Französische Botschaft

Französische Art-Nouveau in Wien, September 2023

Die Französische Botschaft in Wien ist in einem Palais beim Schwarzenbergplatz im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden untergebracht. Es war die erste Botschaft Frankreichs, die bereits als solche geplant wurde.

An der Hauptfassade befinden sich zwei Darstellungen der Austria von Paul Gasq und France von François Sicard. Die Darstellungen des Weins am Balkongeländer wurden nach Plänen von Louis Majorelle durch Alexander Nehr verwirklicht.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Auch 2023 nimmt die französische Botschaft wieder am Tag des Denkmals teil.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

In der Aufbruchsstimmung der vorigen Jahrhundertwende beschloss die Republik Frankreich, in der Kaisermetropole Wien ein Botschaftsgebäude zu errichten. Es sollte ein architektonisches Schmuckstück und ein Manifest der Moderne werden, weshalb man den Stil Art Nouveau wählte, der sich in Frankreich zeitgleich zum Wiener Jugendstil entwickelt hat.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Der Architekt G. Chedanne gestaltete, gemeinsam mit renommierten Künstlern und Kunsthandwerkern wie Majorelle, zwischen 1904 und 1912 ein französisches Gesamtkunstwerk, das auch Einflüsse des Wiener Standorts erkennen lässt. Ein europäisches Kulturerbe, das Frankreich gerne mit Österreich teilt.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Die Planung der Botschaft wurde 1901 dem Pariser Architekten Georges Chedanne übertragen, der bereits 1887 den Grand Prix de Rome gewonnen hatte. Die Baubewilligung stammt vom September 1904. Das Palais wurde im Stile des Art Nouveau ausgeführt und als „Hommage an den Wiener Jugendstil“ geschildert.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Im Inneren des Gebäudes geht ein großer Teil des Kunsthandwerks auf Entwürfe von Louis Majorelle zurück. Er entwarf sämtliche Schmiedeeisenarbeiten, Wandvertäfelungen, Wandbeleuchtungen, Türgriffe und auch das Treppengeländer. Vieles davon ließ er in der École de Nancy fertigen.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Der Stil des Gebäudes war lange Zeit umstritten, die ebenfalls im Jugendstil gehaltene Inneneinrichtung ist nur mehr teilweise im Original erhalten. Das bewusst modernistisch konzipierte Gebäude galt lange als Tempel des schlechten Geschmacks, es galt als Stilbruch und Provokation und war in Gefahr abgerissen zu werden.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Wegen des Aussehens des Bauwerks, das sich in seinem Stil auffällig von den umgebenden eher klassizistischen Häusern abhebt, entstand in Wien die Legende, beim Bau seien die Pläne mit jenen der französischen Botschaft in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) vertauscht worden. Es wurde behauptet, das Gebäude wäre für Konstantinopel (oder Kairo) vorgesehen gewesen. Das entspricht nicht den Tatsachen. Zunächst hat das Grundstück des Wiener Gebäudes einen selten vorkommenden dreiecksförmigen Grundriss, an dessen Basis das Haupthaus vorgesehen wurde und an dessen Spitze die Nebengebäude. Auf den Bauplatz ist auch zurückzuführen, dass der Haupteingang des Hauses nicht an dessen Vorderseite liegt. Die Baupläne berücksichtigen diese besondere Situation.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Weiters besaß Frankreich mit einem Palais in Pera bereits ein repräsentatives Gebäude in der damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Als Grundlage des Gerüchts ist publiziert, dass die vorgesehene Inneneinrichtung bei der Übersiedlung der Botschaft (vom Palais Lobkowitz) noch nicht zur Verfügung stand. Erst als die neuen Möbel eingetroffen waren, wurde das alte Mobiliar mit der Bahn in die französische Botschaft in das damalige Konstantinopel versendet, von wo die Esszimmereinrichtung in das Konsulat in Smyrna kam, andere Gegenstände kamen nach Brüssel.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Türschnalle von Paul Gasq

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Türschnalle von Paul Gasq

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Über der Treppe findet sich eine allegorische Darstellung von Maria Theresia und den Aufbruch in die Republik von Albert Besnard.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Die Lampen und Luster stammen aus den Häusern Gagneau und Daum, die großen Spiegel von Saint-Gobain.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

Treppe, gefertigt von der École de Nancy nach Plänen von Louis Majorelle

 Französische Botschaft in Wien, September 2023

An der Rückseite des Gebäudes befindet sich eine Darstellung von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit von Hippolyte Lefèbvre.

 Französische Botschaft in Wien, September 2023