Wiener Staatsoper

das „Erste Haus am Ring“, Jänner 2023

Die Wiener Staatsoper, das „Erste Haus am Ring“, ist eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt und befindet sich im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Sie wurde am 25. Mai 1869 mit Don Juan von Mozart eröffnet. Bei einem 40-minütigen Rundgang erfährt man viel Wissenswertes über die Geschichte des Hauses, seine Architektur und den Opernbetrieb. Vom Foyer geht es über die Feststiege durch die Prunkräume (Teesalon, Marmorsaal, Schwindfoyer, Gustav-Mahler-Saal) bis in den Zuschauerraum (mit Blick auf die Bühne).

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Das neue Gebäude der Hofoper wurde als erstes aus dem Wiener Stadterweiterungsfonds bestrittenes Monumentalgebäude der Ringstraße im Jahr 1860 ausgeschrieben. Bereits Ende 1861 begann der Bau nach Plänen der Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll im Stil der Neorenaissance. Er dauerte insgesamt acht Jahre und wurde von Josef Hlávka, einem der prominentesten Bauunternehmer der Wiener Ringstraßenzeit, realisiert.

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Die Grundsteinlegung war am 20. Mai 1863, 1869 war das Bauwerk fertiggestellt. Ein Beispiel: Die Spiegelstufen der Feststiege bestehen aus dem glattpoliertem, hartem Kaiserstein der Firma Amelin in Kaisersteinbruch. Das ist insofern bemerkenswert, als die Innenräume mit verschiedensten Marmor-Sorten ausgestattet wurden.

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Die Feststiege gehört zum historischen Teil des Gebäudes und stammt aus der Eröffnungszeit der Wiener Oper. Sie wird auf drei Seiten von Arkaden sowie an der Front von einer Marmorwand begrenzt. Die Treppen emporschreitend wird der Blick von dem in der geschlossenen Wand eingesetzten dreiteiligen Fenstern angezogen bzw. durch dessen vertikalen Gliederung nach oben gerichtet. Das Fenster gehört zu dem dahinterliegenden Teesalon, dem einstigen Hoffestlogensalon des Kaisers, einem der Räume des Hofes. Das Fenster diente weder der Beleuchtung noch der Belüftung, sondern war Blickfang für das dahinterliegende Mysterium, diesem Fall das Mysterium Habsburg. Sie machten es dem Monarchen – theoretisch – möglich, das hereinströmende Publikum zu überblicken.

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Das Gebäude wurde von der Öffentlichkeit nicht sehr geschätzt. Einerseits konnte es gegenüber dem riesigen Heinrichshof, einem privaten Zinshaus (im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1955 durch den Opernringhof ersetzt), keine rechte monumentale Wirkung entfalten. Andererseits wurde das Opernhaus, nachdem das Ringstraßenniveau vor der Oper nach Baubeginn um einen Meter gehoben wurde, als „versunkene Kiste“ und – in Analogie zum militärischen Desaster von 1866 – „Königgrätz der Baukunst“ heftig kritisiert und trieb van der Nüll schließlich in den Freitod. Knappe zehn Wochen später erlag Sicardsburg einem Herzinfarkt; somit erlebte keiner der beiden Architekten die Fertigstellung.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet die Oper nach US-amerikanischen Bombardements in Brand. Der Vorbau mit der Zufahrtsarkade, der Eingangshalle, dem Stiegenaufgang, sowie der darüber befindlichen Loggia, dem Schwind-Foyer (mit Freskoausstattung von Moritz von Schwind) und dem Vestibül, blieb von Bombentreffern verschont und damit im ursprünglichen Stil des Historismus erhalten.

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Am 25. Mai 1869 wurde die Eröffnung in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth mit einer Premiere von Don Juan von Mozart gefeiert. Erster Direktor war Franz von Dingelstedt, dessen prunkvolle Bühnengestaltung beim Publikum sehr beliebt war. Aus den Mitgliedern des Staatsopernorchesters rekrutieren sich u. a. die Wiener Philharmoniker. Der Chor der Wiener Staatsoper tritt extern als Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor auf.

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Das Fresko an der Decke des Haupttreppenhauses mit dem Titel „Die Anerkennung“ sowie die flankierenden halbreisförmigen Seitenbildern mit Darstellungen von Garderoben und Theatermalerei sind Werke des Wiener Malers Franz Dobyaschofsky.     Das Deckenbild zeigt „Die Anerkennung“ als schwebende weibliche Figur mit Notenrolle und Posaune in ihrer linken Hand sowie einen Lorbeerkranz in ihrer Rechten. Ein sie begleitende Genius schüttet Goldstücke aus einer silbernen Schüssel in die Tiefe.

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Entlang der Balustrade umrunden Statuen den Treppenraum. Es handelt sich dabei um eine allegorische Darstellung der Sieben Freien Künste: Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Dichtkunst, Tanz und Schauspielkunst. Bemerkenswert ist, dass es an dieser sehr prominenten Stelle im Haus nicht nur um Musik oder Tanz, sondern um ein sehr alle klassischen Künste geht. In den Basisplatten unter den Figuren sind Begriffe wie „Tanzkunst“, „Malerkunst“ oder „Bildhauerkunst“ eingraviert – wohl ein Hinweis auf Richard Wagner, der ebendiese Bezeichnungen in seiner Schrift Das Kunstwerk der Zukunft verwendete.

Links und rechts neben den Fenstern erinnern zwei Portrait-Medaillons an die Architekten des Hauses, Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg, die beide die Eröffnung des Hauses nicht erlebt hatten.

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Diese – aus Carrara-Marmor geschaffenen – Statuen symbolisieren keine Einzelpersönlichkeiten, sondern den Zusammenschluss aller künstlerischen Kräfte in der Verwirklichung eines einzigen, geschlossenen und idealen Werks. So deutet die Konzeption dieser Aufstellung auf die Idee des Gesamtkunstwerks, die Richard Wagner bereits 1849 formulierte, hin. Das die Treppen emporsteigende Publikum wird also von allen Künsten umrundet, der Blick der Zuschauerinnen und Zuschauer fällt allerdings auf die beiden Gattungen im Haus am Ring: die Oper und das Ballett.

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Über den Architektenporträts, in der Bogenzone der Hauptgeschoßarkaden, befinden sich zwei von Johann Preleuthner geschaffene Reliefs, die die beiden Musiktheatergattungen „Ballett“ und „Oper“, denen das Haus gewidmet ist, versinnbildlichen. Zu sehen sind Putti, die auf einer angedeuteten Bühne musizieren bzw. tanzen.

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Von besonderer Schönheit und Ausgewogenheit sind die von van der Nüll entworfenen und von Pietro Isella ausgeführten Ornamentmalereien in den Wand- und Deckenfeldern wie auch im Arkadenbereich des Treppenhauses. Die farbenprächtigen Vögel und Fantasiewesen mischen sich dabei mit gewundenem Blüten- und Blätterwerk. Diese werden umgeben von der Wärme des goldgelben beleuchteten Marmors und lassen so dieses erste Geschoss als unumstrittene Beletage gegenüber der Zurückhaltung des Sockelgeschosses und der Nüchternheit des darüberliegenden Treppenhausumganges erschienen. Dieser Bereich ist einerseits zum Flanieren bestimmt, gleichzeitig sind von hier aus die Pausenräumlichkeiten wie auch der Zuschauerraum des Hauses am Ring erreichbar.

Der vom Wiener Innenarchitekten Josef von Storck gestaltete Teesalon (früher Hoffestlogensalon) ist das Prunkstück der noch vorhandenen ursprünglichen Ausgestaltung der Oper und eines der herausragendsten kunstgewerblichen Leistungen des Historismus in Österreich. Vom Ensemble der für den kaiserlichen Hof eingerichteten Räume ist dieser als einziger übrig geblieben, da der Großbrand am Ende des Zweiten Weltkrieges gestoppt werden konnte ehe die Flammen bis hierher vordringen konnten.
Die Innenausstattung des in Ansätzen dem Zweiten Wiener Rokoko verpflichteten Raumes ist reich und kostbar gestaltet: Vergoldete Elemente an Wänden und Decke sind mit 22-karätigem Blattgold überzogen, die Türgriffe aus Elfenbein gefertigt (innen bewusst aufwendiger gestaltet als außen), die Wände selbst mit goldgelber Seide bespannt und mit Bildhauerarbeiten von Auguste La Ligne verziert. Der heute am Fenster stehende Standleuchter war früher im Achsenkreuz von Fenster/Seitentürachse und Stirnseitentürachse platziert und verstärkte dadurch die vorherrschende Symmetrie. Der besondere Schimmer der Wandbespannung entfaltete in der ursprünglich auch hier verwendeten Gasbeleuchtung einen ganz eigentümlichen Glanzeffekt, deren Wirkung besonders lobend hervorgehoben wurde.

Der Teesalon diente früher als Empfangssalon, aber auch als Rückzugsort des Kaisers und ist direkt mit der heutigen Mittelloge, der einstigen Hoffestloge, verbunden. Zahlreiche Initialen Franz Josephs auf den Seidentapeten, die zueinander verschlungenen Monogramme Franz Josephs und Kaisern Elisabeths im von Putten getragenen Initialenschild über dem prächtigen, von Säulen flankierten Kaminspiegel an der Stirnwand sowie über dem Seiteneingang und den Fenstern zur Feststiege, erinnern an diese besondere historische Funktionalität dieses Raumes. Heute finden hier Pressekonferenzen, Interviews und Festakte zur Verleihung von Ehrentiteln und Auszeichnungen statt. Der Teesalon kann aber auch als Pausenraum im Zuge der Vorstellungen gemietet werden.

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023  Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Die Mittelloge gewährt einen eindrucksvollen Blick auf den Zuschauerraum, der nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig neu aufgebaut werden musste. Die sehr emotional diskutierte Idee (auch seitens des damaligen Wiener Bürgermeisters Theodor Körner), die Logengestaltung zugunsten eines demokratischer anmutenden Rangtheaterlösung aufzugeben, wurde verworfen.

Durch eine betonte Zurückhaltung in der Innendekoration hatte der letztendlich mit der Wiedererrichtung des Auditoriums beauftragte österreichische Architekt Erich Boltenstern versucht, dem Zuschauerraum ein beinahe zeitloses Aussehen zu geben – zur Belebung der Flächen und Gliederung der Architektur entwickelte er aus profilierten Stäben und Blattformen nur wenige Grundelemente, die im gesamten Zuschauerhaus zum Einsatz kamen. Nur in der Farbgebung folgte er der Tradition des Kaiserhauses: Dunkelrot, Gold und Elfenbein. Dennoch atmet der heutige Zuschauerraum ebenso wie der damals neu hergestellte, mit 3000 kg Kristallglas behangene Luster sowie die Appliken an den Logenbrüstungen den Zeitgeist und Geschmack der 1950er-Jahre.

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Der Fassungsraum des Auditoriums beträgt 2284 Plätze (davon 1709 Sitz-, 567 Steh-, 4 Rollstuhl- und 4 Begleiterplätze). Jeder Sitz- und nahezu alle Stehplätz sind heute mit Untertitel-Tablets ausgestattet, die u.a. das Mitlesen der Opernlibretti in wahlweise acht unterschiedlichen Sprachen ermöglicht.

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Gustav Mahlers Dienstantritt, zunächst als Dirigent, dann als Direktor des Hauses, fällt 1897 nicht nur zusammen mit der Gründung der Secession, der Inbetriebnahme des Riesenrads im Prater, dem Tod von Johannes Brahms sondern auch mit der Promotion der ersten Frau an der Universität Wien.
Am 11. Mai 1897 gibt Gustav Mahler seine Antrittsvorstellung im Haus am Ring als Dirigent von Richard Wagners Lohengrin – der Erfolg ist gewaltig. Wenige Monate später, am 15. Oktober, übernimmt er die Direktion der Wiener Hofoper. Ohne Zweifel ist Gustav Mahler bis heute der wichtigste Direktor des Hauses. Hatte er zuvor schon unter anderem an Opernhäusern in Budapest und Hamburg zu neuer Bedeutung verholfen, so erblüht die Wiener Oper unter seinem energischen Reformwillen zur besten Musiktheaterbühne der Welt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Rahmen des Wiederaufbaus der Wiener Staatsoper aus einem ehemaligen Verwaltungstrakt des Opernhauses ein neuer, öffentlicher Pausenraum von 120 Metern Länge gestaltet: der Gobelin Saal. Seit 1955 schmücken in diesem Raum 13 Gobelins die Wände. 1997 wurde der Gobelin Saal in Gustav Mahler-Saal umbenannt. Anlass dafür war das erste Dirigat Mahlers bzw. das 100-jährige Jubiläum des Beginns der Hofopern-Direktion Mahlers, dessen Büro sich in Bereich des heutigen Pausenraums befand – exakt vor dem ringseitig zweiten Fenster.

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Das Schwindfoyer, ursprünglich Promenadensaal genannt, verdankt seinen Namen dem Maler Moritz von Schwind (1804-1871), gehört zu den erhaltenen, originalen Teilen des Hauses und ist damit dem romantischen Historismus zuzuordnen.

Die umziehenden, insgesamt 14 Lunettenflächen im oberen Bereich des Schwindfoyers waren jeweils einem Komponisten zugeordnet (erkennbar an den knapp darunter- bzw. davor platzierten Komponistenbüsten) und zeigen Szenen aus Opern- und Musikstücken die zur Entstehungszeit des Hauses (1869) als wesentliche Säulen des Repertoires verstanden wurden. Die Auswahl der Werke geschah durch eine Kommission unter der Leitung des berühmten österreichischen Musikkritikers Eduard Hanslick (1825-1904) und zeigt im Vergleich zu heute sehr deutlich die Veränderungen eines ursprünglich als obligat angenommenen Aufführungskanons.

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Von Anfang an als Pausenraum (gehobenes Bürgertum) intendiert, ist dieser mit 22-karätigem Blattgold ausgeschmückte Saal, so wie die architektonische Grundidee des Gebäudes, dem Neo-Renaissance-Stil verpflichtet – allerdings mit einer wesentlichen Ausnahme: Ein Blick nach oben zeigt, dass die Wölbflächen der Decke durch Stichkappen zu Dreiecken aufgeschnitten sind, wodurch ein spätgotisches Element in das architektonische Arrangement des Saales Einzug hält. Diese Stilmischkulanz fügt sich aber harmonisch in die Gesamtgestaltung ein und bot zu keiner Zeit Grund für Kritik.

Die drei originalen Luster verweisen auf ein historisches Detail zur Entstehungszeit der Staatsoper: Da die Elektrifizierung des Hauses erst knapp 20 Jahre nach der Eröffnung stattfand, waren die Luster ursprünglich für Gasbeleuchtung konzipiert worden. Als entsprechendes Relikt dieser ehemaligen Funktion ist an der Seite jeder Lampe ein kleines Rad zu erkennen, mit dem die Gaszufuhr geregelt werden konnte.

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Wolfgang Amadeus Mozart - Büste: Carl Costenoble
Links: drei Grazien; An das Mittelbild links anschließend: Cherubinos Sprung aus dem Fenster; Mitte: Die Zauberflöte; An das Mittelbild rechts anschließend: Komturstatue; Rechts: Glaube, Liebe, Hoffnung

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Ludwig van Beethoven - Büste: Anton Dietrich
Links: Fidelio – Leonore und Rocco heben das Grab aus; An das Mittelbild links anschließend: Eroica Mitte: Egmont im Kerker; An das Mittelbild rechts anschließend: Pastorale; Rechts: Fidelio – Leonore und Florestan

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Der betont schlicht gehaltene Marmorsaal ist einer der größten Pausensäle der Wiener Staatsoper und zählt zu den in den 1950er-Jahren wiedererrichteten Teilen des Hauses. Hinsichtlich des Materials wurden hier geradezu programmatisch unterschiedliche Marmorsorten miteinander kombiniert: So griff man für die Mosaiken auf Marmorarten aus fast allen europäischen Ländern zurück, um auf diese Weise den Wunsch nach einem vereinten Europa widerzuspiegeln.

Für die Innenausstattung verpflichtete man den österreichischen Architekten Otto Prossinger (1906-1987), der den Weg einer neuen versachlichten Architektur mit der lokalen Bautradition zusammenführte, für den Entwurf der Marmorintarsien gewann man den von den Gestaltungsprinzipien des Konstruktivismus und des Kubismus geprägten österreichischen Bildhauer und Wotruba-Assistenten Heinz Leinfellner (1911-1974). Und die Kristallluster steuerte die traditionsreiche österreichische Wiener Manufaktur Bakalowits bei.

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Ursprünglich befanden sich an der Stelle des heutigen Marmorsaals der sogenannte Kaisersaal, ein prunkvoller Neorenaissancesaal, der als Empfangssalon für die Hocharistokratie diente, sowie eine fünf Zimmer umfassende Verwaltungs-Dienstwohnung (des „Hausinspectors“), die Mitte der Dreißigerjahre aufgelöst und in einen Rauchersalon umgewandelt wurde. Die heute zu sehende kassettierte Stuckdecke ist somit eine Reminiszenz an den ursprünglichen Kaisersaal.

Der besondere Schmuck des Raumes sind die von Bildhauer Heinz Leinfellner entworfenen Marmor-Einlegearbeiten (die beiden großflächigen Wandmosaike an der Längswand sowie die kleineren Motive über den Türen). Sie wurden mit 13 verschiedene Marmorsorten aus fast allen europäischen Ländern gearbeitet, eine Idee, die den Wunsch nach einem vereinigten Europa widerspiegelt.

Die großen Wandmosaike präsentieren Alltagsszenen des Opernbetriebes, die Intarsien auf der linken Seite zeigen (von rechts nach links):  eine Künstlergarderobe mit einer darstellenden Künstlerin vor dem Spiegel,  eine Requisitenkammer,  eine Tanzprobe,  Musikinstrumente (im unteren Teil), Teile des Schnürbodens (im oberen Teil),  eine Kostümprobe.

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Im Dezember 1857 wird in der Wiener Zeitung ein Dekret des Kaisers veröffentlicht, dem zufolge die Wiener Stadtmauern geschliffen und eine neue Prachtstraße entstehen sollte: die Ringstraße, gesäumt von bedeutenden Gebäuden.

Nummer eins der öffentlichen Bauten: ein neues Opernhaus. Im Juli 1860 wird der Architekturentwurf für dieses ausgeschrieben. Gefordert ist ein Logentheater für etwa 2.500 Zuschauer, gleichermaßen für Oper wie Ballett geeignet. Vor allem aber sollte es ein „der Haupt- und Residenzstadt würdiges Monument“ werden. Unter den 35 Einreichungen gehen die Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll als Sieger hervor. Die Gesamtkosten betragen exakt 6.116.647,61 Gulden. Zum Teil gibt der Kaiser persönlich manche Details vor. So soll im Schwindfoyer in den Lunettenflächen beliebte Opernszenen abgebildet werden.

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Die ersten Ballfeste, bei denen zwar nicht das k. k. Hofoperntheater nächst dem Kärntnertor, wohl aber die an dieser Bühne wirkenden Künstler als Veranstalter auftraten, schlossen gewissermaßen an die zur Legende gewordenen Feste des Wiener Kongresses (1814 – 1815) an.

Diverse Ballfeste fanden in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in den zahlreichen kleineren und größeren Etablissements der Kaiserstadt an der Donau statt. Die Künstlerinnen und Künstler wünschten jedoch für ihre Feste einen intimeren Rahmen und bald fanden sie eine ideale Lösung in den bei aller kultivierten Repräsentation dennoch gemütlichen Redoutensälen der kaiserlichen Hofburg.

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Als im Jahre 1869 das Personal des k. k. Hofoperntheaters endlich ins prachtvolle neue Haus am Ring einziehen konnte, verweigerte jedoch Kaiser Franz Joseph I. die Erlaubnis, in seinem Theater Tanzfeste zu veranstalten. 1877 gab der Kaiser endlich seine Zustimmung zu einer »Soirée« in seinem Opernhaus. Obwohl bei diesem Fest in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember offiziell nicht getanzt werden durfte, berichtete das »Wiener Fremdenblatt« am folgenden Tag: »... es ging anfangs recht schwer, aber Wienerblut und Wienermut hielten stand ... nach Mitternacht gab es den ersten regelrechten Tanz im Festsaal unseres Opernhauses.« Nach dem Untergang des Kaiserreiches 1918 erinnerte sich die junge Republik erstaunlich bald an die imperialen Feste in der Oper. Bereits am 21. Jänner 1921 konnte die erste Opernredoute der Republik Österreich abgehalten werden, und im Jänner 1935 fand der erste, nun auch so benannte »Wiener Opernball« statt – ein Zauberwort, dessen Wirkung auch im fahlen Licht der dreißiger Jahre nicht versagte.

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Am 9. Februar 1956 wurde das herrliche Haus zum ersten Mal in der Zweiten Republik wieder in den strahlenden Opernballsaal verwandelt.
 
Zahlen und Fakten zum Wiener Opernball
 5.150 Ballgäste,  150 Debütantenpaare,  150 Musikerinnen und Musiker
 171 Blumenarrangements und 480 Blumengestecke,  rund 52.600 Gläser,  9.200 Besteckteile
 1000 Sektkühler,  rund 320 Personen Bewirtungspersonal während des Balles,
 rund 2,5 Mio Fernsehzuschauer,  30 Stunden Umbau des Opernhauses zum Ballsaal, Rückbau in 21 Stunden,
 350 Facharbeiter und 150 Hilfskräfte während der Umbauphase,
80 Tiefladertransporte für das Tanzparkett, die Bühnenlogen und Verkleidungselemente,
 7000 Kinder in der »Zauberflöte für Kinder« am Tag nach dem Opernball (in der Balldekoration)

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Das Haus am Ring wurde am 25. Mai 1869 mit Mozarts Don Giovanni – auf Deutsch gegeben – eröffnet. Mit welchem Werk man ein neues Wiener Opernhaus eröffnen solle: das gab reichlich Stoff zur Diskussion. Man ließ sich mit der Entscheidung Zeit, für heutige Verhältnisse unvorstellbar lange. Erst exakt einen Monat vor der Eröffnung stand offiziell fest, dass Don Giovanni das Rennen gemacht hatte.

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Als eines der international bedeutendsten Opernhäuser blickt die Wiener Staatsoper sowohl auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück als auch auf eine vielseitige Gegenwart: Jede Spielzeit stehen in rund 350 Vorstellungen mehr als 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem Spielplan. Allabendlich sind neben den fest engagierten Ensemblemitgliedern internationale Stars auf der Bühne und am Dirigentenpult zu erleben, im Graben begleitet von einem einzigartigen Orchester: dem Staatsopernorchester, dessen Musiker in Personalunion den Klangkörper der Wiener Philharmoniker bilden.

 Wiener Staatsoper, Jänner 2023

Und wer ein Freund der karnivoren Ernährung ist, dem sei ein Besuch beim Bitzinger hinter der Oper empfohlen - gleich unter dem grünen Hasen!

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