Schloss Rosenau

Österreichisches Freimaurermuseum, September 2023

Das Österreichische Freimaurermuseum Schloss Rosenau bietet in neu renovierten barocken Räumen Einblicke in Geschichte und Gegenwart des diskreten Bundes. Neben Kunstwerken und Ritualgegenständen zeigt es viele bekannte Gesichter der Freimaurerei. Die Atmosphäre einer Original-Loge aus dem 18. Jahrhundert wird hier erlebbar.

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023

1593 erweiterten die Herren von Greiß einen bereits vorhandenen Vierkanthof zu einem Renaissanceschloss. Von 1720 bis 1803 war Rosenau im Besitz der Grafen Schallenberg. Erster Inhaber war Leopold Christoph Graf von Schallenberg, der das Gut 1720 kaufte. Er ließ das Schloss nach den Plänen des Baumeisters Joseph Munggenast im Barockstil umbauen und richtete dort Räume für eine Freimaurerloge ein. Außerdem entstand in dieser Zeit die fast vollständig erhaltene Gutshofsiedlung. Von dieser Gutsherrschaft zeugen das Altersheim (Spital), das Forsthaus, der ehemalige Meierhof, die Bandweberei, die Wagenremise, der Pfarrhof, die Volksschule und die Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit. Josef Graf Schallenberg verkaufte das Schloss 1803.

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Es erwarb Ernst Christoph Georg August Graf Hardenberg, königlich hannoverscher Gesandter in Wien, dessen Neffe es 1832 an den Ökonomen Freiherr Andreas von Stift verkaufte. 1863 wurde Creszentia Stummer, Witwe des Händlers Carl Stummer aus Brünn Schlossherrin, nachdem die Stiftschen Erben das Gut veräußert hatten. Bereits fünf Jahre später erwarb der Eisenbahntechniker Mathias von Schönerer Schloss und Gutshof.

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Georg Heinrich Ritter von Schönerer erbte den Besitz 1883 und verwaltete das Gut bis zu seinem Tode 1921. 1907 ließ er nördlich des Schlosses den einzigen Bismarckturm Österreichs errichten. Für das Wohl der ansässigen Bevölkerung schuf er auf dem Gut und in der Umgebung zahlreiche soziale und wirtschaftliche Einrichtungen. Seine Tochter verwaltete das Erbe bis 1928. 1943 übernahm die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft das Schloss. Von 1943 bis 1945 war Baron Lazarini-Zobelsperg Schlossherr. Nach Kriegsende verwüsteten sowjetische Truppen das Schloss, darauf folgte die Beschlagnahme durch die Besatzungsmacht bzw. die USIA, nach Ende der Besatzungszeit 1955 die Rückgabe an Baron Lazarini-Zobelsperg. Er verkaufte das durch die Zerstörungen unwirtschaftlich gewordene Schloss 1964 an die Siedlungsgesellschaft des Landes Niederösterreich.

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Nach beträchtlichen Investitionen seitens des Landes wurden am 26. September 1974 Schlosshotel und Restaurant eröffnet. Ein Jahr später erfolgte die Eröffnung des Österreichischen Freimaurermuseums im Schloss. In der Pfarrkirche zeigt ein Deckenfresko, das dem Maler Paul Troger zugeschrieben wird, die Anbetung der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Kirchenemporen für die Familie und das Personal der Schlossbesitzer sind so konstruiert, dass man sie ohne Umweg von den Gemächern im 1. Stock des Schlosses aus betreten kann.

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Das im 18. Jahrhundert umgebaute Schloss ragt bis heute hervor durch die Arbeiten des Baumeisters Joseph Munggenast, der Maler Paul Troger, Daniel Gran und des „welschen Perspektivenmalers“ Rincolin, der in Rosenau begraben liegt. Die dem Tode Schallenbergs im Jahr 1800 nachfolgenden Eigentümer – darunter der für seine antisemitischen Umtriebe berüchtigte Georg Ritter von Schönerer – wussten nichts mehr von der besonderen Bedeutung des Schlosses als freimaurerische Wirkungsstätte. Die symbolischen Malereien wurden zugedeckt und übermalt.

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Freimaurerei in der Zeit der Habsburger-Monarchie
1717 24. Juni: Gründung der ersten Großlage der Welt in London (UGLE)
1738 Bannbulle „In Eminenti" gegen die Freimaurerei von Papst Clemens XII.
1742 Gründung der ersten Wiener Loge „Aux Trois Canons" (Zu den Drei Regeln)
1751 Bulle „Providas" von Papst Benedikt XV gegen die Freimaurer
1770 Gründung der Loge „Zur Hoffnung", später „Zur Gekrönten Hoffnung" in Wien
1776 Abschaffung der Folter in Österreich über Antrag des Freimaurers Joseph von Sonnenfels
1780 Tod Maria Theresias, Nachfolger wird ihr Sohn Joseph II.
1781 Joseph II. erlässt das. Toleranzpatent: Freie Religionsausübung sowie gleiche politische Rechte für alle protestantischen Bekenntnisse und die griechisch-orthodoxe Kirche
1781 Gründung der Loge „Zur Wahren Eintracht" in Wien
1784 Gründung der Großen Landesloge von Österreich; Aufnahme Wolfgang Amadeus Mozarts in die Loge „Zur Wohltätigkeit"
1785 "Freimaurerpatent": Die Freimaurerei wird einerseits staatlich anerkannt, andererseits überwacht und die Anzahl der Logen beschränkt
1790 Kaiser Joseph II. stirbt, in der Folge ab 1793/95 Verbot und systematische Verfolgung der Freimaurerei bis in die Ära Kaiser Franz Josephs
1867 Der „Ausgleich" mit Ungam führt zur Schaffung der Doppelmonarchie, Kaiser Franz Joseph bestätigt das Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger - als Folge ist in Ungam die Freimaurerei ab nun erlaubt - in Österreich bleibt sie verboten
1869 Österreichische Freimaurer besuchen die Loge „Zur Verbrüderung" in Ödenburg (Sopron) und erhalten den entscheidenden Impuls für die Gründung von „Grenzlogen"
1871 Wiener Freimaurer gründen auf ungarischem Boden in Neudörfl die erste Loge mit dern Namen „Humanitas". In der Folge etablieren österreichische Freimaurer 16 Logen auf ungarischem Gebiet
1908 Ferdinand Hanusch wird von der Loge „Lessing" aufgenommen, Alfred H. Fried von der Loge „Sokrates" - ihm folgt 1909 Richard Schlesinger, der 1919 zum Ersten Großmeister der Großioge von Wien gewählt wird

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Tartsche, 1653 - Schild der Steinmetze
Grabstein des Wolfgang Tenk, um 1513 - Wolfgang Tenk, Baumeister der Pfarrkirche Steyr
Tartsche, Mitte 17. Jahrhundert - Schild der Steinmetze

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Grabschild der Steinmetz-Zunft, 1665 - Metallschild aus Silber vergoldet
Neben den Tätigkeiten einer Standesvertretung und sozialen Unterstützungen war es eine der wichtigsten Aufgaben einer Zunft, auch ein würdiges Begräbnis für ein verstorbenes Mitglied zu arrangieren. Daher gehörte auch eine Sammlung von dekorativen Grabschilden zur notwendigen Ausstattung der Zünfte. Diese Embleme wurden paarweise auf eine Textildecke gehängt, die den Katafalk mit dem Sarg des Verstorbenen bedeckte.
Grabschilde wurden in unterschiedlichen Formen und Materialien hergestellt. Bekannt sind Textilschilde („Tartschen"), die mit Reliefapplikationen und plastischen Stickereien verziert sind. Es gab aber auch zahlreiche in Metall gearbeitete, aufwendig gepresste und gehämmerte Schilde. Neben den typischen Zeichen und Gegenständen des jeweiligen Handwerks, finden sich Darstellungen von Symbolen des Lebens, des Todes, gemeinsam mit Motiven der Vergänglichkeit (Vanitas).

Das hier präsentierte Grabschild stammt von einer Steinmetz-Zunft aus dem Raum Prag (Beschauzeichen auf der Rückseite samt Meistermarke). Es ist sehr hochwertig in Silber gearbeitet, teilweise vergoldet und mit der Jahreszahl 1665 versehen. Da die erste Loge in Prag erst 1741 („Zu den drei Sternen") gegründet wurde, hat dieses Schild keinen dezidiert freimaurerischen Ursprung, weist aber auf die symbolischen Bezüge der Freimaurer zu den alten Dombauhütten und Steinmetz-Zünften hin. Dieses Exponat wurde dem Museum in dankenswerter Weise von Brüdern der Loge Mozart in Wien gestiftet.

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Warum Freimaurerei?
„Das Freimaurertum basiert auf der Anerkennung und Befolgung des allgemeinen, alle Menschen gleichermaßen verpflichtenden Sittengesetzes, kennt jedoch keine Dogmen, lehnt Rassen- und Klassenhass auf das entschiedenste ab und baut so wie es in der Sprache der Freimaurerei heißt - „am Tempel der allgemeinen Menschenliebe". Die Durchsetzung der Menschenrechte, die nun seit 1776 mehrfach neu kodifiziert wurden, ist heute das Ziel sehr vieler Parteien und Staaten. Die Menschenrechte global durchzusetzen, gelingt bis jetzt nicht. Es fehlt an Altruismus, es fehlt an Toleranz, es fehlt an Humanität. Das Ziel der totalen Durchsetzung der Menschenrechte mag manchem als unerreichbar und utopisch erscheinen, aber, einmal gefasst und erkannt, ist es eine höchst wirksame soziale Kraft, die sich freilich nur asymptotisch ihrem Ziel nähert."
(Alexander Giese, Großmeister der Großloge von Österreich 1975-1987)

Der Tapis (Die Arbeitstafel)
Der Tapis/Arbeitsteppich ist ein zentrales Instrument der Freimaurerei, denn er zeigt einen Großteil der maurerischen Symbolik. Ursprünglich mit Kreide auf den Boden gezeichnet, liegt der Tapis in der Mitte der Loge und dient der Ordnung, Kontemplation und Inspiration. In Abwandlungen finden sich seit Jahrhunderten die wesentlichen Elemente immer wieder. Der Tapis soll ein Abbild der Loge sein, eine Art heiliger Urgrund. Er beschreibt den symbolischen Logenraum als von Osten bis Westen, von Norden bis Süden, vom Mittelpunkt der Erde bis an den Himmel reichend.

Im unteren Abschnitt erhebt sich gleichsam aus einem musivischen (mosaikartiken) Pflaster (unserem rational strukturierten Leben) der Tempel der Humanität, in der Architektur des Salomonischen Tempels. Ihm vorgesetzt sind die beiden Säulen J (Jakin/Jachin) und B (Boas), als Grundpfeiler dieser Humanität. In der Mitte des Arbeitsteppichs haben die aus derm Handwerk der Steinmetze und Baumeister übernommenen Symbole ihren Platz: Senkblei, Winkelwaage, Winkel und Zirkel. Weiters der zu behauende raue Stein und der geglättete, Hammer, Kelle usw. Am oberen Rand des Tapis sehen wir Sonne, Mond (und Sterne); denn im Angesicht des Himmels soll sich der Freimaurer zunehmend als Flammender Stern verstehen, inmitten eines Pentagramms stehend, und sich dabei der Werte Freiheit, Toleranz, Brüderlichkeit und Transzendenz besinnen.
Umfangen werden die Symboldarstellungen von einer Kordel mit drei Lemniskaten (Liebes-/Freundschaftsknoten), als Zeichen für die Verbundenheit des Maurers mit seinen Brüdern.

Seit dem 19. Jahrhundert werden die Arbeitsteppiche besonders kunstvoll ausgestaltet. Als Beispiel mag der von Herbert Schmid-Korlath gefertigte, hier im Tempel aufliegende Tapis (Kopie des sog. „Wiener Tapis" aus den 1860er Jahren) dienen. Besondere Prunkstücke der künstlerischen Gestaltungskraft stellen die beiden Arbeiten der renommierten österreichischen Künstler Adolf Frohner und Michael Prachensky dar, die hier erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sind.

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Österreichische Freimaurerei im 20. Jahrhundert
1918 12. November: Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich
8. Dezember: Gründung der „Großloge von Wien" durch die bisherigen Grenzlogen „Humanitas", „Sokrates", „Eintracht", „Treue", „Lessing zu den 3 Ringen", „Kosmos", „Gleichheit", „Zukunft", „Schiller", Freundschaft", „Goethe", „Pionier", „Zur Wahrheit" und „Fortschritt". Die Logen arbeiten im Logenhaus in Wien in der Dorotheergasse 12
1920 Julius Tandler wird von der Loge „Lessing zu den drei Ringen" aufgenommen. Als Wiener Stadtrat für Wohlfahrtspflege schafft er ein international vielbeachtetes Wohlfahrtssystem
1921 Tod von Alfred Hermann Fried, der für sein Konzept des Pazifismus 1911 mit den Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Er beeinflusst das Denken der Großloge nachhaltig
1922 Richard Coudenhove-Kalergi wird in die Loge „Humanitas" aufgenommen. Seine Paneuropa-Ideen gelten els Ursprung der Idee einer Europäischen Union und werden von der Großloge unterstützt
1926 Gründung der „Österreichischen Liga für Menschenrechte" unter Beteiligung zahlreicher Freimaurer
1933 Ausschaltung des Parlaments durch Bundeskanzier Engelbert Dollfuß und Errichtung des autoritären Ständestaates. Dolltuß wird im Zuge eines nationalsozialistischen Putschvorsuches im Juli 1934 ermordet
1934 Bürgerkrieg im Februar 1934; Ausschaltung der Sozialdemokratie; die Freimaurerei wird unter Kuratel gestellt. Staatsbeamte müssen sich zwischen ihrem Arbeitsplatz und der Mitgliedschaft entscheiden. Polizeibeamte können zu den Versammlungen und Arbeiten kommen. Die Logenarbeit wira schwieng bis unmöglich. Dadurch geht die Zahl der Brüder in den Folgejahren um die Hälfte zurück
1938 12. März: Einmarsch deutscher Truppen in Österreich. Das Logenhaus in der Inneren Stadt wird bereits am 13. März von Nazionalsozialistern gestürmt und geplündert. In den nachfolgenden Tagen Verhaftung zahlreicher Freimaurer, darunter auch von Großmeister Dr. Richard Schlesinger durch die Gestapo. Er stirbt infolge verweigerter ärztlicher Versorgung im Gefängnis am 5. Juni 1938
1945 Bereits kurz nach der Befreiung Wiens wird im August 1945 von 48 überlebenden Freirnaurern der Neubeginn bzw. die Wiedergründung der Österreichischen Großloge beschlossen. Zum ersten Großmelster wird der Arzt Dr. Karl Doppler gewählt, nach dessen Tod wird zwei Jahre später Bennard Scheichelbauer sein Nachfolger
1955 Die „Großloge von Wien - für Österreich" wird nach dem Staatsvertrag zu der bis heute bestehenden „Großloge von Österreich"
2022 In der „Großloge von Österreich" arbeiten 82 Logen mit rund 4.000 Mitgliedem

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Das Deckengemälde - Daniel Gran, 1694 - 1757
Antiker Götterhimmel, links Diana und Aktäon, dahinter Perseus mit dem Medusenhaupt, rechts Vulkan und Venus, sowie - über Pallas Athene - Apoll, der Sonne zugewandt. Apoll, Gott der Wissenschaften und Künste, als Weltenbaumeister mit Bibel, Zirkel und Winkelmaß und darüber die Sonne. Die letztgenannten vier freimaurerischen Symbole finden wir später in allen Freimaurertempel wieder. In den Rundfeldern der Ecken ist die Musik, Geographie, Geschichte und Grammatik durch kleine Putten mit den jeweiligen Attributen symbolisiert. Kunst und Wissenschaft gehören zu den erstrebenswerten Aufgaben des Freimaurers. Sucht man nach einem sinnvollen Zusammenhang der Deckengemälde des ersten und zweiten Raumes, so findet man ihn in der Steigerung von natürlichem Licht zu geistigem Licht.

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Der Schurz des Freimaurers
Der Schurz ist der Hauptteil der symbolhaften Bekleidung aller Freimaurer weltweit. Seinen Ursprung hat er im schützenden Steinmetz-Bekleidungsstück der Dombauhütten. Freimaurer sehen hierin eine Reminiszenz (v. lat.: reminisci = sich erinnern) an ihre Ursprünge und betrachten den Schurz als Teil der sinnstiftenden Metaphern aus der Dombau-Zeit.

Der Schurz wird in der spekulativen Maurerei als Zeichen dafür getragen, dass der Maurer Zeit seines Lebens an sich (wie der Steinmetz an einem rauen Stein) zu arbeiten hat und keine Scheu vor absplitternden Steinstücken haben soll. Da der Schurz einen Freimaurer bekleidungsmäßig als solchen ausweist, findet er ohne ihn keinen Einlass in einer Loge. Ursprünglich rein weiß in Leder gearbeitet, hat sich über die Zeit eine aufwändigere Gestaltung durchgesetzt, nur der Schurz des Lehrlingsgrades ist nach wie vor einfach weiß. Gesellen tragen einen blau einfassten Schurz, die Meister einen solchen, der zusätzlich mit drei blauen Rosen geschmückt ist. In der Hochgradmaurerei spielt der Schurz eine wichtige Rolle als Abzeichen des jeweiligen Grades (bis zu 33 Grade). Hier findet sich eine dekorativere Ausgestaltung, etwa in Samt und Seide, in roter, grüner, blauer, gelber oder anderer Farbe, eingefasst und bestickt, mit Silber und Gold verziert und mit diversen symbolischen Emblemen ergänzt.

Schurz des Helvetius. Geschenk an Voltaire anlässlich seiner Rezeption in die Loge Neuf Soeurs, 1778 Paris
Schurz des Generals Marquis Marie Joseph La Fayette 1757-1834.
Er wurde in Gegenwart von George Washington 1779 in eine Militärloge aufgenommen.
Kopie: Originalschurz im Washington Memorial
Arbeitsschurz aus Frankreich um 1740
Schurz der Pariser Adoptionsloge „Zur heiligen Josephine", Anfang des 19. Jahrhunderts, gegründet von Joséphine de Beauharnais, der Gattin Napoleons

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Tempel Salomonis
Eine der idealisierten Darstellungen alttestamentarischer Bauwerke aus der von Johann Bernhard Fischer von Erlach herausgegebenen Sammlung „Entwurff Einer Historischen Architectur" / Band 1, 1721

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Das Deckenfresko - Daniel Gran, 1746
Eine allegorische Darstellung, wieder mit Pallas Athene. Die drei Johannisrosen werden dem aus der Loge Austretenden entgegengehalten. Links unten hält ein Putto den Granatapfel mit seinen zahlreichen Samen als Symbol für die Verbreitung des Gedankens der Freimaurerei. Rechts oben ein Bienenkorb-Zeichen für gemeinsame, sinnvolle Arbeit. Dem Eintretenden jedoch streckt ein Putto die Spitze des Zirkels entgegen, Symbol der allumfassenden Freundschaft.

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Die „Dunkle Kammer", französisch „Chambre de Reflexion" genannt, diente der Vorbereitung des Kandidaten für die Aufnahme in den Bund der Freimaurer. Umgeben von Symbolen der Vergänglichkeit hatte der Kandidat sein Leben zu überdenken und seinen Entschluss, Aufnahme in die Bruderschaft zu suchen, noch einmal genau zu überprüfen. Die Gegenstände in diesem Raum sind alle aus dem 18. Jahrhundert.

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Den aufklärerisch-liberalen Tendenzen am Ende des 18. Jahrhunderts folgten Kriege, wirtschaftliche Depression sowie eine geistige Enttäuschung. Zu kompromisslos war die Aufklärung zur Tat geschritten, zu sehr hatte sie die rationalen Mächte der Tradition sowie die Nachteile einer einseitigen Intellektualisierung unterschätzt. Dennoch wies sie den Weg in die moderne Welt und blieb als Denkhaltung bis heute von Wichtigkeit. Ob das Projekt Aufklärung jemals abgeschlossen werden kann, ist mehr als fraglich. Sie ist und bleibt ein unvollendetes und vielleicht auch nicht vollendbares Projekt.
„In dieser Parodoxie liegt wahrscheinlich ihre anhaltende Aktualität und die Chance, aus ihr eine neue Aufklärung als Denkmodell gegen den Fundamentalismus zu entwickeln." (Michael Kraus, Altgroßmeister der Großloge von Österreich)

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Albert Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen (1738-1822)
Abguss von Prof. Walter Leitner, nach einer Büste von Franz Xaver Messerschmidt

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Porzellanfigurengruppe, zwei Freimaurer
Meissen um 1745, von Johann Joachim Kaendler

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„Tempel der Vollkommenheit“ errichtet 1791, gestiftet von Franz Edler von Mack zum Gedächtnis - wie die Gedenksteine angeben - an Albert, Herzog von Sachsen-Teschen und dessen Gemahlin Maria Christina, Erzherzogin von Österreich (Tochter Maria Theresias)

Der „Tempel der Vollkommenheit" in Kalksburg, auch „Monument" genannt, war ursprünglich als zentrales Bauwerk in einen Englischen Landschaftsgarten eingebunden. Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Wien und Umgebung in vielen Gartenanlagen ähnliche tempelartige Bauwerke, die ähnlich rätselhaft benannt waren: „Tempel der Nacht" in Schönau bei Baden (der auch als Vorbild für das Bühnenbild zu Mozarts „Zauberflöte" diente), „Tempel der Unsterblichkeit" in Bad Vöslau und „Tempel der Schatteninsel" in Bruck an der Leitha. All diese Bauwerke weisen erstaunliche Gemeinsamkeiten auf: Der Zeitpunkt ihrer Errichtung liegt jeweils zwischen 1780 und 1795. Immer waren sie zentrale Bauwerke in diesen für die damalige Zeit neuartigen Gartenlandschaften. Nicht selten waren dabei ägyptische Obelisken neben chinesischen Pavillons und künstliche Grotten mit griechischen Hermes- oder ägyptischen Isis-Statuen vorzufinden.

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Porzellanschüssel, Ende des 18. Jahrhunderts, Porzellanmanufaktur Fürstenberg

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Meisterschurz nach schottischem Ritus im 18.Grad, 2. Drittel 18. Jahrhundert
Englischer Meisterschurz, Ende des 18. Jahrhunderts

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Die Loge „Zur Wahren Eintracht"
Mit Joseph II. begann in mancherlei Hinsicht eine neue Epoche: 1773 war der Jesuitenorden als dogmatisch-religiöse Ordnungsmacht verboten worden, die Bindungen des Feudalstaates hatten sich überlebt, und die im Barock dominierende Gegenreformation vermochte nicht mehr dem von England ausgehenden Gedankengut der Aufklärung Einhalt zu gebieten. In dieser Situation wurde 1781 die Loge,„Zur Wahren Eintracht" gegründet, die sich - vor allem nach dem Eintritt von Born und Sonnenfels - schnell zur Wiener Elite-Loge entwickelte. Zu den 226 Brüdern dieser Loge zählten die bekannten Ärzte Johann Peter Frank, Johann Nepomuk Hunczowsky und der Anatom Joseph Barth. Joseph Haydn wurde in diese Loge aufgenommen. Die Literaten Aloys Blumauer und Joseph Ratschky, Johann Baptist Alxinger und Cornelius von Ayrenhoff waren ihre Mitglieder. Wolfgang Amadé Mozart war häufig Gast bei den Arbeitern dieser Loge und wurde auch hier zum Gesellen befördert. Zum unvergänglichen Ruhm dieser Loge hat auch der Umstand beigetragen, daß sie ihre Baustücke (Vorträge, die bei der Zusammenkunft der Brüder gehalten werden) im „Journal für Freymaurer" drucken ließ.

Das Ende 1792/1795
Nachdem seit 1787 in Wien nur noch die Loge „Zur Gekrönten Hoffnung" (wieder unter ihrem alten Namen) bestand. ließ der Regierungsantritt Leopolds II. maurerische Hoffnungen aufkeimen. Der Herrscher versuchte, Freimaurer in seine politischen Pläne einzubeziehen und in einer „Freimaurer-Assoziation" konservative Logen zu vereinigen. Unter der Staatsführung Franz I. und unter dem Eindruck der Französischen Revolution kam für alle geschlossenen Gesellschaften im Habsburgerreich bald das Ende. Mit dem Kriminalpatent von 1795 hatte man die Handhabe zum gänzlichen Verbot der Freimaurerei.

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Der Tod Joseph II., Huldigungsblatt mit Pyramide Darstellung der von Joseph II. erlassenen Dekrete, 1790

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Der „Josephinismus", die Reformpolitik Kaiser Josephs II., fand vor allem in der Kirchenpolitik ihren Ausdruck:
Durch das Toleranzpatent von 1781 wurde Protestanten und Griechisch-Orthodoxen freie Religionsausübung zugestanden. 1782 wurde die Aufhebung zahlreicher Klöster in Österreich und Ungarn und des Hofstaates angeordnet. Die Hofburg war nur noch das Büro des Kaisers. 1783 wurde durch das „Ehepatent" die Zivilehe neben der weiterhin obligaten kirchlichen Trauung eingeführt. 1784 erfolgten beim Begräbniswesen einschneidende Änderungen. Natürlich haben diese Änderungen den Widerstand von Papst Pius VI. hervorgerufen, der aus diesem Grund bereits 1782 nach Wien kam, um den Kaiser von weiteren Aktionen im Sinne des „aufgeklärten Absolutismus", die zu einer verstärkten Staatskontrolle führten, abzuhalten. Allerdings war der Besuch ohne Erfolg. Der Kaiser verordnete auch weit reichende Änderungen auf anderen Gebieten: In der Verwaltung, im Schulwesen, im Rechts- und Gesundheitswesen. Obwohl dieses dem Geist der Aufklärung entsprechende politische Programm hätte erwarten lassen, daß Joseph II. Freimaurer gewesen ist, war dies im Gegensatz zu seinem Vater Franz Stephan nicht der Fall. Es gehörten jedoch mehrere seiner engsten Berater, insbesondere Joseph von Sonnenfels, dem Bunde an.

Joseph von Sonnenfels und die Aufhebung der Tortur
Zu seiner besonderen aufklärerischen Denkart gehörte es, daß er erstmals den Begriff der „Beförderung der allgemeinen Glückseligkeit" als Endziel eines guten Staatswesens prägte. Seine mehr als vielseitig betriebenen Berufe und Beschäftigungen gaben ihm reichlich Gelegenheit, seinen Standpunkt zu vertreten, daß Vorschriften nicht gegen, sondern für die Bürger gemacht werden müssen. Er trat ein für die Errichtung von Jugendämtern und Waisenhäusern, für die Erhaltung von Schulen auf öffentliche Kosten, für eine selbst dirigistische Hebung der Allgemeinbildung, für den korrekten Gebrauch der deutschen Sprache auch um den Preis einer entsprechenden Zensur, für die Schaffung von Arbeitsgerichten und einer Gesundheitspolizei, für Alters- und Witwenversorgung über Versorgungskassen, für die Kontrolle eines festgesetzten Mittelpreises für Lebensmittel zur Verhinderung der Teuerung und vieles andere mehr. In seinem liberalen Radikalismus bezeichnete er die Bauern als die nützlichste Klasse unter den Bürgern. Fanatisch war sein Kampf gegen Folter und Todesstrafe, wobei sein persönliches Einwirken auf Maria Theresia schließlich 1775 zur Aufhebung der Tortur führte. Unter Joseph II. wurde die Todesstrafe außer für Hochverratsdelikte aufgehoben. Joseph von Sonnenfels war Meister der Loge „Zur Wahren Eintracht" und gründete das berühmte „Journal für Freimaurer".

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Raum der verlorenen Schritte
Der Raum ist reich mit Symbolen gestaltet. Über dem Fenster eine große schwarze Muschel, Symbol der Verschwiegenheit, am Boden eine Sonnenrose, Symbol des Weltenbundes, umgebend von einem Mäanderband, Symbol der Bruderkette. An der Stirnwand ein unvollendeter Obelisk, zwei Widderköpfe, Symbol der Stärke, flankieren den Sockel. Im unteren Teil ist ein Weinstock, Symbol der Wiederkehr, sichtbar.

Gerade in unserer Zeit ist es immer schwieriger, der ständigen Hast, den Spannungen und „Sachzwängen" unseres Alltags zu entkommen. Die Emotionen des Augenblicks verstellen aber oft den Blick aufs Wesentliche und machen hastig oder ungerecht im Urteil. Im „Raum der verlorenen Schritte", der sich vor dem eigentlichen Logenraum befindet, soll der Freimaurer versuchen, sich von den täglichen Verstrickungen zu lösen, sich zu besinnen und zu sammeln.

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Der Tempel ist der besondere Logenraum, in dem Symbol und Ritual zu jener nicht bestimmten und nicht bestimmbaren Einheit werden, die masonisches Sein möglich und masonisches Ziel denkbar macht. Die Metaphorik des Raumes ordnet das Ritual der Freimaurer. Im (symbolischen) Westen befinden sich die Plätze des Ersten und Zweiten Aufsehers sowie die beiden Säulen aus dem Vorhof des Salomonischen Tempels. Die Sitzreihen im Norden und Süden lassen ein Rechteck in der Mitte frei. Hier liegt als Symbol der Loge der Tapis (Teppich) zwischen den drei Lichter tragenden Säulen der Weisheit, der Stärke und der Schönheit. Im erhöhten Osten bildet den Mittelpunkt der Altar, auf dem Bibel, Winkelmaß und Zirkel liegen. Dahinter hat der Meister vom Stuhl seinen Platz, um die Arbeit der Brüder anzuleiten. Die Einrichtung des Tempels ist original aus dem 18. Jahrhundert. Die Wände des Tempels sind, unvollkommen mit weißen Flecken, aus Steinen errichtet. Symbol des Steines ist der einzelne Freimaurer-Bruder, der als Baustein des Tempels der allgemeinen Menschenliebe verstanden wird.

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Leopold Christoph Graf Schallenberg als Gestalter von Schloss Rosenau
Der junge Leopold Christoph Graf Schallenberg baute im frühen 18. Jhdt. seinen ererbten Besitz Rosenau zu einem repräsentativen Schloss um und aus. Schallenberg war ein hochrangiger Beamter am Hof Maria Theresias und kam dort in engen Kontakt mit der Aufklärung und der Freimaurerei. Dies dürfte auch der Impuls dafür gewesen sein, im Schloss Repräsentationsräume und einen Tempel für Logenarbeiten der Freimaurer einzurichten. Seit 270 Jahren ist dieser Bau in seiner Substanz unverändert und gilt als Meisterwerk barocken Gestaltungswillens. Schallenberg beschäftigte einige der bedeutendsten Künstler seiner Zeit. So den Barockbaumeister Joseph Munggenast (Neffe von Jakob Prandtauer), der vorher schon beim Bau der Stifte Melk, Altenburg und Zwettl tätig war.

Top-Künstler des Barock schufen ein wahres Universum von freimaurerischen Symbolen. Sie finden sich in den Fresken von Bartolomeo Altomonte, Daniel Gran und vor allem des Architekturmalers Johann Rinkolin wieder. Erst im Zuge der Renovierungsarbeiten in den 1970er Jahren entdeckte man unter vielen Schichten von Übermalungen alte Fresken mit freimaurerischen Symbolen und konnte so die maurerischen Gestaltungsformen rekonstruieren.

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Von der Kuenringerburg zum Freimaurermuseum
1194 Hadmar von Kuenring wird erstmals als Eigentümer einer „Feste Rosenau" urkundlich erwähnt. Dabei handelte es sich um eine Wasserburg (3 km nordwestlich vom heutigen Schloss gelegen) als Vorfestung zu Weitra zum Schutz des Weges von und nach Böhmen.
Im 14. und 15. Jahrhundert erfolgt ein oftmaliger Besitzerwechsel Rosenaus vom Geschlecht der Pottendorfer zu dem der Liechtensteiner, der Puchheimer und schließlich zu den Herren von Greiß.
1583 kaufen die Brüder Greiß den sogenannten „Wernhartshof".
1593 baut der jüngere Bruder, Wolf Dietrich von Greiß, auf diesem Platz ein neues Schloss im Renaissancestil, das er gleichfalls „Rosenau" nennt.
1614 heiratet Greiß' Tochter Barbara Magdalena den Grafen Wolf Christoph von Schallenberg. Das Geschlecht der Schallenbergs bleibt bis zum Jahre 1803 Besitzer der Herrschaft Rosenau.
Im 17. Jahrhundert wird die Gutshofsiedlung rund um das Schloss durch die Errichtung von Wirtschaftsgebäuden (Meierhof, Schüttkasten, Taverne, Bräuhaus etc.) erweitert.
1736-1748 Um- und Ausbau des Renaissanceschlosses in seine heutige barocke Gestalt durch Leopold Christoph von Schallenberg (1712-1800). In dieser Zeit werden auch die Volksschule mit dem angebauten Glockenturm, die Kirche mit dem Pfarrhof, das „Spital", das „Forsthaus" und „Bandlhaus" mit dem „Baderhaus" (Haus für den Arzt) errichtet. In diesem Zustand besteht die Gutshofsiedlung Schloss Rosenau weitgehend bis heute.
1800 Nach dem Tode Leopold Christophs im Jahre 1800 wechseln Schloss und Gutshof mehrmals den Besitzer in relativ kurzen Abständen:
1800-1803 Leopold Christophs Sohn Joseph Schallenberg
1803-1832 der hannoversche Gesandte in Wien, Graf Ernst Christoph von Hardenberg
1832-1863 der Ökonom und Bankier Freiherr Andreas von Stifft
1863-1868 die Handelsfrau Creszentia Stummer aus Brünn
1868 erwirbt der Eisenbahn-Pionier Mathias Ritter von Schönerer das Schloss.
1881 übernimmt dessen Sohn, der Reichsratsabgeordnete und Führer der deutschnationalen Bewegung in Österreich, der „Alldeutschen Partei", und notorische Antisemit, Georg Ritter von Schönerer das Schloss aus dem Nachlass des Vaters.
1921 erben Schönerers drei Töchter den Besitz und erleiden 1935 wirtschaftlich Konkurs. Der Besitz wird zwangsverwaltet.
1938 Übernahme im Zuge des „Anschlusses" an das Deutsche Reich durch die „Deutsche Ansiedlungsgesellschaft".
1943 Von dieser erwirbt der Gutsbesitzer Baron Ludwig Lazarini-Zobelsperg das Schloss.
1945 erklärt die sowjetische Besatzungsmacht das Gut als „Deutsches Eigentum" und stellt es unter USIA-Verwaltung. Es folgen Jahre der Plünderung, Zerstörung und Verwahrlosung.
1955 gelangt der Besitz wieder an seinen rechtmäßigen Eigentümer Lazarini-Zoberlsperg.
1964 Lazarini-Zobelsperg muss den stark ramponierten Besitz an die N.Ö. Siedlungsgesellschaft veräußern. Erste Renovierungsarbeiten beginnen.
1964 Gründung des Vereins „Waldviertelmuseum Schloss Rosenau" (später „Museumsverein Schloss Rosenau - Österreichisches Freimaurermuseum"). Unter dessen Obmann, dem damaligen Zwettler Bürgermeister Dr. Anton Denk, wird ein Konzept für die Nutzung des Schlosses erarbeitet.
1974 Fertigstellung der vom Land Niederösterreich, Bund und der Stadt Zwettl geförderten Umbau- und Restaurierungsarbeiten am Schlossgebäude.
1975 Eröffnung des neuen Freimaurermuseums Schloss Rosenau. Die Einrichtung der ständigen Ausstellung und die Erweiterung der Sammlung des Museums gelingt durch die Mitwirkung zahlreicher Brüder der verschiedenen Logen.
2021/22 Umfangreiche Renovierungsarbeiten der Ausstellungsräume (Fresken, Böden, Haustechnik) und von Teilen des Schlosshotels durch das Land Niederösterreich.

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023

Die Stiftung der Pfarre Schloss Rosenau
Im Zuge der Ausgestaltung der Gutshofsiedlung und des Schlossumbaus wurde von Graf Leopold von Schallenberg mit Zustimmung von Kardinal Kollonitsch als Propst des Kollegiatsstiftes Zwettl und des Passauer Konsistoriums in Wien die Pfarre Schloss Rosenau gestiftet. Ein Original des Stiftsbriefes, der am 1. Juli 1740 ausgestellt und im Passauerhof in Wien am 2. Oktober 1740 besiegelt worden war, verblieb bei der Herrschaft und kann im Schloss Rosenau besichtigt werden. Ein weiteres Exemplar kam in die Kirchenlade und das dritte ging an das Passauer Konsistorium in Wien.

Eine Abschrift dieser Urkunde aus dem Jahre 1839 fasst kurz zusammen: „1740 Juli 1, Leopold Graf von Schallenberg stiftet umgränzt und dotiert mit Einwilligung des Sigismund Cardinal Kollonitsch als Propst von Zwettl die neuerrichtete Pfarre Schloss Rosenau." Dieser Stiftsbrief ist nicht nur kirchenrechtlich von Interesse, da darin Vorsorge getroffen wird, in der neu errichteten Pfarre sowohl den Unterhalt des Pfarrers, als auch den Bau und die Instandhaltung von Kirche und Pfarrhof zu sichern. Der Pfarrer von Rieggers wurde für seinen Verdienstentgang, welcher ihm durch die Abtretung seines bisherigen Pfarrsprengels Rosenau entstand, entschädigt. Auch verwaltungstechnisch ist diese Urkunde bedeutsam; denn hier werden die gesamten Besitzungen des Grafen von Schallenberg angeführt und vor allem jene Gebiete, welche aus der „Amtskanzley" Rosenau verwaltet werden, eingegrenzt. Auch die administrative Einheit von Kirche und Schule ist erkennbar, denn der Schulmeister hatte in der Kirche Dienste als Mesner zu leisten und für den Gesang in der Heiligen Messe zu sorgen.

Das Datum des Stiftsbriefes fällt in die letzte Lebensphase von Kaiser Karl VI., welcher am 20. Oktober 1740 verstarb. Seine Tochter Maria Theresia folgte ihm als Landesfürstin von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen. Den Titel als Kaiserin trug sie nicht kraft eigenen Rechts, sondern als Gemahlin von Franz Stephan von Lothringen, der im Jahre 1745 in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen Kaiser als Franz I. gekrönt wurde.

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023

Porträt Leopold Christoph Graf Schallenberg (1712-1800), Kopie, Öl auf Leinwand

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023

Die Welt der Symbole auf den KANONEN-Gläsern der Freimaurer
Die Jahrhunderte der Entstehung der „spekulativen Maurerei", d.h. der Freimaurerei in unserem heutigen Verständnis, haben eine große Vielfalt an Freimaurerorganisationen, Obödienzen, Großlogen, Logen, Orden, Grade, Nebengrade und Hochgrade hervorgebracht. Gleichzeitig entstand auch eine Unzahl verschiedenster Symbole, die zum Teil bis in die Sonnenkulte Ägyptens, des Zwischenstromlandes, der Antike und die Zeit des Alten Testaments zurückreichenund als symbolische „Zitate" auf den historischen Kanonen-Gläsern zu sehen sind.

Die gesamte Bandbreite der Symbole darzustellen und zu erklären, ist im Rahmen dieser Präsentation wertvoller Kanonen-Gläser nicht möglich. Hier können wir nur auf die Fachliteratur zu diesem Thema verweisen und müssen uns auf eine kleine Auswahl der wichtigsten, bis heute gebräuchlichen rituellen Symbole und ihre Bedeutung in der Freimaurerei konzentrieren.

Die Bibel - Das Buch heiliger Überlieferungen; liegt bei der Logenarbeit im Tempel aut -je nach Art und Stand des Rituals in geöffneter oder geschlossener Form.
Winkelmaß und Zirkel - Das Winkelmaß bestimmt das rechte Handeln des Freimaurers, der Zirkel seine Beziehung zu den Brüdern und zur ganzen Menschheit.
Setzwaage - Symbol für die Gleichheit, das gleiche Recht, die gleiche Würdigung aller. In der Loge das Zeichen des Ersten Aufsehers.
Senkblei - Dieses maurerische Grundsymbol lehrt die Wahrheit zu suchen und ihr zum Recht zu verhelfen. In der Loge das Zeichen des Zweiten Aufsehers.
Setzhammeг - Auch Großmeisterhammer" genannt, und teilweise als solcher auch benutzt.
Spitzhammer - Arbeitswerkzeug dest. Grades (Lehrlingsgrad) zur symbolischen Bearbeitung des „rauen Steines"
Sonne - Hauptsymbol einer umfassenden freimaurerischen Lichtsymbolik. Häufiger Logenname, „Zur Sonne".
Mond - Symbol im Abglanz des Sonnenlichtes. Sonne, Mond und Meister vom Stuhl bilden in der Freimaurerei die „Drei kleinen Lichter", diese versinnbildlichen. die Lichtquellen des Lebens.
Kelle - Sinnbild der verbindenden und festigenden Arbeit innerhalb der Bruderschaft. In vielen Lehrarten Symbol des Gesellengrades.
Musivisches Pflaster - Das Pflaster im Salomonischen Tempal. Das Symbol zeigt die Welt als eine ursächliche Verkettung von Gut und Böse.
Die Säulen im Vorhof des Salomonischen Tempels - Die Säulen J und B sind Hauptsymbole der Freimaurerei-mit Bezug auf die symbolische Arbeit am salomonischen Tempel der Allgemeinen Menschenliebe.
Totengedenkzeichen - Memento Mori
Akazienzweig - Maurerisches Symbol des Todes.
Hexagramm - Religiösen Symbol des Judentums, auch als Siegel Salomonis.
 Vereinigungsband - zeigt das geistige Band, das alle Freimaurer zusammenhält. Die darin enthaltenen Liebesknoten symbolisieren die Verbindung von Diesseits und Jenseits, von Menschlichem und Göttlichem, das heilige Band der Liebe.
Kette - Symbol der „maurerischen Bruderkette".
Uroboros - Einigkeits- und Unendlichkeitssymbol der sich in den Schwanz beißenden Schlange.
Rauer Stein - Der unbehauene und raue Stein als Symbol des Lehrlingsgrades. Mit dem Spitzhammer als Symbol für die Arbeit am rauen Stein", Sinnbild für die Arbeit an sich selbst.
Behauener Stein - Symbol für den erstrebenswerten, aber nie ganz erreichbaren Endzustand, das ideale Endprodukt der, Arbeit am rauen Stein".
Stufen - Die meisten Darstellungen mit drei, fünf oder sieben Stufen. Verschiedene Deutung als Gradsymbole, aber auch: z. B. drei Stufen symbolisieren Mäßig keit, Gerechtigkeit, Wohlwollen; sieben Stufen die sieben freien Künste und Wissenschaften.
Tempel Salomonis - Symbol des Tempels der Humanität
Rosen - Sinnbild der Schönheit, der Sehnsucht des Menschen nach neuem, häherom Leben. Auch für Verschwiegenheit.
Schlüssel - Oft gedeutet als Symbol der Verschwiegenheit.
Schwert - Symbol der Ritterlichkeit.
Jakobsleiter - Die Stufen versinnbildlichen die Höherentwicklung der Seele zum Wahren Licht.
Zollstab - Der vierundzwanzigzöllige Maßstab soll mahnen, seine Zeit gut einzuteilen, um nicht nur seiner Arbeit, sondern auch allen anderen Menschenpflichten nachkommen zu können.
„Auge Gottes" - Dieses Symbol soll an die alle Geheimnisse durchdringende ewige Wachsamkeit Gottes gemahnen.

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023

Logengläser, genannt „Kanonen" fanden und finden, in vielen Obödienzen & Logen bei Festessen an der rituellen „Weißen Tafel" bei Trinksprüchen und Toasts Verwendung. Das kräftige „Aufsetzen" der „Kanonen" nach einem ausgebrachten Toast, entsprach der damaligen Sitte an Fürstenhöfen, Glückwünsche & Botschaften mit Böllerschüssen aus Kanonen zu bekräftigen, was ihren Namen, wie auch ihre massive Konstruktion erklärt. Über die Jahrhunderte entstand die Tradition, „Kanonengläser" durch kunstvolles und üppiges Dekor mit freimaurerischen Symbolen, zu wertvollen Geschenken bei Ehrungen, Logenbesuchen, Auszeichnungen, und festlichen Anlässen aller Art zu machen, wodurch sie u.a. auch zu begehrten Sammelobjekten von Freimaurern und Kunstexperten wurden.

9 charakteristische Grundformen freimaurerischer Kanonen-Gläser: Flachfußkanone, Klumpfußkanone, Walzenfußkanone, Facettenfußkanone, Steindelfußkanone, Klotzfußkanone, Zierfußkanone, Taillenkanone, Römerkanone

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023

Ein neuer Anfang: Die Zeit der Grenzlogen 1867-1918
Für Österreichs Freimaurer bedeutete der „österreichisch-ungarische Ausgleich" von 1867 den Aufbruch in eine neue Zeit. Bis dahin war die Freimaurerei in der Habsburger-Monarchie fast ein Dreivierteljahrhundert lang verboten gewesen. Doch jetzt wurde sie durch ein liberales Vereinsgesetz im ungarischen Teil der nunmehrigen Doppel-Monarchie ermöglicht. Denn der Wiener Ingenieur und Schriftsteller Franz Julius Schneeberger fand für die in Wien lebenden Freimaurer einen kreativen Ausweg: Er gründete in Wien den ,,nicht-politischen Verein Humanitas" (1869) und unmittelbar jenseits der Grenze im damals ungarischen Neudörfl (bei Wiener Neustadt) die reguläre Loge „Humanitas" (1871). Dort hielten die österreichischen Freimaurer ihre rituellen Arbeiten ab - in Wien trafen sie sich lediglich zu Diskussionen und administrativen Arbeiten. Weitere Logen folgten dem Beispiel der „Humanitas", die meisten hatten ihre Ritualräume (Tempel) in Pressburg (heute Bratislava, ungarisch Pozsony). Dieses System der so genannten „Grenzlogen" bescherte der Freimaurerei einen neuen Aufschwung. 1914 zählte man 14 solcher „Grenzlogen" mit insgesamt mehr als 1.000 Brüdern.

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Menschlichkeit und Karitatives als Programm
In der Grenzlogenzeit wurde der Grundstein für zahlreiche karitative Aktivitäten im Sinne der Wohltätigkeit und Menschlichkeit gelegt. Als Beispiele seien hier unter anderen ein Asyl für schutzlose Mädchen, Knabenbeschäftigungsanstalten und Asyle für schulpflichtige Kinder, Heime für obdachlose Familien, Ferienkolonien für Kinder, ein Asyl für blinde Kinder, das Franz-Josephs-Rekonvaleszentenheim oder ein Asyl für misshandelte Kinder genannt. Weitere Hilfsmaßnahmen waren die Gründung der Entbindungsanstalt „Lucina" sowie eines Witwen- und Waisenfonds, Unterstützungen für den Verein gegen Verarmung und Bettelei, für die Ausspeisung armer Schulkinder, für die Suppen- und Teeanstalt und für die Wiener Rettungsgesellschaft. Besonders hervorzuheben ist das von der Loge „Humanitas" 1875 gegründete „Erste österreichische Kinderasyl" im Kahlenbergerdorf bei Wien: Es bestand bis 1931 und sorgte für die Erziehung und Ausbildung von Waisenkindern, von 1898 bis 1913 wurde dafür sogar ein zweites Kinderheim in Saubersdorf im südlichen Niederösterreich eingerichtet. Bis heute gehören langjährige Hilfsaktionen für soziale Einrichtungen und die nachhaltige Unterstützung einzelner Notleidender zu den Leistungen der Logen im Dienst der Wohltätigkeit.

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Die Gründung der Großloge von Wien 1918
Wenige Tage nach dem Ende des Ersten Weltkriegs am 11. November 1918 und der Ausrufung der Ersten Republik am 12. November 1918 erfolgte am 8. Dezember die Gründung der „Großloge von Wien" durch die bisherigen Grenzlogen „Humanitas", „Sokrates", „Eintracht", „Treue", „Lessing Zu den 3 Ringen", „Kosmos", „Gleichheit", „Zukunft", „Schiller", „Freundschaft", „Goethe", „Pionier", „Zur Wahrheit" und „Fortschritt. Die Logen arbeiteten im Logenhaus in Wien, in der Dorotheergasse 12.

Dr. Adolf Kapralik war hammerführender Meister bei der Gründung der Großloge, und ein Großbeamtenrat mit 15 Mitgliedern unter Führung von drei Deputierten Großmeistern (Dr. Adolf Kapralik, Dr. Hans Neeser und Dr. Heinrich Ornstein) leitete zunächst die Geschäfte. Bei der Wahl am 31. Mai 1919 wurde Dr. Richard Schlesinger zum Großmeister gekürt. Er sollte das Amt bis zum Ende der Ersten Republik 1938 ausfüllen. Er verstarb nach Gestapo-Haft infolge verweigerter ärztlicher Versorgung im Gefängnis am 5. Juni 1938. Gleich nach dem Ersten Weltkrieg nutzte die Großloge von Wien die Strukturen der Grenzlogen und entwickelte sich rasch zu einem Treffpunkt für Persönlichkeiten, denen die Prinzipien der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit am Herzen lagen. In der praktischen Arbeit konzentrierte sich die Tätigkeit vor allem auf soziale Aktivitäten zur Linderung der Not im Nachkriegsösterreich. 1926 erfolgte die Gründung der „Österreichischen Liga für Menschenrechte" unter Beteiligung zahlreicher Freimaurer.

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Für eine gerechtere Welt
Nach dem Ersten Weltkrieg war der Alltag der Menschen durch eine katastrophale Wohnsituation, triste Familienverhältnisse, verwahrloste Kinder mit mangelnder Bildung und, vor allem in den Großstädten, von Arbeitslosigkeit und Lohndumping bestimmt. An der Lösung dieser Probleme beteiligten sich zahlreiche Freimaurer. Besonders in Wien versuchten sozialdemokratische Politiker mit einem neuen politischen und sozialen Gesellschaftsmodell Antworten zu finden, was zum Teil auf erheblichen Widerstand konservativer politischer Kräfte stieß.

Der 1922 in der Loge „Lessing Zu den drei Ringen" zum Meister erhobene Anatom Dr. Julius Tandler zählte zweifellos zu den wichtigsten Sozialreformern in der Zwischenkriegszeit. Seine Idee vom „geschlossenen System der Fürsorge" sah die Aufgabe der Sozialpolitik vorrangig im Verhindern von Krankheiten und ihrer sozialen Ursachen. Der Großteil der bis heute wirksamen sozialmedizinischen Reformen geht auf den damaligen Wiener Stadtrat für Gesundheitswesen zurück: Bekämpfung der hohen Säuglingssterblichkeit und der Tuberkulose, großzügige Kinderbetreuungseinrichtungen wie Kindergärten und Kinderhorte, Mutterberatungsstellen, Schulzahnkliniken und der Kampf gegen den Alkoholismus. An das von Tandler 1927 eingeführte kostenlose Säuglingswäschepaket erinnern sich viele bis heute. Es war gebunden an die gleichzeitige gesundheitliche Kontrolle der werdenden Mütter - ein System, das heute im „Eltern-Kind-Pass" seine Fortsetzung findet. Basis für Tandlers Aktivitäten waren die von Sozialminister Ferdinand Hanusch (1866-1923) eingeleiteten Reformen im Sozialversicherungswesen.

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Friedensnobelpreis und Europaidee
Der Zweifel an der wirtschaftlichen und politischen Lebensfähigkeit Österreichs und die instabile politische Weltlage veranlassten viele Freimaurer, sich aktiv gegen den Krieg und für Frieden und Zusammenarbeit zu engagieren. Das Jahrzehnt vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges war von verzweifelten Versuchen geprägt, die Ideale von Humanität und Toleranz im Sinne eines umfassenden Pazifismus am Leben zu erhalten. Ein wichtiger Vertreter der Friedensbewegung dieser Jahre war der überzeugte Pazifist und Freimaurer der Grenzloge „Sokrates", Alfred Hermann Fried (1846-1921).

Er gründete 1892 mit der ebenso überzeugten Pazifistin Bertha von Suttner, die „Deutsche Friedensgesellschaft" und veröffentlichte Publikationen wie „Die Friedenswarte". Fried wurde für seine Friedensaktivitäten 1911 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Als Teil seiner pazifistischen Weltanschauung und Möglichkeit einer umfassenden Völkerverständigung engagierte sich Fried auch für die „Sprache des Friedens", Esperanto, für die er 1903 sogar ein Lehrbuch veröffentlichte. Ebenfalls in diesem Zeitraum entwickelte ein anderer Bruder, Richard Coudenhove-Kalergi, seine Vision und seinen Plan für die Schaffung einer „Paneuropa-Bewegung" zur Friedenssicherung und Völkerverständigung, die als eine gedankliche Grundlage der heutigen Europäischen Union anzusehen ist.

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Die Feinde der Freimaurer - die Verschwörungstheoretiker
Die Freimaurer stellen ein zentrales Feindbild für totalitäre Systeme dar. Der Grund liegt vor allem darin, weil sie die Souveränität und Würde jedes Menschen gegen den Totalitätsanspruch von Staaten, Nationen und Parteien verteidigen. Freimaurer bestehen auf dem Recht der eigenen Meinung, auf Pluralismus und Demokratie. Obwohl der Anteil der Freimaurer an der Gesamtbevölkerung gering ist, überschätzten und überschätzen autoritäre Systeme wie der Nationalsozialismus, der Faschismus oder der Bolschewismus den Einfluss der Maurerei und missverstanden das freimaurerische Gedankengut völlig.

Einem bekannten psychologischen Muster folgend, identifizierte zum Beispiel der Nationalsozialismus alle Systemgegner als „geheime Verschwörer". Für diese Rolle war die diskrete Gesellschaft der Freimaurer besonders geeignet. Überdies wurde, vom hohen Anteil an jüdischen Mitgliedern in Österreich ausgehend, die Gleichsetzung von „Freimaurer" und „Jude" vollzogen und so ein Feindbild mit einem anderen verstärkt. Im Kampf gegen die Freimaurerei erschien eine Unzahl von fanatischen Schmähschriften und verhetzenden Artikeln in der Presse.

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Auf dem Weg zum Austrofaschismus 1933 bis 1938
In Krisenzeiten sind Verschwörungstheorien an der Tagesordnung, um gegen einen vermeintlichen inneren oder äußeren Feind vorzugehen. Antimasonismus und Antisemitismus gehören dazu: So beschuldigte zum Beispiel der Wiener deutschnationale Abgeordnete Friedrich Wichtl die Freimaurer der Beteiligung an der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und daher die wahren Urheber des Ersten Weltkriegs zu sein. Der deutsche General Erich Ludendorff tat sich auf internationaler Ebene als Vertreter antimasonischer Verschwörungstheorien besonders hervor: In zahlreichen Artikeln und mehreren Pamphleten führte er nach seinem politischen Scheitern in der Weimarer Republik einen heftigen Kampf gegen Freimaurer, Juden und Jesuiten sowie gegen die Nationalsozialisten, an deren Seite er anfangs eine politische Karriere zu machen gehofft hatte.

Mit der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 durch Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und der Errichtung des autoritären Ständestaates verstärkten sich die antimasonischen Positionen im politischen System Österreichs. Zwar wurden die Freimaurer im Gegensatz zu politischen Parteien und deren Vorfeldorganisationen nicht verboten, die Logenarbeit wurde aber von der Polizei überwacht. Von Beamten aller Ebenen der öffentlichen Verwaltung wurde gefordert, aus den Logen auszutreten. Dies legte wiederum die Großloge von Wien, aus Sorge um ihre Sicherheit, ihren deklariert sozialistischen Mitgliedern nahe - die Folge war ein großer Aderlass von bis zu 700 Mitgliedern. Dies verschärfte sich nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934, Logenarbeit wurde nahezu unmöglich.

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Das Ende der Freimaurerei 1938: Die Vernichtung einer Idee
Duldete der christliche Ständestaat die Freimaurerei, wenn auch mit großen Einschränkungen, so ging es nach der Annexion Österreichs durch Nazi-Deutschland Schlag auf Schlag: Am 13. März 1938, nur einen Tag nach dem Einmarsch deutscher Truppen, wurden nicht nur die jüdische Bevölkerung, sondern auch die Freimaurer verfolgt, beraubt und zum Teil auch ermordet. Das Vermögen der „Großloge von Wien" wurde eingezogen, das Logenhaus in der Dorotheergasse 12 verwüstet und alle beweglichen Güter inklusive Archiv in die Gestapo-Leitstelle und später von dort nach Berlin verbracht. Einzig die Bibliothek der „Großloge von Wien" wurde 1938 auf Betreiben von Paul Heigl, dem NS-Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek, in deren Bestand integriert. Das Archiv und wertvolle Exponate transportierte 1945 die siegreiche Rote Armee zusammen mit anderen „Beuteakten" nach Moskau, wo sie noch heute lagern. An die 100 Brüder wurden in NS-Konzentrationslagern ermordet, an die 600 gingen ins Exil, wo sie eigene Logen gründeten. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, dass unter den verbleibenden österreichischen Brüdern nur eine verschwindende Minderheit Widerstand leistete und sich viele mit dem NS-Regime arrangierten, um ihre Karriere fortsetzen zu können.

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Freimaurerei im Exil
Etwa 600 österreichischen Freimaurern gelang nach dem „Anschluss" im März 1938 und der damit verbundenen Zerschlagung der Großloge von Wien die ihr Leben rettende Flucht aus ihrer Heimat in eine unbekannte neue. Viele wurden vom NS-Regime verfolgt, weil sie Juden waren. Die ersten Stationen ihrer Flucht waren Prag, Paris oder London, viele ließen nichts unversucht, den europäischen Kontinent aufgrund der absehbaren Kriegshandlungen rasch in Richtung Amerika zu verlassen. Da die Freimaurerei in Ritualen und Gebräuchen von Land zu Land sehr starke Unterschiede aufweist, war es das Bestreben vieler Freimaurer im Exil, ihre spezielle österreichische Art des Logenlebens mit Schroeder-Ritual und Vortrag mit anschließender Diskussion auch an ihren neuen Aufenthaltsort zu verpflanzen.

In Paris konnte 1939 unter dem Dach der Grande Loge de France die Loge „Mozart" gegründet werden, die wenige Monate nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ihre Pforten wieder schließen musste. Österreichische Exillogen, die sich während oder nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Dach der in den Ländern jeweils vorhandenen Großlogen konstituierten, versuchten auch eigene Logen zu gründen, allein der Weg dorthin war lang und steinig. So konnte zum Beispiel in London die Loge „Mozart" erst 1948 gegründet werden, da während des Krieges österreichischen Freimaurern sogar der Besuch britischer Logen untersagt war. Die USA waren das Wunschziel der meisten Exilanten ab 1938 und auch noch nach 1945. Dies lag am Mythos des klassischen Einwanderungslandes, in dem sich auch Juden vor Verfolgung sicher fühlten. Flüchtlinge aus dem NS-Herrschaftsbereich wurden allerdings nur im Rahmen der geregelten Einwanderungsquoten aufgenommen.

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Der Neubeginn nach 1945
Nur wenige Tage nach dem Ende des 2. Weltkrieges berief der bis März 1938 amtierende Deputierte Großmeister Karl Doppler in Wien für den 28. Juli 1945 die erste Versammlung von Brüdern ein. Es wurde dabei die Gründung einer „Sammelloge", der Loge „Humanitas renata," beschlossen: Von den knapp 2.000 Freimaurern der Vorkriegszeit erschienen nur mehr 67 in den alten Räumlichkeiten in der Dorotheergasse 12; die meisten waren verschleppt oder ermordet worden, in Gefangenschaft geraten, ausgewandert oder inzwischen verstorben. Am 20. Oktober 1945 fand schließlich eine erste rituelle Arbeit statt, die ganz dem Gedenken an die unter dem NS-Regime Ermordeten und Verschleppten stand.

Die damals noch kleine Gemeinschaft - trotz der geringen Anzahl an Mitgliedern wurde nach 1945 streng darauf geachtet, dass keine Personen, die mit der NSDAP oder ihren Vorfeldorganisationen in Verbindung gekommen waren, aufgenommen wurden - bezog wieder das 1938 verwüstete und beschlagnahmte Logenhaus in der Wiener Dorotheergasse Nr. 12. Kurze Zeit später nahm mit Genehmigung der Besatzungsmächte die „Großloge von Wien für Österreich" ihre Arbeit auf. Zum ersten Großmeister wurde der Arzt Dr. Karl Doppler gewählt, nach dessen Tod zwei Jahre später Bernhard Scheichelbauer als sein Nachfolger. Er erreichte 1952 die Anerkennung durch die Großloge von England und damit die volle Einbindung in die Gemeinschaft aller regulären Freimaurer-Logen und Großlogen der Welt. Nach dem Staatsvertrag 1955 wurde die „Großloge von Wien für Österreich" zu der bis heute bestehenden „Großloge von Österreich" umbenannt.

Freimaurerei in der Zweiten Republik
Nach der Konsolidierung der Logenarbeiten in Wien wurde auch in den anderen Bundesländern die freimaurerische Tätigkeit (wieder) aufgenommen. Einige der bereits vor 1938 bestehenden Logen wurden Zug um Zug reaktiviert und begannen die freimaurerische Aktivität: Schon am 11. Oktober 1945 arbeitete die erweckte Kärntner Loge „Paracelsus" wieder rituell und in den nächsten Jahren folgten die Arbeiten in wieder belebten oder neuen Logen in Oberösterreich (1950), Tirol (1954), Steiermark (1964), Salzburg (1967), Burgenland (1971), Niederösterreich (1990) und zuletzt auch Vorarlberg (2005).

Mit 2023 stehen mittlerweile 82 Logen mit etwa 4.000 Mitgliedern unter dem Schutz der regulären Großloge von Österreich. Im Laufe der Jahre konstituierten sich auch andere Obödienzen, die nicht von der Großloge von England und damit auch nicht von der Großloge von Österreich anerkannt werden: 1955 hatten sich mehrere Mitglieder der Loge „Zukunft" von der regulären österreichischen Großloge getrennt und die „Unabhängige Freimaurerloge Wien" (heute „Großorient von Österreich") gegründet; ebenfalls 1955 wurde der sowohl für Frauen als auch Männer offene Freimaurerorden „Droit Humain" wieder belebt.

 Österreichisches Freimaurermuseum, Schloss Rosenau, September 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: