Stift Admont

'Das Achte Weltwunder' in der Obersteiermark, April 2022

Das Benediktinerstift Admont, offiziell Benediktinerabtei St. Blasius zu Admont (lat. Abbatia Sancti Blasii Admontensis O.S.B.), liegt in der Marktgemeinde Admont in Österreich. Es wurde im Jahre 1074 von Erzbischof Gebhard von Salzburg gegründet und ist damit das älteste bestehende Kloster in der Steiermark. Es liegt am Zugang zum Nationalpark Gesäuse.

 Stift Admont, April 2022

Die Stifts- und Pfarrkirche Admont, die dem hl. Blasius geweiht ist, wurde nach dem großen Klosterbrand von 1865 als erste in Österreich im neugotischen Stil errichtete Kirche vom Architekt Wilhelm Bücher aus Graz wieder aufgebaut. Am 12. September 1869 fand unter Abt Zeno Müller eine feierliche Konsekration statt. Das Bauwerk – ein basilikales Langhaus mit einschiffigem Chor und westlicher Portalvorhalle zwischen zwei kräftigen, 73 und 74 m hohen Türmen, Wahrzeichen des Admonttales – hat eine reiche künstlerische Ausstattung aufzuweisen, darunter auch Stücke des früheren Inventars, die beim Brand 1865 verschont geblieben sind.

Mit einer Länge von annähernd 70 Metern und einer Breite von 25 Metern ist die Stiftskirche der prägendste Teil im Orts- und Landschaftsbild des Marktes. Das auf drei Seiten frei stehende Langhaus bindet östlich in das Stiftsgebäude ein, während im Westen die fünfgeschossigen, etwa 76 Meter hohen Türme eine Portalvorhalle einschließen. Pfeiler flankieren das trichterförmige Hauptportal. Sie tragen unter Baldachinen Skulpturen des hl. Benedikt und der hl. Scholastika. Ein Wimperg mit der Figur des hl. Blasius, dem Kirchenpatron, bekrönt das Portal.

 Stift Admont, April 2022

Blasius von Sebaste (3. Jahrhundert) war Bischof von Sebaste, der Hauptstadt der römischen Provinz Kleinarmenien (heute Sivas im Nordosten der Türkei). Blasius starb als Märtyrer während einer der Christenverfolgungen im Römischen Reich. In der katholischen und orthodoxen Kirche wird er als Heiliger verehrt und zählt zu den vierzehn Nothelfern. Sein Gedenktag ist im allgemeinen römischen Kalender der katholischen Kirche der 3. Februar (nichtgebotener Gedenktag), in den orthodoxen Kirchen der 11. Februar.

 Stift Admont, April 2022

Der heilige Benedikt und die Benediktiner: Für die Klostergemeinschaft von Montecassino verfaßt der heilige Benedikt von Nursia im Jahre 529 eine Ordensregel. Sie bestimmt das Zusammenleben der Mönche ebenso wie das gemeinschaftliche Gebet und die Arbeit im Alltag. Sehr bald breitet sich diese Klosterverfassung im gesamten christlichen Abendland aus. Auf ihrer Grundlage entstehen berühmte Kloster (z.B. Fulda, St. Gallen, Reichenau) die sich zu Trägern und Vemittlem von Glaube, Kultur und Bildung entwickeln. 1074 führt Erzbischof Gebhard von Salzburg die Regel auch in seiner Neugründung Admont ein.

Um 1800 werden in Europa fast alle Klöster des heiligen Benedikt aufgehoben, jedoch kann sein ldeal damit nicht ausgelöscht werden. Schon bald komt es zu zahlreichen Neu- bzw. Wiedergründungen. Bis heute hat die Ordensregel nichts an Aktualität verloren: derzeit bestehen in Österreich 16 Benediktinerklöster mit ungefähr 400 (weltweit 9.000) und 5 Benediktinerinnenkloste mit 250 (weltweit 20.000) Mitgliedern.
Leben und Wirken der Klostergemeinschaft sind einem Ziel gewidmet: der Verherrlichung Gottes. Dieser Aufgabe dienen Gebet, Arbeit und das Studium der Heiligen Schrift. Mehrmals am Tag treffen sich die Ordensleute, um das gemeinsame Stundengebet und die Helige Messe zu feiern. Stellvertretend für alle Christen beten sie in besonderer Weise in den Anliegen und Nöten dieser Zeit. Die Mönche verpflichten sich zu ihrer Lebensweise durch die Gelübde (Profeß. Feierlich versprechen sie vor Gott die evangelischen Räte - Beständigkeit, Gehorsam und klösterlichen Lebenswandel. Dieser umfaßt unter anderem die Ehe- und die persönliche Besitzlosigkeit, sowie das Zusammenleben in der Gemeinschaft des Klösters.

Die geistliche und wirtschaftliche Leitung dieser Klostergemeinschaft ist dem Abt übertragen. Er ernennt Amtsträger zur Unterstutzung in seinen Aufgaben. Gewählt wird der Abt in freier und geheimer Abstimmung von der Vollversammlung aller Monche mit ewiger Profeß. dem Kapitel. In wichtigen Fragen steht ihm dieses beratend und beschließend zur Seite.
Alles Wirken läßt sich in der zentralen Foderung des heiligen Benedikt zusammenfassen, die lautet: "Ut in omnibus glorificetur Deus - in allem werde Gott verherricht!" (Benediktusregel, Kapitel 57,9).

 Stift Admont, April 2022

1895 schuf der Innsbrucker Bildhauer Josef Linser einen neuen Hochaltar aus Carrara-Marmor, der zwar in seinen Dimensionen bescheiden ausfiel, aber eine Einheit mit den dahinter liegenden großen Maßwerkfenstern bildet. Der Aufbau über dem Altartisch greift gotische Architekturformen auf. Goldene Reliquienschreine nach Entwürfen des Grazers August Ortwein flankieren den Tabernakel.
Über diesem umgeben zwei anbetende Engel die Aussetzungsnische. Sie sind nach Entwürfen des Schweizers P. Rudolf Blättler gearbeitet. Eine überlebensgroße Marmorstatue des hl. Blasius bekrönt den Hochaltar. Der Unterbau (Mensa) des Hochaltares birgt in einem Sarkophag aus weißem Marmor die Gebeine des Klostergründers Erzbischof Gebhard von Salzburg (gestorben 1088).

 Stift Admont, April 2022

Arbeit und Aufgaben: "Ora et labora - bete und arbeite!" Mit diesen Worten läßt sich die Tätigkeit einer benediktinischen Gemeinschaft in Kürze zusammenfassen. Gebet und Arbeit sind die beiden Pole, die das klösterliche Leben bestimmen. Erste und vornehmste Aufgabe aller Ordensleute ist es, Gott im Gebet zu verherrlichen. Mehrmals täglich treffen sle sich, um gemeinsam das Stundengebet und die Heilige Messe zu feiern. Dabei wird insbesondere auf die Liturgie, die feierliche Gestaliung des Gottesdienstes, Wert gelegt. Dies zeigt sich nicht nur in der gesanglichen und musikalischen Umrahmung der Gottesdienstes, sondern auch in der teilweise prächtigen Ausschmückung der Kirchen. Aber auch der persönlichen Andacht (Schriftlesung, Meditation oder Rosenkranzgebet) ist im privaten Bereich weiter Raum gegeben.

Darüber hinaus haben die Mönche eine Vielzahl weiterer Aufgaben zu erfüllen. Derzeit sind dem Kloster Admont 27 Pfarren inkorporiert (dem Stift gehörig). Sie werden seelsorglich von Priestern betreut, die häufig auch für pfarreigene Kindergärten oder Altenheime verantwortich sind. Weiters wird an staatlichen Schulen Religionsunterricht erteilt. In Admont führt das Stift ein privates Gymnasium mit einem altsprachlichen, einem mathematisch naturwissenschaftlichen und einem musischen Zweig. 1644 gegründet, werden an der Schule mit Öffentlichkeitsrecht über 700 Schülerinnen und Schüler auf chistlicher Grundlage ausgebildet. Mehrere Mitbrüder unterrichten in verschiedenen Fachbereichen.

Auf dem nahegelegenen Frauenberg sind Wallfahrtsseelsorge tätig. Das Marienheiligtum ist schon seit velen Jahrhunderten Ziel trommer Pilger welt über die Steiermark hinaus. Neben der Kirche wird ein Pflegeheim unterhalten. Als kulturelles Zentrum ist Admont weithin bekannt. Naturwissenschaftliche und kunstgeschichtliche Sammlungen belegen dies eindrucksvoll. Nicht zuletzt aber ist das Kloster auch ein wichtiger Arbeitgeber. Über 1.000 Mitarbeiter sind in verschiedenen Betrieben für das Stift tätig.

 Stift Admont, April 2022

Die Stifts- und Pfarrkirche hl. Blasius verfügt über 12 Seitenkapellen.
Eine Skulptur des mit Pfeilen gemarterten hl. Sebastian dominiert den Sebastianialtar. Ein Gemälde des hl. Florian aus dem 18. Jahrhundert ergänzt die Ausstattung. Entstehungszeit: um 1880, Künstler: Peter Neuböck

Die 14 Kreuzwegstationen sind im Kirchenraum verteilt, beginnend am Sebastianialtar wurden sie teilweise in die architektonische Gestaltung der Seitenaltäre integriert. Jakob Gliber hat sie um 1880 als Hochreliefs aus Zirbenholz geschnitzt.

 Stift Admont, April 2022

Ora et labora - Bete und arbeite! Wie die Benediktiner ihr Leben verbringen
Gebet und Arbeit und Lesung, sowie Bildung sind die Grundpfeiler, auf denen das Leben im Benediktinerkloster beruht. Mehrmals täglich beten die Mönche gemeinsam, auch die private Andacht spielt eine wichtige Rolle. Die feierliche Gestaltung der Gottesdienste ist dem Benediktinerorden ein ebenso großes Anliegen, wie die prächtige Ausschmückung der Kirchen, dient doch beides der Verherrlichung Gottes.
Nicht weniger als 27 Pfarren betreut das Stift Admont und betreibt dort Seelsorge. Und seit 1644 führt das Stift selbst ein Gymnasium, mit heute knapp 600 Schülerinnen und Schülern. Auf dem Frauenberg, einem beliebten Wallfahrtsort, unterhält das Kloster außerdem ein Pflegeheim. Das Stift ist auch ein wichtiger Arbeitgeber und beschäftigt über 500 Menschen.

 Stift Admont, April 2022

Die lebensgroße Figurengruppe um den Gekreuzigten mit Maria, Johannes und der am Kreuzesstamm knienden Maria Magdalena stammt von dem Osttiroler Künstler Jakob Gliber. Er schnitzte die Figuren 1867 aus Zirbenholz.

 Stift Admont, April 2022

Chorgestühl (1871), Hochaltar (1895), Chorfenster mit Glasmalereien (1914), Barocke Wandteppiche (1698-1720)

 Stift Admont, April 2022

Am Westportal fällt der Blick auf die mächtige Orgel, die nach dem Brand der barocken Chrisman-Orgel vom Salzburger Orgelbauer Matthäus Mauracher 1870/71 eingesetzt wurde. Anlässlich des 900-Jahr-Jubiläums beschloss der Admonter Konvent den Neubau der Hauptorgel, unter Beibehaltung des neugotischen Gehäuses. Mit dem Projekt wurde die Vorarlberger Orgelbaufirma Rieger beauftragt, und im Jubeljahr 1974 wurde das Instrument feierlich geweiht.

Heute besitzt die mechanische Hauptorgel 53 Register, verteilt auf 3 Manuale und Pedal. Seit der technischen Erweiterung im Jahr 2016 hat das Instrument ein 32'-Register und eine elektronische Setzeranlage. Mit ihrem französisch-symphonischen Klang zählt die Orgel mit ihren 4000 Pfeifen zu einer der bedeutendsten der Obersteiermark.

 Stift Admont, April 2022

Zeitgemäß seit 1500 Jahren - Die Ordensregel des Heiligen Benedikt
Aus dem Jahr 529 stammt die Ordensregel, die der Heilige Benedikt von Nursia verfasst hat. Bestimmt für die Klosterbrüder von Montecassino, bildete sie die Keimzelle der Benediktinerabteien, die im 9. Jahrhundert große Verbreitung fanden. Auch für Admont gilt Benedikts ,Klosterverfassung'. Die Regel bestimmt das tägliche Leben der Mönche. Wer in den Orden eintritt, legt ein Gelübde ab: Beständigkeit, klösterliche Lebensweise und Gehorsam sind von da an seine unumstößlichen Verpflichtungen. Dieses Gelübde legt man zunächst für drei Jahre ab, sodann - als die "ewige Profess" auf Lebenszeit.

Die Mönche mit ewiger Profess bilden das "Kapitel", das in freier und geheimer Abstimmung den Abt wählt und ihn
bei der Leitung der Gemeinschaft berät. Mit ihrer ganzen Lebensführung versuchen die Mönche, eine zentrale Forderung der Ordensregel zu erfüllen: "damit in allem Gott verherrlicht werde".
Die Benediktsregel hat bis heute ihre Kraft bewahrt. Nach dieser Regel leben allein in Österreich die Mönche und
Nonnen von insgesamt 16 Abteien.

 Stift Admont, April 2022

Die neugotische Eichenholzkanzel aus der Werkstatt Ignaz Brandstätters wurde 1869 nach einem Entwurf Wilhelm Büchers gearbeitet. Über einer Bündelsäule erhebt sich der sechseckige Kanzelkorb. Um die Brüstung laufen Reliefs der vier Evangelisten sowie der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Den Schalldeckel krönt ein fialenartig auslaufender mächtiger Baldachin mit der Figur des segnenden Christus.

 Stift Admont, April 2022

Seit 1974 bildet der Volks- oder Zelebrationsaltar das liturgische Zentrum des Kirchenraumes. In seinen Aufbau sind Teile der neugotischen Kommunionschranke eingearbeitet worden. Ein spätgotisches Kruzifix hängt über dem Altar. Es wurde früher dem Bildhauer Andreas Lackner zugeschrieben. Auf der Rückseite ist es mit den Worten Fra Vinzentius von Reichenhaus 1518 datiert, was sich aber auf einen Stifter, nicht auf den Künstler beziehen dürfte. Stilistisch berührt dieses Kruzifix durch seinen außergewöhnlichen Realismus und seine Ausdruckskraft des leidenden Antlitzes Christi. Wie im Passionsbericht des Evangelisten Johannes (Joh 19,19-20) beschrieben, befindet sich über dem Haupt Jesu eine Tafel mit der Inschrift: „Jesus von Nazaret, der König der Juden“ in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache.

 Stift Admont, April 2022

1074 gründet Erzbischof Gebhard von Salzburg das Benediktinerkloster Admont Er verwendet zu dessen Ausstattung hauptsachlich den von der heiligen Hemma von Gurk gestifteten Grundbesitz im Ennstal. Aus der Abtei St. Peter in Salzburg werden die ersten Mönche zur Besiedlung berufen. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelt sich Admont zu einem benediktinischen Reformzentrum mit großer Ausstrahlung. Der Einfluss der Mönche reicht vom Bamberger Raum bis in das heutige Slowenien. Ein bedeutendes Skriptorium wird gegründet in dem einzigartige Handschriften entstehen Zu den Höhepunkten der Entwicklung zählt die Amtszeit des Abtes Engelbert (1297-1327). Er gehört zu den wichtigsten Gelehrten seiner Zeit und hinterläßt wissenschaftliche Arbeiten der verschiedensten Wissensgebiete.

Nach einer Zeit des klösterlichen Niedergangs erlebt Admont im 17. und 18. Jahrhundert eine neue Blüte. Kunstsinnige und gelehrte Äbte prägen die Gemeinschaft der Benediktiner. Sie gründen Schulen, fördern die Wissenschaften und lassen die mittelalterlichen Stiftsgebäude teilweise durch barocke Neubauten ersetzen. 1776 wird in Admont die größte Klosterbibliothek der Welt ("das achte Weltwunder") fertiggestellt.

Berühmte Meister erhalten Aufträge zur Ausstattung. Bartholomäus Altomonte malt in nur zwei Jahren die sieben Deckenfresken. Josef Stammel schafft den plastischen Schmuck. Andere Künste werden ebenfalls gefördert. Benno Haan, Mönch und Paramentensticker, fertigt Meßgewänder von Weltgeltung.
1865 vernichtet ein Großbrand weite Bereiche des Klosters, das in den folgenden Jahrzehnten teilweise wieder aufgebaut wird In dieser Zeit entsteht unter P. Gabriel Strobl das naturhistorische Museum mit einer der größten Insektensammlungen Europas. 1939 heben die nationalsozialistischen Behörden das Stift auf. Im Herbst 1945 kehren die vertriebenen Mönche zurück und nehmen das klösterliche Leben wieder auf.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich Admont erneut zu einem Zentrum für Glaube, Erziehung, Kultur und Wirtschaft, dessen Ausstrahlung weit über die Steiermark hinausreicht.

 Stift Admont, April 2022

Das Stift besitzt die größte Klosterbibliothek der Welt und ein modernes Museum, es werden barocke und aktuelle Architektur, Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ein Naturhistorisches Museum, frühe Handschriften und Drucke, Sonderausstellungen und weitere Angebote präsentiert.

 Stift Admont, April 2022

Das achte Weltwunder: Die Stiftsbibliothek von Admont
Schon bald nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1776 hieß die Admonter Bibliothek das "achte Weltwunder".
70 Meter lang, 14 Meter breit und rund 12 Meter hoch, ist sie die größte Klosterbibliothek der Welt. Sieben Kuppeln prägen die vollendete Raumwirkung, 60 Fenster (12 davon für den Betrachter unsichtbar) sorgen für helle und doch raffinierte Beleuchtung. Verantwortlich für den Bau zeichnete Josef Hueber, ein Vertreter des Rokoko, der Spätphase des Barock.

Hueber war den Ideen der Aufklärung verpflichtet: Wie den Verstand soll auch den Raum Licht erfüllen. Aufklärerischen Geist atmen auch die Deckenfresken, die der über 80-jährige Bartolomeo Altomonte schuf: Sie zeigen die Stufen der menschlichen Erkenntnis vom Denken und Sprechen über die Wissenschaften bis zur göttlichen Offenbarung in der Mittelkuppel.

In den Bücherregalen unter dieser Kuppel finden sich einzig Ausgaben der Bibel und der Kirchenväter, im nördlichen Seitensaal die theologische Literatur, im südlichen Saal alle übrigen Fachgebiete. Im Kontrast zur Architektur und den Fresken stehen die großartigen Skulpturen von Josef Stammel: Einige Jahre früher entstanden und typisch barock, sind sle von der Aufklärung noch unbeeinflusst.

 Stift Admont, April 2022

Skulpturenschmuck und Deckenfresken: Josef Stammel und Bartolomeo Altomonte - zwei Meister ihres Faches
Fast alle im Saal befindlichen Schnitzwerke stammen von Josef Stammel, dem großen steirischen Barockbildhauer: die beiden großformatigen Reliefs an den Schmalseiten, zwölf Figuren biblischer Gestalten und personifizierter Tugenden, sowie einige der vergoldeten Konsolenbüsten.

Den glanzvollen Höhepunkt im Schaffen Josef Stammels stellt die Figurengruppe der "Letzten Vier Dinge" dar: Tod, Gericht (Auferstehung), Himmel und Hölle sind in christlicher Tradition die vier letzten Dinge des Menschen. Sie bedeuten aber nicht das Ende des Einzelnen, sondern dessen Vollendung und den Weg ins Paradies. Stammel vollendete diese allegorische Vierer-Gruppe 1760. Sie war ursprünglich nicht für die Bibliothek geschaffen und kam erst Jahrzehnte später an ihren heutigen Standort.

Im längsovalen Mittelteil des Saales wird diese Figurengruppe von einem annähernd kreisrunden Gewölbe überspannt, das die "Göttliche Offenbarung" als thematischen Höhepunkt des siebenteiligen Freskenzyklus' Bartolomeo Altomontes zeigt. Im Zentrum des Bildes befindet sich die göttliche Weisheit. Ihr zur Seite ist Moses dargestellt und eine weibliche Gestalt, die als Vertreterin des Neuen Bundes die Kirche symbolisiert. Unter dem Schutz und der Anleitung der Göttichen Ofenbarung stehen jene Wissenschaften und Künste, die der Meister auf den anderen Kuppelgemalden dargestellt hat: Das erste Fresko versinnbildlicht die Künste und die Technik. Das nächste Gemälde ist den Naturwissenschaften gewidmet, und in der dritten Kuppel thront die personifizierte Theologie. Die Fresken des nördlichen Saalteiles zeigen aufeinander folgend die Jurisprudenz und die Geschichtswissenschaft und enden in einer symbolischen Darstellung vom "Erwachen des Geistes", das sich im Denken und im Sprechen offenbart.

 Stift Admont, April 2022

Eindeutig der Apostel Petros. Die Schlüssel zum Himmelreich verraten es.

 Stift Admont, April 2022

Der Künstler Bartolomeo Altomonte (1694–1783) der 1776 vollendeten Deckenfresken hat sich hier verewigt. Diese Bannerwerbung lässt sich nicht wegklicken.

 Stift Admont, April 2022

Die Bibliothek des Stiftes Admont ist im Besitz von etwa 1.400 wertvollen Handschriften, von denen mehr als die Hälfte aus dem Mittelalter stammen, von 530 Inkunabeln und 400 Druckwerken aus dem Zeitraum 1501 bis 1520. Insgesamt beherbergt die Bibliothek etwa 200.000 Exemplare, von denen etwa 70.000 Druckwerke in den Bücherschränken der spätbarocken Stiftsbibliothek aufgestellt sind. Die Handschriften befinden sich zusammen mit den über 930 Frühdrucken in klimatisierten Sicherheitsdepots. Im Lesesaal befinden sich Fachbücher und ca. 80 laufende Zeitschriftentitel aus Theologie, Historische Hilfswissenschaften sowie Archiv- und Bibliothekswissenschaften und Jahresberichte.

 Stift Admont, April 2022

Stiftsbibliothek Admont, Josef Stammel, Vier letzte Dinge, Der Tod, 1760

 Stift Admont, April 2022

Die Bibliothek im Benediktinerstift Admont ist der weltweit größte und vielleicht auch schönste klösterliche Büchersaal der Welt. 70.000 Bücher beherbergt der Saal, der gesamte Bücherbestand des Stiftes umfasst 200.000 Bände. Der kostbarste Schatz sind die 1400 Handschriften (ab dem 8. Jahrhundert) und die 500 Inkunabeln (Frühdrucke bis zum Jahr 1500).

Kuppelgemälde

 Stift Admont, April 2022

 Das Archiv des Benediktinerstiftes Admont verwahrt eine Fülle an Quellenmaterial der letzten 950 Jahre, seit der Gründung des Klosters. Neben einem reichen Bestand an Urkunden und Urbaren verwahrt das Admonter Archiv die Personalakten der Mönche, deren Korrespondenzen und Nachlässe, die Archivalien der Äbte ebenso wie den Schriftverkehr der einzelnen Verwaltungseinheiten des Stiftes, bis in die neueste Zeit. Daneben kann auf die umfangreichen Archivalien des Marktes Admont, aller stiftischen Pfarren, Propsteien und Herrschaften zurückgegriffen werden. Schließlich beherbergen die Magazine noch Quellen zu Forstwesen, Bergbau, zum ehemaligen Admonter Nonnenkloster u.v.a.m.

 Stift Admont, April 2022

Stiftsbildhauer Josef Stammel (1695-1765) hat die umfangreichen, in Lindenholz geschnitzten bildhauerischen Kunstwerke des Prunksaales geschaffen. Besonders beeindruckend sind die ‘Vier letzten Dinge‘, eine Gruppe von vier überlebensgroßen Darstellungen von Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Sie sind allerdings früher als die Bibliothek entstanden und stehen im Kontrast zum aufgeklärten Konzept des Architekten.

 Stift Admont, April 2022

Versteckte Geheimtüren hinter Fake-Regalen führen auf den Balkon.

 Stift Admont, April 2022

Die weltberühmte Admonter Stiftsbibliothek zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern der Steiermark. Sie ist eines der großen Gesamtkunstwerke des europäischen Spätbarocks. Seit der im Jahre 2008 abgeschlossenen Generalrestaurierung präsentiert sie sich wieder in ihrer alten Pracht. Mit einer Länge von 70 m, einer Breite von 14 m und einer Höhe von 11 m (in der Mittelkuppel 12,7 m) ist dieser Raum der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt. „Das Achte Weltwunder“, so wurde die Admonter Bibliothek schon seit dem frühen 19.
Jahrhundert bezeichnet. Sie stellt einen über Jahrhunderte hinweg reichenden Wissensspeicher dar. In der Admonter Stiftsbibliothek sind verschiedene Kunstgattungen (Architektur, Fresken, Skulpturen, Schriften & Druckwerke) zu einer Einheit verschmolzen.

 Stift Admont, April 2022

Letztlich wird hier auch die zentrale Stellung des Buches in der Entwicklungsgeschichte der Benediktiner verdeutlicht. Der mit einem Kuppelfresko im Jahre 1776 vollendete, spätbarocke Bibliothekssaal wurde von Abt Matthäus Offner (Regierungszeit 1751-1779) in Auftrag gegeben. Seit etwa 1764 geplant und in den Folgejahren gebaut wurde er vom österreichischen Barockbaumeister Josef Hueber (1715-1787). Hueber war den Ideen der Aufklärung verpflichtet: „Wie den Verstand soll auch den Raum Licht erfüllen.“

Der gewaltige, in drei Teile gegliederte Raum ist der größte klösterliche Bibliothekssaal der Welt. Aufklärerischen Geist atmen auch die sieben Deckenfresken, die der über 80-jährige Bartolomeo Altomonte (1694-1783) in den Sommermonaten der Jahre 1775 und 1776 schuf. Sie zeigen die Stufen der menschlichen Erkenntnis vom Denken und Sprechen über die Wissenschaften bis zur göttlichen Offenbarung in der Mittelkuppel. In den Bücherregalen unter dieser Kuppel finden sich Ausgaben der Bibel und der Kirchenväter, im nördlichen Seitensaal die theologische Literatur, im südlichen Saal alle übrigen Fachgebiete.

 Stift Admont, April 2022

DEM HIMMEL NAHE. Kunst des Mittelalters im Benediktinerstift Admont. Die Ausstellung / Sammlung Mayer

Der Vorarlberger Kunstsammler und Kunstmäzen Kuno Erich Mayer hat das Stift Admont mit der Schenkung von mittelalterlichen Kunstschätzen aus dem sakralen Teil seiner umfangreichen Gotik-Sammlung bereichert. Eine Privat-Sammlung von internationalem Rang. Seit 2017 begeistert die  auerausstellung im eigens dafür adaptierten Gotik-Museum Gäste aus nah und fern. 2017 bis 2022: Ein halbrundes Jubiläum!

HL-ANNA-SELBDRITT (Tirol, um 1410-1420)
Zirbelholz aus zwei Teilen zusammengefügt - es fehlen das Jesuskind, die Kronenzacken und die linke Hand Marias sowie beide Hände Annas alte, teilweise übergangene Fassung

THRONENDE MADONNA MIT KIND (Schwaben, um 1430)
Bronzeguss, feuervergoldet - an den erhabenen Stellen tw. berieben - vollrund allansichtig, innen tw. gehöhlt - an der Rückseite eingearbeitete Offnung für ein Türchen zur Aufnahme von Reliquien - Abwetzspuren

 Stift Admont, April 2022 Stift Admont, April 2022

Neben Glasmalerei und Schmiedeeisenkunst werden hauptsächlich Skulpturen und Tafelbilder gezeigt. Sie vergegenwärtigen den biblischen Geschichtsablauf des Marienlebens und des Lebens Christi, sie zeigen die „Schönen Madonnen“, weibliche und männliche Heilige, Engel, Jesusknaben als sogenannte Nonnenbräutigame, Reliquienbüsten, eine Anna Selbdritt. Weiters einen Flügelaltar, ein Taufbecken mit Flechtornamenten, Leuchten und Astkreuze. Handwerklich brilliant gearbeitete Schlüsselwerke markieren den chronologischen Gang durch die Ausstellung. Zu entdecken sind die Kunstregionen im europäischen Raum der damaligen Zeit mit ihren diversen Werkstätten und Bildschnitzern (Meister von Seeon, Meister von Kefermarkt, Hans Klocker, Michael Pacher, Hans Multscher, Michel Erhart, Niklas Weckmann u.v.a.m.).

HL. SIPPE (wohl Niederbayern, um 1500)
Reliefhälfte Lindenholz mit Resten der originalen Fassung und Vergoldung - Ausbrüche an Haaren, Gewand und Plinthe - linke Hand Josefs verloren - Bestoßungen an Gewandrändern und Sockel

HL. KÖNIG (Meister Nartziß (Narzis), Bozen, um 1480/90)
Zirbelholz-Rückseite ausgehöhlt - rechte Hand fehlt - weitgehend erhaltene Originalfassung mit reich gravierten Brokatmustern unter der Vergoldung des Mantels

KÖNIG AUS EINER EPIPHANIEGRUPPE (Michel Erhart (?), um 1480)
Die Figur und ihr Gegenstück stammen wahrscheinlich aus dem Schrein eines Flügelaltars, dessen Hauptgruppe mit dem alten König und der sitzenden Madonna mit Kind heute fehlt. Wie damals üblich, ist der jüngste der Könige modischer gekleidet und von dunkler Hautfarbe.

 Stift Admont, April 2022

Gewürdigt wurde die Bedeutung der Dauerausstellung mit einer Sonderbriefmarke „Gotik-Sammlung Mayer im Museum Stift Admont“ 2019 von der Österreichischen Post AG mit einer Auflage von 360.000 Stück und einem Nennwert von 135 Cent. Und: Im Auftrag von Papst Franziskus erhielt Kuno Mayer im April 2018 den Silvester-Ritterorden im Rahmen eines Festaktes im Benediktinerstift Admont verliehen.

CHRISTUS MIT DEN 12 APOSTELN (Ivo Strigel Memmingen, Allgäu, um 1485/90)
Lindenholz - Gruppe mit Resten der originalen Fassung und Vergoldung - Holztafel mit damasziertem, vergoldeten Hintergrund - wohl spätere Zutat

 Stift Admont, April 2022

TU FELIX AUSTRIA NUBE? VERHEIRATUNGEN-KRIEGE-TODESFÄLLE

PORTUGAL
König Friedrich IV. ehelichte 1452 Eleonore, die Infantin von Portugal, in Rom. Drel Tage später erfolgte die Kaiserkrönung, die Friedrich zu Kaiser Friedrich III. machte.

BURGUND
Burgund war im 15. Jahrhundert eine europäische Großmacht und eines der reichsten Länder Europas. Landesfürst war Herzog Karl der Kühne, der die burgundischen Ländereien in ein Königreich umwandeln wollte. Karl hatte keinen Sohn in direkter Linie, weshalb das Haus Burgund vom Aussterben bedroht war. Anlässlich des Reichstages von Trier 1473 verhandelte Kaiser Friedrich III. mit dem Burgunderherzog über die Heirat Maximilians mit Karls Tochter Maria. 1476 kam es zur Verlobung und nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 zur Hochzeit zwischen Maria und Maximilian. Diese Hochzeit war Ausgangspunkt der habsburgischen Herschaft über das burgundische Erbe und des jahrhundertelangen habsburgisch-französischen Gegensatzes.

DOPPELHOCHZEIT SPANIEN
Maximilian I. handelte 1496 eine in Wien stattfindende Doppelhochzeit aus, um das Bündnis zwischen dem Hause Habsburg und dem Königreich Spanien zu stärken. Maximilians Tochter Margarete heiratete den spanischen Thronfolger Johann (Juan), sein Sohn Philipp dessen Schwester Johanna (Juana). Eine Reihe von Todesfällen sorgte dafür, dass Philipps und Johannas Sohn Karl, der spätere Kaiser Karl V., die Erbfolge in Kastilien-Aragon und in der Neuen Welt antreten konnte. Was als Bündnisstärkung beabsichtigt war, führte schlussendlich zur Herschaft über ein Reich, "in dem die Sonne nie untergeht".

DOPPELHOCHZEIT BÖHMEN, UNGARN
In Anbetracht der wachsenden Bedrohung durch das Osmanische Reich wollte Maximilian I. seine östlichen Nachbarn an sich binden. Er verheiratete seine Enkel Maria und Ferdinand mit den Kindern des ungarisch-böhmischen Königs Vladislav II., Anna und Ludwig. Im Rahmen eines Fürstentages fand 1515 diese prunkvolle Doppelhochzeit im Stephansdom statt. Maria und Ludwig, beide erst 9-jährige Kinder, tauschten wie geplant die Ringe. Die 12-jährige Anna heiratete der 56-jährige Kaiser Maximilian als Stellvertreter, mit der Auflage, dass innerhalb eines Jahres einer seiner beiden Enkel die Braut übernehmen konnte. Da Karl die Thronfolge in Spanien übernahm, war Ferdinand frei für die ungarische Heirat. Wiederum führten einige Todesfälle dazu, dass das Gebiet an die Habsburger überging und damit der Grundstein für die spätere Donaumonarchie Österreich-Ungarn gelegt war.

 Stift Admont, April 2022

In der vorjährigen Museumssaison haben zwei Kaiser aus der Übergangszeit des Mittelalters in die Neuzeit Einzug gehalten - in den benachbarten Räumen der Gotik-Dauerausstellung im Erdgeschoss sowie geweitet in den Handschriftenraum im ersten Stock. Friedrich III. und Maximilian I. aus dem Hause Habsburg – Vater und Sohn. Diese Sonderausstellung mit dem Untertitel „Ihre Welt und ihre Zeit“ findet 2022 ihre Fortsetzung in räumlicher Einheit im Erdgeschoss sowie in transformierter Form als Spurenschau mit dem Fokus KULTURGUT BEWEGT!

Die enorme Nachfrage eines interessierten Publikums und zahlreiche Anfragen um Verlängerung der Sonderausstellung 2021 waren Anlass, die Welt, das Umfeld und die Zeit dieser beiden Persönlichkeiten mit neuen Arrangements, erweiterten Blickwinkeln sowie mit neu hinzugekommenen Objekten auch dieses Jahr erlebbar zu machen.

Kaiser Friedrich III. - AEIOU - AUSTRIA ERITIN ORBE ULTIMA
(Inntaler Meister, Tirol um 1460)
Lindenholz - teilwelse vollrund gearbeitet - bis in Brusthöhe rückseltig ausgehöhlt - Reste alter Fassung und Grundierung - teilweise übergangen - Sockelbrett alte Ergänzung - Es fehlen das Zepter, das Kreuz des Reichsapfels und der Bügelkrone, 2 Fingerglieder - Bohrloch für Applikation in der Brustmitte - Vertikalriss über die linke Gesichtshälfte - kleinere Bestoßungen und Ausbrüche altersbedingt.

 Stift Admont, April 2022

Im Gesamtgefüge der zahlreichen Exponate werden Friedrich III. und Maximilian I. in ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Habsburger Monarchie erfahrbar. 200 Exponate tragen dazu bei, das Leben und Wirken der beiden Kaiser und ihrer Weggefährten (z.B. Ritter Florian Waldauf, Siegmund von Dietrichstein, Wolfgang von Polheim) sowie diesen Zeitraum des Umbruchs und des Wandels besser zu verstehen. Wirkmächtig, symbolträchtig und geschichtsfreudig präsentieren sich ausdrucksstarke Portraits, Tafelbilder und Skulpturen, Einblicke in die Wohn- und Esskultur, Waffen und Rüstungen für Jagd, Turnier und Krieg, numismatische Kostbarkeiten, Wappensteine, Totenschilder, epigraphische Besonderheiten, Prachturkunden und Siegel, bedeutende Handschriften und „blühendes“ Kunsthandwerk. Die Sonderausstellung besteht aus einer Folge von drei Präsentationsräumen. Sie führen auf den thronenden Kaiser Friedrich III. zu, der in einer imperial anmutenden Atmosphäre wartet!

DOPPELBILDNIS KAISER FRIEDRICH III. UND ELEONORE VON PORTUGAL (Anton Boys, 2. Halfte 16.Jh.)
Das Bild wird dem niederländischen Hofmaler von Erzherzog Ferdinand II, Anton Boys, zugeschrieben. Die einzelnen Bildnisse von Kaiser Friedrich III. und seiner Gemahlin in der Porträtgalerie der Habsburger auf Schloss Ambras dienten vermutlich als Vorlage. Der Landschaftshintergrund mit der Stadt Wien wurde von ihm dazu komponiert.

 Stift Admont, April 2022

Das Kunsthistorische Museum beinhaltet bedeutende Exponate von der Romanik bis zum Rokoko, Glasfenster, Gemälde, Skulpturen, liturgische Geräte, Messgewänder und Gebrauchsgegenstände. Eindrucksvoll in Großvitrinen präsentiert sich eine wechselnde Auswahl aus der Paramentenkammer des Stiftes. Unter diesen  ottesdienstlichen Gewändern aus verschiedensten Epochen befinden sich die sogenannte Gebhardsmitra (Ende 14. Jh.) und eine Totenkasel (16. Jh.).

Ornat (Latein: "ornatus" = Ausstattung, Schmuck, Zierde) meint die Gesamtheit der liturgischen Gewänder und Textilien, die für die Feier der Heiligen Messe und anderer Gottesdienste benötigt werden. Ornate sind in liturgischen Farben (weiß/gold, rot, grün, violett, schwarz, rosa, blau) gearbeitet und werden dem Anlass entsprechend und verschieden verwendet.

 Stift Admont, April 2022

Ein weiterer Höhepunkt der Textilien-Sammlung ist das umfangreiche Werk des Admonter Benediktiners Benno Haan. Er hat für das Stift Admont eine Fülle an liturgischen Kleidern und Ornaten geschaffen, jedes Stück von unschätzbarem Wert und höchster Qualität. Fr. Benno Haan wurde 1631 in Kopenhagen geboren. 1656 legte er im Stift Admont die Profess zum Laienbruder ab. Bis zu seinem Tode im Jahre 1720 schuf er textile Kunstwerke von Weltrang in den unterschiedlichsten Techniken. Er ging als „Meister der Nadel“ in die Stifts- und Kunstgeschichte ein. Zum dreihundertsten Todestag des Künstlers wurde 2021 eine Jubiläumsausstellung mit exquisiten Exponaten aus dem Paramentendepot und Leihgaben gestaltet, die auch in dieser
Museumssaison noch besichtigt werden kann.

Im Weihnachtsornat hat die Admonter Stickereiwerkstätte ihre höchste Leistung vollbracht. Er entstand imAuftrag von Abt Adalbert Heufler (1675- 1696), aus der Hand des Mönches frater Benno Haan. In Stimmung und Aussage brilliert der Ornat durch reiche Ornamentik und zarteste, farbschattierte "Bildstickereien". Die in hohem Relief ausgeführte Metallstickerei, bis zu einem Zentimeter aufgewölbt, bringt vollplastische Effekte. In wirksamen Gegensatz dazu stehen Flachrelieftechniken, die an Goldschmiedearbeiten erinnern. Farbschattierte Blüten und buntgefiederte Vögel, ganz dem barocken Zeitbild entsprechend, beleben die Stofflächen. Zu den kostbarsten Erscheinungen textiler Handwerkskunst zählen schließlich die figuralen und szenischen Nadelmalereien. Klosterspezifische Darstellungen vertiefen die Beziehung zum Benediktinerstift Admont.

 Stift Admont, April 2022

Neben den Paramentenstickereien finden sich im Kunsthistorischen Museum Glasmalereien und Tafelbilder des 15. Jahrhunderts, ein Tragaltar (1375), der Gebhardsstab mit Elfenbeinschnecke (12./13. Jh.), ein Abtstab gearbeitet aus einem Narwalzahn (um 1680), die prachtvolle barocke Festmonstranz, Kelche, Brustkreuze der Äbte, sowie Gemälde bedeutender österreichischer Barockmaler wie Martin Johann Schmidt („Kremser Schmidt“), Martino und Bartolomeo Altomonte, Johann Lederwasch, u.v.m. Dem Stiftsbildhauer Josef Stammel (1695– 1765) ist ein eigener Raum gewidmet. Stammel ist ein Hauptvertreter der spätbarocken Holzplastik in Österreich. Er war hauptsächlich für das Stift Admont und dessen Pfarren tätig. Das Gesamtwerk Stammels kennzeichnet eine charakteristische Verschmelzung von alpenländischen und italienischen Einflüssen zu einem eigenständigen Stil.

Pedum des Abtes Anselm Luerzer (1707-1718), Anonymer Künstler, 1715, vergoldet und versilbert, Email und Edelsteine
Abte und Bischöfe tragen als Rangabzeichen das Pedum, dessen gekrümmtes Ende an einen Hirtenstab erinnert - der Abt ist der ,Gute Hirte' der Klostergemeinschaft. Dies ist das Pedum von Abt Anselm Luerzer; an seiner Krümme befinden sich zwei Medaillons, eines mit Luerzers Namenspatron, dem Heiligen Anselm, das andere mit den Wappen des Stifts und des Abtes, dem Frauenberger Gnadenbild und der Admonter Kirche.

Festmonstranz (Wiener Meister I.G.I.L, 1747, vergoldet und mit 2.175 Edelsteinen besetzt)
Anfangs waren Monstranzen Schaugefäße für Reliquien; die heilige Hostie "auszustellen", war nicht üblich.
Erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts begann man, Reliquiare auch zum Zeigen der Hostie zu adaptieren. Im Barock erlebte die Hostienmonstranz ihre Blütezeit. Dieses Prunkstück mit Dreifaltigkeit und Bibelszenen gehört zum Typus der Strahlen- oder Sonnenmonstranz.

 Stift Admont, April 2022 Stift Admont, April 2022

Burgfräulein von Strechau (Anonymer Künstler um 1720, Öl auf Leinwand)
Eine junge Frau war einst mit einem Ritter verlobt, dem sie die Treue brach, als er am Kreuzzug teilnahm. Bei seiner Rückkehr machte sie ihm weis, sie habe fest versprochen, ins Kloster zu gehen. Als sie statt dessen seinen Nebenbuhler heiratete, verwandelte sie sich bei der Hochzeit in ein Skelett: So will es die Sage vom ,Burgfräulein von Strechau'.

 Stift Admont, April 2022

Glasfenster (Anonymer Künstler, um 1430, aus der ehemaligen Burgkapelle von Gallenstein)
In jedem Bildfeld ein Apostel mit seinen Attributen; der jewelige Name findet sich im Heiligenschein.

Matthäus mit jenem auffallend langstieligen Beil, das ihm der Legende nach den Märtyrertod brachte.
Simon mit Buch und Säge - eine Erinnerung daran, dass er den Tod durch Zersägen erlitten haben soll.
Johannes mit dem Evangelium, das er verfasst hat.
Bartholomäus mit den Zeugnissen seines Martyriums: dem Buch, aus dem er angeblich in Armenien predigte, und dem Messer, mit dem man ihn dort grausam tötete.
Andreas mit dem "Andreaskreuz", an dem er starb.
Petrus mit dem Himmelsschlüssel, nach dem Wort Jesu "lch werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben."

 Stift Admont, April 2022

1865 hat ein verheerender Brand weite Teile des Stiftes und des Ortes Admont zerstört. Das Naturhistorische Museum wurde danach vom damals erst 20-jährigen Admonter Benediktiner Pater Gabriel Strobl in den Jahren 1866 bis 1906 neu errichtet. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hat P. Gabriel Strobl eine riesige Insektensammlung mit rund 252.000 Exemplaren aufgebaut. Die Forschung befasst sich noch heute mit dieser Sammlung.

Allein der Bestand an Zweiflüglern (Dipteren) zählt mit mehr als 50.000 Objekten zu den bedeutendsten Kollektionen Europas. Die Kollektion wurde durch eigenes Sammeln, Tausch, Ankauf und in Form von Schenkungen von Pater Gabriel Strobl in seiner 44-jährigen Tätigkeit erworben. Im Zuge des Umbaus und der Neugestaltung der Museumslandschaft im Stift Admont wurden auch die Räumlichkeiten des Naturhistorischen Museums renoviert
und 2004 feierlich eröffnet.

 Stift Admont, April 2022

Zu Beginn der naturhistorischen Abteilung tritt man in die Welt der Reptilien und Amphibien: ein über zwei Meter langer Mississippi-Alligator, Trockenund Weingeist-Präparate von Schlangen, Eidechsen, Schildkröten. Ein „VitrinenBand“ informiert über die geschichtliche Entwicklung des Naturhistorischen
Museums.

 Stift Admont, April 2022

Der erste Seiten-Saal ist dem wissenschaftlichen und künstlerischem Lebenswerk von Pater Gabriel Strobl gewidmet. An den Wänden ist eine Schausammlung von verschiedenen Insekten-Gruppen positioniert. Der zweite Seiten-Saal präsentiert in einer eindrucksvollen Installation alle 243 Exponate an Wachsobst-Früchten von Pater Constantin Keller (1778–1864).

 Stift Admont, April 2022

Die in Wachs bossierte Obstsammlung von Pater Constantin Keller (1778-1864)
In den Jahren seiner Pfarrtätigkeit schuf Pater Constantin Keller in Verbindung mit obstbaukundlichen Untersuchungen eine umfangreiche Sammlung von Obstsorten. Die Objekte sind naturgetreu in Form und Farbe wiedergegeben - selbst Insekteneinstiche, Fäulnisflecken und Runzelungen sind miteingearbeitet worden.
Diese in Wachs bossierten Obst-Nachbildungen sind von höchster Qualität und entsprechen fast perfekt den natürlichen Früchten.

"Bossieren" ist die Kunst, aus Wachs, das durch bestimmte Zusătze geschmeidig gemacht wurde, Gegenstände oder Modelle für die Bildhauerei oder den Metallguss zu formen. Zunächst wird ein zweiteiliger Gipsabguss gefertigt, der mit Wachs dünn ausgegossen wird. Danach wird mit einem spitzen bis schaufelförmigen Stäbchen ("Bossiergriffel") das "Bossierwachs" aufgetragen; der zu bearbeitende Gegenstand befindet sich auf einem drehbaren "Bossierstuhl". Jede dieser Abformungen ist ein Unikat, in das P. Keller die natürlichen Fruchtreste (Blüte und Stiel) eingearbeitet hat. Noch ist nicht sicher, wo P. Keller die Kunst des Bossierens lernen konnte. Er dürfte dies aber wohl auf Initiative von Erzherzog Johann an der Wiener Bossierschule von Stoll und Jaig erlernt haben.

Diese naturgetreue Wachsobst-Sammlung umfasst heute 243 Objekte; überwiegend Kernobst: 162 Apfel, 60 Birnen und 2 Quitten, aber auch weitere Nachbildungen von Plaumen, Aprikosen, Pirsichen, Feigen, Erdbeere, Limone, Melone und Paradiesapfel. Die Kollektion blieb vom großen Stiftsbrand im Jahre 1865 verschont, well sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im stiftischen "Naturalien-Cabinet" sondern in der Pfarre Gröbming befand, wo seit dem Jahr 1824 Pater Constantin Keller die Seelsorge ubernommen hatte.
Nach der Enteignung des Stiftes Admont im Jahre 1939 durch die Nationalsozialisten wurde die Wachsobst-Sammlung in das Joanneum in Graz überführt, von wo sie erst 1972 wieder heim nach Admont
gebracht werden konnte.

 Stift Admont, April 2022

Im zweiten Gang-Saal: Lebewesen aus den verschiedenen Naturreichen, die die unterschiedlichen Elemente „Erde, Luft und Wasser“ bewohnen. Das sogenannte „Löwenzimmer“ wurde im historischen Ambiente belassen und trägt seinen Namen aufgrund eines großen ostafrikanischen Löwen-Präparates, das Pater Gabriel Strobl vom berühmten Afrika-Forscher Emil Holub erworben hat.

 Stift Admont, April 2022

In den historischen Schaukästen befinden sich wertvolle Präparate vor allem von exotischen Säugetieren und Vögeln. Den Schluss dieser „Natur-Wanderung“ bildet der sogenannte „Südost-Pavillon“ mit herrlicher Aussicht in das Nationalpark-Gebiet. Dieser ehemals einzige Raum des Naturhistorischen Museums bietet neben einer großen Sammlung von Gesteinen und Mineralien eine bunte Schau von europäischen und heimischen Säugetieren und Vögeln. Aktuell sind in diesem Museumsbereich Werke der Künstlerin Nikola Irmer zu sehen.

 Stift Admont, April 2022

 Stift Admont, April 2022

Im Zuge der Neugestaltung und -eröffnung des Museums wurde ein Teil im original historischen Zustand belassen: Im Löwenzimmer und Südost-Pavillon sind Exponate der heimischen und exotischen Tierwelt sowie eine Sammlung von Gesteinen und Mineralien zu sehen.

 Stift Admont, April 2022

 Stift Admont, April 2022

 Stift Admont, April 2022

 Stift Admont, April 2022

 Stift Admont, April 2022

Ein Raum im Kunsthistorischen Museum steht Gegenwartskünstlerinnen und -künstlern für regelmäßig wechselnde Interventionen zur Verfügung. 2022 wurde er von Heribert Friedl gestaltet.

 Stift Admont, April 2022

Seit 1997 baut das Stift Admont kontinuierlich eine Gegenwartskunst-Sammlung auf. Sie beinhaltet derzeit Werke von über 150 überwiegend österreichischen Künstlern der jüngeren und mittleren Generation. Diese ständig wachsende Sammlung setzt sich aus zwei Teilen zusammen: aus Ankäufen sowie aus Auftragskunst.

 Stift Admont, April 2022

Abgeschiedenheit und Weltgeltung - Die Geschichte des Benediktinerstifts Admont
Das Stift Admont geht auf das Jahr 1074 zurück. Sein Gründer war Erzbischof Gebhard von Salzburg, der
hierher Benediktinermönche entsandte, die aus der Abtei St. Peter in Salzburg kamen. Mit Grundbesitz vor allem im Ennstal ausgestattet, durch die Hl. Hemma von Gurk, stieg Admont rasch zu einem geistigen Zentrum auf, wo eine Fülle großartiger Handschriften entstand. Engelbert, Abt von Admont von 1297 bis 1327, gehörte zu den größten Gelehrten seiner Zeit.

Im Barock erlebte das Stift eine neue Blüte. Kunstsinnige Abte ließen im 17. und 18. Jahrhundert weite Teile der Klosteranlage neu errichten und als Krönung die weltgrößte Stiftsbibliothek bauen, das "achte Weltwunder", wie die Zeitgenossen sagten, geschmückt mit herrlichen Fresken und Skulpturen.
1865 vernichtete ein Brand fast das gesamte Kloster. Nur die Bibliothek blieb wie durch ein Wunder heil. Doch das klösterliche Leben ging ungebrochen weiter. Bald nach dem Wiederaufbau gründete einer der Patres, der bedeutende Insektenforscher Gabriel Strobl, das bis heute bestehende Naturhistorische Museum.
1939 von den Nationalsozialisten enteignet, mussten die Mönche Admont für sechs Jahre verlassen. Heute hat das Stift wieder überregionale Bedeutung, nicht zuletzt dank der Neugestaltung seines Museums und der seelsorglichen kulturellen und wirtschaftlichen Tätigkeiten.

 Stift Admont, April 2022

Das Wappen ist ein in Silber und Rot senkrecht gespaltener Schild mit zwei am Spitz stehenden Rauten in Rot und Silber (Weiß). Die Herkunft des Wappens ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich symbolisieren die Rauten zwei von der Salzwirtschaft rührende Schiffchen. Die Farben Rot und Weiß stehen für die Herrschaftsfarben der bei Ulm ansässigen Grafen von Helfenstein, von denen Stiftsgründer Erzbischof Gebhard abstammt.

Ein relativ junges Wappen befindet sich an den beiden Flügeln eines schmiedeeisernen Tores im Gitterzaun des Stifts, der die offene Stelle im Geviert der spätbarocken Flügel schließt. Diesseits des Gitterzaunes liegt der Hemma-Park, jenseits liegt der zweitgeteilte Innenhof mit dem Arboretum hinter dem Zaun und dem Rosarium "um die Ecke". Das optisch linke Wappen ist das Stiftswappen mit den Rauten, darüber eine Inful.

 Stift Admont, April 2022



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Glockenklang mag, kann sich gerne dieses Video antun: