Theodor Kery WP 2/3, A-2491 Neufeld/L.
+43/2624/54014 - office@websteiner.com
Schloss Eggenberg: vier Museen an einem Standort
Schloss und Prunkräume, Alte Galerie, Münzkabinett und
Archäologiemuseum laden hier zu besonderen Zeitreisen ein. Schlosspark
mit Rosenhügel, Planetengarten und Pfauen besänftigen leidlich für das
Fotografierverbot in den Prunkräumen.
Balthasar Eggenberger
um 1425: Balthasar Eggenberger wird als Sohn des angesehenen Grazer Bürgers Ulrich Eggenberger geboren
vor 1451: Bereits als junger Mann ist Balthasar erfolgreicher Unternehmer, sein Betätigungsfeld sind Handels- und Geldgeschäfte
1456: Balthasar wird von Kaiser Friedrich III. zum Münzmeister der
Prägestätte Graz ernannt und beginnt auf Veranlassung des Kaisers mit
der Herstellung minderwertiger Pfennigmünzen
25. 7. 1458: Der Kaiser gibt ihm gegen Entrichtung einer hohen Gebühr
die Erlaubnis, neben Pfennigen auch Kreuzer mit niedrigem Silbergehalt
zu prägen
1459: Höhepunkt der Schinderlingskrise in den österreichischen Ländern
- die rapide Geldentwertung kommt einem Staatsbankrott gleich
1460: Um drohenden Schuldzuweisungen zu entgehen, flieht Balthasar mit einem großen Vermögen nach Venedig
Nach seiner Rückkehr wird er vom Kaiser neuerlich zum Münzmeister der Prägestätte Graz bestellt
1467: Balthasar wird von Matthias Corvinus, dem Todfeind Kaiser
Friedrichs III., nach Buda berufen und als Oberkammergraf höchster
Beamter der ungarischen Münzbezirke
um 1470: Balthasar ist der bedeutendste und reichste Grazer Bürger seiner Zeit
30.4. 1470: Ein römisches Kardinalskollegium stellt für die Eggenberger Marienkapelle einen Ablassbrief aus
1493: Kaiser Friedrich III. lässt Balthasar aus unbekannten Gründen in
das Gefängnis am Grazer Schlossberg werfen; Balthasar stirbt in der
Haft, nachdem er dem Kaiser noch 34.000 Goldgulden „leihen" musste
1496: Kaiser Maximilian I., Sohn und Nachfolger Friedrichs III., zahlt den Erben Balthasars diese Schuld zum Teil zurück
Der Fürst als Architekt
Im Jahr 1625 begann Hans Ulrich von Eggenberg mit dem Bau seiner
fürstlichen Residenz. Er ließ sie als Amtssitz errichten, in der er
seinen neuen Verpflichtungen als kaiserlicher Statthalter von
Innerösterreich nachkommen konnte. Die Planung übertrug er dem aus Lodi
bei Mailand stammenden Hofarchitekten Pietro de Pomis. Inspiriert von
seinen italienischen und spanischen Reisen nahm Hans Ulrich selbst
Einfluss auf die Gestaltung seiner Residenz, erlebte allerdings ihre
Fertigstellung nicht mehr.
Hans Ulrich von Eggenberg
Hans Ulrich von Eggenberg gelang in wenigen Jahrzehnten der Aufstieg zu
einem der einflussreichsten Fürsten des Heiligen Römischen Reichs.
Seine Devise verlor er dabei nie aus den Augen. Sie lautet "Homines
sumus" - "Menschen sind wir, keine Götter" - und bestimmte auch im
Zenit der Macht das Denken und Handeln dieses außergewöhnlichen Mannes.
Juni 1568: Hans Ulrich wird als Sohn von Seyfried Eggenberger und der Benigna Galler in Graz geboren
1597: Hans Ulrich tritt als Mundschenk in den Dienst am Grazer Hof Erzherzog Ferdinands
1598: Vermählung mit Sidonia Maria von Thannhausen und Erhebung in den Freiherrenstand
Mitglied einer Hochzeitsgesellschaft, die Erzherzog Ferdinands
Schwester Margaretha als Braut König Philipps III. zur Trauung nach
Ferrara und weiter in ihre zukünftige Heimat Spanien geleitet
1603: Ernennung zum Mitglied des Erzherzoglichen Rats und zum Präsidenten der Hofkammer
1619: Nach der Wahl Erzherzog Ferdinands zum Kaiser begleitet ihn Hans
Ulrich nach Wien und bleibt bis an sein Lebensende dessen engster und
loyalster Berater
1621: Ernennung zum Landeshauptmann der Steiermark
23. 12. 1622: Kaiser Ferdinand II. schenkt ihm die in Böhmen gelegene
Herrschaft Krumau mit über 300 Ortschaften und ergiebigen Bodenschätzen
1623: Hans Ulrich wird in den Reichsfürstenstand erhoben
1625: Ernennung zum Statthalter der innerösterreichischen Länder Steiermark, Kärnten und Krain
18. 10. 1634: Hans Ulrich stirbt nach jahrelangem und schwerem Gichtleiden in Laibach
Hans Ulrich von Eggenberg schuf mit seiner neuen Residenz eine
politische Utopie: eine symbolische Welt, in der gleichnishaft alles
Wissen, alle Elemente und bestimmenden Kräfte des Universums ihren
Platz finden sollten. Das Gebäude folgt in seinem Aufbau einer strengen
hierarchischen Ordnung, die von der Alltagswelt im unteren zur idealen
Welt der Ideen im obersten Geschoss aufsteigt. Im Zentrum überragt der
hohe Mittelturm die gesamte Anlage, der mit Brunnengrotte und Kapelle,
mit Höhle und Turm, tief in das alchemistische Denken der Zeit führt.
Die Zeichenhaftigkeit seiner Schöpfung ist dabei wesentlich, das
intellektuelle und ästhetische Konzept des Baus sollten Gegenstand der
Bewunderung und Ausdruck der Größe seines Bauherrn werden. Wie alle
literarischen Idealstaaten liegt auch Eggenberg auf einer „Insel“,
durch die symbolische Wasser-Barriere des Grabens von der übrigen Welt
getrennt. Das Schloss ist harmonisch in die Welt eingefügt, seine Ecken
orientieren sich nach den Windrichtungen, sodass die Sonne, im Osten
aufgehend, im Laufe eines Tages das ganze Haus wie eine riesige
Sonnenuhr umwandert und so jede Fassade eine Tageszeit lang ihr Licht
erhält. Neben den vier Windrichtungen klingen damit auch die vier
Tageszeiten an, und die Seiten korrespondieren mit Morgen, Mittag,
Abend und Nacht. Auch die Raumdisposition muss als Programm verstanden
werden.
UNESCO Welterbestätte
Schloss Eggenberg ist 2010 in die Liste des Welterbes aufgenommen
worden. Die Eintragung in diese Liste bestätigt den außergewöhnlichen,
universellen Wert eines Kultur- oder Naturgutes, das zum Wohl der
ganzen Menschheit geschützt zu werden verdient.
Einprägsam - Münzkabinett Schloss Eggenberg
Das Münzkabinett am Landesmuseum Joanneum gehört zu den größten
öffentlichen Münzensammlungen Österreichs. Es geht auf Erzherzog Johann
zurück, der festlegte, dass im Joanneum die „inländischen Münzen von
allen Metallgattungen" gesammelt werden sollen.
Die im Münzkabinett auftretenden Personen sind:
Balthasar Eggenberger
Er ist Münzmeister Kaiser Friedrichs III. und Erbauer des Castrum
Eckenperg, des mittelalterlichen Vorgängerbaus von Schloss Eggenberg,
in dessen Erdgeschoß Sie sich jetzt befinden.
Hans Ulrich von Eggenberg
Er ist Balthasars Urenkel und Bauherr von Schloss Eggenberg. Als Erster
Minister und engster Berater Kaiser Ferdinands II. ist er eine der
einflussreichsten Persönlichkeiten im Heiligen Römischen Reich zur Zeit
des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).
Das Münzkabinett am Landesmuseum Joanneum erzählt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Männer.
Darüber hinaus gibt das Münzkabinett einen Überblick über das
steirische Münzwesen und den Münzumlauf der Steiermark von der Antike
bis in das ausgehende 18. Jahrhundert. Eindrucksvolle Schatzfunde und
ausgewählte Einzelstücke illustrieren die Zugehörigkeit der Steiermark
zu überregionalen Geldsystemen seit der Zeit der Kelten. Ausgesuchte
Stücke der Münzstätte Graz zeigen die Leistungen dieser Prägestätte, in
der vom beginnenden 13. Jahrhundert bis zu ihrer Schließung unter Maria
Theresia im Jahr 1772 Münzen geprägt wurden.
Der geldkräftige Kapitalist Balthasar verschafft dem Kaiser, der an
notorischem Geldmangel leidet, immer wieder Darlehen. Dafür erhält er
im Gegenzug lukrative Ämter und landesfürstliche Einnahmequellen zum
Pfand. Balthasars Naheverhältnis zu Kaiser Friedrich III. und sein
kometenhafter Aufstieg werden von Konflikten überschattet und finden
ein jähes Ende. Der Kaiser lässt ihn ins Gefängnis werfen, wo er auch
gestorben ist. Bis heute bleiben der Grund für Balthasars Inhaftierung
und die Umstände seines Todes im Jahr 1493 ungeklärt. Er muss
jedenfalls in der Haft dem Kaiser noch 34.000 Goldgulden leihen. Diese
werden erst von Maximilian I., Kaiser Friedrichs Sohn, an Balthasars
Erben zu einem Teil zurückbezahlt.
Tondo Kaiser Friedrichs III., Tiroler Werkstätte, um 1513(?), Bronze gegossen
Des Heiligen Reichs Münzordnung aus dem Jahr 1559
Kaiser Ferdinand I. erlässt 1559 für das Heilige Römische Reich eine
Münzordnung, die in einer novellierten Form fast 150 Jahre lang gültig
ist. Die Reichsmünzordnung kennt nur Silber- und Goldgeld. Sie zählt
auf, welche Münzsorten zu welchem Gewicht und Feingehalt hergestellt
werden dürfen. Damit ist ein großer Fortschritt gegenüber den
Verhältnissen im Mittelalter erreicht, als es keine verbindliche
Rechtsvorschrift gab, die den Wert des Geldes sicherstellte.
Leitmünze im Reich ist der silberne Taler. Dazu kommen Groschen,
Kreuzer und Pfennige. Kupfermünzen sieht die Reichsmünzordnung nicht
vor. Die Ausfuhr des Reichsgelds in das Ausland wird verboten.
Ausländische Münzsorten werden in den deutschen Ländern nur beschränkt
zum Umlauf zugelassen. Das Recht, Münzen zu prägen, ist nicht
alleiniges Vorrecht des Kaisers. Wie das Reich selbst ist auch sein
Münzwesen stark zersplittert. Neben den kaiserlichen Münzen des Hauses
Habsburg zirkulieren als Reichsgeld die Münzen vieler anderer
Prägestände. Mächtige Kurfürsten, Herzöge und Bischöfe, aber auch
kleine Grafschaften und Reichsstädte stellen Münzgeld her, das im
gesamten Reich Gültigkeit hat.
1574 beginnen auch die Stände der Steiermark, denen vom Landesfürsten
die Grazer Münzstätte übergeben worden war, mit der Herstellung von
Talermünzen. Diese Taler müssen gemäß Reichsmünzordnung eine Feinheit
von 14 Lot und 4 Grän aufweisen. Das entspricht einem Silbergehalt von
889 Tausendsteln. 1576 werden in Graz 11.442 Taler geprägt. Dafür
werden fast 300 Kilogramm Feinsilber aufgebraucht. Bald liefern die
Bergwerke des Reichs zu wenig Silber. Die Preise für das Edelmetall
schnellen in die Höhe. Der Sachwert der silbernen Taler übersteigt
ihren Nennwert. Die Bevölkerung verwendet den Reichstaler im
Zahlungsverkehr nicht mehr. Die Taler werden gehortet, eingeschmolzen
oder wandern trotz des Ausfuhrverbots in die Nachbarländer. Für die
kleinen Münzsorten hat die Reichsmünzordnung einen zu hohen Feingehalt
festgelegt. Ihre Herstellung verursacht mehr Kosten als die Produktion
von Großsilbermünzen. Die Münzherren prägen deswegen vor allem Taler
und zu wenig Kleingeld. Dies führt zu einem schweren Mangel an kleinen
Münzsorten im Zahlungsverkehr.
Die Zeit der ,,Kipper und Wipper" 1620-1623
Unredliche Münzherren kümmern sich nicht um die Reichsmünzordnung. Sie
verringern widerrechtlich den Feingehalt ihrer Kleinmünzen und erzielen
so beträchtlichen Gewinn. Zur Ausprägung von minderwertigen Kleinmünzen
werden überdies illegale „Heckenmünzstätten" eingerichtet. Ihre
Tätigkeit kann von offizieller Seite nicht unterbunden werden. Die
schlechten Kleinmünzen beherrschen im Reich allmählich den
Zahlungsverkehr. Die noch umlaufenden guten Reichstaler werden mit dem
schlechten Geld aufgekauft.
Kaiser Ferdinand II., von 1619 bis 1637 Herrscher des Heiligen
Römischen Reichs, muss auf diese Entwicklung reagieren. Die gewaltigen
Kosten des Dreißigjährigen Krieges zwingen ihn dazu, die Münzprägung
als Einnahmequelle zu gebrauchen und den Silbergehalt seiner Münzen
drastisch zu reduzieren. 1621 prägt er das minderwertige Geld auch in
Graz. Anfang Jänner 1622 verpachtet der Kaiser wohl auf Anraten seines
obersten Ministers, Hans Ulrich von Eggenberg, das gesamte Münzwesen in
Böhmen, Niederösterreich und Mähren auf ein Jahr an ein Münzkonsortium.
Hans Ulrich von Eggenberg ist stiller Teilhaber dieser Vereinigung. Die
Pachtgebühr beträgt 6 Millionen Gulden - das Sechsfache dessen, was die
böhmischen Münzstätten jährlich einbringen. Das Konsortium stellt
gewaltige Mengen an schlechten Münzen her und erwirtschaftet auf Basis
einer eigenmächtigen Geldverschlechterung hohe Gewinne.
Es ist die Zeit der Kipper und Wipper. Falschmünzer und betrügerische
Geldwechsler treiben ihr Unwesen. Mithilfe von Waagen sortieren sie die
noch umlaufenden guten Münzen aus der Masse des schlechten Geldes. Beim
Auflegen des schweren Stückes auf die Waagschale,wippt" der Waagbalken
und „kippt" auf die Seite, wo die schwere, gute Münze liegt. Die guten
Münzen werden eingeschmolzen und in stark kupferhältiges Geld mit
niedrigem Silbergehalt umgeprägt. Im Dezember 1623 entschließt sich
Ferdinand II., die Kippermünzen einzuziehen. Für 100 Taler Kippermünze
werden 13,3 Taler gute Reichsmünze ausbezahlt. Dies bedeutet einen
Wertverlust von nahezu 87 Prozent! Das Kippergeld besitzt zwar nur mehr
einen Bruchteil seiner Kaufkraft - durch seine radikale Abwertung kann
aber die schwere Geldkrise überwunden werden.
Der Münzmeister als Unternehmer
Als Pächter der Münzstätte Graz ist Balthasar ein selbstständiger
Unternehmer, der auf eigenes Risiko arbeitet. Er muss auf folgende
Kostenfaktoren achten: Beschaffung des Silbers, Münzerzeugung,
Münzvertrieb, Pachtgebühr an den Kaiser
Balthasar schreibt nur dann Gewinne, wenn die Herstellungskosten für
eine Münze geringer sind als der Wert, den sie als Zahlungsmittel hat.
Je höher der Kaiser die Pachtgebühr ansetzt und je mehr der Silberpreis
steigt, desto geringer ist für Balthasar die Gewinnspanne. Um 1459
sieht sich Balthasar veranlasst, den Feingehalt und das Stückgewicht
seiner Münzen weiter zu senken.
Wichtige Arbeitsvorgänge bei der Münzherstellung:
1. In Schmelztiegeln aus feuerfestem Ton erfolgt das Feinbrennen des Silbers auf den festgelegten Feingehalt.
2. Viereckige Silberplatten, „Zaine" genannt, werden mit dem Hammer zur gewünschten Münzdicke ausgeklopft.
3. Mit einer starken Stückelungsschere werden aus dem Zain die
Münzschrötlinge herausgeschnitten und in eine runde Form gebracht.
4. Der Münzschmied prägt mit dem Hammer zwischen zwei Prägestempeln die Münzen.
5. Ein Münzjunge sammelt in einer Holzschüssel die geprägten Münzen.
6. Fertige Münzen einer bestimmten Anzahl werden mit einer Balkenwaage auf ihr Gesamtgewicht geprüft.
Schatz von Mürzzuschlag
Am 13. Oktober 1843 fanden böhmische Arbeiter auf dem Terrain des
heutigen Bahnhofs von Mürzzuschlag bei Bauarbeiten zur Errichtung der
Südbahn einen steinernen Mörser voll mit römischen Münzen. Der Großteil
von ihnen gelangte in das Joanneum. Dort wurde der Schatz jedoch nicht
als Ensemble verwahrt, sondern in die Generalsammlung der römischen
Kaisermünzen eingereiht.
Im Lauf der Zeit ging das Wissen darüber verloren, welche Münzen zum
Schatz gehören. Im Jahr 2006 ist es gelungen, mehr als 100 Münzen zu
identifizieren, die den Hauptbestand des Silberschatzes von
Mürzzuschlag ausmachen. Die Arbeiten stützten sich dabei auf die
Auswertung archivalischer Quellen aus dem 19. Jahrhundert, die durch
ihre detaillierten Beschreibungen die Auffindung der Münzen in der
Generalsammlung und die Rekonstruktion des Schatzes ermöglichten.
Die früheste Münze des Schatzes stammt aus der Zeit des Kaisers
Antoninus Pius (138-161 n. Chr.), die spätesten wurden unter Gordianus
III. (238-244 n. Chr.) geprägt. Der Münzhort kann als Rücklage gedeutet
werden, die als „,Notgroschen" für schlechtere Zeiten angespart wurde
und nach 241 n. Chr. unter die Erde kam.
Schatz von Adriach
Südlich der Burg Rabenstein bei Frohnleiten, nicht weit von der
markanten Erhebung des Kugelsteins mit seiner römerzeitlichen
Ansiedlung und einem dem Hercules und der Victoria geweihten Heiligtum,
fand am 27. Februar 1952 ein Arbeiter beim Abgraben einer Schottergrube
in rund 1 m Tiefe ein Tontöpfchen, das fast bis zum Rand mit römischen
Münzen gefüllt war. In römischer Zeit verlief hier die wichtigste
Straße der Römerstadt Flavia Solva in Richtung Norden - heute ist es
der Mur-Radweg, auf dem man zur Fundstelle des Adriacher Münzschatzes
gelangt.
Die bestens erhaltenen Denare und Antoniniane stammen aus der Zeit vom
Ende des 2. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. Der Schatz
umfasst unter anderem Münzen der Kaiser Septimius Severus, Elagabal und
Gordianus III. Die Reihe wird abgeschlossen durch einen Antoninian des
Valerian aus dem Jahr 253 n. Chr. Vielleicht stellt der Adriacher Münzschatz die erste
große "steiermärkische Sparkasse" eines römischen Ansiedlers dar, der
nicht mehr dazu gekommen ist, sie wieder an sich zu nehmen. Die
Verbergung des Hortes kann mit der unruhigen Lage um 254 n. Chr.
zusammenhängen, als Alemannen die Donaugrenze überrannten und
Markomannen die Provinz Pannonien plünderten. Der Anlass für die
Verbergung muss aber nicht eine unmittelbare kriegerische Bedrohung
gewesen sein. Es kann bereits die Angst vor einem zu erwartenden
Angriff ausgereicht haben.
Von den 288 Münzen des Adriacher Schatzes sind 261 ausgestellt. Der Großteil von ihnen wurde in Rom geprägt.
Einige stammen aus den im Osten des Römischen Reiches gelegenen
Prägestätten Antiochia, heute Antakija (im Südosten der Türkei an der
syrischen Grenze), und Viminacium im heutigen Serbien.
Gordianus III. (238-244 n. Chr.), Münzmedaillon, Rom, 242 n. Chr., Vorderseite
Die sehr seltene Goldmünze des Kaisers Gordianus III. aus dem Jahr 242
n. Chr. wurde bald nach ihrer Prägung zu einem Schmuckstück
umgearbeitet. Ihre in Durchbruchstechnik ausgeführte Fassung
ermöglichte eine Verwendung als Anhänger oder Glied einer Kette. Das
Porträt zeigt die Jugend des Herrschers, der im Jahr 238 n. Chr. als
knapp Dreizehnjähriger den Thron des Imperium Romanum bestieg.
Das Ehrenzeichen der Republik Österreich
Vor 100 Jahren - am 4. November 1922 - beschloss der Nationalrat das
Bundesgesetz über die Schaffung von "Ehrenzeichen für Verdienste um die
Republik Österreich". Bei der Gestaltung der Dekorationen entschied man
sich in bewusster Abkehr von den Ritter- und Verdienstorden der k. u.
k. Monarchie für das charakteristische Krückenkreuz, rot oder weiß
emailliert.
Im Ständestaat wurde das Ehrenzeichen von der Bundesregierung im Jahr
1934, unter Beibehaltung des Aussehens und seiner mittlerweile 16
Grade, in den „österreichischen Verdienstorden" mit affiliierten, d. h.
angegliederten, Verdienstzeichen und Verdienstmedaillen umgewandelt
bzw. umbenannt. Nach dem sogenannten „Anschluss" Österreichs an das
Deutsche Reich im März 1938 wurde auch in der „Ostmark" das deutsche
Auszeichnungswesen eingeführt und überdies ein Trageverbot für den
Verdienstorden erlassen.
Vor 70 Jahren - am 2. April 1952 - knüpfte der Nationalrat mit der
erneuten Stiftung einer Bundesauszeichnung an das Jahr 1922 an und
stiftete wiederum ein „Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik
Österreich" mit 15 Graden, aber anders gestalteten Insignien in Form
rot-weiß-rot emaillierter Malteserkreuze.
Die Verleihung und Überreichung der Ehrenzeichen
Nach dem Wortlaut des Bundesgesetzes vom 2. April 1952 über die
Schaffung von Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
werden Verdienste um die Republik Österreich durch die Verleihung von
Ehrenzeichen gewürdigt. Das im Jahr 1953 erlassene Statut für das
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich präzisiert, dass
das Ehrenzeichen an Personen verliehen wird, die für die Republik
Österreich hervorragende gemeinnützige Leistungen vollbracht und
ausgezeichnete Dienste geleistet haben. In der Praxis wird das Wort
"und" des Verordnungstextes als „oder" verstanden.
Jede Person kann Vorschläge für die Verleihung einer Auszeichnung beim
sachlich zuständigen Bundesministerium einreichen - ausgenommen für
sich selbst oder für nahe Familienangehörige. Der Ministerin*dem
Minister obliegt dann die Bewertung der zu ehrenden Verdienste aus den
unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder
humanitären Bereichen. Nach ausdrücklicher Zustimmung der*des zu
Ehrenden wird die Auszeichnung beantragt und nach der Prüfung vom
Bundespräsidenten verliehen.
Die Ehrenzeichen, Verdienstkreuze und Verdienstmedaillen der Republik
Österreich werden mit Entschließung des Bundespräsidenten auf Vorschlag
der Bundesregierung verliehen. Die Überreichung der Dekorationen und
Urkunden nimmt der Bundespräsident in seltenen Fällen persönlich im
Rahmen eines Festaktes vor, meistens delegiert er sie an die
Landeshauptleute oder die Mitglieder der Bundesregierung, und diese
wiederum oft an Spitzenbeamte der jeweiligen Ministerien.
1 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Großkreuz I. Klasse; Kleinod am Band mit Bruststern
2 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Kleindekoration zum
Großkreuz I. Klasse; Ritterkreuz I. Klasse mit aufgelegtem Miniaturstern
3 Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2. Republik) Großes goldenes Ehrenzeichen am Bande;
Kleinod am Band mit Bruststern; Dekoration von Handelsminister DDDr. Udo Illig (1897-1989)
Die Klassen der Orden und Ehrenzeichen sowie ihre Trageweise
Orden und Ehrenzeichen werden meist in mehreren Klassen (Graden)
verliehen, abgestimmt auf die zu würdigenden Verdienste, aber auch auf
den (protokollarischen) Rang der Ausgezeichneten. Die Dekorationen der
verschiedenen Klassen können sich in Aussehen, Größe, Material oder
Trageweise unterscheiden. Die internationale Nomenklatur kennt, wie
unten dargestellt, fünf Ordensklassen; jede von ihnen hat eine eigene
Bezeichnung und Trageweise.
Auf diese Klassen folgen im Rang die Verdienstkreuze (Verdienstzeichen)
und danach die Verdienstmedaillen, beide oft in den Stufen Gold, Silber
und Bronze. In Österreich werden Großkreuze nur von der Republik
verliehen. Die höchsten Dekorationen der Bundesländer sind
Großoffiziere. Die Gemeinden verleihen meist nicht tragbare
Ehrenmedaillen oder Ehrennadeln mit dem Gemeindewappen, selten
Dekorationen, die am Band auf der Brust getragen werden.
Großkreuz
Das Kleinod (die Insignie) wird an einer Schärpe, an einem breiten
Schulterband (meist von der rechten Schulter zur linken Hüfte),
getragen; der dazugehörige Stern meist auf der linken Brustseite. Die
Schärpen für Damen sind etwas schmäler als jene für Herren. An
geistliche Würdenträger (wie Kardinäle oder Erzbischöfe) werden
Großkreuze an einem Halsband in der Breite der Schärpe überreicht.
Großoffizier oder Großkomtur
Das Kleinod wird von Herren an einem Halsband, das deutlich schmäler
als die Schärpe ist, getragen, von Damen an einer größeren Masche; der
dazugehörige, in der Regel etwas kleinere Stern gleichfalls meist auf
der linken Brustseite.
Kommandeur oder Komtur
Das Kleinod wird von Herren an einem Halsband, von Damen an einer Masche getragen.
Offizier
Das Kleinod wird meist auf der linken Brustseite getragen. Oft
unterscheidet sich die Klasse der Offiziere nur durch die auf das Band,
das wiederum schmäler als das Halsband ist, aufgelegte Rosette von den
Rittern. In Österreich sind die Kleinode Brust-Steckkreuze, die ohne
Band an einer Nadel getragen werden.
Ritter oder Dame
Das Kleinod wird am Band meist auf der linken Brustseite getragen. In
Österreich werden diese Bänder für Herren zu einem Dreieck gefaltet,
für Damen zu einer Masche genäht.
1 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Komturkreuz I. Klasse mit dem Stern; Kleinod am Halsband mit Bruststern
2 Österreichischer Verdienstorden (1934-1938) Kleindekoration zum
Komturkreuz 1. Klasse mit dem Stern; Ritterkreuz I. Klasse mit
aufgelegtem Miniaturstern
3 Ehrenzeichen des Landes Steiermark Großes Goldenes Ehrenzeichen mit
dem Stern; Kleinod am Halsband mit Bruststern, Dekoration von LHStv. a.
D. Prof. Kurt Jungwirth
4 Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2. Republik)
Großes goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern; Kleinod am Halsband mit
Bruststern, Dekoration von LHStv. a. D. Prof. Kurt Jungwirth
Burgenland
Das Ehrenzeichen des Burgenlandes wurde im Jahr 1961 geschaffen und
weist seit 2020 mit dem Verdienstkreuz und den beiden
Verdienstmedaillen neun Stufen auf. Es wird an Personen verliehen, die
durch öffentliches oder privates Wirken besondere Leistungen für das
allgemeine Wohl erbracht oder das Ansehen und die Entwicklung des
Burgenlandes gefördert haben.
Grundtypus des burgenländischen Ehrenzeichens ist ein rot emailliertes
Malteserkreuz mit goldenem Rand, dessen Arme durch einen aufstrebenden
goldenen Lorbeerkranz verbunden werden und dem mittig das Landeswappen
aufgelegt ist. Die Verdienstmedaillen zeigen auf der Vorderseite das zu
beiden Seiten von je einem Lorbeerzweig flankierte Landeswappen und auf
der Rückseite die Inschrift,,FÜR / VERDIENSTE“.
1961 wurde im Gedenken an die Entstehung des Burgenlands 1918 bis 1921
auch die „Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss des
Burgenlands an Österreich" gestiftet. Sie wurde bis 1967 an ca. 1400
Personen verliehen, die den Anschluss gefördert und sich darum verdient
gemacht hatten, dass das Burgenland 1921 zum neunten Bundesland
Österreichs wurde.
1 Komturkreuz mit dem Stern des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 107, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
2 Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 108, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
3 Verdienstkreuz des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 109, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
4 Goldene Medaille des Landes Burgenland; Kat.-Nr. 110, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
5 Erinnerungsmedaille für den Anschluss des Burgenlands an Österreich;
Kat.-Nr. 111, Österreichische Gesellschaft für Ordenskunde
Kurze Zeit nach der Erfindung der Münze begannen auch die Falschmünzer
mit ihrer Arbeit. Falschmünzer produzieren illegale und strafbare
Nachahmungen von Münzen, die als geltende Zahlungsmittel im Umlauf
sind. Um durch die Fälschungen Profit zu erzielen, gaben sie den Münzen
ein geringeres Gewicht oder sie verwendeten statt des vorgeschriebenen
teuren Edelmetalls unedles Metall, das billiger ist.
Mit einem Probierstein aus schwarzem Pyrit wurde der Edelmetallgehalt
von Gold- und Silbermünzen geprüft. Die Münze wurde so fest über den
Stein gezogen, dass sie auf ihm einen metallischen Strich hinterließ.
Die Färbung dieses Strichs wurde mit Strichen verglichen, die von
Probiernadeln mit einem bekannten Feingehalt stammten. Aus der
Ähnlichkeit der Färbung wurde dann auf den Feingehalt der Münze
geschlossen.
Münzen wurden aber auch mit Waagen und Gewichten auf ihre Echtheit
überprüft. Falschmünzen oder an ihrem Rand beschnittene Münzen wurden
durch ihr geringeres Gewicht überführt. Die älteste Form der Waage ist
die Balkenwaage. Der Drehpunkt befindet sich exakt in der Mitte des
Waagbalkens. Auf die eine Waagschale wird der Gegenstand gelegt, dessen
Gewicht zu bestimmen ist. Auf die andere Waagschale kommt ein
entsprechendes, genormtes Gewicht, um das Gleichgewicht zu erreichen.
Schloss Eggenberg in Graz ist die größte und bedeutendste barocke
Schlossanlage der Steiermark. Es zählt mit seiner erhaltenen originalen
Ausstattung, dem weitläufigen Landschaftsgarten sowie mit den im
Schloss untergebrachten Sammlungen des Universalmuseum Joanneum zu den
wertvollsten Kulturgütern Österreichs. Als Stammsitz des
Adelsgeschlechts Eggenberg zeigt es mit seiner Bau- und
Ausstattungsgeschichte den Wandel und das Mäzenatentum des einst
mächtigsten Geschlechtes der Steiermark. 2010 wurde das Schloss in
einer Erweiterung dem bestehenden UNESCO-Welterbe Stadt
Graz–Historisches Zentrum hinzugefügt.
Das Schloss befindet sich im Westen der Landeshauptstadt Graz am Fuß
des Bergs Plabutsch. Neben der historischen Gartenanlage und den
Prunkräumen des Schlosses bietet Eggenberg auch die Möglichkeit des
Besuches folgender Sammlungen: Im Norden des Schlossparkes befinden
sich der Planetengarten und das daran anschließende Archäologiemuseum.
Die numismatische Sammlung sowie die Alte Galerie sind im Schloss
untergebracht.
Gotische Marienkapelle vor 1470
Sie befindet sich im ältesten Teil des Schlosses, der noch aus dem
Spätmittelalter stammt. Balthasar Eggenberger, reicher Handelsherr und
ebenso erfolgreicher wie skrupelloser Münzmeister Kaiser Friedrichs
III., ließ vor 1470 diese Kapelle in sein gerade erworbenes Schloss
einbauen. Er ist auch der Stifter des kostbaren Flügelaltars, auf
dessen Mitteltafel die Kirchenpatrone - Madonna und die Heiligen Fabian
und Sebastian - dargestellt sind. Die offenen Flügel zeigen Bilder der
12 Apostel, die geschlossene Werktagsseite 12 Nothelfer.
Balthasar starb 1493 unter ungeklärten Umständen im Kerker der Grazer
Schloßbergfestung, wo er dem Kaiser noch 34.000 Gulden "leihen" musste.
Begräbnis und Grablege in der von ihm gestifteten Allerheiligenkirche
im Paradeis, nahe dem ehem. Murtor, waren jedoch prächtig und
ehrenvoll. Sie ist längst zerstört, nur sein kostbarer Grabstein aus
Rotmarmor ist noch erhalten und heute hier (an der linken Wand)
aufgestellt. Er zeigt erstmals das Familienwappen mit den drei
gekrönten Raben, das Balthasar für sich gewählt hatte.
Die Beletage von Schloss Eggenberg hat ihr ursprüngliches
Erscheinungsbild bis heute nahezu unverändert erhalten. Der Zyklus von
24 Prunkräumen mit originaler Ausstattung des 17. und 18. Jahrhunderts
gehört zu den bedeutendsten Ensembles historischer Innenräume, die
Österreich besitzt.
UND LEIDER IST IN DEN PRUNKRÄUMEN FOTOGRAFIERVERBOT!
Hendrik de Clerck (um 1570-1630) - Urteil des Paris, Öl auf Leinwand
Jean Boulogne genannt Giambologna (1524 - 1608) - Mars, Bronze
Der Triumphator
Erzherzog Ferdinand (1578-1637) Regent von Innerösterreich, sieht sich
als standhafter Vorkämpfer des katholischen Glaubens. Unter dem
Einfluss seiner streitbaren Mutter und jesuitischen Lehrer wird der
Kampf gegen die "Ketzerei" zu seiner Lebensaufgabe. Sein biblischer
Wahlspruch zeigt, auf welcher Seite er sich sieht: Legitime certantibus - unter den gerecht Streitenden, denen Gott die Krone der Gerechtigkeit verleihen wird.
Der protestantische Gegner wird in diesem Programmbild des Hofmalers
zum Inbegriff des Bösen, der keine Nachsicht verdient. Wer ihn
bekämpft, kommt dem himmlischen Teufelsbesieger gleich. Daher erscheint
Ferdinand in der Pose des Erzengels Michael. Der Unterlegene ist nicht
mehr Satan, sondern die „Irrlehre", eine hässliche Alte, die von Zeit
und Wahrheit entlarvt wird. Weltliche Motive aus der heidnischen Antike
werden herangezogen, um die Rolle des christlichen Triumphators zu
veranschaulichen: Minerva, die Göttin der Weisheit, steht dem Sieger
zur Seite.
1619 wird Ferdinand zum römischen Kaiser gewählt. Seine Regierung steht
ganz im Zeichen der Gegenreformation, die er nun auf Reichsebene
durchzusetzen versucht. Ein Dreißigjähriger Krieg ist die Folge, der
sein Reich verwüstet zurücklässt.
Giovanni Pietro de Pomis (1569-1633) - Erzherzog Ferdinand als gerechter Streiter, Öl auf Leinwand
Der Kampf um die Seelen - Im Zeitalter der Glaubensspaltung
Ganz Europa steht um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Zeichen der
Spaltung in Katholiken und Protestanten. Beide Lager stehen einander
unversöhnlich gegenüber. Die protestantische Kritik zielt ab auf den
exzessiven Heiligenkult und den Sittenverfall bei vielen Vertretern der
Kirche. Sakramentenlehre und Papsttum werden abgelehnt. Darauf reagiert
die römische Kirche mit dem Konzil von Trient. Die angefochtenen
Lehrinhalte werden dort bekräftigt. Umfassende Reformen folgen. Der
Klerus wird diszipliniert, die praktische Seelsorge neu belebt, das
Unterrichtswesen erneuert. Die katholische Kirche sieht sich als
Kämpferin für die Wahrheit. Eine Elitetruppe im Wortsinne ist der
Jesuitenorden, dessen Mitglieder sich als geistliche Soldaten Christi
verstehen. In diesem Kampf wird auch die Kunst zur Waffe, ein ideales
Instrument der Glaubensverbreitung.
Sehen heißt lernen - Glaubensunterweisung
Teodoro Ghisis Gemälde ist ein gemalter Katechismus. Wie auf einer
Schautafel für die Glaubensunterweisung, die Katechese, werden die
Inhalte in anschaulicher Form illustriert. Gläubige sollen das
Glaubensbekenntnis Satz für Satz nachvollziehen, indem sie Bild für
Bild betrachten und entschlüsseln. Getreu dem Schöpfungsbericht benannt
das Bekenntnis gleich zu Beginn den einen Gott als Schöpfer der Welt.
Teodoro Ghisi (1536-1601) - Symbolum Apostolorum, dat. 1588, Öl auf Leinwand, Aus der Grazer Burg
Über Land und Meer - holländische Landschaften
Die bruchlose Verbindung von Land und Meer. der gleitende Übergang von
einem Element zum anderen ist ein Hauptthema der holländischen
Landschaftsmalerei. Hintergrund ist eine beispiellose
Erfolgsgeschichte: Aus einer Randlage heraus gelingt dem Land der
Aufstieg zur weltumspannenden See- und Handelsmacht. Dieser Erfolg ist
teuer erkauft: Erst nach jahrzehntelangem Krieg gegen Spanien wird die
politische und religiöse Unabhängigkeit erreicht. Die Holländer werden
nicht nur zu Herren der Meere, auch ihr Land gewinnen sie den Fluten
durch Eindeichung ab. Stets ist man sich der Gefahr durch Sturmfluten
bewusst. Die Fluss- und Meeresbilder enthalten immer eine Mahnung.
Jan Abrahamsz. Beerstraten (1622-1666) - Hafenansicht, Öl auf Leinwand, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung
Der Traum vom Überfluss
Genoech is meer als veel. Genug ist mehr als viel.
Motto nach Hesiod auf einem gravierten Becher, Holland 1642
Das gesteigerte Interesse an der Natur lässt diese selbst zum Thema der
Kunst werden. Naturstudium führt zur Nachahmung, der imitatio. Die
detaillierte Wiedergabe von Pflanzen und Tieren soll ein Beweis für das
technische Können des Malers sein. Feldfrüchte und Jagdbeute gewinnen
greifbare Gegenwart, als seien sie eben erst geerntet oder erlegt
worden. Daraus spricht auch eine tiefe Sehnsucht nach Sättigung, nach
der Erfüllung eines menschlichen Grundbedürfnisses - keine
Selbstverständlichkeit in einer Zeit, die von Mangel geprägt ist. Die
Fülle der Natur wird zum Mittel der Repräsentation: Ihre Darstellung
soll ein gut regiertes Land widerspiegeln. Üppige Jagdstillleben, der
quellende Überfluss der Feldfrüchte dienen auch als Beweis für die
Fähigkeit des Regenten, zum Wohle des Landes zu handeln.
Flämischer Maler, um 1650 - Marktszene, Öl auf Leinwand
Flämischer Maler, um 1650 - Marktszene, Öl auf Leinwand
Dirk Valkenburg (1675-1721) - Öl auf Leinwand, Jagdstillleben mit Hase, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung
Verbotenes Vergnügen
Vorhang auf für ein Theaterspiel: Schauplatz ist ein niederländisches
Bürgerhaus, eigentlich ein Ort von Reinlichkeit und Ordnung, vor allem
aber tugendhaften Lebenswandels. Das junge Paar ist davon aber weit
entfernt: Ihm geht es um sinnliches Vergnügen, um Sex, befeuert durch
reichlichen Alkoholgenuss. Die Epoche sieht darin ein unmoralisches
Verhalten, bestimmt durch die Todsünde der Wollust, luxuria. Die niederländische Genremalerei des Goldenen Zeitalters entwickelt visuelle Codes für Dos, doch vor allem für Dont's: Grundlage ist eine strenge, protestantisch geprägte Moral, wie sie von Kanzeln und auf Theaterbühnen gepredigt wird.
Die junge Frau ist wie der Papagei im Käfig ihrer Ehe gefangen. Noch
wehrt sie den jungen Mann ab, dessen Begehren von der tropfenden
Zinnkanne drastisch illustriert wird. Auch Kohlebecken und Pfeife
stehen für Unzucht. Mit dem zerbrochenen Glas und der geknackten Nuss
am Boden nimmt der Maler den Ausgang der Geschichte schon vorweg.
Jan Steen (1626-1679) - Liebesszene, Öl auf Holz, Leihgabe Kaiserschild-Stiftung
Eisiges Vergnügen
Zwischen 1570 und 1700 erlebt Europa eine,,Kleine Eiszeit". Die
Temperaturen fallen um mehr als vier Grad. Ein Panzer aus Schnee und
Eis überzieht weite Teile des Kontinents. Schwere Krisen wie Missernten
und Hungersnöte sind die Folge. Der akute Mangel an Nahrung verschärft
die sozialen Spannungen und schwächt die ohnehin vom Krieg geplagte
Bevölkerung. In all dem sieht man das Zeichen eines göttlichen
Strafgerichts. Die niederländischen Maler beobachten dies sehr genau
und veranschaulichen die Macht des Klimas über die Menschen, die sich
ihrer Hinfälligkeit aufs Neue bewusst werden. Doch lehren diese
strengen Bedingungen auch Lebenskunst und der unbarmherzigen Härte der
Natur zu trotzen: Winterfreuden sind ein stets wiederkehrendes Thema
der Malerei. In allen Einzelheiten kann man das winterliche Treiben
beobachten: Der Kampf gegen die Kälte wird zum sportlichen
Zeitvertreib. Auf den zugefrorenen Flüssen wärmen sich die Menschen mit
Eislaufen und beim Kolf, einer Art Eishockey.
Landschaften en gros - der Traum von Arkadien
Künstler überqueren die Alpen, um im Süden ihr Traumland zu finden.
Adelige brechen zur Grand Tour auf, der obligaten Bildungsreise. Sie
alle sind viele Jahre lang unterwegs. Die ständigen Reisen erweitern
buchstäblich den eigenen Horizont. Ein neuer Bildtypus entsteht: die
dekorative Landschaft, ein Fantasieprodukt, bereichert um Beobachtungen
und Erinnerungen, wie es als Wandschmuck tausendfach wiederholt wird.
Immer wieder sind Ruinen zu sehen, gefeierte Zeugen antiker Größe oder
traurige Hinterlassenschaft vergangener Kriege. Davor tummelt sich
malerisch wirkendes Landvolk: Bauern und Hirten, deren harte
Lebensbedingungen ausgeblendet werden. So lebt im Norden der Traum vom
antiken Arkadien fort, Schauplatz einfachen, aber ungekünstelten
Lebens. Wer Grundbesitzer ist, ahmt solche Orte auf eigenem Boden nach:
Der Landschaftsgarten, in England erfunden, findet lebhafte Nachfolge.
Johann Georg Dorfmeister (1736-1786) - Venus und Amor, Alabaster
Jacob van Schuppen (1670-1751) - Kaiser Karl VI. (1685-1740), Öl auf Leinwand
Pietro della Vecchia (1605-1678) - Judith mit dem Haupt des Holofernes, Öl auf Leinwand
Josef Stammel (1695-1765) - Hl. Joachim & Hl. Anna, Holz, Aus der Stiftskirche Admont
Martino Altomonte (um 1657-1745) - Hl. Hieronymus, dat. 1735, Öl auf Leinwand
Martino Altomonte (um 1657-1745)- Hl. Maria Magdalena, dat. 1733, Öl auf Leinwand
Zeitenwende - Am Vorabend der Aufklärung
Die Epoche Kaiser Josephs II. (reg. 1780-1790) ist die Zeit der
Aufklärung und Toleranz. Die katholische Kirche bleibt prägende
religiöse Kraft, doch verliert sie ihr Monopol, viele Klöster werden
aufgehoben. Die Protestanten erhalten, wenn auch eingeschränkt,
Glaubensfreiheit. Der Bedarf nach Altarbildern ist weiterhin groß. Ihn
befriedigt Martin Johann Schmidt, genannt „der Kremser Schmidt". Er
hinterlässt ein umfangreiches, vielgestaltiges Werk, das geistliche und
weltliche Stoffe behandelt. Vorbild sind große Meister wie Rubens und
Rembrandt. Eine neue Mode kommt auf, das „Rembrandtisieren“, wie es der
Grazer Johann Georg Edlinger zeitlebens tut. Angelika Kauffmann, die in
London zur Star-Malerin wird, nimmt die Kunst van Dycks zum Vorbild: the Vandyke manner.
In Wien pflegt Johann Baptist Lampi d. Ä. einen neuen Porträtstil: Auch
der Habsburgerhof schätzt nun Natürlichkeit und Grazie. Höfische
Repräsentation verbindet sich mit bürgerlicher Sentimentalität. Der
Geschmackswandel kündigt eine neue Epoche an.
Johann Nepomuk Probst (1756-1824) Nach Georg Raphael Donner - Pietà, Holz
Alte Galerie im 1. Stock
ermöglicht einen Rundgang durch ein faszinierendes Universum
europäischer Kunst! Strahlende gotische Tafeln geben ein Abbild des
Himmels, Göttergestalten aus der Renaissance beschwören den Geist der
Antike und eine rauschende Farbenpracht erschließt die Welt des Barocks.
Das Münzkabinett im Erdgeschoss
erzählt einprägsame Münzgeschichten aus der Steiermark – vom
Panthertaler und der Goldmünze bis zum Renaissance-Medaillenkleinod
Erzherzog Karls II. von Innerösterreich.
Der Aufstieg Hans Ulrichs von Eggenberg zum europäischen Staatsmann
unter Kaiser Ferdinand II. machte es notwendig, den provinziellen
mittelalterlichen Familiensitz im Westen von Graz zur fürstlichen
Residenz mit höchstem repräsentativem Anspruch auszubauen. Ab 1625
entstand eine Schlossanlage, die den neuen Rang des Hausherren
überzeugend zum Ausdruck bringen sollte.
Fürst Hans Ulrich beauftragte 1625 unmittelbar nach seiner Ernennung
zum Statthalter von Innerösterreich den Hofarchitekten Giovanni Pietro
de Pomis als „Obristen Paumaister“ mit der Planung des neuen Schlosses.
Seine enormen Bargeldreserven erlaubten ihm auch in Kriegszeiten, den
Rohbau – unter Verwendung großer Teile des Altbestandes – in nur zehn
Jahren fertigzustellen. Nach dem Tod de Pomis‘ 1631 führten dessen
Poliere, Pietro Valnegro und Antonio Pozzo, den Bau zu Ende. Ab der
Jahrhundertmitte war das Haus benutzbar und zumindest temporär auch
bewohnt. Der Hauptwohnsitz war zu dieser Zeit jedoch immer noch das
Stadtpalais am Fuße des Schlossbergs (heute befindet sich dort das
„Museum der Geschichte“, Sackstraße 16). Erst Fürst Johann Seyfried von
Eggenberg, Hans Ulrichs Enkel, brachte die Arbeiten am Schloss in der
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Ausstattung der Prunkräume und
des Planetensaals 1685 zum Abschluss.
Nach dem Aussterben der Familie Eggenberg im Mannesstamm wurden die
Prunkräume von 1754 bis 1763 modernisiert und dem Zeitgeschmack
angepasst. Auftraggeber dieser Veränderungen waren die letzte Fürstin
Maria Eleonora von Eggenberg und ihr dritter Ehemann Johann Leopold
Graf Herberstein. Die heute noch erhaltenen Interieurs mit den drei
ostasiatischen Kabinetten sowie die Schlosskirche, die anstelle eines
Theaters eingebaut wurde, stammen aus dieser Zeit. Allerdings wurden
die Räume nur wenige Jahre, und zwar bis 1789, benutzt. Danach ging das
Haus in den Besitz einer anderen Linie der Familie Herberstein über,
die Eggenberg kaum bewohnte. Die Rokoko-Einrichtung und der große
Deckenzyklus des 17. Jahrhunderts blieben unverändert erhalten.
Eggenberg war nach 1789 im Erbwege an die ältere Hauptlinie der
Reichsgrafen Herberstein gekommen, die ihren Lebensmittelpunkt im weit
entfernten Schlesien hatte und das Schloss nur wenige Wochen im Jahr
besuchte. Am Beginn des 19. Jahrhunderts ließ Johann Hieronymus Graf
Herberstein („Jérôme“) zwar den formalen Barockgarten dem Zeitgeschmack
entsprechend in einen englischen Landschaftspark verwandeln, die
Prunkräume jedoch blieben vollkommen unberührt. Als unmodern betrachtet
und von seltenen Besuchern in Begleitung des Kastellans bestaunt,
fielen sie in einen über 100 Jahre andauernden „Dornröschenschlaf“. So
sind das erste Inventar des 18. Jahrhunderts und die ersten Fotos um
1900 noch fast identisch. Aus heutiger Sicht war diese lange Periode
des Stillstands für den Erhalt der Einrichtung und Dekorationen ein
besonderer Glücksfall. Nur die Wohnräume der Familie im ersten Stock
wurden nach 1850 mehrmals verändert und modernen Bedürfnissen angepasst.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die Familie Herberstein aus
wirtschaftlichen Gründen gezwungen, das Haus zu verkaufen, das
schließlich im Jänner 1939 vom Land Steiermark erworben wurde. Bis 1945
waren hier Klassen der „Reichsmusikschule“ untergebracht. Nach
Kriegszerstörungen und umfangreichen Restaurierungen wurde es 1948 beim
Landesmuseum Joanneum eingegliedert und 1953 als „Barockmuseum“ für das
Publikum geöffnet.
Die „Abteilung Schloss Eggenberg“ war seit 1972 in den Verband des
Joanneums eingegliedert und wurde ab 2003 systematisch zum zentralen
Standort der Sammlungen Alter Kunst des Joanneums ausgebaut. Die
Schlossanlage mit ihren kostbaren historischen Interieurs und
sorgfältig restaurierten Gärten stellt seit der Neuaufstellung der
Alten Galerie im ersten Stock (2005), der Wiedereröffnung des
Münzkabinetts (2007) und dem Neubau des Archäologiemuseums im
Schlosspark (2009) ein Highlight der österreichischen Museumslandschaft
dar.
Der Schlosspark zählt mit seinen historischen Rosen am Rosenhügel, dem
Planetengarten, dem Herrschaftsgartel, dem Garten am Südpavillion und
dem Obstgarten zu den kostbarsten Gartendenkmalen des Landes. Genießen
Sie einen Spaziergang durch den malerischen Landschaftsgarten, der seit
seiner Entstehung im frühen 17. Jahrhundert viele Veränderungen erlebt
hat.
Seit 1. August 2010 zählt Schloss Eggenberg zum UNESCO-Weltkulturerbe „City of Graz – Historic Centre and Schloss Eggenberg“.
Der Rosenhügel
Ab 1833 sollte Graf Herbersteins Meisterstück entstehen: ein Aussichtberg, der gleichzeitig auch ein Rosengarten war.
Der Schlosspark von Eggenberg mit seinen großzügig gestalteten
Baumgruppen und Wiesenräumen sowie mit seinen malerischen Szenerien
zeugt heute noch von einer Parkpoesie, die nur an wenigen Stellen von
Österreich so ursprünglich, wie sie im 19. Jahrhundert gedacht wurde,
erhalten geblieben ist. Nach 1810 war Schloss Eggenberg nur noch
während einiger Wochen im Jahr bewohnt. Unter Johann Hieronymus Graf
Herberstein und seiner Frau Marie Henriette begann die große
Umgestaltung des formalen Barockgartens zum heute noch bestehenden
Landschaftsgarten im englischen Stil.
Planetengarten
Der verlorene Küchengarten des Schlosses wurde 2004 nach einem Entwurf
von Helga Maria Tornquist neu angelegt. Ihre Gestaltung greift in
spielerischer Form das uralte System planetarischer Signaturenlehre auf
und stellt so einen Zusammenhang mit dem Bildprogramm von Schloss
Eggenberg her. Seit der Antike besteht die Vorstellung von einem
verborgenen Zusammenhang aller Elemente des Kosmos. In diesem
Weltmodell sind Oben und Unten, Himmlisches und Irdisches, durch ein
System von sieben Seinsketten verbunden. An der Spitze jeder Kette
steht eine Planetengottheit, die alle sympathischen, also ihr
wesensverwandten Erscheinungsformen beeinflusst. Dabei hat jeder Planet
nicht nur unter den Menschen Kinder, die seine Eigenschaften zum
Ausdruck bringen, sondern auch Tiere, Pflanzen, Mineralien, Orte und
Tätigkeiten, Farben und Formen tragen seine Signatur. Aus diesem
Vokabular sind hier poetische Gartenräume geformt, die unter dem Signum
der sieben klassischen Planeten stehen. Das Universum dieses Gartens
ist also kein astronomisches, sondern ein philosophisch-literarisches.
Es führt das humanistische Programm des Schlosses fort.
Venus gilt als Gegenspielerin
des herrischen Mars, das weibliche Prinzip, Idee der Liebe und Lust.
Sie tritt dem starren, eisengepanzerten Mars als nachgiebige, weiche
Form entgegen. Schönheit und Harmonie, Luxus und Glanz regieren in
ihrer kunstvollen Welt der schönen Oberfläche, die von Duft erfüllt
ist. Venus ist die sanfte Berührung, die Herrin der blühenden Erde im
Mai. Dem Venusprinzip sind zwei Gartenräume gewidmet. Für die
himmlische Venus, die mit dem Tierkreiszeichen Waage verbunden wurde,
steht hier natürlich ein Rosengarten. Im Mythos entsteht die Rose aus
den Tränen der Göttin, die sich mit dem Blut ihres Geliebten Adonis
vermischen. So spiegelt sie die Schönheit beider Liebenden. Historische
Alba-, Bourbon- und Damaszenerrosen sind hier zu kostbaren Ensembles
vereinigt. Zarte Sternmagnolien, Duftschneeball, Flieder und Jasmin
bilden Akzente im Frühling.
Archäologiemuseum Schloss Eggenberg
Lebensspuren aus der Vergangenheit zu Themen, die unter die Haut gehen:
Das Archäologiemuseum zeigt mehr als 1200 kostbare Objekte aus dem
Gebiet der heutigen Steiermark, des heutigen Sloweniens, der
klassischen griechisch-römischen Antike sowie Ägyptens in einer
grundlegend neu gestalteten Dauerausstellung, die wissenschaftliche
Erkenntnisse vermittelt und zeitlose Fragen menschlicher Existenz
aufgreift.
Die Höhepunkte der Ausstellung stammen aus der heutigen Steiermark:
Hallstattzeitliche Objekte von Weltrang wie der berühmte Kultwagen von
Strettweg, die Maske von Kleinklein oder die Prunkgefäße aus den
Gräbern von Kleinklein doku- mentieren die kulturelle Geschichte
unseres Landes ebenso wie der wertvollste steirische Fund aus der
Römerzeit - der Silberbecher von Grünau.
Das Archäologiemuseum zeigt auch die Grenzen unseres Wissens über die
Vergangenheit auf - die Objekte werden daher nicht primär in ihrem
Fundzusammenhang gezeigt, sondern als wiederkehrende Ausdrucksformen
menschlicher Grundbedürfnisse. Die Ausstellung lädt dazu ein, mögliche
Antworten auf zeitlose Fragen an das Mensch-Sein zu gewinnen -
Interviews mit bekannten Österreicher/innen liefern dazu Denkanstöße.
Das Archäologiemuseum zeigt mehr als 1.200 Objekte, die als
„Lebensspuren“ Ausgangspunkte für Fragen bilden, die die Menschen seit
Jahrtausenden bewegen. Höhepunkte der Dauerausstellung sind
hallstattzeitliche Objekte von Weltrang wie der Kultwagen von Strettweg
oder die Maske von Kleinklein.
Bodenmosaikfragment, Darstellung der Europa auf dem Stier, FO: Pettau (Ptuj), Slowenien
Grabporträtmedaillon, für einen Centurio, FO: Seggauberg
Das Archäologiemuseum soll auch vermitteln, wie begrenzt und
bruchstückhaft unser Wissen über die Vergangenheit oft ist, sodass
manche Fragen offen bleiben müssen. Die zeitlich und räumlich weit
gestreuten Ausstellungsstücke werden daher weniger in ihrer
kontextbezogenen historischen Dimension verstanden, sondern als
archetypische Konstanten menschlicher Grundbedürfnisse.
Grabporträtmedaillon, mit Büste eines Schreibers, FO: Flavia Solva, Wagna
Mumie des Pahes mit Sarg, der Sohn des Scha-en-nofer und der Hor-tasnacht.
Holz, Leinwand, Bemalung und Vergoldung; Ägypten; ptolemäische Zeit, 2. Jh. v. Chr.
Nachdem man ihn aufwendig präpariert und ihm das Hirn mit einem
Eisenhaken durch die Nase aus dem Körper gezogen hatte, öffnete ihm ein
Priester den Mund- irgendwo muss die Seele ja eine geöffnete Türe in
den Körper finden, wenn sie zurückkehren will.
Ushebtis
Was will man am allerwenigsten, wenn man im Jenseits ist? Erraten:
arbeiten! Die alten Ägypter gaben ihren Toten kleine Helferlein mit ins
Grab, Statuetten aus glasierter Fayence, Holz oder Ton. Je mehr solcher
so genannter Ushebtis jemand mitbekam, desto weniger musste diese/r
drüben schuften und konnte die Arbeit delegieren. Wer den kompletten
Satz von 365 Ushebtis sein Eigen nannte, hatte es ins wahre Paradies
geschafft.
Kultwagen von Strettweg
Wie staunte da der Bauer Ferdinand Pfeffer, als er 1851 auf seinem Feld
nördlich von Strettweg Waffen, Schmuck und Geschirr aus Bronze und
Eisen fand! Es waren Grabbeigaben eines Fürsten aus der Hallstattzeit.
Prunkstück waren die Reste eines Fahrzeugs, eines Kesselwagens, der als
„Kultwagen von Strettweg" zum bekanntesten Objekt aus Österreichs
Urgeschichte geworden ist, und auch zum kostbarsten Exemplar unseres
Museums. Die Frau mit der Schale in den erhobenen Händen steht inmitten
einer Opferprozession.
Die dargestellten Reitersleute, Männer, Frauen und Hirsche sind für
einen Kesselwagen aus dieser Zeit eher ungewöhnlich, denn andere, die
wir kennen, sehen im Vergleich dazu eher unscheinbar auss Wie genau der
Kultwagen verwendet wurde, wissen wir nicht, aber der Verdacht liegt
nahe, dass er für Trankopfer oder zum rituellen Verbrennen von
Räucherwerk gedient hat.
Kultwagen (Kesselwagen), Bronze, Strettweg bei Judenburg, ältere-jüngere Hallstattzeit, Ende 7. Jh. v. Chr.
Fibeln sind immens wichtig: um
das nicht genähte Gewand zusammenzuhalten, weil sonst die Hüllen
fallen; oder als Schmuck, vergleichbar funktionslosen
Manschettenknöpfen oder Krawattennadeln. Heute verwenden ArchäologInnen
Fibeln zur Datierung anderer Funde. Mode hat also doch, selbst nach
Jahrtausenden, einen Sinn.
Älter als Ötzi
Vor 113 Jahren wurde in der Josefinenhöhle bei Peggau das Skelett eines
weiblichen Individuums entdeckt. Eine jüngst durchgeführte Radiokohlen-
stoffdatierung beweist, dass das Skelett aus der Zeit zwischen 3630 und
3380 v. Chr. stammt und damit ungefähr 300 Jahre älter ist als die
berühmte Gletschermumie „Ötzi" aus Südtirol. Das bislang älteste in der
Steiermark aufgefundene menschlichen Skelett datiert somit in die
Kupferzeit.
Die Entdeckung
Teile dieses Skeletts sowie Tierknochen und Keramikscherben wurden am
12. September 1909 durch den Höhlenforscher Adolf Mayer sen. entdeckt.
In den darauffolgenden Wochen wurden bei Grabungen des Geologen Vinzenz
Hilber vom Joanneum weitere zugehörige Menschenknochen geborgen. Heute
wird das Skelett in der Sammlung Geologie & Paläontologie der
Abteilung Naturkunde am Universalmuseum Joanneum in Graz aufbewahrt.
5300 Jahre schauen uns an
Im Jahr 2019 begann ein internationales Forschungsteam mit
interdisziplinären Untersuchungen am Skelett. Dadurch konnten neue
Erkenntnisse hinsichtlich des Sterbealters der Frau, ihres Körperbaus,
ihrer Nähe zu anderen bekannten anthropologischen Funden dieser Epoche
und der Behandlung des Leichnams nach dem Tode gewonnen werden. Hinzu
kam eine digitale Gesichtsweichteilrekonstruktion am Schädel, die es
erlaubte, das Antlitz der Verstorbenen zu rekonstruieren.
Ein Name aus dem Heute für die Frau aus dem Gestern
Der Nachweis des ältesten menschlichen Skeletts der Steiermark hat in
der Presse und Öffentlichkeit einen enormen Widerhall gefunden und
auch. zu einem Namenswettbewerb in der Tageszeitung „Kronen Zeitung"
geführt. Nach tausenden Einsendungen mit Namensvorschlägen gab es mit „Peggi" einen klaren Favoriten, der vom Namen des Fundortes inspiriert wurde.
2 Swastikafibeln, Bronze, Poetovio (Slowenien), römische Kaiserzeit, Ende 2.-1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.
Panzer und Doppelkammhelm
Einen Bronzepanzer, an dem Brustwarzen und Schulterblätter
herausgearbeitet sind - so etwas Kostbares trugen nur die obersten
Potentaten der frühen Eisenzeit. Damit sie damit auch aufs Pferd kamen,
hatten die Schmiede den Panzer unten zur Glockenform ausgetrieben. Auf
dem Helm ein furchteinflößender Kamm aus Rosshaar, der natürlich längst
verrottet ist! Nur die Halterung, an der er befestigt war, ist noch da.
Schimmernde Wehr für Kampf, Repräsentation, und - einmal mehr - Grab.
5 Gürtelschnallen, Bronze, Poetovio (Slowenien); Flavia Solva römische Kaiserzeit-Spätantike, 1.-5. Jh. n. Chr.
7 Gürtelschließen und -beschläge, Bronze, Colatio; Poetovio (Slowenien); Gleisdorf römische Kaiserzeit, 1.-2. Jh. n. Chr.
Das Archäologiemuseum versteht sich als ein Ort der ständigen
Kommunikation, nicht nur zwischen Museumspublikum und der Wissenschaft,
sondern auch zwischen den Besucherinnen und Besuchern selbst. Seit
September 2009 sind 1.221 archäologische Objekte in einem von BWM
Architekten geplanten Neubau im Park von Schloss Eggenberg auf 600 m²
zu sehen. Der Bau schließt direkt an das mehrfach preisgekrönte
Lapidarium von PURPUR.architektur an und nimmt dessen Formensprache
auf.
Das Lapidarium des Archäologiemuseums – die Römersteinsammlung am
Universalmuseum Joanneum – ist nicht nur die größte, sondern auch die
bedeutendste Österreichs und des gesamten Ostalpenraumes.
Zyprische Götterköpfe
Welche Größe! Nur wenige Göttinnen sind so überdimensional wie diese
hier aus dem zyprischen Idalion! Die "Große Göttin" ist niemand anderes
als die griechische Aphrodite in all ihrer Vielgestaltigkeit. An ihrem
Kopfputz kann man erkennen, wofür die jeweilige Göttin zuständig ist:
Blüten stehen für Fruchtbarkeit und Vegetation, Mauerkronen für den
Schutz der Stadt.
Weiblicher Kopf einer Statue, Kalkstein, Zypern, spätklassisch, 375-325 v. Chr.
Die Parkanlagen des Schlosses umfassen 17,9 ha. Alle Besitzer und
Bauherren haben das Schloss und den umgebenden Garten immer als
gleichbedeutendes Element betrachtet. So hat jede Generation größere
Veränderungen vorgenommen. Der Schlosspark Eggenberg gehört zu den
bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmalen Österreichs und steht
in einer kleinen Gruppe der historischen Gärten Österreichs direkt
unter Denkmalschutz. Daher wurde 1993 in Zusammenarbeit mit dem
Bundesdenkmalamt ein Gartenpflegewerk in Auftrag gegeben, dessen
Zielsetzung die Rekonstruktion und Erhaltung des Gartens als
Kulturdenkmal der Romantik sein sollte. Die noch erhaltenen Elemente
sollten erkennbar gemacht, der kostbare Bestand gesichert und die
verlorenen Elemente, so weit wie möglich, wieder rekonstruiert werden.
Der Park bildet auch das Europaschutzgebiet Schloss Eggenberg. Es wurde
2015 nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen, um der hier
ansässigen Großen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum), einer
streng geschützten Fledermaus, ein Jagdrevier zu bieten. Die Vorgaben
des Europaschutzes (etwa Erhaltung der Gehölzbestände, Erhaltung des
bestehenden Stillgewässers, Minimierung allfälliger Pestizideinsätze)
sind bei der Gartengestaltung zu berücksichtigen, kommen dem Ziel der
Wiederherstellung des Landschaftsgartens der Romantik aber sowieso
entgegen. Die Schutzintention umfasst auch einige bauliche und
pflegerische Maßnahmen am Schloss selbst, wo die Tiere ihre Quartier
haben.
Das erste Mal "urkundlich" erwähnt werden die Pfaue im Jahre 1654: "Der
damalige Verwalter notierte in einer Rechnung Vogelfutter für die
damals 14-jährige Prinzessin Maria Elisabeth von Eggenberg, damit sie
es den "indiänischen Hienner" (so der Originalwortlaut) verfüttern
kann." Gemeint sind damit die Pfaue, deren ursprüngliche Heimat in
Indien liegt. Im barocken Garten zu jener Zeit war es neben einem
Schildkrötenteich und einem Labyrinth auch üblich, wilde Federtiere in
Volieren zu halten.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: