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Die Wiener Staatsoper, das „Erste Haus am Ring“, ist eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt und befindet sich im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Sie wurde am 25. Mai 1869 mit Don Juan von Mozart eröffnet. Bei einem 40-minütigen Rundgang erfährt man viel Wissenswertes über die Geschichte des Hauses, seine Architektur und den Opernbetrieb. Vom Foyer geht es über die Feststiege durch die Prunkräume (Teesalon, Marmorsaal, Schwindfoyer, Gustav-Mahler-Saal) bis in den Zuschauerraum (mit Blick auf die Bühne).
Das neue Gebäude der Hofoper wurde als erstes aus dem Wiener
Stadterweiterungsfonds bestrittenes Monumentalgebäude der Ringstraße im
Jahr 1860 ausgeschrieben. Bereits Ende 1861 begann der Bau nach Plänen
der Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll
im Stil der Neorenaissance. Er dauerte insgesamt acht Jahre und wurde
von Josef Hlávka, einem der prominentesten Bauunternehmer der Wiener
Ringstraßenzeit, realisiert.
Die Grundsteinlegung war am 20. Mai 1863, 1869 war das Bauwerk
fertiggestellt. Ein Beispiel: Die Spiegelstufen der Feststiege bestehen
aus dem glattpoliertem, hartem Kaiserstein der Firma Amelin in
Kaisersteinbruch. Das ist insofern bemerkenswert, als die Innenräume
mit verschiedensten Marmor-Sorten ausgestattet wurden.
Die Feststiege gehört zum historischen Teil des Gebäudes und stammt aus
der Eröffnungszeit der Wiener Oper. Sie wird auf drei Seiten von
Arkaden sowie an der Front von einer Marmorwand begrenzt. Die Treppen
emporschreitend wird der Blick von dem in der geschlossenen Wand
eingesetzten dreiteiligen Fenstern angezogen bzw. durch dessen
vertikalen Gliederung nach oben gerichtet. Das Fenster gehört zu dem
dahinterliegenden Teesalon, dem einstigen Hoffestlogensalon des
Kaisers, einem der Räume des Hofes. Das Fenster diente weder der
Beleuchtung noch der Belüftung, sondern war Blickfang für das
dahinterliegende Mysterium, diesem Fall das Mysterium Habsburg. Sie
machten es dem Monarchen – theoretisch – möglich, das hereinströmende
Publikum zu überblicken.
Das Gebäude wurde von der Öffentlichkeit nicht sehr geschätzt.
Einerseits konnte es gegenüber dem riesigen Heinrichshof, einem
privaten Zinshaus (im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1955 durch den
Opernringhof ersetzt), keine rechte monumentale Wirkung entfalten.
Andererseits wurde das Opernhaus, nachdem das Ringstraßenniveau vor der
Oper nach Baubeginn um einen Meter gehoben wurde, als „versunkene
Kiste“ und – in Analogie zum militärischen Desaster von 1866 –
„Königgrätz der Baukunst“ heftig kritisiert und trieb van der Nüll
schließlich in den Freitod. Knappe zehn Wochen später erlag Sicardsburg
einem Herzinfarkt; somit erlebte keiner der beiden Architekten die
Fertigstellung.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet die Oper nach US-amerikanischen
Bombardements in Brand. Der Vorbau mit der Zufahrtsarkade, der
Eingangshalle, dem Stiegenaufgang, sowie der darüber befindlichen
Loggia, dem Schwind-Foyer (mit Freskoausstattung von Moritz von
Schwind) und dem Vestibül, blieb von Bombentreffern verschont und damit
im ursprünglichen Stil des Historismus erhalten.
Am 25. Mai 1869 wurde die Eröffnung in Anwesenheit von Kaiser Franz
Joseph und Kaiserin Elisabeth mit einer Premiere von Don Juan von
Mozart gefeiert. Erster Direktor war Franz von Dingelstedt, dessen
prunkvolle Bühnengestaltung beim Publikum sehr beliebt war. Aus den
Mitgliedern des Staatsopernorchesters rekrutieren sich u. a.
die Wiener Philharmoniker. Der Chor der Wiener Staatsoper tritt extern
als Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor auf.
Das Fresko an der Decke des Haupttreppenhauses mit dem Titel „Die
Anerkennung“ sowie die flankierenden halbreisförmigen Seitenbildern mit
Darstellungen von Garderoben und Theatermalerei sind Werke des Wiener
Malers Franz Dobyaschofsky. Das Deckenbild zeigt
„Die Anerkennung“ als schwebende weibliche Figur mit Notenrolle und
Posaune in ihrer linken Hand sowie einen Lorbeerkranz in ihrer Rechten.
Ein sie begleitende Genius schüttet Goldstücke aus einer silbernen
Schüssel in die Tiefe.
Entlang der Balustrade umrunden Statuen den Treppenraum. Es handelt
sich dabei um eine allegorische Darstellung der Sieben Freien Künste:
Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Dichtkunst, Tanz und
Schauspielkunst. Bemerkenswert ist, dass es an dieser sehr prominenten
Stelle im Haus nicht nur um Musik oder Tanz, sondern um ein sehr alle
klassischen Künste geht. In den Basisplatten unter den Figuren sind
Begriffe wie „Tanzkunst“, „Malerkunst“ oder „Bildhauerkunst“
eingraviert – wohl ein Hinweis auf Richard Wagner, der ebendiese
Bezeichnungen in seiner Schrift Das Kunstwerk der Zukunft verwendete.
Links und rechts neben den Fenstern erinnern zwei Portrait-Medaillons
an die Architekten des Hauses, Eduard van der Nüll und August Sicard
von Sicardsburg, die beide die Eröffnung des Hauses nicht erlebt hatten.
Diese – aus Carrara-Marmor geschaffenen – Statuen symbolisieren keine
Einzelpersönlichkeiten, sondern den Zusammenschluss aller
künstlerischen Kräfte in der Verwirklichung eines einzigen,
geschlossenen und idealen Werks. So deutet die Konzeption dieser
Aufstellung auf die Idee des Gesamtkunstwerks, die Richard Wagner
bereits 1849 formulierte, hin. Das die Treppen emporsteigende Publikum
wird also von allen Künsten umrundet, der Blick der Zuschauerinnen und
Zuschauer fällt allerdings auf die beiden Gattungen im Haus am Ring:
die Oper und das Ballett.
Über den Architektenporträts, in der Bogenzone der Hauptgeschoßarkaden,
befinden sich zwei von Johann Preleuthner geschaffene Reliefs, die die
beiden Musiktheatergattungen „Ballett“ und „Oper“, denen das Haus
gewidmet ist, versinnbildlichen. Zu sehen sind Putti, die auf einer
angedeuteten Bühne musizieren bzw. tanzen.
Von besonderer Schönheit und Ausgewogenheit sind die von van der Nüll
entworfenen und von Pietro Isella ausgeführten Ornamentmalereien in den
Wand- und Deckenfeldern wie auch im Arkadenbereich des Treppenhauses.
Die farbenprächtigen Vögel und Fantasiewesen mischen sich dabei mit
gewundenem Blüten- und Blätterwerk. Diese werden umgeben von der Wärme
des goldgelben beleuchteten Marmors und lassen so dieses erste Geschoss
als unumstrittene Beletage gegenüber der Zurückhaltung des
Sockelgeschosses und der Nüchternheit des darüberliegenden
Treppenhausumganges erschienen. Dieser Bereich ist einerseits zum
Flanieren bestimmt, gleichzeitig sind von hier aus die
Pausenräumlichkeiten wie auch der Zuschauerraum des Hauses am Ring
erreichbar.
Der vom Wiener Innenarchitekten Josef von Storck gestaltete Teesalon
(früher Hoffestlogensalon) ist das Prunkstück der noch vorhandenen
ursprünglichen Ausgestaltung der Oper und eines der herausragendsten
kunstgewerblichen Leistungen des Historismus in Österreich. Vom
Ensemble der für den kaiserlichen Hof eingerichteten Räume ist dieser
als einziger übrig geblieben, da der Großbrand am Ende des Zweiten
Weltkrieges gestoppt werden konnte ehe die Flammen bis hierher
vordringen konnten.
Die Innenausstattung des in Ansätzen dem Zweiten Wiener Rokoko
verpflichteten Raumes ist reich und kostbar gestaltet: Vergoldete
Elemente an Wänden und Decke sind mit 22-karätigem Blattgold überzogen,
die Türgriffe aus Elfenbein gefertigt (innen bewusst aufwendiger
gestaltet als außen), die Wände selbst mit goldgelber Seide bespannt
und mit Bildhauerarbeiten von Auguste La Ligne verziert. Der heute am
Fenster stehende Standleuchter war früher im Achsenkreuz von
Fenster/Seitentürachse und Stirnseitentürachse platziert und verstärkte
dadurch die vorherrschende Symmetrie. Der besondere Schimmer der
Wandbespannung entfaltete in der ursprünglich auch hier verwendeten
Gasbeleuchtung einen ganz eigentümlichen Glanzeffekt, deren Wirkung
besonders lobend hervorgehoben wurde.
Der Teesalon diente früher als Empfangssalon, aber auch als Rückzugsort
des Kaisers und ist direkt mit der heutigen Mittelloge, der einstigen
Hoffestloge, verbunden. Zahlreiche Initialen Franz Josephs auf den
Seidentapeten, die zueinander verschlungenen Monogramme Franz Josephs
und Kaisern Elisabeths im von Putten getragenen Initialenschild über
dem prächtigen, von Säulen flankierten Kaminspiegel an der Stirnwand
sowie über dem Seiteneingang und den Fenstern zur Feststiege, erinnern
an diese besondere historische Funktionalität dieses Raumes. Heute
finden hier Pressekonferenzen, Interviews und Festakte zur Verleihung
von Ehrentiteln und Auszeichnungen statt. Der Teesalon kann aber auch
als Pausenraum im Zuge der Vorstellungen gemietet werden.
Die Mittelloge gewährt einen eindrucksvollen Blick auf den
Zuschauerraum, der nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig neu aufgebaut
werden musste. Die sehr emotional diskutierte Idee (auch seitens des
damaligen Wiener Bürgermeisters Theodor Körner), die Logengestaltung
zugunsten eines demokratischer anmutenden Rangtheaterlösung aufzugeben,
wurde verworfen.
Durch eine betonte Zurückhaltung in der Innendekoration hatte der
letztendlich mit der Wiedererrichtung des Auditoriums beauftragte
österreichische Architekt Erich Boltenstern versucht, dem Zuschauerraum
ein beinahe zeitloses Aussehen zu geben – zur Belebung der Flächen und
Gliederung der Architektur entwickelte er aus profilierten Stäben und
Blattformen nur wenige Grundelemente, die im gesamten Zuschauerhaus zum
Einsatz kamen. Nur in der Farbgebung folgte er der Tradition des
Kaiserhauses: Dunkelrot, Gold und Elfenbein. Dennoch atmet der heutige
Zuschauerraum ebenso wie der damals neu hergestellte, mit 3000 kg
Kristallglas behangene Luster sowie die Appliken an den Logenbrüstungen
den Zeitgeist und Geschmack der 1950er-Jahre.
Der Fassungsraum des Auditoriums beträgt 2284 Plätze (davon 1709 Sitz-,
567 Steh-, 4 Rollstuhl- und 4 Begleiterplätze). Jeder Sitz- und nahezu
alle Stehplätz sind heute mit Untertitel-Tablets ausgestattet, die u.a.
das Mitlesen der Opernlibretti in wahlweise acht unterschiedlichen
Sprachen ermöglicht.
Gustav Mahlers Dienstantritt, zunächst als Dirigent, dann als Direktor
des Hauses, fällt 1897 nicht nur zusammen mit der Gründung der
Secession, der Inbetriebnahme des Riesenrads im Prater, dem Tod von
Johannes Brahms sondern auch mit der Promotion der ersten Frau an der
Universität Wien.
Am 11. Mai 1897 gibt Gustav Mahler seine Antrittsvorstellung im Haus am
Ring als Dirigent von Richard Wagners Lohengrin – der Erfolg ist
gewaltig. Wenige Monate später, am 15. Oktober, übernimmt er die
Direktion der Wiener Hofoper. Ohne Zweifel ist Gustav Mahler bis heute
der wichtigste Direktor des Hauses. Hatte er zuvor schon unter anderem
an Opernhäusern in Budapest und Hamburg zu neuer Bedeutung verholfen,
so erblüht die Wiener Oper unter seinem energischen Reformwillen zur
besten Musiktheaterbühne der Welt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Rahmen des Wiederaufbaus der Wiener
Staatsoper aus einem ehemaligen Verwaltungstrakt des Opernhauses ein
neuer, öffentlicher Pausenraum von 120 Metern Länge gestaltet: der
Gobelin Saal. Seit 1955 schmücken in diesem Raum 13 Gobelins die Wände.
1997 wurde der Gobelin Saal in Gustav Mahler-Saal umbenannt. Anlass
dafür war das erste Dirigat Mahlers bzw. das 100-jährige Jubiläum des
Beginns der Hofopern-Direktion Mahlers, dessen Büro sich in Bereich des
heutigen Pausenraums befand – exakt vor dem ringseitig zweiten Fenster.
Das Schwindfoyer, ursprünglich Promenadensaal genannt, verdankt seinen
Namen dem Maler Moritz von Schwind (1804-1871), gehört zu den
erhaltenen, originalen Teilen des Hauses und ist damit dem romantischen
Historismus zuzuordnen.
Die umziehenden, insgesamt 14 Lunettenflächen im oberen Bereich des
Schwindfoyers waren jeweils einem Komponisten zugeordnet (erkennbar an
den knapp darunter- bzw. davor platzierten Komponistenbüsten) und
zeigen Szenen aus Opern- und Musikstücken die zur Entstehungszeit des
Hauses (1869) als wesentliche Säulen des Repertoires verstanden wurden.
Die Auswahl der Werke geschah durch eine Kommission unter der Leitung
des berühmten österreichischen Musikkritikers Eduard Hanslick
(1825-1904) und zeigt im Vergleich zu heute sehr deutlich die
Veränderungen eines ursprünglich als obligat angenommenen
Aufführungskanons.
Von Anfang an als Pausenraum (gehobenes Bürgertum) intendiert, ist
dieser mit 22-karätigem Blattgold ausgeschmückte Saal, so wie die
architektonische Grundidee des Gebäudes, dem Neo-Renaissance-Stil
verpflichtet – allerdings mit einer wesentlichen Ausnahme: Ein Blick
nach oben zeigt, dass die Wölbflächen der Decke durch Stichkappen zu
Dreiecken aufgeschnitten sind, wodurch ein spätgotisches Element in das
architektonische Arrangement des Saales Einzug hält. Diese
Stilmischkulanz fügt sich aber harmonisch in die Gesamtgestaltung ein
und bot zu keiner Zeit Grund für Kritik.
Die drei originalen Luster verweisen auf ein historisches Detail zur
Entstehungszeit der Staatsoper: Da die Elektrifizierung des Hauses erst
knapp 20 Jahre nach der Eröffnung stattfand, waren die Luster
ursprünglich für Gasbeleuchtung konzipiert worden. Als entsprechendes
Relikt dieser ehemaligen Funktion ist an der Seite jeder Lampe ein
kleines Rad zu erkennen, mit dem die Gaszufuhr geregelt werden konnte.
Wolfgang Amadeus Mozart - Büste: Carl Costenoble
Links: drei Grazien; An das Mittelbild links anschließend: Cherubinos
Sprung aus dem Fenster; Mitte: Die Zauberflöte; An das Mittelbild
rechts anschließend: Komturstatue; Rechts: Glaube, Liebe, Hoffnung
Ludwig van Beethoven - Büste: Anton Dietrich
Links: Fidelio – Leonore und Rocco heben das Grab aus; An das
Mittelbild links anschließend: Eroica Mitte: Egmont im Kerker; An das
Mittelbild rechts anschließend: Pastorale; Rechts: Fidelio – Leonore
und Florestan
Der betont schlicht gehaltene Marmorsaal ist einer der größten
Pausensäle der Wiener Staatsoper und zählt zu den in den 1950er-Jahren
wiedererrichteten Teilen des Hauses. Hinsichtlich des Materials wurden
hier geradezu programmatisch unterschiedliche Marmorsorten miteinander
kombiniert: So griff man für die Mosaiken auf Marmorarten aus fast
allen europäischen Ländern zurück, um auf diese Weise den Wunsch nach
einem vereinten Europa widerzuspiegeln.
Für die Innenausstattung verpflichtete man den österreichischen
Architekten Otto Prossinger (1906-1987), der den Weg einer neuen
versachlichten Architektur mit der lokalen Bautradition zusammenführte,
für den Entwurf der Marmorintarsien gewann man den von den
Gestaltungsprinzipien des Konstruktivismus und des Kubismus geprägten
österreichischen Bildhauer und Wotruba-Assistenten Heinz Leinfellner
(1911-1974). Und die Kristallluster steuerte die traditionsreiche
österreichische Wiener Manufaktur Bakalowits bei.
Ursprünglich befanden sich an der Stelle des heutigen Marmorsaals der
sogenannte Kaisersaal, ein prunkvoller Neorenaissancesaal, der als
Empfangssalon für die Hocharistokratie diente, sowie eine fünf Zimmer
umfassende Verwaltungs-Dienstwohnung (des „Hausinspectors“), die Mitte
der Dreißigerjahre aufgelöst und in einen Rauchersalon umgewandelt
wurde. Die heute zu sehende kassettierte Stuckdecke ist somit eine
Reminiszenz an den ursprünglichen Kaisersaal.
Der besondere Schmuck des Raumes sind die von Bildhauer Heinz
Leinfellner entworfenen Marmor-Einlegearbeiten (die beiden
großflächigen Wandmosaike an der Längswand sowie die kleineren Motive
über den Türen). Sie wurden mit 13 verschiedene Marmorsorten aus fast
allen europäischen Ländern gearbeitet, eine Idee, die den Wunsch nach
einem vereinigten Europa widerspiegelt.
Die großen Wandmosaike präsentieren Alltagsszenen des Opernbetriebes,
die Intarsien auf der linken Seite zeigen (von rechts nach
links): eine Künstlergarderobe mit einer darstellenden Künstlerin
vor dem Spiegel, eine Requisitenkammer, eine
Tanzprobe, Musikinstrumente (im unteren Teil), Teile des
Schnürbodens (im oberen Teil), eine Kostümprobe.
Im Dezember 1857 wird in der Wiener Zeitung ein Dekret des Kaisers
veröffentlicht, dem zufolge die Wiener Stadtmauern geschliffen und eine
neue Prachtstraße entstehen sollte: die Ringstraße, gesäumt von
bedeutenden Gebäuden.
Nummer eins der öffentlichen Bauten: ein neues Opernhaus. Im Juli 1860
wird der Architekturentwurf für dieses ausgeschrieben. Gefordert ist
ein Logentheater für etwa 2.500 Zuschauer, gleichermaßen für Oper wie
Ballett geeignet. Vor allem aber sollte es ein „der Haupt- und
Residenzstadt würdiges Monument“ werden. Unter den 35 Einreichungen
gehen die Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der
Nüll als Sieger hervor. Die Gesamtkosten betragen exakt 6.116.647,61
Gulden. Zum Teil gibt der Kaiser persönlich manche Details vor. So soll
im Schwindfoyer in den Lunettenflächen beliebte Opernszenen abgebildet
werden.
Die ersten Ballfeste, bei denen zwar nicht das k. k. Hofoperntheater
nächst dem Kärntnertor, wohl aber die an dieser Bühne wirkenden
Künstler als Veranstalter auftraten, schlossen gewissermaßen an die zur
Legende gewordenen Feste des Wiener Kongresses (1814 – 1815) an.
Diverse Ballfeste fanden in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19.
Jahrhunderts in den zahlreichen kleineren und größeren Etablissements
der Kaiserstadt an der Donau statt. Die Künstlerinnen und Künstler
wünschten jedoch für ihre Feste einen intimeren Rahmen und bald fanden
sie eine ideale Lösung in den bei aller kultivierten Repräsentation
dennoch gemütlichen Redoutensälen der kaiserlichen Hofburg.
Als im Jahre 1869 das Personal des k. k. Hofoperntheaters endlich ins
prachtvolle neue Haus am Ring einziehen konnte, verweigerte jedoch
Kaiser Franz Joseph I. die Erlaubnis, in seinem Theater Tanzfeste zu
veranstalten. 1877 gab der Kaiser endlich seine Zustimmung zu einer
»Soirée« in seinem Opernhaus. Obwohl bei diesem Fest in der Nacht vom
11. auf den 12. Dezember offiziell nicht getanzt werden durfte,
berichtete das »Wiener Fremdenblatt« am folgenden Tag: »... es ging
anfangs recht schwer, aber Wienerblut und Wienermut hielten stand ...
nach Mitternacht gab es den ersten regelrechten Tanz im Festsaal
unseres Opernhauses.« Nach dem Untergang des Kaiserreiches 1918
erinnerte sich die junge Republik erstaunlich bald an die imperialen
Feste in der Oper. Bereits am 21. Jänner 1921 konnte die erste
Opernredoute der Republik Österreich abgehalten werden, und im Jänner
1935 fand der erste, nun auch so benannte »Wiener Opernball« statt –
ein Zauberwort, dessen Wirkung auch im fahlen Licht der dreißiger Jahre
nicht versagte.
Am 9. Februar 1956 wurde das herrliche Haus zum ersten Mal in der
Zweiten Republik wieder in den strahlenden Opernballsaal verwandelt.
Zahlen und Fakten zum Wiener Opernball
5.150 Ballgäste, 150 Debütantenpaare, 150 Musikerinnen und Musiker
171 Blumenarrangements und 480 Blumengestecke, rund 52.600 Gläser, 9.200 Besteckteile
1000 Sektkühler, rund 320 Personen Bewirtungspersonal während des Balles,
rund 2,5 Mio Fernsehzuschauer, 30 Stunden Umbau des Opernhauses zum Ballsaal, Rückbau in 21 Stunden,
350 Facharbeiter und 150 Hilfskräfte während der Umbauphase,
80 Tiefladertransporte für das Tanzparkett, die Bühnenlogen und Verkleidungselemente,
7000 Kinder in der »Zauberflöte für Kinder« am Tag nach dem Opernball (in der Balldekoration)
Das Haus am Ring wurde am 25. Mai 1869 mit Mozarts Don Giovanni – auf
Deutsch gegeben – eröffnet. Mit welchem Werk man ein neues Wiener
Opernhaus eröffnen solle: das gab reichlich Stoff zur Diskussion. Man
ließ sich mit der Entscheidung Zeit, für heutige Verhältnisse
unvorstellbar lange. Erst exakt einen Monat vor der Eröffnung stand
offiziell fest, dass Don Giovanni das Rennen gemacht hatte.
Als eines der international bedeutendsten Opernhäuser blickt die Wiener
Staatsoper sowohl auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück als
auch auf eine vielseitige Gegenwart: Jede Spielzeit stehen in rund 350
Vorstellungen mehr als 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem
Spielplan. Allabendlich sind neben den fest engagierten
Ensemblemitgliedern internationale Stars auf der Bühne und am
Dirigentenpult zu erleben, im Graben begleitet von einem einzigartigen
Orchester: dem Staatsopernorchester, dessen Musiker in Personalunion
den Klangkörper der Wiener Philharmoniker bilden.
Und wer ein Freund der karnivoren Ernährung ist, dem sei ein Besuch
beim Bitzinger hinter der Oper empfohlen - gleich unter dem grünen
Hasen!