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Die Französische Botschaft in Wien ist in einem
Palais beim Schwarzenbergplatz im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden
untergebracht. Es war die erste Botschaft Frankreichs, die bereits als
solche geplant wurde.
An der Hauptfassade befinden sich zwei Darstellungen der Austria von
Paul Gasq und France von François Sicard. Die Darstellungen des Weins
am Balkongeländer wurden nach Plänen von Louis Majorelle durch
Alexander Nehr verwirklicht.
Auch 2023 nimmt die französische Botschaft wieder am Tag des Denkmals teil.
In der Aufbruchsstimmung der vorigen Jahrhundertwende beschloss die
Republik Frankreich, in der Kaisermetropole Wien ein Botschaftsgebäude
zu errichten. Es sollte ein architektonisches Schmuckstück und ein
Manifest der Moderne werden, weshalb man den Stil Art Nouveau wählte,
der sich in Frankreich zeitgleich zum Wiener Jugendstil entwickelt hat.
Der Architekt G. Chedanne gestaltete, gemeinsam mit renommierten
Künstlern und Kunsthandwerkern wie Majorelle, zwischen 1904 und 1912
ein französisches Gesamtkunstwerk, das auch Einflüsse des Wiener
Standorts erkennen lässt. Ein europäisches Kulturerbe, das Frankreich
gerne mit Österreich teilt.
Die Planung der Botschaft wurde 1901 dem Pariser Architekten Georges
Chedanne übertragen, der bereits 1887 den Grand Prix de Rome gewonnen
hatte. Die Baubewilligung stammt vom September 1904. Das Palais wurde
im Stile des Art Nouveau ausgeführt und als „Hommage an den Wiener
Jugendstil“ geschildert.
Im Inneren des Gebäudes geht ein großer Teil des Kunsthandwerks auf
Entwürfe von Louis Majorelle zurück. Er entwarf sämtliche
Schmiedeeisenarbeiten, Wandvertäfelungen, Wandbeleuchtungen, Türgriffe
und auch das Treppengeländer. Vieles davon ließ er in der École de
Nancy fertigen.
Der Stil des Gebäudes war lange Zeit umstritten, die ebenfalls im
Jugendstil gehaltene Inneneinrichtung ist nur mehr teilweise im
Original erhalten. Das bewusst modernistisch konzipierte Gebäude galt
lange als Tempel des schlechten Geschmacks, es galt als Stilbruch und
Provokation und war in Gefahr abgerissen zu werden.
Wegen des Aussehens des Bauwerks, das sich in seinem Stil auffällig von
den umgebenden eher klassizistischen Häusern abhebt, entstand in Wien
die Legende, beim Bau seien die Pläne mit jenen der französischen
Botschaft in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) vertauscht worden.
Es wurde behauptet, das Gebäude wäre für Konstantinopel (oder Kairo)
vorgesehen gewesen. Das entspricht nicht den Tatsachen. Zunächst hat
das Grundstück des Wiener Gebäudes einen selten vorkommenden
dreiecksförmigen Grundriss, an dessen Basis das Haupthaus vorgesehen
wurde und an dessen Spitze die Nebengebäude. Auf den Bauplatz ist auch
zurückzuführen, dass der Haupteingang des Hauses nicht an dessen
Vorderseite liegt. Die Baupläne berücksichtigen diese besondere
Situation.
Weiters besaß Frankreich mit einem Palais in Pera bereits
ein repräsentatives Gebäude in der damaligen Hauptstadt des Osmanischen
Reiches. Als Grundlage des Gerüchts ist publiziert, dass die
vorgesehene Inneneinrichtung bei der Übersiedlung der Botschaft (vom
Palais Lobkowitz) noch nicht zur Verfügung stand. Erst als die neuen
Möbel eingetroffen waren, wurde das alte Mobiliar mit der Bahn in die
französische Botschaft in das damalige Konstantinopel versendet, von wo
die Esszimmereinrichtung in das Konsulat in Smyrna kam, andere
Gegenstände kamen nach Brüssel.
Türschnalle von Paul Gasq
Türschnalle von Paul Gasq
Über der Treppe findet sich eine allegorische Darstellung von Maria
Theresia und den Aufbruch in die Republik von Albert Besnard.
Die Lampen und Luster stammen aus den Häusern Gagneau und Daum, die großen Spiegel von Saint-Gobain.
Treppe, gefertigt von der École de Nancy nach Plänen von Louis Majorelle
An der Rückseite des Gebäudes befindet sich eine Darstellung von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit von Hippolyte Lefèbvre.