Stillfried

im Zentrum der Urzeit, Oktober 2023

Stillfried an der March, die hier die Grenze zur Slowakei bildet, ist eine Katastralgemeinde der Gemeinde Angern an der March im östlichen Niederösterreich. Der Ort hat 368 Einwohner. Die archäologischen Funde im Gebiet von Angern reichen von der Altsteinzeit bis in die Römerzeit. Daraus ergibt sich ein einmaliges Siedlungskontinuum von fast 30.000 Jahren mit langjähriger Forschungstradition. Die römischen Funde stammen von einer Militärstation aus dem 2. Jahrhundert. An der Bernsteinstraße liegend, wurde der Ort erstmals im Jahr 1045 in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs III. an den Spanheimer Markgrafen Siegfried genannt. 1278 versammelten sich bei Stillfried die Streiter Rudolfs I. zur Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen, einem Schlüsselereignis der österreichischen Geschichte.

 Stillfried, Oktober 2023

Die im Kern romanische Kirche liegt inmitten einer bronzezeitlichen Wallburg. Schon seit der Altsteinzeit besiedelt, ist Stillfried mit seinen bedeutenden Funden ein Paradies für Prähistoriker und Archäologen. Die Lage an der Bernsteinstraße trug zur Bedeutung der urzeitlichen Siedlung als Handelsplatz bei. Später hatten dann auch die Römer hier einen Stützpunkt. Wohl im späten 13. Jahrhundert wurde der Ort an den Fuß der Wallburg verlegt, die Kirche blieb am Berg.

 Stillfried, Oktober 2023

Der Turm der Stillfrieder Kirche stammt aus dem 12./13. Jhd., das Kirchenschiff aus dem 13./14. Jhd. Das Untergeschoß des Turms wurde in früheren Jahrhunderten als Karner verwendet. Im Erdgeschoß befand sich eine Michaelskapelle. Die Fundamente der ursprünglichen Kirche aus dem 11. Jhd. sind vermutlich innerhalb der heutigen Kirche zu suchen. Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1669 in ihrer jetzigen Gestalt wieder hergestellt. Die spätgotische Seitenkapelle wurde im 17. Jhd. zweigeteilt. Der westliche Teil wurde mit barockem Stuck versehen und als Marienkapelle eingerichtet.

Die dem HI. Georg geweihte Pfarrkirche von Stillfried gehört zu den seltenen sog. Westturmkirchen. Stillfried war seit dem 11. Jhd. Mutterpfarre eines großen Pfarrbezirks.

 Stillfried, Oktober 2023

Zum Andenken an den Sieg des Kaisers Rudolf von Habsburg am 26. August 1278

 Stillfried, Oktober 2023

Stillfried gehört seit 1874 zu den bedeutendsten Zentren historischer und archäologischer Forschung. Seit den Jägern der späten Altsteinzeit um 30 000 v. Chr. leben Menschen an diesem Ort. Ihre Hinterlassenschaften werden seit Jahrzehnten bei Ausgrabungen der Universitäten Wien und Heidelberg sowie des Naturhistorischen Museums Wien zu Tage gefördert.

Die Ergebnisse der Forschungen werden im Museum für Ur- und Frühgeschichte (gegründet 1914, eines der ältesten Fachmuseen Österreichs) gezeigt:
* 30 000 Jahre alte Werkzeuge und Schmuck von Jägern der späten Altsteinzeit
* Funde der ältesten Bauernkulturen aus der Jungsteinzeit Siedlungs- und Grabfunde aus der Bronze- u. Eisenzeit
* die ältesten kultivierten Weinkerne Österreichs (um 900 v. Chr.)
* Funde aus der Römerzeit, der Frühgeschichte und dem Hoch- und Spätmittelalter

 Stillfried, Oktober 2023

Die Grenze an der March war vom 16. Jahrhundert, als die Habsburger Könige von Ungarn wurden, bis 1918 eine Binnengrenze der Habsburgermonarchie. Seit November 1918 handelt es sich um eine Staatsgrenze, die in den Jahrzehnten des „Eisernen Vorhangs“ bis 1989 auf tschechoslowakischer Seite stark bewacht war. Auf beiden Seiten der Grenze wurden die Kontrollen auf Grund des Beitritts der Slowakei zum Schengen-Raum am 21. Dezember 2007 eingestellt. Seit 1972 gehört der Ort zur Gemeinde Angern an der March.

 Stillfried, Oktober 2023

Auf einer Zeitreise durch 30.000 Jahre auf 500 m2 warten 30.000 Jahre alte Elfenbeinperlen, die ältesten kultivierten Weinkerne Mitteleuropas, der Nachweis des ältesten nicht mehr existierenden Tierparks Europas und viele archäologische Funde, die alle aus dem Raum Stillfried stammen. Das Museum wurde 2020 mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet.
Sonderschau 2023: Kulturraum an der March – Ein Fluss im Spiegel der Jahrtausende

 Stillfried, Oktober 2023

Die Bernsteinstraße
Die March ist seit der Altsteinzeit eine wichtige Kommunikationslinie. Um 30.000 vor heute führt auf ca. 200m Seehöhe ein Weg von den südmährischen Fundplätzen Pollau und Dolní Věstonice entlang der March über Stillfried, Ollersdorf und danach entlang des Wagrams und der Donau in Richtung der Lagerplätze in der Wachau. Um 4000 bis ca. 3500 v. Chr. lag das östliche Weinviertel im Einfluss des Kupferhandels, der auch die Marchfundstellen erreichte, wie das Kupferbeil und die Kupferaxt aus Zwerndorf zeigen. Kupfer kam über das Flusssystem der Donau, deren Teil auch die March war, aus dem Karpatenraum nach Niederösterreich.

Bernstein kam mit den Glockenbechern um ca. 2500 v, Chr. erstmals nach Niederösterreich. Schon in der Frühen Bronzezeit war Bernstein ein Schmuck der Eliten an der March. Er wurde mit Dolchen aus Feuerstein von Norden hierhergebracht. In der Frühen Bronzezeit gelangten auch Tassen der südlich von uns bestehenden Wieselburger Kultur in die nördlicheren Siedlungen an der March, wie Wieselburger Tassen vom Buhuberg und dem Auhagen zeigen.

In der Späten Bronzezeit sind Tassen vom Typ Stillfried Hostomice entlang dieses Weges verbreitet. Vom Süden kommen erster Kulturwein und frühes Eisen nach Stillfried. Es kommt aber auch Bernstein in die Siedlung am Stillfrieder Kirchenberg. Doch erst unter den Römern wird diese Handelsroute zwischen der Ostsee und Italien als Bernsteinstraße bezeichnet. Die germanischen Siedlungen an der March tauschen Drehscheibenkeramik, Luxusgeschirr, Metallgefäße und andere Gegenstände gegen Bernstein, Textilien und Frauenhaar. Vor allem
Bernstein wurde von den Römern in großen Mengen importiert.

 Stillfried, Oktober 2023

Kontakte nach Osten
Die March war im Laufe der Geschichte immer wieder Grenzfluss, aber sie konnte schon vor 30.000 Jahren von den Menschen der Altsteinzeit überwunden werden. Ein Stück Obsidian aus der Ostslowakei und Radiolarite aus den Karpaten vom Lagerplatz am Kranawetberg bei Grub sind ein Beweis dafür. Genetische Untersuchungen an Skeletten deuten auf Verbindungen zwischen den südmährisch/niederösterreichischen und den osteuropäischen Fundstellen.

Über das Flusssystem von Donau und March kam es auch zu Kontakten, die weit in den Osten Europas reichten. Über diesen Weg kamen im 4. Jahrtausend v. Chr. wohl auch erste Kupfergegenstände in unsere Region. Unter den Funden der Frühen Bronzezeit aus der Höhensiedlung am Buhuberg (1600 v. Chr.) zeigen Geweihzylinder und eine Gussform für Nackenkammäxte weit nach Osten reichende Kontakte. Die von der Slowakei und Ostungarn bis Siebenbürgen verbreiteten Äxte gelten als Würde- oder Rangabzeichen von Eliten.

Am Ende der späten Bronzezeit war die mitteldanubische Urnenfelderkultur in der Marchregion in direktem Kontakt mit östlichen Kultureinflüssen aus dem Karpatenraum. Das dokumentieren ein geflicktes Zaumzeug aus einem reichen Männergrab sowie ein Bronzebeil und eine Trense aus einem Reitergrab des Stillfrieder Gräberfeldes. In der Hallstatt- und La Tène - Kultur sehen wir auf beiden Seiten der March eine gleichartige Kulturentwicklung. Erst im Laufe der Frühgeschichte und im Frühmittelalter wurde die March immer mehr zur Grenze. Eine Münze des byzantinischen Kaisers Justinian aus Stillfried erinnert an dessen Bündnis mit den Langobarden gegen die Gepiden (546 n. Chr.).

 Stillfried, Oktober 2023

Gefäße aus einer Grube der Mittleren Bronzezeit in Zwerndorf
Bei einer Rettungsgrabung des Bundesdenkmalamtes für den Bau einer OMV-Gasleitung von Baumgarten an der March nach Tallesbrunn wurden 1995 in der Flur Dornparz archäologische Untersuchungen durchgeführt. Neben zahlreichen Siedlungsobjekten mit Funden der Badener Kultur, der Bronzezeit und der jüngeren Eisenzeit wurde ein großes Gefäßdepot der Mittleren Bronzezeit freigelegt. In der rechteckigen Grube befanden sich 56 Gefäße. Es könnte sich dabei um ein Töpferdepot oder den Inhalt eines überreich ausgestatteten Haushalts handeln. Die Gefäße sind fast ohne Beschädigungen erhalten geblieben. Da auch große Holzkohlereste gefunden wurden, vermuten die Ausgräber, dass sie möglicherweise auf Regalbrettern standen. Die neun Gefäße der untersten Reihe lagen dementsprechend in parallelen Reihen in der Grube. (Leihgaben des Naturhistorischen Museums Wien)

 Stillfried, Oktober 2023

Die March, der westlichste Steppenfluss Europas ist ein Vorposten der Flora und Fauna südosteuropäischer Flusslandschaften. Die Region zwischen Zwerndorf und Dürnkrut ist ökologisch sehr vielfältig mit Sandböden, Aulehmen begleitet von Schwarzerden auf Löss, mit einer varian- tenreichen Flora. Es gibt Wasser- und Sumpfpflanzen beim Fluss sowie Steppenflora, Trockenrasen und Waldflora auf den Höhen.

Die March verbindet Nordeuropa mit dem Donauraum, was Handelsrouten wie die Bernsteinstraße verdeutlichen. Mehrphasig besiedelte Plätze liegen auf vor Hochwasser geschützten Erhebungen in den Flussniederungen. Auf den Höhen zwischen Zwerndorf im Süden und Dürnkrut im Norden liegen befestigte Siedlungen bei der Rochuskapelle in Mannersdorf, am Kirchenberg in Stillfried und dem Buhuberg nördlich von Grub. Über Jahrtausende von der Steinzeit bis ins Mittelalter zeigt sich die Wechselwirkung Fluss, Mensch und Landschaft. Die spätbronzezeitliche Befestigung von Stillfried war wirtschaftliches wie auch kultisches Zentrum der Region. Handwerk, Handel, der älteste Zoo sowie der älteste Kulturwein unterstreichen ihre Bedeutung.

 Stillfried, Oktober 2023

1314 sind in Stillfried ein Jahrmarkt sowie Maut und Zoll über die March erwähnt. 1355 wurde Stillfried zum ersten Mal als Markt bezeichnet und 1379 wurde sogar ein Wochenmarkt eingerichtet. Die landesfürstliche Urkunde nennt die Bewohner unsere Bürger zu Stillfried". Das Marktrecht brachte auch wirtschaftliche Vorteile, da die Stillfrieder Bürger ihre Waren frei zum Verkauf anbieten durften. Auf den Äckern wurde Weizen, Gerste, Hafer und Hülsenfrüchte gebaut. An Nutztieren gab es Rinder, Schweine, Schafe, Hühner und vereinzelt Pferde. Die Haustiere waren den Wildtieren noch viel ähnlicher als heute, was man besonders bei den Schweinen sieht. Die Rinder waren wesentlich kleiner als heute.

Neben dem Wein- und dem Getreidezehent gab es auch noch andere Abgaben an den Grundherrn, die im Laufe des Jahres und bei An- und Verkauf von Eigengründen abgeliefert werden mussten. Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor war der Weinbau, der für Stillfried schon aus der Mitte des 12. Jhd. auch urkundlich belegt ist. Zwischen 1142 und 1168 schenkte Reinger von Alrichisdorf (Ollersdorf) für sein Seelenheil dem Stift Klosterneuburg einen Weingarten im Weinberg des Friedrich von Perg in Stillfried.

 Stillfried, Oktober 2023

Erste urkundliche Nennung Stillfrieds
Am 15. Juli 1045 schenkt Heinrich III einem Markgrafen Siegfried Land in der von ihm gegründeten Ungarnmark. Stillfried wird neben der sog. Ungarnstraße (platea Ungarica) und den Flüssen Donau, Thaya, March und Sulzbach als einziger Siedlungspunkt nördlich der Donau genannt. Da es nicht Teil der Schenkung war und offensichtlich in königlicher Hand verblieb sollte es sich wohl zu einem Zentralort entwickeln, was aber auf Dauer nicht gelungen ist.

Heinrich III. (* 28. Oktober 1017; + 5. Oktober 1056) aus der Familie der Salier war von 1039 bis zu seinem Tod 1056 römisch-deutscher König und seit 1046 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die mit den Babenbergern verschwägerten Herren von Perg waren die ersten Grundbesitzer in Stillfried. Schon zur Zeit der Schlacht zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar von Böhmen nennen Geschichtsschreiber die Burg Stillfried als „castrum". Nach der Schlacht ging die Herrschaft Stillfried an die Habsburger über und blieb bis 1524 in deren Besitz.

 Stillfried, Oktober 2023

Der Stillfrieder Kuttrolf
Der Kuttrolf, auch Angster genannt, ist eine mit einer seltenen Saug-Blas-Technik hergestellte Flasche beziehungsweise ein Trinkgefäß. Seine Besonderheit liegt darin, dass es einen zwiebelförmigen Bauch und einen aus drei bis fünf Röhren bestehenden geraden oder gedrehten Hals besitzt, dazu eine meist schalenartig gebildete Ausgussöffnung. Das Stillfrieder Exemplar eines Kuttrolf-Halses stammt aus der mittelalterlichen Siedlung am Kirchenberg und wird in das 15. Jahrhundert datiert.

Die Herstellungstechnik gab es schon im 3. und 4. Jahrhundert. Mehrröhrige Flaschen sind durchgehend bis ins späte Mittelalter belegt. Beim typischen Kuttrolf sind die Halsröhren vertikal und 90° tordiert. Wenn man aus einem solchen Gefäß trinkt bzw. ausgießt, hört man ein lautes Gurgeln und Glucksen. Der Name Kutt(e) rolf oder Gutterolf enthält das lateinische guttur, -uris Gurgel oder, -i (Tropf)-Kanne). Angster ist vom angustus, das eng, schmal, dünn bedeutet, abgeleitet.

 Stillfried, Oktober 2023

Awaren und Slawen
Nach dem Abzug der Langobarden drang das Reitervolk der Awaren nach Westen vor. Awarische Gräberfelder des 8. Jh. n. Chr. in Mistelbach und des 9. Jh. in Schönkirchen, lassen die Anwesenheit von Awaren in der Gegend erkennen.

Die Verstorbenen legte man auf dem Rücken liegend in Holzsärge. Für wohlhabende und angesehene Personen wurden besonders tiefe Gräber angelegt. Angesehene Männer trugen reich mit Bronzebeschlägen verzierte Gürtel, Frauen Ketten aus Glasperlen, Ohrringe und Fingerringe. Häufig befanden sich auch Spinnwirtel in den Frauengräbern. Außer persönlichen Schmuck hat man den Toten auch Gefäße mitgegeben.

Zu Beginn des 9. Jh. zerschlug Karl der Große die awarische Macht. Von Osten kamen zunehmend Slawen in das Gebiet nördlich der Donau. Im Osten der Wehranlage wurde in einer slawischen Töpferei in großen Holzbottichen römischer Mörtel für die Magerung des Tons zerkleinert. An der Südseite befand sich im 10. Jh. ein slawischer Friedhof. Auch in Mannersdorf auf der Flur "Dammfeld" wurde ein slawisches Körpergrab mit einem Gefäß freigelegt.

Die Magyaren
Im 10. Jh. fielen die Magyaren - ein Reitervolk - in das Gebiet ein und drangen bis über die Enns nach Westen vor. Dreiflügelige Pfeilspitzen im Bereich der urzeitlichen Wehranlage beweisen die Auseinandersetzungen in dieser Gegend. Auf Kontakte mit den Ungarn lassen auch ein bronzener Pressblechbeschlag und der Beschlag eines Kästchens, der aufgrund der Metallanalyse eindeutig ungarischer Herkunft ist, schließen.

 Stillfried, Oktober 2023

Kleidung
Die römischen Frauen trugen eine langärmelige, bodenlange Stola, die an der Schulter mit Spangen befestigt war. Darüber legte man einen Überwurf - die Palla - an, die über den Kopf gezogen wurde oder mit einer Fibel an der Schulter befestigt sein konnte. Die Frauen waren zudem noch mit einem Band aus Stoff oder auch einer Metallkette gegürtet, das sowohl an der Brust als auch am Rücken gekreuzt war. Zum Schmuck der Frauen gehörten Halsketten, Ohrringe, in das Haar eingeflochtene Bänder und Ketten sowie Fingerringe. Außerdem waren Perücken aus blondem Haar, das man aus Germanien importierte, beliebt.

Die Toga des Mannes bestand aus einer weit geschnittenen Stoffbahn, die bis auf einen Arm den ganzen Körper bedeckte. Sie wurde von einer Fibel zusammengehalten. Unter der Stola bzw. Toga trug man eine Tunika, weil der Wollstoff direkt am Körper kratzte. An den Füßen trug man Lederschuhe unterschiedlichster Machart.

Die germanischen Frauen trugen ein Untergewand und ein ärmelloses Übergewand, das an der Schulter mit Fibeln oder Nadeln zusammengehalten war. Der aus einem rechteckigen Tuch bestehende Mantel war bei Männern und Frauen mit einer Fibel zusammengehalten. Der Mann war mit Hosen und einem Überhemd bekleidet. Männer und Frauen hatten Gürtel, von denen meist die Gürtelschnallen erhalten sind. An den Füßen trug man Schuhe aus Leder. Die Lederbinden der Schuhe reichten bei den Männern oft bis zum Knie. Die Männer der Sueben schlangen das Haar seitlich zu einem Knoten zusammen. Die Frauen trugen ein Netz oder ein Tuch über dem Haar, das sie mit einer Nadel feststeckten.

 Stillfried, Oktober 2023

Römisches Militär
Zahlreiche Militaria und Ziegel mit Legionsstempel lassen zumindest die zeitweilige Anwesenheit römischen Militärs in der Gegend von Stillfried vermuten. Quadratische Grabensysteme und Backöfen werden als Zeltstandplätze kurzfristiger römischer Lager gedeutet. Bei Rettungsgrabungen anlässlich des Marchdammbaus fand man Spuren römischer Marschlager. Schuppenpanzer aus Bronze und Eisen, die Reste eiserner Spangenpanzer, Zierscheiben vom Pferdgeschirr oder Standarten und Bronzenägel von genagelten Soldatensandalen sind nicht die einzigen Spuren des römischen Militärs in Stillfried. In einem Ofen befanden sich über 200 Schleuderkugeln aus Ton. Ihr Gewicht entspricht in etwa den Steinkugeln für Wurfgeschütze.

Ein römischer Dolch in der Scheide und eine Schwertscheide wurden in einer Grube in der Nähe der Römerhügel freigelegt. Das Bruchstück eines römischen Helmes und das Ortband eines Schwertes stammen ebenfalls aus den Grabungen Felgenhauers. Waren die Rüstungsteile aus dem 2. Jhd. n. Chr. Beutestücke von den Einfällen der Germanen auf römisches Reichsgebiet oder Rüstungsreste hier anwesenden Militärs?

 Stillfried, Oktober 2023

Importierter Luxus
Aus dem Bereich der Wallanlage am Stillfrieder Kirchenberg sind zahlreiche römische Importstücke bekannt. Neben vielen Bruchstücken von Terra sigillata gibt es auch eine fast vollständig erhaltene Terra sigillata Schüssel mit einer Löwenjagd am Unterteil. Sie wurde zwischen 145 und 190 n. Chr. in einer gallischen Großtöpferei hergestellt. Balsamfläschchen, Wein- und Ölamphoren, Glasgefäße, italische Feinkeramik, Schreibgriffel, Schlüssel, Teile einer Waage und ein Gemmenring wurden wohl aus dem nahen Carnuntum die March entlang in die Siedlung am Kirchenberg gebracht. Römische Fibeln des 2. Jhd. und Münzen des 2. bis 4. Jhd. bezeugen außerdem die römisch-germanischen Beziehungen. Eine bronzene Löwenpranke, der Fuß eines Bronzegefäßes und eine nackte männliche Groteskfigur kamen ebenfalls mit den Römern in unsere Gegend.

Schmuck
Fibeln sind bei den Germanen auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich eher weniger verbreitet. In Stillfried wurden mehrere provinzialrömische und germanische Fibeln von 1. bis zum 4. Jhd. aus Silber, Bronze und Eisen gefunden. Zum Schmuckensemble gehören auch eine durchbrochene Zierscheibe, ein Bronzebeschlag mit Würfelaugenmuster, zwei Bronzeringe und ein Gemmenring. Der silberne Gemmenring fasst eine Gemme aus rotem Stein, in den eine Viktoria geschnitten ist.

römische Groteskfigur aus Bronze

 Stillfried, Oktober 2023

Germanen und Römer
Mit Marbod - ihrem König von Roms Gnaden - kamen die Markomannen von der Maingegend nach Böhmen. Auch die Quaden schlossen sich ihnen an und ließen sich im Marchgebiet nieder. Marbod musste 17 n. Chr. zu den Römern fliehen, weil er sich einem germanischen Bündnis gegen Rom widersetzte. Auch sein Nachfolger Katwald musste fliehen. Die Gefolgschaften beider siedelte man nördlich der Donau zwischen March und Waag an und unterstellte sie dem Quaden Vannius, bis auch dieser um 50 n. Chr. inneren Machtkämpfen zum Opfer fiel. Mit seinem Neffen schloss Rom einen neuen Klientelvertrag.

In der zweiten Hälfte des 1. Jhd. verödeten die keltischen Siedlungen. Das Gebiet zwischen Donau und Thaya wurde durch germanische Siedler bevölkert. Die ältesten germanischen Funde in Niederösterreich sind Brandgräber der Quaden am rechten Marchufer bei Mannersdorf a. d. March aus der Zeit zwischen 20 und 50 n. Chr. Zu Beginn des 2. Jhd. n. Chr. wuchs die Zahl der germanischen Siedlungen vor allem entlang von March und Thaya auf leichten Erhöhungen in der Nähe des Flusses rasch an. Die Quaden versuchten immer wieder ihr Abhängigkeitsverhältnis zu den Römern abzuschütteln. An der Wende vom 2. zum 3. Jhd. war die germanische Siedlung bereits dichter. Die frühen germanischen Gefäße sind mit der Hand geformt, da die Germanen die schnelldrehende Töpferscheibe nicht kannten. Die Töpfe waren mit Fingernagelkerben, Schwungbögen, Rillen und Knubben verziert. Die scheibengedrehte römische Importkeramik ist daher leicht zu erkennen. Die Lanzenspitze und der Knochenkamm stammen aus einem weiteren germanischen Grab.

Am Ende des 2. Jhd. n. Chr. drangen germanische Stämme wiederholt in römisches Reichsgebiet ein. Kaiser Mark Aurel gewann schließlich die Oberhand. Die Markomannen und später auch die Quaden mussten einen Grenzstreifen von 14 km Breite entlang der Donau räumen und römische Besatzungstruppen akzeptieren. Man findet entlang der March aus dieser Zeit auch Spuren römischer Militärlager. Siedlungsfunde der 2. Hälfte des 3. und der ersten Hälfte des 4. Jhd. sind weniger zahlreich. In der zweiten Hälfte des 4. Jhd. versuchten die Römer unter Kaiser Valentinian ein letztes Mal ihre Lager nördlich der Donau zu befestigen. Gegen Ende des 4. Jhd. brach die römische Verteidigung an der Donau zusammen.

 Stillfried, Oktober 2023

Stillfried in der Eiszeit
Unsere Gegend wurde vor 30.000 Jahren bis zum Höhepunkt der letzten Kaltzeit vor 24 000 Jahren immer wieder von altsteinzeitlichen Menschen aufgesucht. In dieser Zeit war es im Jahresdurchschnitt um 5 Grad Celsius kälter als heute. Die Böden waren oft mehrere Meter tief gefroren. Die Fundplätze liegen zum Teil von hohen Lössablagerungen bedeckt - ein feiner Staub, der von den Gletscherrändern und Flusstälern vom Wind ausgeblasen wurde - unter der heutigen Oberfläche. Im Windschatten lagerte sich der Löss ab; die verfestigte Oberfläche wurde mit neuer Vegetation überdeckt. Die Ablagerungen veränderten die Landschaft grundlegend. Die Erdoberfläche lag beim Lagerplatz am Kranawetberg/Grub vor 30.000 Jahren um ca. 2,5 m tiefer als heute, während sich die Hügelkuppen südlich und nördlich des Kranawetberges seither höhenmäßig kaum veränderten.

Die Landschaft war eine Grassteppe mit wenigen Büschen und Bäumen an feuchteren Stellen, vor allem in der Flussniederung. Die March war eine wichtige Orientierungslinie für Wanderungen nach Norden oder Süden. Anhöhen oberhalb solcher Flüsse, wie etwa der Kranawetberg in Grub, wurden häufig als Siedlungsplätze verwendet. Von dort hatte man eine gute Aussicht für die Beobachtung der Tierherden. Der Fluss transportierte mit dem Schotter auch Rohmaterial, das man für die Herstellung von Steinwerkzeugen verwenden konnte. In Ollersdorf, Ebenthal und Stillfried/Grub gibt es mehrere altsteinzeitliche Fundplätze.

 Stillfried, Oktober 2023

Das tägliche Brot - Pflanzen Ernten Essen
Das erste Brot gab es schon vor dem Getreideanbau. Jäger und Sammler stellten in Shubayqa im Nordosten Jordaniens vor 14.400 Jahren Fladenbrote aus Wildgetreide wie Gerste, Einkorn und Hafer, aber auch den Samen der Standsimse her. Diese Brotreste sind den ungesäuerten Broten der Jungsteinzeit in Europa und der Türkei sehr ähnlich. Das älteste Brot in Europa aus Gerste oder Gerste gemischt mit Weizen und Hirse stammt aus Siedlungen
des 5. Jahrtausends v. Chr. in Rumänien. In Brotresten aus Schweizer Pfahlbausiedlungen des 4. Jahrtausends v. Chr. ist Nacktweizen, Leinsamen, Hirse und Kobenhirse identifiziert worden. Die meisten frühen Brotreste stammen aus rituell genützten Feuerstellen, aus Grabhügeln und Heiligtümern. Bei Ausgrabungen in Twann in der Schweiz wurde ein intaktes Sauerteigbrot aus Gerste aus der Zeit um 3700 v. Chr. gefunden.

Die Ägypter stellten schon im 3. Jahrtausend v. Chr. Brot in größerem Umfang in Bäckereien her, kultivierten als erste Hefe und verwendeten damit die erste Bäckerhefe. Sie entwickelten auch Backöfen, in denen eine sehr hohe Hitze erreicht werden konnte. Die im Teig vorhandene Feuchtigkeit verwandelte sich in Dampf. Das vergrößerte das Volumen und verzögerte die Krustenbildung. In Athen verwendeten professionelle Bäcker bereits im 5. Jhd. v. Chr. Mehl aus Gerste, Weizen, Spelzweizen und Hirse. Die Römer bauten die ersten großen Mühlen und stellten feines Mehl her. Unter Kaiser Augustus (27 v. Chr. - 14 n. Chr.) gab es in Rom 300 öffentliche Bäckereien, die Brot aus einfachem Sauerteig bis zu Kuchen herstellten. Weißbrote waren am teuersten, aber billiges Brot aus ungesiebtem Mehl wurde kostenlos an die Armen verteilt. Eine römische Großbäckerei konnte schon vor 2000 Jahren 36 000 kg Brot bro Tag herstellen.

Römische Soldaten würzten ihre Brote mit Lorbeer, Sellerie, Koriander, Kümmel, Anis, Lein- oder Mohnsamen. Sie legten unter ihre Fladenbrote Koriander, Lorbeerblätter oder Sellerie, damit sie nicht mit der Asche des Lagerfeuers in Berührung kamen und deckten sie mit Gefäßen ab, um den Backeffekt zu verstärken. Nach dem Untergang des Römischen Reiches stieg das Weißbrot in den Rang einer Festtags- und Herrenspeise auf. Im Mittelalter waren Bäcker am Land meist von der Grundherrschaft abhängig. In den Städten kamen Hausbäcker in die Bürgerhäuser. In den hochmittelalterlichen Städten gehörte der Bäcker der Bäckerzunft an und hatte auch einen eigenen Backofen. In Krisenzeiten hatten sie auch eine Versorgungspflicht.

 Stillfried, Oktober 2023

Altsteinzeit
Vor etwa 30.000 Jahren lebten im Raum Stillfried, Grub und Ollersdorf altsteinzeitliche Jäger. In einer Graslandschaft mit wenigen Büschen und Bäumen jagten sie Mammut, Nashorn, Wildpferd, Eisfuchs und Schneehase. Im eiszeitlichen Löss unterhalb des westlichen Walles der bronzezeitlichen Burg befand sich der Werkplatz eines Steinschlägers. Neben zahlreichen Steinspitzen fand man die Geweihstange eines Rentiers, in der ein halbfertiges Steinstück stak. Bei den Erdarbeiten für eine Gasleitung am Heidenberg in Ollersdorf wurden mehrere Feuerstellen mit Steinwerkzeugen und Knochenabfällen freigelegt.

Der reichste Fundplatz wurde am Kranwetberg in Grub entdeckt. Bei den Ausgrabungen wurden zwei Behausungen mit je einer Feuerstelle und tausende Steingeräte und Abfälle der Werkzeugherstellung gefunden. Neben 170 Schmuckresten aus Schnecken und Muscheln wurden bisher 265 Perlen und Anhänger aus Elfenbein ausgegraben. Nach diesem Aufenthalt wurde der Kranawetberg noch mindestens dreimal als Lagerplatz genutzt. Das Klima wurde zusehens kälter.

 Stillfried, Oktober 2023

Giganten der Eiszeit
Das Mammut ist das eindrucksvollste Tier der Altsteinzeit und erreichte eine Schulterhöhe von 2,8 bis fast 4 m. Die Stoßzähne waren bis über 4m lang. Das Mammutelfenbein wurde für Werkzeuge Waffen und Schmuck genutzt. In jeder Kieferhälfte befanden sich drei Mahlzähne, deren Schmelzfalten die Spezialisierung der Mammute als Grasfresser zeigen. Sie fraßen über 200 kg Gras pro Tag. Schon früh fielen beim Lehmabbau in den Ziegeleien die großen Knochen von Mammuten auf. Auch aus Stillfrieder Aufschlüssen gibt es so eine große Zahl an Stoßzähnen, Kieferresten sowie Knochen von Mammut und anderen eiszeitlichen Tieren.

Im Vordergrund liegen ein Stoßzahn und ein Unterkiefer von Mammut vom Knochenhaufen des großen Lagerplatzes am Kranawetberg altsteinzeitlicher Menschen bei Grub, die bei Ausgrabungen des Naturhistorischen Museums Wien freigelegt wurden.

 Stillfried, Oktober 2023

Das Mammut war ein wichtiges Tier für die Menschen der Eiszeit. Als großer Pflanzenfresser der eiszeitlichen Grassteppe griff es auch gestaltend in die Landschaft ein. Ein Mammut fraẞ 200 - 300 kg Gras pro Tag. Das trockene, kalte Klima war ideal für die Mammuts, weil sie im Winter unter einer dicken Schneedecke zu wenig Nahrung gefunden hätten. Gegen die Kälte hatten sie zwar eine dicke Haut, aber ihr Fell war gegen große Feuchtigkeit kein guter Schutz. Mammutkühe und ihre Jungen bildeten eigene Gruppen, die getrennt von den männlichen Tieren lebten. Bei der Jagd versuchte man meist einzelne, vor allem kleinere Tiere von der Gruppe abzudrängen.

Vor 30.000 Jahren war das Mammut für die Menschen in der Gegend von Stillfried nicht nur für die Nahrung von Bedeutung, sondern es war auch ein regelrechtes Rohmateriallager. Aus dem Fell wurden Zeltabdeckungen und Matten, aus den Sehnen Schnüre und Fäden. Das Mark der Knochen wurde in mit Fell ausgelegten Grübchen ausgekocht. Die Knochen waren eine wichtiges Rohmaterial für Geräte, zur Beschwerung der Zeltabdeckung und in manchen Gegenden auch als Baumaterial für Zelte. Aus den Gedärmen und der Harnblase konnte man Flüssigkeitsbehälter machen. Ein besonderes Material war aber das Elfenbein der riesigen Stoßzähne. Aus Elfenbein wurden Geräte, Waffen, Schmuckstücke und Figuren geschnitzt. Sogar in Zeiten, wo man nicht mehr so viele Mammute gejagt hat, wurden besondere Objekte aus Elfenbein hergestellt. Die Forscher glauben daher, dass diese eindrucksvollen Tiere den Menschen über die praktische Nutzung hinaus als Mit-Lebewesen in der eiszeitlichen Landschaft wichtig waren.

 Stillfried, Oktober 2023

Ackerbau und Viehzucht
Vor 12.000 bis 10.000 Jahren wurden im Vorderen Orient, im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes, Emmer, Einkorn, Gerste, Erbse und Linse domestiziert. Die ersten Bauern brachten diese Kulturpflanzen, deren Wildformen in Europa nicht vorkommen, auf ihrer Wanderung aus dem Vorderen Orient nach Mitteleuropa. Die ersten Haustiere - Schaf und Ziege - wurden vor ca. 11.000 Jahren in Vorderasien und dem Iran aus Mufflon und Bezoarziege domestiziert. In Europa gab es keine Wildschaf- und Wildziegenarten. Aufgrund neuer Untersuchungen wissen wir, dass auch die ersten Hausschweine und Hausrinder schon als domestizierte Tiere nach Europa gebracht worden sind.

Gegen Ende der frühen Jungsteinzeit wurde auch schon Mohn als Kulturpflanzen genutzt, der aus Westeuropa zu uns kam. Das Sammeln von Wildpflanzen und die Jagd waren in den frühen Bauernkulturen aber noch immer eine wichtige Ergänzung der Nahrung.

 Stillfried, Oktober 2023

Jungsteinzeit
Bauern aus dem Nahen Osten wanderten mit Kulturpflanzen in mehreren Etappen in Europa ein. In Mitteleuropa trafen sie auf zahlenmäßig kleine Gruppen von Jägern und Sammlern. Die älteste Bauernsiedlung in Österreich wurde um etwa 5700 v. Chr. errichtet. Entlang der Flussnetze an Stellen mit fruchtbaren Böden breitete sich die Kultur der ersten Bauern aus. Charakteristisch für das Leben sind nun Sesshaftigkeit, feste Häuser und Hütten, Vorratswirtschaft, Gefäße aus Ton und Nahrungsproduktion.

Die fruchtbaren Böden unserer Gegen, das günstige Klima und die ausreichende Wasserversorgung waren gute Voraussetzungen für den Ackerbau. Funde der Linearbandkeramik aus dem 6. Jahrtausend sind aus der Nähe der March bei Grub bekannt. Zur Zeit der Bemaltkeramik, zu Beginn des 5. Jahrtausends, ist unsere Gegend bereits dichter besiedelt. Die Gefäßbruchstücke tragen Reste weißer, roter und manchmal auch gelber Bemalung. Bei Ausgrabungen im Jahr 1991 wurden in der Flur Unterhaspel Gruben, Pfostengruben und ein Kuppelofen dieser Zeit untersucht. Bei einer Rettungsgrabung des Naturhistorischen Museums zwischen Mannersdorf und Angern fand man ebenfalls Gruben und Hausgrundrisse der Bemaltkeramik.

Um 4000 v. Chr. erreichte unsere Gegend erstes Kupfer aus Südosteuropa, wie das Kupferbeil von Zwerndorf a. d. March beweist. Pflug, Rad und Wagen werden erfunden und tragen zur Intensivierung der Landwirtschaft bei. Zur Zeit der Badener Kultur um 3500 v. Chr. ist der Bereich der Stillfrieder Wallanlage besiedelt. In der Au zwischen Grub und Dürnkrut wurden Siedlungsreste der letzten jungsteinzeitlichen Kulturen (2500 v. Chr.) ausgegraben. Aus diesen entstanden um 2300 v. Chr. unsere Kulturen der frühen Bronzezeit.

 Stillfried, Oktober 2023

Bernstein entstand vor etwa 50 Millionen Jahren aus dem Baumharz großer Nadelwälder im Baltikum. Seit der späten Altsteinzeit ist der durchscheinende und im Sonnenlicht leuchtende Stein den Menschen aufgefallen. Zu den ältesten aus Bernstein geschnitzten Figuren gehört das Original dieses Bernsteinpferdes, das ungefähr 13.000 Jahre alt ist. Das Original dieses Pferdchens wurde im 19. Jh. in Dobigniew in Polen gefunden. Gegen Ende der Jungsteinzeit vor 4500 Jahren kamen die ersten Bernsteinstücke bis nach Österreich. In einem Grab bei Laa an der Thaya wurde zusammen mit einem reich verzierten glockenförmigen Gefäß ein großer Bernsteinknopf gefunden.

 Stillfried, Oktober 2023

Bronzezeit
Mit der Bronze, einer Legierung von Kupfer und Zinn, stand ein deutlich härteres Material für die Herstellung von Werkzeugen, Waffen und Schmuck zur Verfügung. Mit dem Abbau des Erzes, der Verarbeitung des Metalls und seiner Verbreitung entstand eine arbeitsteilige Gesellschaft von Bauern, Bergleuten, Hüttenleuten, Schmieden und Händlern. Voraussetzung dafür war eine Landwirtschaft, die über den eigenen Bedarf hinaus produzieren konnte. Diese Veränderungen führten zu sozialen Unterschieden, die an der Ausstattung der Gräber erkennbar sind. Um 1500 v. Chr. entstand eine Adelsschicht, die in befestigten Siedlungen wohnte. Durch die ungleiche Verteilung von Besitz entstanden Konflikte. In der mittleren Bronzezeit wurden erstmals spezielle Waffen zum Kampf gegen Menschen erzeugt. Durch Fernkontakte kamen Bernstein und Feuersteindolche entlang der March in das östliche Weinviertel.

Siedlungen und Gräber bestanden in der Stillfrieder Ziegelei, dem Mannersdorfer Rochusberg und den Marchauen. Die Toten der frühen Bronzezeit wurden in hockender Stellung in flachen Gräber bestattet. Am Rochusberg wurde in einer Speichergrube das Grab einer etwa 35 Jahre alten Frau geborgen. Zur ihrer Tracht gehörten zwei große Ohrringe aus Bronzedraht und eine Knochennadel. An Beigaben waren vier Gefäße, ein Feuerstein und ein Schlagstein im Grab. Am Auhagen wurde auch ein 3-4m tiefer Graben angeschnitten. Am Buhuberg nördlich von Grub bestand am Ende der frühen Bronzezeit eine befestigte Siedlung. Aus der mittleren Bronzezeit um 1500 bis 1200 v. Chr. sind Siedlungsfunde aus dem Gebiet von Stillfried-Grub und flache Gräber aus der Ziegelei vorhanden. Gräben und Gefäßreste wurden auch innerhalb der Wallanlage von Stillfried freigelegt.

 Stillfried, Oktober 2023

Mannersdorf Dammfeld
In allen Bereichen westlich der B49 wurden Siedlungsreste der Urnenfelderkultur Stufe Ha A (1200-1050 v. Chr.). In annähernd kreisförmig angeordneten Speicher/Abfallgruben im südwestlichen Grabungsbereich wurden große Mengen zum Teil sekundär gebrannter Bruchstücke von großen Vorratsgefäßen, aber auch Tassen vom Typ Baierdorf/Velatice, Bronzemesser und Bronzenadeln, Reibsteine, Webgewichte und mehrere gebrannte Tonklumpen gefunden. In einer Grube waren am Boden ein halbes doppelkonisches Gefäß und eine Henkelschale abgelegt. In einer anderen Grube lagen große Teile von Tierskeletten über einer Anhäufung von Hüttenlehm und Keramik.

Verkohlte Nahrungsreste aus der Hallstatt-A Siedlung von Mannersdorf
Fische, Schildkröten und Flussmuscheln waren neben den Haustieren Teil der Ernährung wie ein Kiefer vom Hecht, ein Panzer einer Sumpfschildkröte und zahlreiche Schalen von Flussmuscheln zeigen. Verkohlte Eichel- und Getreidereste geben Einblick in Ackerbau und Wildpflanzennutzung. In einer flachen Grube wurden im Sommer 2018 in Brandschicht unter reichlich Hüttenlehm Getreidereste freigelegt. Am Boden einer anderen Grube befand sich eine große Menge verkohlter Eicheln.

 Stillfried, Oktober 2023

Gräber in Grub/Alter Mühlgraben und Zwerndorf
Im mittleren Abschnitt der Urnenfelderkultur gab es Siedlungen an günstigen Stellen in den Marchauen. Beim Straßenbau zwischen Grub und Dürnkrut unter anderem Tassen vom Typ Baiersdorf-Velatitz gerettet werden. Beim Haspelwald, auf der Flur „Am alten Mühlgraben" befand sich ein Gräberfeld, wo man auch noch im späten Abschnitt der Urnenfelderkultur Tote bestattet hatte. Die meisten Funde dieses Gräberfeldes wurden beim Bau des Marchschutzdammes in den 50er Jahren des 20. Jh. entdeckt. Zu den Funden gehören doppelkonische Gefäße, ein Rasiermesser und ein Dolch aus Bronze. Eine bronzene Lanzenspitze wurden neben Siedlungsresten auch Gräber der Stufe Ha A (1200 - 1000 v. Chr.) freigelegt, darunter ein Großgefäß mit Schöpftasse.

 Stillfried, Oktober 2023

7 Skelette - 850 v. Chr.
Als im Sommer 1976 unweit der Stillfrieder Friedhofsmauer ein Gruppe von 7 menschlichen Skeletten am Boden einer Speichergrube gefunden wurden, war dies eine Sensation. Seither gab es viele Untersuchungen und Interpretationen wobei die neuesten Forschungsergebnisse aus den Jahren 2017 und 2018 stammen. An der Lage der Toten sieht man, dass sie nicht nur „entsorgt", sondern bestattet wurden und dass wohl eine Beziehung zwischen den hier Bestatteten - ein Mann, zwei Frauen und vier Kinder - bestand. Aufgrund der Beigaben wissen die Archäologen, dass diese Bestattung am Ende der späten Bronzezeit stattfand. Anthropologen haben in den 1980er Jahren mit zahlreichen Messungen in zwei unabhängigen Arbeiten an den Skeletten Familienähnlichkeiten festgestellt. Der Mann ist danach der Vater aller vier Kinder, bei der Rolle der Frauen gibt es unterschiedliche Auffassungen:

Interpretation 1: Eine Frau ist die Mutter aller Kinder und die zweite Frau sei die Schwester des Mannes
Interpretation 2: Eine Frau sei die Mutter der drei älteren Kinder, die zweite sei die Mutter des kleinesten Kindes
Anhand von Strontium-Analysen konnte festgestellt werden, dass ein Teil der Bestatteten geologisch betrachtet aus dem Gebiet der Böhmischen Masse - Waldviertel oder Böhmen - stammt. Wegen der frühen Restaurierung Ende der 70er Jahre ist es heute schwierig, die Familienverhältnisse mittels DNA-Untersuchungen zu klären. Ein erster Schritt ist 2018 mit der Analyse der mitochondrialen DNA gelungen, die die Abstammung in weiblicher Linie untersuchte. Das Ergebnis war, dass die ältere der beiden Frauen die Mutter oder zumindest nahe Verwandte des Kindes ist, das sie auf ihrem Oberschenkel sitzend hält. Alle anderen Kinder sind in weiblicher Linie weder untereinander verwandt, noch stammen sie von einer der beiden Frauen ab. Ob der Mann der Vater der Kinder ist, müsste mit einem anderen Verfahren bestimmt werden. Bisher liegen noch keine Ergebnisse vor.

 Stillfried, Oktober 2023

Das Gräberfeld auf der Flur Mannersdorf/Dammfeld
In der Flur Dammfeld in Mannersdorf bestand während der Hallstattkultur ein Begräbnisplatz. Funde der Ausgrabungen im Siedlungserweiterungsgebiet im Süden der KG Mannersdorf zwischen 2018 und 2020 lassen vermuten, dass sich dort die Siedlung der Bestatteten befand. Schon Ende der 1980er Jahre wurde auf der Flur Dammfeld ein Brandgrab der Hallstattkultur ausgegraben. Es enthielt zwei Kegelhalsgefäße, wobei in einem eine Schöpftasse lag. Weiters wurden zwei große Schalen, ein Fußgefäß, eine Schale und zwei Angelhaken aus Bronze gefunden. Eine rot-schwarz-bemalte Kragenrandschüssel enthielt den Leichenbrand.

In den 90er Jahren legte Ernst Lauermann im Auftrag des Niederösterreichischen Landemuseums weitere Gräber frei. Sie lagen um einen kreisförmigen flachen Graben. Möglicherweise war es der Friedhof einer bäuerlichen Familie. Das Zentrum war der Kreisgraben, wo sich vermutlich der Kultbereich befunden hatte. Die Keramik und die Bestattungssitten zeigen noch Einflüsse der Urnenfelderkultur und der umliegenden Kulturgruppen am Übergang von der späten Urnenfelderkultur (Ha B) zur Hallstattkultur (Ha C) um 800 v. Chr.

 Stillfried, Oktober 2023

Mannersdorf - Die großen Hallstattgruben der Grabung 2018
Besonders herausragende Funde wurden in zwei Gruben - einer fast und einer größeren Grube mit eher gerundeten Ecken - aus der frühen Hallstattkultur freigelegt. Bemerkenswert in dem umfangreichen Keramikmaterial ist vor allem der hohe Anteil an qualitativ hochwertigen Gefäßen mit Graphitbemalung, die bis auf kleine Fehlstücke vollständig erhalten waren. Zu den graphitierten Gefäßen gab es auch Bruchstücke von plastisch verzierten Gefäßen der Kalenderbergkultur - benannt nach Funden vom Kalenderberg bei Mödling - und von Großgefäßen. Dazu wurden Fragmente eines Backtellers, Spinnwirtel und Webgewichtsbruchstücke gefunden. Außerdem wurden Bruchstücke von Mondidolen gefunden, darunter ein Keramiksteg eines großen Mondidols mit plastischen Vogelaufsätzen. Von den Nahrungsresten wurden Fischknochen und zahlreiche Fischschuppen, verkohlte Eichelreste und ein Kern von Kirsche oder Schlehe - hier steht die genaue Bestimmung noch aus.

 Stillfried, Oktober 2023

Werkzeuge vom Lagerplatz am Kranawetberg
Am Kranawetberg in Grub wurden ungefähr 1300 Steinwerkzeuge und 30.000 Abfälle von deren Herstellung ausgegraben. Sie stammen von mindestens vier Aufenthalten altsteinzeitlicher Menschen haupt- sächlich aus der Zeit zwischen 30.000 und 27.000 Jahren vor heute. Neben den mehr als 500 Steinspitzen gibt es zahlreiche Geräte zum Zerlegen der Jagdbeute, dem Bearbeiten der Felle sowie der Knochen und Elfenbein. Die Geräte vom ältesten der Lagerplätze - Horizont 4 - sind aus grauem Silexmaterial aus Nordmähren und zum Teil auch den Marchschottern hergestellt. Nach einem großen Lösssturm kamen Menschen auf den Kranawetberg, die fast ausschließlich Radiolarite aus den Karpaten verwendeten (Horizont 3).

 Stillfried, Oktober 2023

Hallstattkultur (Ältere Eisenzeit)
In der Hallstattkultur (750-500 v. Chr.) wird Eisen wird häufiger. Die Gefäße sind zum Teil sehr reich verziert und variantenreich. Besonders zahlreich sind hier Gefäße mit flächiger Graphitierung und Graphitbemalung. Schwarz/Rot bemalte Gefäße und solche mit plastischen Leisten verziert - Kalenderbergware nach dem Kalenderberg bei Mödling - kommen ebenfalls vor. Die Häuser werden nun über rechteckigen bis zu 90 cm tiefen Gruben gebaut, was eine Reaktion auf die Klimaverschlechterung am Beginn der Hallstattkultur sein könnte.

Die Stillfrieder Wallanlage ist nach den Zerstörungen am Ende der Urnenfelderkultur weiterhin besiedelt. Entlang der Innenseite des bronzezeitlichen Walles stand eine Reihe von Häusern mit Standspuren von Webstühlen, zahlreichen Webgewichten und Keramik. In einem Webhaus weiter im Inneren der Siedlung wurde eine sogenannte Buckelschale, eine tönerne Nachbildung einer Zungenphiale, eine orientalisches Metallgefäß, ausgegraben. Weiters befand sich darin auch eine Schale mit schwarzem Mäandermuster auf rotem Grund. Tassen mit Stierhörnern am Henkel, Nachahmungen von Metallgefäßen aus Ton, tierkopfähnliche Aufsätze von Gefäßen und Bruchstücke von tönernen Pokalen zeigen den Einfallsreichtum der hallstattzeitlichen Töpferei. An der Südseite der Wallanlage befand sich ein Grubenhaus der Hallstattkultur sogar außerhalb des alten Befestigungsbereiches. Von einer Fundstelle nördlich von Grub stammen ein reich verziertes Mondidol der Kalenderbergkultur und ein mit Graphit überzogenes Mondidolbruchstück mit Widderkopf und Kreisaugenverzierung.

 Stillfried, Oktober 2023

Käse
Möglicherweise entdeckten schon steinzeitliche Jäger im Magen erlegter junger Wiederkäuer, die kurz zuvor Milch getrunken hatten, weißliche, gallertartige Klumpen. Dieser Labtopfen ist eine Urform von Käse. Mit der sich ausbreitenden Weidewirtschaft in der Mittelsteinzeit im Vorderen Orient (zwischen 10. und 8. Jahrtausend v. Chr.) standen erstmals größere Mengen an tierischer Milch zur Verfügung. Milch in Tierblasen oder tönernen Gefäßen wurde in der Sonne oder nahe dem Feuer zunächst sauer und gerann bald darauf, womit unter günstigen Umständen ein lagerbares Lebensmittel entstand. Später entdeckte man die Wirkung von tierischen und pflanzlichen Gerinnungsmittel (Lab) zur gezielten Erzeugung von Labkäse.

Forscher entdeckten in Anatolien Gefäße mit Spuren von Milchfett. Anders als die Siebe sind Gefäße nicht eindeutig mit der Käseherstellung in Verbindung zu bringen. Ab etwa 5000 v. Chr. war die Käserei wohl im gesamten Mittelmeerraum bekannt. Der erste Nachweis der Käseherstellung in Europa gelang anhand von Siebbruchstücken der Linearbandkeramik (5500 - 4900 v. Chr.) aus Polen. Spektroskopische Untersuchungen belegen Rückstände von Milchfett und damit deren Verwendung für die Käseherstellung. Genuntersuchungen zeigten, dass die frühen Bauern noch überwiegend laktoseintolerant waren. Käse ist leichter verträglich, da die Laktose im Lauf des Prozesses größtenteils aus der Milch entfernt wird. Mit den Sieben wurde wohl Molke und eiweißreicher, klumpiger Bruch getrennt. Nach Abtrennung der Flüssigkeit blieb eine Art Frischkäse übrig.
Die Griechen schätzten Käse und schrieben ihm aphrodisierende Wirkungen zu. Sie verwendeten ihn auch als Opfergabe.

Die Römer fügten dem Käsebruch Kräuter und Gewürze bei und kannten sowohl gesalzene als auch ungesalzene Hart- und Weichkäse. Auch das Räuchern des Käses war ihnen bekannt. Für das römische Militär war Käse als haltbares Produkt ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Als die Kelten im 4. Jahrhundert v. Chr. die Alpen überquerten, kannten sie die in der Käserei bis heute gebräuchlichen Siebe. Die Germanen übernahmen die keltischen Traditionen und entwickelten sie weiter. Im Mittelalter erhielt die Käseproduktion Anregungen aus Klöstern und größeren landwirtschaftlichen Besitzungen. Als Fleischersatz während der Fastenzeit war Käse eine willkommene Abwechslung zu Getreide und Gemüse. Die Aufzeichnungen der Mönche ermöglichen es, einige bis heute erzeugte Käsesorten bis um das 1100 zurückzuverfolgen.

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Bier - doch ein Grundnahrungsmittel?
In ca. 13.000 Jahre alten Steinmörsern von der Rakefet-Höhle im israelischen Karmelgebirge wurden
alte Bierreste identifiziert. Manchen Forscher nehmen an, dass Bier schon lange vor Brot erzeugt
wurde. Es wird sogar diskutiert, ob die Herstellung von Bier maßgeblich zur Seßhaftwerdung beigetragen
hat. Das Mälzen von Getreide wurde wohl sehr früh entdeckt, da die Vorratslager für Getreide selten wasserdicht waren. Wenn das eingeweichte Getreide zu keimen beginnt, entwickeln sich Enzyme, die die Getreidestärke zu Malzzucker spalten.

Befunde und chemische Analysen aus der vor- bis frühneolithischen Tempelanlage von Göbekli Tepe in Südostanatolien (ca. 11 000 Jahre alt) lassen auf Rückstände von Mälz- und Brauvorgängen schließen. Mesopotamische Schriften des 3. Jahrtausends v. Chr. nennen über 20 verschiedene Biersorten. Im Codex Hammurapi (1700 v. Chr.) ist die älteste Bierschankordnung überliefert. Im alten Ägypten war die Hieroglyphe für Nahrung lange Zeit ein Zeichen für Brot und Bier. Ob mit den ersten Bauern aus Vorderasien auch das Bierbrauen nach Europa kam, ist derzeit nicht nachweisbar. In Mitteleuropa sind bierähnliche Getränke bereits um 3000 v. Chr. belegt. Im Alltag war Bier weiter verbreitet als Met, weil Getreide günstiger zu beschaffen war als Honig. Die Kelten kannten mehrere Biersorten, darunter einfaches Gerstenbier (Korma) und ein Weizenbier mit Honig (Cervisia) für die wohlhabendere Bevölkerung. Gefäße mit Bierresten zeigen, dass auch in provinzialrömischen Städten des Nordens Bier gebraut wurde. Um Geschmack und Haltbarkeit des Bieres zu verbessern, wurden Eichenrinde und Kräuter mit Myrte, Gagel oder Johanniskräuter zugesetzt. Bewusstseinsverändernde Kräuter erhöhten die Alkohol- oder Rauschwirkung.

Die erste urkundliche Erwähnung des Bieres findet sich in einer Schenkung an die Abtei St. Gallen vom 6. August 754. Bier war in vielen Gegenden Europas das wichtigste Volksgetränk. Gagel als Bierzutat wurde zunehmend durch Hopfen verdrängt. Endgültig setzte sich Hopfenbier erst im 16. Jahrhundert durch. Aus Weißensee in Thüringen ist ein Wirtshausgesetz aus 1434 erhalten, in dem es heißt: „...Es sollen auch nicht in das Bier weder Harz noch keinerlei andere Ungeferck. Dazu soll man nichts anderes geben als Hopfen, Malz und Wasser..." 1516 wurden von den bayerischen Herzögen die Inhaltsstoffe auf Gerste, Hopfen und Wasser festgelegt, dies wir seit dem 20. Jahrhundert als „Bayerisches Reinheitsgebot" bezeichnet.

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Seit 1839 ist Stillfried durch die Kaiser Ferdinands-Nordbahn erschlossen. Die Entfernung vom Bahnhof Wien Praterstern beträgt 44 Tarif-Kilometer, es besteht in den Verkehrsverbund Ost-Region eingebundener Regionalverkehr im Stundentakt (Reisezeit 45 Minuten).

 Stillfried, Oktober 2023




Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:




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STILLFRIED ­ Zentrum der Urzeit, Stillfried, Oktober 2023