Theodor Kery WP 2/3, A-2491 Neufeld/L.
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Schloss mit prunkvollen Räumen, Barockgarten auf 7 Terrassen und idyllischem Gutshof mit Tieren, Erlebnispfaden, Themengärten und Kinder- und Familienwelt. Ausstellung vom 11. März bis 1. November 2023: „Kaiserliche Tafelschätze – Goldlöffel & Prunkgeschirr“ mit neuem erweiterten Themenbereich „Service mit Persönlichkeit“.
In der Schloss Hofer Gartenanlage wurden zahlreiche Brunnenanlagen
errichtet. Insgesamt liegen sechs Brunnen an der zentralen Längsachse
der Gartenanlage. Beginnend im Westen ist dies der dem Ehrenhof
vorgelagerte Neptunbrunnen, danach folgen im Gartenbereich der Brunnen
auf der dritten Terrasse, der Brunnen der Brunnengrotte zwischen
dritter und vierter Terrasse, die große Kaskade (zwischen fünfter und
sechster Terrasse), die kleine Kaskade (zwischen sechster und siebenter
Terrasse) und das oktogonale Brunnenbecken im Zentrum der siebenten
Terrasse. Diese Brunnenanlagen waren mit reichem Skulpturenschmuck und
dekorativer Plastik versehen. Einige dieser Brunnenanlagen sind heute
weitgehend noch im Originalzustand erhalten, andere wurden in den
letzten Jahren restauriert und rekonstruiert.
Einzelne Elemente der plastischen Ausstattung des Neptunbrunnens
(Figuren und dekorative Plastik der Brunnenbecken) sind heute leider
verloren, konnten jedoch zum Teil rekonstruiert werden. Im Original
erhalten haben sich neben zwei Löwenskulpturen auch die beiden
Herkules/Antäus-Gruppen der den Neptunbrunnen flankierenden Mauern und
Balustraden, die heute im Lapidarium ausgestellt sind. Am originalen
Standort wurden Abgüsse dieser Herkules/Antäus-Gruppen aufgestellt.
Schloss Hof (ehemals Schloßhof, ursprünglich Hoff an der March) ist das
größte der sechs Marchfeldschlösser. Es liegt östlich von Wien in der
Ortschaft Schloßhof in der Marktgemeinde Engelhartstetten im Bezirk
Gänserndorf in Niederösterreich, unweit der March, die die Grenze zur
Slowakei bildet, und ist weithin sichtbar auf einer Geländekante der
Flussterrasse angelegt. Die barocke Schlossanlage besteht im
Wesentlichen aus dem eigentlichen Schlossgebäude, einem
siebenterrassigen Barockgarten in Ost-West-Richtung, einer
Meierhofanlage mit zwei Orangerien im Norden und zwei großen Stallungen
im Westen.
Nach Schadensbefundungen und bauphysikalischen Untersuchungen an den
einzelnen Fassadenabschnitten wurde in den Jahren 2004 bis 2009 eine
komplette Fassadensanierung vorgenommen. An allen Fassaden erfolgte die
Rekonstruktion der spätbarocken/frühklassizistischen Fassadenkonzeption
unter Verwendung von reinem Kalkputz mit anschließender befundgemäßer
Färbelung in Kalktechnik. Das um 1773/75 von Oberhofarchitekt Franz
Anton Hillebrandt unter Maria Theresia und Joseph II. um ein Geschoß
aufgestockte Schlossgebäude umfasst zahlreiche Appartements. 2004 bis
2005 wurde das Appartement Maria Theresias, 2010 bis 2011 das
Kaiserappartement restauriert bzw. rekonstruiert.
In beiden Appartements waren große Teile der wandfesten Ausstattung
erhalten. Anhand von Quellenrecherchen konnte die ursprüngliche
Einrichtung ermittelt werden. Durch eine umfassende Restaurierung und
Rückführung des originalen Einrichtungsbestandes wurde die Ausstattung
der 1770er Jahre wiederhergestellt. Die Räume mit Wand- und
Deckenstuck, Holzvertäfelungen, textilen Wandbespannungen, Gemälden,
Möbeln, Öfen etc. präsentieren sich heute wieder in ihrem
Originalzustand.
In den Jahren 2007 bis 2010 wurden in der Sakristei und in den
Appartements im Nord- und Osttrakt restauratorische Maßnahmen
vorgenommen.
Die barocke Schlossanlage von Schloss Hof wurde unter der Leitung von
Johann Lucas von Hildebrandt ab 1725 errichtet. Die Schlossanlage von
Prinz Eugen von Savoyen und in Folge von Maria Theresia und Franz I.
Stephan von Lothringen umfasst das Schloss, den Garten und den
Meierhof. Eine Grundsanierung der Anlage erfolgte anlässlich der großen
Prinz Eugen-Ausstellung 1986. Die weitere bauliche Betreuung lag in den
Händen der Bundesbaudirektion und danach der Burghauptmannschaft
Österreich mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes. Der Marchfelder
Schlösserverein veranstaltete in den Sommermonaten Ausstellungen.
Schloss Hof wird seit 2002 von der Marchfeldschlösser Revitalisierungs-
und Betriebsges.m.b.H. verwaltet. Ab diesem Zeitpunkt wird die
Schlossanlage einer umfassenden Revitalisierung - mit dem vorrangigen
Ziel, die historische Originalsubstanz zu erhalten und zu
rekonstruieren - unterzogen.
Der auf sieben Terrassen angelegte Garten von Schloss Hof erstreckt
sich bis zu den Marchauen im Osten und umfasst ein Areal von 170.000
m². Bereits ab dem Jahr 1991 wurden durch das Bundesdenkmalamt
gartenarchäologische Grabungen vorgenommen. Die Grabungen ergaben, dass
ein Großteil der Fundamente der barocken Gartenanlage noch vorhanden
bzw. Strukturen erkennbar waren.
2003 wurde mit der umfassenden Revitalisierung begonnen. Die
Ausgrabungen ermöglichten die Wiederherstellung des Schloss Hofer
Barockgartens mit seinen Brunnen-, Treppen- und Toranlagen und dem
komplexen Bepflanzungssystem. Auf Basis der Fundamentfunde und
archivalischer Quellen wurden sowohl die architektonischen Ensembles
als auch die Gartenanlagen (Broderie-Beete, Obstbaumspaliere,
Laubengänge und Heckenlabyrinthe) rekonstruiert.
Von 2003 bis 2005 konnten die Terrassen eins bis drei dem
Originalzustand entsprechend wiederhergestellt werden. In den folgenden
Jahren wurde die Rekonstruktion der Terrassen vier bis sechs
vorgenommen, 2010 das Hauptwegesystem, der Brunnen und die Toranlage
auf Terrasse sieben rekonstruiert.
Das Schloss wurde in den 1620er Jahren östlich der damaligen
mittelalterlichen Feste Hof errichtet. Nachdem Prinz Eugen von Savoyen
die Anlage 1725 erworben hatte, baute er sie zu einem repräsentativen
Landsitz aus. 1755 kam das Schloss in den Besitz von Österreichs
Landesherrin Maria Theresia. Von 1773 bis 1775 erfolgte ein Um- und
Ausbau zum heutigen Erscheinungsbild durch Franz Anton Hillebrandt. Bis
2019 wurde der Barockgarten im historischen Erscheinungsbild
rekonstruiert.
Die barocke Anlage von Schloss Hof präsentiert sich als ein in sieben
Terrassen angelegter, festungsmäßig ummauerter Garten mit
Wasserkünsten, anspruchsvollen Bepflanzungen und reichem
Skulpturenprogramm an Brunnen-, Treppen- und Toranlagen. Die
Gartenanlage wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn Prinz Eugen
von Johann Lucas von Hildebrandt und Anton Zinner entworfen - mit der
Planung und Gestaltung wurde vermutlich um 1726 begonnen. Der
verantwortliche Bildhauer in Schloss Hof und zugleich Leiter einer
großen Bildhauerwerkstätte war Johann Christoph Mader (1697-1761).
Die Schloss Hofer Gartenanlage beinhaltet zahlreiche architektonische
Ensembles mit Skulpturenprogramm wie zum Beispiel den Neptunbrunnen,
die Brunnengrotte mit den Statuen der Flußgötter Donau und March,
Freitreppen mit Sphingen und Vasen und den Jahreszeiten-Gruppen, die
große Kaskade mit den zwei allegorischen Figurengruppen „Prinz Eugens
Kriegsruhm" und „Prinz Eugens Staatskunst", versinnbildlicht durch den
Kriegsgott Mars und den sagenhaften Herkules, die kleine Kaskade und
die Brunnenbecken auf der dritten und siebenten Terrasse.
Kybele/Ceresbrunnen
Von dem ehemals reichen Skulpturenbestand haben sich zahlreiche Stücke
nur in Fragmenten erhalten oder sind verloren. Im Zuge der Umwidmung in
eine militärische Ausbildungsstätte 1898/99 wurden nahezu sämtliche
Figuren und Vasen nach Wien transportiert. Im ersten Drittel des 20.
Jahrhunderts erfolgte eine allmähliche Rückführung eines Großteils der
Steinobjekte, die in ihrem Bestand durch den Zweiten Weltkrieg und in
der Zeit danach abermals reduziert wurden.
Die wichtigsten Grundlagen für die Rekonstruktion der Skulpturen sind
die um 1730/35 gefertigten Skizzen des Würzburger Bildhauers Johann
Wolfgang van der Auwera, der bei Johann Christoph Mader in die Lehre
ging, und die Aufnahmen des Fotografen Josef Wlha aus dem Zeitraum 1885
bis 1890. Eine weitere wichtige Quelle für die Rekonstruktion der
Gartenanlage und der skulpturalen Ausstattung stellen die Gemälde von
Bernardo Bellotto von 1759/60 dar. In den letzten Jahren wurden im Zuge
der Wiederherstellung der Gartenanlage viele Skulpturen restauriert
beziehungsweise rekonstruiert und an den ursprünglichen Standorten
wieder aufgestellt.
1725 erwarb Prinz Eugen von Savoyen, einer der erfolgreichsten
österreichischen Feldherren, das Renaissancekastell und den Markt Hof.
Er beauftragte Johann Lucas von Hildebrandt damit, das Kastell zu einem
barocken Jagdschloss umzubauen. Wie in seinem Gartenpalais in Wien ließ
der Prinz auch auf Schloss Hof viele der Steinbildhauerarbeiten im
Inneren und im Garten von den Kaisersteinbrucher Meistern unter Leitung
von Hofsteinmetzmeister Elias Hügel ausführen.
Nach dem Tode des Prinzen Eugen im Jahre 1736 erbte seine Nichte, Anna
Viktoria von Savoyen, das Schloss, das sie ihrem Gemahl, Joseph
Friedrich von Sachsen-Hildburghausen, nach der Hochzeit des Paares 1738
in Paris als Morgengabe überreichte. Von ihm erwarb es 1755 Maria
Theresia und 1772 erweiterte es Joseph II. um ein Stockwerk. Dabei
wurde auf der Ehrenhof-Seite des Corps de Logis der Mittelrisalit mit
fünf Pilastern verbreitert und ein vereinfachter Frontispiz aufgesetzt,
jedoch wiederum mit einer Uhr.
Brunnengrotte
Im April 1766 heiratete Erzherzogin Marie Christine, Lieblingstochter
Maria Theresias, in der Kapelle von Schloss Hof den Wettiner Albert
Kasimir von Sachsen-Teschen. Der Wohnsitz des Paares lag in
unmittelbarer Nähe von Schloss Hof: Die frisch Vermählten bezogen ihr
neues Zuhause in Pressburg, wo Albert Kasimir von Sachsen-Teschen im
Auftrag Maria Theresias als Statthalter für das Königreich Ungarn
fungierte. Nach dem Tode Maria Theresias im Jahre 1780 und der
Ernennung ihres Schwiegersohns zum Generalgouverneur der
Österreichischen Niederlande mit Amtssitz in Brüssel geriet Schloss Hof
in Vergessenheit und wurde fortan kaum mehr von der kaiserlichen
Familie genutzt.
Die Schloss Hofer Prunktoranlagen zeichnen sich aus durch qualitätvolle
Schmiedeeisenarbeiten von Christian Kremer und Johann Georg Oegg und
durch ein reiches Skulpturenprogramm von Johann Christoph Mader.
Von den einst sechs großen Toranlagen - Ensembles von Architektur,
Schmiedeeisen- und Bildhauerarbeiten - sind heute nur noch zwei in
ihrer ursprünglichen Form in Schloss Hof zu sehen: das Tor der
Brunnengrotte im Zentrum der Anlage und das im Osten gelegene Marchtor.
Die hohen Torpfeiler des Marchtors und des heute nur noch durch
historische Fotografien überlieferten Westtors zeigen bekrönende
Trophäengruppen - Kompositionen aus Waffen, Schilden, Helmen,
Rüstungen, dem Formenrepertoire antiker Triumphplastik entnommen. Die
abschließenden seitlichen Voluten wurden mit sitzenden Kriegsgottheiten
(z.B. Mars und Minerva am Westtor) oder Puttengruppen mit Waffen
versehen. Das hier gezeigte Fragment einer Figur konnte aufgrund
historischer Fotos der auf einer Volute sitzenden Minerva des Westtors
zugeordnet werden. Das Fragment eines Löwenkopfes stammt ebenfalls vom
Westtor und ist den Löwenköpfen im abschließenden Gesims der Torpfeiler
zuzuordnen.
Die Tore und Bekrönungen aus Schmiedeeisen zeigen das Savoy'sche Wappenkreuz, die Initialen E und S sowie die Herzogskrone.
Auf dem 50 ha großen Areal befindet sich neben dem Schloss auch ein
großer Barockgarten mit zahlreichen Treppen, Brunnen und Statuen. Da
sich Kaiserstein gut bearbeiten lässt, wenn er noch bruchfeucht ist,
ist das Gestein aus Kaisersteinbruch in vielfältiger Form im Garten von
Schloss Hof verarbeitet, etwa als Stufenstein und in den
Brunnenanlagen, aber auch als Bildhauerstein, wie bei den beiden
Sphingen auf der Treppe von der vierten auf die fünfte Terrasse.
Der Garten von Schloss Hof gliedert sich in sieben Terrassen, von denen
alle restauriert wurden. Er ist europaweit einer der wenigen, die seit
ihrer Entstehung in ihrem Aufbau nicht verändert wurden. Der Garten ist
zwar im Lauf der Zeit verwildert, wurde aber in den letzten Jahren nach
alten Plänen, historischen Aufzeichnungen und großräumigen
archäologischen Grabungen, bei denen die Originalfundamente von Brunnen
wie der großen Kaskade auf der fünften Terrasse gefunden wurden,
rekonstruiert. Das war möglich, da ein weiterer, sehr detailreicher
Plan des Gartens, der sogenannte „Zinnerplan“, der lange verschollen
war, im Jahr 2005 in Tirol wieder gefunden wurde. So weit wie möglich
werden auch die Broderiebeete auf den Terrassen wieder mit in der
barocken Zeit beliebten und weit verbreiteten Blumen wie der Tulpe
bepflanzt. Sowohl bei der Frühjahrs- als auch bei der Sommerbepflanzung
wird darauf geachtet, die Farben der Blumen in den Beeten nach deren
prozentuellen Anteilen im barocken Garten des Prinzen Eugen zu wählen.
Der Barockgarten besteht aus sieben Terrassen, die sanft nach Osten zur
March hin abfallen. Von wem der Gartenentwurf stammt, ist nicht
eindeutig gesichert. Das Konzept der abfallenden Terrassen wird Lucas
von Hildebrandt und die Gestaltung des Gartens dem Fontainier Dominique
Girard zugeschrieben. Die Ausführung lag in den Händen des
Garteninspektors Anton Zinner sowie des Feldingenieurs Ludwig Seibb.
Die Schmiedeeisenarbeiten wiederum wurden von Johann Georg Oegg und
Christian Kremer ausgeführt. Für die Wasserversorgung und den Betrieb
der Fontänen wurden im nahen Groißenbrunn Speicherbecken angelegt. Als
Quellen für die Wiederherstellung des Gartens dienen die drei Gemälde
Canalettos von Schloss Hof aus der Zeit um 1760: die Ehrenhofseite, die
Gartenansicht und die Ansicht von Norden, alle im Kunsthistorischen
Museum in Wien.
Durch den Anbau der seitlichen Flügel auf der zweiten Terrasse unter
Lucas von Hildebrandt an das ursprüngliche Kastell entstand der
Ehrenhof, in dem Prinz Eugen in den 1730er Jahren seine Besucher
empfing. Die seitlichen Broderieparterre, links und rechts vom Schloss,
sind nicht wiederhergestellt worden und wurden stattdessen durch
Rasenflächen ersetzt.
Der prächtige Garten wurde einst nach französischem Vorbild errichtet
und zählt heute zu einem der bedeutendsten Europas. Beim Flanieren auf
den zahlreichen Spazierwegen ist man umgeben von der Schönheit und
Pracht der Anlage: 16 Hektar auf 7 Terrassen, mit mythologischen
Skulpturen, mächtigen Brunnenanlagen, in Form geschnittenen Baumalleen,
35.000 Blumen - je nach Jahreszeit im Frühlings- oder Sommerflor. Aber
auch ein geheimnisvolles Labyrinth und ein Irrgarten mit einer
Aussichtsplattform laden ganzjährig zum „Luftschöpfen“ und
„Lustwandeln" ein.
Heute erinnern viele original erhaltene Einrichtungsgegenstände auf
Schloss Hof an Prunk und Pracht der barocken Zeit. Im Rahmen der
Vorbereitung der Niederösterreichischen Landesausstellung im
Prinz-Eugen-Jahr 1986 (250. Todesjahr des Prinzen) wurde die Beletage
des Schlosses restauriert und das noch erhaltene Mobiliar aus der
Barockzeit, das in Depots in Österreich lagerte oder in
österreichischen Botschaften im Ausland genutzt wurde, nach Schloss Hof
zurückgeführt.
Goldlöffel & Prunkgeschirr auf Schloss Hof
Die Sonderausstellung zeigt die schönsten Stücke aus den Beständen der
ehemaligen kaiserlichen Hofsilber- und Tafelkammer und veranschaulicht
auf eindrucksvolle Weise die funkelnde Welt der höfischen Tafelkultur
vom Barock bis zum Historismus.
Die Ausstellungserweiterung mit dem Titel „Service mit Persönlichkeit"
ist berühmten Habsburgern wie Kaiserin Elisabeth oder Maximilian von
Mexiko gewidmet. Des Weiteren sind Motivteller unter dem Motto „Kunst
auf den Teller gebracht" aus der Zeit des Biedermeiers zu sehen.
FRANZ FERDINAND EIN THRONFOLGER MIT TRADITIONSBEWUSSTSEIN
Franz Ferdinand unternahm, neben einzelnen Reisen in den Orient oder
Russland, 1892 eine fast ein Jahr andauernde Weltreise, die ihn unter
anderem nach Indien, Japan, Australien und in die USA führte. Von
diesen Expeditionen brachte er zahlreiche Jagdtrophäen und eine große
Anzahl ethnologischer Objekte mit, die in seinen Residenzen zur
Ausstattung dienten. Einerseits sollten die zahlreichen Objekte die
Welt ins Eigenheim und nebenbei seine monarchischen Qualitäten als
„Erzieher des Volkes" zum Ausdruck bringen und andererseits das
große Interesse an allem Exotischen widerspiegeln.
Die ausgeprägte Sammelleidenschaft verband Erzherzog Franz Ferdinand
mit Kronprinz Rudolf und Ferdinand Maximilian. So wurde wohl unter dem
Eindruck des Exotischen für Thronfolger Franz Ferdinand und seine
Gattin Herzogin Sophie von Hohenberg ein Tafelservice mit fernöstlichen
- sowohl indischen als auch asiatischen - Motiven angefertigt. Bei den
Neuanfertigungen sollte aber auch ein Bezug zu vergangenen Epochen und
historischen Persönlichkeiten gegeben sein. Zum Teil wurden bei großen
europäischen Manufakturen auch Tafelservice bestellt, welche
historische Vorbilder aus der Barockzeit nachahmten.
Franz Ferdinand wählte das Obere Belvedere zu seinem offiziellen
Wohnsitz und ließ es adaptieren. Für die Ausstattung seines Haushalts,
zu der auch Tafel- und Küchengeschirr zählte, war die Hofverwaltung
zuständig. Bei der Firma J. & L. Lobmeyr bestellte das Ehepaar etwa
die Neuanfertigung eines Porzellan- und Glasservices. Diese Ausstattung
war mit Staatsmitteln finanziertes hofärarisches Eigentum und wurde
Franz Ferdinand zur Benutzung zur Verfügung gestellt. Nach dessen Tod
wurde es wieder in die Silberkammer überstellt.
DER "BLUMENKAISER" UND DAS PORZELLAN
Blumen als Motive für Dekorationen von Keramik und Porzellan weisen
eine lange Tradition auf. War ihre Gestaltung zunächst mehr
fantasievoll, so wandelte sich ihre Verwendung nach dem Zeitgeschmack
und folgte schließlich dem gestiegenen Interesse an Botanik. Die
Farbenvielfalt und die vielen Varianten der Blumenformen flossen in
Stillleben und malerische Dekorationen ein. Zudem wurden die
Schöpfungen der Natur detailgenau und begleitet von Beschreibungen
festgehalten. Die Erforschung und das wachsende wissenschaftliche
Interesse einerseits ebenso wie die Freude an der Schönheit der Natur
andererseits bereicherten die Kreationen der Kaiserlichen
Porzellanmanufaktur in Wien.
Der „Blumenkaiser" Franz II./I. förderte das Interesse an Gärten und an
der Pflanzenzucht, damit initiierte er eine neue, florale Mode. Die
Sprache der Blumen zog in den Kaiserhof und in die Salons ein. Üppige
Bouquets, gestreute Blümchen und verschlüsselte blühende Botschaften
verzierten die Gegenstände aus Porzellan und bezauberten die
Gesellschaft. Frische Blumen und Pflanzen schmückten die Räumlichkeiten
der Palais und Residenzen. Schließlich wurde die kaiserliche Tafel mit
den auf Porzellan gemalten Erscheinungen der Flora gedeckt:
Detailgenaue Wiedergaben von Blumen wurden auf Tellern festgehalten,
sowohl vor hellem als auch vor dunklem Hintergrund. Die Leuchtkraft der
Porzellanfarben und die delikat eingesetzten Goldleisten ließen die
Blumen-Porträts elegant wirken.
KUNST AUF DEN TELLER GEBRACHT
Die Kooperation der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur mit der Wiener
Akademie eröffnete den Künstlern den Zugang zu den Werken von alten
Meistern und Zeitgenossen, die als Inspiration und zur Schulung
dienten. Anfang des 19. Jahrhunderts waren in Wien bereits einige
hochkarätige Sammlungen mehr oder weniger öffentlich zugänglich: die
kaiserliche Gemäldesammlung im Oberen Belvedere, die Sammlung des
Grafen Anton Franz de Paula Lamberg-Sprinzenstein, der ein bedeutender
Förderer der Akademie war, die Zeichnungen und Druckgrafiken im Palais
der Albertina sowie - neben anderen aristokratischen Sammlungen - die
Kollektion der Fürsten Liechtenstein.
Zahlreiche der berühmten Werke wurden auf Porzellan übertragen, wobei
die Maler der Kaiserlichen Manufaktur gleichermaßen ihr Können als
Miniaturmaler sowie den Umgang mit Farbe bewiesen. Die Wahl der Motive
bestimmten die Auftraggeber, doch wurden die Vorlagen auch gezielt
gewählt, um die Meisterschaft des Kopierens unter Beweis zu stellen.
Außer- dem stellte die Druckgrafik eine wichtige Quelle dar, um
Beispiele aus dem Oeuvre beliebter Künstler und Künstlerinnen, die man
nicht in Wien im Original studieren konnte, auf Porzellan zu verewigen.
Auf diese Weise war es möglich, berühmte Werke en miniature auf Tellern
und Tassen in der intimen Atmosphäre eines Salons zu studieren, über
diese eine gepflegte Unterhaltung zu führen oder gar von diesen zu
speisen.
* * *
CHRISTUS MIT DEM JOHANNESKNABEN UND ZWEI ENGELN - TELLER MIT RELIGIÖSER SZENE
Malerei auf Porzellan, Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien, 1806
Peter Paul Rubens' Gemälde mit der Darstellung von Christus, dem
Johannesknaben und zwei Engeln, welches in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts in der kaiserlichen Gemäldegalerie im Oberen Belvedere
ausgestellt war, diente als Vorlage für die Gestaltung des Tellers.
Moritz Michael Daffinger erhielt seine Ausbildung an der Wiener
Akademie und war bis 1812 in der kaiserlichen Porzellanmanufaktur als
Maler tätig, um sich danach überaus erfolgreich der Miniaturmalerei zu
widmen.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
VENUS ÜBERGIBT IHREM SOHN AENEAS DIE WAFFEN - TELLER MIT MYTHOLOGISCHER SZENE
Malerei auf Porzellan, Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien, um 1900
Der Porzellanmaler Johann Stadler übertrug das 1748 von Pompeo Girolamo
Batoni geschaffene Gemälde mit der Darstellung der Übergabe der Waffen
durch die Göttin Venus an Aeneas auf einen Teller. Das Werk befindet
sich noch heute in der Sammlung der Fürsten Liechtenstein.
Möglicherweise konnte Johann Stadler das Original in der fürstlichen
Gemäldegalerie des Gartenpalais in der Wiener Rossau studieren und
übertrug dies in weiterer Folge auf Porzellan.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
KAISER FRANZ II./I. MIT SEINER FAMILIE IN LAXENBURG
Teilkolorierter Stich, eingelassen in ein Möbelstück, um 1800 (Reproduktion)
Kaiser Franz II./1. ist mit seiner zweiten Gemahlin, Maria Theresia von
Neapel-Sizilien, und sieben Kindern dargestellt. Die linke
Fensteröffnung zeigt die von dem Monarchen in Auftrag gegebene
Franzensburg, durch das rechte Fenster blickt man auf den Blauen Hof
und die Pfarrkirche von Laxenburg. An der Rückwand sind als
Scherenschnitte die Profile der Eltern des Kaisers, Kaiser Leopold II.
und dessen Gemahlin Maria Ludovica, zu sehen.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Möbelmuseum Wien
„DIE FRANZENSBURG IN LAXENBURG"
Kolorierter Stahlstich, Ernst Willmann, nach 1842
Kaiser Franz II./1. ließ um 1800 einen von mittelalterlichen Vorbildern
inspirierten Gebäudekomplex im Garten von Schloss Laxenburg errichten.
Das romantische Flair der Anlage inmitten der Natur wurde von den
Besuchern stets gerühmt: „Ungeachtet wir das Ziel unserer Neugierde,
das ritterliche Schloß vor Augen hatten, so konnten wir uns doch von
diesem anmuthigen Gewässer nicht losreißen, wir umgingen den ganzen
See, und kamen endlich an eine Brücke". (Aus: Franz de Paula Gaheis:
Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien. Wien 1804)
Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.
SPIELERISCHES UND AMOURÖSES
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Zuge der Aufklärung dem
Motiv des Kindes und Szenen mit Kindern eine neue Bedeutung zugemessen.
Neben Gemälden und Aquarellen entwickelte sich auch in der
Porzellanmalerei die Vorliebe, kindliche Sujets abzubilden. Bereits im
Zeitalter des Barock haben Kinder als Protagonisten im figürlichen
Porzellan eine Rolle gespielt. Als Inspiration für die Kinderwelt
dienten Stichserien englischer Künstler. Diese druckgrafischen Werke
blieben im Nachlass der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur erhalten und
werden heute in der Sammlung des MAK - Museum für angewandte Kunst
verwahrt.
Unbefangen und natürlich wurden Kinder in idyllisch-romantischen
Umgebungen und bei diversen Aktivitäten wiedergegeben. Der gleichen
Gefühlswelt waren die Darstellungen von Liebesmotiven und Beweisen von
Zuneigung verpflichtet. Putti fungierten als Botschafter von Liebe und
Freundschaft, zudem fanden Sprichwörter, Wünsche und Treueschwüre
Eingang in das Repertoire der Motive. Die dekorative Gestaltung der
Porzellanobjekte wurde dabei besonders sorgfältig entworfen und aus-
geführt, wobei der Einsatz von Farben und Gold stets mit der Wahl des
Motives harmonierte. Die kostbaren und ästhetisch ansprechenden Tassen
und Teller entwickelten sich zu begehrten Sammlerstücken, die ebenso
verwendet wie zur Schau gestellt wurden.
* * *
SCHOKOLADETASSE MIT UNTERTASSE
Malerei auf Porzellan, Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien, 1825
Die intim anmutende Szene stellt ein Kind dar, welches sich an der Betrachtung eines Vogels in einem Käfig erfreut.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
KAISER FRANZ II./I. IM KRÖNUNGSORNAT
Schabblatt, Thomas Benedetti nach Leopold Kupelwieser, nach 1830
Der Maler Leopold Kupelwieser fertigte um 1830 ein Porträt von Kaiser
Franz II./I., stehend im Ornat des österreichischen Kaisers, an. Dieses
Gemälde diente als Vorlage für das gezeigte Schabblatt. Auf seinem
Haupt trägt er die Kaiserkrone, in der Hand hält er das Szepter. Dazu
ist er durch die Collanen der österreichischen Hausorden. - St.
Stephansorden, Leopoldsorden, Orden der Eisernen Krone und Orden vom
Goldenen Vlies - ausgezeichnet. Am linken Bildrand sind auf einem
Polster die Kronen Böhmens und Ungarns sowie der Reichsapfel drapiert.
Der Mantel des Ornats wurde von dem Hoftheaterkostümdirektor Philipp
von Stubenrauch entworfen und befindet. sich gemeinsam mit Krone,
Szepter und Reichsapfel in der Schatzkammer der Wiener Hofburg.
Privatsammlung Wien
ANSICHT DER FRANZENSBURG IM GARTEN VON SCHLOSS LAXENBURG
Stahlstich, John James Hinchliff nach Jakob Alt, um 1838
Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.
Veduten - naturgetreue Darstellungen von Städten und Landschaften -
erfreuten sich stets großer Beliebtheit. Gerne nahm man diese Andenken
in Form von Gemälden und Druckgrafiken von den Kavaliersreisen als
Souvenirs mit, um sich an die fernen Destinationen, an antike Monumente
und an Abenteuer zu erinnern.
Die Residenzstadt Wien mit ihren prominenten Gebäuden und Plätzen bot
zahlreiche Motive für Porzellanmaler, die sich berühmter Ansichten und
Serien von Kupferstichen bedienten. Auch die weitläufigen Parkanlagen
mit Schlössern in der Umgebung von Wien waren beliebte Sujets. Eine
besondere Herausforderung stellte dabei für die Künstler die
Übertragung großformatiger Gemälde auf die kleinen Flächen der
Porzellanobjekte dar, welche selten flach und als Malgrund
herausfordernd waren. Hinzu kam, dass die dekorative Goldmalerei
gleichsam wie ein Rahmen die Ansichten nobilitierte. Die hohe Qualität
des Golddekors und die vielen Varianten - glänzend, matt, farbige
Nuancen und Reliefdekor - waren ein besonderes Markenzeichen der
Kaiserlichen Manufaktur. Damit entwickelten sich die Porzellanobjekte
zu beliebten Geschenken aus Wien, welche auf die Schönheit der
Residenzstadt aufmerksam machten und gleichzeitig die hohe Kunst der
Manufaktur hervorhoben.
* * *
ANSICHT DER FRANZENSBURG - TELLER AUS DEM SOGENANNTEN HABSBURGER-SERVICE
Malerei auf Porzellan, Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien, 1821-1824
Der Dessertteller aus dem „Habsburger-Service" unterscheidet sich von
den übrigen Tellern durch die Gestaltung der Fahne mit verschiedenen
Arten von Schmetterlingen in Kreisen. Im Spiegel ist die Franzensburg
im Garten von Schloss Laxenburg dargestellt, welche im Auftrag von
Kaiser Franz II./1. 1791-1801 errichtet und ausgestaltet wurde.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
DAS ACHILLEION - ELISABETHS PALAST AUF KORFU
Elisabeth besuchte Korfu erstmals 1861, als sie aufgrund physischer und
psychischer Erschöpfung ihre erste längere Auszeit vom Wiener Hof nahm.
Damals wurde der Grundstein für ihre Leidenschaft für Griechenland
gelegt, die dann in den 1880er Jahren verstärkt aufflammte.
Ab 1885 verbrachte sie fast jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst
mehrere Wochen in Griechenland. Elisabeth entwickelte nicht nur eine
Vorliebe für mediterrane Landschaften und das warme Klima, sondern auch
ein ernstes Interesse an griechischer Sprache und Kultur.
Nachdem die Kaiserin bei ihrem Aufenthalt 1888 erstmals die Villa
Braila, ein einfaches Sommerhaus inmitten von Olivengärten, gemietet
hatte, fasste sie den Entschluss, sich hier ein Domizil zu schaffen.
1889 wurden das Anwesen und benachbarte Grundstücke angekauft, die
Geldmittel hierfür wurden von Franz Joseph aus seiner Privatkasse zur
Verfügung gestellt. Sofort wurde mit konkreten Planungen für die
Errichtung eines großzügigen Palastes begonnen. Elisabeth wollte ihre
Vorstellungen nach antiken Vorbildern umgesetzt sehen: „Ich möchte
einen Palast mit Säulenhallen und hängenden Gärten, vor unberufenen
Blicken geschützt - märchenhaft, hochmütig, heilig."
Der bereits 1891 fertiggestellte Palast umfasste 82 Wohnräume mit einer
Einrichtung im „pompejanischen Stil", wobei man aber nicht auf moderne
Haustechnik vergessen hatte: Die Anlage verfügte über elektrischen
Strom, der in einem eigenen Maschinenhaus erzeugt wurde,
Telefonanschluss, Kühlanlagen, einen Aufzug und Badezimmer mit
fließendem Warmwasser. Elisabeth verlor jedoch bald das Interesse an
ihrer Schöpfung. Ihre letzten Aufenthalte in Korfu datieren ins
Frühjahr 1896, da in ihren letzten Lebensjahren die französische
Riviera zur bevorzugten Destination wurde.
* * *
OBJEKTE AUS DEM SOG. KORFU-SERVICE DER KAISERIN ELISABETH
Carlsbader Porzellanfabrik Carl Knoll in Fischern bei Karlsbad/Rybáře u Karlových Varů in Böhmen, nach 1891
Die Porzellanobjekte weisen eine elegante Bordüre mit floralen Motiven
auf. Auf Elisabeths Wunsch hin wurden alle Teile mit dem Emblem eines
Delphins geschmückt. Auch auf dem Glasservice findet sich ein gekrönter
Delphin.
„Der Delphin, der lachende Philosoph der See, ist das persönliche
Emblem der meerdurchwandernden Fürstin", schrieb Elisabeths
griechischer Vorleser, Constantin Christomanos, in seinem Buch Das
Achilles-Schloss auf Corfu (erschienen in Wien 1896).
Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.
OBJEKTE AUS DEM ERZHERZOGLICHEN SPEISESERVICE DER KAISERVILLA IN BAD ISCHL ("ISCHLER SERVICE")
Porzellan-Manufaktur Meissen, um 1860
Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.
ELISABETHS KAMMERMEIEREI IN SCHÖNBRUNN
"Im Uebrigen bildet Milch aus hygienischen Gründen den Hauptbestandtheil der Nahrung".
Milch und Milchprodukte waren für das Ernährungsprogramm Elisabeths von
großer Bedeutung. Dies hat in Schönbrunn Spuren hinterlassen: Um stets
Zugriff auf frische und erstklassige Milchprodukte zu haben, wurde für
die ernährungsbewusste Kaiserin eine eigene Kammermeierei angelegt.
Unter einer Meierei ist ein Sennerei- und Molkereibetrieb zu verstehen,
der alle Arten von Erzeugnissen aus Frischmilch zu liefern hatte.
Elisabeth ließ in der Schönbrunner Kammermeierei Kühe verschiedenster
Rassen einstellen, die sie auf ihren Reisen erworben hatte. Was die
Qualität und den Geschmack der Milch betraf, war die Kaiserin sehr
anspruchsvoll. So verlangte sie oft nach Milch von bestimmten Kühen.
Die Leitung dieser Milchwirtschaft oblag der Vertrauten der Kaiserin,
Ida von Ferenczy. Bezieher der Erzeugnisse waren neben Elisabeth auch
andere Mitglieder der kaiserlichen Familie. Die Leitung der Hofküche
und der Zuckerbäckerei gab den täglichen Bedarf bekannt. Überschuss
wurde verkauft oder an andere Hofstellen abgegeben.
Die Schönbrunner Kammermeierei lag im Tirolergarten bzw. Fasangarten,
ein der Öffentlichkeit nicht zugänglicher Bereich im Süden des
Schönbrunner Parkareals. Dieser abgelegene Teil des Parks war ein
Rückzugsraum für Elisabeth. Hier konnte sie ungestört spazieren gehen,
oft in Begleitung ihrer Hunde. Daher verfügte die Meierei auch über
Räume für die persönliche Nutzung durch die Kaiserin.
* * *
TEILE DES STEINGUT-SERVICES AUS DER KAMMERMEIEREI DER KAISERIN
ELISABETH: KAFFEEKANNE, KAFFEESCHALE SAMT UNTER- TASSE, MILCHKÄNNCHEN
UND ZUCKERDOSE
Steingut, Keramik-Fabrik Hollóháza in Ungarn, um 1895
Passend zur rustikalen Atmosphäre der Kammermeierei ließ Elisabeth Geschirr im Stil ungarischer bäuerlicher Keramik anschaffen.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
KAISERLICHE AUSZEITEN: ISCHL & DIE JAGD
In Ischl verbrachte die kaiserliche Familie ihren - modern ausgedrückt
- Sommerurlaub. Für Franz Joseph war das Salzkammergut ein
Sehnsuchtsort: Die Sommerfrische-Aufenthalte in der Kaiservilla waren
für den Kaiser der „irdische Himmel", wohin er „aus der papierenen
Schreibtischexistenz mit ihren Sorgen und Mühen flüchten" konnte. Hier
zeigte sich der Monarch von seiner leutseligen Seite.
Zu Ischl hegte der Kaiser eine außerordentliche Verbundenheit, fanden
doch hier einige für ihn und seine Familie bedeutende Ereignisse statt.
So war die Kurstadt 1853 Schauplatz der Verlobung mit Elisabeth.
Die Kaiservilla macht den Eindruck eines einfachen Landsitzes.
Unübersehbar wird auf die Lieblingsbeschäftigung des Kaisers, die Jagd,
hingewiesen: Die Treppenhäuser und Korridore des kaiserlichen
Sommersitzes sind über und über mit Jagdtrophäen geschmückt.
Franz Joseph war bis ins hohe Alter ein begeisterter Jäger. Bei der
Jagd konnte der Kaiser seine persönliche Passion mit den
gesellschaftlichen Erfordernissen verbinden. Es galt als hohe Ehre, vom
Kaiser eine Einladung zur Jagd zu erhalten. Die Jagden begannen jedoch
oft sehr früh, bereits um 1 oder 2 Uhr in der Nacht. Nur so war
sichergestellt, dass der Kaiser um 7:30 Uhr wieder in der Kaiservilla
war, um den gewohnten Alltag zu beginnen. Die von Franz Joseph
verlangte Effizienz in den Abläufen und das unerbittliche
Zeitmanagement wurde von den Jagdgästen zuweilen als unangenehm
empfunden.
* * *
TEILE DES SOG.,,KRICKERLSERVICES": KAFFEEKANNE, TASSE MIT UNTERTASSE UND ZUCKERDOSE
Gräflich Thun'sche Porzellanfabrik Klösterle/ Klášterec nad Ohří in Böhmen, 1859
Die Ausstattung der kaiserlichen Jagdhäuser stand ganz im Zeichen der
Jagdleidenschaft des Kaisers: Auch das Tafelgeschirr nahm die jagdliche
Motivik auf und imitiert in diesem Fall die Struktur von Geweihen.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
ELISABETHS REISEN
„Das Leben an Bord ist doch mehr als bloßes Reisen. Es ist ein
verbessertes, wahreres Leben." So schrieb Kaiserin Elisabeth an ihren
griechischen Vorleser Christomanos im März 1892.
Elisabeth empfand eine große Faszination für die Seefahrt, das offene
Meer war für sie ein Sehnsuchtsort und Symbol grenzenloser Freiheit.
Die Kaiserin galt als äußerst seefest und hatte auch bei hohem
Wellengang und Stürmen keine Angst. Oft trieb sie die Offiziere zu
waghalsigen Manövern an, sodass Kaiser Franz Joseph mehrmals mahnte "in
dieser Richtung absolut kein Wagnis zu unternehmen, selbst wenn die
hohe Frau hiezu geneigt wäre."
Ihre Kreuzfahrten im Mittelmeer mit Zielen in der Türkei, in
Griechenland und Nordafrika (Ägypten, Algerien, Tunesien) und zuweilen
auch an die Küsten Italiens und Spaniens fanden fast jährlich in den
Wintermonaten statt. Für ihre Reisen standen Elisabeth drei kaiserliche
Yachten - Fantasie", „Miramar" und „Greif" - zur Verfügung. Die Schiffe
waren Teil der Flotte der k. u. k. Kriegsmarine, standen jedoch nicht
ausschließlich für die Nutzung durch die Kaiserin bereit. So dienten
sie in Friedenszeiten für Staatsbesuche, für höhere Offiziere zu
Manöverbeobachtungen und für Inspektionsfahrten; in Kriegszeiten wurden
sie auch für Aufklärungs- und Transportfahrten eingesetzt.
Das zumeist von Elisabeth genutzte Schiff „Miramar" war ein Raddampfer
und wurde 1871/72 in Großbritannien gebaut. Nach dem Ende der Monarchie
wurde das Schiff 1920 an Italien übergeben und in der Folge
verschrottet.
* * *
TAMBOUR MIT GRIFF IN FORM EINES DELPHINS
Alpacca, versilbert; Berndorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp, um 1890
Für ihre zahlreichen Seereisen mit der Yacht "Miramar" ließ Kaiserin
Elisabeth ein eigenes Bordservice anschaffen. Anstelle von Silber fiel
die Wahl auf ein robusteres und pflegeleichteres Service aus Alpacca.
Erworben wurde es aus dem regulären Produktsortiment der Berndorfer
Metallwarenfabrik Arthur Krupp. Individualisiert wurden die einzelnen
Teile durch das Emblem des bekrönten Delphins, das in jedes einzelne
Objekt graviert wurde.
Bundesmobilienverwaltung, Objektstandort Hofburg Wien, Silberkammer
ZWISCHEN KIMONO UND KRINOLINE - PORZELLAN IN ASIEN UND EUROPA
Erfunden in China und nachgeahmt in Japan, wurden Gegenstände aus
Porzellan in großer Vielfalt und Anzahl seit dem 17. Jahrhundert nach
Europa exportiert. Die exotischen Dekore und ungewöhnlichen Gefäßformen
faszinierten die Aristokratie und lösten eine intensive
Sammelleidenschaft aus. Seit der Renaissance fanden asiatische Objekte
Eingang in Schatz- und Wunderkammern, nun wurde die Leidenschaft dafür
geradezu beflügelt.
Die Begeisterung für das begehrte Material und das Interesse an der
Erzeugung führten 1710 nach langen Versuchen zur ersten Herstellung von
Porzellan in Meißen, wobei die Zusammensetzung der Bestandteile wie ein
Arcanum (Geheimnis) gehütet wurde. Auch der Kaiserhof in Wien erlag der
maladie de porcelaine (Porzellansucht) und wurde von der
unwiderstehlichen Aura des Materials in Bann gezogen. Der Adel
bewunderte und sammelte die zerbrechlichen Kostbarkeiten und
schließlich nahm die Manufaktur von Claudius Innocentius du Paquier
1718 in der Residenzstadt die Produktion auf.
Die fragilen Gegenstände mit asiatisch inspirierten Dekoren schmückten
die Interieurs und die Tafeln barocker Schlösser. Sie stellten begehrte
Statussymbole dar und boten gleichermaßen die Möglichkeit zur
Darstellung von Reichtum und eines exquisiten Geschmacks. Die Sammler
delektierten sich nicht nur an einzelnen indianischen Objekten, wie man
Gegenstände aus fernen, exotischen Ländern bezeichnete. Auch wurden
Kabinette mit Porzellan, Lackarbeiten, Seidenstoffen und Figuren aus
Speckstein dekoriert, um diesem außergewöhnlichen Flair zu huldigen.
Die Mode der Chinoiserien hielt triumphalen Einzug in die barocken
Residenzen Europas.
* * *
LEUCHTERSTATUETTE DAME IN KIMONO
Porzellan: Japan, 1700/1750; Silberfassung: Brüssel, um 1760
Der dreiarmige Kerzenleuchter besteht aus mehreren Porzellanobjekten,
die in einer Silberfassung zusammengeführt wurden. Zwei umgekehrte
Schälchen und ein Spucknapf bilden den Sockel der Figur. Die Dame ist
in einen Kimono gekleidet, ihre Taille wird mit einem dekorativ
geknoteten Obi-Gürtel geschmückt. In ihre linke Armbeuge ist ein
silbernes Blumenszepter gesteckt und auf ihrem Kopf ruht die
geschwungene Halterung für die Kerzen.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
LEUCHTERSTATUETTE LACHENDER KNABE
Porzellan: China; Silberfassung Johann Adam Fautz (?), Wien, 1747
Der lachende Knabe ist ein Symbol für Glück. Lachend präsentiert er
eine Vase in blau-weißem Dekor. Die Gestaltung des silbernen Sockels
nimmt seine Bewegung auf, wodurch der Statuette Lebendigkeit verliehen
wird.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
DER SIEGESZUG VON PORZELLAN IN EUROPA
Die Kenntnis von Porzellan aus Asien erreichte Europa durch den Ausbau
der Handelswege und die Intensivierung diplomatischer Beziehungen. Die
Herstellung dieses zarten und gleichzeitig belastbaren Materials war
zunächst allein China und Japan vorbehalten.
Die Existenz derartiger Objekte in Europa, deren Farbigkeit und Motive
eine besondere Faszination besaßen, kann durch Inventare von
Kunstkammern seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen werden. Portugal und
in weiterer Folge die Niederlande hatten wesentlichen Anteil daran, den
Export von Porzellan aus Asien zu intensivieren und damit der großen
Nachfrage nach diesem Luxusgut gerecht zu werden.
Erfinderisch erwiesen sich im ausgehenden 17. Jahrhundert holländische
Keramik-Manufakturen, denen es erfolgreich gelang, das damals begehrte
Blau-Weiß-Porzellan zu imitieren. So ließ König Ludwig XIV. 1670 für
seine Geliebte, Madame de Montespan, in Versailles das Trianon de
Porcelaine errichten, welches mit holländischen und französischen
Fayencen (glasierter Keramik) à la chinoise dekoriert war.
Einer der leidenschaftlichsten Sammler von asiatischem Porzellan war
der sächsische Kurfürst August der Starke. Als ihm der Alchemist Johann
Friedrich Böttger 1709 von der erfolgreichen Herstellung der ersten
Objekte aus diesem Material berichtete, nahm die glanzvolle Geschichte
der Meissener Manufaktur ihren Anfang. Aus Kaolinerde, Quarz und
Feldspat entstanden zunächst rotbraune Gegenstände. Nach weiteren
Experimenten gelang es schließlich, einen weißen Scherben zu
produzieren, wobei die genaue Zusammensetzung ein streng gehütetes
Geheimnis war.
* * *
PORZELLAN IN DER KAISERLICHEN RESIDENZ- STADT WIEN
Im Mai 1718 erteilte Kaiser Karl VI. dem Hofkriegsrat Claudius
Innocentius du Paquier das Privilegium zur Herstellung von Porzellan
für die Dauer von 25 Jahren. Dieser hatte sich zuvor in Meißen
aufgehalten und konnte die dort in Erfahrung gebrachten Geheimnisse der
Erzeugung nun in der Wiener Vorstadt Rossau anwenden.
Besonders die Farbgebung der Porzellanmalerei und die Wahl der Motive
wiesen Parallelen zu Werken aus der zuvor gegründeten Meissener
Werkstätte auf. Du Paquier erzielte mit dem vielfältigen
Formenrepertoire, den „indianischen" Motiven und den barocken Dekoren
viel Erfolg. Die Wiener Manufaktur galt als phantasievolle und kreative
Produktionsstätte von hochwertigem Porzellan. Durch die kostspielige
und aufwendige Herstellung wuchs der Schuldenberg du Paquiers und
schließlich erwarb Maria Theresia 1744 das Unternehmen, wobei der
Fabrikant das Arcanum (Geheimnis) der Herstellung weitergeben musste.
Während der Ära der Monarchin erlebte die Modellierung von
Porzellanfiguren eine besondere Blüte.
Im Verlauf der kommenden Jahrzehnte wurde die Kaiserliche
Porzellanmanufaktur durch die dort tätigen Direktoren und Künstler zu
Höchstleistungen geführt. In der Epoche des Biedermeier erreichten die
Brillanz der Farben und der Phantasiereichtum der Dekore eine weitere
glanzvolle Phase. Aufgrund der Konkurrenz durch böhmische
Porzellanwaren wurde die Wiener Manufaktur trotz der hohen Qualität der
Erzeugnisse im Jahre 1864 geschlossen. Erst 1923 wurde die heute noch
bestehende Porzellanmanufaktur Augarten begründet.
LEIDENSCHAFT IMARI- PORZELLAN
Imari-Porzellan ist nach der gleichnamigen japanischen Hafenstadt
benannt, die einer der wichtigsten Handelsplätze für das kostbare
Material war. Die für den Export nach Europa bestimmten
Porzellanobjekte wurden in großen Mengen in der Stadt Arita auf der
japanischen Insel Kyushu produziert.
Im 17. und 18. Jahrhundert entbrannte die Leidenschaft der Aristokratie
für diese exotischen Gegenstände. Bereits im 16. Jahrhundert gelangten
vereinzelt fernöstliche Porzellane über Spanien und Portugal in die
österreichischen Erblande. Durch die habsburgische Herrschaft in den
Niederlanden war schließlich ein direkter Zugang zum Meer gegeben und
der rege Handel mit Asiatika begann. Die kolonialen Ambitionen von
Kaiser Karl VI. führten zur Gründung einer Handelskompanie. Eine
Vielzahl an Produkten wie Seide, Lackarbeiten und eben auch Porzellan
wurde nach Europa verschifft und fand als Dekoration und als
Gebrauchsobjekt Eingang in die Sammlungen am Wiener Hof. Gleichzeitig
nahmen die in Meißen und in Wien neugegründeten Porzellanmanufakturen
die charakteristische Farbgebung und die exotischen Dekore in das
Repertoire auf.
Karl Alexander von Lothringen war einer der herausragendsten Sammler
von Imari-Porzellan. Mit ausgewähltem Geschmack und großer Leidenschaft
gelang es ihm, außergewöhnliche Kostbarkeiten zu erwerben. Diese ließ
er durch Meister der Goldschmiedekunst fassen, wodurch die Wirkung des
feinen Materials noch gesteigert wurde.
* * *
HERZOG KARL ALEXANDER VON LOTHRINGEN UND SEINE SAMMLUNG
Als Bruder von Franz Stephan von Lothringen wurde Karl Alexander 1744
mit Erzherzogin Maria Anna, der Schwester Maria Theresias, in Wien
vermählt. Zeit seines Lebens zeichnete er sich als Genussmensch mit
einer aufwendigen Hofhaltung und als leidenschaftlicher Sammler aus.
Der Begeisterung für Kostbarkeiten aus Porzellan ist es zuzuschreiben,
dass sich eine Fülle von asiatischen Objekten in seiner Brüsseler
Residenz befand und auch auf der Tafel verwendet wurde. Die Händler der
fragilen Ware wussten um die Neigung des Herzogs und auch die
Goldschmiede und Juweliere in Paris, Brüssel und Wien erhielten
Aufträge, die asiatischen Gegenstände in Gold und Silber zu fassen.
Karl Alexander nahm regen Anteil an der Gestaltung der Fassungen und
entwarf selbst Skizzen, die bis heute überliefert sind.
In seinem Testament setzte er seinen Neffen Kaiser Joseph II. als
Haupterben ein, der zur Deckung der Schulden des Herzogs einen großen
Teil der Sammlung versteigern ließ. Besonders herausragende Objekte wie
Tafelaufsätze wurden nach Wien verbracht. Diese werden zum Großteil bis
heute in der Silberkammer in der Hofburg präsentiert. Das goldene
Surtout (Tafelzier), 1755 gestaltet von dem Brüsseler Goldschmied
Pierre Joseph Fonson, befindet sich in der Kunstkammer des
Kunsthistorischen Museums.
Die Imari-Sammlung des Herzogs Alexander von Lothringen illustriert die
exquisite Verbindung zwischen japanischem Porzellan und
phantasievoll-kreativen Meisterleistungen der europäischen
Goldschmiedekunst des 18. Jahrhunderts.
TELLER
Imari-Porzellan, Japan, 1700/1730
Der Teller zeigt ein sehr beliebtes Dekor: In der Mitte dominiert ein
Korb mit einem üppigen Blumenarrangement, der Rand zeigt Päonien und
Löwen. Das Blau wurde als Unterglasurfarbe aufgetragen, Rot und Gold
auf die Glasur aufgebracht.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
* * *
TELLER
Kaiserliche Porzellanmanufaktur, Wien, um 1760/1770
Diese Teller wurden nach den Vorlagen von Imari-Porzellan in der
kaiserlichen Porzellanmanufaktur in Wien hergestellt. Diesmal bediente
man sich nicht nur Details des asiati- schen Formenrepertoires und
komponierte die Dekore aus einzelnen Motiven. In diesem Fall wurde die
gesamte Gestaltung der Teller kopiert. Es ist davon auszugehen, dass
die Wiener Manufaktur auf Originale zurückgreifen konnte und diese als
Inspirationsquelle verwendete. Aus dem Nachlass von Herzog Karl
Alexander sind insgesamt 7 Teller dieser Nachschöpfungen erhalten
geblieben.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
FAMILIENBANDE UND FEIERLICHKEITEN
Herzog Karl Alexander von Lothringen wurde von Zeitgenossen als
temperamentvoll und lebensfroh beschrieben, als eine unbeschwerte "sans
souci-Natur". Seine Gemahlin Erzherzogin Maria Anna beschrieb er in
seinem Tagebuch als "sehr schön mit vielen guten Eigenschaften". Ende
Dezember 1743 hielt der Prinz bei Maria Theresia und der Kaiserinwitwe
Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel um die Hand Maria
Annas an. Am 7. Jänner 1744 fand die feierliche Trauungszeremonie in
der Wiener Augustinerkirche statt.
Die jüngere Schwester Maria Theresias war nun die Gemahlin des jüngeren
Bruders von Franz Stephan von Lothringen. Während der folgenden Tage
wurden zahlreiche Feierlichkeiten zu Ehren des Brautpaares inszeniert.
Mehrere Festbankette wurden ausgerichtet, ein Maskenball veranstaltet
sowie Schlittenfahrten, Komödien und Redouten angesetzt. Außerdem
lauschte man exquisiten musikalischen Darbietungen, wie einer eigens
für den Anlass komponierten Oper.
Anschließend reiste das Paar nach Brüssel, um die Statthalterschaft der
Niederlande anzutreten. Der Einzug gestaltete sich prunkvoll und das
Paar wurde freudig empfangen. Im Oktober 1744 erkrankte die
Erzherzogin, verlor ihre Tochter im Kindbett und konnte sich nicht mehr
erholen. Maria Anna verstarb am 16. Dezember 1744. Tief getroffen von
diesem Ereignis vermählte sich Herzog Karl Alexander kein weiteres Mal.
* * *
TAFELAUFSATZ
Imari-Porzellan: Japan, 1690/1730 Silbermontierung: Wien (?), um 1720
1780 wurde dieser aufwendig konstruierte Tafelaufsatz erstmals
beschrieben - dies zeugt von dem besonderen Eindruck, den dieser
vermittelte. Mehrere Elemente aus Porzellan und Silber wurden dabei
zusammengeführt. Die Tafelplatte mit einem Mittelteil besteht aus
Porzellangefäßen oder aus deren Teilen, sowie aus geschwungenen
Kerzenhaltern aus Silber. Um den Mittelteil sind paarweise Gefäße
angeordnet: Salz- und Zuckerbehälter, kleine Schnabelkrüge, die als
Senfgeschirr verwendet wurden, weiters Kännchen, deren Deckel durch
Kettchen mit Griff und Ausguss verbunden sind und als Essig- und
Ölgefäße dienten. Dazu reihen sich zwei Salzfässchen auf der Platte
sowie an der Seite zwei Dosen mit Silberlöffeln. Die Präsentation eines
derartigen Aufsatzes auf der Tafel muss für die Anwesenden mehr als
faszinierend gewirkt haben, wobei auch der Kerzenschein zur Steigerung
der Effekte der Oberflächen beitrug.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
BÜSTE MIT DEM PORTRÄT VON MARIA THERESIA
Bisquitporzellan, Wiener Porzellanmanufaktur, 1861
Bisquitporzellan sollte die Oberfläche von Marmor imitieren und damit
antikische Ideale vermitteln. Die Büste Maria Theresias ist ein
Beispiel für die häufigen Darstel- lungen der Monarchin im 19.
Jahrhundert und begleitet das Phänomen des Neobarock.
Schloß Schönbrunn Kultur- u. Betriebsges.m.b.H.
MARIA THERESIA UND DAS PORZELLAN
Das Sammeln von Porzellan kann in der Familie Habsburg bis in das 16.
Jahrhundert zurückverfolgt werden. Maria Theresia pflegte besonderes
Interesse für das Material und es ist anzunehmen, dass bereits ihr
Vater, Kaiser Karl VI., asiatische Exemplare zu seiner Sammlung zählte.
Porzellanzimmer galten im aristokratisch-höfischen Umfeld als besonders
luxuriös und extravagant: Man ließ ganze Salons mit asiatischen
Gefäßen, Figuren, Stoffen und Spiegeln ausstatten. Obersthofmeister
Johann Joseph Fürst Khevenhüller-Metsch hielt in seinem Tagebuch fest,
dass Maria Theresia und Franz Stephan am 29. Juli 1757 bei „[...] Fürst
Joseph Wenzl von Lichtenstein in seinem Haus in der Statt [speisten],
um sein porcellanenes Cabinet, so in der That sehr kostbahr und rar
ist, nach Gelegenheit sehen zu können.“
In der Ära Maria Theresias wurde für die Tafelzier das Material des
Zuckergusses zugunsten von Porzellan abgelöst. Denn die Herstellung von
Dekorationen aus leicht formbarer, jedoch verderblicher Zuckermasse
erwies sich als sehr kostspielig. So förderte die Monarchin den Einsatz
des langlebigeren Materials Porzellan und damit gleichzeitig die
Produktion in der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur. Hier holte man sich
auch Anregungen aus Frankreich und Deutschland, um modische Wünsche zu
erfüllen.
Das Anrichten von Suppen und Desserts auf Porzellan wurde als besonders
raffiniert empfunden. Gleichzeitig wurde die Tafel zur Bühne en
miniature: Für die Unterhaltung der Gäste sorgten glänzend weiße oder
farbenprächtig bemalte Figuren, die Mythologien, Galanterien, Jagden,
Straßen- und Theaterszenen nachstellten.
* * *
GLANZ UND LUXUS AM HOFE MARIA THERESIAS
Die Regierungszeit Maria Theresias zeichnete sich durch eine besondere
Förderung von Kunst und künstlerischem Handwerk aus. Damit folgte sie
der Tradition ihres Vaters Kaiser Karls VI., der sich der Künste zur
Darstellung von Macht und Exklusivität bediente. Architektur, Malerei
und Skulptur einerseits, Zeremoniell und Repräsentation andererseits
waren die geeigneten Instrumentarien, um Ansprüche und
Selbstverständnis auszudrücken. Die Kunst des Porträts, der Plastik und
der Medaille trugen zur Darstellung von Herrschaft und Politik bei, die
Luxuskünste unterstrichen diese Intentionen.
Maria Theresia ließ die von ihrem Vater übernommenen Kunstsammlungen
und die Schatzkammer einem neuen Arrangement unterziehen. Auch
erweiterte sie die Bestände an ostasiatischem Porzellan. Dem Beispiel
ihres Vaters folgend unterstützte die Monarchin die heimische
Produktion des so geschätzten wie zerbrechlichen Materials.
In der Residenzstadt Wien waren zu dieser Zeit zahlreiche begabte
Künstler und Kunsthandwerker tätig. Im Auftrag des Hofes und des
Hofadels schufen sie Kostbarkeiten, die durch herausragende Qualität
und phantasievolle Ausführung überzeugten. Im Kleinen verzückten die
luxuriös ausgeführten Arbeiten der Juweliere und Goldschmiede. Im
Großen faszinierten ganze Raumausstattungen mit anmutigen Dekoren und
kunstvolle Inszenierungen aus Spiegeln, Porzellan, Lacktafeln und
hochwertigen Stoffen.
DAS „SERVICE MIT DEN GRÜNEN BÄNDERN"
Dieses Service steht in einem engen Zusammenhang mit der diplomatischen
Revolution des 18. Jahrhunderts: Das "Renversement des alliances", wie
es in der französischen Hofsprache der Zeit genannt wurde, veränderte
das Bündnissystem der europäischen Mächte grundlegend.
Nach jahrhundertelanger Gegnerschaft kam es zu einer Annäherung
zwischen Frankreich und Österreich, was zu einer Umkehr der politischen
Allianzen führte: Paris und Wien standen nun im Bündnis gegen Preußen
und England.
Der französische König Ludwig XV. setzte ein sichtbares Zeichen der
diplomatischen Annäherung: Er ließ das „Service mit den grünen
Bändern", ein aus dem persönlichen Geschenketat des Königs bezahltes,
überaus kostbares Tafel- und Dessertservice aus der Manufaktur Sèvres
1758 an Maria Theresia übersenden. Primär als Geste der Annäherung
gedacht, sollte dieses Porzellanservice aber auch den exquisiten
Geschmack des französischen Hofes in Wien eindrucksvoll vor Augen
führen.
Einige Jahre später fand das Geschirr eine gebührende, sprichwörtlich
"verbindende" Verwendung, nämlich bei der 1760 stattfindenden Hochzeit
von Joseph II. mit Isabella von Parma, einer Enkelin Ludwigs XV. Das
Service wurde auf der öffentlichen Tafel für den Dessertgang verwendet.
Es beschloss somit nicht nur das Essen, sondern im übertragenen Sinn
auch die dynastische Verbindung.
* * *
DAS "SERVICE MIT DEN GRÜNEN BÄNDERN"
Porzellan, bemalt, Manufaktur Vincennes und Sèvres, 1756-1757
Dieses Speise- und Dessertservice, Sinnbild der frischgeknüpften Bande
zwischen Frankreich und Österreich, besticht durch die filigrane
Malerei und die spezielle Formgestaltung. Die einzelnen Gefäße zeichnen
sich durch die immer wiederkehrenden in sich verschlungenen Bänder aus,
welche die signifikante Farbe von Sèvres - ein stark leuchtendes Grün -
zeigen. Dazwischen verweisen Darstellungen auf die Welt der Liebe und
der Kunst.
Von den ursprünglich 185 Teilen haben sich in der Wiener Silberkammer
45 Stück erhalten. Sie besitzen heute dank der hochwertigen Verzierung
einen enormen Seltenheitswert.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
GESCHENKE ERHALTEN DIE FREUNDSCHAFT
Eine Form der diplomatischen Annäherung im 18. Jahrhundert waren
Geschenke aus kostbarem Porzellan. Aufmerksamkeiten dieser Art besaßen
durchaus eine wichtige politische Bedeutung, indem sie das Bemühen um
Konfliktvermeidung oder den Versuch einer friedlichen Konfliktlösung
zum Ausdruck brachten. Sie standen symbolhaft für die Qualität der
Beziehungen zwischen Verhandlungspartnern, Bekanntschaften oder
Familienmitgliedern. Oft war mit dem Übersenden dieser Kostbarkeiten
auch die Hoffnung verbunden, die Gunst der beschenkten Person zu
erhalten.
Ein Präsent aus der Produktion der heimischen Porzellanmanufaktur war
für die Monarchen des 18. Jahrhunderts ein Ausweis der Großzügigkeit
und diente zugleich der Erhöhung der eigenen Reputation. Gerade der
französische Hof war darin perfekt, Kunsthandwerk als Ausdruck des
Führungsanspruchs auf kulturellem Gebiet einzusetzen. Da die
Erzeugnisse der französischen Manufaktur Sèvres gesuchte Luxusprodukte
waren, eigneten sie sich ideal dafür.
Die hier gezeigten Exponate spielten bei der Verbesserung der
Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich im 18. Jahrhundert eine
maßgebliche Rolle. Die Tatsache, dass Maria Theresia Porzellan sehr
schätzte, ließ den immens kostspieligen Erzeugnissen in Wien eine noch
stärkere Wirkung zukommen.
* * *
TERRINE MIT DEKOR AUS GOLDENEN ÄHREN
Porzellan, bemalt, Manufaktur Sèvres, 1777
Diese Olio-Terrine war Teil des Geschenks an Joseph II. anlässlich
seines Besuches in Frankreich. Die heute in der Sammlung der
Silberkammer erhaltenen drei Terrinen mit den prägnanten goldenen Ähren
zählen zu den besten Arbeiten der Manufaktur Sèvres. Außergewöhnlich
sind die grazilen Malereien, welche Arrangements aus Obst und Gemüse,
landwirtschaftlichen Geräten und Seefrüchten zeigen.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
GRÜN - DIE FARBE DER HOFFNUNG
Im Jahr 1770 wurde die jüngste der Töchter Maria Theresias, Marie
Antoinette, mit dem französischen Thronfolger Ludwig vermählt. Diese
Ehe war nicht die einzige zwischen den Dynastien Bourbon und Habsburg,
aber sicherlich die bedeutendste, und sollte die familiären Bande
nachhaltig stärken.
Nachdem sich nach sieben Jahre Ehe noch immer keine Anzeichen einer
Schwangerschaft gezeigt hatten, begab sich Joseph II. unter dem
Pseudonym "Graf Falkenstein" nach Frankreich, um seiner Schwester und
ihrem Gemahl einen Besuch abzustatten. Einerseits sollte er den Grund
der Kinderlosigkeit eruieren, welche in der sexuellen Unaufgeklärtheit
des Königspaars ihre Ursache hatte. Andererseits nützte Joseph die
Reise nach Frankreich, um sich in der französischen Öffentlichkeit als
Musterbeispiel eines modernen Monarchen des aufgeklärten Zeitalters zu
präsentieren. Die Reise war ein voller Erfolg: Marie Antoinette wurde
schwanger und Joseph wurde zum Idol der aufgeklärten Elite in Paris.
Aus Dankbarkeit ließ Ludwig XVI. seinem Schwager ein Geschenk von
wahrhaft königlichen Ausmaßen zukommen: über 500 Objekte aus Porzellan
- eine Leistungsschau der französischen Porzellanproduktion sozusagen.
Den Hauptteil bildete das fast 300 Teile umfassende „Service mit grünem
Fond", dessen gleichmäßig leuchtendes Apfelgrün ein Markenzeichen der
Manufaktur Sèvres war. Ebenfalls als Teil dieses Geschenks kamen die
berühmten Terrinen mit einem Dekor aus goldenen Ähren nach Wien, die zu
den absoluten Spitzenwerken der französischen Porzellankunst des Rokoko
zählen.
* * *
DAS „SERVICE MIT GRÜNEM FOND"
Porzellan, bemalt, Manufaktur Sèvres, 1777
Dieses Service mit der leuchtend grünen Farbe und dem goldenen
Rankenschmuck weist in den weißen Feldern einen hochwertigen, zart
gemalten Blumendekor auf. Von dem einst über 295 Einzelstücke zählenden
Service sind heute an die 50 Teile in der Wiener Silberkammer erhalten
geblieben.
Bundesmobilienverwaltung, Silberkammer, Hofburg Wien
FAMILIÄRE KOSTBARKEITEN
Die in diesem Raum präsentierten Objekte sind Beispiele privater
Kostbarkeiten aus dem engeren Kreis der kaiserlichen Familie und
spiegeln einen sehr persönlichen Bezug zum jeweiligen Besitzer wider.
Die meisten der hier gezeigten Werke verweisen direkt auf ein
bestimmtes Familienmitglied. Dementsprechend kommt ihnen eine besondere
Bedeutung für die Nachwelt zu. Nur wenige, einst von Mitgliedern der
Kaiserdynastie besessene und teilweise auch in Verwendung gestandene
Tafelobjekte sind bis heute erhalten geblieben, da sie in der
Vergangenheit entweder eingeschmolzen wurden oder heute als verschollen
gelten.
Manche der hier gezeigten Preziosen wurden bereits um 1800 nicht als
Gebrauchsgegenstand, sondern als Kunstkammerstücke angesehen. Daher
wurden sie bereits zu Lebzeiten, spätestens aber nach dem Tod des
Besitzers nicht mehr verwendet. Darunter befinden sich Objekte, die
entweder aufgrund ihres Materials, ihrer Gestaltung oder ihrer
Symbolkraft bereits zum Entstehungszeitpunkt besondere Wertschätzung
erfuhren. Diese Gegenstände waren zum Großteil für den unmittelbaren
Gebrauch oder zumindest zur persönlichen Wertschätzung bestimmt, wurden
manchmal auch auf Reisen mitgenommen oder auch der nächsten Generation
vererbt. Dies verlieh ihnen eine Aura der Einzigartigkeit, die auch
heute noch präsent ist. Für die Obsorge so mancher dieser Kostbarkeiten
war entsprechend der Zuständigkeit der Hofstäbe ein eigens dafür
abgestelltes Dienstpersonal zuständig.
VON PUREM GOLD UND VERGOLDETEM PORZELLAN
Für besonders hochrangige Anlässe wie Krönungsfestmähler oder
Hochzeitsbankette waren bestimmte Geschirrsorten reserviert: Diese
mussten dem kaiserlichen Decorum entsprechend nicht nur reich verziert
sein, sondern das Material sollte auch den herrschaftlichen Rang
unterstreichen. Am Wiener Hof existierte hierfür ein massiv goldenes
Service, das Kaiser Franz I. Stephan für die Hochzeit seines Sohnes
Joseph mit Isabella von Parma anfertigen ließ.
Einige Jahre später sah sich Kaiser Franz II./I. gezwungen den
„Familienschatz", in Gestalt des von seinem Großvater angeschafften
Goldservices, einzuschmelzen und in der Folge vermünzen zu lassen.
Grund dafür waren die Expansionsbestrebungen von Napoleon Bonaparte,
welche die alte Ordnung in Europa erschütterten. Die Beschaffung von
Geldmitteln war das Gebot der Stunde.
Erst der Wiener Kongress und somit die politische Neuordnung nach der
Ära Napoleons waren Anlass, ein neues Prunkservice für den Wiener Hof
zu bestellen. Dieses bestand nun nicht mehr aus Gold oder Silber,
sondern aus Porzellan, das mit einer dünnen Goldschicht überzogen war.
So konnte zumindest der Schein der Angemessenheit nach außen hin
gewahrt bleiben.
Für seine vierte Hochzeit im Jahr 1816 ließ schließlich Kaiser Franz
II./I. das prachtvolle Grand Vermeil-Service nach Wien bringen. Der
pragmatisch denkende Habsburger griff dabei auf dieses, nach der
Entmachtung des italienischen Vizekönigs sozusagen "frei gewordene"
Prunkservice zurück. Es zählt heute zu den wichtigsten Beständen der
ehemaligen Hofsilber- und Tafelkammer des Wiener Hofes.
* * *
ALLES (GOLD) SCHMILZT DAHIN
Im April 1792 erklärte das revolutionäre Frankreich dem noch jungen,
unerfahrenen Kaiser Franz II., der erst sieben Wochen im Amt war, den
Krieg. Der Enkel Maria Theresias musste rasch die finanziellen Mittel
für den Krieg beschaffen. Per Handschreiben forderte er seine
Untertanen auf, alles entbehrliche Gold und Silber zum Einschmelzen in
die Münze zu bringen.
Tafelservice aus Gold und Silber wurden auch als ruhendes Kapital
angesehen, das in Notzeiten zu Geld gemacht werden konnte. Der Kaiser
selbst wollte mit gutem Beispiel vorangehen und ließ kaiserliches
Tafelsilber mit einem Gewicht von fast 2.700 kg vermünzen. Auch das
kostbarste, massiv goldene Service, das einst Franz Stephan von
Lothringen aus seinem Privatvermögen finanziert hat, fiel letztendlich
diesem Schicksal zum Opfer. An einem frühen Sonntagmorgen im Jahr 1797
wurde dieser "Familienschatz" heimlich in die Münze gebracht und
eingeschmolzen.
Zwar konnte Österreich unter Erzherzog Karl bei Aspern 1809 einen Sieg
gegen Frankreich erringen, aber in der darauffolgenden Schlacht bei
Deutsch-Wagram gewannen die Gegner wieder die Oberhand. Österreich
musste den Frieden von Schönbrunn abschließen, und zur Festigung des
neuen Bündnisses gab Kaiser Franz II./I. seine Tochter Erzherzogin
Marie Louise seinem Gegner Napoleon zur Frau. Erst in der Schlacht bei
Waterloo 1815 wurde der französische Herrscher von einem Bündnis der
konservativen Monarchien Europas besiegt.
DER GOLDENE SCHEIN - EIN NEUES SERVICE FÜR DEN KAISER
Nach dem Sieg über Napoleon wurde Wien Schauplatz der Zusammenkunft der
europäischen Mächte. Für die öffentlichen Tafeln während des Wiener
Kongresses ließ Kaiser Franz II./I. ein neues Service anfertigen,
allerdings nicht aus Gold oder Silber, sondern aus dem inzwischen
hoffähig gewordenen Porzellan. Um den Anforderungen an das kaiserliche
Decorum zu entsprechen, das für derartige Anlässe goldenes
Tafelgeschirr vorschrieb, wurde es vollständig mit einer Goldschicht
überzogen. Darüber hinaus war selbst für reguläre Hoftafeln nicht
genügend Silbergeschirr vorhanden, sodass bei Bedarf Tafelsilber von
adeligen Haushalten ausgeliehen werden musste.
Kaiser Franz II./I. legte im Vergleich zu seinem Schwiegersohn Napoleon
keinen großen Wert auf Prunk und Repräsentation. Im Gegenteil, er
forderte äußerste Sparsamkeit ein. Es galt, dem kaiserlichen Anspruch
an eine repräsentative Tafel gerecht zu werden und trotzdem die
Ausgaben niedrig zu halten. So ließ er ein Service, das einst der
Vizekönig von Italien und Stiefsohn Napoleons, Eugène de Beauharnais,
in Mailand verwendete, im Jahr 1816 nach Wien überstellen. Dieses
Service, gefertigt aus vergoldetem Silber, französisch als vermeil
bezeichnet, sollte für seine vierte Hochzeit mit der bayerischen
Prinzessin Karoline Auguste mehr als würdig sein. Vor dieser
Weiterverwendung war es aber nötig, das Service der
habsburgisch-kaiserlichen „Corporate Identity" anzupassen. Das Wappen
Napoleons wurde mit einer Plakette mit den Initialen „FIA" (Franciscus
Imperator Augustus) verdeckt.
* * *
KAISER FRANZ II./I.
Öl auf Leinwand, um 1815
Bundesmobilienverwaltung
Prinz Eugen: Das
„Caffee"-Zimmer ist ein ganz besonderer Raum! Warum? Kaffee trinken ist
etwas Neues! Exotisches! Ein Luxus, den sich nur wir Wohlhabendsten
leisten können. Wir nutzen eigenes prunkvolles Geschirr dafür. Wer uns
mit dieser braunen Köstlichkeit bekannt gemacht hat? Die Türken! Ihre
Botschafter, aber auch ihre Soldaten brachten dieses Getränk nach
Europa. 1685 erhielt der Armenier Johannes Theodat (um 1640- 1725) von
meinem Herrn, Kaiser Leopold I., für 20 Jahre das alleinige Privileg,
Kaffee in Wien auszuschenken.
Maria Theresia: Ein
„Caffee"-Zimmer ist nicht mehr gefragt: Kaffeetrinken ist zwar
weiterhin nur oberen Schichten vorbehalten, doch ist es in- zwischen
überaus populär! Wir nutzen den Raum lieber für das gesellige
Beisammen- sein des Hofes nach dem Abendessen im Tafelzimmer, dem
nächsten Raum.
Joseph II.: Für mein
Appartement wandle ich diesen Raum in ein Vorzimmer zu meinem ganz
privaten Schlafzimmer auf der linken und meinen kaiserlichen
Repräsentationsräumen auf der rechten Seite um.
Der Stuckateur Alberto Camesina (1675- 1756) unterstreicht die Aufgabe
des "Caffee"-Zimmers in seinem Relief oberhalb des Kamins: Ein Jüngling
labt eine exotisch gekleidete Dame.
Prinz Eugen: Große Festmahle
lasse ich im prunkvollen Festsaal servieren - hier im Tafelzimmer
speise ich mit Freunden und ausgesuchten Gästen. Viele Jahre spielt
dabei meine treue Freundin, Gräfin Eleonore Batthyány, die Rolle der
Dame des Hauses. Sie ist unverzichtbar für mich! Ich bin ja
unverheiratet! Eleonore weiß immer, welcher Aufwand für meine Gäste aus
aller Welt angemessen ist: Ein festliches Mahl dient ja nicht nur
köstlichsten Gaumen- und Augenfreuden, es muss auch durch aufwendige
Tischdekorationen meinen gesellschaftlichen Rang sowie meinen Reichtum
zur Schau stellen.
Maria Theresia: Das prächtigste
Festessen, das je in Schloss Hof veranstaltet wurde, gab Prinz Josef
Friedrich von Sachsen-Hildburghausen 1754 für mich und meinen Mann. Er
hatte das Schloss von seiner Frau Anna Victoria von Savoyen, der Erbin
des Prinzen Eugen, erhalten. Die Tafel im großen Festsaal war ein
wahrer Augenschmaus, gestaltet nach allen Regeln der Kunst! Warum der
Prinz so viel Geld ausgab? Er wollte das Schloss verkaufen und machte
es uns mit dem Fest schmackhaft: Ein Jahr später, 1755, sind wir
bereits die neuen Eigentümer!
Joseph II.: Diese bombastischen
Essen mit ihren lästigen zeremoniellen Zwängen kann ich nicht
ausstehen! Lieber esse ich allein! Meine Lieblingsspeisen sind einfach
und anders als bei Prinz Eugen gilt Sparsamkeit heute als
Herrschertugend - mir jedenfalls!
Tafelfreuden im 18. Jahrhundert
Barocke Festessen dienen sowohl dazu, sich mit dem Feinsten den Magen
zu füllen, als auch den Gästen Rang, Reichtum, Erfolg und universelles
Wissen vorzuführen. Dazu errichten die Küchenmeister Bauwerke aus
Zucker und Marzipan, die - je nach Anlass - Gottheiten, Musen, Wappen
oder kunstvoll geformte Bauten darstellen. Diese Schaugerichte krönen
das Mahl.
Die Tafel stellt eine Art Bühne dar, auf der zahllose Terrinen,
Saucieren, Platten, Teller und pompöse Aufsätze als stumme Akteure
fungieren: Die Tafelaufwärter, die auch für das Servieren der Getränke
zuständig sind, setzen beim „Service à la française" die Speisen in bis
zu drei Trachten auf die Tafel. Die Speisen jeder Tracht - das Wort
kommt von „tragen" - stellen sie gleichzeitig in einer bestimmten
Ordnung auf den Tisch: auf Rechauds, in kleineren Schüsseln, auf
Schüsselreifen, unter Schüsselglocken, in Suppenterrinen und
Kasserollen, denn die Gerichte sollen sowohl warm als auch zierlich
präsentiert werden.
Kochkunst, Kunsthandwerk, Service und Genuss vereinen sich so zu einem
Gesamtkunstwerk, zu dem auch gehört, dass die Tischgenossen, die sich
selbst bedienen, einander höflich beim Vorlegen helfen. Das „Service à
la française" gilt als eine besonders kultivierte Art der
Nahrungsaufnahme.
* * *
KAMINUHR AUS DER HOFBURG INNSBRUCK
Diese Uhr aus dem Möbelmuseum Wien ist heuer auf "Sommerfrische" in
Schloss Hof. In den umfangreichen Sammlungen des Museums finden Sie
viele weitere Objekte, die sich einst in kaiserlichem Besitz befanden.
www.moebelmuseumwien.at
Die Kaminuhr stammt aus dem kaiserlichen Haushalt und war in der
Hofburg Innsbruck in Verwendung. Die skulpturale Darstellung zeigt den
Tod Kleopatras durch eine Schlange.
Frankreich, 1. Viertel 19. Jahrhundert
Gangdauer: eine Woche
Bronze, vergoldet, Marmor, Email
Bundesmobilienverwaltung Objektstandort Möbelmuseum Wien
Ausstattung zur Zeit Joseph II.
Während Prinz Eugen kaum ein Leben jenseits des alles bestimmenden
Zeremoniells kennt und sogar seine Möbel nach strengen Regeln
aufgestellt werden, beginnt sich in der Regierungszeit von Maria
Theresia und Joseph II. eine fast „bürgerlich" anmutende Wohnlichkeit
zu entwickeln. Die einsetzende Trennung von öffentlichem Auftreten und
privatem Leben schafft die Grundlagen für unsere heutige, hoch
individualisierte Lebensform.
Ein Anzeichen dieser Entwicklung könnte die in den Appartements des
Kaisers und Maria Theresias auftretende Mischung von Möbeln aus den
1720er-, 1750er- und 1770er-Jahren sein. Ob dieser Mix ein Zeichen für
das neue Sozialgefühl ist oder ob er auf der ebenfalls zeittypischen
Sparsamkeit Kaiser Joseph II. beruht, wissen wir nicht - beides wäre
möglich!
Ausstattung zur Zeit Prinz Eugens
Wer hier warten muss, darf die zierlich gearbeiteten weißen
Stuckreliefs bewundern: Oberhalb des Kamins spielen liebliche Putten
mit Kriegsgerät - Helm, Panzer, Schild und Standarte! An der Decke
thront Apoll, der griechische Gott der Musen, erkennbar an der Lyra und
dem geflügelten Krummstab. Neben ihm sitzt der Kriegsgott Mars, doch
umwinden Ölzweige, Friedenszeichen also, sein Schwert. Der geflügelten
Kriegsgöttin Bellona raubt ein Putto ihre Lanze. Jeder meiner Besucher
versteht diese Botschaft: Ruhen die Waffen, floriert die Kunst!
Um diesen Idealzustand zu erreichen, muss ich als Diplomat und Ratgeber
des Kaisers wirken, muss Kriege führen und vor allem Friedensverträge
schließen.
Wandbespannung
Die Stoffbespannungen wurden auf Basis der Fragmente des
Originalstoffes, einem aus Indien stammenden, handbedruckten und
handbemalten Chintz aus dem 1. Drittel des 18. Jahrhunderts,
rekonstruiert.
Prinz Eugen: Ante Camer: Der Audienz- und Zeremonialbereich einer
fürstlichen Residenz besteht aus mindestens drei hierarchisch
abgestuften Räumen: Ante Camer, Audienzzimmer und Schlafzimmer. Nur wem
besondere Ehre gebührt, wird ins Schlafzimmer vorgelassen. Diese Be-
deutungssteigerung und das Zeremoniell spiegeln sich auch in der
Ausstattung wider: Von Raum zu Raum erscheint sie prunkvoller.
Maria Theresia: Unser Leben gestaltet sich viel weniger streng als das
Prinz Eugens. Vor allem unser Privatleben ist freier und geselliger.
Daher lasse ich die zeremoniell steife Ante Camer in ein bequem
möbliertes Spiel- und Gesellschaftszimmer umgestalten. Dort spiele ich
mit meinen Gästen und Hofdamen nach dem Abendessen an hübschen
Spieltischen Karten oder Tric Trac - auch um Geld!
Joseph II.: Meine Schwester, Maria Christina – der Liebling meiner
Mutter -, nutzt mit ihrem Mann, Prinz Albert von Sachsen-Teschen, diese
Räume viel öfter als ich. Sie haben in der Schlosskapelle geheiratet
und kommen gerne nach Schloss Hof. Sie haben es weniger weit als ich,
denn nur 18 km trennen Schloss Hof von Pressburg, wo sie als ungarische
Statthalter auf der Burg residieren.
* * *
Spielen, eine gesellschaftliche Passion
Spiele erleben im 18. Jahrhundert eine Blütezeit: Bereits zu Prinz
Eugens Zeiten gehört es zum guten Ton, bei geselligem Beisammensein
Spieltische verfügbar zu haben. Diese oft eigens konstruierten, aus
kostbaren Hölzern gefertigten, vielseitig verwendbaren Möbel sind
häufig die Prunkstücke der Salons.
Sobald das Abendessen beendet ist, setzt man sich an den Spieltisch -
auch in der Regierungszeit Kaiser Joseph II., der wohl selbst dem
Spielen eher zurückhaltend gegenüber steht. Zum allabendlichen
Vergnügen gehören die mit größter Leidenschaft betriebenen Kartenspiele
wie „L'hombre", ein aus Spanien stammender Vorläufer des Bridge oder
das aus Frankreich stammende „Pikett". Beliebt sind auch Brettspiele
wie Tric Trac, eine französische Form des Backgammon, oder Schach.
Sofa, Stühle, Hocker
Wien, um 1773/75
Buchenholz, weiß-gold gefasst; Sitzfläche und Rückenlehne mit Rohrgeflecht; Pölster (erneuert)
Prinz Eugen: In meinem
ausnehmend kostbar ausgestatteten Audienzzimmer empfange ich offizielle
Besucher in einem bis ins Kleinste geregelten Zeremoniell: Ob ich
meinen Hut ziehe, die Hand hebe oder womöglich gar nicht grüße, hängt
von der Bedeutung ab, die ich dem Besucher beimessen soll, nicht von
meiner Lust und Laune.
Staatstragende Besuche, bei denen ich dem Besucher als Präsident des
Hofkriegsrates - als Vertreter des Kaisers also - gegenübertrete,
finden nicht hier, sondern hochoffiziell in dem noch viel prunkvoller
ausgestatteten Paradeappartement im Südflügel des Schlosses statt. Das
kommt jedoch selten vor, denn hier will ich meine Ruhe!
Maria Theresia: Auch das hochoffizielle und besonders prunkvolle Paradeappartement des
Prinzen im Südflügel widmen wir um: Dort lasse ich meine Privatwohnung
einrichten. Fern der Wiener Regierungsgeschäfte will ich da mein
Witwendasein verbringen. Allerdings beteilige ich mich an der Seite
meines Sohnes weiter an den Staatsgeschäften.
Joseph II.: Prinz Eugens
Audienzzimmer verwandeln wir mit Himmelbett, Sitzmöbeln, Kanapees und
Sesseln in ein Schlafzimmer. Es liegt zwischen dem Spiel- und
Gesellschafts- zimmer und einem Sitzzimmer - beides Räume, wo wir
Besucher in einer ange- nehmen Atmosphäre empfangen können. Für
besondere Anlässe nutzen wir natürlich den Festsaal!
Prinz Eugen: Mein Schlafzimmer:
der Gipfel an Pracht! Nur ganz besondere Gäste empfange ich hier! Diese
hohe Ehre spiegelt sich in der Ausstattung wider: Sie übertrifft noch
die meines Audienzzimmers! Ob meine Besucher den Wert der Einrichtung
überhaupt einschätzen können? Natürlich, genauso gut wie ich! Der
eigentliche Wert dieses Zimmers jedoch liegt für mich in seinem
Ausblick: Die Fenster führen auf meinen prachtvollen Garten und den
Wirtschaftshof - ideal, wenn ich wissen will, was auf meinem Besitz
vorgeht.
Maria Theresia: Wegen dieses
herrlichen Ausblicks bestimme ich das Vorzeige-Schlafzimmer des Prinzen
zum gemütlichen Sitzzimmer. Da es sowohl für den engeren Familienkreis
als auch für den Empfang wichtiger Besucher gedacht ist, lassen wir für
die Wandbespannung und die Möbel einen überaus teuren Stoff verwenden.
David Tavčar: Phallusskulpturen mit „Prinz-Eugen" Muster, 2013 Limoges Porzellan, glasiert, emailliert
Prinz Eugen: Ich beauftrage Johann Lucas von Hildebrandt auch mit der
Gestaltung der zweigeschossigen, in den Schlosskomplex eingebundenen
Kapelle. Wiederum führen Alberto Camesina und Santino Bussi die
Stuckaturen aus. Sehen Sie die Hochreliefs an den Wänden der Emporen?
Zauberhaft die Allegorien christlicher Tugenden, nicht wahr?
Dieses Altarbild von Francesco Solimena (1657-1747) kaufen die
kaiserlichen Sammlungen in Wien um 1775 an. Johann Carl Auerbach
(1722-1788) fertigt eine Kopie für die Kapelle, die Sie sonst
weitgehend original erhalten sehen.
Der lombardische Maler Carlo Innocenzo Carlone (1686-1775) erschafft
das Kuppelfresko, das Gottvater und den Heiligen Geist zeigt und
gemeinsam mit der Kreuzabnahme Christi des Altarbildes das Motiv der
Dreieinigkeit bildet.
HEIRATEN IM KAISERLICHEN AMBIENTE
Schon zu Zeiten Prinz Eugens war Schloss Hof Schauplatz prachtvoller
Feste. Fernab der Hektik, in idyllischer Umgebung, bieten sich im
eindrucksvollen Gesamtkunstwerk Schloss Hof, tausend und mehr
Möglichkeiten den schönsten Tag im Leben zu einem unvergesslichen
Erlebnis werden zu lassen. Mit seinen prachtvollen Sälen, der
historischen Kapelle, dem kunstvoll gestalteten Barockgarten und vielen
weiteren einzigartigen Schauplätzen bietet Schloss Hof auch heute noch
eine stimmungsvolle Kulisse für die perfekte Hochzeit.
Hier auf Schloss Hof wurde eine der glücklichsten Ehen des Hauses
Habsburg, zwischen Marie Christine, der Lieblingstochter Maria
Theresias, und ihrer großen Liebe Prinz Albert von Sachsen-Teschen
geschlossen.
Die besten Vorzeichen, um im prachtvollen Ambiente des Barockschlosses den Bund für's Lebens zu schließen.
Das Appartement Maria Theresias
1773-1775 ließ sich Maria Theresia durch den Oberhofarchitekten Franz
Anton Hillebrandt im Südteil des Schlosses ein Appartement einrichten,
das deutlich die Formensprache des Klassizismus zeigt. Ursprünglich
befand sich hier das Paradeappartement Prinz Eugens. Die vier großen
Zimmer sind vorwiegend in grau-weiß gehalten und reflektieren die
persönliche Situation Maria Theresias: Seit dem Tod ihres Gemahls
bevorzugte sie Schwarz und Grau in ihren Zimmern. Das Appartement ist
heute als einziges Ensemble des Wiener Hofes dieser Zeit weitgehend im
Originalzustand erhalten!
Antecamer
Das repräsentative Vorzimmer zeigt eine Serie von Schlachtenbildern,
die in die Holzvertäfelung integriert ist. Dargestellt sind die
militärischen Erfolge des Hauses Habsburg-Lothringen. Maria Theresia
widmet diesen zeremoniellen Vorraum inhaltlich ihrem Mann, Kaiser Franz
I. Stephan von Lothringen. Er führte bei den hier gezeigten Schlachten
aus den Jahren 1738 bis 1746 den Oberbefehl über die kaiserliche Armee.
Die Monarchin war stets bestrebt die Rolle ihres Mannes als Kaiser und
Mitregenten zu festigen. Diesen Umstand tragen auch die hier gezeigten
Bilder Rechnung.
Empfangszimmer
Das Empfangszimmer nahm in der Hierachie der Räume des Appartements den
ersten Platz ein. Dies spiegelt sich in der Einrichtung wider: Nur hier
sind die Wände und Möbel teilweise vergoldet. Dies ist auch der einzige
Raum des Appartements, der mit zwei großen Spiegeln und einem Kamin
ausgestattet ist. Die kleinen Pastellbilder zeigen Maria Theresia und
Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen. Auf Wunsch Maria Theresias
wurden für diesen und den nachfolgenden Raum Gemälde ihrer Kinder
angefertigt. Dazu wurde erstmals ein „staatlich" ausgeschriebener
Wettbewerb an der Wiener Kunstakademie abgehalten.
Das Sitzzimmer, eine Art privates „Wohnzimmer", war wohl der von Maria
Theresia bevorzugte Raum des Appartements. Die Möbel boten besonderen
Komfort. Auch in diesem Zimmer wurde das Bildprogramm nach den Wünschen
Maria Theresias angefertigt. Die großformatigen, in die Wandtäfelung
integrierten Ölgemälde des „Zyklus von Familienbildern" zeigen die in
Italien lebenden Kinder der Monarchin. Maria Theresia nützte ihre
reiche Nachkommenschaft gezielt, um durch strategische Hochzeiten den
Einfluss des Hauses Habsburg-Lothringen zu stärken. Dabei lag der Fokus
auf dem Haus Bourbon, das neben Frankreich in seinen Nebenlinien auch
in Parma, Neapel und Spanien vertreten war.
Beginnend von rechts sind Erzherzog Ferdinand Karl Anton und Beatrix
d'Este von Mailand mit ihren Kindern zu sehen. Die beiden Gemälde in
der Mitte zeigen Erzherzogin Maria Amalia mit Herzog Ferdinand von
Parma sowie Erzherzogin Maria Karolina und König Ferdinand von
Neapel-Sizilien mit den Kindern. Auf diesen drei Gemälden ist im
Hintergrund auch das Kindermädchen zu erkennen.
Schlafzimmer
Entsprechend der „Trauer-Farbgebung" des Appartements sind die Wände
mit grauem Seidentaft spaliert. Für das Bett Maria Theresias wurden
Textilien von einem Paradebett aus der Zeit Prinz Eugens verarbeitet.
Der originale Baumwollstoff der heute rekonstruierten Schlafstätte
wurde bereits zur Zeit Prinz Eugens aus Indien importiert. Die zwei
Bilder zeigen Maria Theresia im Trauergewand mit Witwenhaube und Kaiser
Franz I. Stephan von Lothringen. Nach dem Tod ihres Gemahls trug die
Monarchin bis zu ihrem Tod, fünfzehn Jahre lang ausschließlich schwarze
Kleidung.
Ursprünglich befand sich in diesem Raum auch ein Betschemel mit einem
„Kruzifixbild". Neben den Kindern bildete die Religion, nach dem Tod
des Kaisers Franz I. Stephan, für Maria Theresia die wichtigste
Kraftquelle. Gegenüber anderen Glaubensrichtungen zeigte die streng
gläubige Katholikin wenig Toleranz.
Dem Schlafzimmer ist ein kleiner Raum, eine so genannte Retirade,
angeschlossen. Darin befand sich einst eine eingebaute Toilette - zu
dieser Zeit eine hochmoderne Einrichtung. Die Inszenierung dieser
Retirade vermittelt einen Eindruck vom ursprünglichen Erscheinungsbild.
Die barocke Meierhofanlage von Schloss Hof umfasst Orangerien,
Wirtschaftshöfe und Garten- und Brunnenanlagen. In den Jahren 2004 bis
2011 wurden an den Wirtschaftsgebäuden im Meierhof Dacherneuerungen,
Fassadeninstandsetzungen und umfangreiche Arbeiten im Inneren der
monumentalen Stallungen und Scheunen durchgeführt. 2007 und 2010 wurden
die beiden Orangerie-Bauten rekonstruiert. Die repräsentativen Anlagen
der beiden spiegelbildlich angelegten Orangeriegebäude mit
vorgelagerten Gärten befinden sich an der Südseite des Meierhofes. Im
Auftrag des Prinzen Eugen wurden sie nach Entwürfen des Architekten
Johann Lucas von Hildebrandt ausgeführt. Die beiden Schloss Hofer
Orangeriegebäude - errichtet nach modernsten Gesichtspunkten der im
frühen 18. Jahrhundert noch jungen Glashaustechnologie - sind in ihrer
Originalsubstanz weitgehend erhalten und zählen in Europa zu den
ältesten Orangerien des Typus mit vollständig verglaster Fassade.
Die Orangerieanlage von Schloss Hof
Seit der Renaissance war auch das Sammeln exotischer Pflanzen zu einer
wichtigen Leidenschaft und Mode des Adels und reichen Bürgertums
geworden. Die mit großem finanziellem Aufwand erworbenen und
kultivierten seltenen Pflanzen aus fernen Ländern wurden in eigenen
Sammlungen präsentiert, die zu einem wesentlichen Bestandteil der
Gartenanlagen wurden. Die namensgebende Leitpflanze dieser damit als
Orangerien bezeichneten Sammlungen, war die Pomeranze oder
Bitter-Orange (Citrus x auratium).. Die Pomeranze und weitere
Zitrusarten galten seit alters her wegen ihres immergrünen Laubes,
ihrer Fähigkeit gleichzeitig zu blühen und zu fruchten und wegen ihres
starken Duftes als Symbole des Paradieses und ewigen Frühlings.
Besonders im Barock wurden die Zitrusfrüchte als die goldenen Äpfeln
der antiken Mythologie angesehen, die den Göttern ewige Jugend
verliehen. In der antiken Sage war Heracles (Herkules) vom Orakel von
Delphi aufgetragen worden, diese als eine seiner 12 Taten aus dem
Garten der Hesperiden zu rauben. In der barocken allegorischen Deutung
wurde damit der Besitzer einer Orangerie als der unsterbliche antike
Tugendheld und Halbgott personifiziert, womit die Orangerie auch einen
wichtigen und unverzichtbaren Aspekt fürstlicher Repräsentation bildete.
Prinz Eugen hatte als einer der engagiertesten und vermögendsten
Sammler seiner Zeit bereits im Belvedere weder Mühe noch Aufwand
gescheut, um beeindruckende Orangerien anzulegen. Als Pendant dazu ließ
er auch in Schloss Hof von Johann Lucas von Hildebrandt aufwändige
Orangerien errichten. Hildebrandt verwirklichte eine aus zwei
spiegelbildlichen Orangeriegärten mit abschließenden Glashäusern
bestehende Orangerieanlage, die er als besondere Blickpunkte in die zu
den Privaträumen des Prinzen im Nordflügel des Schlosses gerichtete
Schaufront des Meierhofes einspannte.
Die beiden in den Hang eingesenkten Orangeriegärten wurden von Mauern
umschlossen und von umlaufenden Rampen- und Terrassenwegen eingefasst.
So wurden die empfindlichen Pflanzen geschützt und konnten auch von
erhöhtem Standort betrachtet werden.
Die beiden abschließenden Überwinterungshäuser errichtete Hildebrandt
als große barocke Glashäuser nach den modernsten Gesichtspunkten der
damals neu entwickelten Glashaustechnologie. Die Südwand der Bauten
wurde in eine 250 m² große Glas-Holzkonstruktion aufgelöst, die leicht
schräg gestellt wurde, um die Wintersonne gut einfangen zu können und
so für eine optimale Belichtung der im 7 m hohen Glashaussaal
überwinterten Pflanzen sorgen zu können. Die ebenfalls neu entwickelte
unterirdische Warmluftheizung ermöglichte die Temperierung der
Glashäuser während der Frostperiode. Während das östliche Glashaus mit
drei Öfen ausgestattet wurde, um die Pflanzen frostfrei überwintern zu
können, wurde das westliche Glashaus mit insgesamt vier Öfen und einer
mittigen Trennmauer ausgestattet, die den Glashaussaal in zwei Räume
teilte. So war es nunmehr auch möglich gleichzeitig Pflanzen mit unter
schiedlichen klimatischen Ansprüchen, und damit besonders auch
wärmeliebende tropische Pflanzen zu kultivieren, die der Prinz aus
Afrika, Amerika und Asien hatte ankaufen lassen.
Nachdem die Orangeriegärten bereits in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts sukzessive aufgelassen und umgenutzt wurden, und die
Glashäuser in Wohngebäude umgebaut worden waren, konnte 2003-2007 das
östliche Glashaus mit seinem Orangeriegarten originalgetreu
wiederhergestellt werden und 2010/2011 das westliche Glashaus mit
seinem Orangeriegarten als Veranstaltungsbereich adaptiert und wieder
zugänglich gemacht werden.
Orangerie-Gärtner
Ein höher gestellter Gärtner erhält in der Regel in den von ihm
betreuten Gartenanlagen einen Platz zum Wohnen. In Schloss Hof logiert
ein Gärtner hier im Orangerie-Gebäude. Ein Zimmer muss er an seine
Gärtnergesellen abtreten. Diese Wohnung gilt im Vergleich zu den
anderen Gutshof-Unterkünften als Luxus. Der Planer und Gestalter der
Gärten, Anton Zinner, residiert bei seinen Arbeits-Besuchen im Schloss.
Ausgesuchte Gärtner werden auf Bildungs-Reisen entsandt. Die Mehrzahl
der Gärtner sind aber Tagelöhner, die angelernt werden.
Das Heizsystem
Drei mit Holz befeuerte Öfen, die von der Gärtnerwohnung aus zugänglich
und deren Türen noch heute zu sehen sind, heizen zu Zeiten von Prinz
Eugen von Savoyen in unterirdischen Kammern die Luft während der
Wintermonate an. Die erwärmte Luft verbreitet sich über ein
unterirdisches Kanalsystem unter dem Boden des Glashauses. Eine im
Barock revolutionäre Fußbodenheizung.
Im Boden des Glashauses sind Mündungen für die Kanäle eingelassen.
Durch Öffnen und Schließen dieser Kanal-Mündungen mittels hölzerner
Deckel lässt sich die Heißluft-Zufuhr und somit die Temperatur im
Glashaus regeln. Wie viele Deckel zu öffnen oder zu schließen sind, ist
eine Arbeit, die viel Gespür verlangt. Hilfsmittel sind etwa Gefäße mit
Wasser. Sobald das Wasser einen dünnen Eisfilm zeigt, ist höchster
Heiz-Alarm gegeben. Auch sind alle Deckel sofort zu öffnen. Auch heute
wird die Orangerie wie zu Zeiten von Prinz Eugen beheizt. Nur die Öfen
sind erneuert. Und Thermometer geben Aufschluss über die Temperatur.
Das Glashaus wird damals wie heute im Winter auf fünf bis zehn Grad
geheizt. Im Sommer lässt sich das Kanalsystem schon zu Zeiten von Prinz
Eugen als Art Klimaanlage nutzen. Über die Kanäle strömt kühle Luft aus
den tiefer liegenden Nebenräumen ins Glashaus.
Der Verwalter
Herbei! Folget mir ins Jahr 1731! Mein Name ist Sebastian Fux. Als
Verwalter bin ich hier ein wichtiger Mann. Ich habe zum Wohlgefallen
von Prinz Eugen von Savoyen Übersicht über alle Gutshof-Verrichtungen.
Nun mache er sich mit mir bekannt und folge er den Anweisungen! Hat er
als Stallbursch sein Bett im Stall erhalten und die Arbeitsstiefel?
Dann werde er beim Hufschmied vorstellig! Von diesem kann er lernen.
Nun stelle sie sich ebenso artig vor und höre, welche Dienste ihr
zugedacht sind! Sie sieht manierlich aus. Aber hat sie als Magd den
nötigen Fleiß? Dann trete sie beim Brandweinbrenner ihr erstes Tagewerk
an!
Mit dem Schloss erwirbt Prinz Eugen landwirtschaftliche Nutzflächen,
Stallungen, Weideland und Wirtschaftsgebäude. Schloss-Architekt Lucas
von Hildebrandt schafft einen Gutshof, der als mustergültig gelobt wird.
Fuhrmann
Auch ein Bauernsohn kann zu Zeiten von Prinz Eugen Kutscher
werden. Ist er bei Pferden aufgewachsen und mit ihnen zehn Jahre etwa
am Pflug umgegangen - tritt er in den Dienst bei einem erfahrenen
Kutscher und muss sich als Stallknecht und Anschirr-Junge bewähren. Hat
er weitere zehn Jahre eine zweispännige Kutsche geführt und einige
Jahre einen sechsspännigen Wagen, so ist er ausgelernt. Für
Gutshof-Fahrten stehen auch heutzutage an bestimmten Tagen
Pferdekutschen bereit.
Das Geschäft eines Fuhrmannes, insbesondere das Führen einer Kutsche,
erfordert Klugheit, Geschicklichkeit und Sorgfalt. Güter und Waren, vor
allem aber die Leben derer, die der Fuhrmann fährt, sind in dessen
Händen.
Die Kutschen-Remise
Stellmacher und Wagner sind für den Bau von Last- und Reisewagen sowie
Kutschen verantwortlich. Stellmacher fertigen auch Karren, Schlitten
und Pflüge. Die Wartung der Fuhrwerke und Pferde obliegt dem Fuhrmann.
So dienen eiserne Striegel, den auf der Pferdehaut von Schweiß und
Staub festgesetzten Schmutz zu lockern. Kardetschen, Bürsten mit
Schweineborsten, fegen diesen weg. Wasserbürsten nebst Kämmen bringen
Mähnen und Schweife in Ordnung. Mit Schwämmen wäscht man Mäuler und
Augen der Pferde sowie Sattelzeug. Zum Säubern der Geschirre nach jedem
Gebrauch werden Schuhbürsten verwendet. Tran auf wollenen Lappen hält
das Lederwerk geschmeidig.
Wagenbürsten, zwei Finger dick und nur an den Kanten mit Haaren
bestückt, erreichen alle Fugen, auch zwischen den Speichen. Binsenbesen
finden Einsatz zum Waschen der Räder und Gestelle. Die Wagenschmiere
besteht aus Teer mit Öl oder Fett. Kleiderbürsten und Tücher sind für
das Wagen-Innere bestimmt. Anders als heute stehen zu Zeiten von Prinz
Eugen von Savoyen Remisen bei den Stallungen beim Schloss. Darin
befinden sich fünf Rüstwägen (Wagen für schweres Armee-Gepäck), zwei
Wurstwägen (Transportwagen mit Munitions-Stellagen), ein Weinwagen und
eine Kuchelkalesch - also ein leichter Küchenwagen.
Der Lipizzaner verdankt seinen
Namen dem 1580 gegründeten Gestüt in Lipica in Slowenien. Die Rasse ist
eng mit dem Hause Habsburg verbunden. Der Lipizzaner ist durch seinen
Einsatz in der Spanischen Hofreitschule in Wien weltberühmt. Gezüchtet
wird er heute in Piber in der Steiermark.
Die seltene ungarische Pferderasse der Gidrans wurde 1816 durch den Araberhengst Gidran
begründet. Gidrans sind fuchsfarben, spätreif aber langlebig. Diese
Pferde zeichnen sich durch enorme Härte und Ausdauer auch unter
höchsten Anforderungen aus. In der Monarchie war diese Rasse wegen
ihrer Vielseitigkeit äußerst beliebt.
Der Shagya-Araber ist eine
seltene und auch relativ unbekannte Rasse, die größer als der
zierlichere Vollblutaraber ist. Shagya-Araber kommen in allen
Grundfarben, wie Rappe, Brauner und Fuchs, vor allem aber als Schimmel
vor. In der österreichisch-ungarischen Monarchie dienten sie in der
Armee als Offizierspferde und wurden für Melderitte eingesetzt. Die
ungarische Kavallerie schätzte sie ob ihrer Unerschrockenheit im Kampf.
Stammvater dieser ungarischen Warmblutrasse war der Anglo-Normanne Nonius,
der 1815 5-jährig als Kriegsbeute in das ungarische Gestüt Mezőhegyes
kam, wo diese Rasse bis heute gezüchtet wird. Es handelt sich um
besonders leistungs- und nervenstarke Pferde mit ausdrucksvollen
Ramsköpfen, meist in den Farben braun und schwarz. Der Nonius wurde vor
allem als Kutschpferd genutzt, sei es als militärisches Artilleriepferd
oder in der Landwirtschaft.
Die Orangerie
Nach dem Erwerb von Schloss Hof 1725 durch Prinz Eugen von Savoyen
übernimmt Johann Lucas von Hildebrandt Um- und Ausbau des Schlosses
sowie die Gutshof-Planung. Letzteres ist für einen Meister-Architekten
ungewöhnlich. Sein Entwurf ist bis heute eine Rarität. Er ordnet dem
Gutshof eine Orangerie mit zwei spiegelgleichen Paradies-Gärten und
Glashäusern zu. Von seinen Privatgemächern blickt der Pflanzenfreund
Prinz Eugen direkt auf die Orangerie-Front.
Der Name Orangerie leitet sich von den hier kultivierten
Zitruspflanzen, allen voran den Orangen, ab. Diese geben sowohl dem
Gebäude als auch der gesamten Sammlung an exotischen Gewächsen ihren
Namen. Die Sammlung umfasst zusätzlich Granatapfel- und Feigenbäume,
Agaven, Kakteen, Oleander, Calla, Jasmin und Passionsblumen sowie die
zu dieser Zeit wertvollen Tulpen. Im Sommer schützen die von Terrassen
eingefassten Orangerie-Gärten die Pflanzen. Als Winterquartier dienen
die Glashäuser mit unterirdischem Heizsystem. Für viel Licht sorgen
nach Süden gerichtete 250 Quadratmeter große und schräge Glasflächen.
Das östliche Glashaus ist 1729/30 fertig gestellt, das westliche 1731.
Das ehemalige Jagdschloss Niederweiden von Prinz Eugen von Savoyen und
Maria Theresia - welches zum Standort Schloss Hof gehört - ist ein
echter Geheimtipp. Es versprüht mit seinem Charme eines französischen
Lustschlösschens einen ganz besonderen Reiz. Auch besonders sehenswert
ist die authentisch eingerichtete barocke Wildküche.
Wildküche
Schloss Niederweiden ist ein Barockschloss in Engelhartstetten im
Marchfeld im Bezirk Gänserndorf (Niederösterreich). Es ist eines der
sechs Marchfeldschlösser.
Im Mittelalter befand sich auf dem Gebiet des heutigen Schlossburgs
eine Wasserburg, die im Lauf der Jahrhunderte verfiel. Das heutige
Schloss wurde 1693/94 von Johann Bernhard Fischer von Erlach für Ernst
Rüdiger von Starhemberg unter dem Namen Jagdschloss Engelhartstetten
errichtet. 1725 erwarb Prinz Eugen von Savoyen das Schloss und
adaptierte es zu einem Jagdschloss. Sein heutiges Aussehen erhielt das
Schloss unter Maria Theresia um 1765 durch den Hofarchitekten Nikolaus
Pacassi.
15 herrschaftliche Räume – darunter die barocke Wildküche aus der Zeit
des Prinzen Eugen – können für private Feste und Feiern (z. B.
Geburtstage, Hochzeiten) sowie Tagungen und Konferenzen angemietet
werden.
Der Niederweidner Barockgarten wurde auf dem Gelände und unter
Einbindung der Ruinen des mittelalterlichen Dorfes Grafenweiden
(urkundlich erwähnt 1045, zerstört 1450) angelegt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: