Stift Sankt Florian

bei den Augustiner-Chorherren, Mai 2022

Das barocke Stift Sankt Florian, eines der größten und bekanntesten Klöster Österreichs, befindet sich in der Marktgemeinde St. Florian nahe Linz in Oberösterreich. Die Mariä Himmelfahrt geweihte Stiftskirche (Patrozinium 15. August) ist Pfarrkirche und Basilica minor. Sie gehört zum Dekanat Enns-Lorch in der Diözese Linz. Die Stiftsbasilika und die Klostergebäude stehen unter Denkmalschutz.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Seit dem Jahr 1071 besteht hier eine Gemeinschaft der Augustiner-Chorherren, heute Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren genannt. Die prachtvollen, nahezu unversehrt erhaltenen Barockgebäude mit der Stiftsbasilika sind unter den Architekten Carlo Antonio Carlone, Jakob Prandtauer und Johann Gotthard Hayberger in der Zeit von 1686 bis 1751 entstanden.

Das einfache Kirchenportal wurde unter Propst Leopold li. Trulley (1777 - 1793) noch klassizistisch verändert. Darüber ist die Inschrift angebracht:
LAETIFICABO EOS IN DOMO ORATIONIS MEAE „Freude schenken will ich ihnen im Haus meines Gebetes“
Das ist es, was die Stiftsbasilika vor allem sein will: ein Haus des Gebetes, in dem die Menschen wieder Freude finden sollen, vielleicht auch inneren Frieden - einen Frieden, den die Welt nicht geben kann.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Ein herausragendes: Zeugnis der Schmiedekunst ist das große Abschlussgitter des Passauer Schlossermeisters Hans Meßner (1698/99). Mit zierlichen Frucht- und Blumengirlanden im Aufsatz trennt es den Kirchenvorraum unter der Orgelempore vom Hauptschiff der Basilika.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Im Kirchenraum, geschaffen vom Mailänder Brüderpaar Baumeister Carlo Antonio Carlone und Stuckateur Giovanni Battista Carlone, sind deutlich vier Teile zu unterscheiden. Im Vorraum tragen vier hohe, schlanke Marmorsäulen die Orgelempore und teilen den Raum darunter fast unmerklich in eine dreischiffige Säulenhalle von je zwei Jochen.

Ein besonderes Schmuckstück der Stiftsbasilika sind die alten Kirchenbänke (1701 - 1703). Zwei mal drei Bankblöcke zu je sechs Sitzreihen werden seitlich mit schön geschnitzten Wangen und vorne und hinten mit edlen Einlegearbeiten abgeschlossen. Der Florianer Tischler Stefan Jegg schuf die Bänke, von Jakob Schildknecht aus Linz stammendie Drechslerarbeiten mit den gewundenen Säulen, von Thomas Auer die Bildhauerarbeiten an den 84 Wangen der Bänke. Im Zuge der Restaurierung 1992 bis 1996 wurde den alten Kirchenbänken ein neuer Bankblock aus Nussholz nach einem Entwurf des Linzer Architekten Franz Treml vorgesetzt.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Hauptteil des basilikalen Langhauses wird von kolossalen Halbsäulen in vier Joche geteilt, die mit „Böhmischen Kappen“ überspannt sind. Jedes der vier Joche öffnet sich an den Seitenwänden rechts und links zu Seitenkapellen, deren Gewölbe auf je vier Marmorsäulen ruhen. Von zierlichen Putti geraffte Stuckvorhänge geben den darüber liegenden Emporen festlichen Schmuck. Die reiche Stuckdekoration von Giovanni Battista Carlone beschränkt sich auf die Wände. Sie wird von der Gewölbezone durch das Kranzgesimse getrennt, das den ganzen Kirchenraum umschließt.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Seitenwände des Langhauses sind durch je vier Seitenkapellen und durch korinthische Halbsäulen gegliedert. Uber den Seitenkapellen sind logenartige Balkone, über denen je zwei Putti recht theatralisch die Stuckvorhänge raffen. Die zwei vorderen und die zwei hinteren Seitenaltäre stammenvom italienischen Steinmetz Giovanni Antonio Daria, die vier mittleren Altäre von Giovanni B. Bianco. Das vorderste Kapellenpaar ist vom Titel her das bedeutendste: links die Abendmahlskapelle und rechts die Kreuzkapelle. Ihre beiden Altäre besitzen einen Tabernakel aus schwarzem Marmor,in dem früher das Allerheiligste aufbewahrt wurde.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Gewölbe sind zur Gänze mit Fresken des Münchener Hofmalers Johann Anton Gumpp und seines Schülers Melchior Steidl ausgestaltet. Decke und Kirchenschiff erhalten reichlich Licht durch große Dreipassfenster, die hinter dem weit vorkragenden Kranzgesimse zurücktreten.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Kanzel aus schwarzem Lilienfelder Marmor und der Schalldeckel aus Lindenholz wurden 1755 vom Wiener Hofbildhauer Josef Ressler geschaffen. Das Bildprogramm ist Augustinus, dem dritten Kirchenpatron, gewidmet. Bischof Augustinus schaut hinauf in die Kirchenkuppel und hält der dort dargestellten Dreifaltigkeit sein brennendes Herz - das Symbol der Liebe - entgegen. Zwei Irrlehrer werden von zwei Putti mit einer brennenden Fackel und mit dem zur Lanze umfunktionierten Bischofsstab des Heiligen von der Kanzel gestürzt.

Das Relief am Kanzelkorb zeigt jene berühmte Gartenszene, in der Augustinus die Worte „Nimm und lies“ hört, die der unmittelbare Anlass zu seiner Bekehrung war. Je zwei Putti versinnbildlichen mit ihren Attributen das Alte und das Neue Testament - links die Gesetzestafeln vom Berg Sinai und das Kreuz mit der ehernen Schlange, rechts Kelch und Kreuz als Zeichen der Erlösung.

Florian-Kapelle (links): Im Altarbild von Leopold Schulz (1837) sehen wir Florian kurz vor seinem Todessturz in die Enns. Das Bild wird flankiert von Steinfiguren des Florianer Bildhauers Leonhard Sattler: links Nikolaus als Beschützer der Seefahrer vor den Gewalten des Wassers, rechts der Feuerpatron Donatus. Im Fresko über dem Altar wird Florian in den Himmel aufgenommen. Die Lünetten zeigen Putti mit den Siegeszeichen des Märtyrers - Kranz und Palmzweig. Die Engel über den Säulenkapitellen tragen die Marterwerkzeuge Florians - Eisenhaken und Mühlrad.

Das Altarbild von Leopold Schulz (1848) in der Abendmahlskapelle (rechts) stellt das Letzte Abendmahl dar. Im Gewölbefresko wird in einer Monstranz das allerheiligste Sakrament von Engeln verehrt. In den beiden Lünetten tragen Putti Ährenbündel und Weintrauben - Hinweise auf die eucharistischen Gaben von Brot und Wein. Auch die Stuckengel, die auf den Kämpfern der Kapellensäulen sitzen, tragen Attribute, die zum Bildprogramm der jeweiligen Kapellen gehören: Kelch, Hostie und Lamm Gottes als Zeichen des Messopfers.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Orgel in der Basilika erhielt ihren Namen, weil sie eng mit dem Schaffen Anton Bruckners verbunden ist. Der slowenische Orgelbauer Franz Xaver Krismann hat das Instrument 1770–1774 gebaut, es verfügt über 74 Stimmen auf drei Manualwerken und Pedal. Das spätbarocke Gehäuse stammt von Johann Christian Jegg. Die Bruckner-Orgel hat 103 Register (7.386 Pfeifen) und war, von der 1960 erbauten und zwischenzeitlich fast 30 Jahre ausgefallenen Riesenorgel im Stephansdom abgesehen, die größte spielbare Kirchenorgel Österreichs.

Die Orgel trägt den Namen „Bruckner-Orgel“ - im Gedenken an Anton Bruckner (1824 — 1896), der von 1850 bis 1855 Organist in der Stiftskirche war und auch später bis zu seinem Lebensende immer wieder nach St. Florian kam, um auf der großen Orgel zu spielen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

An die vier Joche des Langhauses schließt sich zum Altar hin der Kuppelraum an. Es folgt ein einjochiges, etwas schmäleres Presbyterium, das mit drei Seiten eines Achteckes abschließt und ebenfalls von einer „Böhmischen Kappe“ eingewölbt wird.

Das Patrozinium der Basilika ist das Festgeheimnis der Himmelfahrt Mariens. Im Hauptbild des Altares nimmt Christus seine Mutter in den Himmel auf. Die Apostel umringen das leere Grab und schauen verzückt, aber auch traurig nach oben. Johannes wendet sich dem Beschauer zu, Rosen in seinen Händen, die nach alter Überlieferung ein letzter Gruß Mariens sind. Maria wird von Engeln emporgetragen und nähert sich in Demutshaltung ihrem göttlichen Sohn, der sie mit offenen Armen empfängt. Im Oberbild sehen wir den Hl. Geist im Symbol der Taube und Gott Vater, der segnend seine Hand über Erde und Himmel erhebt.

Das Oberbild flankieren derhl. Josef (links) und der hl. Leopold (rechts). Sie wurden vielleicht aus landespolitischen Überlegungen erwählt, da sie die Namenspatrone Kaiser Leopolds I. und des Thronfolgers Josef waren. Etwas tiefer und zurückgesetzt sind die im Mittelalter hochverehrten Frauen Katharina (links) mit dem zerbrochenen Rad und der Märtyrerpalme sowie die hl. Barbara (rechts) mit Palme und Turm zu sehen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Von grandioser Gesamtwirkung sind die fünf Gewölbefresken über der Bruckner-Orgel und dem Kirchenschiff, die wie alle anderen von Johann Anton Gumpp und Melchior Steidl geschaffen wurden. Über der Bruckner-Orgel ist die hl. Cäcilia zu sehen, die Patronin der Kirchenmusik, inmitten von einem Kranz singender und musizierender Engel in der Glorie des Himmels. Die nächsten vier Joche - von hinten zur Kuppel hin - zeigen Leiden, Sterben und Verherrlichung des Haus- und Schutzpatrons:
1. Florian wird mit Knüppeln geschlagen;
2. Florian wird mit Eisenkrallen die Brust aufgerissen;
3. Florian wird von der Brücke in die Enns gestürzt;
4. Florian wird von Christus in die ewige Herrlichkeit aufgenommen.
Die Architekturmalerei der einzelnen Gewölbe wird von Bild zu Bild nach vorne reichhaltiger und intensiverin der Farbigkeit.

Deckenfresko: Der Tod des Heiligen Florian
(Florian wird in der Enns versenkt und dem Gaffer auf der Brücke haut es die Augen raus.)

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Tabernakel des Hochaltares als Ort der sakramentalen Gegenwart Christi ist kostbar mit verschiedenfarbigem Marmor ausgestaltet. Dahinter erhebt sich mächtig der über 20 m hohe marmorne Hauptaltar, der sich wunderbar in das Bildkonzept der barocken Kirche einfügt, obwohl er ursprünglich ja noch für eine Barockisierung der gotischen Stiftskirche geplant war.

Links vom Hochaltarbild steht der Schutzpatron und Namensgeber des Stiftes, der hl. Florian, und rechts Bischof Augustinus, der Ordensvater der Augustiner Chorherrengemeinschaft, die schon über 900 Jahre die wechselvollen Geschicke dieses Hauses leitet. Damit wiederholt sich im Bildkonzept auf dem Hochaltar, was schon in der Widmungstafel an der Kirchenfassade angegeben ist: „Dem besten und höchsten Gott, der in den Himmel aufgenommenen Jungfrau und den heiligen Schutzpatronen Florian und Augustinus“.

Ganz außen links neben dem hl. Florian steht Johannes der Täufer als Vorläufer Jesu und rechts neben Augustinus der im Mittelalter so hochverehrte Pestpatron Sebastian.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Neben der Bruckner-Orgel gibt es in der Stiftskirche auch noch eine Chororgel, die auf beide Seiten des Presbyteriums aufgeteilt ist. In den Römer-Orgelgehäusen von 1691 befindet sich ein Werk der Gebr. Mauracher von 1931 mit 43 Registern.

Das Chorgestühl ist ein Gemeinschaftswerk des Linzer Bildhauers Adam Franz und des Bozeners Jakob Auer und dürfte 1702 vollendet worden sein. Franz schuf die Putti, das Rankenwerk am Gestühl und an den Brüstungen sowie das reiche Schnitzwerk der beiden Orgelprospekte. Von Auer stammendie vier Figuren der lateinischen Kirchenväter (1702) sowie die Statuen Mariens und des Verkündigungsengels mit ihren begleitenden kleinen Engeln auf der Spitze der Chororgeln. Die Orgelwerke kamen aus der Werkstatt des Wiener Orgelbauers Josef Remmer (1691 und 1692).

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Besondere Prunkstücke im Kuppelraum sind die reich geschnitzten Chorstühle, die mit ihren Musikchören und den Chororgeln die festliche Gestaltung der Seitenwände des Kuppelraumes fast bis hinauf zum Kranzgesimse übernehmen. Auf den Chororgeln stehen die geschnitzten Statuen von Maria und dem Verkündigungsengel, jeweils begleitet von zwei kleinen Engeln.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Hochaltar wurde bereits 1682 von Propst David Fuhrmann in Auftrag gegeben. Er war nochfür die Barockisierung der gotischen Kirche gedacht. In seinem dreistufigen Aufbau über einer hohen Sockelzone bildet dieser mächtige Marmoraltar (Gewicht ca. 700 Tonnen) einen eindrucksvollen, eher ruhigen Abschluss des Baues. Die Architektur schuf Giovanni Battista Colomba, die künstlerisch etwas farblosen Figuren stammen von Giuseppe Boni.

Die Altarbilder malte Giuseppe Ghezzi. Die großen bronzenen Wandlungsleuchter im Altarraum goss 1754 der Glockengießer Peter Anton Jakomini aus Passau. Die Fresken im Gewölbe der Apsis und des Presbyteriums sowie jene in der Kuppel vollendeten der Münchener Hofmaler Johann Anton Gumpp und sein Schüler Melchior Steidl noch im Jahre 1690. Die ornamentalen Fresken an den Wänden stammen von Domenico Francia (1750). Den neuen Tabernakel aus Glas gestaltete Waltrud Viehböck, Ambo und Volksaltar wurden nach Entwürfen von Architekt Franz Treml geschaffen (beide 1996).

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Das Chorgestühl dient dem Chorgebet, das die Augustiner Chorherren dreimal am Tag - am Morgen, zu Mittag und am Abend - gemeinsam verrichten. Heutzutage werden die Chorstühle in der Kirche nur mehr an Festtagen zum Chorgebet genützt, ansonsten betet man im Oratorium rechts über der Sakristei. Die Chorstühle haben etwas Heiter-Festliches durch die beiden Chororgeln, die wie goldene Kronen aufgesetzt sind, aber auch durch die vielen kleinen Engel, die sich darauf tummeln. Die einen sitzen Schwindel erregend auf den Chorbrüstungen und singen oder musizieren, andere spielen im geschnitzten Laubwerk, wieder andere treten gar als spärlich bekleidete Atlanten auf und scheinen spielend fertig zu werden mit ihrer Last.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Den Namen „St. Florian“ verdanken das Stift und der Markt dem ersten namentlich bekannten Heiligen unserer Heimat: Florianus. Er war Amtsvorsteher beim römischen Statthalter Aquilinus in Lauriacum, der Hauptstadt der römischen Provinz Ufernoricum (Lauriacum, heute Lorch bei Enns, ca. 5 km von St. Florian entfernt).

Als unter Kaiser Diokletian eine Christenverfolgung ausbrach, wurde auch Florian mit vierzig unbekannten Christen wegen seines Glaubens verfolgt und eingekerkert. Trotz verschiedener Folterungen blieb Florian seinem Glauben treu. Schließlich wurde er im Jahr 304 mit einem Stein beschwert in den Ennsfluss gestürzt und ertränkt. Seine Gefährten kamen im Kerker um. Wie die Legende berichtet, wurde sein Leichnam angeschwemmt, von einer Frau namens Valeria auf ein Ochsengespann geladen und an jenem Ort begraben, wo sich heute das Stift St. Florian erhebt.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Ganz oben auf dem Altar steht in einer Nische die Figur des Königs David, des Namenspatrons von Propst David Fuhrmann, welcher den Hochaltar in Auftrag gegeben hatte. Eine hochinteressante Deutung dazu bringt Thomas Korth ein, wenn er schreibt: „Durch die Statue wandelt sich der Altar zum »Turm Davids« und wird damit selbst zu einem Mariensymbol.

„Turm Davids“ ist eines jener vielen Bilder, in denen in der „Lauretanischen Litanei“ die Gottesmutter um ihre Fürbitte bei Gott angerufen wird. Im Deckenfresko über dem Altarraum finden wir weitere Mariensymbole, von denen die meisten auch aus dieser Litanei stammen. Diese Symbole werden von Engeln gehalten und gruppieren sich um das Monogramm des Namens Maria. Man sieht darunter: elfenbeinernen Turm, Mond, Palme, Morgenstern, Lilie, Spiegel der Gerechtigkeit, Rebe, goldenes Haus, Sonne, geheimnisvolle Rose, Arche des Bundes.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Anlass für den Neubau des Stiftes 1684/85 dürfte der Sieg über die Türken bei Wien am 12. September 1683 gewesen sein. Da man diesen für den Bestand des Christentums in unserer Heimat so entscheidenden Sieg auch der mächtigen Fürbitte des hl. Florian zuschrieb - der Heilige wurde ja neben seinem Feuerpatronat immer schon angerufen als Grenzschutzpatron bei Bedrohungen des Landes von außen her -, erreichte die Verehrung des hl. Florian einen neuen Aufschwung. Selbst Kaiser Leopold I. (1658 — 1705) kam mit großem Gefolge zum Florianitag am 4. Mai 1684 nach St. Florian, um in einer offiziellen Dankwallfahrt dem hl. Florian am Ort seines ersten Begräbnisses für seinen Beistand zu danken.

Der berühmte Mailänder Baumeister Carlo Antonio Carlone schuf auf den verstärkten Grundmauern der gotischen Vorgängerkirche einen hohen überwölbten Raum mit 77,5 m Länge, 14 m Breite, 25 m Höhe und 36 m Kuppelhöhe. Der Kirchenbau begann mit dem Ostteil der Kirche und wurde überaus zügig weitergeführt. Schon 1688 dürfte das Presbyterium eingewölbt gewesen sein.

Die Gewölbe des Langhauses waren 1694, die Kirchenfassade 1695 vollendet. Der Nordturm wurde 1700 und der Südturm, dessen untere Geschoße vom gotischen Turm stammen, 1709 fertiggestellt. Die Ausgestaltung der Kirche mit Fresken und Stuck wurde unmittelbar nach dem Fertigwerden des Presbyteriums und der Kuppel 1690 begonnen. In diesem Jahr bekamen der Münchener Hofmaler Johann Anton Gumpp und sein Schüler Melchior Steidl den Auftrag zur Freskierung der Stiftskirche. Bereits 1695 waren alle Gewölbe der Kirche mit Fresken geschmückt. Die Stuckarbeiten für die Stiftskirche wurden Giovanni Battista Carlone, dem Bruder des Stiftsbaumeisters Carlo Antonio Carlone, übertragen und ebenfalls 1695 vollendet.

Ursprünglich sollten auch die Gewölbe der Kirche ähnlich wie in Passau, Schlierbach und Kremsmünster mit Stuck ausgestaltet und in die Stuckfelder Leinwandbilder eingelassen werden. Dieser Plan wurde aber fallen gelassen und die ganze Kirchendecke mit Fresken geschmückt. Damit war die Stiftskirche St. Florian die erste Kirche nördlich der Alpen, deren gesamte Decke mit Fresken - insgesamt 4921 m2 - ausgestaltet ist.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Vom bedeutenden Barockmaler Johann Michael Rottmayr (1719) stammt das farbenprächtige Altarbild der Augustinus-Kapelle, das den Ordensvater Augustinus im Kampf gegen die Irrlehrer zeigt. Die Steinfiguren von Leonhard Sattler stellen Monika, die Mutter des Heiligen, und Bischof Ambrosius, der Augustinus 387 in Mailand getauft hat, dar.

Im Deckenfreskoist als Symbol der Hl. Dreifaltigkeit ein Dreieck mit dem Gottesnamen in hebräischer Schrift. Links halten Engel das flammende Herz des Heiligen, rechts das von Augustinus verfasste Buch „De trinitate“ (Über die HI. Dreifaltigkeit). In den Lünetten tragen Putti Hinweise auf den Heiligen als Bischof und Schriftsteller: Brustkreuz und Schreibfeder, Tintenfass und Buch. Die Stuckengel auf den Kämpfern halten Bücher, Bischofsstab und Mitra.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Stifts- und Pfarrkirche St. Florian ist seit vielen Jahrhunderten ein Ort großer religiöser und künstlerischer Strahlkraft: als Wallfahrtsstätte zum Schutzpatron Florian, über dessen Grab sie nach alter Überlieferung errichtet wurde; als religiöses Zentrum der Chorherrengemeinschaft und der Pfarrgemeinde; als Ort großer künstlerischer Ereignisse bei Orgel-und Symphoniekonzerten; als barockes Gesamtkunstwerk, das jährlich zehntausende Menschen begeistert.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Mit dem Stift eng verbunden sind die Florianer Sängerknaben, der bekannte Knabenchor, der eine lange Tradition hat (die Ursprünge reichen bis in das Jahr 1071 zurück). Sie wohnen im Internat und besuchen öffentliche Schulen im Ort. Seit 1991 führen die Haupt- und die Neue Mittelschule St Florian eigene Klassen für die Sängerknaben. Ein Chorleiter sorgt für die Stimmausbildung und studiert mit den Knaben das aktuelle Repertoire ein.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Von der Vorhalle kommt man rechts in die Marienkapelle. Die Gewölbe des von Carlo Carlone geschaffenen Raumes malte ursprünglich Wenzel Halbax um 1695/96 aus. Die schadhaft gewordenen Gemälde wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts einfach übermalt. Das Sebastian-Bild rechts stammt von Giuseppe Ghezzi, das Bild von der Geburt Christi links wahrscheinlich von Johann Anton Gumpp. Das schön geschnitzte Prälatenoratorium links könnte eine Arbeit von Meinrad Guggenbichler (1705) sein. In der Marienkapelle werden täglich Gottesdienste der Stiftsgemeinschaft und der Pfarre gefeiert.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Im Mittelpunkt des Hochaltares, der vom Linzer Bildhauer Leopold Mähl und vom Florianer Tischlermeister Stefan Jegg 1711/12 errichtet wurde, stand früher jene edle gotische Madonnenstatue, die sich heute in den Stiftssammlungen befindet. 1861 wurde diese durch eine Madonna und anbetende Engel von Josef Rint ersetzt, der auch die beiden Johannes-Figuren über den Seitentüren des Hochaltares und die Pietäa links im Altarraum schnitzte.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Wie in der Kirche wird auch der Raum unter der Orgelempore durch ein künstlerisch wertvolles Gitter vom Hauptraum getrennt. Es stammt vom alten Chorgitter der Stiftskirche, das der Kremsmünsterer Schlossermeister Hans Walz um 1633 geschaffen hat. Die Bekrönung des Gitters ist eine Arbeit des Florianer Schlossers Sebastian Zierlewang. In der Marienkapelle fallen die Eingriffe aus dem 19. Jahrhundert in das barocke Erscheinungsbild besonders deutlich auf.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Schon der Weg zu diesem Gotteshaus ist beeindruckend. Geht man durch das große Tor - Einsertor genannt - in den äußeren Vorhof zwischen Stift und dem 1676 vollendeten Meierhof, so bietet sich dem Besucher ein imposanter Anblick: die 204 m lange Westfront des Stiftes, deren drei Fensterreihen den Blick fast magisch hinziehen auf die mächtigen Türme, die diese Hauptfront des Stiftes nach Norden hin abschließen. Die langen Fensterreihen werden durch weiße Pilaster vertikal gegliedert, vor allem aber durch das Hauptportal und den darüber aufragenden Bläserturm.

Zur Kirche hin steigt das Terrain leicht an, dadurch geht die dreigeschoßige Ordnung der Westfassade fast unmerklich in eine zweigeschoßige über, die aber in den letzten vier Achsen als Außenwand der Marienkapelle noch viel festlicher ausgebildet ist.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Westfront nimmt den Blick sosehr gefangen, dass man auf dem Weg zur Basilika dem Meierhof zur Linken oft nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkt. Und doch trägt dieser Vierkanter mit seinen Vorbauten, in denen das oberösterreichische Feuerwehrmuseum, eine Musikschule, Pfarrräume sowie Vereinslokale verschiedener Florianer Organisationen untergebracht sind, ganz wesentlich zur Geschlossenheit dieses äußeren Stiftsbereiches bei.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Das 1730 fertiggestellte Stiftsportal erstreckt sich mit seinem edlen Figurenschmuck von Leonhard Sattler über alle drei Geschoße bis ans Dachgesimse. Muskulöse Atlanten tragen den Balkon, auf dem je zwei Figuren die Tugenden des Hauspatrons Florian (Standhaftigkeit und Tapferkeit) und des Ordensvaters Augustinus (Glaube und Beredsamkeit) darstellen. Der Bläserturm darüber hat die Form eines Dachreiters. In seiner Größe und Feinheit der Gestaltung trägt er wesentlich zum Gesamteindruck dieser Stiftsansicht bei.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Stift St. Florian ist ein imposantes barockes Kloster mit prachtvoller Bibliothek, Marmorsaal und dem Grab des Komponisten Anton Bruckner.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Adlerbrunnen und Hofansicht

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Türme der Mariä Himmelfahrt geweihte Stiftskirche, einer Basilica minor

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Großer Stiftshof mit Adler-Brunnen, 1757 von J. J. Sattler errichtet

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Stift St. Florian, Innenhof mit Blick zur Kaiserstiege mit Bläserturm

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Springbrunnen Sattlers zeigt eine von vier Voluten über einem Postament getragene Muschelschale, an deren Rand vier Groteskmasken gesetzt sind, die aus ihren Mündern das Wasser in das Becken speien. Die Köpfe, die in den Achsen jeweils gleich gebildet sind, weisen vorne und hinten ägyptisierende Menschengesichter mit flossenartig ausgebildeten Bartkrausen, seitlich dagegen menschenähnlich gebildete Frosch- oder Delphingesichter auf. Alle Köpfe werden von den widderhornartig aufgerollten Voluten des oberen Schalenrandes eingefaßt. In der Mitte der Schale liegt eine große Kugel, um die sich eine drachenschwänzige Schlange windet. Die Schlange speit aus ihrem geöffneten Maul das Wasser einem großen Adler senkrecht entgegen, der sie mit beiden Klauen packt. In bildhauerisch kühner und künstlerisch geglückter Weise ist der Adler in dem Augenblick wiedergegeben, in dem er sich aus den Lüften herabgelassen hat: der rechte Flügel ist noch weit ausgespannt, während der linke gerade zusammengelegt wird. Vor allem wegen dieser mächtigen Adlerfigur gehört der Brunnen Sattlers, der 1958 gründlich renoviert wurde, zu den schönsten barocken Steinplastiken in St. Florian.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Kaiserstiege vom Stift St. Florian

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Deckenfresko auf der Kaiserstiege vom Stift Sankt Florian

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Adlerbrunnen und Hofansicht des Treppenhauses, Kaiserstiege mit Bläserturm

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Marmorsaal von außen

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

PASSIO FLORIAN
Die große Christenverfolgung unter den Kaisern Diokletian und Maximian (284 305) griff im Jahre 304 auch auf die Provinz Ufemorikum (Oberösterreich) über. Im Umfeld der römischen Gamisonsstadt Lauriacum (Lorch/ Enns) werden 40 Chrsten ausgeforscht und wegen ihres Glaubens eingekerkert. Florianus, der frühere Kanzleivorstand von Lauriacum, hörte in seinem Wohnort Cetium (St. Polten) von diesen Ereignissen und beschloss, die Gefangenen in ihrem Glaubensbekenntnis zu stärken. Er begab sich nach Lauriacum, bekannte sich, wohl wissend, was ihn erwartete, öffentlich als Christ und wurde dem Statthalter Aquilinus vorgeführt. Schmeicheleien und Drohungen konnten Florian ebenso wenig von seiner Glaubensüberzeugung abbringen wie die stufenweise verschärfte Folter. Schließlich verurteilte Aquilinus den standhaften Bekenner zum Tod durch Ertränken. Mit einem Stein beschwert wurde Florian in den Ennsfluss gestürzt. Der Leichnam blieb an einem Uferfelsen hängen und eine tatkräftige Frau (Valeria) begrub ihn an jener Stelle, die der Heilige ihr im Traum angezeigt hatte. Auf dem Weg zum Begräbnisplatz fand sich für die durstigen Zugtiere auf wunderbare Weise eine rettende Quelle, die heute noch fließt.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Eingang zur Stiftsbibliothek

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Den Bau eines Bibliothekstrakts (ein erster war früher als Annexbau an anderer Stelle geplant) in der Mitte des Ostflügels überantwortete man Baumeister Gotthard Hayberger aus Steyr. Der Hauptsaal der zwischen 1744 und 1751 erbauten Stiftsbibliothek ist ein Juwel des Spätbarock.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Bücherregale, die Empore und die Türen wurden von regionalen Handwerkern gefertigt und zeugen von der hohen Qualität ihrer Arbeit. Die Figuren des Deckenfreskos Verbindung der Tugend mit der Wissenschaft (bez. 1747) schuf Bartolomeo Altomonte, die Architekturmalerei Antonio Tassi. Der Gesamtentwurf des Gemäldes stammt von Daniel Gran.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Deckenfresko "Verbindung der Tugend mit der Wissenschaft" von Bartolomeo Altomonte, der auch u.a. im Stift Admont tätig war.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Bibliothek umfasst ca. 150.000 Bände, darunter auch mittelalterliche Handschriften und Frühdrucke, von denen etliche nach dem Zweiten Weltkrieg von Eleonore Klee restauriert wurden. Zum Bibliotheksbestand gehörte bis 1931 auch der Florianer Psalter.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Sammlung von gotischen Scheiben verschiedener Kirchen

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Gotische Scheiben aus St. Michael i.d. Wachau, Anfang 14. Jh,
    Links: Apostel, Mitte: Kluge Jungfrau, Rechts: Johannes Ev.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Marmorsaal (Raumgröße 450 m²), der als Risalit in der Mitte des Südflügels hervortritt und das gesamte zweite und dritte Stockwerk des Gebäudeteils einnimmt, wurde 1718 von Jakob Prandtauer entworfen. Der plastische und ornamentale Schmuck der Hoffassade stammt von Leonhard Sattler (1723/24). Der Saal hat seinen Namen von dem braunroten und weißlich grauen Marmor bzw. Stuckmarmor des Fußbodens und der Wände. Jakob Prandtauer schloss 1719 den Rohbau ab und vollendete 1722 das Saaldach.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Ippolito Sconzani schuf die Architekturmalerei. Die Reiterbilder Kaiser Karls VI und Prinz Eugens schuf ebenfalls Bartolomeo Altomonte.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Marmorsaal: Allegorische Darstellung von Bartolomeo Altomonte

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Stuck- und Stuckmarmorarbeiten stammen von Franz Josef Ignaz Holzinger (1724–1727).

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Das monumentale Deckenfresko von Bartolomeo und Martino Altomonte verherrlicht Kaiser Karl VI., der in der Gestalt Jupiters seinen Fuß auf einen besiegten Osmanen setzt und die Huldigung durch die wieder vereinigten Länder Österreich und Ungarn entgegennimmt. Das Deckengemälde zeigt somit die Verherrlichung der Siege Österreichs und Ungarns über die Türken und Segnungen des Friedens.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Propst Leopold Zehetner (1612 - 1646) ließ die Stiftsbasilika im Inneren weitgehend umgestalten und einen Klostertrakt ("Leopoldinischer Trakt") neu erbauen. Propst David Fuhrmann (1667 - 1689) entschloss sich zu einem umfassenden Neubau des gesamten Stiftes.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der Marmorsaalpavillon in der Mitte des Südflügels (rechts im Bild) bildet mit seinem auf einem Attikageschoss ruhenden mächtigen Mansarddach und den reich geschmückten Fassaden nicht nur den architektonischen Höhepunkt des Prälatenhofes, sondern auch das weit in die Landschaft wirkende Haupt der Klosteranlage.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Im Vorraum der Krypta erinnern Bilder an die Klausnerin Wilbirg und an Bischof Altmann von Passau. Unter dem Hochaltar der Stiftsbasilika ist der älteste Sakralraum des Stiftes mit romanischen und gotischen Elementen.

Hier steht auch der Steinsarg der Klausnerin Wilbirg, die 41 Jahre lang in einer Klause neben der alten Stiftskirche lebte und 1289 im Ruf der Heiligkeit starb. Sie wird als Schutzpatronin des Stiftes verehrt.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Gruft aus dem 13. Jhdt. stellt das Fundament der heutigen Barockkirche dar und diente als Priesterfriedhof. Auch heute werden hier noch die verstorbenen Stiftsvorsteher (Pröpste) beigesetzt. Unter der Stiftsbasilika befindet sich die Gruft, in der bis zum Jahr 1780 die Augustiner Chorherren ihre letzte Ruhestätte fanden (seither ist der Priesterfriedhof gegenüber vom Hauptportal der Stiftsbasilika!). Die Prälaten werden heute noch in der Gruft bestattet.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

In der Gruft sind noch schöne gotische und barocke Grabmäler zu sehen.
Sarg von Ferdinand I-Moser, Austr - Gmunden, 1901

Ferdinand Moser, amtierte als Propst 1872–1901, war ein österreichischer römisch-katholischer Priester, Augustiner-Chorherr, Propst von Stift Sankt Florian und Abgeordneter zum Österreichischen Abgeordnetenhaus.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Da man auch über 6000 Skelette und Schädel gefunden hat, wird St. Florian als bereits frühe Begräbnispilgerstätte angenommen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Mitten im Kirchenvorraum - unter der Bruckner-Orgel - ist im Boden eine Marmorplatte mit der Inschrift „Anton Bruckner 1824 — 1896“ eingelassen. Darunter in der Gruft hat dieser begnadete Komponist seine letzte Ruhestätte gefunden. In seinem Testament steht unter anderem: „Ich wünsche, dass meine irdischen Überreste in einem Metallsarge beigesetzt werden, welcher in der Gruft unter der Kirche des reguliert lateranensischen Chorherrenstiftes und zwar unter der großen Orgel frei hineingestellt werden soll, ohne versenkt zu werden, und habe mir hiezu die Zustimmung schon bei Lebzeiten seitens des hochwürdigsten Prälaten genannten Stiftes eingeholt.“

Anton Bruckner wollte in St. Florian seine letzte Ruhestätte finden. Hier hat er als Sängerknabe, Lehrer und Stiftsorganist bleibende Eindrücke für seine Entwicklung als Musiker und Mensch erfahren: von der Großartigkeit der barocken Architektur, von der Liturgie bei den Gottesdiensten, von den Klängen der großen Orgel und von der Ordensgemeinschaft der Augustiner Chorherren.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Treppenhaus, Kaiserstiege

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die 14 Zimmer, die man Gästen aus dem Kaiserhaus, aber auch anderen (Durch)Reisenden bereitstellte (Papst Pius VI hat hier ebenso übernachtet wie Michael Haydn, Franz Schubert und Franz Grillparzer), verfügen noch über die originale Ausstattung und Möbel aus dem 18. Jahrhundert.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Alle wurden von oberösterreichischen Künstlern und Handwerkern gefertigt. Die Statuen über den Türen, die Kerzen-Träger und die Bettpfosten im sogenannten Prinz Eugen-Zimmer sind von bemerkenswerter Qualität.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

In einer durchgehenden Zimmerflucht mit einer Fläche von annähernd 1100 m² liegen die sogenannten Kaiserzimmer, insgesamt 14 Zimmer, die der Unterbringungen hoher Gäste dienten.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Die Zimmer sind mit kostbarem Stuck, Decken. und Wandmalereien, Holzfußböden, Wandvertäfelungen und Wandbespannungen sowie mit Kachelöfen und Kaminen ausgestattet. Daneben verfügt jedes Zimmer über prunkvolle Möbel und eine Ausstattung mit Gemälden und Skulpturen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Auch heute noch können die Zimmer in einer etwa halbstündigen Führung besucht werden.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Audienzsaal des Kaisers

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Gobelinzimmer

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Am 23. April 1782 kam Papst Pius VI. nach St. Florian, um auf der Rückreise von Wien nach Rom hier zu übernachten. Im Zuge der Josephinischen Klosterpolitik entging das Stift St. Florian 1784 nur knapp der Aufhebung, musste aber Besitzungen und Kunstschätze an den Staat abgeben und große finanzielle Einbußen hinnehmen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Einige Gästezimmer verfügen über großflächige Malereien, wie das Faistenbergerzimmer, das nach dem gleichnamigen ausführenden Künstler benannt ist. Die Malereien an den Wänden des Prinz Eugen-Zimmers und des Jagdzimmers mit Landschaften und Szenen aus den Türkenkriegen und Jagd-Impressionen stammen vom Winterthurer Maler Felix Mayr und seinem Sohn.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Das beinahe schreckenerregende Bett im Prinz Eugen-Zimmer schuf Leonhard Sattler. Extra angefertigt für Prinz Eugen wurde es laut Guide niemals als Schlafstätte benutzt.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Der hochgebildete Propst Michael Ziegler (1793-1823) führte sein Haus durch die dreimalige Besatzung während der Franzosenkriege in eine neue Blütezeit. Er förderte die wissenschaftliche Ausbildung jüngerer Mitbrüder und ermunterte sie zu historischen Forschungen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

St. Florianer Chorherren unterrichteten als Professoren am Linzer Lyzeum (Hochschule) und am Linzer Gymnasium (heute Akademisches Gymnasium), dessen Leitung 1807 dem Propst übertragen wurde. Das Stift St. Florian stelte bis 1863 den Direktor und den Großteil der Professoren.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

Am 21. Jänner 1941 wurde das Stift St. Florian durch das nationalsozialistische Regime beschlagnahmt, im November 1941 auch enteignet. Die Chorherren mussten in das Exil nach Pulgarn bei Steyregg gehen. Im Stift war neben der Reichsrundfunkgesellschaft noch das Historische Forschungsinstitut des Reichsgaues Oberdonau untergebracht, das die beschlagnahmten Klosterbibliotheken des Landes verwaltete.
Nach Kriegsende konnten die Chorherren mit Propst Leopold Hager (1944-1968, gest. 1972) am 24. Juni 1945 wieder in ihr Stift zurückkehren und sich unter schwiergen Bedingungen dem Wiederaufbau widmen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022

1971 wurde der hl. Florian, der erste historisch belegbare Christ im heutigen Österreich, zum Patron der Diözese Linz, 2004 auch zum Landespatron erhoben. Schon Jahrhunderte zuvor hatten ihn seine Zivilcourage, seine Solidarität und seine Bereitschaft, das Leben für andere zu iskieren, zum Feuerwehrpatron werden lassen.

 Stift Sankt Florian, Mai 2022




Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: