TEML

Technisches Eisenbahnmuseum TEML Lieboch, Juli 2024

Wie funktioniert eine Dampflok? Was ist der Rote Blitz? Kennst du die dienstälteste Dampflokomotive der Welt? Antworten darauf und mehr erhältst du im TEML: Mit der über 100 Tonnen schweren 56.3115 und den ausgestellten historischen Gegenständen aus Eisenbahnbetrieb und -technik reist du weit zurück in die Vergangenheit und erlebst die 150-jährige Geschichte der Graz-Köflacher-Eisenbahn GKB.

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DIE DAMPFLOK „REIHE 56"
Durch die stark zunehmende Kohlenförderung wurden die Güterzüge länger und schwerer, und die Lokomotiven der seit der Zeit um 1930 im Einsatz stehenden „Reihe 30" wurden ab 1951 gegen die bedeutend stärkeren Lokomotiven der „Reihe 56" (früher ÖBB Reihe 170) ausgetauscht. Dies sind 4-gekuppelte, 2-Zylinder-Verbund-Naßdampf-Schlepptender-Lokomotiven mit einer vorderen Laufachse. Die von Ing. Dr. Karl Gölsdorf konstruierte Lokomotive gehörte zu den meist gebauten Lokomotivtypen und wurde von 1897-1916 gebaut.

Technische Daten
Zylinder : 540 / 800 mm
Kolbenhub: 632 mm
Treib- u. Kuppelräder Ø: 1298 mm
Betriebsdruck: 13 atü
Rostfläche: 3,90 m²
Heizfläche: 227 m²
Dienstgewicht: 108 t
Reibungsgewicht: 58 t
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h

Leistungsdaten
Größte Leistung: 1144 PS
Größte Zugkraft am
Tenderzughaken: 11461 kg

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56.3115
150 Jahre Wieserbahn, 1873-2023

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DIE ANFÄNGE DER EISENBAHN
26. August 1855: Kaiser Franz Joseph I. erteilt das Privileg zur Errichtung einer „Lokomotiv-Eisenbahn von Graz nach Köflach".
April 1857: Baubeginn durch den Unter-nehmer Karl Polley.
22. Juni 1859: Provisorische Eröffnung für Kohlenzüge.
3. April 1860: Aufnahme des öffentlichen Verkehrs.

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Warnung.
Das Oeffnen der Bahnschranken, das Betreten und Beschädigen der Bahnanlagen, die Störung der Telegrafenleitung, das Weiden des Viehes an der Bahn ohne Aufsicht, sowie die Widersetzlichkeit gegen das Bahnpersonale ist bei Strafe verboten.

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Karl Gölsdorf war von 1893 bis 1916 Chefkonstrukteur der k.k. österreichischen Staatsbahnen (kkStB) und entwickelte in seinem beruflichen Werdegang 25 Grundtypen (in 47 Varianten) bemerkenswerter Dampflokomotiven. Zu seinen Konstruktionen zählen unter anderen so bekannte Typen wie die Reihe 30 der Wiener Stadtbahn oder die Schnellzugslokomotiven der Reihe 108. An bemerkenswerten Sonderkonstruktionen schuf er die Zahnradbahnlokomotiven Reihe 269 der Erzbergbahn und die schmalspurige Yv für die Ybbstalbahn.
Die Baureihe 310 aus dem Jahre 1911, eine dreifach gekuppelte Schnellzugslok mit einem Vierzylinder-Heißdampf-Verbundtriebwerk, gilt als eine der schönsten dieser Epoche und ist seit der Reaktivierung der 310.23 im Jahr 1986 die gegenwärtig bekannteste Schöpfung des Konstrukteurs.

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Ing. Dr. KARL GÖLSDORF (8.6.1861 - 18.3.1916)
Der in Wien geborene Karl Gölsdorf wurde bereits als Schüler von seinem Vater Louis Adolf Gölsdorf, der Maschinendirektor der k.u.k. Südbahn war, an die Lokomotivkonstruktion herangeführt. Er besuchte von 1880 bis 1884 die Technische Hochschule in Wien und schloss sein Diplom mit Auszeichnung ab. 1885 trat er in die Wiener Maschinenfabrik zunächst als Konstrukteur ein. 1889 wurde er dort Montageleiter in der Lokomotivfertigung. Am 1. November 1891 übernahm er eine Stelle als Ingenieur-Adjunkt im Konstruktionsbüro der Österreichischen Staatseisenbahn und damit begann sein kreatives Schaffen. Er erfand 1893 eine leistungsfähige Anfahrvorrichtung für Verbunddampflokomotiven, da die bisher gebräuchlichen Vorrichtungen in Österreich mit seinen teilweise schwierigen Streckenverläufen einen Zug nicht zuverlässig genug anfahren ließen. Ihm zu verdanken war auch der praktische Nachweis, dass die hohe Kessellage bei Dampflokomotiven keine Nachteile mit sich brachte. Eine Studienreise nach England im Jahr 1899 sollte weiters die Formensprache seiner Konstruktionen maßgeblich beeinflussen. Aufgrund seines Schaffens wurde er 1910 von der Technischen Hochschule Hannover zum Dr.-Ing. e. h. ernannt. 1913 wurde er noch zum Sektionschef im Eisenbahnministerium bestellt. Karl Gölsdorf verstarb überraschend während eines Aufenthaltes am Semmering.

Gölsdorf wurde insbesondere durch seine Erfindung der seitenverschiebbaren Kuppelachsen für Dampflokomotiven bekannt, die so genannte Gölsdorf-Achse. Diese ist eine Kombination von rahmenfixiert gelagerten Lokomotivachsen und seitenverschieblichen Achsen, um bei einem starren, einteiligen Rahmen eine verschleiß- und geräuscharme Kurvenfahrt zu ermöglichen und wurde erstmals im Jahre 1897 bei der Baureihe 170, der auch die 56.3115 angehört, eingebaut. Die Gölsdorf-Achsanordnung vermied, komplizierte Bauweisen wie die Mallet-Lokomotive zu erstellen. Sie war praktisch ein Trick, um bei einem langen starren Rahmen (ohne Gelenke oder Drehgestelle) dennoch einzelne Achsen besser am Gleis in der Kurvenfahrt auszurichten. Die Funktion der Gölsdorf-Achsen besteht darin, dass zwei Achsen ihre seitliche Position im Rahmen nicht verändern, da jeweils eine Achslagerung am Rahmen ihre seitliche Position fixiert. Die anderen Achsen jedoch werden in ihrer Lagerung und in ihrem Antrieb so eingebaut, dass sie sich bei Kurvenfahrt seitlich verschieben können, frei ausgerichtet an den Kräften. Dies erfordert neben der verschieblichen Lagerung der einzelnen Achse auch die Möglichkeit zu seitlichen Verschiebungen für die Treib- und Kuppelstangen, mittels derer der Dampfdruck und die lineare Kraft des Dampfkolbens am Kurbelzapfen in die Raddrehbewegung umgesetzt wird.

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Für die Wiener Stadtbahn entwarf Gölsdorf die Lokomotiven der Reihe 30. Von den ursprünlich insgesamt 113 Maschinen kaufte die GKB in den Jahren 1931-1936 13 Stück. Eine der Maschinen, die „30.33" wurde 1975 an das Eisenbahnmuseum in Strasshof überstellt. Dort steht sie als betriebsfähige Museumslokomotive zur Verfügung und hat schon einige Male den Weg im Rahmen von Sonderfahrten auf die GKB-Strecken zurückgefunden, wie das Foto vom Bahnhof Köflach aus dem Jahre 2003 zeigt.

Durch den steigenden Bedarf an starken Lokomotiven zum Kohlentransport auf den nordböhmischen Strecken, tat Karl Gölsdorf den nächsten konstruktiven Schritt bei der Erhöhung der Anzahl der gekuppelten Achsen: er schuf mit der Reihe 180 die erste fünffach gekuppelte Lokomotivreihe. Die Verbund-Maschinen erhielten Doppeldom mit Verbindungsrohr und die bereits bei der Reihe 170 bewährte Art der besseren Kurvenläufigkeit durch seitlich verschiebbare Achsen. Von 1901 bis 1910 wurden 239 Exemplare der Reihe 180 an die k.k. Staatsbahnen Österreichs geliefert, die Südbahn erhielt 27 Stück für ihre Begstrecken am Semmering und am Brenner. Nach dem Ersten Weltkrieg verblieben 61 Maschinen in Österreich, von denen schließlich nur die 180.01 museal erhalten blieb. Sie befindet sich seit 2009 im Südbahnmuseum Mürzzuschlag.

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150 JAHRE KOHLE, DAMPF & SCHIENE

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Die GKB war Anfang der 1950er Jahre die erste Eisenbahnunternehmung in Österreich, die mit fortschrittlichen Dieseltriebwagen den Personenverkehr modernisierte. Schon bald waren neun dieser Triebwagen sowie 21 Beiwagen in der Weststeiermark als der "Rote Blitz" bekannt und beliebt - nicht nur wegen der Rundumverglasung die einen wunderbaren Ausblick bot, sondern auch wegen der gut gepolsterten Sitze, die man in die jeweilige Fahrtrichtung umlegen konnte. Außerdem bot die helle und freundliche rote Farbe eine wohltuenden Abwechslung von den schwarzen Dampfzügen. Die Triebwagen bzw. Beiwagen wurden von 1951 bis 1968 von der Waggonfabrik Uerdingen in Krefeld / Deutschland in einer Serie von insgesamt 3306 Stück gebaut. Zusätzlich zu den VT10 beschaffte die GKB 1972 bzw. 1975 direkt von Deutschen Bahn vier einmotorige Motorwagen die als VT50 bezeichnet wurden. Bei der GKB blieben bis 2003 zwei Garnituren des VT10 im Plandienst. Heute werden die noch verbliebenen Motorwagen und Beiwagen von den Steirischen Eisenbahnfreuden (StEF) in Zusammenarbeit mit der GKB museal erhalten.

* * *

Diesellok DM80.1
Baujahr: 1938
Hersteller: Berliner Maschinenbau Gesellschaft
Bauart: B-dm
Leistung: 80 PS
Länge über Puffer: 6,570 m
Dienstgewicht: 18,4 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Eigentümer: GKB
Zustand: Betriebsfähig

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Der Triebwagen VT 10.02 wurde am 28.4.1953 bei der GKB in Betrieb genommen und kam auf den Strecken Graz-Köflach, Graz - Wies-Eibiswald sowie auf der 1967 stillgelegten Sulmtalstrecke von Pölfing-Brunn nach Leibnitz zum Einsatz. Insgesamt legte dieser Triebwagen eine Strecke von 3,2 Millionen Kilometern zurück und wurde 1994 aus dem Verkehr gezogen. Der VT 10.02 konnte im Jahr 1997 sozusagen vor dem Schrottplatz gerettet werden. Sehr viel Idealismus und mühevolle Kleinarbeit waren erforderlich um ihn wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Insgesamt wurden 700 Freiwilligen-Stunden investiert, davon 250 Stunden in die Lackierung - im Look der 70er Jahre mit Originallackierung und GKB-Emblem.

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Erzherzog Johann beschrieb am 21. April 1858 in seinem Tagebuch die Arbeitsbedingungen beim Bau der Eisenbahn im Bereich Krems:
„Der Arbeiter selbst wird als Maschine behandelt, lebt elend, in elenden Hütten untergebracht, wo sie während des Winters erstarrten, blos Polenta und Wasser, arbeitend von der Stunde an, wo der Morgen graut, bis Abend, wenn es finster wird, können sie kaum etwas verdienen. Hilfsmittel, welche die Mechanik liefert, werden nicht angewendet. Krampen und Schaufel, Bohrer zum Steinsprengen, übrigens ihre zehn Finger, damit muß alles beweget, gehoben und auf elenden Karren (zweirädrige) durch sie verführet werden. Für Kranke ist in Voitsberg ein Spital. Die vielen (Kranken) dieses Winters waren durch Kälte Erstarrte, welche gleich gut wurden, als sie in einen warmen Raum kamen. Meine Hütte (das Eisenwerk in Krems) taugte ihnen sehr."

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Aufgrund der Geschichte und Bedeutung als Bahnknotenpunkt der GKB bot sich das Heizhaus Lieboch und die Bahnanlagen sehr gut für ein STEF-GKB Museum an. Das zuvor leerstehende Heizhaus wurde von der Marktgemeinde Lieboch restauriert und im September 2004 feierlich eröffnet. So wurde Lieboch nicht nur die neue Heimat des STEF sondern auch der historischen Fahrzeuge des STEF (Steirische Eisenbahnfreunde e.V.) und der GKB.

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Modell vom Bahnhof Voitsberg

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Modell der 52.4867

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NI-CD-LADESTATION FÜR HANDSIGNALLATERNEN - H. PÖCHHACKER & CO.

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Feuer-Melder.
Bei Feuermeldung!
Glastafel einschlagen!
weiß-rote Scheibe kräftig hineindrücken und dann loslassen!

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Das Tabakrauchen ist hier verboten!

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Merkblatt.
1. Nicht auf das Sitzbrett steigen!
2. Keine festen Stoffe, Putzfetzen in die Abortschalen werfen, nur weiches Papier benützen!
3. Sitzbrett immer aufklappen!
4. Jeden kleinsten Anstand sofort melden, nicht warten, bis derselbe nicht mehr behebbar ist!
5. Erhalte die Reinlichkeit und schone die neuen Anlagen!

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K. k. priv. Südbahn-Gesellschaft.
Warnung.
Zur Abwehr der Tuberkulose.
Das freie Ausspucken ist strengstens verboten: Zuwiderhandelnde werden nach der Ministerialverordnung vom 30. September 1857, R. G. BL. Ar. 198. mit Geldstrafen von 2 bis 200 Kronen oder mit Arrest von 6 Stunden bis 14 Tagen bestraft.
K. k. Eisenbahn-Ministerium.

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Der Parlograph wurde von Carl Lindstrom (geb. 1869 in Schweden, 1892 nach Deutschland ausgewandert) erfunden. Es war ein Gerät zur Aufnahme und Wiedergabe. Das Gerät besaß bereits einen 110 Volt Elektromotor. Dieses Gerät kann man auch als ein frühes Diktiergerät nach Edison, mit Wachswalze und Sprechrohr ansehen, weil in diese Maschine hineindiktiert werden konnte (Aufnahme) und z.B. eine Sekretärin das Diktierte wiederabhören (Wiedergabe) und als Maschinentext schreiben konnte. (Sprachrohr fehlt hier)

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Dampflok 56.3115
Baujahr: 1914
Hersteller: Wiener Lokomotivfabrik AG
Bauart: 1D-n2v
Leistung: 1100 Psi
Länge über Puffer: 17,300 m
Dienstgewicht: 108 t
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Eigentümer: GKB
Zustand: nicht betriebsfähig (Aufarbeitung geplant)

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: