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Schloss Stainz ist ein ehemaliges
Augustiner-Chorherrenstift mit der Stiftskirche Hl. Katharina, das
um 1229 durch Leuthold von Wildon gegründet und 1785 von Kaiser
Josef II. säkularisiert wurde. 1840 wurde es von Erzherzog Johann
um 40.000 Gulden erworben. Heute ist das Schloss im Besitz der Grafen
von Meran, die Nachfahren von Erzherzog Johann sind. Im Schloss
befindet sich ein Museum, das zum steirischen Universalmuseum Joanneum
gehört. Zu sehen sind zwei Sammlungen: Zum einen das im Herbst 2009 neu
eröffnete Landwirtschaftsmuseum, das altes bäuerliches Gerät zeigt und
die verschiedenen Zweige der Landwirtschaft präsentiert, zum anderen
ein 2006 eröffnetes, didaktisch aufbereitetes Jagdmuseum, das Einblick
in die Geschichte der Jagd gibt.
Man erreicht Schloss und Kirche entweder zu Fuß vom Markt aus und
vorbei an den beiden Gartenpavillons über die vom gleichnamigen Propst
angelegte Rosolenzstiege, oder mit dem Auto über die Zufahrtsstraße.
Vom Parkplatz aus sieht man zunächst die beiden im unteren Bereich noch
mittelalterlichen Westtürme mit ihren spätbarocken Glockenstuben und
Zwiebelhelmen (um 1738).
Der Weg führt durch das Schlossportal in den Innenhof. Zunächst
empfiehlt sich aber ein Blick auf das gegenüberliegende barocke
Figurenensemble mit der überlebensgroßen Statue der Maria Immaculata
(1733, vermutlich von JOHANN MATTHIAS LEITNER), die von den Figuren der
Heiligen Gelasius und Patricius eingerahmt wird.
1229 Gründung des Augustiner-Chorherrn-Stiftes durch Leutold v. Wildon,
gotische Stiftsanlage
1605 Beginn des barocken Neubaues von Stift und Kirche durch Propst
Jakob Rosolenz.
1715 Propst Christoph Carminelli beendet den Neubau.
1785 Aufhebung des Stiftes durch Kaiser Josef II.
1840 Erzherzog Johann von Österreich kauft Schloss Stainz
Nach dem Durchschreiten des Schlossportals (rechts Museumseingang)
gelangt man in den ersten Stiftshof und sieht auf das Hauptportal der
Kirche St. Katharina, das von den beiden gemalten Statuen der hl.
Katharina (Kir- chenpatronin) und des hl. Augustinus (Patron des ehem.
Augustiner- Chorherrenstiftes Stainz) flankiert wird.
Hauptportal der Pfarrkirche St. Katharina, flankiert von der hl.
Katharina und dem hl. Augustinus
Nach Betreten des Innenraumes steht der Besucher zunächst unter der
Orgelempore und blickt in das helle und geräumige, mit Stuck und
Fresken reich dekorierte Kirchenschiff. Es besitzt sechs Joche und
gehört zum Bautyp der sogenannten Wandpfeilerkirche. Zwischen den
Wandpfeilern liegen im unteren Bereich Seitenkapellen, die mit Ausnahme
der Antoniuskapelle keine eigenen Fenster besitzen, während in den
darüberliegenden Emporen hohe rechteckige Fenster viel Licht in den
Raum einströmen lassen. Das heute vermauerte Fenster über der
Skapulierkapelle zeigt noch eine Rahmenmalerei aus der Zeit vor 1680;
wahrscheinlich waren damals noch alle Fenster rundbogig.
Den Raumcharakter prägen auch der schmale, hohe Chorbogen zwischen den
im Kern noch mittelalterlichen Türmen und der anschließende,
zweijochige Chor mit dem mächtigen Hochaltar, der die Apsis in voller
Höhe und Breite einnimmt. Die reiche Stuck- und Freskenausstattung und
die kunsthistorisch bedeutsame Gestaltung der Altäre vollenden den
Eindruck eines barocken Gesamtkunstwerkes. Auch das spätbarocke
Kirchengestühl ist original erhalten geblieben.
Nicht einheitlich in der Entstehungszeit und der künstlerischen
Qualität ist der Stuck. Die Stuckierung der Kirche begann 1680/81 an
der Orgel- brüstung, der Ostwand darüber und den beiden angrenzenden
Kapellen. Diese qualitätvollen Arbeiten werden ALEXANDER SERENIO
zugeschrieben, einem Künstler, der u. a. im Schloss Eggenberg bei Graz,
im Stift Rein und im Mausoleum von Ehrenhausen tätig war. Der etwa um
1700 entstandene Stuck der übrigen Kapellen stammt vermutlich von
heimischen Kräften. Die Motive nehmen oft Bezug auf die ursprüngliche
Widmung der Kapellen (vgl. Rundgang).
Noch vom ursprünglichen Altar, der um 1900 entfernt wurde, stammt das
Bild des hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind (1671). In der
Antonius-Kapelle steht auch das im frühen 19. Jahrhundert entstandene
Taufbecken mit seinem neubarocken Aufsatz (E. 19. Jh.); im Stuck
Schlossmotive, vielleicht unter Bezug auf die Wildonier.
Die beiden hohen und schmalen Seitenaltäre unter dem Chorbogen sind
jünger als der Hochaltar, sie entstanden um 1720 (Wappen des Propstes
Carminelli). Am linken Altarbild von FRANZ CARL REMP steht Maria
Immaculata auf der Erdkugel, der Schlange des Bösen den Kopf
zertretend. Dies ist ein Symbol für die unbefleckte Empfängnis Mariens,
d. h. Maria ist frei von der Erbsünde von Geburt an. Die beiden Statuen
zeigen die hll. Salome und Maria Magdalena (mit der Salbbüchse), das
Oberbild die Aufnahme Mariens in den Himmel. Auf beiden Altarmensen
stehen reich verzierte pyramidenförmige Reliquiare (2. Drittel 18.
Jh.). Das Antependium (Vorderseite des Altartisches) ziert eine barocke
Ansicht von Kirche und Stift Stainz.
Das Altarbild vön FRANZ CARL REMP zeigt den hl. Augustinus kniend und
mit ausgebreiteten Armen in Erwartung des nahenden Todes. In der
rechten Hand hält er das flammende Herz als Symbol für seine feurige
Gottesliebe. Über ihm thront die Heiligste Dreifaltigkeit. Am Oberbild
ist die hl. Klara von Monfalcone zu sehen. Die seitlichen Statuen
stellen die heiligen Bischöfe Alypius von Tagaste und Possidius von
Calama dar; beide waren Schüler des hl. Augustinus. Bemerkenswert ist
auch hier die Szene am bemalten Antependium. Der hl. Augustinus weist
auf ein Kind, das mit einem Löffel am Meer sitzt. Auf die Frage des
Heiligen, was das Kind mache, antwortete dieses der Legende nach: „Das
gleiche, was Du tust! Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit Deinen
Gedanken ausschöpfen - ich versuche das Meer auszuschöpfen!”
Maria Immaculata, linker Seitenaltar - Hl. Augustinus, rechter
Seitenaltar
Die prunkvolle Kanzel wurde wohl in der Werkstatt des VEIT KÖNIGER um
1765/70 im Auftrag von Propst Johann de Angelis (1748-1782) geschaffen,
dessen Wappen am Kanzelkorb angebracht ist. Seitlich davon deuten die
Statuen der vier Evangelisten mit den aufgeschlagenen Büchern jeweils
auf den Anfang ihrer Evangelien - ein Hinweis auf die ursprüngliche
Funktion der Kanzel als Ort der Predigt, der Verkündigung des
Evangeliums.
Symbolträchtig ist auch die figurenreiche und bewegte Darstellung am
Schalldeckel: Unter dem Auge Gottes thront der hl. Augustinus mit
dem flammenden Herz, von Putti umgeben, darunter
versinnbildlichen drei fliehende Gestalten den durch die Worte und
Schriften des Kirchenlehrers erwirkten Sturz der Häretiker (Irrlehrer).
Ostempore mit Orgel
Der kreuzgratunterwölbte Raum unter der Orgelempore öffnet sich über
drei rundbogige Arkaden in den Kirchenraum. Die alte Orgel stammt aus
dem Jahr 1880, errichtet vom Grazer Orgelbaumeister FRIEDRICH WERNER.
Sie ersetzte damals die ursprüngliche Barockorgel.
Bei der Restaurierung 1979/80 wurde in das bestehende Gehäuse eine neue
Orgel mit 30 Registern und 2.244 Pfeifen eingebaut (Orgelbaufirma Gebr.
Krenn, Graz). Seither zählt die Stainzer Orgel zu den größten der
Steiermark. Darüber das Stuck-Doppelwappen des Propstes Georg Siegfried
von Jöchlingen (+ 1684), seitlich des Ovalfensters mit dem Antlitz
Christi (Vera Ikon) gemalte musizierende Engel. Teile des ehemaligen
Chorgestühls sind hinter der Orgel aufgestellt.
Als Schöpfer des Deckenstucks gilt der auch in Vorau und Graz tätige
DOMENICO BOSCHO. Dieser Stuck dürfte im Kirchenschiff nach 1690 bzw. im
Chor um 1700 entstanden sein. Zu den typischen Motiven zählen kräftiges
Laub- und Blattwerk als Rahmungen der Freskenfelder, Fruchtkörbe und
Putti, die teilweise Festons halten und aus Füllhörnern empor zu treten
scheinen.
Das zweite Schmuckelement ist die Freskenmalerei. Sie ist hier in
Stainz im Hinblick auf die Stilentwicklung nun nicht mehr dem Stuck
untergeordnet, aber auch noch nicht völlig verselbständigt. Insgesamt
sind es etwa 70 kleinere und größere „Spiegelflächen" im Deckengewölbe,
die um 1690/1700 von MATTHIAS ECHTER bemalt wurden.
Den prächtigen, der Wölbung des Raumes angepassten Aufbau des Hochaltar
schuf im Jahr 1689 der Stainzer Tischler MATTHÄUS JÄGISCH im Auftrag
des Propstes Paumgarten, dessen Wappen in der Mitte angebracht ist. Das
Hauptbild darunter zeigt das Martyrium der hl. Katharina, das
Auszugsbild darüber dagegen Katharinas Triumph über den Tod,
symbolisiert durch das zerbrochene Rad, das Werkzeug ihrer
vorangegangenen Marter. Beide Bilder sind Werke des Eggenberger
Hofkünstlers Hans Adam WEISSENKIRCHER.
Die von ANDREAS MARX geschaffenen Statuen stellen in der unteren Reihe
zwischen den Säulen innen die beiden Bischöfe und Kirchenväter
Augustinus (links, mit Flammenherz) und Ambrosius (rechts, mit
Bienenkorb) dar, weiter außen die vier ersten Konzilspäpste Sylvester,
Damasus, Cölestin und Leo. Weibliche Heilige flankieren das Oberbild,
von links nach rechts sind es die hl. Agnes (Lamm), die Chorfrauen
Monika und Ursula sowie die hl. Margaretha (Kind). Nicht ursprünglich
zugehörig ist der freistehende Tabernakel, geschaffen vom Grazer
Bildhauer JOHANN GASSER im Jahr 1805.
HI. Katharina von Alexandrien (+ um 305; Patrozinium: 25. November)
Die ebenso schöne wie gelehrte Königstochter weist das Brautwerben des
heidnischen Kaisersohnes zurück und lässt sich stattdessen taufen. Im
Traum erscheint ihr das Jesuskind, das ihr den Verlobungsring an den
Finger steckt. Dem Kaiser Maxentius tritt sie beim Opferfest entgegen
und beweist ihm mit gelehrten Worten, dass seine heidnischen Götter
Abgötter geworden sind. Als sie auch die vom Kaiser gerufenen
Philosophen widerlegt und zum christlichen Glauben bekehrt, lässt
Maxentius sie einkerkern und schließlich mit einem Rad, das mit Messern
und Nägeln bestückt ist, grausam martern. Doch Blitz und Donnerschlag
zerstören das Rad, worauf der Kaiser Katharina enthaupten lässt. Die
frühchristliche Märtyrerin gilt u. a. als Patronin der Lehrer,
Theologen und Philosophen sowie als Krankenpatronin gegen Kopfschmerzen
und Zungenleiden. Sie wird auch als eine der sogenannten Vierzehn
Nothelfer verehrt und zählt zusammen mit der hl. Barbara und der hl. Margaretha zu den „heiligen drei Madln“.
Über die Gründung selbst durch Leutold I. von Wildon (T 1249) und
dessen Gattin Agnes von Traberg (Unterdrauburg-Dravograd) gibt es nur
wenige gesicherte Nachweise. Als Gründungsjahr gilt 1229, denn in
diesem Jahr hat Propst Schachner von Seckau dem im Entstehen
begriffenen Stift Stainz den späteren Propst und seine Gefährten zur
Verfügung gestellt.
Almosen für die Armen ... waren immer schon notwendig.
Um 1700 wurde die Skapulierkapelle um ein Joch nach Süden erweitert.
Der Altar, Tischlermeister MICHEL HERMANN, Figuren von Bildhauer
Johannes Pieringer, wurde laut Chronogramm im Jahr 1766 geweiht, und
zwar anlässlich eines Jubiläums der in Stainz bestehenden
Skapulierbruderschaft zu Ehren Mariens als „Mutter vom Berge Carmel” -
daher auch der Ausdruck "Skapuliermadonna” (Skapulier: ein Tuchstreifen
des Mönchsgewandes beim Karmeliterorden). In einer baldachinartig
verzierten Nische in der Altarmitte thront die gekrönte Muttergottes
mit dem Kind als Himmelskönigin, begleitet von den Statuen der Eltern
Mariens, den hll. Joachim und Anna; darunter die Armen Seelen im
Fegefeuer. An den Seitenwänden sind zwei barocke Beichtstühle (2. H.
18. Jh.) aufgestellt.
Der um 1760/70 in der Werkstatt Veit Königers entstandene
Johannes-Nepomuk-Altar ist dem am Altarbild dargestellten böhmischen
Prediger und Märtyrer Johannes Nepomuk gewidmet, der besonders nach
seiner Heiligsprechung 1729 als Wahrer des Beichtgeheimnisses und
„Brückenheiliger” stark verehrt wurde. Die seitlichen Statuen zeigen
die beiden Erzengel Michael mit dem Flammenschwert und Raphael mit dem
Knaben Tobias. Das barocke Bild an der darüber liegenden Emporenwand
stellt den Brückensturz des hl. Johannes Nepomukin die Moldau dar.
Maße des Kirchenbaus: Gesamtlänge 54 m, Breite 20,40 m, Höhe innen bis
zum Gewölbescheitel 17,50 m
An den Wänden des Kirchenschiffes und an der linken Chorwand sind die
vierzehn Kreuzwegbilder (um 1850) angebracht.
Am barocken Altar zeigt das 1762 von JOHANN ANTON RAUNACHER (auch:
Rannacher) gemalte Altarbild den Tod des hl. Josef, das Bild darüber
den hl. Patricius. Die seitlichen Statuen der hll. Johann Cantius von
Krakau (mit Buch) und Hermann Josef von Steinfeld (mit Findelkind),
Mystiker im 12./13. Jahrhundert, sind Arbeiten von Veit KÖNIGER, einem
führenden Bildhauer des Rokoko in der Steiermark, aus dessen Werkstatt
mehrere Altäre und die Kanzel der Stainzer Kirche stammen. Rechts in
der Wand Inschriftplatte zu einer Kapellenstiftung 1625 (Zeit von
Propst Rosolenz, die Stiftung bezieht sich auf den Vorgängerbau),
rechts am Wandpfeiler Grabstein für Georg Christoph von Kempinski
(+ 1662).
Der wiederum von VEIT KÖNIGER geschaffene Altar entstand um 1770/80.
Christus am Kreuz in der Mitte begleiten als „Assistenzfiguren”“ seine
Mutter Maria und rechts sein Lieblingsjünger Johannes, außen sind Maria
Magdalena und der gute Schächer zu erkennen; oben im Auszug thront
Gottvater.
Der Kreuzaltar als Seitenkapelle war ursprünglich Seiteneingang zur
Kirche. Heute steht hier der wohl bedeutendste barocke Seitenaltar der
Kirche, der Kreuzaltar von Veit Königer (1729—1792), etwa um 1770/80.
Christus am Kreuz in der Mitte auf schwarzer Tuchbespannung, links
davon seine Mutter Maria, daneben Magdalena und rechts sein
Lieblingsjünger Johannes und der gute Schächer, darüber thront
Gottvater auf goldenen Wolken mit Engeln im barocken Strahlenkranz.
Dabei sind die Fresken im Kirchenschiff dem Leben und der
Verherrlichung des hl. Augustinus und seines Ordens gewidmet, dem das
Stift Stainz damals angehörte. Die sechs Hauptfelder in der Mitte
zeigen, beginnend am Chorbogen:
I Augustinus empfängt von Christus seine Lebensaufgabe. Christus
vertraut ihm seine Kirche an. Als Zeichen der Demut wäscht Augustinus
Christus die Füße.
II Augustinus überreicht im Angesicht der HI. Dreifaltigkeit seine
Ordensregeln Vita communis"
III Die zahlreichen Märtyrer des Ordens werden in den Himmel auf-
genommen
IV Die Freuden des Himmels, symbolisiert durch jubilierende Engel, die
das „Heilig-Geist-Loch" umfliegen
V Versammlung der Päpste und Kardinäle des Augustinerordens, dar- über
Engel mit den Insignien der kirchlichen Gewalt
VI Der hl. Augustinus im Himmel, umgeben von Chorherren und Chorfrauen
Hl. Augustinus (354-430)
Er ist einer der vier großen lateinischen Kirchenväter. Als Sohn eines
heidnischen Vaters und einer christlichen Mutter (hl. Monika) erfuhr er
seine Bekehrung zum christlichen Glauben erst als über 30-Jähriger,
maßgeblich beeinflusst durch die Predigten des hl. Ambrosius. Von
diesem ließ er sich taufen, wurde 391 Priester und 394 schließlich
Bischof von Hippo. Von seinem reichen Schrifttum sind besonders seine
„Bekenntnisse“ und der „Gottesstaat“ (De Civitate Dei) hervorzuheben.
Auf seine tiefe Gottesliebe und sein Lehren berief sich auch der im
11./12. Jh. gegründete Reformorden der Augustiner Chorherren, die nach
der sogenannten Regel des hl. Augustinus leben und denen er als
Ordensvater gilt. In der Kunst wird er häufig gemeinsam mit den anderen
drei lateinischen Kirchenvätern dargestellt: Papst Gregor der Große,
der hl. Ambrosius und der hl. Hieronymus.
Jagd- & Landwirtschaftsmuseum
Prächtige kulturhistorische Objekte, interaktive Installationen,
ergänzt durch historische Waffen geben einen Einblick in die
Geheimnisse der Jagd. Das Landwirtschaftsmuseum spannt einen Bogen vom
bäuerlichen Leben in der vorindustriellen Zeit bis in die Gegenwart.
Schloss Stainz ist ein ehemaliges
Augustiner-Chorherrenstift (CanReg) und heutiges Schloss in Stainz in
der Steiermark, Österreich. Heute ist das barocke Schloss im
Familienbesitz der Grafen von Meran. Das Schloss und seine Nebengebäude
stehen unter Denkmalschutz.
Erzherzog Johann und Stainz
Es war Erzherzog Johann von Österreich, der 1840 mit dem Kauf des
ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift den Impuls für eine neue und
höchst fruchtbare Entwicklung des Marktes Stainz gab. Er prägte die
Geschichte des Ortes und seiner Kultur wie kein anderer: Das Schloss
wurde umfassend saniert, eine musterhafte Landwirtschaft eingerichtet
und der Wein- und Obstbau gefördert. Darüberhinaus war die Wahl des
Erzherzogs zum 1. Bürgermeister von Stainz im Jahr 1850 einmalig in der
Geschichte Österreichs: ein Mitglied des Kaiserhauses als Bürgermeister
eines Marktes.
Auf einer Anhöhe nördlich des Marktes Stainz (Marktrechte urk. 1372)
liegt der ausgedehnte Gebäudekomplex des ehemaligen Augustiner
Chorherrenstiftes. Schon von weitem erkennbar an den beiden Türmen ist
die zugehörige Kirche St. Katharina, die heutige Pfarrkirche von
Stainz. Das Kloster wurde 1785 aufgehoben; im Jahr 1840 erwarb
Erzherzog Johann das ehemalige Stiftsgebäude, das seither als Schloss
dient und bis heute im Besitz seiner Nachkommen, der Grafen von Meran
ist. Heute beherbergt das Schloss auch zwei öffentlich zugängliche
Museen: die 1974 als eigenständiges Referat des Landesmuseums Joanneum
eröffnete Landwirtschaftliche Sammlung sowie seit 2006 das Jagdmuseum
Schloss Stainz (weitere Informationen unter: www.museum-joanneum.at).
Das Jagdmuseum Schloss Stainz begreift die Jagd als historisches,
soziologisches und philosophisch-ethisches Phänomen und spricht über
einen interdisziplinären, kulturübergreifenden Ansatz ein breites
Publikum an. Unsere Besucherinnen und Besucher begegnen u. a. dem
„romantischen Jäger“ und „wilden Rebellen“, aber auch historischen
Waffen, Thomas Bernhards „Jagdgesellschaft“ oder Wundermitteln aus der
Volksmedizin.
Im 2. Obergeschoss setzt sich der Rundgang schließlich als aufregende
Pirsch fort, auf der nach Tierfährten Ausschau gehalten und Tierstimmen
gelauscht werden kann. Darüber hinaus gibt es auch Wissenswertes über
wildökologische Fragestellungen unserer Zeit und die Aufgaben der
modernen Jagd zu erfahren.
Innovationsschub in der Steinzeit:
Speer, Speerschleuder, Wurfgerät
Fast fünfhunderttausend Jahre lang bilden wild wachsende Früchte und in
Fallen gefangenes Wild die Nahrung der kleinen, umherziehenden
Menschengruppen in Mitteleuropa. Vor etwa 400.000 Jahren erfinden die
Jäger den Wurfspeer, der ihre Erfolgschancen erhöht und zugleich die
Lebensgefahr im Kampf mit Wildtieren vermindert. Aus Fellen und Knochen
des Wilds stellen sie Kleidung, Werkzeug und Schmuck her.
Einen enormen Innovationsschub bedeutet vor 30 bis 20.000 Jahren die
Erfindung der Speerschleuder: sie ist das erste technische Hilfsmittel,
das die Muskelkraft verstärkt und so Reichweite und Durchschlagskraft
des Speers wesentlich erhöht. Die Existenz der kleinen Nomadengruppen
ist nun besser gesichert. Die technische Verbesserung von Waffen zum
Töten von Tieren (und Menschen) wirkt durch tausende Jahre - und
letztlich bis heute - als ein starker Impulsgeber menschlicher
Innovation.
Das Jagdmuseum in Schloss Stainz zeigt seit September 2006
Jagdkultur
in all ihren Facetten und widmet sich neben einem ausführlichen
kulturhistorischen Überblick auch dem Zusammenspiel von Mensch und
Natur. In einer für Österreich einzigartigen, innovativen Präsentation
erfahren unsere Besucherinnen und Besucher alles Wissenswerte über ein
großes Faszinosum der Menschheit. Neben prächtigen Sammlungsobjekten
und interaktiven Installationen führen kulturgeschichtliche Exkurse,
ergänzt durch historische Waffen und technische Gerätschaften, in die
Geheimnisse der Jagd ein.
Radschlossbüchse: Eisen, Messing, Holz, Horn; Werkstatt Se(bastian)
Scheidtögger, Salzburg 18. Jh.
Die Jagd im Barock: Töten als
höfisches Schauspiel
Im Barock machen die Herrscher die Jagd zu einem ausschweifenden
Schauspiel der Hofgesellschaft. Sie entwickelt sich zu einem zentralen
Element absolutistischer Repräsentation und Unterhaltung. Zur
Inszenierung gehört es, möglichst viel Wild zu erlegen - dafür muss der
Wildbestand in den Jagdgebieten hoch sein. Die Bauern haben darunter zu
leiden: Für die Wildschäden gibt es keinen Ersatz. Darüber hinaus
müssen die Landbewohner - die selbst nicht jagen dürfen - bei der Jagd
unbezahlte Hilfsdienste leisten.
Dass nur die Herrschenden jagen dürfen, gilt erst ab dem 8.
Jahrhundert, seit der Regentschaft Kaiser Karls des Großen. Bürger und
Bauern bleiben fast tausend Jahre lang von der Jagd ausgeschlossen. Wer
das Verbot missachtet, muss mit harten Strafen rechnen. Im frühen
Mittelalter dagegen stand das Recht auf Jagd jedem Menschen zu.
Techniken der Jagd
Im Laufe der Jahrtausende entwickelt der Mensch viele verschiedene
Jagdtechniken, einfache ebenso wie höchst komplizierte: Von den
vielfältigsten Methoden des Fallenstellens über das Schießen mit Pfeil
und Bogen bis zur Jagd mit dem Gewehr. Der Gebrauch von Lockmitteln und
Attrappen gehört ebenfalls dazu. Je präziser die Jagdwaffen werden,
umso ausgeklügelter werden die Jagdtechniken - und umgekehrt.
Jagen außerhalb der Gesetze hat vor allem im 19. Jahrhundert wesentlich
zur Ausrottung vieler Tierarten geführt. Aber auch Verordnungen
lieferten den Grund, einige Tierarten wie Wolf oder Bär als bedrohlich
für den Menschen einzustufen - wer sie schoss, erhielt ein Preisgeld!
Heute sind die Jagdtechniken gesetzlich genau geregelt. Viele der
Jahrhunderte und Jahrtausende üblichen Methoden sind verboten, weil sie
nun als zu grausam oder zu gefährlich gelten. In Österreich
unterscheiden sich die Regelungen jedoch von Land zu Land.
Pulverhorn: Messing, Holz, Hirschhorn vermutlich 17. Jh.
Der „einsame Jäger" - Bürger gehen auf
die Jagd
Eine Entwicklung Ende des 18. Jahrhunderts beeinflusst entscheidend das
heutige Verständnis von Jagd: in Europa blüht eine Naturromantik auf.
Literatur und Kunst beschäftigen sich mit der Sehnsucht des Menschen,
eins mit der Natur zu sein, Natur direkt und ganz persönlich zu
erfahren. Zum Ideal wird nun der einsame Jäger im Einklang mit der
Natur - er löst die höfische Jagdgesellschaft ab, welche die
Überwindung der Natur inszenierte. Als Königsdisziplin gilt nunmehr die
Jagd im Gebirge, mit all ihren Gefahren und Mühen.
Weiterhin besitzt allein der Adel das Recht zu Jagen. Das ändert sich
erst nach der Revolution der Jahre 1848/49: nun können auch Bürger auf
die Jagd gehen. Diese Entwicklung erfordert neue Normen und eine
moderne Gesetzgebung, die regelt, wer wann, wo und wie viel jagen darf.
Auf ihnen basiert das heutige allgemeine Jagdrecht.
Der Kaiser auf der Jagd
Kaiser Franz Joseph I. war - wie alle Habsburger - ein
leidenschaftlicher Jäger. Noch bevor er mit zwölf Jahren seinen ersten
Hirschen schießt, erprobt er im Schlosspark von Schönbrunn an Spatzen
und Tauben seine Treffsicherheit. Franz Joseph beteiligt sich an einer
Vielzahl von Jagden, wobei für ihn der Beweis von Kraft und
Treffsicherheit im Vordergrund steht.
Mit zunehmendem Alter nähert sich sein Jagdverhalten dem von Erzherzog
Johann an: nun jagt er maßvoller, lässt sich von der Sehnsucht nach
Friede und Stärkung in der Natur leiten. Noch in hohem Alter ist seine
Hand ruhig genug, freihändig auf Wild zu schießen.
Magie und Wanddekor
Magische und mythologische Bilder gehören seit jeher zur Jagd: die
Höhlenmalereien der Steinzeit sollen das Jagdglück beschwören,
Jagdszenen bringen Leben in die antike Götterwelt. In der Neuzeit sind
Jagddarstellungen nicht mehr Mittel zu einem anderen Zweck, sondern
primär eigenständiger künstlerischer Ausdruck.
Vor allem im Barock schmücken riesige Tier- und Jagddarstellungen
Sommersitze und Jagdschlösser des Adels; man genießt den Zusammenprall
von Hund und Wildtier, gezähmter und wilder Natur. Jagddarstellungen
zieren aber auch kunstvoll gefertigte Gebrauchsgegenstände und
dekorative Objekte aus Edelmetall, Glas und Keramik, die zur
Ausstattung von Jagdschlössern gehören.
Faszination in Wort und Ton - Jagd und
Musik
Schon sehr früh – manche Wissenschaftler meinen sogar in der Steinzeit
- bilden Töne einen wichtigen Bestandteil der Jagd: mit Signalen, auf
Tierhörnern geblasen, stimmen sich die Jäger einer Jagdgruppe über
weite Entfernungen ab. Die ältesten aufgeschriebenen Tonfolgen von
Jagdsignalen stammen aus dem Jahr 1394. Ein revolutionärer Schritt von den nur eintönigen Signalen zu Musik
erfolgt im 17. Jahrhundert: die französische trompe de chasse
(Parforcehorn) lässt Signale erklingen, die vom Dreiklang dominiert
sind. Damit hält die Jagdthematik Einzug in die Opern- und
Orchestermusik.
In Österreich entwickelte man für die Jagd einen eigenen
Instrumententypus, der den weichen Klang des Alphorns zum Vorbild hat.
Die Jagdmusik lehnt sich stark an die Volksmusik an und bleibt lange
einstimmig. Ende des 19. Jahrhunderts erfährt sie einen Höhepunkt mit
Josef Schantl: Er komponiert vierstimmige Fanfarenstücke, die auch bei
festlichen Anlässen und Paraden gespielt werden.
Perkussionsgewehr Erzherzog Johanns
Werkstatt Julian Hollitzer, Wien Eisen, Messing, Gold, Holz um 1840
Jagdgewand Erzherzog Johanns
Tschariwarihose, Wollstrümpfe mit Zwirnfüßen, genagelte Schnürschuhe,
Hut mit Spielhahnfeder um 1840, Privatbesitz
Weidblatt Erzherzog Johanns
Stahl, Messing, Hirschhorn, Lederscheide um 1850, Privatbesitz
,,Wenn Gott mit mir, was gegen mich"
Fürst Plesshorn in B
Werkstatt Kühnl & Hoyer, Kupferblech, Leder, 1968, Peter
Maierhofer, Steirischer Jagdschutzverein
Das Horn erhielt seinen Namen 1880 nach Hans Heinrich XI. Fürst von
Pless, dem Oberstjägermeister Kaiser Wilhelms I. Solche Hörner werden
heute noch bei der Jagd verwendet.
Kostüm des Grafen Eberbach aus „Der Wildschütz"
Komische Oper von Albert Lortzing (1801-1851), Werkstätten
Theaterservice Graz, 2004
Faszination in Wort und Ton - Jagd und
Literatur
Bereits in der Antike spielt die Jagd in der Literatur eine wichtige
Rolle: Jagdbeschreibungen finden sich in mündlichen Überlieferungen und
in der Dichtung. Jagd soll den Charakter bilden, hier beweisen. die
Helden Stärke und Tapferkeit. Ob der antike Odysseus oder der
mittelalterliche Siegfried, wenn Heroen jagen, bedeutet das Kampf auf
Leben und Tod. Es geht darum, die Natur zu beherrschen.
Erst die Romantik kehrt im 19. Jahrhundert diesen Blickwinkel um, die
Jagddarstellungen atmen nun Naturempfinden und Liebe. In den
Heimatromanen Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts vereinen
sich alle Themen: Religiosität, Heldentum, Naturerfahrung und Romantik.
Die Literatur des späten 20. Jahrhunderts betrachtet schließlich die
Jagd als Symbol einer konservativen und erstarrten Gesellschaft. Der
Jäger ist nicht mehr Held, sondern das Überbleibsel einer 'vorvorderen'
Zeit.
Momente des Alltags
Trinkbecher aus dem Horn des Steinbocks, Sessel aus Geweihen, als
Hundekopf geformte Pfeifen, Jäger und gejagtes Wild auf Krügen, Tellern
und Kästen: Seit dem 19. Jahrhundert sind mit der Jagd auch
Gebrauchsgegenstände und Dekorobjekte populär geworden, deren Thema die
Jagd ist. Die Motive gehen auf Darstellungen für Herrscher und Adel
zurück und zeigen oft Klischees von der Jagd.
Die Auswahl der Motive beschränkt sich zwar auf wenige, diese sind aber
mit teils ausgefallenen Techniken und auf - oder mit - verschiedensten
Materialien ausgeführt: Keramik, Glas, Horn, Stein. Sehr oft sind Tiere
mit religiöser oder symbolischer Bedeutung dargestellt. So verkörpert
der Hirsch Stärke, Erhabenheit, Stolz und Herrschaft, die bestimmten
Körperteilen zugeordnet werden. Die Volksmedizin liefert dann
Rezepturen, wie die Eigenschaften des Wilds - nicht nur des Hirsches -
auf den Menschen übertragen werden können.
Standuhr - Figurenuhr ,,Hetzjagd mit Hunden": Metall, Glas, Holz,
Emailziffernblatt um 1880
Menschheitsgeschichte als
Jagdgeschichte?
Fast 500.000 Jahre lang ist der Alltag der Menschen von der Jagd
geprägt. Ein mühsames Unterfangen, das viel Aufmerksamkeit und Kraft
verlangt und von dessen Misserfolg oder Erfolg oft Sattsein oder
Hungern abhängen. Erst vor ungefähr 10.000 Jahren löst sich der Mensch aus der
Abhängigkeit vom Jagderfolg: für seine Ernährung baut er Pflanzen an
und züchtet Tiere.
In diesen menschheitsgeschichtlich kurzen 10.000 Jahren durchläuft die
Jagd viele Veränderungen. Die Ausstellung greift verschiedene Epochen
heraus, in denen ein jeweils anderes Verständnis von der Jagd
vorherrscht: In der Steinzeit geht es um Nahrungserwerb, im Barock um
Unterhaltung und Repräsentation, die Romantik verklärt sie zu einer
schwärmerischen Naturerfahrung. Heute bestimmen wirtschaftliche und
ökologische Interessen die Jagd. Wir betrachten die Jagd unter einem besonderen Blickwinkel: Wann und
wodurch hat sie die Geschichte der Menschheit besonders stark
beeinflusst - und ist uns das bewusst?
Wildökologie: Tiere und ihr Lebensraum
Beim
Wandern durch Wald und Wiesen der Steiermark stellen sich Fragen
über Fragen: Welches Tier ist das? Wem gehört diese Stimme? Wieso habe
ich noch nie einen Auerhahn gesehen? Wo lebt dieser Vogel überhaupt?
Jäger müssen wie Landwirte und Förster Bescheid wissen über die
Lebensverhältnisse von Wildtieren und über die ökologischen
Zusammenhänge in deren Lebensraum, um bei ihrer Arbeit ein
Gleichgewicht zwischen den Interessen von Mensch und Tier zu finden.
Jäger von heute werden nicht als solche geboren, sie müssen eine
Jagdprüfung ablegen. Bei der Vorbereitung lernen sie nicht nur
jagdkundliches Wissen; sie schulen dabei vor allem etwas, das auch
Ihnen Freude bereiten wird: mit offenen Augen und aufmerksamen Sinnen
durch die Natur zu gehen. Frage- und Antwortspiele bestimmen die
Abteilung Wildökologie des Museums. Sie wecken und schulen Ihre
Aufmerksamkeit, stellen Sie vor Aufgaben, die Ihnen auch auf Ihren
Wanderwegen begegnen. Aus Ihrem Spaziergang wird ein Pirschgang.
Die Jagd ist weiblich
Die Anzahl der Frauen in der Jägerschaft hat in den letzten Jahren
deutlich zugenommen. Was manchen hartgesottenen Jäger stören mag,
halten viele für ein höchst erfreuliches Zeichen. Doch was besagt
dieses Zeichen? Stehen die Jägerinnen für einen Erfolg der
Emanzipation, wenn sie ein derart männlich dominiertes Terrain erobern?
Ordnen sie sich dabei dem männlichen Habitus unter und versuchen zu
zeigen, dass sie ebenso „gut“ sind wie Männer? Oder bringen sie eigene
weibliche Qualitäten mit und reichern die Jagd mit diesen Facetten an?
Diese Ausstellung zeigt, dass beides stimmt. Schon seit Jahrhunderten
nehmen Frauen als treffsichere Schützinnen und ausdauernde Reiterinnen
an der Jagd teil - doch nur, wenn sie von ihren Vätern oder Ehegatten
dazu in den rechten Stand gesetzt waren. Diese Fähigkeiten wurden
bereits den Jagdgöttinnen der Antike nachgesagt. In den monumentalen
Gemälden seines Zyklus Diana und Aktäon zeigt Gerald Brettschuh den
Spannungsbogen zwischen weiblicher Macht und Verletzlichkeit durch den
Frevel des Jägers. Diese Fährte lässt sich bis in die heutige
Jagdpraxis verfolgen. Abschüsse männlicher Tiere werden höher bewertet,
während die weiblichen ohne Rücksicht auf ihre natürlichen Repro-
duktionsaufgaben und deren Auswirkung auf das soziale Tierverhalten
erlegt werden. In Übertragung gefragt: Was geschieht mit
Gesellschaften, in denen männliche Prinzipien die weiblichen dominieren?
Diana mit Hund, 18. Jahrhundert
Replik einer Sandsteinplastik aus dem Schlosspark Eggenberg
Allegorie auf die Minne
In Kunst und Literatur des Hochmittelalters ist die Jagd ein beliebtes
Motiv als Allegorie für die höfische Minne: Der Liebende ist der Jäger,
die Geliebte das Wild. Im Stundenbuch von Taymout zeigen Randminiaturen
jedoch eine Frau als in allen Sparten der Jagdkunst erfolgreiche
Jägerin. Allegorien verwenden häufig Frauen, wenn sie Tugenden
charakterisieren, auch wenn diese Männern ans Herz gelegt werden. Wie
die Minne ist auch die Jagd als Tugend weiblich.
Mit Leidenschaft
Mit der Revolution von 1848 verloren Adel und Hof ihr ausschließliches
Jagdprivileg. Bürgern und Bauern stand es frei, auf ihrem eigenen
Landbesitz Wildtiere zu erlegen - sofern er mindestens 115 Hektar
betrug. Wie heute noch gehörten jedoch ausgedehnte Wald- und
Forstgebiete zum Besitz von Klerus, Adel oder Großindustriellen. Hier
pflegte man die Jagd als gesellschaftliches Ereignis, an dem auch die
Damen der Gesellschaft regen Anteil nahmen, sei dies aus Freude an der
Jagd oder aus Gründen des Sozialprestiges.
Frauen, denen das soziale Korsett ihres Standes zu eng wurde, wählten
gerne das Reiten als Ventil ihres Freiheitdrangs, das ihnen auf
legitime Weise einen Sport in der freien Natur ermöglichte. Die
Teilnahme an Gesellschaftsjagden zu Pferd verband ihre Reitleidenschaft
mit gesellschaftlichen Verpflichtungen. Manche vornehme Damen liebten
es aber auch, auf der Pirsch durch die Wälder zu streifen und als
versierte Schützinnen so manches Tier zu erlegen.
Gegen die grundherrschaftlichen Jagdrechte rührte sich der Volkszorn
und die Wilderei wurde zu einem Kavaliersdelikt der kleinen Leute.
Entgegen der landläufigen Meinung beteiligten sich durchaus auch Frauen
an der verbotenen Jagd. Und auch sie trieb die Jagdleidenschaft und
nicht nur die schiere Not zu ihrem frevelhaften Tun.
Reitkleidung als Jagdkleidung
Als sich das Reiten im 19. Jahrhundert zum verbreiteten Sport der
Eliten entwickelte, begannen die Herren dabei schlichte dunkle Anzüge
zu tragen. Frauen übernahmen diese Mode im dunklen Reitkostüm, das
ihnen ein korrektes, nüchternes Auftreten verlieh und auf die
Verspieltheit der weiblichen Mode zur gleichen Zeit verzichtete. Auch
bei Parforce- und Hetzjagden wurde dieser Kleidungsstil beibehalten.
Was gibt es Neues?
Die Medien spiegeln das Interesse der Öffentlichkeit an Fragen und
Problemen der Jagd. Sie berichten von neuesten wildökologischen
Erkenntnissen, etwa über Wildkrankheiten, und geben Einblicke in das
Leben heimischer Wildtiere. Schlagzeilen erscheinen auf der Titelseite,
wenn sich wanderlustige Bären herumtreiben, kapitale Hirsche geschossen
werden oder prominente Persönlichkeiten auf die Pirsch gehen.
Fern von Sensationsmeldungen informieren trockene Statistiken über den
Zustand von Wald und Wild, schützen unanschauliche Gesetze und
Verordnungen die heimische Tierwelt und sichern das Überleben
gefährdeter Arten. Sie lesen nicht gerne Statistiken und Gesetzestexte?
Für den Jäger liefern sie aussagekräftige Informationen: Sie sind neben
der Beobachtung des Wildlebensraums ein Pflichtenheft. Abschusszahlen
halten zum Beispiel fest, wann wie viele und welche Tiere geschossen
wurden. Daraus lässt sich ablesen, wie der Bestand an Wildtieren über
Jahrzehnte zu- oder abgenommen hat und welche wildökologischen
Entwicklungen stattfanden.
Wer brüllt, kräht, brummt, knurrt,
pfeift denn da?
Was schätzen Sie: Wie viele Tierarten leben in der Steiermark? Von der
winzigen Ameise bis zum Rothirsch oder zum wieder eingebürgerten Bären,
von der Ente bis zum Adler- wer hat schon einmal alle an einem Ort
gesehen? Kann man sie denn an einem Ort sehen?
Rat' mal, wer ich bin!
Eine bunte Feder am Wegrand, ein abgenagter Tannenzapfen unter einem
Baum, ein Fußabdruck im weichen Boden - welches Tier verbirgt sich wohl
dahinter? Wir teilen unseren Lebensraum mit vielen verschiedenen
Wildtieren, und wir sind auch für deren Lebensraum verantwortlich.
Dafür müssen wir wissen, wer sie sind, wo und wie sie leben.
Überraschendes und Interessantes gilt es zu entdecken: Wie zum Beispiel
sehen Tiere? Wussten Sie, dass das Blickfeld eines Hasen jede
Panoramakamera übertrifft? Oder wussten Sie, dass Rehe rotblind sind?
Steinschloss: Werkstatt Joh(ann) Haetischweiler in Carlsbad um 1740
Der Schuss
Wir hören einen Schuss; eine Kugel trifft; ein Tier fällt! Was ist
geschehen? In Sekundenschnelle hat der Jäger entschieden, ob er aus
seiner Position einen Schuss abgeben kann, der das Tier möglichst
schnell und schmerzlos tötet - oder ob die Gefahr besteht, es so zu
verletzen, dass es qualvoll verendet. Er hat ballistische Kenntnisse
und weiß, wie die Gewehrkugel fliegt und welche Wirkung sie hat, wenn
sie trifft.
Moderne, präzise Schusswaffen stehen in einer fast 800-jährigen
Entwicklungsreihe: Bei den ersten Feuerwaffen fällt die glühende Lunte
in das Zündpulver in der Pfanne. Später reibt ein Rädchen am
Schwefelkies, der entstehende Funke zündet das Pulver. Bis hin zum
heutigen Gewehr steigen Geschwindigkeit und Treffgenauigkeit, wozu auch
die technische Verfeinerung der Munition beiträgt.
Radschloss: Werkstatt Wolfgang Leithner, Ischl um 1700
Diana und Aktäon
Diana, die Göttin der Jagd, durchstreift mit goldnem Pfeil und Bogen
die Wälder, die Hindin zu jagen, das edle, der Mächtigen würdige Tier.
Fernab der Städte sind Wald und Gebirg' ihre Reiche, begleitet von
Jungfrauen und Nymphen, als tapfere Gefährtinnen, als ergebene
Dienerinnen.
Aktäon, noch erhitzt von der Jagd, kommt im Wald vom Weg ab, tritt
durch die Zweige an eine Quelle, und erblickt Diana, die Unberührte,
wie sie entkleidet von ihren Waffen und Gewändern sich zum Bad
bereitet. Der Unselige, so rasch kann er den Schritt nicht wenden, den
Blick nicht senken. Diana, von Scham gedemütigt, ihre Rache ist
grausam: sie gibt dem Jüngling die Gestalt eines Hirschen. Voll Furcht
sucht er sich im Dickicht zu verbergen, doch seine Hunde haben ihn jäh
erspäht. Ohne eine Stimme, sie anzurufen, flieht Aktäon vor seinen
treuen Helfern. Nicht schreien kann er, nicht bitten um sein Leben,
nicht entkommen kann er im unwegsamen Gelände. Sie hetzen den
prächtigen Hirschen, Aktäon, ihren eigenen Herrn, zu Tode.
Deckenfresko im Dianasaal
„Ansprechen“- was heißt das?
Denken Sie daran, etwas anzusprechen? Oder auf etwas anzusprechen? Oder
denken Sie sich vielleicht, dass Sie sich einmal getrauen sollten
jemanden anzusprechen? Der Jäger spricht Wildtiere an. Das heißt, er
muss auch aus der Ferne Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand eines
Wildtiers erkennen. Warum? Um zu entscheiden, ob er schießen darf oder
soll, muss er wissen, in welchem Allgemeinzustand die einzelnen Tiere
sind.
Wer sagt dem Jäger, welche und wie viele Wildtiere er in seinem Revier
zu jagen hat? Dafür wird jedes Jahr ein Abschussplan erstellt, der für
ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Bewohnern eines
Lebensraumes sorgen soll. Er soll beispielsweise verhindern, dass
zuviel Wild den Jungwald verbeißt oder eine Tierart sich zu stark
vermehrt und eine andere ausrottet. Doch wer weiß, vielleicht spricht
der Jäger auch anders mit seinem Wild ...
Was ist Landwirtschaft?
Vor etwa 10.000 Jahren, in der Jungsteinzeit, beginnt in der
Kulturgeschichte der Menschheit eine folgenreiche Entwicklung: Lebten
sie bisher als Jäger und Sammler, so beginnen die Menschen nun,
Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten - sie betreiben Landwirtschaft.
Damit ändert sich ihr Leben von Grund auf. Sie bauen Häuser und werden
sesshaft. Diese Lebensweise ist ein Grundpfeiler unserer Zivilisation.
Aber was ist Landwirtschaft heute? Sie produziert Lebensmittel und
sichert damit die Ernährung der Menschen, liefert aber auch Rohstoffe
für Textilindustrie, Bauwesen oder Medizin. Die globale Konkurrenz
fordert immer höhere Erträge; ökologisch sinnvoll ist es aber, das
Agrarland nachhaltig zu bewirtschaften. In diesem Spannungsfeld muss
sich auch die steirische Landwirtschaft behaupten. Die Ausstellung
zeigt historische Entwicklungen und Grund- lagen und stellt diese in
Bezug zur Gegenwart. Sie hinterfragt herrschende Vorstellungen von
„,Bauerntum“ und gibt Einblick in Arbeit und Produktion. Ihr
Schwerpunkt liegt auf den Ver- änderungen durch die Industrialisierung
des 19. Jahrhunderts und den Konsequenzen für die heutige
Landwirtschaft.
Die Ernte
Je nach Nutzpflanze erfolgt die Ernte zu unterschiedlichen Zeiten. Die
Haupterntezeit ist der Spätsommer.
Für das Einbringen von Futtermitteln, Heu und Getreide waren Sensen,
Sicheln, Rechen und Gabeln die wichtigsten Werkzeuge. Transportiert
wurde in Heuwagen, kleinere Mengen wurden in Heu- oder Streubögen
getragen. Getreide wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bevorzugt
mit der Sichel geschnitten, erst später verwendete man dafür Sensen -
zumeist mit Gestellen in Form von Holzfächern, schaufelartigen
Brettchen oder einem mit Stoff bespanntem Bogen, die das geschnittene
Getreide auffingen. Die Klingen wurden während der Arbeit immer wieder
mit einem Wetzstein geschärft.
An Rechen waren zwei Grundformen üblich. In der Obersteiermark
verwendete man den Blattrechen, bei dem der Stiel in ein verbreitetes
Blatt übergeht. In der übrigen Steiermark gebrauchte man dagegen den
„Zwieselrechen“, bei dem der Stiel mittels einer gespaltenen Gabel in
die Rechenbank eingepflockt ist. Eine dritte Rechenart, der
Bügelrechen, kam nur regional vor.
Säen, ernten, säen: Im Kreislauf der
Natur
In der Jungsteinzeit sammeln unsere Vorfahren Samen und stecken
sie in die Erde. Aus der Saat wächst eine Pflanze, deren Früchte
geerntet werden. Die Menschen legen Vorräte an und ernähren davon sich
und ihre Haustiere. Einen Teil der Ernte behalten sie für die nächste
Aussaat zurück - und nutzen so den Kreislauf der Natur, ein bis heute
ungebrochenes Grundprinzip landwirtschaftlicher Produktion.
In diesem Zyklus bestimmen die wechselnden Jahreszeiten, wann das Feld
vorbereitet, wann gesät und wann geerntet wird. Jede Arbeit erfordert
bestimmte Geräte und Werkzeuge und jedes davon hat seine Zeit. Das gilt
auch noch für die modernen Maschinen, welche die Arbeit von Hand
ersetzt haben.
Die Bestellung des Feldes
Nach dem Pflügen werden die Erdschollen mit einer Egge zerkleinert. Die
scharfen Zinken verfeinern und ebnen den Acker und werden manchmal auch
zur Vorbereitung des Saatbettes oder zur Einarbeitung der Saat
verwendet. Danach wird das Erdreich mit Walzen gefestigt. Die Aussaat
findet entweder bereits im Herbst oder im darauf folgenden Frühjahr
statt. Diese Arbeit erfolgte lange Zeit per Hand. Säkorb, Sätuch oder
Säschaff, Haue sowie Setzhölzer waren die Hauptutensilien. Erst im 20.
Jahrhundert wurden sie endgültig durch Sämaschinen abgelöst.
Die Brandfurkel (Brandegge) wurde in der Brandwirtschaft verwendet, die
in einzelnen Bergregionen der Steiermark noch bis nach dem Zweiten
Weltkrieg betrieben wurde. Dabei wurde durch das Abbrennen von Gestrüpp
und jungen Bäumen auf den Hängen Ackerland gewonnen, auf dem Roggen
oder Gerste gesät wurde, die Asche diente als natürlicher Dünger. In
den sechs bis zehn Folgejahren nutzte man die Fläche als Viehweide, bis
der Vorgang von neuem begann.
Nicht nur Lebensmittel: Rohstoffe aus
der Landwirtschaft
Die grundlegende Aufgabe der Landwirtschaft. besteht darin, Menschen
mit Lebensmitteln zu versorgen. Aber sie liefert auch Rohstoffe für
unterschiedlichste Industriezweige und damit die Grundlage für viele
Erzeugnisse. Rohstoffe aus der Landwirtschaft finden sich überall: im
Treibstoff, im Plastiksackerl, im Heftpflaster oder im Kinderspielzeug.
Wissenschaftliche Erkenntnisse haben die Züchtung von Pflanzen und
Tieren stark verändert: Sie sind widerstandsfähiger geworden und
bringen höhere Erträge, zugleich jedoch geht die ökologische Viel- falt
verloren. In den letzten Jahrzehnten sind viele Nutzpflanzen und
Nutztiere aus der Landwirtschaft verschwunden. Heute bemüht man sich,
sie wieder einzuführen, um eine große Artenvielfalt für eine
nachhaltige Zucht zu haben.
Hafer (Avena sativa L.)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Arten: Kulturhafer (als Winter- und Sommerhafer), Rauhhafer,
Byzantinischer Hafer
Beschreibung: einjähriges, selbstbefruchtendes Rispengras, 0,5-1,5 m
hoch
Inhaltsstoffe: 12 % Rohprotein, 5-6 % Fett, 60 % Kohlenhydrate (u. a.
cholesterinsenkende Glukane), 2,5-3 % Mineralstoffe (höchster
Mineralstoffgehalt aller Getreidearten), 12-13 % Wasser, Phytosterine,
Provitamin A, Bl, B2, BE, viele Spurenelemente (u. a. Zink und Selen)
Anbaugebiete in Europa: Russland, Polen, Spanien, Finnland, Schweden,
Deutschland, Großbritannien, Ukraine, Österreich
Verwendung: Haferflocken, Hafermehl (für Suppen, Backwaren, Snacks),
Haferfleks für diätische Ernährung,
Chemikalie (Furfural aus Haferspelzen)
WISSENSWERTES: Hafer muss vor der Nutzung entspelzt werden.
Weizen (Triticum aestivum L.)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Arten: Weichweizen, Hartweizen, Dinkel, Emmer, Einkorn
Beschreibung: Blütenstand ist eine Ähre, Korn ist eine Grasfrucht bei
Hart- und Weichweizen ohne Spelzen, Winter- und Sommerweizen, bei
Einkorn nur Sommerform
Inhaltsstoffe: 68-78 % Kohlenhydrate, 8-17 % Klebereiweiß, 2-3,3 %
Fett, 12,7 % Ballaststoffe (Rohfaser), 1,7-2 % Mineralstoffe, 12-14 %
Wasser
Anbaugebiete in Europa: Frankreich, Deutschland, Spanien, Österreich
Verwendung: Mehle für alle Brotsorten, Flocken, Grieße und Dunste für
alle Teigwaren, Weizenkleie für Vollkornprodukte, Tierfutter,
Weizenkeime für Biermalz, Malzerzeugnisse, Backzusätze, Weizenkeimöl,
Weizenstärke für Lebensmittel, Industrieprodukte, Papiererzeugung,
Wellpappe, Klebstoffe, Bioplastik, Verbundmaterialien, Sirupe, Athanol,
Biosprit, Whisky Weizenkleber für Klebstoffe, Biopolymere,
Verpackungsstoffe
WISSENSWERTES: Weizen wird auf allen Kontinenten angebaut.
Was ist eine Agrarlandschaft?
Der starke Wechsel von Feldern, Wiesen und Weingärten prägt das Bild
der Steiermark: Berge, Hügel, Wälder und Seen lassen keine großflächige
Feldwirtschaft zu. Boden, Klima und natürliche Vegetation bestimmen,
wie Bäuerinnen und Bauern eine Landschaft bewirt- schaften, welche
Tiere sie halten und welchen Ertrag sie erzielen. So braucht z. B. die
Milchwirtschaft weit- läufige Weideflächen; für den Weinbau eignet sich
ein anderer Boden und ein anderes Klima als für den Anbau von
Feldfrüchten.
Mit ihrer Arbeit formen die Landwirte die Land- schaft zu einer
Agrarlandschaft, die das Aussehen der Kulturlandschaften prägt. Viele
Landwirte haben es sich auch zur Aufgabe gemacht, das ökologische
Gleichgewicht aufrecht zu halten und ihre Flächen so zu bestellen, dass
sie auch zukünftigen Generationen Lebensmittel liefern können.
Käfer- oder Feuerbohne
(Phaseolus coccineus L.)
Familie: Schmetterlingsgewächse (Hülsenfrüchtler)
Arten: eigene Gruppe innerhalb der 400 Phaseolusarten
Beschreibung: mehrjährige, rankende, krautige Pflanze, mit bis über 5 m
langen Stängeln; um hohe Ertragsfähigkeit zu nutzen werden eine
Stützfrucht (Mais) oder Stangengerüste benötigt
Inhaltsstoffe: 15-18 % Rohprotein, 1,8-2,9 % Rohfett, 65-70%
Kohlenhydrate, 5-6 % Rohfaser, 2,8-3,5 % Mineralstoffe, 9-10 % Wasser
Anbaugebiete in Europa: Portugal, Serbien, Kroatien, Spanien,
Slowenien, Österreich
Verwendung: Trockenkäferbohnen, Konserven, Spezialprodukte
WISSENSWERTES: Ihre leuchtend roten Blüten gaben ihr den Namen
Feuerbohne.
Ölkürbis (Cucurbita L., pepo L.
var. oleifera)
Familie: Kürbisgewächse (Gattung umfasst 118 Arten)
Beschreibung: fremdbefruchtende, krautige Pflanze mit bis zu 10 m
langen Stängeln, sehr große Blätter, Blüten sind
getrenntgeschlechtlich, Frucht ist eine bis zu 4 kg schwere Beere,
einfärbig, gelb bis dunkelgrün gestreift, bildet 250-600 hellgrüne
Samenkörner
Inhaltsstoffe der Körner: 42-53 % Fett, 30-35 % Eiweiß, ungesättigte
Fettsäuren (Linplensäure 50-70 %,
Oleinsäure 15-20 %), Vitamin E (50 mg/100 g], Vitamin A, B1, B2, C;
Niacin, Pantothensäure, Pyroxin, Biotin
Anbaugebiete in Europa: Österreich, Ungarn, Rumänien, Kroatien, Russland
Verwendung: Kernöl, Knabberkerne, Reformwaren, cholesterinfreie
Diätnahrungsmittel, Prostata-Medikamente,
Presskuchen als eiweißreiches Futtermittel
WISSENSWERTES: Der steirische Ölkürbis (Cucurbita pepo var. Styriaca)
ist eine Sonderform ohne verdickte Samenschale.
Wer macht die Arbeit?
Das Feudalsystem des Mittelalters band die Bauern in einem unfreien
Verhältnis an einen Grundherrn. Ihm mussten sie in Form von Naturalien
und Arbeiten Abgaben leisten. Erst im Revolutionsjahr 1848 gehen Grund
und Boden in den Besitz der Bauern über. Nun arbeitet unter einem
Bauern eine manchmal beachtliche Zahl an Knechten und Mägden - eine
neue Hierarchie entsteht. Jedem Mann und jeder Frau am Hof sind
bestimmte, von einander getrennte Aufgaben zu- geteilt. Wenn Not am
Mann ist, arbeiten alle zusammen.
Der steigende Einsatz von Maschinen führt in der Mitte des 20.
Jahrhunderts zu einer erneuten Wende: Immer weniger Arbeiten werden von
Hand erledigt, die Zahl der Dienstboten geht stark zurück. Für die
Zeiten, in denen viel Arbeit anfällt, z.B. für die Ernte, engagieren
die Bauern heute Saisonarbeiter.
Hopfen (Humulus lupulus)
Familie: Hanfgewächse
Beschreibung: Pflanze bildet rechtswindende Reben, Blütenstand ist eine
Dolde (auch Hopfenzapfen genannt), nur weibliche Pflanzen sind nutzbar,
Pflanzen benötigen 3-4 m hohe Anbaugerüste für die mehrtriebigen Reben
Inhaltsstoffe: ätherische Öle (Myrcen, Humulen, Terepene), Harze mit
Hopfenbittersäuren (Homulon, Lupulon)
Anbaugebiete in Europa: Deutschland, Tschechien, Großbritannien, Polen,
Spanien, Bulgarien, Slowenien, Österreich
Verwendung: Pellets aus gepressten Blütendolden für die
Bierherstellung, Hopfenflüssigextrakte, Hopfenpulver,
Medikamente Fasermaterial für Stricke, Matten, Säcke
WISSENSWERTES: Hopfen produziert in den Drüsenhaaren der Blütenstände
ätherische Öle und Harze.
Sojabohne (Glycine max (L.)
Merr.)
Familie: Schmetterlingsblütler
Beschreibung: einjährige, borstig behaarte, tief wurzelnde Pflanze;
lebt in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Stickstoff aus der Luft
binden können; nach Selbstbestäubung der unscheinbaren Blüten wachsen
kurze, braungelbe Hülsen mit 2 bis 3 runden weißen, gelben oder
schwarzbraunen Samen
Inhaltsstoffe: 33-45 % Eiweiß, 18-21 % Fett, 6-8 % Kohlenhydrate, 22
%Ballaststoffe, 4-5 % Mineralstoffe, 8-10 % Wasser
Anbaugebiete in Europa: Italien, Serbien, Rumänien, Ungarn, Österreich
Verwendung: Gemüse, Sojasprossen, Sojamehl, Sojamilch, Kunstfleisch
(TVP, textured vegetable protein),
fermentierte Produkte wie Tempeh, Tofu, Miso, Sufu; Zusatzstoff für
Brot und Suppen, Sojaöl, Sojaschrot aus Sojapresskuchen als
Futtermittel, in Medikamenten als Phytoöstrogen
WISSENSWERTES: Soja ist als Eiweiß- und Ölpflanze nutzbar und an fast
alle Klimagebiete angepasst.
Wer prägt das Bild vom Bauern?
Kunst und Literatur zeigen das Bild der Bauern in der Öffentlichkeit
und spiegeln zugleich über Epochen hinweg deren gesellschaftliche
Stellung. Bilder und Schriften des Mittelalters beschreiben die Bauern
als einfältige und rohe Menschen. Bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert
wandelt sich das Bild: naturverbunden, fleißig, fromm sollen sie nun
sein. Maler und Schriftsteller bemühen sich, die Lebens- und
Arbeitsverhältnisse realitätsnah darzustellen.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird der Bauer wiederum zum
Ernährer der Nation empor- gehoben.
Heute sind es die modernen Medien, die uns Bilder von Bauer und Bäuerin
liefern. Sie reichen vom modernen Ökologen bis hin zur bodenständigen
Betriebsleiterin. Sie sind nach wie vor vielfältig und widersprüchlich
und bewegen sich zwischen Klischee und Realität.
Wein (Vvitis vinifera L. ssp.
vinifera)
Familie: Rebengewächse
Arten: 7 Arten, darunter die Edelrebe
Beschreibung: Weinrebeist eine Liane; die Blüten sind zwitterblütig,
die nach Fremdbefruchtung Beeren ausbilden; die Fruchtstände heißen
Traube, sind aber botanisch den Rispen zuzuordnen
Inhaltsstoffe: 100 g Beeren enthalten 81 g Wasser, 0,68 g Protein, 0,28
g Fett, 15,2 % Kohlenhydrate (Traubenzucker), 1,5 g Ballaststoffe, 480
mg Mineralstoffe, 350 mg organische Säuren, Vitamine B1, B2, C,
Nicotinamid
Anbaugebiete in Europa: Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland,
Portugal, Rumänien, Griechenland, Ungarn, Österreich
Verwendung: Weißwein, Rotwein, Champagner, Grappa, Sekt, Weinbrand,
Traubensaft, Rosinen, Traubenkernöl,
Traubenkernmehl, Kosmetika, Weinstein
WISSENSWERTES: Die Edelrebe ist mit ca. 8000 Sorten weltweit verbreitet.
Mais (Zea maysL.)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Arten: Hart-, Zahn-, Weichmais, Stärke-, Zucker-, Puffmais, Wachsmais
Beschreibung: einjährige, fremdbefruchtete Pflanze, bis zu 2,5 m hoch,
männliche Rispe mit Pollen, weiblicher Kolben mit Narbenfäden, Körner
weiß, goldgelb, rot, schwarzviolett
Inhaltsstoffe: 62-75 % Kohlenhydrate, 3-5 % Fett, 8-10 % Rohfaser, 3-5
% Mineralstoffe und Vitamine (Magnesium, Eisen, Calzium, Selen, Zink,
enthält als einzige Getreideart Antioxidative Carotinoide und
Protease-Inhibitoren), 8-11 % Wasser
Anbaugebiete in Europa: Frankreich, Rumänien, Italien, Ungarn, Spanien,
Deutschland
Verwendung: Mehl, Grieß, Maisstärke, Glukosesirup, Maiskeimöl,
Cornflakes, Popcorn, Polenta, Maispapier,
Tierfutter, Biogas, Äthanolkraftstoff, Biopolymere für Verpackungen,
Teller, Bestecke, Behälter
WISSENSWERTES: Mais ist das am häufigsten angebaute Getreide weltweit.
Roggen (Secale cereale L.)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Arten: Saatroggen (Winter- und Sommerform), Waldstaudenroggen
Beschreibung: anspruchsloses, ein- bis zweijähriges Ährengras, 1,5 bis
2 m hoch mit begrannten Deckspelzen, charakteristische grüne Farbe
Inhaltsstoffe: 8,8-12,1 % Rohprotein, 1,7-2,5 % Fett, 60,7-65,2 %
Kohlenhydrate (davon 52-55 % Stärke), 9,5-13,1 % Ballaststoffe, 1,9-2,2
% Mineralstoffe, Vitamine, 12-14 % Wasser
Anbaugebiete in Europa: Russland, Deutschland, Polen, Weißrussland,
Ukraine, Spanien, Österreich
Verwendung: Brotbereitung, Kornbranntwein, Whisky, Grünfutter,
Roggenschrot als Mischzusatz für Tiernahrung, Biogas
WISSENSWERTES: Wegen begrenzter Nutzbarkeit macht Roggen nur 1 % der
Weltgetreideernte aus.
Triticale (x Triticosecale)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Arten: Sommer- und Winterformen
Beschreibung: Pflanzentyp ist im Feldbestand wie Weizen, Ähren sind dem
Roggen ähnlich, Körner sind in Form, Aussehen und Inhaltsstoffen jedoch
verschieden
Inhaltsstoffe: 11-13 % Rohprotein, 2-2,5% Fett, 61-67 % Kohlenhydrate
(vorwiegend Stärke), 6-7 % Ballaststoffe, 1,6-2,1 % Mineralstoffe,
11-13 % Wasser, Vitamine
Anbaugebiete in Europa: Polen, Deutschland, Frankreich, Weißrussland,
Ungarn, Schweden, Dänemark, Österreich
Verwendung: Vollkornmischbrote, Kekse, Kleingebäck, Tiertrockenfutter,
Äthanolkraftstoff, Biogas
WISSENSWERTES: Triticale ist eine künstliche Kreuzung von Weizen und
Roggen.
Gerste (Hordeum vulgare L.)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Arten: Winter- und Sommerformen
Beschreibung: Selbstbefruchter, zwei- oder mehrzeilige Ähre; viele
Sorten haben bei geringer Halmlänge
überhängende Ähren
Inhaltsstoffe: 9-14 % Rohprotein, 1,5-2,3 % Fett, 60-68 %Stärke, 9-20 %
Ballaststoffe, 1,9-2,5 % Mineralstoffe, 12-14 % Wasser, Vitamine
Anbaugebiete in Europa: Russland, Polen, Deutschland, Dänemark,
Österreich
Verwendung: Gerstenschrot als Viehfutter, Malz zur Biererzeugung,
Graupen, Rollgerste, Fladenbrote, Diätnahrungsmittel, Whisky,
Branntwein, Nacktgerste als Kaffeeersatz
WISSENSWERTES: Gerste ist das älteste Kulturgetreide.
Dinkel- oder Spelzweizen
(Triticum aestivum L. em Thell ssp. Spelta T.)
Familie: Getreidearten (Echte Gräser)
Art: bespelzte Form des Saatweizens, nur Wintertypen
Beschreibung: anspruchslose Weizenart, spindelbrüchig, sehr langhalmig,
lagerungsanfällig, geringer Kornertrag, wenig krankheitsanfällig;
Körner müssen vor der Vermahlung entspelzt werden
Inhaltsstoffe: 11-17 % Rohprotein, 58-65 % Kohlenhydrate, 12-14 %
Wasser, 1-2 % Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine B1, B2,
Pantothensäure
Anbaugebiete in Europa: Schweiz, Süddeutschland, Österreich, Slowenien,
Kroatien
Verwendung: Weiß- und Vollkornmehl für Dinkelbrote, Handgebäcke,
Feingebäcke, Dinkelschrot, Dinkelgrieß als Kindernahrungsmittel und
Kaffeeersatz, Spelzen für Polsterfüllungen, Stroh für Handarbeiten,
milchreife Ähren werden gedörrt, entspelzt und als Grünkern in Form von
Graupen, Grieß oder Mehl für Suppeneinlagen benutzt
WISSENSWERTES: Dinkel hat einen hohen Gehalt an Magnesium.
Knecht
Das bäuerliche Arbeitsjahr begann mit Maria Lichtmess am 2. Februar.
Die Dienstboten wurden üblicherweise für ein Jahr auf einem Hof
eingestellt. Beim Ackerbau gab es, saisonal bedingt, auch
arbeitsintensivere Zeiten, die mit Tagelöhnern abgedeckt wurden. Wurde
der Dienstbote nicht weiter beschäftigt, musste er mit seinem Hab und
Gut, das er in einer Truhe bei sich trug, bei einem anderen Bauern
vorstellig werden.
Unter dem Gesinde standen die Knechte über den Mägden. Sie hatten
schwere Arbeiten zu verrichten, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Die erfahrenen Knechte waren besser gestellt als die Jungknechte, die
oft unter Schikanen der Älteren litten. Der ranghöchste Knecht war der
Großknecht. Seine Zuständigkeit umfasste die Arbeitseinteilung der
Knechte, wobei er auch selbst vorarbeitete. Bei der gemeinsamen
Mahlzeit war er der erste vom Gesinde, der in die Schüssel langen
durfte.
Schleifstein Anfang 20. Jh.
Arbeitskleidung eines Knechts: Hemd, Hosenträger, Lodenhose und Schuhe
Anfang 20. Jh.
Magd
Der Dienstantritt auf einem Hof kam einer Aufnahme in die
Familiengemeinschaft gleich. Dienstboten begannen in der Regel im Alter
von vierzehn Jahren zu arbeiten, manchmal waren sie aber wesentlich
jünger. Bauer und Bäuerin übernahmen die Rolle der Erzieher.
Die Arbeitszeit der Mägde war generell höher als die der Knechte,
dennoch verdienten sie ein Drittel bis die Hälfte weniger. Mägde
versorgten nicht nur den Haushalt, sie hatten auch Dienste im Stall und
am Feld zu verrichten. Ihre Abendstunden verbrachten sie häufig mit
Hand- und Flickarbeiten. Wollten sie weggehen, mussten sie die Bäuerin
um Erlaubnis bitten. Die Zahl lediger Kinder war hoch, zumeist mussten
die Frauen die Verantwortung für sie tragen. Die Stellung der Magd war
stark an die Gunst der Bäuerin gebunden, die Eifer und Gehorsam mit
Geschenken wie Bettwäsche oder Leinen belohnte.
Truhe: Ende 19. Jh.
Arbeitskleidung einer Magd: Arbeitsdirndl, Schürze, Kopftuch und
Holzzockel 1. H. 20. Jh.
Romeo und Julia auf dem Dorfe - Gottfried Keller
Mit Illustrationen von Ludwig Bock, München: Rösl & Cie. 1921
Das von William Shakespeare aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammende
Drama um Romeo und Julia wurde von Gottfried Keller in das bäuerliche
Milieu übertragen. Kellers Novelle erschien 1856 und beschreibt die
tragische Liebe zweier Bauernkinder, deren Familien über den Streit um
einen Acker in Feindschaft zugrunde gehen.
Als ich noch der Waldbauernbub war - Peter Rosegger
3 Bde., Leipzig: Staackmann 1914
Die von Roseggers Kindheit in der Waldheimat erzählenden Geschichten
erschienen 1902. Rosegger verfolgt keine realistische Darstellung der
Wirklichkeit, sondern bekennt sich zur Heimatdichtung. Lebens- und
Arbeitsbedingungen der Bauern und Naturerlebnis werden zu einer
kindlichen Idylle verklärt.
Bauernhöfe: funktionelle Architektur
in der Landschaft
Der Hof ist eine in sich geschlossene Produktionsstätte. Jeder Teil des
Hauses und der umliegenden Gebäude hat eine Funktion, die auf die
anderen Räume abgestimmt ist. Dies soll unnötige Wege vermeiden sowie
die Abläufe einfach und reibungslos gestalten.
Bauernhöfe prägen das Bild ländlicher Siedlungen. Hofformen,
architektonische Besonderheiten und Materialien unterscheiden sich von
Gegend zu Gegend, angepasst an die jeweilige Landschaft. Mit dem Einzug
der Maschinen hat sich auch das Aussehen der Höfe gewandelt. Sie wurden
um- oder neugebaut. Gerätehallen und Silos entstanden. Darüber hinaus
setzen einige landwirtschaftliche Bauten der Gegenwart maßgebliche
Akzente in moderner Architektur.
Was wird am Hof erzeugt?
Lange Zeit wurde am Hof alles produziert, was die Bauernfamilie und
ihre Dienstboten für das tägliche Leben brauchten: Lebensmittel,
Kleidung und Werkzeug. Was man aus Feld und Vieh gewann, wurde direkt
am Hof verarbeitet und bestimmte, was auf den Tisch kam. Deshalb - und
wegen der verschiedenen Feuerstätten - unterschied sich die Kost der
Bauern zwischen dem Südosten und dem Nordwesten der Steiermark.
Durch die Globalisierung im 20. Jahrhundert hat sich dieses Bild
verändert. Heute sind Landwirtschaftsbetriebe hoch spezialisiert und
produzieren unter strengen Bestimmungen und Kontrollen. Der Großteil
ihrer Rohstoffe wird in Fachbetrieben verarbeitet.
Erzherzog Johann: Modelle des
Fortschritts
Über Jahrhunderte haben sich die Arbeitsweisen und verwendeten
Geräte in der Landwirtschaft kaum verändert. Erst der technische
Fortschritt im 19. Jahrhundert bringt eine fundamentale Umwälzung. Dazu
beigetragen hat ein nachhaltiger Förderer der steirischen
Landwirtschaft: Erzherzog Johann. Um die Arbeit der Bauern zu
erleichtern und den Ertrag zu steigern, bemüht er sich, neue Mittel und
Methoden einzuführen. Er gründet die steirische „k.k.
Landwirtschaftsgesellschaft“, lässt landwirt- schaftliche
Musterbetriebe anlegen und Modelle von modernen landwirtschaftlichen
Geräten anfertigen. Damit sollen die neuen Ideen verbreitet werden.
Bis heute werden die landwirtschaftlichen Maschinen immer größer und
leistungsfähiger - viele verdichten dadurch auf Dauer die Böden.
Deshalb suchen immer mehr Landwirte nach einer Balance zwischen
Produktivität und Ökologie, zwischen technischem Fortschritt und
Einklang mit der Natur.
Die Modelle Erzherzog Johanns
Erzherzog Johann lernte 1815/16 auf seiner Reise nach England und in
die Niederlande auch deren fortschrittliche landwirtschaftliche
Verhältnisse kennen. Um die Modernisierung von landwirtschaftlichen
Maschinen und Geräten in der Steiermark zu forcieren, regte er zum Bau
von Modellen an. Begabte und interessierte Mitglieder der
Landwirtschaftsgesellschaft stellten die Modelle her, um so den Bauern
Verbesserungsvorschläge zugänglich zu machen. Die Gesellschaft baute
auf diese Weise eine umfangreiche, laufend ergänzte Lehr- und
Schausammlung auf.
linke Seite: Kartoffel- und
Rübenreinigungsmaschine mit Aufsatz, 1. H. 19. Jh.
Presse mit beweglicher Holzschraube, 1. H. 19. Jh.
Obstpresse, 1. H. 19. Jh.
Dreschstampfe 1. H. 19. Jh.
rechte Seite: Wagen mit
geflochtenem Korb, 1. H. 19. Jh.
Apfelmühle, 1. H. 19. Jh.
Traubenquetschmaschine 1. H. 19. Jh.
Bentall'sche Musmaschine (Rübenschneidemaschine) gefertigt von A. Burg
Wien 1. H. 19. Jh.
Getreidewinde gefertigt von Caspar Allmoslechner, 1818
Was ist Forstwirtschaft?
Wo Bauern heute Felder bearbeiten und Vieh weiden lassen, standen
ursprünglich Wälder; sie wurden gerodet, um Flächen für die
Landwirtschaft zu gewinnen. Heute befindet sich der Großteil der
steirischen Wälder in Privatbesitz, bewirtschaftet nach den Kriterien
der Nachhaltigkeit.
Forstwirte verfügen über umfangreiches Wissen in Waldbau und über die
ökologische Bedeutung des Waldes. In ihrer Ausbildung lernen sie viel
über den multifunktionalen Nutzen der Wälder, über Ökologie und Pflege
der Waldflächen - der Großteil des steirischen Waldes wird nachhaltig
genutzt. Forstwirte nutzen und pflegen die Wälder so, dass sie daraus
Holz gewinnen und zugleich den Wirtschafts-, Natur- und Lebensraum
Wald für die Zukunft erhalten.
Waldregeln
Der Wald beherbergt einen großen Reichtum an Tieren, Pflanzen und
Biotopen und stellt ein großes Kapital für unsere Umwelt und
Volkswirtschaft dar. Grundsätzlich herrscht allgemeines Betretungsrecht
auf markierten Wegen, jedoch können die Waldeigentümer dieses
einschränken. Wenn beispielsweise Bäume geschlägert werden, muss das
betroffene Gebiet gekennzeichnet werden, um Unfälle zu vermeiden. Auch
Jagdgebiete können mit entsprechenden Hinweisen versehen sein. Die
Jungpflanzen eines Aufforstungsgebietes werden häufig durch
Zutrittsverbote geschützt. Aber auch das Sammeln von Beeren und Pilzen
kann durch den Eigentümer eingeschränkt werden.
Das Ökosystem Wald reagiert sehr sensibel auf Eingriffe von außen.
Deshalb braucht es Verhaltensregeln - und schon jedes Kind weiß, dass
man im Wald keinen Lärm macht, keinen Müll wegwirft, die Wege nicht
verlässt und Hunde an die Leine nimmt.
Was wird aus Holz gemacht?
Treppen, Geigen, Fußböden, Dämmplatten, Papier, Holzspritzguss und
Hackschnitzel: Holz ist einer der wichtigsten Rohstoffe der Menschheit.
Im 19. Jahrhundert bestanden Bauernhöfe und ihre Einrichtung fast aus
Holz, ebenso viele Geräte, wie Dreschflegel, Rechen oder Pflüge.
Holzknechte schlugen das Holz meist im Winter aus den Wäldern ihres
Bauern.
Heute macht man sich die Vielfalt an Eigenschaften, Strukturen und
Farben dieses einzigartigen Materials zunutze - in einer schier
unendlichen Palette an Materialien und Produkten. Und man nutzt es als
umweltfreundlichen Energieträger zum Heizen von Häusern und in der
Industrie.
Mehr als eine Ansammlung von Bäumen...
Mehr als 61 % der Steiermark sind von Wald bedeckt, sie hat den größten
Waldanteil unter den österreichischen Bundesländern. Ihr zweiter Name -
die „Grüne Mark" - zeigt die große Bedeutung, die der Wald für
das Land hat. Wälder liefern Holz und sind somit ein Wirtschaftsfaktor.
Wälder beherbergen zudem mehr Tier- und Pflanzenarten als alle anderen
Lebensräume an Land zusammen.
Grundsätzlich erfüllt der Wald vier verschiedene Funktionen:
Nutzwirkung: das ist insbesondere die wirtschaftlich nachhaltige
Hervorbringung des Rohstoffes Holz, Schutzwirkung: das ist insbesondere
der Schutz vor Elementargefahren wie Lawinen und Muren
die Wohlfahrtswirkung: er produziert lebenswichtigen Sauerstoff,
die Erholungswirkung: er ist ein Ort der Freizeit und Erholung.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Forstwirte ist es, ein Gleichgewicht
zwischen den unterschiedlichen Interessen an Wald herzustellen.
Dr. Jakob Rosolenz (geb. um 1570 - gest. 1629)
1596-1629 Probst des Augustiner Chorherrn Stiftes Stainz
1612-1615 Hofkammerpräsident von Innerösterreich, Sanierung und Umbau
des Stiftes, Erbauer dieses Stiegenaufganges
1965-1966 Stiege erneuert durch die Marktgemeinde Stainz unter Bgm. Dr.
Johann Neubauer
Jakob-Rosolenz Stiege
Probst Jakob Rosolenz lässt eine direkte Verbindung des Marktes mit dem
Schloss Stainz errichten.
Jakob Rosolenz, Weltgeistlicher aus dem Kurfürstentum Köln und Pfarrer
von Leibnitz, reformiert 1596-1629 das Stift Stainz in religiöser und
wirtschaftlicher Hinsicht. Er beginnt den Neubau von Kirche und Kloster
und erwirbt zahlreiche Besitzungen in der Umgebung und lässt den
Schenkkeller - einen Getreidespeicher zur Lagerung des Zehents (Steuer)
- bauen. Auch der Markt erreicht eine wirtschaftliche Blüte. Unter
anderem gibt Propst Rosolenz den Bürgerinnen und Bürgern die niedere
und hohe Gerichtsbarkeit zurück.
Ausgeführt wurde die Jakob-Rosolenz-Stiege mit dem Naturstein Stainzer
Hartgneis, bekannt als Stainzer Platte, der noch heute in Stainz und
der Region gebrochen wird. Im Markt findet man die Stainzer
Platte am Hauptplatz, Rathausplatz und Sparkassenplatz wieder.
Jakob-Rosolenz- Stiege, 1605
2 barocke Gartentürme 2. V. 18. Jh., 8-eckig mit laternenartigen
Aufsätzen
Stainz ist eine Marktgemeinde mit knapp 9000 Einwohnern im Bezirk
Deutschlandsberg in der Steiermark (Österreich).
Rathaus der Marktgemeinde Stainz am Hauptplatz
Hauptplatz mit Mariensäule und Hotel und Restaurant Schilcherlandhof
& Winzerhaus Sierling Eins
Mariensäule: Das Denkmal besteht aus einer 2,40 m. großen Barock-Statue der hl.
Maria mit dem Jesuskind - die beide Kronen aus vergoldetem Messing
tragen - aus der Zeit um 1730. Die Mariensäule soll aus dem Park des
nicht mehr existierenden Schlosses Herbersdorf stammen, jedoch auch
eine Herkunft aus dem Bestand des Schlosses Stainz wird für möglich
gehalten.
Seit dem Jahr 1956 steht die Mariensäule am Stainzer Hauptplatz. Die
bisher dort aufgestellte Marienstatue wurde zunächst deponiert und
danach am nördlichen Nebeneingang der Pfarrkirche in der Anlage von
Schloss Stainz aufgestellt.
Der Schilcherlandhof liegt im Herzen des wunderschönen Schilcherlandes
in der Weststeiermark und beeindruckt mit Gemütlichkeit und bester
Kulinarik. Bei schönem Wetter kann ma auch im hauseigenen Gastgarten
entspannen und die Seele baumeln lassen. Für Feierlichkeiten und
Hochzeiten bietet das Winzerhaus Sierling Eins das beste Ambiente.
So zumindest die Eigenbeschreibung der Lokalität.
Stainz hat keinen Bahnanschluss - den Stainzer Flascherlzug mal
ausgenommen - aber immerhin Bushaltestellen. Und gegen einen Autobus
ist auch nichts einzuwenden. Selbst wenn er nicht pünktlich fährt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: