Thonetschlössl    

Museum Mödling, April 2023

Museum mit Mödling-Bezug: Von der Urzeit bis zur Neuzeit, Römer in der Thermenregion, Goten, Langobarden, Awaren, Mittelalter, Markterhebung Mödling, Biedermeier, Neuzeit, Stadterhebung, Stadtentwicklung. Zusätzlich Uhrensammlung, medizinhistorische Hyrtl-Bibliothek, Gräfin Mitsuko Coudenhove-Kalergi, geologische Abteilung.

 Thonetschlössl- Museum Mödling, April 2023

Das Gebäude in dem sich das Museum Mödling befindet, geht im Kern auf das 1631 vom damaligen Kanzler Österreichs unter der Enns, Johann Baptist Verda von Verdenberg, gegründete Kapuzinerkloster zurück. 1785 wurde das Kloster unter Kaiser Joseph II. aufgehoben. Danach erlebte das Haus vielfältige Nutzungen bis es 1965 zur Heimstätte des Museums Mödling wurde. Das Haus wird auch „Thonetschlössl" genannt, dieser Name geht auf den Umbau und die Nutzung des Hauses durch den Großindustriellen Jakob Thonet Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die Geschichte des Hauses erzählt gleichzeitig die Geschichte des Marktes Mödling: Die der Refomation, der Gegenreformation, der Türkennot 1683, der ersten Industrialisierung oder die der Herrschaft Liechtenstein. Auch das Leben der Juden in Mödling wird dokumentiert.

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Das Museum dokumentiert die Entstehung der Mödlinger Landschaft, zeigt Gesteine und Fossilien; Urgeschichte, weist auch eine der ersten Awarensammlungen Österreichs auf. Historisches, wie das Schicksal Mödlings in den Türkenkriegen, wird ebenso dokumentiert wie die Biographien berühmter Bewohner der Stadt, etwa von Mitsuko Coudenhove-Kalergi oder jene des Anatomen Josef Hyrtl.

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Lithographiestein mit dem das Porträt Josef Schöffels gedruckt wurde.

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Areal der Hyrtischen Waisenanstalt heute

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Hyrtlbibliothek – Hyrtlarchiv – Hyrtlforschung
Eine eigenständige Sammlung stellt die historisch-medizinische Privatbibliothek des berühmten Anatomen Professor Dr. Joseph Hyrtl (1810–1894) dar. In einem schönen Raum im 1. Stock des Thonetschlössl mit einem kunstvoll gearbeiteten Intarsien-Fußboden werden die Bibliothek und das Lebenswerk des Anatomen Hyrtl gezeigt. Die Bibliothek umspannt den Zeitraum vom Ende des 15. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die ältesten Werke stammen aus einer Zeit kurz nach Erfindung des Buchdruckes. Viele der hauptsächlich anatomischen Werke sind aus wissenschaftlicher und künstlerischer Sicht seltene Kleinodien. Die hohe medizinische Wissenschaft bediente sich für die Herausgabe solcher Prachtwerke schon immer der besten Künstler und Kupferstecher, sodass jede einzelne Seite eine echte Kostbarkeit darstellt.
Joseph Hyrtl, der 1810 in Eisenstadt geboren worden war, rückte nach seinem Medizinstudium rasch an die Spitze der anatomischen Wissenschaft. Als überaus beliebter Lehrer an der Prager und Wiener Universität und als mitreißender Redner faszinierte er die Studenten. Durch seine zahlreichen Publikationen und seine medizintechnischen Entwicklungen wurde er weltbekannt. Hyrtl war der erste, der die Bedeutung des Faches Anatomie für die medizinische Praxis erkannte und dieses mit der Chirurgie verband. Eigene sensationelle operative Eingriffe, wie etwa zur Beseitigung des Schielens, waren die Folge. Sein "Lehrbuch der Anatomie des Menschen, mit Rücksicht auf physiologische Begründung und praktische Anwendung" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und stellte mit zwanzig Auflagen (1847–1888) ein Standardwerk des Faches Anatomie in der ganzen Welt dar. Seine exzellenten makroskopischen und mikroskopischen Präparate menschlicher oder tierischer Organe und Gewebe, die auf verschiedenen Weltausstellungen gezeigt und in alle Welt verkauft wurden, machten ihn zu einer Berühmtheit. Eine Spezialität Hyrtls waren sogenannte Korrosionspräparate. Bei ihnen wurden in die Gefäße oder Hohlräume eine aushärtende, gefärbte Masse eingespritzt, und nach dem Härten der Füllung das organische Gewebe weggeätzt. Die fertigen Präparate zeigen eine Ansicht der inneren Hohlraumstruktur, die sonst nicht in ihrer Gesamtheit erkennbar ist. Einige dieser Präparate sind in der Hyrtl- Bibliothek ausgestellt; sie stellen in unserem Land ausgesprochene Raritäten dar.

Prof. Dr. Joseph Hyrtl (1810-1894)

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Uhrensammlung
Zu sehen sind zahlreiche historische Uhren, aus der Zeit Anfang 18. bis Anfang 20. Jahrhundert, fachgerecht restauriert von em.Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Stangler †

Weltuhr, Sonnenuhr, Empireuhr

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ALABASTERUHR, ca. 1800
Das Holzgehäuse ist im Renaissancestil mit viel Alabaster geschmückt, der vielfach gebrochen war und erst geklebt werden musste. Der oben liegende Ritter besteht aus zehn Teilstücken, von denen zwei ergänzt werden mussten. Hauptfundstelle von Alabaster ist die Toskana. Herzöge aus dem Haus Habsburg haben durch Export von Alabasterartikeln viel für das Land getan. Die Uhr besitzt ein federbetriebenes Ankerwerk mit Pendel. Vierviertel-Schlag auf Klangfedern.

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Teile des Museums stammen aus der paläontologische Privatsammlung des Heimatforschers Oskar Spiegel. Sie wurde mit Unterstützung des Bundes und des Landes Niederösterreich sowie der Stadt Mödling für das Museum angeschafft.

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Schwerpunkt der frühgeschichtlichen Abteilung ist das Fundgut des großen awarenzeitlichen Friedhofs.
Besonders wertvolle Grabbeigaben sind die awarischen Prunkgürtel. Diese Würdezeichen ranghoher Männer waren mit kunstvollem Metallzierrat geschmückt. In den Männergräbern fand man verschiedenste Waffen, darunter auch Reste von awarischen Reflexbögen, den gefürchteten Waffen des Reitervolkes der Awaren. In den Frauengräbern gab es Diademe, Perlenketten, präzise gearbeitete Knochenkämme, Ohr- und Fingerringe aus Bronze, Silber und Gold sowie Mantelverschlussscheiben. Ein sensationeller Fund, der ein überaus wertvolles, einmaliges historisches Dokument darstellt, ist ein Paar scheibenförmiger Gewandschließen mit der einzigen authentischen Darstellung eines awarischen Bogenschützen auf der vergoldeten Vorderseite.

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Römerzeit
In den Jahren 14. -12. v. Chr. unterwarfen die Römer Pannonien und damit gelangte auch unser Gebiet unter die römische Herrschaft, die erst im 5. Jahrhundert zu Ende ging. In diesem Gebiet sind Funde aus römischer Zeit aufgetaucht. Man kann annehmen, dass den Römern die warmen Quellen entlang der Thermenlinie bekannt waren. Im Museum ausgestellt sind Grabsteine, Keramik und Münzen. Verschiedene Öllämpchen von der einfachen römischen Grundform über eine Doppellampe hin bis zu einer frühchristlichen Lampe mit dem Kreuz als Christusmotiv. Nach der friedlichen Besetzungdes keltischen Noricum 15 v. Chr. folgte in den Jahren 14 –12 die Unterwerfung Pannoniens durch die Römer. Es gehörte zuerst zu Noricum, dann zu Oberpannonien. Vindobona und Carnuntum waren römische Veteranensiedlungen und Ausgangspunkte weiterer Romanisierung.

Goten
Vom Ende des 4. Jahrhunderts bis zur Christianisierung durch Karl den Großen um 800 n. Chr. reicht in unserem Gebiet die Zeit der "Völkerwanderung". Aus dem Anfang des 5. Jhd. stammen zwei Gräber in Mödling. Große Bernsteinperlen, Metallschmuck, ein gläserner Kumpf, ein Glasbecher mit Fadenauflage und eine bauchige Flasche, sowie verschiedene Tongefäße ermöglichen eine Zuordnung zum Volk der Goten aus dem Schwarzmeergebiet.

Langobarden
Einige Jahrzehnte, nämlich 526 bis 586, hielten sich in unserem Gebiet die Langobarden auf. Dieser germanische Volksstamm kam aus Skandinavien und zog später nach Norditalien. Durch einen glücklichen Zufallsfund wurden in der Nähe der Weißes-Kreuz-Gasse in Mödling sieben unversehrte Langobardengräber entdeckt. In der Regel legten die Langobarden keine größeren Friedhöfe an, sondern bevorzugten verstreut liegende Bestattungen. Obwohl diese für Plünderer schwer auffindbar waren, wurden sie wegen ihrer reichen Beigaben oft ausgeraubt. Die Mödlinger Gräber enthielten aber zu Freude der Wissenschafter sehr gut erhaltene Waffen und prächtigen Schmuck, darunter ein Langschwert, schöne Perlenketten, Fibeln mit Glaseinlagen und vergoldete, niellierte Bügelfibeln.

Awaren
Schwerpunkt der frühgeschichtlichen Abteilung ist das Fundgut des großen awarenzeitlichen Friedhofs "An der goldenen Stiege" , das 1968 - 1975 aus rund 500 Körpergräbern geborgen werden konnte. Etwa 4000 Beigaben ermöglichen aufgrund ihrer typischen Verarbeitung und Form eine Datierung von der Mitte des 7. bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts. Bauarbeiter hatten beim Neubau von Einfamilienhäusern am Fuße des Frauensteins menschliche Knochen gefunden und das Museum Mödling verständigt. Vom Bundesdenkmalamt wurde dem Museum die Bergungsgenehmigung erteilt. Besonders wertvolle Grabbeigaben sind die rund 40 awarischen Prunkgürtel. Diese Würdezeichen ranghoher Männer waren mit kunstvollem Metallzierrat geschmückt. Anfangs waren diese in Presstechnik aus Blech hergestellt, später wurden sie aus massivem Bronzeguss erzeugt. Unter den vielfältigen Verzierungen taucht häufig die Gestalt des "Greifs" auf. Gegen Ende der awarischen Kunstentwicklung erhielten die Gürtelbeschläge eine runde Form. In den Männergräbern fand man verschiedenste Waffen, darunter auch Reste von awarischen Reflexbögen, den gefürchteten Waffen des Reitervolkes der Awaren. In den Frauengräbern gab es Diademe, Perlenketten, präzise gearbeitete Knochenkämme, Ohr- und Fingerringe aus Bronze, Silber und Gold sowie Mantelverschlussscheiben. Ein sensationeller Fund, der ein überaus wertvolles, einmaliges historisches Dokument darstellt, ist ein Paar scheibenförmiger Gewandschließen mit der authentischen Darstellung eines awarischen Bogenschützen auf der vergoldeten Vorderseite. Diese Darstellung war auch Leitbild der Awarenausstellung 1977, die mehr als 25.000 Besucher nach Mödling lockte und Mödling und das Museum Mödling international bekannt machte.

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Babenberger
Mit dem dritten Feldzug Karls des Großen, des Königs der Franken und Langobarden, im Jahr 803 kam es zum endgültigen Sieg über die Awaren und zum Einsetzen der bayrisch-fränkischen Besiedlung. Von der Existenz Mödlings berichtet erstmals eine Urkunde aus den Jahr 903, in der ein Besitz bei „medilihha” genannt wird. Sprachforscher haben in diesem Namen eine slawische Wurzel gefunden: „medilihha” ist die Bezeichnung für ein langsam rinnendes Gewässer. Der Name wurde später von Medelikch und Medling zu Mödling abgewandelt. Nach mehreren magyarischen Einfällen war Niederösterreich im 10. Jhd. jahrzehntelang in ungarischem Besitz. Nach der Rückeroberung des Gebietes wurde unser Land wieder Eigentum des Königs. Die Babenberger, ein ostfränkisches Adelsgeschlecht hatten durch eine Schenkung aus dem Jahr 1002 ein Gebiet in der Nähe von Mödling erhalten. Zu Beginn des 12. Jhd. kam die Mödlinger Hausberganlage in den Besitz der babenbergischen Landesfürsten. Das Angerdorf Mödling wurde auf das Doppelte vergrößert, und die Hausberganlage wurde in eine Wehrkirchenanlage umgestaltet. Die eigentliche Burg Mödling wurde auf einer Erhebung im Klausental neu errichtet.

Besiedelung
Nach mehreren Jahrhunderten scheinbar ungerichteter Wanderbewegung waren in Mitteleuropa "Völker" entstanden, die mehr oder weniger deutlich begrenzte Gebiete besiedelt hatten. Es gab Bauern, Handwerker, Adelige und Kaufleute. Zum Schutz der Siedlungen wurden Wehrkirchen und Burgen errichtet, und die Klöster stellten Zentren der Kultur und Zivilisation dar. Im 12. Jahrhundert wurde das Kloster Heiligenkreuz gegründet, und Burgstädte wie Wiener Neustadt, Bruck an der Leitha und Eggenburg entstanden. Auf alte Dorfsiedlungen dagegen gehen heutige Städte wie z. B. Baden und St. Pölten zurück. Für die Bauformen des romanischen Stils sei als Beispiel der Mödlinger Karner genannt. Vor 1443 bauten die Mödlinger die spätgotische Spitalkirche vielleicht als vorübergehenden Ersatz für den zum Abbruch bestimmten großen frühgotischen Bau am Platz der Othmarkirche. Aus dem späten Mittelalter stammt die St. Othmarkirche in Mödling, die ab 1454 im gotischen Stil dort gebaut wurde, wo in neuerer Zeit Vorgängerbauten (romanisch, frühgotisch) nachgewiesen werden konnten. Im 15. Jahrhundert wurden auch zahlreiche Bürgerhäuser in Mödling errichtet.

Markt Mödling
Ab 1343 hatte der Ort Mödling nach und nach Gewerberechte erworben, die sich auch auf Dörfer des Umlandes erstreckten. (Bau einer Schranne, d. h. eines Markthauses), 1458 fand die Verleihung des Wappens durch den Landesfürsten statt. Das Marktrecht ist erst ab 1643 schriftlich überliefert. Im Jahre 1529 schloss der türkische Sultan Suleiman die Stadt Wien ein. Ihm folgte irreguläre Reiterei, die nur um der Beute willen das Land verheerte und auch den Markt Mödling niederbrannte. Deshalb sind nur wenige gotische Altäre, Kunst- und Einrichtungsgegenstände erhalten geblieben.

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FRÜHGESCHICHTE - CHRONOLOGIETABELLE
15 v. Chr. Die Römer erobern das keltische Königreich Norikum.
9 v. Chr. Die Markomannen lassen sich in Böhmen nieder.
50 n. Chr. Ansiedlung der Quaden am Leithagebirge und um den Neusiedlersee.
92-310 Häufige Vorstöße über die Donau und Niederlagen von Markomannen und Quaden, zuletzt auch Sarmaten.
374 Einbruch von Quaden und Sarmaten in Pannonien. Verstärkung des Limes.
375 Die Hunnen unterwerfen die Goten an der Schwarzmeerküste.
378 Schlacht bei Adrianopel: Das oströmische Heer wird von Goten und Hunnen vernichtend geschlagen. Beginn der „Völkerwanderung".
451 Schlacht auf den katalaunischen Feldern: Die Hunnen werden geschlagen.
453 Tod Attilas.
455 Ansiedlung der Rugier im Weinviertel.
488 Zerschlagung des Rugierreichs. Die Romanen ziehen nach Italien.
567 Langobarden und Awaren schlagen die Gepiden vernichtend.
568 Abzug der Langobarden nach Italien.
623-626 Gründung des slawischen Samoreiches in Mähren.
626 Niederlage der Awaren und Perser bei Konstantinopel.
791-803 Awarenfeldzüge Karls des Großen. Die Awaren werden geschlagen.
900 Vorstoß der Ungarn über die Enns.
955 Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld geschlagen.
976 Leopold von Babenberg wird Markgraf des Ostlandes.
1041 Babenberger erobern den slawischen Burgwall von Thunau und damit das nördliche Niederösterreich.

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Das Museum dokumentiert die erdgeschichtliche Entstehung der Mödlinger Landschaft am Rande des Wiener Beckens. Die urgeschichtliche Sammlung zeigt archäologische Objekte der Jungstein-, Bronze- und Eisenzeit. Römische Objekte aus Stein, Metall und Bein dokumentieren den Übergang zur Mödlinger Frühgeschichte in der Völkerwanderungszeit. Germanen, Awaren und Slawen haben ihre Spuren hinterlassen, unter den Karolingern erfolgte die Besiedlung Mödlings unter Einrichtung von Strukturen, die bis heute nachwirken. Der Romanik und Gotik, dem Burgenbau, den Babenbergern und den Herzögen von Mödling und der Verleihung des Mödlinger Stadtwappens wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ebenso werden die Biographien bedeutender Bewohner der Stadt Mödling vorgestellt, wie die von Joseph Schöffel, Joseph Hyrtl oder Mitsuko Coudenhove-Kalergi.

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Der symmetrische Bau mit überhöhtem dreigeschoßigem Mittelteil und zweigeschoßigen Seitenflügeln unter Walmdächern zeigt platzseitig eine strenghistoristische Fassade mit gequaderter Sockelzone und Lisenen und gartenseitig am Mittelrisalit eine Portal-Balkon-Fenster-Gruppe und im abgetreppten Giebel das Allianzwappen der Salm/Liechtenstein aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das im Kern barocke Kirchenschiff des Klosters ist im Mittelrisalit erhalten. Die ehemaligen stichkappentonnenartigen Kirchengewölbe sind im Obergeschoß im Festsaal erhalten. Die Gewölbe wurden im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts mit neobarockem Stuckdekor versehen.

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Barock
Die Stilrichtung des Barock trat im 16. und 17. Jhd. auf. Architektonische Elemente (Nischen, Kuppeln, Emporen) erzeugen mit geschwungenen Linien, mit der Stuckdekoration und aufwendiger Malerei eine dekorative Raumwirkung. Am Mödlinger Freiheitsplatz befindet sich eine barocke Pestsäule aus dem Jahre 1714. Die Pfarrkirche St. Othmar hat teilweise eine barocke Einrichtung, von der das Museum mehrere Figuren beherbergt.

Türkennot und Pest - 16. und 17. Jahrhundert
Dem Türkensturm des Jahres 1529 fielen die Othmarkirche und viele Mödlinger Häuser zum Opfer. Auch die Burg Mödling wurde zerstört. Da der Markt wohlhabend war, konnten viele Bürgerhäuser bald wieder aufgebaut werden. Die Schranne wurde 1548 als Gerichtsschranne wiedererrichtet und erhielt fünf Renaissance-Arkadenbögen, von denen beim heutigen Rathaus allerdings zwei zugemauert sind. Im Kellerbereich befand sich in der damaligen Gerichtsschranne ein niedriges Verlies, in dem die Häftlinge nicht einmal stehen konnten. Es ist heute durch ein Glasfenster im Boden zu sehen. 1607 erhielt der Markt Mödling ein eigenes Landgericht. Es wurden zahlreiche Grenzsteine gesetzt und der erste Plan von Mödling gezeichnet, der Burgfriedensplan von 1610. In das 17. Jahrhundert fällt auch die Gründung des Mödlinger Kapuzinerklosters. 1631 entstanden die Kirche und der anschließende Klosterbau. Das heutige Museumsgebäude zeigt noch die Gewölbe des alten Kirchenschiffes, eine Seitenkapelle und die Sakristei. 1679 wütete in Mödling die Pest und forderte unzählige Todesopfer. Die Leichen wurden außerhalb des Ortes in der Nähe des Pestspitals (Eisentorgasse 12) in Massengräbern mit Kalk übergossen und verscharrt. Vor dem verheerenden Türkensturm von 1683 flohen die meisten Mödlinger rechtzeitig in die Wälder. am 12. Juli 1683 dürfte es in Mödling zum Endkampf gekommen sein. Das 17. Jahrhundert brachte durch die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges auch für Mödling einen Niedergang. Zu Anfang des Jahrhunderts wurden noch 274 Häuser gezählt, Mitte des Jahrhunderts nur mehr 192, von denen aber der größte Teil baufällig war.

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Zunftwesen
Aus der Hauswirtschaft des Einzelnen, die zunächst alle Bedürfnisse deckte, ist durch die Mehrerzeugung über den Eigenbedarf das Handwerk hervorgegangen. Die Loslösung des Vertriebes der Artikel von ihrer Erzeugung als eigene Tätigkeit schafft neben dem Gewerbestand den Handelsstand. Eines der am frühesten entwickelten Gewerbe ist das der Müller. 1343 sind bereits zwei Mühlen belegt, im 15. Jahrhundert gab es im Bereich Mödling sieben Mühlen. Müller, Bäcker und Fleischhauer und später etliche andere Gewerbe haben sich zu Zünften (Zechen) zusammengeschlossen. Von diesen wurden Zechordnungen aufgestellt, die Vererbung des Handwerks, Gerichtsbarkeit und Bestellung des Zechmeisters regelten. Das Mödlinger Museum beherbergt eine Menge von Sammelobjekten, die sich auf das Handwerk und das Zunftwesen beziehen, darunter reich verzierte Zunfttruhen, Fahnen und kunstvoll geschmiedete Schlösser.

Joseph II.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es auch in Mödling bedeutsame gesellschaftliche und soziale Veränderungen. 1785 erhielt Mödling anstelle eines Marktrichters einen Bürgermeister (Theodor Vöckl). So wurde die Ortsverwaltung von der Gerichtsbarkeit getrennt. In diesem Jahr wurde auch durch Joseph II. das Mödlinger Kapuzinerkloster – das heutige Museum Mödling – wegen der angeblichen Existenz eines Klosterkerkers aufgehoben. Zwei Mönche sollen wegen geringer Vergehen jahrelang in lichtlosen Kerkerzellen gelegen sein. 1786 fand das letzte Begräbnis auf dem Friedhof bei der Othmarkirche statt. Von da an benutzte man den Friedhof um die St. Martinskirche, bis 1876 am Fuß des Eichkogels der neue Friedhof errichtet wurde. Im Jahre 1795 wurde wegen der Unsicherheit in der Umgebung die erste Nachtbeleuchtung installiert. Das Licht von den neuen Laternen sollte Gesindel abschrecken.

Biedermeier
Nach dem Ende der napoleonischen Kriege und dem darauffolgenden Wiener Kongress 1914/15 wuchs die allgemeine Tendenz zur Teilnahme des Bürgertums an den Fragen des politischen Lebens. Frühe Industrien entwickelten sich noch auf dem Boden der überlieferten Ständeordnung. Die relative Ruhe nach dem Friedensschluss bewirkte, dass im persönlichen häuslichen Kreis der Bürger das Bedürfnis nach Schönheit und Behaglichkeit eine große Rolle zu spielen begann. Künstler entdeckten die umgebende Natur als Objekt für stimmungsvolle Gemälde. Man reiste auch wohl in die „Sommerfrische“ und genoss Wald- und Wiesenlandschaft, als Ort seelischer Erholung. Der Begriff „Biedermeier” bezeichnet die Stilrichtung, die besonders deutlich in Bildern von nieder- österreichischen Städten und Landschaften zum Ausdruck kommt. Bedeutsamere Künstler dieser Zeit waren: Friedrich Gauermann, F. G. Waldmüller, Peter Fendi, L. F. Schnorr von Carolsfeld und Vinzenz Reim. Es wurden Möbelstücke entworfen, die im Gegensatz zur vergangenen Stilepoche des „Empire” dem Wunsch nach Schlichtheit und Bequemlichkeit entsprachen. Zur gleicher Zeit begannen liberal denkende Menschen Kritik an der Obrigkeit zu üben, die alte Ordnung in Frage zu stellen. (1830 Revolution in Frankreich, 1848 Aufstand in Wien und Berlin ). Der Aufbruch in die industrielle Revolution stand bevor.

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Die Epoche ab Ende des 18. Jahrhunderts ist von den hemmenden Auswirkungen der Französischen Revolution, den napoleonischen Kriegen und dem Ausscheiden Österreichs aus dem Deutschen Reiche unter Kaiser Franz II., seit 1804 Kaiser Franz I. von Österreich gekennzeichnet. Die Siege der Franzosen in Italien und ihr Vordringen gegen die Steiermark führten in Mödling 1797 zum allgemeinen Freiwilligen Aufgebot. Mödlings Lasten durch französische Einquartierungen, Requisitionen und Plünderungen im Jahre 1809 betrugen 409.953 Gulden.

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An Stelle des schwungvoll belebten Barock tritt nunmehr der Klassizismus mit seinen schlichten, kubischen Formen und seiner monumentalen Einfachheit. Diese dem Palastbau eigene Stilrichtung wandelt sich zum Biedermeier, der Ausdrucksform der bürgerlichen Kultur. Es entstehen Wohnhäuser mit schönen Maßverhältnissen und zierlichem Reliefschmuck. Für die Wohnkultur sind formschöne Möbel aus edlen Hölzern entscheidend. Hausrat, selbst Grabsteine reden die eigene Sprache des Bürgertums. Daneben geht in Ablehnung der einengenden Formen des Klassizismus die Romantik unter Hinwendung vom Verstandesmäßigen zum Gemüt- und Phantasievollen einher.

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Die Naturschönheiten Mödlings, die Dolomitenklamm der Klausen, der sanfte Talkessel der Brühl, der altertümliche Markt Mödling mit seinen Legenden, die Babenbergerburg mit den Erinnerungen an die Minnesängerzeit zogen viele Dichter, Musiker und Maler in ihren Bann.

Ludwig van Beethoven weilte die Sommer 1818 und 1819 in Mödling, Hauptstraße 79 und 1820 im Christhof, Achsenaugasse 6, an der Missa solemnis schaffend; auch seine Klaviersonate op. 106, B dur entstand 1818 in Mödling.

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JOSEPH II.
römisch-deutscher Kaiser, 1765-1790
Erzherzog von Österreich, 1780-1790

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Entwicklung des Ziegelstempels
Am Ende der Gotik bildete sich der Ziegelstempel aus. Zuerst kam der Ritzstempel auf. Der Prägestempel folgte auf Ziegeln im Hochformat an unterer oder oberer Ecke oder am Rande. Ende der Renaissance verlagert sich der Stempel in die Mitte. Um 1620 findet ein jäher Wechsel in der Stempellage vom Hoch- zum Querformat statt. Im Frühbarock wird der Schriftstempel eingeführt, wobei die Stempelumrahmung neben der Geschlossenheit des Schriftfeldes auch die richtige Leselage zu sichern hat. Die Herzform als Umrandungslinie ist die älteste Form. In der 1. Hälfte des 19.Jh. kommen die kraftigen Tiefdruckstempel auf. 1827 führt Alois Miesbach an Stelle der Herzform den Wappenadler für seinen Ziegelstempel ein.

Formatentwicklung
In der Gotik liegt die Entwicklungsbewegung hauptsächlich in der Dicke. In der Hochgotik wächst in geringem Maß die Länge und erst in der Spätgotik die Breite. Der gotische Ziegel war wegen der geringen Bruchsicherheit für Hochmauern ungeeignet. Die stürmische Entwicklung der Ziegelformate spiegelt die geschichtlichen Ereignisse der auslaufenden Gotik. Der notwendige Aufbau nach verschiedenen Kriegen, insbesonders den Türkenkriegen, fűgte sich mit der Entwicklung der Ziegelbauweise zusammen. Da nun die Ziegelmauern zu Hauptträgern wurden, mußten die Ziegel, der Statik dienend, länger, breiter und dicker werden. Mit 1490 gedieh vorerst die Breite und nach 1500 die Länge. Das Schwellen der Dicke machte sich zur Unterstutzung der Bruchsicherheit schon durch die Jahrhunderte der Gotik bemerkbar. In der Renaissance diente der Ziegel im Format 2x6x12 Zoll bereits den vollen Anspruchen der Statik, um erst in der Zeit des Barocks mit 3x6x12 Zoll die Bruchsicherheit fűr Hochmauern zu gewährleisten. Im 19. Jahrhundert wurden die Formate bis auf wenige Zweckformate nicht weiterentwickelt. Nach der Einführung des metrischen Systems 1871 ging das ősterreichische Format 2 2/3×5 1/4×11 Zoll = 70×138×288mm in das Neuformat 70×140×290mm űber.

Maßgrundlagen
Die Tradition des Ziegelbaues und der Ziegelproduktion geht auf das dritte Jahrtausend vor Christus zurück. Damals entstanden in Sumer und Ägypten die Maßgrundlagen für Elle,Fuß und Zoll. Diese beeinflußten die Ziegelformate der europäischen Architektur bis zur Einfuhrung des metrischen Systems im Jahre 1871.

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Trommelrevolver Lefaucheux, Frankreich Zentralfeuerzuendung nach 1860
Schwert der Studentenlegion
Trommelrevolver Lefaucheux, Frankreich Stiftfeuerzuendung nach 1854

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Tschako der Nationalgarde

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Johann Baptist Verda von Verdenberg stiftete 1631 ein Kapuzinerkloster. Das Kloster wurde im Türkenkrieg 1683 zerstört und 1684 wiederaufgebaut. Das Kloster wurde 1785 unter Joseph II. säkularisiert und 1786 von Giacomo Caliano erworben und zur Erzeugung von Seide und Tüchern genutzt. Um 1806 bestand die Nutzung des Gebäudes als chemische Bleicherei, um 1821 als Theater. 1833 erwarb es der Entomologe Ernst Heeger im Wege einer Auktion und es folgte die Nutzung als Seidenfabrik. Die nächste Eigentümerin ab 1845, Altgräfin Elise von Salm, eine geborene Liechtenstein ließ das Gebäude schlossähnlich umbauen. Anderen Quellen zufolge war das Schlössel in den Jahren 1845–1862 im Besitz des Ehepaares Maria und Joseph von Demel, das auch in der heutigen Demelgasse wohnte. Im Jahr 1889 erwarb die Familie Thonet das Gebäude. 1931 von der Sparkasse der Stadt Mödling erworben, wurde das seit 1904 bestehende Bezirksmuseums untergebracht.

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Industriezeitalter
1883 erhielt Mödling eine in der ganzen Monarchie einmalige technische Sensation: die erste elektrische Bahn der Welt. Sie fuhr vom Mödlinger Bahnhof durch die Schillerstrasse durch das enge Klausental bis in die Hinterbrühl. Die bayrische Gesellschaft Krauß die in der Umgebung von Wien Dampftramwaylinien plante erhielt die Konzession zum Bau dieser Bahnlinie, die bist 1885 fertig gestellt wurde. 1901 wurden bereits 40 Züge auf dieser Strecke benötigt. Mit 10 Triebwagen und 15 Beiwagen schaffte man eine Zugfolge von 7½ Minuten. Die erforderliche elektrische Energie erhielt die Bahn durch drei Lokomobile zu je 20 PS und sechs Gleichstromgeneratoren zu je 20 KW bei 500 V. Die Fahrleitung bestand aus geschlitzten Eisenrohren in denen Metallschiffchen glitten. Als 1927 das Busunternehmen LOBEG in Konkurrenz zur Bahn trat, machte ein gegenseitiges Unterbieten der Tarife eine Rentabilität der beiden Verkehrsmittel unmöglich. Die ÖBB kaufte die Lobeg auf und stellte 1932 die Hinterbrühler Bahn ein. Einige Triebwagen fanden bei der Deutschen Reichsbahn Verwendung, die anderen Beiwagen wurden verschrottet, bis auf einen, der in Himberg als Bauhütte diente und 1982 durch einen Zufall dort entdeckt und restauriert wurde. Ein Triebwagen, der in der DDR verwendet wurde, wurde 1967 der Gemeinde Hinterbrühl geschenkt. Eine Gruppe des Mödlinger Stadtverkehrsmuseums bemüht sich um die Instandhaltung und Präsentation der Hinterbrühler Wägen. Mehr dazu: Stadtverkehrsmuseum Mödling.

Ziegelsammlung
Die gestiegene Bautätigkeit, in deren Zuge im 19. Jahrhundert Arbeitersiedlungen und Villenviertel entstanden, setzte eine Massenproduktion von Ziegeln voraus. Eine eigene Ziegelsammlung mit den verschiedensten Normformaten und Ziegelstempeln, die sogar eine Datierung von Bauwerken ermöglichen, ist im Museum Mödling ausgestellt. Durch einen Ziegelmodel und zugehörige Bilddokumente bekommt der Besucher einen Eindruck von der schweren händischen Arbeit bei der Ziegelherstellung.

Stadterhebung
Nach 1800 erwuchsen aus dem Lebensgefühl der Biedermeier neue Ideen zur Gestaltung der Hausfassaden und Gegenstände des täglichen Lebens, und Künstler entdeckten manche Naturschönheit in der Umgebung Mödlings. Im 19. Jahrhundert begannen sich Industriebetriebe anzusiedeln. 1841 erfolgte die Eröffnung der Südbahnstrecke. Mödling wurde 1875 unter Bürgermeister Schöffel (bekannt als „Retter des Wienerwaldes“) zur Stadt erhoben und entwickelte sich seitdem trotz mancher Notzeiten und zwei Weltkriegen zu einem modernen und leistungsfähigen Gemeinwesen.

Kriegszeit
Auf Hitlers Druck trat der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg am 11. März 1938 zurück. Die nationalsozialistische Machtübernahme war perfekt vorbereitet worden. In der Nacht zum 12. März marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein. Der Mödlinger Bürgermeister Josef Lowatschek und weitere Amtsträger wurden verhaftet. Am nächsten Morgen führten der neue Bürgermeister Hartmann und sein Stellvertreter Tamussino die Amtsgeschäfte. In der Pogromnacht („Reichskristallnacht“) brannte die Mödlinger Synagoge in der Enzersdorferstraße nieder. Uniformen beherrschten das Straßenbild. Das Panzerregiment 3 wurde am 22. März 1938 in Mödling und Umgebung stationiert. Am 15. Oktober 1938 wurde der politische Bezirk Mödling zum 24. Bezirk von Wien erklärt. Ab Herbst 1943 flogen alliierte Flugzeuge 17 Angriffe mit über 600 Bombeneinschlägen auf das Stadtgebiet, die eigentlich den Ostmarkwerken in Wr. Neudorf galten. Mit Beginn der Luftangriffe wurde am Eichkogel eine Flak-Batterie installiert, die gegen Kriegsende mit Jugendlichen besetzt wurde, Schuljungen wurden als Flakhelfer eingesetzt, die zum „Volkssturm“ einberufen wurden. Am Ostermontag, dem 8. April 1945 stand die Rote Armee bereits in Bruck an der Leitha. Flüchtende NS- Funktionäre steckten die Parteihäuser in der Pfarrgasse und Goethegasse in Brand. Am 5. April drangen die ersten Sowjetsoldaten in die Stadt Mödling ein.

Nachkriegszeit
Am 5. April 1945 trafen die ersten sowjetische Truppen im Mödlinger Stadtgebiet ein. Öffentliche Gebäude, Villen und Wohnungen wurden besetzt, Fahrzeuge und Vieh requiriert, die Zivilbevölkerung zu Hilfsdiensten gezwungen. Nach Berichten von Zeitzeugen kam es auch mehrfach zu Plünderungen und Vergewaltigungen durch die Soldaten. Die Sowjets setzten einen Bezirksvorsteher ein und die Vertreter der Parteien wählten einen provisorischen Gemeindeausschuss der wiederum den Bürgermeister (SPÖ) und die Vizebürgermeister (ÖVP, KPÖ) wählte. Im Museum Mödling befindet sich die Niederschrift eines Augenzeugenberichts, aufgenommen mit Altbürgermeister Karl Stingl. Als Randgemeinde von Wien blieb Mödling ein wirtschaftliches Stiefkind. Mit dem 1. September 1954 zählte nach 16 Jahren Unselbstständigkeit Mödling wieder zu den unabhängigen Städten Niederösterreichs. Nach Abzug der Besatzungssoldaten 1955 konnte an eine Renovierung der devastierten Gebäude und an Neubauten gedacht werden. Die Motorisierung nahm zu und man hatte im damaligen Fortschrittsglauben keine Hemmungen, desolate Häuser dem Verkehr und neuen Bauten zu opfern. Am 30. November 1967 wurde auch die Straßenbahnlinie 360 von Wien-Rodaun nach Mödling eingestellt. Trotz Verkehrs und vieler Neubauten konnte sich Mödling doch vieles von seinen Reizen erhalten. Wegen ihrer privilegierten Lage am Wienerwald und in direkter Nachbarschaft zur Bundeshauptstadt Wien ist die Stadt Mödling heute eine gesuchte Wohngemeinde.

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Geologie - Die geologische Abteilung
Die geologische Abteilung des Mödlinger Museums bietet dem Besucher die Möglichkeit anhand seltener, in langen Jahren zusammengetragener Sammlungsstücke einen Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit unserer Landschaft zu werfen. Es werden Gesteinsproben gezeigt, die Zeugen von Meeresablagerungen oder Gebirgsbildungsvorgängen vor vielen Millionen Jahren sind. Manche dieser Proben enthalten Reste von Tieren oder Pflanzen, deren späte Verwandte zu unserer heutigen Umwelt gehören. Andere Lebewesen, wie z. B. Dinosaurier, sind völlig ausgestorben, und man kann sich nur eine ungefähre Vorstellung von ihrem Aussehen und ihren Fähigkeiten machen.

Die Ausstellung führt den Beschauer von uralten Zeiten der Erdgeschichte (vor etwa 250 Millionen Jahren) bis zum Ende der letzten Eiszeit (vor etwa zehntausend Jahren), als der Mensch in unserem Raum zum ersten mal auftrat.
Neben den Bundes- und Landesmuseen gibt es nur wenige Museen, die eine umfangreiche geologische oder paläontologische Sammlung aufweisen können. Mit dem Eintritt des von der Geologie begeisterten Hauptschuldirektors Franz Mariner (1889–1981) in den Museumsverein wurde 1951 am Mödlinger Museum eine eigene geologische Abteilung gegründet, in der nicht nur Gesteine und Fossilien, geologische Karten, Profile und Bilder zu sehen sind, sondern dem Besucher auch ausführliche Erläuterungen geboten werden. Die geologische Abteilung fand nicht nur bei interessierten Laien und den Mödlinger Schulen, sondern auch in Fachkreisen großen Anklang und wurde sogar regelmäßig von Universitätsexkursionen besucht. Knapp vor seinem Tode konnte Dir. Mariner seine Abteilung dem Studenten der Biologie und Erdwissenschaften Peter Karanitsch in die Hände legen. 1986 gelang es dem Bezirks-Museums-Verein Mödling, die geologisch- paläontologischen Privatsammlung des Gießhüblers Oskar Spiegel zu übernehmen. Der Chefgeologe der Geologischen Bundesanstalt i.R., Prof. Dr. Benno Plöchinger erklärte sich bereit, ehrenamtlich die wissenschaftliche Betreuung der geologischen Abteilung zu übernehmen.

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Gräfin Mitsuko (Maria Thekla) Coudenhove-Kalergi
Am 27. August 1941 verstarb in Mödling, Kürnbergergasse 11, Gräfin Mitsuko (Maria Thekla) Coudenhove-Kalergi, unbeachtet von der großen Öffentlichkeit und doch eine Persönlichkeit von europäischem Rang. Mitsuko Coudenhove-Kalergi, geb. Aoyama, wurde 1874 in Tokyo als Tochter eines Antiquitäten- und Ölhändlers geboren. Sie war gerade 17 Jahre alt, als sie den österreichisch-ungarischen Gesandten Dr. Heinrich Coudenhove-Kalergi kennen lernte. Am 16. März 1892 wurde in Japan mit Einwilligung des österreichischen und japanischen Außenministeriums geheiratet, die ersten beiden Kinder wurden in Tokio geboren. Der erste Sohn hieß Hans (Johann-Koutaro, geb. 1893), der zweite wurde Richard-Eitaro genannt (geb. 1894). Richard wurde später als „Vater des Europagedankens“ Gründer der Paneuropa Bewegung. Nach Ende von Heinrichs Tätigkeit als Gesandter verließ er Tokio und kehrte mit seiner Familie nach Ronsperg (Poběžovice, Tschechien) zurück, wo er sich um das etwas verwahrloste Familiengut kümmern musste. Dort wurden fünf weitere Kinder geboren. Im Jahre 1906 verstarb Heinrich und Mitsuko, die den christlichen Namen Maria Thekla angenommen hatte, war mit den sieben Kindern auf sich alleine gestellt. Sie hatte nun unzählige Probleme zu meistern, angefangen von rechtlichen Schwierigkeiten mit den Verwandten Ihres Mannes, die sie unter Kuratel stellen und die Verwaltung des Gutes übernehmen wollten, bis zu den wirtschaftlichen Problemen des Gutes und der Erziehung ihrer Kinder. 1908 zog Mitsuko mit ihren Kindern nach Wien, um für die bestmögliche Ausbildung zu sorgen. Im Herbst 1924 schließlich übersiedelte sie zusammen mit ihrer Tochter Olga nach Mödling, einer Stadt mit Zuzug von Künstlern und Musikern. Nach einem leichten Schlaganfall lebte sie zurückgezogen und verließ nur selten das Haus, in dem sie 1941 verstarb. Etwa ab 1970 ist in Japan reges Interesse am Leben von Mitsuko erwacht, der ersten Japanerin, die einen ranghohen Europäischen Diplomaten geheiratet hatte.

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Kaiser Franz Josef in Mödling, 1904
Besuch der Hyrtl' schen Waisenanstalt
Eröffnung der k.k. Technischen Militärakademie
Inbetriebnahme der Wasserleitung aus Moosbrunn

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Stutzuhr ~1800

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Das Morse Alphabet
Die Buchstaben werden aus 2 Zeichen zusammengesetzt: „Di" = (Punkt), „Doo" = (Stricht)
Jeder Buchstaben besteht aus höchstens 4 Zeichen! Zahlen bestehen aus 5 Zeichen und Satzzeichen aus 5-6 Zeichen. Das Morsealphabet kann man als ersten Versuch einer binären Darstellung von Buchstaben und Zahlen verstehen (./- entspricht 0/1). Eine Morseanlage besteht aus einem Sender und einem Empfänger. Im Sender werden durch eine Morsetaste kurze und lange elektrische Signale über eine Leitung, die im Ruhezustand auf Null steht, gesendet. Im Empfänger erzeugen die unterschiedlichen Impulse in einer Spule kurze und lange Stromstöße, die über eine Nadel Papierstreifen punkt- oder strichförmig ritzen. Diese Streifen können durch einen Morsekundigen entziffert werden. Abhörsicher!

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Mignon (Schreibmaschine)
Mignon ist der Name eines Schreibmaschinenmodells der Firma AEG. Diese Schreibmaschine wurde 1903 von Friedrich von Hefner-Alteneck entwickelt und in den Jahren 1904 bis 1934 von der AEG gebaut. Bei dieser Schreibmaschine kam eine Typenwalze (Typenzylinder) als Träger der darstellbaren Zeichen (Typen) zum Einsatz. Die Typenwalze war austauschbar. Bei dem Modell 4, das ab 1924 angeboten wurde, waren über 36 verschiedene Typenwalzen erhältlich, u. a. auch zwei Typenwalzen mit kyrillischen Buchstaben. Ab 1933 wurde eine verbesserte Version als Olympia Plurotyp verkauft.

Zu jeder Typenwalze gehörte ein austauschbares Tableau (Buchstabenfeld) mit den verfügbaren Zeichen, das unter einen Zeiger in die Mignon Schreibmaschine eingespannt werden musste. Mit der linken Hand wurde der Zeiger über das jeweils gewünschte Zeichen geführt. Durch gekoppelte Mechanik stellte sich die Typenwalze mit dem entsprechenden Zeichen über das Papier. Durch Betätigung der Abdrucktaste mit der rechten Hand druckte die Typenwalze das Zeichen auf das Papier. Mit einer zweiten Taste konnte ein Leerzeichen erzielt werden. Beim Modell 4, das ab 1924 gebaut wurde, kam noch eine Rücktaste hinzu. Beim Betätigen der Rücktaste wurde der Wagen um einen Schreibschritt zurücktransportiert, um korrigieren zu können.

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Richard Harlfinger - Bürgermeister Jakob Thoma (Bürgermeister von Mödling 1890-1910), Öl auf Leinwand, 1906, 83x110

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Thonetschlössl
Frühbarocke Gebäudereste des Kapuzinerklosters (1631 - 1785), streng gegliederte klassizistische Fassade.
1785 Seiden- und Tuchfabrik
1821 Theater
1833 Sammlung des Entomologen Ernst Heeger
1845 Wohnhaus der Gräfin Salm
1889 als Wohnsitz der Familie Thonet umgestaltet
Das Bezirksmuseum ist mit kriegsbedingten Unterbrechungen seit 1933 hier untergebracht.

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Der gleichfalls denkmalgeschützte Museumpark wurde 1957 eröffnet und beinhaltet ein barockes Brunnenbecken, eine Pietà-Gruppe auf einem Sockel aus 1756, drei Inschriften-Grabsteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert, einen Protestantenstein mit 1581 Wolfgangus und Zezilia Reitperger protestantischer Ratsherr und Marktrichter, ein Fragment einer gotischen Säule 1529 und 1683 beschädigt von der Dombauhütte St. Stephan.

Im Museumspark wurde von namhaften japanischen Spezialisten ein Zen-Garten angelegt zum Gedächtnis an Gräfin Mitsuko Coudenhove-Kalergi. Die Stadtgärtnerei der Stadtgemeinde Mödling hat von der Innung der Gärtner und Floristen NÖ einen Sonderpreis für die Gestaltung und Pflege des Museumsparks und des Coudenhove-Kalergi Memorial-Zengartens erhalten.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: