Stift Klosterneuburg

der Augustiner-Chorherren, Februar 2023

Das Stift Klosterneuburg wurde vor über 900 Jahren gegründet. Zahlreichen Geschichten rund um das Stift, den Babenberger Markgrafen Leopold III. der Heilige, Schatzkammer mit Erzherzogshut und Marmorsaal, Stiftsmuseum, Stiftskirche, Kreuzgang, Verduner Altar, Kaiserzimmer, Weinkeller des ältesten Weinguts Österreichs sind besuchbar.

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Binderstadl - Fassbinderwerkstatt um 1500 errichtet. Seit 1834 Aufstellungsort des Tausendeimerfasses, 1704 (Fasslrutschen).

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Das Stift Klosterneuburg liegt nordwestlich von Wien in der Stadt Klosterneuburg in Niederösterreich. Es gehört der Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren an. Der Komplex geht auf eine Stiftung zu Beginn des 12. Jahrhunderts des österreichischen Markgrafen Leopold III. dem Heiligen zusammen mit seiner Frau Markgräfin Agnes von Waiblingen zurück.

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Hochgotische Licht- bzw. Friedhofssäule und Pestsäule aus Zogelsdorfer Sandstein
Tutzsäule, 14. Jahrhundert, 2. Hälfte
1381. Die Lichtsäule wurde von dem reichen Klosterneuburg Ritter Michael Tutz nach einer in Klosterneuburg aufgetretenden Pest gestiftet. Als Bildhauer wird der Baumeister Michael Knab (Chnab) angenommen der auch die Spinnerin am Kreuz in Wien geschaffen hat. Die Säule ist sogar mit Ablässen begabt, weil in ihr mehrere Reliquien eingemauert sind.

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Um die Gründung des Stiftes Klosterneuburg spinnt sich die Schleier-Legende. Am Tag ihrer Vermählung sollen Markgraf Leopold III. und seine Gemahlin Agnes von Waiblingen am Söller ihrer Burg am Leopoldsberg gestanden haben, als ein plötzlicher Windstoß den Brautschleier der Agnes erfasste und davontrug. Erst neun Jahre später soll der fromme Markgraf den Schleier seiner Frau während einer Jagd in den Wäldern Klosterneuburgs unerwartet wiedergefunden haben – in unversehrtem Zustand auf einem blühenden Holunderbaum verfangen. Dies soll als göttliches Zeichen verstanden worden sein, weshalb Leopold III. an dieser Stelle ein Kloster errichten ließ. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde diese Legende noch zusätzlich durch eine Marienerscheinung bereichert.

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In Wirklichkeit aber stellte Klosterneuburg zu Beginn des 12. Jahrhunderts keinen unberührten Urwald mehr dar, denn der Stiftshügel war bereits seit urgeschichtlicher Zeit besiedelt und im 1. Jahrhundert n. Chr. zu einem Kastell (vermutlich namens Arrianis) ausgebaut worden, um den Limes Pannonicus zu schützen. Auf den Ruinen dieses Lagers entstand wohl schon im 11. Jahrhundert eine kleinere Siedlung, die Leopold III. schließlich als seine Residenz und 1114 für die Gründung eines Säkularkanonikerstiftes erwählte.

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1108 Urkundliche Erwähnung eines Marienaltars in Neuburg im Zuge einer Schenkung Markgraf Leopolds III.
1114 12. Juni Grundsteinlegung für die Stiftskirche
1133 Leopold III. holt die Augustiner Chorherren unter Propst Hartmann nach Klosterneuburg
1136 29. September Weihe der Stiftskirche durch den Salzburger Erzbischof Konrad
1136 Siebenarmiger Leuchter, Stiftung der Markgräfin Agnes in Verona aus Bronze gegossen, heute im Brunnenhaus des Kreuzgangs
1136 15. November Leopold III. stirbt (wahrscheinlich bei einem Jagdunfall)
1181 Fertigstellung des Verduner Altars
1330 13. September großer Stiftsbrand
1381 Errichtung der „Tutzsäule“ (Lichtsäule am Friedhof am Stiftsplatz)
1485 6. Jänner Heiligsprechung Markgraf Leopolds III. durch Papst Innozenz VIII. in Rom
1489 Babenberger Stammbaum (heute im Stiftsmuseum)
1506 15. Februar Erhebung (Translatio) der Gebeine des hl. Leopold
1529 Erste Türkenbelagerung. Die Chorherren flüchten nach Passau
1584 Prägung der ersten Leopoldipfennige unter Propst Balthasar Polzmann
1616 15. November Erzherzog Maximilian stiftet den Österreichischen Erzherzogshut und übergibt ihn dem Stift Klosterneuburg
1634 Bis 1645. Erste Etappe der Barockisierung der Stiftskirche
1642 Fertigstellung der Barockorgel des Meisters Johannes Freundt
1663 Erhebung Leopolds zum Landespatron
1680 Bis 1702. Zweite Etappe der Barockisierung der Stiftskirche
1683 Zweite Türkenbelagerung. Die Chorherren flüchten nach Ranshofen und Passau, nur Wilhelm Lebsafft und Marzellin Ortner bleiben in Klosterneuburg.
1704 Errichtung des Riesenfasses (heute im Binderstadl)
1714 Anschaffung der Schleiermonstranz aus Anlass des 600 Jahr Jubiläums der Grundsteinlegung der Kirche
1714 Die Chorherren tragen statt eines weißen Talars einen schwarzen Talar
1723 Bis 1730. Dritte Etappe der Barockisierung der Stiftskirche
1730 Bis 1740. Neubau des Barockgebäudes unter Kaiser Karl VI. nach Plänen des Architekten Donato Felice d’Allio nach dem Vorbild des spanischen Escorials
1774 Gründung des Stiftsmuseums unter Propst Ambros Lorenz
1782 20. April Papst Pius VI. besucht das Stift Klosterneuburg
1786 Entstehung des Ortes Floridsdorf, benannt nach Propst Floridus Leeb
1796 Errichtung des philosophisch-theologischen Hauslehranstalt
1799 Abbruch der Capella speciosa am Stiftsplatz
1802 Der Albrechtsaltar kommt in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg (heute Sebastianikapelle)
1805 Bis 1806. Erste Besetzung durch die Franzosen. 20. Dezember 1805 Besuch Napoleons
1809 Zweite Besetzung durch die Franzosen
1813 Erste urkundliche Erwähnung des Fasslrutschens
1819 Propst Gaudenzius schenkt den Meidlingern Baugrund. Als Dank nannten sie es Gaudenzdorf. Später wurde eine Straße in Dunklergasse umbenannt. Auch der Straßenzug „Gaudenzdorfer Gürtel“ bewahrt seinen Namen.
1824 Propst Gaudenz Dunkler, zählte zu den Gründungsvätern der „Wechselseitigen k.u.k. privilegierten Brandschadenversicherung“, aus der der Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsverein und in späterer Folge deren Gesellschaften, die Wiener Städtische Versicherung bzw. die Vienna Insurance Group hervorgegangen sind.
1860 Gründung der Weinbauschule
1908 Kunstausstellung, unter anderem mit Beteiligung des bis dahin unbekannten Egon Schiele
1910 Errichtung der Abteilung Kirchenmusik der k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Klosterneuburg
1922 Gründung der Volksliturgischen Bewegung durch Pius Parsch
1941 Bis 1945. Aufhebung des Stiftes Klosterneuburg durch die Nationalsozialisten
2003 Inbetriebnahme des Biomasse-Heizwerks
2006 Eröffnung der umgebauten Sala terrena als neuer Besuchereingang

Die unvollendete Sala Terrena in der Mitte des Osttraktes dient heute als Besucherempfang und bietet einen interessanten Einblick in eine barocke Baustelle. Dieser Raum sollte als eine Art Grotte oder Gartensaal ausgestaltet werden, für die der kaiserliche Hofbildhauer Lorenzo Mattielli um 1735 die monumentalen männlichen Trägerfiguren (Atlanten) schuf.

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Das Stiftsmuseum zählt zu den ältesten Museen der Welt. Es wurde bereits 1774 von Propst Ambros Lorenz (1772–1781) begründet und ist vor allem für seine Sammlung mittelalterlicher Kunst bekannt. Zu den wichtigsten Werken zählen der Verduner Altar, der sog. große Albrechtsaltar (um 1438), Werke von Rueland Frueauf d. J. (um 1500), sowie der Babenberger-Stammbaum (um 1490). Darüber hinaus beherbergt das Museum bedeutende Beispiele gotischer Skulptur, etwa die berühmte „Klosterneuburger Madonna“ (um 1300).

Totenkopfuhr - Paul Wahl, Augsburg, zwischen 1627 und 1639

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Diptychon mit Szenen aus dem Leben Mariens, Paris, um 1320-1340

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Anbetung der Könige, Niederlande (?), erstes Viertel 16. Jahrhundert

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Reliquienmonstranz mit Partikel von der Dornenkrone Christi, Wien, um 1425/30

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Die Legende berichtet, dass Markgraf Leopold III. das Stift Klosterneuburg an jener Stelle gründete, an der er den bei der Hochzeitsfeier durch einen Windstoß weggetragenen Schleier seiner Frau Agnes wiederfand.

Der Babenberger Leopold errichtete Anfang des 12. Jahrhunderts seine Residenz unweit der heutigen Stiftskirche in Klosterneuburg. Zu dieser ließ er den Grundstein am 12. Juni 1114 legen. 1133 holte Leopold den Orden der Augustiner Chorherren nach Klosterneuburg. Seitdem wirken die Chorherren (mit Ausnahme weniger Jahre: 1941 bis 1945 war das Stift von den Nationalsozialisten aufgehoben) hier und in den ihnen anvertrauten Pfarren nach der Regel des heiligen Augustinus.

In einer bewegten Geschichte über neun Jahrhunderte entwickelte sich das Stift Klosterneuburg zu einem religiösen, seelsorglichen, wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum, das weit über die Klostermauern in die ganze Welt zu strahlen vermag. Die fast vierzig Chorherren, die heute zum Konvent zählen, und die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarren und in den Wirtschaftsbetrieben wollen dieses große Erbe gemeinsam in die Zukunft tragen.

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In der (seit 2011 zugänglich gemachten) Schatzkammer wird eine besonders kostbare Auswahl an Elfenbeinarbeiten, Goldschmiedearbeiten und Paramenten vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert gesondert präsentiert. Darunter befindet sich u. a. der Österreichische Erzherzogshut, die sog. Schleiermonstranz (1714), sowie Objekte, die mit dem heiligen Leopold in Verbindung gebracht werden. Eine Besonderheit stellen auch die historischen Schatzkammerschränke dar, die 1677 gefertigt wurden und in die Neugestaltung integriert wurden.

Kelch und Ziborium, Marek Hrbek, Prag, 1673

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Sieg der Engel über die Teufel, Süditalien - Sizilien (Trapani?), erstes Drittel 18. Jahrhundert
Das Jüngste Gericht, Süditalien - Sizilien (Trapani?), erstes Drittel 18. Jahrhundert

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PASTORALE, Johann Caspar Holbein, 1723

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Silberfiligranmodell der Alten Pestsäule am Graben in Wien, Wien, um 1679
Reliquienkapsel mit Porträt von Papst Innozenz XI., Römisch, 1680

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Standkreuz und zwei Leuchter, Vermutlich Freiburg/Breisgau, 17. Jahrhundert
Monstranz der Pfarre Korneuburg, Gerhard Cocksel, Wien 1759
Prunkmonstranz der Pfarre Langenzersdorf, Ludwig Schneider, Augsburg 1685-1687
Kelch, 1753
Kelch, 18. Jahrhundert
Pazifikalkreuz des Stiftsdechanten Leopold Hanauska, 1885
Erstkommunionkelch des Erzherzogs Wilhelm, Stefan Mayerhofer, Wien 1838
Kelch des Vicomte de Sartiges, 1898
Pazifikalkreuz des Propstes Gaudenz Dunkler, Josef Kern, Wien 1821
Kelch, 1730
Standkreuz, 17. Jahrhundert
Primizkelch des Chorherrn Ivo Langner, 1910
Rosenkranz mit Leopoldipfennigen, 18. Jahrhundert
Rosenkranz mit Bergkristall-Kreuz, 1592

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Reliquiar des hl. Petrus Fourerius, Michael Gotthard Unterhueber, Wien 1735
Schleiermonstranz, Entwurf: Matthias Steinl (1644-1727), Ausführung: Johann Baptist Känischbauer von Hohenried (1668-1739), 1710/15
Reliquiar der hl. Barbara, Michael Gotthard Unterhueber, Wien 1736

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Der Österreichische Erzherzogshut
Dieser Schrank ist der historische Aufbewahrungsort des Österreichischen Erzherzogshutes. Bis zur Gestaltung der neuen Schatzkammer 2011 wurde der Tresor in seinem Inneren nur für besondere Gäste geöffnet. Bis heute ist die Frage der Werkstatt, die den Erzherzogshut hergestellt hat, nicht geklärt - nicht zuletzt deshalb, weil es an geeigneten Vergleichsstücken fehlt. Maximilian berief offensichtlich einen unbekannten Goldschmied an seinen Hof nach Innsbruck, um das Kleinod unter seiner Aufsicht anzufertigen. Als direktes Vorbild diente der ältere Tiroler Erzherzogshut, der in der Wallfahrtskapelle Mariastein bei Kufstein verwahrt wird.

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Sowohl die verarbeiteten Materialien als auch die Qualität der Goldschmiedearbeit sind von allererstem Rang. Den Kern bildet eine Samtkappe mit einer breiten, hochgeklappten Hermelin-Krempe. Die Bügel besetzen zahlreiche Diamanten und genau 100 Perlen, an den Zacken sitzen abwechselnd große Rubine und Smaragde. Den Hut bekrönt ein ungewöhnlich großer und lupenreiner Saphir, der mit dem kleinen Kreuzchen eine Art Reichsapfel bildet.

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Pluviale und Infel vom Leopoldi-Ornat, Johann Jakob Ellmannsperger, Wien 1729

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Die Führung gibt einen einzigartigen Einblick in die über 900-jährige Geschichte des Stiftes. Vom mittelalterlichen Teil des Hauses und dem wohl wertvollsten Kunstschatz des Hauses, dem Verduner Altar, geht es zur barocken Anlage mit den Kaiserzimmern und dem imposanten Marmorsaal.

Im ersten Obergeschoß des Osttraktes befinden sich die Kaiserappartements, die über die gewaltige Kaiserstiege zugänglich sind. Von hier aus gelangt man in den Marmorsaal, der im unteren Bereich durch kolossale Säulen gegliedert wird. Das Deckenfresko die Glorie des Hauses Österreich wurde 1749 von Daniel Gran gemalt. Es verherrlicht die Majestät Österreichs und die einst in Österreich regierenden Dynastien, d. h. Babenberger, Habsburger und das Haus Habsburg-Lothringen. Der vollständige Titel lautet: Ehre, Ruhm und Majestät des Hauses Österreich, im Babenbergischen Stamme angefangen, im Habsburgischen Hause mehr erhöht und im Lotharingischen befestiget.

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Die Große Stiftsführung führt über den mittelalterlichen Kreuzgang zum Siebenarmigen Leuchter der Agnes aus dem 12. Jahrhundert und anschließend in den Mittelalterschauraum mit herausragenden Kunstwerken der österreichischen Hoch- und Spätgotik.

Deckenfresko im Marmorsaal von Daniel Gran
Das Fresko zeigt mehrere Gruppen:
 In der Mitte ein Obelisk mit der Darstellung des heiligen Markgrafen Leopold III.
 Allegorie die österreichische Majestät. Einer weiblichen Figur als Allegorie der österreichischen Majestät (Maria Theresia gleichzusetzen) werden die drei wichtigsten Kronen der Habsburger präsentiert: die römisch-deutsche Kaiserkrone, die ungarische Stephanskrone, und die böhmische Wenzelskrone.
 Allegorie die österreichische Tapferkeit. Sie wird von Leopold V. repräsentiert, der mit dem österreichischen Bindenschild über die Türken triumphiert.
 Allegorie die österreichische Klugheit und Standhaftigkeit. Die Klugheit ist durch eine Frau mit der Schlange symbolisiert, während die Standhaftigkeit mit einer Säule eine vielköpfige Hydra zerdrückt.
 Die Vereinigung der Häuser Habsburg und Lothringen wird durch das Herrscherpaar Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen verkörpert.

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NAPOLEONZIMMER (GROSSE ANTECAMER)
Ein überraschender Besuch Napoleons im Stift fand am 20. Dezember 1805 statt, er dauerte aber nur eine halbe Stunde, der Grund dafür konnte nie eruiert werden. Das gesamte Mobiliar ist im Empirestil gehalten, auch der barocke Ofen wurde durch einen Empire-Kachelofen ersetzt, doch das Zimmer wurde nicht für den Besuch Napoleons, sondern erst danach um 1810 eingerichtet. Einzig die Stuckdekoration der Decke stammt unverändert aus der Zeit um 1735/40. An der Rückwand steht ein vergoldeter Kinderschreibtisch, der aus dem Besitz des Herzogs von Reichstadt, des Sohnes Napoleons, stammen soll.

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In nördlicher Richtung schließen die Wohnräume Kaiser Karls VI. an, die noch zu Lebzeiten des Kaisers fertiggestellt wurden. An der prunkvollen Ausstattung waren neben d'Allio auch die Brüder Santino und Gaetano Bussi beteiligt. Die Ikonografie der Ausstattung ist hierbei gänzlich auf Karl VI. und sein Motto Constantia et Fortitudine („mit Beständigkeit und Tapferkeit“) zugeschnitten. So stellen die Kaminreliefs und der Deckenstuck verschiedene, dementsprechende Allegorien und Tugenden dar. Im Tafelzimmer zeigt der Stuck beispielsweise das „Gastmahl der Königin von Saba bei König Salomon“, das neben der Raumfunktion auch auf die Klugheit des Kaisers anspielen soll. Im selben Raum stechen darüber hinaus die Tapisserien aus der Brüsseler Werkstatt des Urbain Leyniers heraus, die Szenen aus dem Roman „Télémaque“ von François Fénelon zeigen. Allerdings verbrachte Karl VI. in diesen Räumen nur eine einzige Nacht vom 14. auf den 15. November 1739 – im nächsten Jahr war er bereits verstorben.

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Das Audienzzimmer ist das größte und offiziellste aller Kaiserzimmer. Der den Raum beherrschende Thronbaldachin wurde, ebenso wie die Tapisserien im folgenden Tafelzimmer 1736 aus dem Nachlass des Grafen Martinitz angekauft. Der Baldachin besteht aus besonders kostbarem Seidenstoff mit Stickereien im türkischen Stil und zeigt fantasievolle Fabelwesen und orientalisch gekleidete Personen. Seine Datierung ist wie seine Herkunft umstritten. Er wurde ursprünglich als Bettbaldachin verwendet und für die Kaiserzimmer zum Thronbaldachin umgearbeitet. Als sich zeigte, dass die Kaiserzimmer nicht mehr als Residenz verwendet werden würden, diente er Jahrzehnte lang als Baldachin über dem Prälatensitz in der Stiftskirche.

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Das gesamte Appartement weist zahlreiche Stuckreliefs auf, die Kaiser Karl als Herrscher verherrlichen und seinen Anspruch auf Länder, die er in Kriegen verloren hatte, darstellen sollen. Ein zentrales Element dieses herrscherlichen Programms sind die beiden Tugenden aus dem Wappenspruch der Kaisers CONSTANTIA ET FORTITUDINE. In diesem Raum erscheinen die beiden als allegorische Figuren auf den Reliefs über den Kaminen. Die Frau mit Schwert, die ihre Hand über eine Flammenschale hält, gilt als Sinnbild für die „Beständigkeit" (Constantia), während die gerüstete Dame als Zeichen für die „Tapferkeit" (Fortitudo) steht. Zu ihren Füßen befinden sich Tiere, welche die Feinde des Kaiserreiches symbolisieren.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

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DIE TAPISSERIEN DES TAFELZIMMERS
Das Tafelzimmer ist mit einer Serie von Tapisserien aus der Werkstatt des Urbain Leyniers in Brüssel ausgestattet. Sie zeigen Illustrationen zu dem Roman »Die Abenteuer des Télémaque« von François Fénelon. Dass die Wandteppiche aus einem Nachlass angekauft wurden und nicht ursprünglich für diesen Raum bestimmt waren, erkennt man leicht daran, dass einer der Teppiche ums Eck geschlagen werden musste und die Reihenfolge der einzelnen Szenen nicht eingehalten werden konnte.

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Wandteppiche gehörten zu den größten beweglichen Ausstattungsstücken in Schlössern. Die Herstellung eines Quadratmeters dauerte drei bis vier Monate und beschäftigte ein ganzes Heer von Handwerkern.  

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ECKZIMMER (Innerste Retirade)
Dies ist der innerste und privateste Raum des kaiserlichen Appartements (Wohn- und Arbeitszimmer). Hinter einer Tapetentür ist eine kleine Toilette versteckt. Der Stuckdekor dieses Raumes steckt voll Anspielungen auf die angestrebte Weltherrschaft Karls VI. als König von Spanien und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

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Im Deckenstuck erscheint sein Wahlspruch CONSTANTIA ET FORTITUDINE sowie Putti mit zwei Säulen. Sie stehen für Beständigkeit (Constantia) und Tapferkeit (Fortitudo), aber auch für die Säulen des Herkules, das heißt die Strasse von Gibraltar - gleichgesetzt mit Spanien und den Kolonien. Das Motiv der Säulen wurde bewusst von Karl V. übernommen, in dessen Fußstapfen sich Karl VI. gerne gesehen hätte. In der Mitte der Stuckdecke erblickt man die Weltkugel von Wolken umgeben, in den Ecken vier Cäsarenbüsten, die vier Kontinente oder Weltreiche symbolisieren. Auch über dem Kaminrelief befindet sich eine Cäsarenbüste. Unter den Gemälden sticht ein großes repräsentatives Porträt Karls VI. in spanischer Hoftracht hervor. Die weiteren Porträts stellen seine Frau Elisabeth Christine, Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen dar. An der Ostwand befindet sich ein Idealplan der gesamten Anlage des Klosterpalastes von Josef Knapp, der erst 1779 nach Einstellung der Bauarbeiten entstanden ist und wohl als Werbung für den Weiterbau dienen sollte. Darüber hängt ein Porträt des italienischen Architekten Donato Felice d'Allio (1677-1761), der für den gesamten barocken Bau verantwortlich ist.

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 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Idealansicht des barocken Stiftes von 1774, Stiftsmuseum Klosterneuburg

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 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sollte die mittelalterliche Klosteranlage des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg in einen barocken österreichischen Escorial verwandelt werden. Die Idee für diesen Sitz weltlicher und geistlicher Macht stammte von Kaiser Karl VI, Vater Maria Theresias. Das Projekt konnte aber nicht zu Ende geführt werden und blieb an vielen Stellen als einzigartige barocke Baustelle erhalten.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Die Stiftskirche Mariä Geburt wurde 1114 vom Markgrafen Leopold III. gestiftet und 1136 geweiht. Die ursprüngliche Kirche bildete eine romanische dreischiffige Basilika mit Querhaus und unvollständigem Westwerk. Im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert wurde die Kirche in drei Etappen barock umgestaltet. Daran beteiligt waren hoch angesehene Künstler wie Giovanni Battista Carlone, Pietro Maino Maderno, Peter Strudel, Antonio Bellucci, Matthias Steinl, Johann Michael Rottmayr und Santino Bussi. Berühmt ist auch die Orgel der Stiftskirche von 1642, die von Johann Freundt aus Passau errichtet wurde und eines der bedeutendsten Instrumente Österreichs ist.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Auf dem kunstvoll geschnitzte Chorgestühl, das nach Entwurf von Matthias Steinl 1723/24 von mehreren Künstlern geschnitzt wurde, sind auf den Rückenlehnen die Wappen aller habsburgischen Erblande angebracht, als Symbol dafür, dass die Chorherren hier für alle Länder beten. Über dem nördlichen Gestühl befindet sich das Kaiseroratorium, der Platz für den Kaiser und seine Familie bei den alljährlichen Feierlichkeiten zu Ehren des hl. Leopold am 15. November; ihm gegenüber die Chororgel mit einem Prospekt aus dem Jahr 1780, in dessen Innerem ein neues Werk steckt.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

In der zweiten Barockisierungsphase von 1680 bis 1702 erhielt das Langhaus eine hochbarocke Freskenausstattung von Johann Georg Greiner und Stuckaturen von Domenico Piazzol.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Die Chororgel wurde ursprünglich vom Wiener Hoforgelbauer Anton Pfliegler gebaut. Das Gehäuse gestaltete der Bildhauer Christoph Helfer. Im Jahr 2005 wurde von der Firma Orgelbau Kuhn unter Beibehaltung des Gehäuses eine neue Orgel installiert.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Die Stiftskirche Klosterneuburg des niederösterreichischen Augustiner-Chorherren-Stiftes Klosterneuburg ist eine ehemalige dreischiffige Basilika mit Querhaus und Vierungsturm. Im 17. Jahrhundert wurde sie zu einer Abseiten-Saalkirche mit Seitenkapellen umgebaut und erhielt um 1890 weitgehend ihr heutiges äußeres Erscheinungsbild. Sie hat einen romanischen Ursprung mit gotischen Ergänzungen und ist aufgrund einer barocken Innenausstattung, die sämtliche Stilmerkmale von Früh- bis Spätbarock aufweist, von besonderer kunsthistorischer Bedeutung.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Die Festorgel hat drei Manuale mit 35 Registern und 2179 Pfeifen. Errichtet wurde sie in den Jahren 1636 bis 1642 und kam aus der Werkstatt der Passauer Orgelbaufamilie Freundt. Das hohe dreiteilig gestufte Gehäuse wurde von den Tischlern Jakob Kofler und Konrad Schmidt angefertigt. Die Schnitzereien schufen Michael Schmidt, Georg Gemelich und Max Preyer, wobei sie Verzierungen der Vorgängerorgel wiederverwendeten. Das Instrument wurde 1984 und 1990 durch die schweizerische Orgelbau Kuhn AG restauriert.

Die Festorgel ist die größte und bedeutendste Denkmalorgel des 17. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Das von internationalen Solisten gerne bespielte Konzertinstrument zeichnet sich neben seinem hervorragenden Klang unter anderem auch durch den Cornettton (a' = 476 Hz) und die mitteltönige Stimmung aus.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

In den sechs Seitenschiffkapellen befinden sich Marmorwandaltäre des Linzer Bildhauer- und Brüderpaars Johann Baptist und Johann Peter Spaz, hergestellt in den Jahren 1680–1702. Über diesen Altären verweisen Altarbilder auf die entsprechende Altarwidmung.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Vom Kreuzgang geht die Führung in die Leopoldskapelle, der Grabstätte des heiligen Leopold, in welcher der bedeutende Verduner Altar zu sehen ist. Dieser gilt als ein Hauptwerk der mittelalterlichen Emailkunst. 1181 von Nikolaus von Verdun vollendet, gilt der Altar als ein weltweit einzigartiges Werk in künstlerischer, technischer und inhaltlicher Hinsicht. Die Führung endet in der Stiftskirche, welche besonders durch die barocke Ausstattung, das Kaiseroratorium Karls VI. und die original erhaltene Festorgel aus dem 17. Jahrhundert beeindruckt.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Der prunkvolle romanische Verduner Flügelaltar als Hochaltar wurde 1714 entfernt und durch einen monumentalen, barocken, die Apsis einnehmenden, ersetzt. Dieser wurde von dem Salzburger Steinmetz Sebastian Stumpfegger nach einem Entwurf von Matthias Steinl aus verschiedenfarbigen Salzburger Marmorarten um 1725 bis 1728 angefertigt. Das Altarbild von Johann Georg Schmidt stellt die Marienverehrung dar, während die Figuren linker und rechter Seite des Hochaltars, welche von dem Hofbildhauer (Johann) Franz Caspar († 1728) angefertigt wurden, Bezug auf den Stammbaum Jesu nehmen und somit gleichzeitig zum Evangelium des Festtages von Mariä Geburt. Die figuralen biblischen Vorbilder sind:
 König David mit der Harfe (Verweis Kirchenmusik)
 Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern will (Sinnbild für das Messopfer)
 der mit einem Engel ringende Jakob (Verweis auf das Gebet) und
 König Josaphat mit dem Gesetzbuch (Sinnbild für Regeltreue).

Weiters sind zwei Königsfiguren dargestellt, die im Evangelium des Marien-Festtages vorkommen und als Vorbild für die Kaiser der Neuzeit zu verstehen sind, da diese Figuren nur vom Kaiseroratorium aus zu sehen sind: „Ezechias victoriosus“ (siegreicher Herrscher) und „Josias zelosus“ (Eifer für das Gesetz Gottes).

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Die romanische Grundstruktur der Stiftskirche ist trotz zahlreicher Veränderungen bis heute erhalten geblieben. Die Kirche wurde 1114 bis 1136 als dreischiffige Basilika mit Querhaus und Vierungsturm errichtet. Die Tatsache, dass es sich um den größten Kirchenbau im damaligen Österreich handelte und die rasche Bauzeit, zeigen, wie wichtig diese ehrgeizige Gründung für Leopold III. gewesen sein muss.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Das äußere Erscheinungsbild ist heute stark von der Restaurierung des 19. Jahrhunderts geprägt. Im Inneren ist der mittelalterliche Charakter durch die durchgreifenden Barockisierungsmaßnahmen des 17. und 18. Jahrhunderts gänzlich verloren gegangen. Aus der dreischiffigen Basilika wurde eine Saalkirche mit Seitenkapellen.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Kunst des späten Mittelalters
Das Stift Klosterneuburg verfügt über eine der bedeutendsten mitteleuropäischen Sammlungen gotischer Kunst des 14. und 15. Jahrhunderts. Die Tafelbilder, Handschriften, Skulpturen und Glasfenster gehörten zur ursprünglichen künstlerischen Ausstattung des mittelalterlichen Stifts. Eine Blüte erlebte die Kunst im Stift vor allem unter Propst Stefan von Sierndorf (1317-1335), in dessen Auftrag unter anderem die Glasfenster des Kreuzgangs, der monumentale Tafelaltar (Rückseite des Verduner Altars) sowie zahlreiche reich geschmückte Handschriften entstanden. Der Propst ließ sich in vielen dieser Kunstwerke als Stifter verewigen. Der Ausstellungsraum diente im Mittelalter als Speisesaal der Chorherren, Refektorium genannt. Später wurde er zum Versammlungsraum oder Kapitelsaal. Sein heutiges Aussehen erhielt er im 17. Jahrhundert.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Das hochgotische Brunnenhaus entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, nachdem ein verheerender Brand die Erneuerung des Kreuzgangs notwendig gemacht hatte. Der Brunnen stand in der Mitte des Raums und dürfte per Hand befüllt worden sein, da weder Zu- noch Abfluss nachweisbar sind. Vielleicht liegt darin der Grund, dass der Raum nur wenige Jahrzehnte später als „Agneskapelle" eine neue Funktion erhalten hat. Heute werden hier die verstorbenen Chorherren drei Tage lang aufgebahrt. Die gotischen Glasfenster sind verloren gegangen. Die heutige Verglasung des Brunnenhauses stammt aus dem späten 19. Jahrhundert.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Romanischer Leuchter
Der siebenarmige Bronzeleuchter stammt aus der romanischen Stiftskirche, zu deren ursprünglicher Ausstattung er gehörte. Das monumentale Werk entstand im frühen 12. Jahrhundert in Verona, in der gleichen Gießerei, aus der auch die berühmten Bronzetüren der dortigen Kirche S. Zeno kommen.
Die Form des Leuchters nimmt Bezug auf den biblischen Stammbaum Christi, die so genannte Wurzel Jesse. Im Mittelalter setzte sich im Volks-mund die Deutung als „Holunderbaum" durch. Das Innere des „Stammes" barg Holzstücke, die von einem Holunderstrauch stammen sollen. In ihm hatte sich laut Gründungslegende der Brautschleier von Agnes, der Ehefrau Markgraf Leopolds III., verfangen. Tatsächlich datieren die heute in der Schatzkammer des Stifts aufbewahrten Holzstücke aus dem 17. Jahrhundert.
Der für derartige Leuchter übliche Bronzesockel mit reichem Schmuck ist verloren gegangen.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Rückseiten des Verduner Altars, Österreichischer Maler, Um 1330
Die vier gotischen Bilder gelten als das älteste monumentale Werk der österreichischen Tafelmalerei. Die Szenen zeigen die Kreuzigung Jesu, Ostermorgen und Noli me tangere sowie den Tod Mariens und ihre Krönung; sie waren für die Rückseite des Verduner Altars bestimmt. Den Auftrag für den Altar gab Propst Stefan von Sierndorf: 1330 beschädigte ein Brand der Stiftskirche die aus vergoldeten Emailtafeln bestehende Verkleidung der Kanzelbrüstung, die Nikolaus von Verdun 1181 für Klosterneuburg angefertigt hatte. Auf Wunsch des Propstes sollte das Emailkunstwerk in einen Flügelaltar umgeformt werden, der wohl vor dem Triumphbogen der Kirche seinen Platz fand.

Ein als Meister der Rückseite des Verduner Altars bezeichneter gotischer Maler hat um 1330/1331 die Bilder auf der Rückseite des Altars geschaffen. Diese zählen zu den ältesten erhaltenen Beispielen von Tafelmalerei nördlich der Alpen und wurden beim Umbau zu einem Flügelaltar mit den Emailtafeln des Nikolaus von Verdun verbunden. Erst im 20. Jahrhundert wurden sie aus konservatorischen Gründen wieder von diesen getrennt. Auf dem Mittelteil ist links der Tod Mariens und rechts die Krönung Mariens dargestellt. Auf dem linken Seitenflügel findet sich die Darstellung der Kreuzigung Christi, auf welchem Propst Stephan von Sierndorf auch sein Stifter-Porträt anbringen ließ. Der rechte Seitenflügel zeigt die Auferstehung Christi, wobei die Darstellungen der drei Marien am Grabe sowie die Noli me tangere-Szene in ein Bild zusammengefasst wurden. Stilistisch sind die Malereien sowohl französisch (Figurenkomposition, Faltenwurf) als auch italienisch (architektonische Elemente, ikonografische Details) beeinflusst.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Thronender Christus und Apostel - Klosterneuburger Meister Ende 14. Jahrhundert, Holz, farbige Fassung
Diese ursprünglich dreizehnteilige Skulpturengruppe schmückte sehr wahrscheinlich die Emporenbrüstung der Capella speciosa. Darauf verweist die einzige erhaltene historische Innenansicht dieser prachtvoll ausgestatteten Residenzkapelle Herzog Leopolds VI., die im 18. Jahrhundert abgebrochen wurde. Erst vor kurzem haben Restauratoren den dicken weißen Anstrich des 19. Jahrhunderts entfernt und eine mittelalterliche farbige Bemalung und Vergoldung zu Tage gebracht.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Mitteltafel eines Passionsaltars, Österreichischer Meister nach 1330

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Große Klosterneuburger Madonna, Meister des Blanka-Grabes, Um 1300

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Kaiser Maximilian I. Österreichischer Bildhauer (Hans Keb), datiert 1491, Vom Südturm der Stiftskirche

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Im Zuge der Restaurierungsarbeiten 2005 wurden große Bereiche des Kreuzgangs adaptiert, um die wertvollen Kunstschätze des Mittelalters zeitgemäß zu präsentieren.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Leopoldskapelle
Markgraf Leopold III. bestimmte den Kapitelsaal des Stifts als Grabstätte für sich und seine Familie, ein in dieser Zeit durchaus übliches Vorgehen. Nach der Heiligsprechung Leopolds im Jahr 1485 wird der Raum in eine Kapelle umgewidmet, die von 1677 bis 1680 ihre barocke Ausstattung erhält. Die Grabstätte Leopolds und seiner Frau Agnes befindet sich unterhalb des Altars, den Nikolaus von Verdun im 12. Jahrhundert schuf und der 1833 seinen heutigen Platz erhielt. Die Glaskuppel darüber errichtet wenige Jahre später Josef Kornhäusel. Nur ein aus Schmiedeeisen gefertigtes Schutzgitter erinnert an den Ort, an dem der silberne Reliquienschrein Leopolds ursprünglich präsentiert wurde. 1810 wird dieser im Rahmen der Sanierung der stark zerrütteten Staatsfinanzen eingeschmolzen.

Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Der Verduner Altar, auch Klosterneuburger Altar genannt, wurde 1181 von Nikolaus von Verdun gefertigt. Das Emailwerk, welches im Stift Klosterneuburg aufbewahrt wird, stellt einen Höhepunkt der mittelalterlichen Goldschmiedekunst dar, weist ein kompliziertes inhaltliches Programm auf und ist von größter künstlerischer Bedeutung.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Bei dem ursprünglichen Werk des Nikolaus von Verdun handelte es sich vermutlich um keinen Altar, sondern um eine Kanzelverkleidung in der romanischen Stiftskirche von Klosterneuburg. Zu diesem Zweck wurden – wohl über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren (1171–1181) – 45 Emailtafeln (feuervergoldete Kupferplatten mit Grubenschmelz) angefertigt und auf einem Holzträger befestigt. In Auftrag gegeben wurden die Tafeln durch Propst Wernher (1168–1185), wie der Widmungsinschrift zu entnehmen ist. Für das inhaltliche Konzept war aber wahrscheinlich sein Vorgänger, Propst Rudiger (1167–1168) verantwortlich, welcher mit dem Kirchenreformer Gerhoch von Reichersberg verwandt war und sich mit den Schriften des Theologen Hugo von Saint-Victor beschäftigte.

Zu einem Altar wurden die Tafeln erst 1330/1331 zusammengesetzt. Nach einem Brand 1330, welcher große Teile des Stiftes Klosterneuburg zerstört hatte, ließ der damalige Propst, Stephan von Sierndorf (1317–1335), die Tafeln nach Wien bringen, um sie zu einem Flügelaltar umarbeiten zu lassen. Um das Schließen der Flügel zu ermöglichen, wurde das Werk dabei durch sechs neue, stilistisch angeglichene Tafeln ergänzt, so dass es nun insgesamt 51 Tafeln umfasst. Die Rückseiten des Altars wurden indes mit vier großen Temperagemälden versehen.

Reliquienschrein mit den Gebeinen des heiligen Leopold

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Das Programm ist in drei Reihen aufgebaut und zeigt Szenen aus dem Alten Testament und Neuen Testament. Wie die Widmungsinschrift erläutert, soll das Werk die große Bedeutung des Alten Testaments für das Verständnis des Neuen Testaments verdeutlichen. Die Heilsgeschichte wird hierbei in drei Zeitalter eingeteilt:
 Ante legem – vor dem Gesetz (vor der Übergabe der 10 Gebote an Mose)
 Sub lege – unter dem Gesetz (nach der Übergabe der 10 Gebote an Mose)
 Sub gratia – unter der Gnade (Wirken Christi).

Das älteste Zeitalter vor dem Gesetz (d. h. Szenen aus dem Alten Testament bis Mose), wird in der obersten Reihe gezeigt. Die Zeit unter dem Gesetz (d. h. Szenen aus dem Alten Testament nach Mose) wird in der untersten Reihe dargestellt. Dazwischen, in der mittleren Reihe, finden sich schließlich Szenen aus dem Neuen Testament, also die Zeit unter der Gnade.

Jeder Szene aus dem Neuen Testament werden darüber und darunter Szenen aus dem Alten Testament gegenübergestellt, welche in gewisser Weise bereits auf das Wirken Christi hinweisen. Die Annahme, dass die Szenen aus dem Leben Jesu eine genaue Entsprechung in Ereignissen des Alten Testaments finden, wird auch als Typologie bezeichnet. Daher gehören immer drei Tafeln zusammen, wodurch eine Spalte gebildet wird.
Von den insgesamt 17 Spalten folgen 15 dieser Systematik – auch die im 14. Jahrhundert entstandenen Tafeln (8. und 10. Spalte). In den beiden letzten Spalten des rechten Flügels (16. und 17. Spalte) wurde hingegen noch im 12. Jahrhundert das typologische Programm verworfen. Stattdessen kommt es zur Darstellung des Jüngsten Gerichts.

In künstlerischer und technischer Hinsicht stellt der Verduner Altar ein absolutes Meisterstück dar. Stilistisch sind die Tafeln noch von der byzantinischen Kunst beeinflusst, doch ist bei der Körperlichkeit der Figuren ein starker Einfluss von antiken Vorbildern spürbar. Die Figuren sind in Bewegung und anatomisch korrekt abgebildet. Zudem kommt es zu einer für das 12. Jahrhundert ungewöhnlichen Andeutung von emotionalen Regungen. Auch das sehr anspruchsvolle Verfahren der Grubenschmelztechnik (Email champlevé) wurde hier von Nikolaus von Verdun auf sehr hohem Niveau ausgeführt. Die Hintergründe sind zwar überwiegend bläulich gehalten, dennoch nutzte der Künstler jede Gelegenheit, um reizvolle Farbübergänge mit mehrfachen Schattierungen zu schaffen. In der künstlerischen Qualität findet das Werk am ehesten im Dreikönigenschrein in Köln eine Parallele.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Glasfenster der Leopoldskapelle
In den Fenstern der Leopoldskapelle wurden 1836 die Reste der gotischen Glasmalereien aus dem Kreuzgang (um 1330) und aus der Wehingerkapelle (um 1400) zusammengefügt. Bemerkenswert sind die Rundscheiben mit Porträts österreichischer Markgrafen bzw. Herzöge aus dem Geschlecht der Babenberger. Eine der Glasscheiben zeigt die älteste bekannte Darstellung des Fünf-Adler-Wappens, des heutigen Niederösterreichischen Landeswappens. Auf ihr ist Herzog Heinrich II. Jasomirgott zu sehen, der das Modell der Wiener Schottenkirche trägt.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Wandmalereien der Leopoldskapelle
Die Deckenfresken der Leopoldskapelle malte Johann Christoph Prandtl von 1677 bis 1680. In den Feldern stellt er Tugenden und Wunder des Heiligen Leopold so dar, wie sie Propst Adam Scharrer 1670 in seinem Buch „Österreichische Marg-Graffen“ beschreibt. Scharrer bezieht sich auf die Heiligsprechungsakten. An der Eingangswand konnten um 1980 zwei große Freskenfelder aus dem 18. Jahrhundert freigelegt werden. Sie zeigen den Aufbruch des hl. Leopold zur Jagd und den Bau der Stiftskirche.

DECKENFRESKEN - Johann Christoph Prandtl, 1677 - 78
Die heute insgesamt 38 Felder füllen-den Fresken bestehen aus zwei Zyklen, die sich auf den hl. Leopold beziehen. Die vier äußeren Joche sind mit allegorischen Darstellungen gefüllt, die vier (heute nur mehr drei) inneren Joche mit Darstellungen von Wundern, die auf Anrufung des hl. Leopold geschahen. Die Themen schöpfte der Maler aus dem 1670 erschienenen Buch von Adam Scharrer.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Leopoldihof

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

AUGUSTINER-CHORHERREN HEUTE
Nach der Ordensregel des heiligen Augustinus führen die Chorherren ein sowohl kontemplatives als auch aktives Leben. Das Klosterleben manifestiert sich so in der gemeinsamen liturgischen Feier der hl. Messe und dem Chorgebet (drei mal am Tag), und in den pastoralen Tätigkeiten der Chorherren, hauptsächlich in der Seelsorge in über 20 Pfarren in Österreich, Norwegen und den USA. Die Ordenstracht (der Habit) der Klosterneuburger Chorherren besteht aus einem schwarzen Talar und einem weißen Leinenstreifen, dem so genannten Sarozium (volkstümlich: Sarockel). Dieses hat sich aus dem weißen Chorhemd entwickelt, das im Lauf der Jahrhunderte immer weiter reduziert wurde, bis nur ein schmaler Streifen übrig blieb. Traditioneller Weise erhalten die Novizen das Ordensgewand bei der Einkleidungszeremonie am 27. August, dem Tag vor dem Festtag des heiligen Ordensvaters Augustinus. Bei gegebener Zustimmung durch das Plenarkapitel legen sie ein Jahr darauf am 28. August die Einfachen Gelübde ab, nach drei Jahren die Ewige Profess.

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Das barocke Stift sollte ab 1730 nach Plänen von Donato Felice d’Allio und Joseph Emanuel Fischer von Erlach als Klosterresidenz für Kaiser Karl VI. monumental ausgebaut werden. Als der Kaiser jedoch 1740 unerwartet starb, kam es zu einem abrupten Baustopp. Zu diesem Zeitpunkt war nur ein Achtel der geplanten Anlage errichtet worden. Erst 1834–1842 konnte einer der begonnenen Höfe (sog. Kaiserhof) nach Plänen von Joseph Kornhäusel fertiggestellt werden, wodurch zumindest ein Viertel des geplanten „österreichischen Escorials“ fertig wurde.

Barocker Kaisertrakt

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Die äußeren Fassaden haben typisch barocken Charakter und sind reich gegliedert – besonders die Ostfassade. Deren ursprünglich als Gebäudemitte geplanter Bereich schwingt sich konvex nach vorne und nimmt einen vorgeblendeten Balkon, monumentale Säulen und eine riesige Kuppel mit der Reichskrone auf. Die zweite, über dem nordöstlichen Eckpavillon angebrachte Kuppel zeigt hingegen den Österreichischen Erzherzogshut.

Stift Klosterneuburg, Detail der Ostfassade

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Stadtgemeinde Klosterneuburg

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Mariensäule, 18. Jahrhundert, 2. Hälfte, Errichtet 1756 von Mathias Kögler
Mariensäule aus Sandstein, Sockel gemauert, Teile vergoldet und mit Marmorplatten verziert

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Rathausplatz / Albrechtsbergergasse, 3400 Klosterneuburg

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Hl. Nepomuk, 18. Jahrhundert, 1. Hälfte, Sandsteinfigur
1720 im Auftrag des Augustinerordens gefertigt.

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Kierlingbach  

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

 Stift Klosterneuburg, Februar 2023

Bahnstation Klosterneuburg-Kierling

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: