Theodor Kery WP 2/3, A-2491 Neufeld/L.
+43/2624/54014 - office@websteiner.com
Stift Schlierbach (lateinisch Abbatia Aulae B. M. V.)
ist eine Zisterzienser-Abtei in Schlierbach im Traunviertel in
Oberösterreich. Es ist ein Hauptwerk des österreichischen Barock um
1700. Kunstgeschichtlich interessant ist die Renovierung im 17.
Jahrhundert (1672 bis 1712) durch Mitglieder der italienischen
Künstlerfamilie Carlone.
Die erste urkundliche Erwähnung des Namens Schlierbach stammt aus dem
Jahr 927. Bereits zu dieser Zeit soll sich an der Stelle des heutigen
Stifts eine Burg befunden haben. Nach wechselvoller Geschichte gelangte
sie 1353 in den Besitz von Eberhard V. (III.) von Wallsee, der darin
1355 ein Zisterzienserinnenkloster stiftete. Im Laufe der Jahrzehnte
gestalteten sie diese Burg zu einem Kloster um. Heute sind im
Zisterzienserkloster Stift Schlierbach wichtige und wesentliche
wirtschaftliche Einrichtungen beheimatet, aber auch Kunst- und
Kulturpflege geschieht durch die Glasmalerei und das Bildungszentrum.
Die Burg Schlierbach wurde von Eberhard von Wallsee und seiner Gattin
im Jahr 1355 als Zisterzienserinnenkloster gestiftet. Die Nonnen lebten
bis zur Reformationszeit hier, 1556 erlosch das Klosterleben. Auf
kaiserlichen Wunsch hin wurde das Kloster Schlierbach jedoch im Jahr
1620 wieder begründet, diesmal als Männerkloster. Die
Zisterzienserabtei blickt also auf eine 400-jährige bewegte Geschichte
zurück.
Stifts- und Pfarrkirche zur Aufnahme Mariens in den Himmel und zum hl. Jakobus
Statuen der Bischöfe Otto von Freising und Konrad von Salzburg an der Kirchenfassade
Architektonisch gehört die überreich ausgestattete Schlierbacher
Stiftskirche zum Früh- bzw. Stuckbarock. Sie wurde in den Jahren 1679
bis 1684 im Auftrag von Abt Benedikt Rieger erbaut, im Anschluss
erfolgte die Innenausstattung. Die Pläne stammen wohl von Pietro
Francesco Carlone (gest. 1680), dessen Sohn das Werk fortsetzte. Sein
Bruder Giovanni Battista Carlone (gest. 1721) beteiligte sich als
Stuckateur und der Schwager Giovanni Carlone (nur er ist auch
urkundlich nachgewiesen) schuf die Fresken. Bereits wenige Jahre später
veränderte man das Aussehen der Kirche und damit das Konzept der
Familie Carlone. Sie sollte noch wesentlich prachtvoller gestaltet
werden. Beinahe 500 einzelne Schnitzteile - unterbrochen von
Blumenbildern - wurden an den Pilastern angebracht. Diese aufwendigen
Dekorationen und vermutlich auch die Gitter auf den Emporen schuf der
Linzer Schnitzer Johann Baptist Wanscher. Zur damaligen Neugestaltung
gehörte auch die heute nicht mehr sichtbare Vergoldung vieler
Stuckteile in den Seitenkapellen, im Altarraum und unter der
Orgelempore.
Die opulent gestaltete Kanzel wurde im Jahr 1695 von Johann Waglhuber,
einem Tischler aus Ried im Traunkreis gefertigt. Sie zeigt im oberen
Teil wieder die vier Evangelisten. Bekrönt wird das Schnitzwerk von
Christus, dargestellt als Welterlöser.
Deckengemälde im Langhaus
Beim Hauptaltar mit seinen 18 Metern Höhe handelt es sich um ein
beachtliches Kunstwerk, das dem Linzer Tischlermeister Christoph
Grießmayr zugeschrieben wird. Als Fassmaler kann seit der letzten
Renovierung (Inschrift auf der Rückseite des Altares) V. G. Gmainer aus
Kirchdorf benannt werden. Die Bilder von Franz Werner Tamm (1701)
zeigen die Aufnahme Mariens in den Himmel und den auferstandenen
Christus, der ihr auf Wolken entgegeneilt.
Die vier vergoldeten Hauptfiguren stellen die vier abendländischen
Kirchenlehrer dar (Augustinus, Gregor der Große, Hieronymus und
Ambrosius), die oberen Figuren die vier Evangelisten (Lukas, Matthäus,
Markus und Johannes) mit ihren Symbolen. Der die Weltkugel segnende
Gottvater bekrönt den Altar. Etwas jüngeren Datums ist der Tabernakel,
der als „Zelt Gottes unter den Menschen“ konzipiert ist. Zwei Engel,
die vor dem in der Eucharistie gegenwärtigen Herrn ihre Knie beugen und
Weihrauchfässer tragen, flankieren ihn.
Das Chorgestühl befand sich bis in das Jahr 1934 auf der Orgelempore.
Wie die Sakristeieinrichtung wurde es 1770 von dem Schlierbacher
Laienbruder Franz Sailher geschaffen. Hier versammeln sich in der
Sommerzeit die Mönche des Klosters dreimal täglich zum Gebet.
Die aufwendig gestaltete Decke über dem Langhaus zeigt in den vier
großen Bildern Frauengestalten aus dem Alten Testament. Es sind Frauen,
die für jemanden Fürbitte einlegen.
Das detaillierte Bildprogramm für die Ausgestaltung gab wohl Abt
Benedikt selbst vor. Fresken und Skulpturen, die ganze Kirche sollte
sich auf die Gottesmutter Maria beziehen, was dem Klosternamen
„Mariasaal“ entsprach. Das große Hochaltarbild zeigt den Triumph
Mariens bei der Aufnahme in den Himmel. Darüber befindet sich ihre
Aufnahme durch Christus und auf dem Deckengemälde ihre Krönung. Die
Kartuschen über den Fenstern des Altarraums thematisieren jeweils zwei
Anrufungen aus der Marienlitanel.
Sie werden hier als Vorbilder für Maria gedeutet: Ester bei Ahasver,
Abigajil bei David, Batseba bei Salomon und über der Orgelempore die
Königin von Saba bei Salomon.
Die Orgel der Stiftskirche entstammt der Hand von Valentin Hochleitner.
1772 erbaut, wurde sie 1899 von Leopold Breinbauer und schließlich 1985
von der Schweizer Orgelbaufirma Mathis neu errichtet. Sie besitzt 31
auf zwei Manuale verteilte Register und ein Pedal.
Im Deckengemälde unter der Orgelempore zeigt das Deckenbild den größten
Heiligen des Zisterzienserordens, den hl. Bernhard, mit Maria und
Jesuskind. Seltene Darstellungen sind auf den beiden kleinen
Deckengemälden unter der Orgelempore zu sehen: Aus dem Mund des
polnischen Konversen Ladislaus sprießt ein Ölbaum, in dessen Blätter
sich die Worte „Ave Maria“ finden, und aus dem Munde Wilhelms von
Montpellier wächst eine Lilie, die ebenfalls von den Worten „Ave Maria”
umgeben ist.
Katharinenaltar
Michael Rottmayr malte 1697 Jesus auf dem Schoß seiner Mutter sitzend,
wie er die hl. Katharina mit dem Brautkranz schmückt, als Symbol für
ihre mystische Vermählung mit Gott. Vier heilige Frauen flankieren das
wertvollste Gemätde der Stiftskirche: Apollonia mit Zange, Dorothea mit
Märtyrerpalme, Agnes mit Lamm und die hl. Ursula von Köln mit Pfeilen.
Zwei weitere Szenen aus dem Leben Mariens und ein Fresko, das Ägidius
von Assisi, einen Gefährten des 22 hl. Franziskus darstellt, zieren die
Wände.
Bernhardaltar
Auch für diesen Altar schuf Michael Rottmayr das Altarblatt. Es
verbrannte allerdings mit dem Altar im März 1965. Das Bild eines
unbekannten Malers zeigt jetzt den Tod des hl. Bernhard. Neben ihm
befinden sich zwei Prämonstratenserheilige, Hermann Josef und Nobert
von Xanten, und über diesen der hl. Ambrosius und der hl. Augustinus.
Ein Fresko soll angeblich den Schlierbacher Gründerkonvent darstellen,
über ihm die Gottesmutter. Gegenüber wohnt der hl. Bernhard einer hl.
Messe bei und sieht visionär die Armen Seelen im Purgatorium.
Kreuzaltar
Das Hauptbild wurde 1692 von David Höss gemalt und zeigt die Kreuzigung
Christi. Auf das Leiden des Erlösers beziehen sich sowohl die Figuren
(Petrus mit Schlüsseln und Hahn, der an den Verrat erinnert, und
Veronika mit dem Schweißtuch) als auch die Fresken der Kapelle.
Deckengemälde im Altarraum
Die Statuen an den Pilastern im Kirchenschiff und im Presbyterium stellen die leiblichen Verwandten Jesu und Mariens dar.
Statue hl. Zacharias mit Bernhardaltar (links) und Marienaltar (rechts)
Der Schlierbacher Hausmaler Gabriel Meitinger malte das Marienbild,
flankiert wird es von den Eltern Mariens, Anna und Joachim. Die Fresken
zeigen Weihnachtsszenen.
Statue hl. Mutter Anna und Maria
Deckengemälde Abigajil bei David, Deckengemälde Ester bei Ahasver
Heute ist die Stiftskirche auch Schlierbacher Pfarrkirche. In ihr beten
die Zisterziensermönche in der Sommerzeit täglich dreimal ihr
Chorgebet, hier feiert die Gemeinschaft mit der Pfarrgemeinde täglich
die heilige Messe. Viele Wallfahrer*innen beten hier, viele Menschen
bewundern ihre Pracht, die seit der letzten Sanierung in den Jahren
2019 bis 2023 wieder das Herz jedes Einzelnen zu Gott erheben möchte.
Stift Schlierbach als barockes Gesamtkunstwerk
Wir besitzen im Grunde nur vage Vorstellungen vom Erscheinungsbild des
spätmittelalterlichen Stifts, das im Zuge der einschneidenden baulichen
Eingriffe im 17. Jahrhundert im barocken Neubau gänzlich aufging. Die
Barockisierung des Stiftes setzt bereits unter Abt Nivard Geyregger
(1660-1679) ein, der ab 1672 mit dem Neubau des Stiftes beginnt und
dabei auch die ursprüngliche Disposition von Kirche und Konventgebäude
dahingehend ändert, dass er die heutige imposante Westfront vollendet
und bis 1678 auch die Nord- und Ostfront des Kirchenhofes (einst
Prälatenhof) in Angriff nimmt. Die 1678 datierte Bauinschrift über dem
Abteiturmportal mit dem Hinweis auf die drei (geistlichen) Säulen des
Stiftes (die Jungfrau Maria, Bernhard und den allmächtige Gott) bringt
erstmals die Idee einer Dreiturmfassade zum Ausdruck - neben dem
Abteiturm und Kirchenturm sollte - auf gleicher Höhe zum Abteiturm -
ein Turm über der Südfront erstehen, dessen Mauern noch unter der
Dachfront nachweisbar sind. Möglicherweise wurde diese Ausrichtung der
Konventanlage auf die Stiftskirche erst im Laufe der
Barockisierungsphase aufgegeben, nachdem man sich letztlich entschieden
hat, die Kirche auch im Erscheinungsbild der dominierenden Westfassade
nur mittels Hauptturm im Osten hinter dem Chorabschluss der Kirche
gesondert hervorzuheben. Diesbezüglich kommt dem um 1686 an der linken
Innenseite der Stiftskirche gemalten Fresko mit einer Ansicht des
Stiftes besondere Bedeutung zu: Der Freskant Giovanni Battista Carlone
präsentiert darauf die mit zahlreichen Walmgauben rhythmisierte
Dachfront der Westseite, die auf der Höhe der Stiftskirche unterbrochen
ist.
Protagonisten der Carlone Familie
Da die Carlone aber über qualitätsbewusste und erfahrene Architekten
und tüchtige Maurermeister genauso verfügten wie über ideenreiche
Stuckateure, virtuose Freskanten und ausgezeichnete Tafelbildmaler,
vermochten sie auf diese Weise ihre Vorstellungen vom barocken
Gesamtkunstwerk am eindrucksvollsten zu verwirklichen. Ob ihres
immensen Auftragvolumens zogen sie auch eine Reihe von Künstlerkollegen
an, die von den Carlone ebenfalls ihren Auftraggebern weiterempfohlen
wurden, wenn sie sich dem Gesamtkonzept der Carlone unterzuordnen
wussten. Längst haben sich die Bezeichnungen „Carlone-Kirchen" und
„Carlone-Stuck" etabliert, wobei damit stets spezifische Vorstellungen
künstlerischen Wollens jeweils einzelner Protagonisten der weit
verzweigten Carlone-Familie verbunden werden. Im barocken Stift
Schlierbach tragen sowohl die Architektur (Pietro Francesco und Carlo
Antonio Carlone) als auch der Stuck (Giovanni Battista und Bartolomeo
Carlone) und die Fresken (Giovanni Carlone) ihre Handschrift, auch wenn
in diesem Zusammenhang die Archivalien außerordentlich spärlich gesät
sind.
Die Besiedelung Schlierbachs ab 1620
Aus der Führungsschrift: Dass das Kloster Schlierbach als Besitz nicht
in weltliche Hände überging, hat seine Ursache in der Tatsache, dass in
Österreich die Habsburger als katholische Dynastie die Erwerbung von
Kirchengütern durch den protestantischen Adel verhinderten. Der
Klosterrat verwaltete die leer gewordenen Häuser. Schlierbach hatte in
der langen Zeit von 64 Jahren die verschiedensten Administratoren, Äbte
aus anderen Klöstern, wie Wilhering, Lambach, Garsten, Gleink und
Kremsmünster, aber auch aus dem Adel. Die meisten führten dabei nur die
Oberaufsicht, während in Schlierbach selbst ein von ihnen beauftragter
Verwalter oder Hofrichter die Tätigkeit ausübte. Von 1559-1583, durch
24 Jahre hindurch, war es Hippolyt Kleesauf, ein Lutheraner, der aber
im Großen und Ganzen den Besitz treu verwaltete.
Unter den nachfolgenden teils weltlichen, teils geistlichen Verwaltern
(die sich auch hochtrabend „Äbte" nannten) geriet aber das Kloster
immer mehr in Schulden, sodass die Steuern nicht mehr bezahlt werden
konnten. In dieser Situation wurde 1609 die volle Verwaltung von
Erzherzog Matthias (von 1612-1619 dann Kaiser) den tüchtigen
Kremsmünsterer Äbten Alexander a lacu und Anton Wolfradt, dem späteren
Bischof von Wien, übertragen, die das Kloster tatsächlich aus den
Schulden herausbrachten und auch das sehr schadhaft gewordene Gebäude
zur Notdurft ausbesserten. Die beiden Äbte bemühten sich auch um die
Rekatholisierung von Wartberg und Kirchdorf durch geeignete Pfarrer. Es
ist verständlich, dass sich Kremsmünster um die Einverleibung
Schlierbachs als Priorat bemühte, wie aus einer Bittschrift von Abt
Anton Wolfradt an Kaiser Ferdinand im Jahr 1619 hervorgeht, in der er
viele Gründe für die Angliederung an Kremsmünster anführt. 1616 hatte
aber der Generalabt des Zisterzienserordens, Nikolaus II. Boucherat von
Citeaux (1604-1625), in Österreich geweilt und dem Reiner Abt Matthias
Gülger (1605-1628) den schriftlichen Befehl erteilt, das dem Orden
entfremdete Kloster Schlierbach wieder für diesen zurück zu gewinnen.
Die Entscheidung lag der damaligen Zeit und Situation entsprechend beim
Kaiser Ferdinand II. (1619-1637), der sich entschloss, die Ordensrechte
der Zisterzienser zu wahren. Maßgeblich mitentscheidend war
wahrscheinlich seine freundschaftliche Bekanntschaft mit Abt Matthias
Gülger aus seiner Zeit in Graz. Der Bescheid des Kaisers erging
mündlich, „vivo vocis oraculo", im ersten Viertel des Jahres 1620.
Sogleich ging der Reiner Abt an die Verwirklichung der schwierigen
Aufgabe, da dazu Personal zur Verfügung zu stellen und das Kloster mit
dem Notwendigsten auszustatten war. Er sandte den langjährigen Prior
von Rein Wolfgang Sommer mit zwei weiteren Patres nach Schlierbach, wo
sie am 9. Mai 1620 ankamen. P. Wolfgang Sommer zog in ein 64 Jahre lang
verwaistes Kloster ein, das leere Räume, kahle Wände und leere
Vorratskammern zeigte. Es begann ein hartes und schweres Aufbauwerk.
Vor dem Gymnasium der Abtei Schlierbach gegenüber dem Panorama Stift Schlierbach steht der hl. Nepomuk
Klosterkäserei Schlierbach: Die Käserei wurde 1924 gegründet. In der
Klosterkäserei wird der Schlierbacher Käse produziert – zurzeit zwölf
verschiedene Sorten. Der Käserei ist eine Schaukäserei angeschlossen.
An einem Hügel hinter dem Stift steht die Kalvarienbergkapelle mit Kreuzweg
Das Innere der Kalvarienbergkapelle beim Stift Schlierbach
Im Rahmen der Stiftsführung werden die Stiftsräumlichkeiten wie den
Bernardisaal, die Bibliothek, die Stiftskirche den Kreuzgang mit der
Schlierbacher Madonna, die Schaukäserei und Glasmalerei gezeigt. Um den
Preis von EUR 13,50 werden abschließend im Panorama die verschiedenen
Schlierbacher Bio-Käse-Spezialitäten verkostet. Das wollte ich mir
nicht entgehen lassen und aufgrund mehrstündiger Anreise habe ich vorab
telefonisch mein Interesse bekundet und meine Ankunft avisiert.
Bei meinem Besuchstag war ich jedoch der einzige Interessent und für nur einen Teilnehmer findet keine Führung statt. Schade.
Mein Vorschlag eines verkürzten Rundgangs lediglich in den Bernardisaal
und die Stiftsbibliothek, damit sich meine achtstündige Fahrzeit etwas
rentiert, wurde leider ebenso abgelehnt. Sehr Schade.
Da hätte ich mir schon mehr Entgegenkommen und Engagement erwartet. Enttäuschend!
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: