der Bogenleibung der Kapelle sind Wandmalereien mit Szenen
seines Lebens dargestellt.
Von ehemals sechs barocken Seitenaltären befinden sich noch drei an der
Nordseite im Kirchenraum. Im östlichsten Joch erhebt sich ein barocker
Altar, der ehemals an der Südseite platziert war und 2006 um den
Aufsatz erweitert wurde. Der Grund dafür war die 2006 erfolgte
Schenkung der beiden Bilder von Frau Dr. Anna Jahn an die Pfarre. Die
beiden von Martino Altomonte (1657-1745), einem der bedeutenden
Barockmaler Österreichs, gefertigten Bilder zeigen die Heilige Familie
im Mittelbild und den hl. Leonhard im Aufsatz.
Das Kircheninnere zeigt reiche Steinmetzarbeiten mit Schlusssteinen,
Figurenkonsolen der Wanddienste mit hohen Baldachinen und vor allem die
steinernen Sessionen an den Chorwänden mit vorzüglich ausgeführten
Arkaturen und Konsolplastiken mit Evangelistensymbolen, Blattmasken und
Laubwerk. Die stuckierte Orgelempore mit fast rundplastischen Figuren
der vier Evangelisten und zwei Propheten schuf Josef Serenio. Drei
Kartuschenfresken mit Marienszenen malte Antonio Maderni (1691).
Das Langhaus ist mit Kreuzrippengewölben überspannt, die über den
mittleren Bündelpfeilern und seitlichen gebündelten Wanddiensten
ansetzen. Am Übergang vom zwei- zum dreischiffigen Raumteil sowie an
den Doppelfenstern der Chorschrägen wurden dreistrahlige Rippengewölbe
ausgeführt, wodurch der baldachinartige Charakter dieses Raumteiles
besonders zur Geltung kommt. Die Dreischiffigkeit findet sich auch im
Bereich der tiefer liegenden Vorhalle wieder, über deren reich
profilierten Scheidepfeilern die Westempore liegt. Im Obergeschoß
öffnet sich diese mit zwei hohen, seitlich befindlichen Spitzbögen zum
Mittelschiff, wobei die Funktion dieses Westbaus - wie er übrigens auch
an anderen zeitgleich gebauten Kirchen anzutreffen ist - nicht geklärt
ist. 1691 wurde eine zweite Westempore in das erste Joch vorgebaut und
mit Stuck und Malereien versehen.
Die aus der gotischen Sakristei entstandene Andachtskapelle an der
Südseite der Kirche birgt weitere bedeutsame Kunstwerke der Kirche. An
der Ostwand stehen auf Konsolen die barocken Statuen des hl. Nikolaus
als Bischof mit Buch und drei Goldkugeln (Gedenktag: 6. 12.) und des
hl. Augustinus als Bischof mit Buch und Flammenherz (Gedenktag: 28. 8.).
Das Buntglasfenster wurde 1982 vom weststeirischen Künstler Franz Weıss
(* 1921) geschaffen. Das Glasfenster zeigt die Szene der Emmausjünger,
die Christus beim Brotbrechen erkennen.
Unverkennbar davor die barocke Statue des hl. Johannes Nepomuk.
Auf die Bedeutung der Wallfahrt verweist hier das Votivbild von
1713, das die Pöllauberger für die Verschonung vor der Pest gewidmet
haben. Kniende Menschen, angeführt von einem Geistlichen, wenden sich
an die Gnadenmutter vom Pöllauberg, die über der Wallfahrtskirche
umgeben von den hl. Antonius, Anna, Sebastian und einem Bischof unter
Gott Vater dargestellt ist.
Allerdings wurde die Sakristei seit dem Kirchenführer von 2011 offensichtlich umgebaut und das Bild ist hier nicht vorhanden.
Auf der Empore steht als musikalisches Meisterstück, was Prospekt und
Werk anbelangt, die 1684 gefertigte, frühbarocke Orgel mit 18
Registern. Das dreiteilige Prospekt mit farbiger Marmorierung, Säulen,
vorkragenden Pfeifen und kunstvollen, vergoldeten Schleierbrettern wird
von einem stehenden Posaunenengel bekrönt.
Ab Oktober 2019 wurde die Orgel durch die Werkstatt Orgelbau Kögler
restauriert und auf den Stand von 1740 zurückgeführt bzw. rückgebaut.
Am 11. Oktober 2020 fand ihre feierliche Segnung statt. Die Disposition
der erneuerten Orgel verfügt über 18 Register (844 Pfeifen) in
Hauptwerk, Positiv und Pedalwerk.
Die Orgel von Pöllauberg wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts erbaut
und um die Mitte des 18. Jahrhunderts durch Tieferstimmung und Einbau
eines Positivs an eine neue, orchestrale Aufführungspraxis angepasst.
Trotz ihrer langen Geschichte hat sie einen Großteil ihrer historischen
Substanz bewahren können, weil immer wieder das Geld für größere
Erneuerungen fehlte. Bei der jüngsten Restaurierung wurden
denkmalpflegerische Maßstäbe angelegt, d.h. der historische Bestand für
die Zukunft gesichert und das Fehlende sachgerecht ergänzt. Jetzt lässt
sich die Orgel wieder mit angemessener Leichtigkeit spielen und klingt
prächtig. Das Orgelgehäuse ist eines der prunkvollsten seiner Zeit und
weckt hohe Erwartungen an den Klang des Instruments. Seit der
Restaurierung werden diese Erwartungen wieder eingelöst.
An der Südseite befindet sich die Taufkapelle. Unter dem Schlussstein
des gotischen Rippengewölbes steht das kelchförmige Taufbecken, 1972
von Johann Schweighofer gefertigt.
Der Kupferdeckel zeigt Treibarbeiten mit Heiliggeisttaube, Christogramm, Kreuz und Wasser.
Bereits 1946 wurde das südseitige Fenster mit einem figuralen Buntglasfenster der Taufe Jesu ausgestattet.
Die Wallfahrtskirche Mariä Geburt am Pöllauberg mussin vielerlei
Hinsicht als Juwel des Landes bezeichnet werden. Ihre hervorragende
gotische Architektur, ihre prachtvolle Ausstattung und ihr reges
Wallfahrtsleben machten und machensie zu einem Anziehungspunkt für
Wallfahrer und Besucher aus nah und fern.
Im Kirchenraum verteilt finden sich die 14 Stationsbilder des
Franziskanischen Kreuzweges, die 1871 von Franz Xaver Müller aus
Pischelsdorf gemalt wurden (Signatur 14. Station).
Zwischen den beiden Kapellen steht eine große Säulenmadonna, die 1616
entstanden ist und Maria als Himmelskönigin mit dem Jesuskind auf einer
Mondsichel stehend zeigt.
Die in den Kirchenraum vorgezogene, 1691 erweiterte Orgelempore ist an
ihrer Front mit Stuckfiguren von JoserF SErenio und Malereien von
Antonio Maderni ausgestattet. Dargestellt sind die Propheten Haggai
(Aggäus) und Jesaja sowie die vier Evangelisten, deren Schrifttafeln
Hinweise und Texte auf die Bedeutung und Rolle der Gottesmutter Maria
geben. Die gemalten Szenen dazwischen zeigen die Verkündigung an Maria
durch den Erzengel Gabriel, die Vermählung von Maria und Josef sowie
die Geburt Jesu im Stall von-Bethlehem (vrnl).
Ebenfalls von Remigius Horner entworfen und mit Figuren von Josef
Schokotnigg versehen, zeigt sich die um 1730 gefertigte Kanzel. Am Korb
mit leicht geschwungenen, marmorierten Seiten sitzen die vier
lateinischen Kirchenväter (Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor
der Große). Sie werden durch Thomas von Aquin rechts neben dem Relief
ergänzt, das den zwölfjährigen Jesusknaben unter den Schriftgelehrten
im Tempel zeigt. An der Kanzelrückwand ist zwischen den beiden Putten
ein Bild des Apostels Paulus angebracht. Der Schalldeckel mit
Puttoköpfchen und Heiliggeisttaube an der Unterseite ist oben an den
Ecken mit den vier Evangelisten und dem Christusmonogramm IHS besetzt.
Im Zentrum sitzt auf einer Wolkensäule umgeben von Engeln Gott Vater
mit Dreiecksnimbus und Strahlenkranz auf der Weltkugel.
Kanzel des Remigius Horner mit Figuren von Josef Schokotnigg, um 1730
Auf der dreistufig erhöhten Altarzone vor dem Hochaltar steht seit 2007
als Hauptaltar (Volksaltar, 4) ein zierlicher Tisch aus Nirosta, der
von Jürgen Ibounigg (* 1964) in gleicher Form 1998 für die Pfarrkirche
Köflach entworfen worden war. Hier wie dort ist der Volksaltar eine
schlichte zeitgenössische und sich gleichzeitig zurücknehmende
Gestaltung im reich ausgestatteten Raum.
Offenbar war der Volksaltar bei meinem Besuch verräumt.
Als hervorragende Werke entpuppen sich die überaus reichen
Steinmetzarbeiten an den Schlusssteinen, den Baldachinen und
Figurenkonsolen der seitlichen Wanddienste und vor allem an den
Blendarkaden und Sitznischen, die die gesamten Chorwände umziehen:
Hinter einfachen Sitzbänken sind flache, spitzbogige Blendarkaden
eingelassen. Dazwischen stehen schlanke, zierliche Dienste, über denen
ausladende Konsolen angebracht sind. Sie zeigen verschiedenstes
Blattwerk, bizarre Maskenköpfe und die geflügelten Symbole der vier
Evangelisten (Engel = Matthäus, Adler = Johannes, Löwe = Markus, Stier
= Lukas). Mittig in der Nordschräge ist eine schlichte Sakramentsnische
(2) mit Wimperg und Fialen und einem schmiedeeisernen Gittertürchen vom
Ende des 14. Jahrhunderts angebracht. Architektur und die
bauplastischen Arbeiten weisen eine überaus hohe künstlerische Qualität
auf und lassen Verbindungen der hier tätigen Werkleute zum Parler-Kreis
und zur Wiener Bauhütte nahe legen.
Steinmetzarbeiten an der Chorwand, Konsolen mit den geflügelten
Symbolen der vier Evangelisten, Sitznischen und Sakramentsnische.
Die beiden Erzengel Michael und Raphael stehen seitlich hinter den
äußeren Säulen des Altares und leiten zur Rückseite des Altares hin.
Hier wird deutlich, dass Pöllauberg als Wallfahrtsort bis heute
lebendig ist: Hier an der Rückwand des Hochaltars finden sich
Votivbilder als Dank für erwiesene Hilfen und ein kleiner Marienaltar
aus dem 19. Jahrhundert.
Marienaltar aus dem 19. Jahrhundert, an der Rückseite des Hochaltars
Votivtafeln an der Rückseite des Hochaltars
Eingang an der Südseite und Namensliste der zwei (sinnlosesten) Weltkriege.
Blick in den Süden, wo sich im Dunst die Ortschaft Pöllau bei Hartberg vermuten lässt.
Die Filialkirche hl. Anna steht etwas höher neben der Wallfahrtskirche
und ist die anfängliche Marienkapelle der Gemeinde. Die ursprünglich
romanische Kapelle wurde 1532 erweitert und später barockisiert. Die
Annakirche enthält teilweise Einrichtungsgegenstände aus der
Wallfahrtskirche Maria Pöllauberg, die dort nach Umgestaltungen nicht
mehr benötigt wurden.
Schon weithin durch das Pöllauer Tal sichtbar erhebt sich die
Wallfahrtskirche Mariä Geburt auf dem an drei Seiten steil abfallenden
Berg. Sie ist einer der prächtigsten hochgotischen Kirchenbauten der
Steiermark. Auf der höchsten Erhebung dahinter, von der Ferne kaum
sichtbar, steht die kleine Annakirche. Die Westfassade der
Wallfahrtskirche zeigt sich hoch aufragend mit dreiteiliger vertikaler
Gliederung zwischen abgetreppten Strebepfeilern, die an den Ecken
schräg gestellt sind. Während der südliche Wandteil bis auf das
umziehende Kaffgesims ungegliedert ist, springt am nordseitigen der
polygonale Treppenturm vor.
Am reichsten ausgestaltet ist die aus sichtbarem Haustein aufgeführte
Fassadenmitte zwischen den beiden Strebepfeilern: 18 Stufen führen zum
Hauptportal empor. Dieses vertiefte Gewändeportal wird von kleineren
seitlichen Fialen flankiert und von einem mit Maßwerk durchsetzten und
von Krabben und Kreuzblume abgeschlossenen Wimperg bekrönt. Darüber
erheben sich zwei Reihen verschieden hoher Blendarkaden, deren obere
mit Maßwerk, Wimpergen, Kreuzblumen und Fialen versehen sind. Die
ehemals darüber befindliche Zone des gotischen Turms wurde 1674 durch
einen Brand zerstört. Der heutige Abschluss erfolgte 1678: Giebelartig
leiten über dem Kaffgesims außen zwei Volutenansätze mit Obelisken,
über Nischenarchitektur mit Segmentgiebeln zum zweigeschoßigen Turm.
Über quadratischem Grundriss errichtet, wird er durch Pilaster und
Schallfenster gegliedert. Auf den Zwiebelhelm wurde 1872 das Turmkreuz
aufgesetzt.
Der Kirchenbau selbst ist langgestreckt und wird von einem Kaffgesims
umzogen. Markant treten die vierfach mit Wasserschlägen abgetreppten
Strebepfeiler hervor. Das ostseitige Presbyterium schließt außen
polygonal ab, wobei in den Schrägen zusätzliche Pfeiler angestellt
sind. Zwischen den Strebepfeilern sind an der Südseite hoch aufragende,
dreibahnige Maßwerkfenster, in den Chorschrägen zweibahnige und im
Chorhaupt ein vierbahniges Fenster, jeweils mit gekehlten Leibungen,
eingelassen. Unter Propst Ortenhofen wurden am Beginn des 18.
Jahrhunderts an der Nordseite zwei nischenartige Seitenkapellen
zwischen den Strebepfeilern angelegt. Südseitig entstand als Verbindung
zumPfarrhof die Sakristei neben der ehemaligen gotischen Sakristei. Ihr
gotisches Portal zum Kirchenraum wurde erst 1976 im Zuge der
Innenrestaurierung wieder gefunden. Der quadratische Raum mit
Rippengewölbe dient heute als Anbetungskapelle.
Folgt man dem Wallfahrerweg vom Pöllauer Kalvarienberg zur
Wallfahrtskirche empor, trifft man auf mehrere steinerne Bildstöcke aus
der Barockzeit, die dem Jakob Prinninger zugeschrieben werden.
Ein gleichartiger wurde 1673 vom damaligen innerösterreichischen
Regimentskanzler Thomas Ignaz von Mauerburg auf Mallegg gestiftet. Die
hohe Stele mit Nische, darin eine Gnadenstuhldarstellung, steinernem
Dach, Kreuzbekrönung und Wappenstein an der Vorderseite befindet sich
vor der Westfassade der Wallfahrtskirche.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: