Museum Traiskirchen

Möllersdorf, September 2023

Eine aufregende Zeitreise mit Objekten aus Alltag, Handel, Mobilität, Verkehr und Technik. In der einzigartigen Ladenzeile können die Alltags- und Lebensbedingungen früherer Generationen hautnah erlebt werden. Eine Spielzeugsammlung und ein Feuerwehrbereich runden die Vielfalt ab.

Die ehemalige Kammgarnspinnerei, die älteste Industrieanlage Traiskirchens, ist heute Heimat des Museums. 150 Jahre lang - bis 1975 - wurden hier feine Garne und Zwirne produziert. Auch der Name des Reifenproduzenten Semperit ist mit der Stadt eng verbunden. Darüber hinaus boten sechs Ziegelwerke und viele andere Industriebetriebe Arbeitsplätze. Eine im Museum ausgestellte typische Arbeiterwohnung aus 1930 zeigt die Lebens- und Wohnbedingungen der Arbeiterklasse.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die zahlreichen Schauräume des Museums befinden sich in der ehemaligen Kammgarnfabrik Möllersdorf, in der von 1824 bis 1975 feine Garne produziert wurden. Das Flair des Industriezeitalters ist hier immer noch all gegenwärtig. In der Ladenzeile reihen sich Geschäftslokale und Werkstätten dicht aneinander, die Atmosphäre vergangener Zeiten ist hautnah zu spüren. Themen wie Verkehr & Mobilität, Alltag & Handel, Technik im Wandel, Spielzeug und Feuerwehr runden das Angebot ab.

Das Museum Traiskirchen ist seit 1988 in den Gebäuden der ehemaligen Kammgarnspinnerei Möllersdorf untergebracht. In drei Stockwerken und einem Freigelände werden Objekte aus Alltag, Technik, Industrie, Weinbau, Schulwesen, Natur und Archäologie gezeigt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

MATADOR - Technische Daten der Riesenradkonstruktion:
Gesamthöhe: 3,21 m
Raddurchmesser: 3 m
Achshöhe: 1,70 m
Gesamtgewicht: ca. 90 kg
9.000 Stück MATADOR Stäbchen
6.000 Stück MATADOR Holzteile
2.500 Stück MATADOR Kunststoffelemente
500 Stück Metallteile
550 Stück Seile aus Nylon (1,4mm stark)
1.100 Stück Seilknoten
600 Ifm Seil
200 Stunden Arbeitszeit

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Ordnung der Zeit
In vorindustrieller Zeit gibt es eine Einheit von Lebens- und Arbeitswelt. Der Bauer lebt auf seinem Hof mit Mägden und Knechten. Der Handwerksmeister beherbergt in seinem Haus Lehrlinge, Gesellen und Lohnarbeiter. Eine Anwesenheitskontrolle der Beschäftigten ist daher nicht nötig. Das ändert sich mit der Industrialisierung. Einen Lohn erhält nur, wer zu festgelegten Zeiten in der Fabrik anwesend ist. Arbeitszeit, Arbeitsleistung und Arbeitsdisziplin werden zu messbaren Größen. Ab 1900 werden dazu verstärkt sogenannte Kontrolluhren eingesetzt. Dies sind Geräte, mit denen Arbeitsbeginn und Arbeitsende für jeden Arbeitnehmer festgestellt und aufgezeichnet werden können. Ursprünglich dienen sie den Unternehmern vor allem als Erziehungsinstrument zur Erhöhung der Pünktlichkeit der Arbeitnehmer. Denn speziell für den Schichtbetrieb müssen die Arbeiterinnen und Arbeiter zeitgerecht verfügbar sein. Gleichzeitig bringen die Kontrolluhren aber auch viele Vorteile für die Verwaltung und die Lohnabrechnung. Kontrolluhren sind ein wichtiger Schritt zur Optimierung der Arbeitsabläufe in der Industrie.

Am meisten verbreitet sind Stempeluhren. Jeder Arbeitnehmer verfügt über eine eigene Zeitkarte, die beim Kommen und Gehen in den Apparat gesteckt und gestempelt werden muss. Die Karten werden neben der Uhr meist in zwei Fächerkästen aufbewahrt. Solche mechanischen Stempeluhren werden bis in die 1980er Jahre sowohl in der Industrie als auch in Dienstleistungsbetrieben verwendet. Heute erfolgt die Zeiterfassung in digitaler Form mittels Chipkarten, Sensoren oder über Fingerprint. Sie dienen gleichzeitig als Zutrittskontrolle. Die ausgestellte Stempeluhr ist ein Fabrikat der Firma Bürk. Sie stammt aus der Zeit um 1920 und kam im Elin Werk in Möllersdorf zum Einsatz.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Vom Mühlenland zum Industriestandort
Den Ursprung der Industriegeschichte der Stadtgemeinde Traiskirchen bilden vom Wasser angetriebene Mühlen. Entlang des Mühlbachs, der sich seit 900 Jahren durch das Gemeindegebiet schlängelt, gab es mindestens zwölf Getreidemühlen. Die älteste Mühle stand in Tribuswinkel und wurde bereits im 12. Jahrhundert erwähnt. Die Wasserkraft war also der Motor für den Beginn der Industrialisierung. In Traiskirchen entstanden die meisten Fabriken an Mühlenstandorten. Auch entlang des 1803 eröffneten Wiener Neustädter Kanals begann die Ansiedlung von Gewerbebetrieben. Sie nutzten das Wasser des Kanals als Transportweg und Antriebsquelle. Die Erfindung der Dampfmaschine und der Eisenbahnbau ab Mitte des 19. Jahrhunderts - hier vor allem die Aspangbahn und die Badner Bahn - waren Voraussetzungen für größere Industrieansiedlungen.

Für die Menschen bedeutete die Industrialisierung eine dramatische Änderung ihrer Lebensverhältnisse. Von der Feldarbeit im Freien kamen sie in lärmende Fabrikshallen, von einem Arbeitstag, dessen Rhythmus von Tageslicht und Wetter bestimmt war, zum durchgetakteten Alltag an den Maschinen. „Das Diktat der Uhr ersetzte das Diktat der Natur." Mehr als hundert Jahre dauerte der Kampf der Arbeiter für ihre Rechte, von der Revolution 1848 über Aufstände und Streiks, immer wieder unterbrochen und bestimmt von Wirtschaftskrisen und Kriegen. Im Ersten Weltkrieg und verstärkt im Zweiten wurden Teile der Industrie in den Dienst der Rüstungsproduktion gestellt. Während der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre mussten viele Betriebe schließen, die Zahl der Arbeitslosen stieg massiv.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Industrie mit Rohstoffmangel und zerstörten Anlagen zu kämpfen. Dem Wiederaufbau folgte ab Ende der 1950er-Jahre ein starker Wirtschaftsaufschwung, der bis in die 1970er-Jahre anhielt. Dann kam es zur Verlagerung vieler Industriebetriebe in Länder mit niedrigerem Lohnniveau. Davon waren auch einige Unternehmen in Traiskirchen betroffen, sie mussten schließen. Heute hat sich Traiskirchen von einem Standort der Großindustrie zu einer Stadtgemeinde mit einer breiten Palette an Gewerbe-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen gewandelt. Die Sonderausstellung „Rauchende Schlote - Die Geschichte der Industrie in Traiskirchen" bietet einen Überblick über den Werdegang einiger ausgewählter Betriebe im Lauf der Zeit.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Traiskirchens Industriepionier - Kammgarnfabrik Möllersdorf
1824 wird der erste Industriebetrieb in Möllersdorf von Josef Mohr gegründet: eine Baumwollspinnerei. Sie befindet sich an dem Standort, an dem das heutige Museum Traiskirchen steht. 1877 übernimmt die in Bad Vöslau beheimatete Vöslauer Kammgarn AG das auf Schafwollverarbeitung umgestellte Werk. Aus Merinowolle werden feine Garne und Zwirne hergestellt. Die Spinnerei Möllersdorf ist Ende des 19. Jahrhunderts eine der größten Kammgarnspinnereien Europas. In Spitzenzeiten arbeiten hier bis zu 1.400 Personen, vorwiegend Frauen, im Schichtbetrieb. Trotz vieler Investitionen ist der Betrieb Anfang der 1970er-Jahre nicht mehr gewinnbringend zu führen und wird 1976 stillgelegt. Danach erwirbt die Semperit das Areal und lagert hier Reifen. 1987 kauft die Stadtgemeinde Traiskirchen das Gelände und ab 1988 wird in den Gebäuden das Stadtmuseum eingerichtet.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Vollmilch und Halbbitter - De Jong Schokoladefabrik
Hendrik De Jong, der seit 1790 im nordholländischen Wormerveer als Gewürz-und Chemikalienhändler tätig ist, kauft 1809 eine Muschelsandmühle. Ab 1843 beginnt man, in der Mühle Kakaobohnen zu vermahlen - die Grundlage für die spätere Kakao- und Schokoladefabrik. Das Unternehmen wird inzwischen von den Nachfahren von De Jongs Frau, Trijntje Schoute, geführt und heißt nun Erve H. De Jong (H. De Jongs Erben). 1891 wird die Marke mit dem königlich holländischen Wappen ausgezeichnet. Erfolgreich exportiert man in alle Welt und wirbt mit den Worten: „Bestes Fabrikat der Gegenwart, rein, leicht löslich, nahrhaft und von köstlichem Geschmack, von vielen ärztlichen Autoritäten empfohlen, ist in allen besseren Specereihandlungen, Droguerien zu haben."
1905 gründet De Jong die einzige Zweigniederlassung in Europa, und zwar in Tribuswinkel. Das Unternehmen erwirbt eine abgebrannte Mühle am Mühlbach in der heutigen Sängerhofgasse. Eine Fabrik zur Herstellung von Kakao, Kakaobutter und Schokoladeartikeln wird errichtet. Bald erhält De Jong die Auszeichnung als k.u.k. Hoflieferant.

Die Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit bringt auch die Schokoladefabrik unter Druck, 1930 brennt zudem das Stammwerk in den Niederlanden ab. Danach scheint es wieder bergauf zu gehen, immerhin wird 1936 bei der Badener Behörde ein Ansuchen zwecks Genehmigung der Aufstellung eines 50-PS-Dieselmotors in einem Zubau eingereicht. Im Zweiten Weltkrieg gilt die Fabriksanlage als „feindliches Vermögen" und wird 1941 unter nationalsozialistische Verwaltung gestellt. Nach verfehlten Experimenten mit Ersatzprodukten für die teure Kakaobutter muss die holländische De Jong 1957 schließen. Die Maschinen des Werks in Tribuswinkel werden 1968 an die Wiener Firma Karl Knäbchen verkauft, die hier bis zur Schließung 1978 Schokostreusel herstellt. Danach wird der Gebäudekomplex an einen Kunststoffproduzenten vermietet. Heute befindet sich hier das Veranstaltungs- und Seminarzentrum Lindenhof - benannt nach einer Linde im Innenhof, die bereits bei der Fabriksgründung gepflanzt wurde.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Menschlichkeit im Gepäck - Die Treff Kofferfabrik
Die Treff Kofferfabrik in Tribuswinkel, Josefsthalerstraße 26, wird 1935 von Felix Melchior auf dem Gelände der ehemaligen Tischlerei Foissner gegründet. Zuerst stellt man Verpackungen für die Firma Oetker her, später Kartonkoffer und Lederwaren. Der Gründer Felix Melchior war ursprünglich Schlosser bei Oetker und verfügt über minimales Startkapital. Bald führt er sein Unternehmen zum Erfolg, ohne seine Herkunft als Arbeiter zu vergessen - er ist sehr sozial eingestellt und bei seinen Mitarbeitern beliebt. Menschlich verhält er sich auch, als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im Unternehmen zum Einsatz kommen.

Nach Kriegsende wird die Fabrik geplündert. Mit viel Mühe kann der Betrieb wieder aufgenommen werden, wobei es vor allem an Rohstoffen mangelt. Während des Ungarn-Aufstands im Jahr 1956 spendet Melchior den Flüchtlingen einen ganzen LKW voll Treff Koffer. Eine in den 1960er-Jahren geplante Modernisierung der Produktion kann nicht finanziert werden. 1971 übernimmt dann der deutsche Schneider-Konzern das Unternehmen und stellt unter dem Namen Bermas Kartonagen, Reisegepäck, Schultaschen und Schulartikel her. 2010 wird die Produktion in Tribuswinkel eingestellt und das Fabriksgelände verkauft. Heute gehört das Areal der Evangelikalen Gemeinde Baden, die dort ein Kultur- und Gebetszentrum errichtet hat.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Flammen aus Patronenhülsen - IMCO Feuerzeuge
1907 gründet Julius Meister in Wien die Österreichische Knopf- und Metallwarenfabrik J. Meister & Co. Während des Ersten Weltkriegs fertigt sie vor allem Knöpfe für Uniformen. Dieser Markt bricht 1918 ein, aber aus dem Krieg bleiben viele leere Patronenhülsen - sie bilden die Grundlage für ein neues Produkt, nämlich Feuerzeuge. Mit der US-amerikanischen Firma Ronson ist man damit einer der ältesten Feuerzeug-Produzenten weltweit. Ab 1923 ersetzt das Kürzel IMCO (aus den Initialen J(I)ulius Meister & Co) den Firmennamen. 1926 verlässt der Firmengründer die Geschäftsführung, Mitinhaber Bernhard Silberknopf, seit 1911 dabei, holt seinen Sohn Hans ins Unternehmen. Zahlreiche Feuerzeugmodelle werden entwickelt und im In- und Ausland zum Patent angemeldet. 1936 entsteht der Klassiker IMCO Triplex Super, ein Sturmfeuerzeug und gleichzeitig das erste halbautomatische Benzinfeuerzeug, das mit nur einem Daumendruck zu entzünden ist.

Einen Tag nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich nimmt sich Firmenchef Hans Silberknopf mit seiner Frau das Leben. In seinem Testament vermacht Silberknopf das Unternehmen vier „außergewöhnlich aufrechten" Mitarbeitern. Zwei von ihnen, Johann Raganitsch und Alfred Racek, führen den Betrieb weiter. In den 1950er-Jahren kommt das Modell Streamline auf den Markt. 1967 wird ein weiterer Standort für die Montage und das Abfüllen von Flüssiggastanks für Feuerzeuge in Tribuswinkel eingerichtet. Dem Zeitgeschmack entsprechend werden nun auch gasbetriebene Kunststofffeuerzeuge hergestellt. Insgesamt kann IMCO in seiner langjährigen Geschichte auf rund 70 Modelle verweisen, die weltweit verkauft wurden. 2012 schließen sich die Tore der Fabrik, doch ein Jahr später erwirbt das japanische Unternehmen Windmill die Patente. Vor allem das IMCO Triplex Super wird, abgesehen von kleinen technischen Verbesserungen in den 1950er-Jahren, bis heute unverändert hergestellt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Der Duft der schwarzen Bohnen - Helmut Sachers Kaffee
Im Jahr 1929 eröffnet Karl Sachers eine kleine Greißlerei am Wiedner Gürtel in Wien. Das Geschäft geht gut und Sachers kauft den Hälfteanteil einer Lebensmittelgroßhandlung am Naschmarkt. Dort lernt er das Kaffeerösten. In jeder Lebensmittelgroßhandlung röstete man damals Kaffee und verkauft ihn in einfachen Papiersäcken zu zwei Kilogramm an die einzelnen Kaufleute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt Sachers nach einem Ausgleich wieder von vorne - in derselben Greißlerei, in der jetzt auch Kaffee geröstet wird. Im Jahr 1956 hebt er die Marke „Stambulia" aus der Taufe, inspiriert von der türkischen Kaffeekultur und der Operette „Die Rose von Stambul". 1970 übernimmt Helmut Sachers von seinem Vater das Geschäft. Zwei Säcke Rohkaffee wurden damals pro Woche geröstet und an verschiedene Kaffee- und Gasthäuser geliefert. In den folgenden Jahren erwirbt man mehrere Kaffeefirmen und konzentriert sich auf das Rösten der schwarzen Bohnen.

In den 1980er-Jahren wächst das Exportgeschäft stark. Sogar in der Mongolei und in Nordkorea wird Helmut Sachers Kaffee getrunken. Der Firmensitz in Wien wird bald zu klein, daher zieht man 1988 nach Oeynhausen, 1991 wird weiter ausgebaut. Aus den zwei Säcken Rohkaffee pro Woche sind inzwischen 700 Tonnen pro Jahr geworden. Nach „52 Jahren Kaffee" zieht sich Helmut Sachers 2013 aus dem Unternehmen zurück und verkauft es.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Weltmeister Fußbälle aus Traiskirchen - Österreichische Linoleum-, Wachstuch- und Kunstlederfabrik ÖLW
1873 erwirbt Leopold Ramminger, der Pächter des Möllersdorfer Gemeindeziegelofens, ein Grundstück zwischen Wiener Neustädter Kanal und Badener Straße. Hier eröffnet er 1876 ein Ziegelwerk mit einem Ringofen, in dem Ziegel ohne Unterbrechung gebrannt werden konnten. 1912 verkauft Theresia Ramminger, die Schwiegertochter des Gründers, das Ziegelwerk an Arthur Straetz, der das Werk auf maschinelle Ziegelfertigung umstellt. Drei Jahre später wird der Betrieb geschlossen. 1922 übernehmen Leopold Blum und Leopold Haas das ehemalige Ziegelwerk und errichten eine modern ausgestattete Fabriksanlage für ihr Unternehmen Österreichische Linoleum-, Wachstuch-und Kunstlederfabriken AG, kurz ÖLW. Produziert werden Kunststoffe für den Inlandsbedarf und den Export. 1938 wird das Unternehmen „arisiert", von den Rheinischen Linoleumwerken Bedburg übernommen und in Wiener Linoleum Wachstuchwerke umbenannt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Fabrik als USIA-Betrieb unter sowjetischer Verwaltung weitergeführt. 1955 kommt es zur Rückgabe an die aus der Emigration in die USA zurückgekehrten Gründer, 1958 kauft der Semperit-Konzern die Anlage. 1974 übernimmt die Firma JOVELD die Aktienmehrheit an ÖLW. Im Zuge eines Ausgleichsverfahrens erwirbt 1986 die Schweizer Firma IKOTEX AG diesen Anteil. Die ÖLW produziert im Werk Traiskirchen bis zur Betriebsschließung im Jahre 2008 neben Linoleum auch Kunststoffbeschichtungen, Kunstleder, Folien sowie Fußbälle, die bei den Europa- und Weltmeisterschaften eingesetzt werden. Darüber hinaus wurden auch Textilien bedruckt, imprägniert und konfektioniert (fertiggestellt). Im ehemaligen Firmengelände sind heute zahlreiche Gewerbebetriebe untergebracht.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Matador ist ein Holzbaukasten. Er wurde von Johann Korbuly um 1900 erfunden. Es war das erste Baukastensystem mit dem man bewegliche Modelle bauen konnte. "Alles dreht sich und bewegt sich" war der bekannte Werbeslogan. Lange Zeit hatten die Korbuly's ihre Werkstätten in Pfaffstätten. 1978 verkaufen sie die Firma an den Zeitungsverleger Kurt Falk. Dieser produzierte noch bis 1987, dann wurde der Betrieb eingestellt. Die Familie Tobias kaufe 1995 die Patente und jetzt wird Matador im Waldviertel erzeugt. Mit Stäbchen können Klötze, Brettchen, Platten und Streben verbunden werden. Die Räder, Zahnräder und Achsen machen die Modelle beweglich. Das wichtigste Werkzeug ist der Hammer. Nach Vorlagenheften können einfache, aber auch sehr schwierige Modelle gebaut werden.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

1901 Johann Korbuly erhält das Patent für den Matador Holzbaukasten
1903 Beginn der Erzeugung und Vermarktung von Matador
1905 Die erste Matador Zeitung wird herausgegeben
1913 Eröffnung des Geschäftes in der Mariahilfer Straße
1915 Erwerb der Preiß Mühle am Wiener Neustädter Kanal in Pfaffstätten
1920 Verlagerung der Produktion in das neue Werk nach Pfaffstätten
1945 Werk abgebrannt, Neubau und Wiederaufnahme der Produktion
1978 Verkauf der Fabrik und der Markenrechte an Kurt Falk
1987 Einstellung der Produktion im Werk Pfaffstätten
1996 Erwerb der Markenrechte durch Michael Tobias
1997 Wiederentwicklung, Beginn der Produktion in Tschechien
1998 Verlagerung der Produktion nach Österreich (Waidhofen/Thaya)
2003 Werk in Pfaffstätten durch Brand beschädigt, später abgerissen

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Am 10. April 1903 wurde Johann Korbuly vorn kaiserlichen Patentamt in Wien das Privileg zur Erzeugung von Holzspielwaren erteilt. Bereits 1904 stellte Johann Korbuly seine Erfindung bei der Leipziger Messe aus. 1909 wurde ein „Matador-Haus" in Berlin eröffnet und 1913 eines in der Mariahilfer Straße in Wien. 1915 kaufte Johann Korbuly sen. die ehemalige Preyssmühle am Wr. Neustädter Kanal in Pfaffstätten als Produktionswerkstätte. Ca. 1920 verließ der erste Matadorbaukasten das Werk in Pfaffstätten. Ab 1935 führte Johann Julius Korbuly als Alleinbesitzer und Geschäftsinhaber bis 1978 den Betrieb.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Der Wiener Zeitungsverleger Kurt Falk kaufte dann die Fabrik und führte sie bis zur Schließung 1987.
Ing. Michael Tobias erwarb 1995 die Markenrechte und begann mit der Neuproduktion des Baukastens. Durch einen Brand in der Fabriksruine in Pfaffstätten im Jahr 2001 wurden die Mitarbeiter des Traiskirchner Museums auf verbliebene Matadorteile aufmerksam und stellten sie für das Museum sicher.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Der Neffe vom verstorbenen Johann Korbuly, Rudolf Korbuly, ein Freund und Gönner des Museum Traiskirchen hatte die Idee, 2003 eine große 100 Jahr Ausstellung zu organisieren. Der große Erfolg dieser Schau ermutigte die Museumsleitung, eine Dauerausstellung daraus zu machen. Mittlerweile ist das „Matadormuseum" auf mehrere hundert Baukasten und Ausstellungsobjekte angewachsen. Im Schauraum befinden sich bereits Bauteile und „Schaufenstermodelle" aus ganz Österreich und Deutschland. Im Laufe der Zeit ist das Museum Traiskirchen zur Anlaufstelle für Matadorsammler und spielzeuginteressierte Besucher geworden.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Am 25. und 26. Dezember 1805 wurde zwischen Kaiser Napoleon u. Kaiser Franz I. der sogenannte "Friede von Pressburg" geschlossen. Mit diesem Vertrag endete der 3. Koalitionskrieg. Am 2. Dezember 1805 verloren die vereinigten österreichisch-russischen Truppen die Schlacht bei Austerlitz, genannt die "Dreikaiserschlacht" in Mähren, und Kaiser Franz I. musste sehr harte Friedensbedingungen unterzeichnen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Napoleon, der berühmte Feldherr, hier bei uns in Möllersdorf und in anderen Gegenden um Wien eine Parade oder Revue abhielt, um der Bevölkerung die Größe der französischen Nation vorzuführen. Der Platz war gut gewählt, auf der sogenannten "Reichlwiesn" zwischen der Margaretenkirche und dem ehemaligen Jagdschlössel von Kaiserin Maria Theresia. Die Begeisterung der Bevölkerung hat sich wohl in Grenzen gehalten, da es ja fast in jedem Hause Einquartierungen gab. Die Bauern mussten gratis Vorspanndienste leisten, sowie Hafer, Heu, Brot, Mehl, Wein und andere Lebensmittel an die Besatzer abliefern. In Traiskirchen war 1805 die Kreishauptmannschaft für das Viertel unter dem Wienerwald untergebracht und diese hatte den Status einer Bezirksbehörde und das Kreisamt hatte sich um die Sorgen und Nöten der Bevölkerung zu kümmern. Die verkehrstechnisch günstige Lage von Traiskirchen hatte aber auch zur Folge, dass sich hier viele neue Betriebe ansiedelten, wie Schmiede, Wagner und Gasthöfe. Eine Reise mit einem schweren Pferdefuhrwerk von Wien nach Wienerisch-Neustadt dauerte einen ganzen Tag, also mussten Ross und Reiter und Kutscher in Traiskirchen einige Stunden Mittagsrast halten.

Zinnfiguren 1805-1812
Die Figuren zeigen Soldaten aus der napoleonischen Zeit in bunten Uniformen aus verschiedenen Ländern, Städten und Fürstentümern in 70 verschiedenen Waffengattungen. Soldaten von unterlegenen Gegnern mussten zwangsweise militärische Dienste in den Uniformen des Siegerlandes leisten. 1805 marschierten rund 30.000 Mann, mit Ross und Reiter durch Baden, Traiskirchen und Pfaffstätten. Die Unterbringung und Verpflegung war für die Bevölkerung und die Gemeinden eine Herausforderung und mit hohen Kosten verbunden. Der Wein aus Traiskirchen und Pfaffstätten war das beliebteste Zahlungsmittel. Höher gestellte Offiziere logierten standesgemäß in Baden.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Das Stadtgebiet von Traiskirchen wurde erstmals von den Kelten im 4. Jahrhundert v. C. besiedelt, später errichteten die Römer eine Straße zwischen Baden und Carnuntum, die durch das Stadtgebiet führte. Traiskirchen selbst entstand um ca. 1.000 n. Chr. Zur etwa gleichen Zeit floss auch schon der Mühlbach, der für die Industrialisierung der Gemeinde eine bedeutende Rolle spielen sollte durch den Ort. Unterschiedliche politische Einflüsse – etwa die Habsburger oder das Stift Melk – begleiteten Traiskirchen durch das Mittelalter bis in die Neuzeit. 1514 erhielt die Gemeinde das Marktwappen. 1848 wurden Möllersdorf und Wienersdorf eingemeindet. Die Stadterhebung erfolgte am 30. Juni 1927. Seit 1972 ist Traiskirchen mit Oeynhausen und Tribuswinkel zur Großgemeinde geworden.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Der Schwerpunkt unserer Spielzeug-Sammlung liegt bei zwei Baukasten-Systemen, die schon vor mehr als 100 Jahren Kinderherzen erfreut haben. Dutzende Matador-Modelle etwa können im Museum in Bewegung gesetzt werden, an einem Spieltisch können die Kinder (oder auch ihre Eltern oder Großeltern) selbst Hand anlegen. Auch von den erstmals 1880 produzierten Anker Steinbaukästen hat das Museum eine umfangreiche Sammlung. Aber auch historische Puppen, Autos, Blechspielzeug, Brettspiele, Papiertheater und Puppenküchen sind ausgestellt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Das Museum Traiskirchen zeigt die Entwicklung der Technik über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren, beginnend mit einfachen Werkzeugen für den alltäglichen Gebrauch in Handwerk und Landwirtschaft. Mit der industriellen Revolution änderte sich neben den Werkzeugen auch der Arbeitsalltag der Bevölkerung. Dampfmaschine, Druckerei und auch die technische Entwicklung in der Textilindustrie belegen diesen Wandel.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die 1824 gegründete Kammgarnspinnerei, die älteste Industrieanlage Traiskirchens, ist heute Heimat des Museums. Traiskirchen und das Thema Industrie waren jahrzehntelang eng verknüpft und sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der Stadtgeschichte und des Sammlungsschwerpunktes des Museums. Der Reifenproduzent Semperit, die Vereinigten Färbereien, die Kammgarnspinnerei, zahlreiche Ziegelwerke, chemische Fabriken, die Österreichische Linoleum- und Wachstuchfabrik und v. a. hatten ihre Standorte im Ortsgebiet von Traiskirchen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

BAUMPRESSE - Diese Weinpresse aus dem Jahre 1803 stand bis 1993 im Hause der Familie Hedwig u. Franz SIMONIC in der Wienersraße 65, Traiskirchen. Dises Museumsstück wurde im Jahre 1942 von einem Zimmermann überholt (siehe Eintragung auf Holzwinkel ) und stand bis 1975 in Verwendung.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Mineralien, auch Minerale genannt, sind chemisch und physikalisch einheitlich strukturierte Bestandteile unserer Erdkruste. Sie sind fast ausschließlich anorganische Verbindungen. Das Überleben der Menschheit sowie die geistige und kulturelle Entwicklung sind ohne ihre Nutzung nicht möglich. Wurden sie zu Beginn ihrer Entdeckung als Rohstoff für Werkzeuge und andere Arbeitsbehelfe eingesetzt, gehören sie heute, dank ihrer vielfältigen Verwendung, zum Alltag. So sind Mineralien für verschiedene Industriezweige und Gewerbebetriebe nicht mehr weg zu denken. Schließlich ist ihr Einsatz in der Schmuckindustrie besonders beliebt.
Insgesamt sind derzeit über 2000 Minerale bekannt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Immer wieder wecken Mineralien auch das Interesse von Sammlern. Dies wurde auch für einen unserer Mitarbeiter zur Leidenschaft. Herr Rudolf Seyf sammelte Zeit seines langen Lebens aktiv Mineralien. Seine Exkursionen brachten ihn in viele entlegene Teile Niederösterreichs. Immer wieder fand er hervorragende Schätze, die er auf der Karte vermerkte. Er hat uns hiermit eine umfangreiche Sammlung hinterlassen, die mit Exponaten aus anderen Teile der Erde ergänzt sind.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Streckwerk an einer Vorspinnmaschine

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Eigentlich waren die Mühlen und die Wasserkraft des Mühlbaches und des Wiener Neustädter Kanals der Motor für den Beginn der Industrialisierung. Danach wurde die Geschichte Traiskirchens viele Jahre von Schloten und Shed-Dächern geprägt. Die hier ansässigen Industriebetriebe prägten das Stadtbild. Firmen wie ÖLW, Mully, Kammgarn, Blaschke, IMCO und natürlich Semperit haben für weit mehr als ein Jahrhundert das Leben in der Stadt wirtschaftlich und gesellschaftlich beeinflusst.

Grund genug für das Museum Traiskirchen, in dieser Sonderausstellung die Geschichte und den Werdegang einiger Betriebe zu erzählen und ihre Bedeutung für die Stadt und die Region hervorzuheben. Gezeigt werden etwa, was Adidas-Fußbälle mit Traiskirchen zu tun haben. Oder welche Schokolade einst in Tribuswinkel erzeugt wurde. Oder wussten Sie, dass in Möllersdorf jahrelang Mechaniken für bekannte Wiener Klavierfabriken hergestellt wurden? Ab April 2022 ist diese Ausstellung, die in einer Kooperation mit dem Masterlehrgang für Innen-architektur & visuelle Kommunikation der New Design University St. Pölten entstanden ist, im Museum Traiskirchen zu sehen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Traiskirchen liegt an einer alten Handelsroute. Der Handel hat die Menschen näher zusammen gebracht und hat den allgemeinen Wohlstand vermehrt. Im Museum können Besucherinnen und Besucher heute in der einzigartigen Ladenzeile in alte Geschäfte und Handwerksbetriebe eintreten, die Zeugen einer vergangenen Epoche sind.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Bäckerei um 1920
Das erste Brot entstand wahrscheinlich vor 8.000 Jahren. Grassamen wurden gesammelt, zu Mehl gemahlen und mit Wasser vermischt. Dieser Brei wurde über heißer Asche auf einem Stein gebacken. Ungeachtet der vielen verschiedenen Brotsorten und trotz moderner Herstellungsmethoden ist das Brot seit dern Ende der Steinzeit in seinen Hauptbestandteilen gleich geblieben: Der Teig wird aus Mehl, Wasser oder Milch unter Zusatz von Hefe bzw. Sauerteig und einer Prise Salz eingerührt, geknetet, geformt und dann im Ofen gebacken. Brotmehl kann aus Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste oder Hafer gemahlen werden. Diese Getreidearten besitzen einen relativ hohen Anteil an Klebern (Gluten), durch die der Teig zusammengehalten wird.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Geräte, vom Backtrog, der Teigschere bis zum Simperl, dem geflochtenen Strohkorb, wurden in allen österreichischen Bundesländern verwendet. Auch die Arbeitsweise, das Teig kneten bis zur Bestimmung der Gewürzart und -menge wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Bis ins 18. Jahrhundert gab es nur Schwarzbäckereien, da das Schwarzbrot ein Volksnahrungsmittel war. Weizen war zu teuer und wurde nur in der gehobenen Klasse zum Kochen verwendet. Um 1900 wurden Weiß- und Schwarzbrote hergestellt. Jedoch war das Weißbrot, in Form von Brezen oder Kipferln weiterhin nur den reichen Leuten vorbehalten. Das Schwarzbrot blieb den ärmeren Bevölkerungsschichten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kauften die Leute das Mehl und den Sauerteig selbst ein, mischten und formten ihr Brot und ließen es beim Bäcker backen. Meist war der eigene Küchenofen dafür nicht geeignet. Dieses Brot nannte man „Störbrot", da man den Bäcker bei der Arbeite „störte".

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die meisten Bäckerbetriebe hatten einen Backofen aus Lehm, der mit Holz und Reisig beheizt wurde. Die Bäckerlehrlinge spielten eine wichtige Rolle, da sie doch billige Arbeitskräfte waren. Meist bekamen sie nur „Kost und Quartier" als Bezahlung. Täglich, ab ca. 1 Uhr nachts, hatten sie den Backofen zu heizen. Nach der Arbeit in der Backstube mussten sie, meist mit dem Fahrrad, Körbe mit noch warmen Brot und Gebäck rasch zu den Kunden „ins Gai" fahren. Ein 14-16 Stunden Arbeitstag war keine Seltenheit.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Schuster
Fruher wurden alle Schuhe individuell für den Träger maßgefertigt. Der Schuhmacher übte seine Tätigkeit in kleinen Werkstätten aus, die sich meist im Kellergeschoss befanden. Der Verkaufsraum war entweder gleichzeitig die Werkstätte oder ein kleiner Vorbau. Der Schuster musste folgende Arbeitsschritte beherrschen: Anfertigen von Fußumrisszeichnungen, Trittspuren und Abwicklungshilfen, Bearbeitung von Bodenmaterial (Brandsohle, Laufsohle) und Absätzen, Wissen über Werkzeuge und Maschinen, Kenntnisse der Lederarten, Kenntnisse der Anatomie des Fußes und des Beines.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Der Beruf des Schusters erforderte keine hohen körperlichen Anforderungen, doch eine volle Beweglichkeit der Finger und Arme. Außerdem waren ausreichendes Tastvermögen und gutes räumliches Sehen notwendig. Um das Lampenlicht auf die Arbeitsfläche zu konzentrieren, verwendete der Schuster die so genannte „Schusterkugel" eine mit Wasser gefüllte Glaskugel - als Linse.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Weitere Arbeitsbehelfe des Schusters waren: Modellfüße aus Holz („Last"), Reparaturmaschine, Ausputzmaschine, Eisenständer zum Beschlagen der Schuhe, „Holzwaden", verschiedene Scheren, Holznägel, Ösen, Sohlen und Schnittmuster. Nach dem 2. Weltkrieg hatten die Schuster viel Arbeit, denn sie fertigten auf Bestellung auch Schuhe für Gendarmerie und Gemeinde an. Damals wurden oft drei Gesellen und zwei Lehrlinge beschäftigt. Um 1950 gab es In Möllersdorf noch zehn Schuhmacher. Der letzte von ihnen schloss 1995 endgültig seine Werkstatt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Traiskirchen liegt an einer alten Handelsroute. Der Handel hat die Menschen näher zusammengebracht und den allgemeinen Wohlstand vermehrt. Im Museum können BesucherInnen heute in der einzigartigen Ladenzeile in alte Geschäfte und Handwerksbetriebe eintreten, die Zeugen einer vergangenen Epoche sind: Die Geschäftslokale Bäckerei, Greißler, Eisenwarenhandlung, Apotheke, Modewarengeschäft, Fleischerei, Milchgeschäft und die Trafik waren allesamt im Ort ansässig und wecken bei älteren Personen Erinnerungen an die Kindheit.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Schusterwerkstatt, der Friseur, der Hutmacher, die Tischlerei, der Fotograf sind originalgetreu nachgebaut und machen den Eindruck, als hätte der Handwerker gerade die Werkstatt kurz verlassen. Zahlreiche Alltagsgegenstände gehören zu dieser Sammlungsgruppe.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

In der Tischlerei
Die Arbeit eines Tischlers war seit jeher hart und mühsam. Früher musste alles mit der Hand hergestellt werden, vom Zuschneiden bis zum Hobeln. Dazu wurden die primitivsten Arbeitsmittel verwendet. Zum Zuschneiden verwendete man eine Säge, zum Hobeln einen Hobel und zum Bohren benutzte man noch so genannte Handbohrer. Heutzutage gehen diese Arbeiten schon wesentlich einfacher, da das Meiste mit Maschinen gemacht wird. In den vergangenen Zeiten fertigte man zumeist Einzelstücke an. Heute bieten große Möbelgeschäfte Serienmöbel jeder Art an.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Ein Tischler vom „alten Schlag" war Karl Staska aus Wienersdorf. Seine Werkstatt ist hier im Museum ausgestellt. Hier sind auch noch einige seiner wichtigsten Werkzeuge und Maschinen, wie zum Beispiel eine Hobelbank, eine Drechselbank, Handbohrer, ein alter Leimofen, Sägen, Winkel, Wasserwaagen, Feilmaschinen, Laubsägen und natürlich viele Hobel. In einer Tischlerei werden in der Regel Türen, Fenster und Möbel hergestellt. Es gab und gibt aber auch Tischler, die sich auf die Restaurierung alter Möbel spezialisiert haben.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Friseur
Schon die Ägypter, Griechen und Römer investierten viel Zeit in die Körper- und Schönheitspflege. In den Pyramiden fand man Rezepte zur Herstellung von Salben, Haarwuchsmitteln und Haarfarben. Weiters verwendeten die Ägypter auch zahlreiche Mittel zur Schönheitspflege, wie zum Beispiel Schminke, Lippen- und Augenbrauenstifte; Farben zum Färben der Haare und Nägel sowie Bronzerasiermesser. Die Ägypter trugen auch tressierte Perücken aus Seidenfäden. Irn Mittelalter wurde die Körper- und Schönheitspflege von Badern und Barbieren in den Badenstuben ausgeübt. Die Badestuben dienten der gesamten Haar- und Gesundheitspflege. Obwohl die Handwerkszünfte im Spätmittelalter hohes Ansehen genossen, waren die Bader- und Barbierzünfte nur sehr gering geschätzt. Der Grund dafür war, dass die christliche Kirche, die auch das öffentliche Leben beherrschte, mit dem lockeren, oft freizügigen Treiben in den Badestuben nicht einverstanden war. Erst gegen Ende des Mittelalters wurden die Bader-und Barbierzünfte vom Augsburger Reichstag zu ordentlichen Zünften erklärt.

Zu Beginn der Neuzeit bestimmte vor allem das französische Hofleben die Schönheitspflege. Dadurch erlangte der Frisörberuf enormes Ansehen. Den Auftakt zu dieser Entwicklung gab die Perückenmode, die von den französischen Königen Ludwig XIII. und Ludwig XIV. am Hof eingeführt wurde. Aus diesem Grund entstand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts das Perückenmachergewerbe. Am Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich ein neuer, mächtiger Berufszweig, der Damenfrisör. Er verstand es vor allem, sehr phantasievolle und künstlerische Damenfrisuren herzustellen. Nach der Französischen Revolution kamen die übertriebenen Damenfrisuren aus der Mode und wurden abgeschafft. Dadurch wurde der Blütezeit der Perückenmacher und Damenfrisöre ein Ende bereitet. Weiters wurden die Zünfte aufgelöst und die Gewerbefreiheit eingeführt. Das Zeitalter der Erfindungen übte auch auf den Frisörberuf erheblichen Einfluss aus. Denn die Erfindung der Ondulation verschaffte derm Damenfrisör neue Kunden und Arbeit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die Erfindung der Dauerwelle und die Verbesserung der Haarfärbe- und Blondiertechnik erneut zu einem beruflichen Aufschwung. Nach dem 2. Weltkrieg kam zu diesen Erfindungen und Entwicklungen noch die Kaltwelle hinzu.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Rudolf Seyf, Friseurmeister in Baden
Rudolf Seyf, geboren am 22. Jänner 1913 in Wien, ist in Günselsdorf aufgewachsen. Er besuchte die dortige Volksschule und anschließend die Bürgerschule (Hauptschule) in Baden. Damals war es möglich mit 14 Jahren die Schule zu verlassen und sich eine Lehre zu suchen. Herr Seyf wollte Kaufmann werden, doch eine passende Lehrstelle war in Wr. Neustadt, Mödling und Baden nicht zu finden. Bei dem Damen- und Herrenfriseur Winterstein in Baden wurde er schließlich aufgenommen. Die Lehrzeit betrug 4 Jahre. Die Öffnungszeiten des Salons waren täglich von 8 bis 19 Uhr und sonntags von 8 bis 12 Uhr. Der Betrieb hatte 12 Damenkabinen und 4 Herrenplätze. Es waren 5 Lehrlinge beschäftigt, die alle Putzarbeiten machen mussten. An einem Tag in der Woche mussten sie nach Mödling in die Fachschule. Jeder hatte einen freien Tag. Urlaub gab es nie und die Bezahlung war minimal. Die Strapazen der Lehrzeit waren sehr groß. Herr Seyf, zum Beispiel, musste täglich zu Fuß von Günselsdorf nach Leobersdorf gehen und dann mit der Bahn nach Baden fahren und nach Arbeitsschluss wieder retour. Im Jahre 1928 wurden in diesem Salon die ersten Dauerwellen gemacht.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Vom Fotografen
Schon lange vor der ersten Kamera waren die Naturwissenschaftler von der cámera obscura fasziniert. Sie hatten einen Lichtstrahl durch ein kleines Loch in einen finsteren Raum geschickt und die dabei entstehende seitenverkehrte und am Kopf stehende Abbildung zu ergründen versucht. Die erste erhaltene Fotografie wurde 1826 oder 1827 nach zahlreichen Versuchen von Joseph Nicéphore Niépce hergestellt. 1829 schloss er sich mit Louis-Jacques-Mandé Daguerre zusammen, der 1823 eine Kamera mit Jod-Silberplatten entwickelt hatte. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit war die 1837 erfundene Daguerreotypie. Die französische Regierung kaufte das Verfahren und stellte es der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung. Da das Trägermaterial der Daguerreotypie eine versilberte Kupferplatte war, konnten die Bilder nicht vervielfältigt werden.

Dieses Problem löste die in England von Henry Fox Talbot erfundene Kalotypie (auch Talbotypie genannt), patentiert 1841: Talbot verwendete sensibilisiertes Papier für die Aufnahme. Das entstandene Negativ konnte durch das durchscheinende Papier beliebig oft umkopiert werden, wobei idente Papierpositive entstanden. 1851 entwickelte Frederick Scott Archer das Kollodium-Naßplatten-Negativverfahren, das Glasträger verwendete und durch eine deutlich höhere Lichtempfindlichkeit kürzere Belichtungszeiten (unter einer Minute) erlaubte.
Ab 1879 eroberte das einfachere Silberbromid-Gelatine-Trockenplattenverfahren (erfunden von Richard L. Maddow 1871, von C. H. Bennett 1878 verbessert) den Markt. Erste Farbaufnahmen wurden mit aufwendigen Methoden zwischen 1903 und 1907 hergestellt, die Autochromeplatte von 1907 gilt als das erste praktikable Farbverfahren.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Kleinbildfotografie basiert auf der Erfindung des Zelluloids (1887 von H. Goodwin entwickelt, ab 1889 von der Eastman Dry Plate and Film Company als Trägermaterial eingesetzt) und der Kleinbildkamera Leica. Die moderne naturfarbige Kleinbildfotografie beginnt 1936, den ersten Farbnegativfilm präsentierte Kodak 1941 (Kodacolor).
Das erste Sofortbildsystem war Polaroid 1945.

Still Video war der Vorgänger der heutigen Digitalfotografie. Die ersten Digital Still Video Kameras speicherten noch auf 3,5-Zoll-Disketten. Heutige Digitalkameras speichern auf Speicherkarten, die die Flash-Technologie nutzen. Da die Bilddaten nun schon digital vorliegen, entfällt der Arbeitsvorgang des Scannens, wenn man ein Bild im Computer bearbeiten, in eine Publikation einbauen oder im Internet veröffentlichen will. Der große Nachteil der digitalen Fotos ist, daß niemand weiß, wie lange die Datenträger, auf denen sie gespeichert sind, halten werden und ob es später noch Geräte geben wird, die diese Datenträger lesen können (Obsoleszenz der Hardware). Fotos auf Glas/Film oder Fotopapier hingegen können bei optimaler Lagerung jedenfalls über 150 Jahre alt werden, wahrscheinlich auch noch viel älter.

Die Ausstellungskoje
Gleich vor der Koje wird eine Plattenkamera ausgestellt. In ihr wurden Glasnegative belichtet. Daneben ist ein schmaler grüner Kasten zu sehen, in dem man die entwickelten Bilder zum Trocknen aufhängte. In einer Glasvitrine vor dem Eingang befinden sich alte Blitzgeräte. Früher entzündete man Blitzpulver, das mit einer kleinen Explosion das gewünschte Motiv kurz aufhellte. Da das Fotomaterial noch relativ lichtunempfindlich war, öffnete man zuerst das Objektiv, entzündete dann das Blitzpulver und deckte das Objektiv anschließend mit dem Objektivdeckel wieder zu. Da die Dosierung des Blitzpulvers eine heikle und auch gefährliche Sache war, kamen als Abhilfe teebeutelartige Beutelblitze auf, in denen sich eine angemessene Menge Blitzpulver befand. Mittels eines Ringes konnte der Beutelblitz beispielsweise an einem Besenstiel befestigt werden, zum Anzünden gab es eine Lunte. In der Vitrine vor der Koje befinden sich einige Päckchen solcher Beutelblitze.

In der Koje auf der rechten Seite steht ein Glaskasten, in dem zahlreiche ältere Kameras gesammelt sind. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Boxkameras üblich. Daneben sind Kompaktkameras und Spiegelreflexkameras für Kleinbildfilm (Negativ-format 24 x 36 mm) zu sehen. Auch die kleinste je gebaute Fotokamera für Film, die Minox, ist vertreten.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

In der Nische (links) ist ein kleines Fotolabor eingerichtet. Man benötigte einst viele Chemikalien, um Fotos herstellen zu können. In der Frühzeit der Fotografie mußten die Glasplatten noch direkt vor der Aufnahme händisch beschichtet und sofort nach dem Belichten entwickelt werden, wodurch der Fotograf seine Dunkelkammer immer mitnehmen mußte. Heutige analoge Filme sind sofort aufnahmebereit und können bei idealer Lagerung noch Wochen nach der Aufnahme problemlos entwickelt werden. Für die Entwicklung eines Negatives reichen heute Entwickler, Stoppbad, Fixierer, Wässerung und ein Netzmittel. Das Negativ muß immer bei absoluter Dunkelheit verarbeitet werden.

Gleich rechts neben dem Fenster sind alte Diaprojektoren und Vergrößerungsapparate ausgestellt. In den Anfangszeiten der Fotografie bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden recht große Negative eingesetzt, da diese im Kontaktverfahren direkt auf Positivmaterial umkopiert wurden. Erst die mit fortwährenden Verbesserungen möglich gewordenen immer höher auflösenden Filmemulsionen erlaubten kleinere Negativformate und machten damit Vergrößerungsapparate notwendig. Man unterscheidet Vergrößerungsapparate für Klein-, Mittel- und Großformatnegative und Schwarzweiß- von Farbvergrößerern. Beim Vergrößern von Schwarzweißmaterial kann eine Dunkelkammer-Beleuchtung verwendet werden, deren Farbe vom verwendeten Material abhängt; meist ist sie rot oder rotorange, manchmal gelbgrün.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Analoge Fotografien werden bis heute von Amateuren wie Profis hergestellt und vergrößert. Auch Sofortbildverfahren werden heute noch von verschiedenen Herstellern angeboten (Fuji, Impossible als Nachfolger von Polaroid). Zahlreiche Kameras können aber nicht mehr genutzt werden, weil keine passenden Filme oder Filmkassetten mehr erhältlich sind (z. B. Instanatic, Disc, APS, Polaroid i-zone). Professionelle Kameras erlauben es, den hinteren Teil der Kamera, der üblicherweise den Blattfilm (bei Fachkameras) oder den Rollfilm (Mittelformatkameras, z. B. Hasselblad) enthält, gegen ein digitales Rückteil auszutauschen und somit alle vorhandenen Objektive weiterzuverwenden.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Über das Tabakrauchen
Franz Scholz aus Altruppersdorf schreibt 1984 im Mitteilungsblatt der ARGE der Betreuer Volkskundlicher Sammlungen nachfolgenden Bericht:

PFEIEFENRAUCHEN
„Bis zum 1. Weltkrieg rauchten die Männer durchwegs Pfeifen und verschmähten Zigaretten. An Zigarren wurden Virginia (Wetschina), Kuba, Portoriko und die so gen. „Kurzen" geraucht.
Die Pfeife bestand aus Pfeifenkopf, Wassersack, Pfeifenrohr aus Weichselholz und Pfeifenspitzel. Ein Paket Pfeifentabak kostete 4 Kreuzer 8 Heller. Soldaten fassten beim Militär große Pakete Kommisstabak und brachten meist große, bebilderte Pozellanpfeifen mit, die an Sonntagen mit oft 1 m langem Rohr geraucht wurden."

Auf einem bebilderten Pfeifenkopf steht geschrieben: Josef Eiböck, M.G.Abt., Zugführer, K.u.k. Feldjäger Baon Nr. 21; auf dem Wassersack Erinnerung an meine Dienstzeit und in Kurrentschrift der Spruch:
Ich rauche mein Pfeifchen mit kräftigen Zügen Und liebe die Mädchen zu meinem Vergnügen

Die Pfeifenrohre waren aus Weichselholz und wurden zum Teil in unserem Gebiet erzeugt. Im Buch „Gebiet des Schwechatflusses in Nieder-Österreich 1878" finden wir vermerkt: „Die Wurzeltriebe der Mahaleb-Traubenkirsche, die auf dem Kalkgebirge des Wiener Beckens von Mödling über Baden, Kottingbrunn und weiter südwärts gemein ist, werden als Steinweichsel, Badner Weichsel oder „türkische Weichsel" zu Pfeifenröhren und Cigarrenspitzen verarbeitet und erfreuen die Raucher mit ihrem würzigen Geruch. In der Umgebung von Baden wird seit 55 Jahren die Zucht von Steinweichsel-Stämmchen für Tabakpfeifenrohre u. dgl. in eigens hierzu angelegten Gärten betrieben. Gegenwärtig beträgt die Gesamtfläche dieser Gärten ungefähr 70 Hektar. Es werden jährlich im Durchschnitt 500.000 Stämmchen in langen Stöcken gewonnen. Um 1820 kam der Badener Drechslermeister Trenner auf die Idee aus den 2-3 jährigen Trieben der Steinweichsel Pfeifen und Gehstöcke herzustellen. Diese Produkte wurder weltweit verkauft. Etliche Tribuswinkler Bauern stellten ihre Gründe für die Kulturen zur Verfügung. Von der Weißen Brücke bis zur Ötker am Kanal gab es Weichselgärten.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Maurerhölzel
Wir haben im Museumsgasthaus einen Aschenbecher aus Steingut mit einem Aufsatz für Schwefelzündhölzer, der rund geformt und mit Abreibringen versehen ist. An den Abreibringen konnte man die Schwefelhölzer, deren geschwefeltes Ende einen Überzug von Phosphor und chlorsaurem Kalium hatte, an jeder Reibfläche, wie an der Hose, an der trockenen Schuhsohle, an der Wand usw. entzünden. Es dauerte ein Weilchen, bis der Schwefel verbrannt war und man Feuer machen oder die Pfeife anzünden konnte. Und weil es eine Weile dauerte, bis man eine schöne Flamme hatte, war es für die Maurer, die ja damals (bis nach dem 1. Weltkrieg) fast alle Pfeifenraucher waren, eine willkommene Unterbrechung der Arbeitszeit, und sie mussten gar oft die Pfeife anzünden. Deshalb nannte man diese Zünder Maurerhölzel. Zu kaufen bekam man sie in Papierbehältern und die Leute hatten Metallbehälter, in denen man sie mittrug. Seit 1907 ist die Verwendung von gelbem Phosphor verboten. Seither sind die Sicherheitszünder eingebürgert, die um 1850 in Deutschland erfunden, von Schweden her aber in den Handel gebracht wurden. Die Hölzchen sind mit Paraffin getränkt und tragen eine sauerstoffreiche Zündmasse, die sich nur an einer Reibfläche entzündet. Diese enthält Schwefelantimon, roten Phosphor, Leim und Glaspulver

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Tabakschnupfen
Bis zum 1. Weltkrieg schnupften noch viele Männer. Bot man eine Prise an, so ging dies nach bestimmten Regeln und eine Verweigerung war gleichbedeutend mit Beleidigung und man musste eine Prise nehmen, auch wenn es einen als Nichtschnupfer durch einen Niesanfall geradezu zerriss. Wenn ein alter Mann einem jungen Menschen eine Prise anbot, so war dies eine Auszeichnung. Während des 1. Weltkrieges bekam man schwer den duftenden Schnupftabak und dann starben „die Schnupfer" aus. Übrigens behaupteten geeichte Schnupfer, dass man durch Schnupfen einen klaren Kopf bekäme.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Das Hutgeschäft
Das Gewerbe des Hutmachers oder der Modistin ist im Aussterben. Um das Jahr 1900 war der „Florentinerhut" ein Renner, vor allem bei der adeligen Gesellschaft. In Traiskirchen gab es ein Hutgeschäft auf dem Hauptplatz. Heute werden sogenannte Rohlinge „Stumpen" fertig gekauft und dann dem Hut die passende Form gegeben. Ein Zentrum der Huterzeugung war Unterwaltersdorf. Die dortige Hutfabrik hatte sich auf die Zylindererzeugung spezialisiert. Die Fabrik wurde nach dem 2. Weltkrieg geschlossen. Übrigens wurden diese Hüte aus Hasenhaaren erzeugt.

Die Erzeugung von Damenhüten kann als künstlerischer Beruf angesehen werden. Man sieht es an den Hüten der englischen Königin Elisabeth II. Ein guter Zusatzverdienst sind auch die diversen „Dienstkappeln", die man neben Strohhüten, und Hochzeitshüten auch kaufen kann. Es gibt auch noch Kinder- und Babyhüte, sowie Golf- und Reitkappen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

In unserem Museumsgeschäft, das übrigens aus Bad Vöslau stammt, konnte man auch die ehemaligen schönen Dienstkappen der Bestattungsangestellten im Volksmund auch „Pompfeneberer" genannt, kaufen. Die darauf befindlichen schwarz gefärbten Marabu- oder Straußenfedern musste man um 1900 aus Afrika importieren. Das führte fast zur Ausrottung der Straußenvögel. In der gesamten Monarchie trugen die höheren Beamten den berühmten Zweispitz als Kopfbedeckung. Der Zweispitz samt Galauniform und Säbel musste selbst bezahlt werden.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Geschichte der Apotheke
Die Geschichte der Pharrnazie war immer abhängig vom jeweiligen Menschenbild der Gesellschaft und ihrem kulturellen Niveau. Sie beginnt mit den vorwiegend rituell motivierten Heilmethoden des Altertums. Es folgte die Weiterentwicklung in Richtung einer naturwissenschaftlichen Pharmazie mit Hippokrates Lehre von den Körpersäften und dem systematischen Einordnen von Heilkräutern im antiken Griechenland sowie im Römischen Reich. Zur Zeit des Hippokrates richtete man auf der Insel Kos besondere Räume zur Aufbewahrung der Heilmittel ein. Das Wort „Apotheke" lässt sich aus dem Lateinischen apotheca und aus dem Altgriechischen ἀποθήκη apotheke ableiten. Es setzt sich aus apo-:,ab', ,weg' und théke:, Kasten, Abstellraum, Vorratskammer, Behältnis, Ladentisch, zusammen.

Um 700/800 n. Chr. gab es in der arabischen Welt Drogen- und Gewürzhändler, die mit heilkundlichen Mönchen als Vorläufer der Apotheker bezeichnet werden könnten. In Europa befand sich im 12. Jh. bereits der Berufstand Apotheker. Eine „Medizinalordnung" um 1241 von Friedrich II. gilt als erste gesetzlich fixierte Trennung der Berufe Arzt und Apotheker. Ärzte durften keine Apotheke besitzen und Arzneimittelpreise wurden gesetzlich festgeschrieben, um Preistreiberei zu verhindern. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wandelte sich das Bild des Apothekers zu Personen der Oberschicht, die nicht nur Heilpflanzen, Gewürze und Drogen verkauften, sondern auch selbst Arzneimittel herstellten. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Apotheken Europas, die noch heute betrieben werden. (Löwen Apotheke in Trier 1241, Apotheke im Franziskanerkloster in Dubrovnik 1317)

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Um eine gute Versorgung der Bevölkerung zu erzielen, wurden im 15. Jh z. B. in Niederösterreich durch die Landstände sogenannte Landschafts-Apotheken errichtet. In die Epoche des 16. und 17. Jahrhunderts fällt die erste Hochblüte der Apotheke. War sie bis dahin nicht viel mehr als ein mäßig spezialisierter Laden, so entwickelte sich nun das Selbstbewusstsein des Standes der Apotheker, die zwar vom Arzt abhängig, für ihn aber ebenso unentbehrlich sind. Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelten sich die Apotheken vom Ort der Arzneimittelherstellung bedingt durch das Wissen über die Chemie auch zu einem Ort der Arzneimittelerforschung. Durch die Errungenschaften der pharmazeutischen Industrie beginnt Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine Umstellung der Apotheken. Anstatt Arzneimittel selbst herzustellen, beschäftigt sich die Apotheke zunehmend mit der Prüfung der Qualität von Arzneimitteln und der Beratung. Im 21. Jahrhundert hat sich die Apotheke vielerorts zu einem profitablen und modernen Unternehmen gewandelt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Tisch-Trichter Grammophon 1930
Koffer Gramophon engl. Erzeugung 1930

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Sammlung Radio- und Phonogeräte - Diese umfangreiche Sammlung, einst von Ing. Rudolf Schara begonnen, umfasst mechanische Musikinstrumente, Diktaphone, Magnetophone, Schallplattenwiedergabegeräte, Schneidegeräte, automatische Musikwiedergabegeräte und eine große Anzahl von Radiogeräten (von 1924 bis heute)

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

1952/1953
Stern-Radio Staßfurt RFT Type 9E95 (Gewicht: 115kg)
LW,MW,2xKW,UKW m. Plattenspieler und TB Wechselstrom

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Bassenawohnung – „Zimma - Kuchl-Wohnung" um 1930
Wenn Sie nun hier in diesen Räumen stehen, möchten wir Sie gerne in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzen. Es ist dies eine typische Arbeiterwohnung aus der Zwischenkriegszeit, wie sie in städtischen und kleinstädtischen Gebieten üblich war. Das Bild des Arbeiterwohnens war bis zum 2. Weltkrieg geprägt von Wohnungselend und finanzieller Not. Ein großer Teil der Wohnungen war mit 5-10 Personen in ein oder zwei Räumen überbelegt. Wie die Arbeiterfamilien in dieser räumlichen Enge ihren Alltag bewältigten, welche Ansprüche sie ans Wohnen stellten und wie sie diese trotz finanzieller Knappheit verwirklichten, soll diese Wohnung veranschaulichen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Sie bestand aus einem Zimmer und einer multifunktionalen Wohnküche. Im Gegensatz zur bürgerlichen Küche wurden hier auch andere Haushaltstätigkeiten erledigt. Es wurde die Wäsche gewaschen, falls kein Trockenboden vorhanden war, getrocknet und dann auch gebügelt. In tragbaren Zinkwannen wurde gebadet. Der Küchentisch bildete den zentralen Punkt im Familienleben. Der Herd, oft ein sogenannter „Sparherd", wurde mit Holz oder Kohle beheizt und diente der Warmwasseraufbereitung, dem Kochen und stellte die zentrale Wärmequelle im Winter dar. Der Wasseranschluss und die Toilette befanden sich am Gang und wurden von allen Bewohnern eines Stockwerks gemeinsam benützt. Der Wasserhahn und das dazugehörende klassische Becken aus Email geben diesem Wohnungstyp den Namen - Bassena.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Zu den üblichen billigen Einrichtungen gehörten ein hoher, zweiteiliger Schrank, oder Kredenz und eine halbhohe Anrichte, die auch als „halber Schrank" bezeichnet wurde. Dieser halbe Schrank erfüllte in Küchen ohne Wasseranschluss die Funktion einer Wasserbank, auf der Schüsseln und Eimer mit sauberen und gebrauchtem Wasser standen. Ein kleiner, oft in der Wand eingemauerter Kasten diente als Speis' und Vorratskammer. Im 2. Zimmer, meist ein gemeinsamer Schlafraum, standen die Elternbetten, Kleiderschränke, eine Kommode und, wenn nötig, Kinderbetten. Bei Platzmangel war es auch üblich, dass Kinder in der untersten Kommodenlade oder einfach im Ehebett geschlafen haben.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

In besonders kalten Nächten spendete ein kleiner „Kanonenofen" Wärme, ansonsten wurden die Betten mit angewärmten Ziegelsteinen oder manchmal auch richtigen Bettwärmern vorgewärmt. Stolz war die Hausfrau auf einen besonders reichlichen und vor allem schön geordneten Wäschekasten. In besonderen Notzeiten war es auch üblich, sogenannte „Bettgeher" im Haus zu haben. Fremde Leute kamen und bezahlten, um sich tagsüber, wenn die Betten leer standen, darin ausschlafen zu können. Mit dem Beginn des sozialen Wohnverhältnisse vieler Familien Wohnbaus wurden die verbessert. Ein eigener Wasseranschluss, eine Toilette und ein getrenntes Badezimmer erhöhten den hygienischen Standard und auch den Wohnkomfort.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Waschküche um 1920 - 1970
Das Wäschewaschen im vorigen Jahrhundert war eine sehr anstrengende Arbeit und wurde meistens von Frauen erledigt. Am Tag vor dem Waschtag hatte die Wäscherin die Wäsche einzuweichen, um einen guten Reinigungsefekt zu erzielen. Am Waschtag selber musste der Kochkessel geheizt werden - in unserer Gegend meist mit sog. „Rebenbirtln". Dann wurden die Wäschestücke mit einer Wurzelbürste gebürstet und anschließend, wenn vorhanden, beim Mühlbach geschwemmt. Die schwere nasse Wäsche transportierte man mit dem „Gig",der in jedem Hause war und händisch meist von einem Mann gezogen wurde, zum nahen Bach, um das Waschmittel aus dem Gewebe zu schwemmen. Anschließend wurden die Wäschestücke im Hof oder Garten auf einer Wäscheleine zu Trocknen mit sog. „Kluppen" befestigt. Die Waschlauge verwendete man oft ein zweitesmal zum Reinigen von weniger wertvollen Stücken (Teppiche, Tücher). So ein Waschtag endete meist erst Abends. Erst die Erfindung der Waschmaschine erleichterte die Arbeit der Frauen im Haushalt und sie jammerten seit dieser Zeit auch nicht mehr!

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Vom Schneider
Das Handwerk des Schneiders hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Diese Veränderungen reichen von der Arbeitszeit über den Verdienst bis hin zu den zur Verfügung stehenden Arbeitsbehelfen.

ARBEITSZEIT: In den 40er Jahren arbeitete der Schneider etwa 5 Tage bei einer Arbeitszeit von mindestens 8 Stunden pro Tag - an einem Kleid, 7 Tage an einem Sakko, 3 Tage an einer Bluse und 2 Tage an einem Rock oder an einer Herrenhose. Zu dieser Arbeitszeit kam noch die Zeit für Änderungen, denn man muss bedenken, dass so ein Kleidungsstück nicht immer sofort wie angegossen passte.
VERDIENST: Im Jahre 1960 bekam ein Schneider 250 Schilling für ein Kleid. Durchschnittlicher Arbeiterlohn war damals etwa 1.800 Schilling. Das war für damalige Verhältnisse eine Menge Geld. Heutzutage bekommt man für das Geld wahrscheinlich nicht einmal mehr die Knöpfe für ein Kleid. 1980 erhielt ein Schneider für ein Kleid immerhin schon etwa 400 Schilling - durchschnittlicher Arbeitermonatslohn war etwa 12.640 Schilling.

Trotz dieser für heutige Verhältnisse recht billig erscheinenden Preise konnten es sich damals nur reiche Leute leisten, ihre Kleidung von einem Schneider nähen zu lassen. Die ärmeren Leute fertigten ihre Kleidung zum größten Teil selbst an. Im Vergleich zu früher musste man etwa im Jahre 2000 etwa 1600 Schilling (etwa 116 Euro) bezahlen, wenn man sich ein Kleid von einem Schneider nähen lassen wollte.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

SCHNEIDERWERKSTATT
Die meisten Schneidereien befanden sich im Keller, weil diese Werkstätten für Handwerker billiger zu erhalten waren. Sie verfügten daher nur über ein einziges Fenster. Unter diesem Fenster befand sich der Arbeitstisch bzw. die Arbeitsfläche, da der Schneider für seine Arbeit möglichst viel helles Licht benötigte. In der Schneiderkoje sind fast alle Materialien und Arbeitsbehelfe ausgestellt, die der Schneider im Laufe der Zeit zur Verfügung hatte: Zentimetermaß, Lineale, Schneiderkreide, Kleiderpuppen, Kleiderbürsten, Modejournale mit Schnittbögen und Heften (in denen der Schneider die Maße seiner Kunden notierte); Nähzubehör wie Heftwolle, Zwirn, Nähseide, Einziehbänder, Knöpfe, Druckknöpfe, Stecknadeln, Nähnadeln, Fingerhut; Schere, Stempelkissen und Stempel für Muster und Monogramme (zur Verschönerung von Tisch- und Bettwäsche) und die wichtige Erfindung Joseph Maderspergers aus dem Jahre 1814, nämlich die Nähmaschine. Auch verschiedene Bügeleisen sind in bzw. vor der Koje zu sehen, denn es war natürlich notwendig, dass der Schneider das Stück, an dem er gerade arbeitete, immer wieder glatt bügeln musste.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Das Herzstück bildet die „Ladenstraße“ im 1. Stock. Hier reihen sich viele verschiedene Geschäftslokale (Apotheke, Milchgeschäft, Greißler, Trafik, Uhrengeschäft, Eisenwarenhandlung, Hutgeschäft, Fleischerei) und Handwerksbetriebe (Schneiderei, Tischler, Bäckerei, Schuster) in alten Original Ausstattungen dicht aneinander. In den Kojen spüren und riechen sie noch die Atmosphäre der alten Zeit – wie wenn der Handwerker gerade mal die Werkstatt verlassen hätte …

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Das Milchgeschäft
Dieser Nachbau eines Milchgeschäftes soll den Museumsbesuchern einen Rückblick in die Jahre um 1900-1970 ermöglichen. Damals wurden die ersten Hygienevorschriften für Lebensmittel erlassen. Bis ca. 1900 konnten die Städter ihre Frischmilch nur von den Bauern kaufen, die täglich mit Pferd und Wagen ihre Produkte in die Stadt brachten. Zum Teil konnte man die Milch auch beim fahrenden Bauern kaufen, der von Haus zu Haus fuhr - ohne Kühlung, versteht sich. Um diesen Missstand abzuhelfen wurden die ersten Molkereien gegründet.

Den Verkauf übernahmen öffentliche aber auch private Milchgeschäfte, liebevoll „Mülipritschler" genannt. Nicht sehr beliebt waren die Milchkutscher, die durch ihr grobes Benehmen oft gefürchtet waren. Diese Kutscher fuhren bereits um 1 Uhr nachts zu den Geschäften und weckten oft die ganze Nachbarschaft unsanft aus dem Schlaf. Das „Scheppern" der schweren Milchkannen war weit zu hören. Zwei solche Kannen sehen Sie links und rechts vor dem Geschäftseingang.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Im Milchgeschäft wurde bis ca. 1960 direkt aus der 25l Milchkanne oder aus einem großen „Milchhäfn" herausgeschöpft. Später wurde eine Pumpe als Verbesserung verwendet. Es gab bis 1950 keine leistungsfähigen Kühlanlagen für Milchgeschäfte. Man hatte Eiskästen mit Blockeis, dadurch war es auch in den Geschäften immer sehr kalt und ungemütlich. In Traiskirchen gab es bis 1960 mehrere Milchgeschäfte, die für die Nahversorgung mit Milch, Käse, Eiern, Butter und Gebäck sorgten. In Möllersdorf gab es drei Milchläden.

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Bürstenbinder - Korbflechter - Strohsimperlerzeugung
Der Bürstenbinder übt seine Tätigkeit in der heutigen Zeit meist in klein strukturierter Heimarbeit aus. Als Hersteller und Hausierer seiner Ware, war er bei den Wochenmärkten ein gern gesehener Aussteller, der auch als Siebmacher einiges verkaufen konnte. Unsere kleine Ausstellung stammt aus Niederösterreich von einem aufgelassenen kleinen Gewerbebetrieb in der Buckligen Welt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

In der heutigen Zeit hat man natürlich eine Marktnische gefunden. An Stelle der Kunststoffborsten sind die Naturborsten getreten, die nicht immer leicht zu bekommen sind. Die Rohmaterialien zu diesen kleinen Kunstwerken haben wir hier ausgestellt. Das Gewerbe der Korbflechter- und Strohsimperlerzeuger war früher immer in burgenländischer Hand. Durch zahlreiche Kriege in den letzten Jahrhunderten und auf eine Anweisung von Kaiserin Maria Theresia sollten Blinde und Sehschwache dieses Gewerbe ausüben. Es gibt übrigens in Wien bis heute noch eine Schule, in der Blinde diesen Beruf lernen können.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Uhren im Wandel der Zeit
Die älteste Vorrichtung zur Messung der Zeit war der Gnomon, ein senkrecht stehender Stab, der seinen Schatten auf eine waagrecht stehende Fläche wirft. Diese Einrichtung wurde bereits 3500 v. Chr. in Ägypten verwendet. Aus dem Gnomon entwickelte sich später die Sonnenuhr, bei der ein parallel zur Erdachse aufgestellter Stab seinen Schatten hinterlässt. Da die Sonnenuhr die Zeit nur bei Tag anzeigte, wurde die restliche Zeit mit so genannten Wasser- oder Sanduhren gemessen. Der Zeitablauf wurde bei diesen Uhren über den Auslauf von Wasser bzw. Sand bestimmt. Das Gefäß, aus dem das Wasser oder der Sand auslief, trug Markierungen, anhand derer die Zeit abgelesen werden konnte.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Im Mittelalter tauchten die Öl- und Kerzenuhren auf. Nach der Menge des verbrannten Öls oder Wachses wurde die Zeit an einer Skala abgelesen. Die ersten mechanischen Uhren, also Uhren mit Maschinenelementen, die Achsen oder Zahnräder aufwiesen, waren die Räderuhren. Sie kamen um 1300 auf und wurden aufgrund ihrer großen Ausmaße in Türmen von Kirchen oder Schlössern untergebracht. Zu dieser Zeit waren die Uhren mit nur einem Zeiger ausgestattet, der die Viertelstunden anzeigte. Später versuchte man, die unförmigen Uhren kleiner zu bauen. Um 1510 entwickelte Brunelleschi in Florenz die ersten tragbaren Uhren und Wecker. Der Nürnberger Feinmechaniker Peter Henlein stellte hierauf eine dosenförmige Taschenuhr her, das so genannte „Nürnberger Eierlein". Schon Galilei wollte die Pendelbewegung zur Steuerung einer Uhr verwenden. Als im Jahr 1656 Christian Huygens zum ersten Mal das Pendel als Gangregler der Uhr benutzte, war die Pendeluhr geboren. Minuten- und Sekundenzeiger sowie Uhrgläser zum Schutz der Zeiger und des Ziffernblattes kamen ebenso in diesem Jahrhundert auf.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die ersten elektrischen Zeigerwerke tauchten 1840 auf. Alexander Bain entwickelte nämlich eine Pendeluhr, die durch elektromagnetische Kräfte und nicht mehr durch ein herabsinkendes Gewicht angetrieben wurde. 1934 wurde die erste Quarzuhr von A. Scheibe und V. Adelsberger konstruiert, die wegen ihrer Präzisionszeitmessung die feinsten mechanischen Uhren überflügelte. Der Gang dieser Uhr wird durch die elektrisch angeregten, elastischen Eigenschwingungen einer Quarzplatte gesteuert. Die genaueste Uhr ist aber die Atomuhr, die es seit 1948 gibt. Der Gang dieser Uhr wird von den Eigenschwingungen eines Atoms im Mikrowellenbereich gesteuert. Die Zeitmessung ist somit von äußeren Einflüssen unabhängig. Die Abweichung in 5 Millionen Jahren beträgt lediglich eine Sekunde.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

k. k. Lustlager
Vor ca. 200 Jahren, als Traiskirchen noch Kreishauptstadt war, gab es in unserer Gegend ein Großereignis. Die ebene Landschaft rund um Traiskirchen schien dem damaligen Hofkriegsrat geeignet für ein Großmanöver mit mindestens 30.000 Mann. Kaiser Franz I. wollte eine Machtdemonstration seines Heeres nach den Niederlagen gegen Napoleon vorführen. Bei dieser Gelegenheit wollte man auch die Leistungsfähigkeit des Heeres dem Bündnispartner Russland zeigen. Die beteiligten Truppen aus Österreich, Böhmen, Mähren, Steiermark, Ungarn und einige Batterien aus Wien wurden in Traiskirchen zusammengezogen.

Traiskirchen wurde in diesen Tagen zum Mittelpunkt der Monarchie. Da Kaiser Franz I. jeden Sommer in Baden im Kaiserhaus verbrachte, kamen mit ihm jede Menge gekrönte Herrschaften zum Übungslager. In erster Linie Erzherzog Karl und Erzherzog Johann, die Brüder des Kaisers, dann der Prinz und spätere Deutsche Kaiser Wilhelm. Da bei solchen Massenansammlungen die Essensversorgung eine wichtige Rolle spielte, hatten fliegende Händler und Dienstleister eine Menge zu tun. Drei Kaffeehäuser sowie etliche Gaststätten und Buschenschenken eröffneten in kürzester Zeit ihren Betrieb. Eine Schießbude und ein Friseur waren auch dabei.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Österreichische Schilling - Banknoten
erste Serie nach 1945 und letzte Serie vor der Euroumstellung

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Ein k.k. Lustlager bei Traiskirchen 9. September 1828
Die Ebene von Traiskirchen war öfter der Schauplatz großer militärischer Übungen, 1814/1815 und auch 14 Tage lang ab 9. September 1828. Kaiser Franz I., der wie jedes Jahr auch damals in Baden weilte, wohnte mit einem gänzenden Gefolge dem großartigen Kriegsschaupiele bei. Des Kaisers Bruder Erzherzog Carl, dessen Gemahlin Henriette, ein Prinz von Nassau und der preußische Prinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I. zählten zu diesem Gefolge. 30.000 Mann aller Waffengattungen waren zusammen gekommen und das Übungsfeld erstreckte sich von Wr. Neudorf bis gegen Schönau. Das Zentrum lag bei Traiskirchen. Dort führten unternehmungslustige Kaufleute von Wien zur Befriedigung der Schaulustigen eigene Bauten auf. Da gab es Wein- und Kaffeehäuser vornehmsten Stiles mit stockhohen Terrassen, Speisezimmern, Billardzimmer usw. Am prächtigsten war wohl das Kaffeehaus Tschermak ausgestattet, dass sich im Mittelpunkt des Lagers erhob und von dessen Terrasse man einen herrlichen Ausblick genoss, der freilich einen Gulden kostete. Außer diesem Bau sah man noch 3 große und viele kleine Gast- und Kaffeehäuser, ja sogar eine Tierbude aus Wien fand sich ein.

Die ganze Truppenmacht bestand aus 3 Treffen und jedes war von einem Feldmarschall-Leutnant befehligt. Große Truppenbesichtigungen, zu denen der Kaiser stets mit seinen Gästen aus Baden erschien, wechselten mit Rasttagen und kirchlichem Gepränge ab. Einmal störte ein nächtlicher Dauerregen das Lagerleben und setzte die tiefer gelegenen Stellen des Zeltlagers unter Wasser. Die Truppen mussten zurückgezogen werden und konnten erst nach einigen Tagen wieder einrücken. Am 20. September zog der Feind, bestehend aus den Wiener Truppenkörpern, unter dem Befehl des Prinzen von Coburg, gegen das Lager. Für den kaiserlichen Hof und seine Gäste waren auf dem Eichkogel bei Guntramsdorf 2 große Zelte errichtet worden. Am 21. September um 7.00 Uhr früh hatte sich dort schon das Bild einer großen Schlacht entwickelt. Das glänzende Schauspiel dauerte bis Mittag, worauf die hohen Herrschaften wieder nach Baden zurückkehrten.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Eisen und Feuer - Geschichte des Schmiedehandwerks
Das Schmiedehandwerk ist eines der ältesten nachgewiesenen Handwerke.
Funde aus der späteren Jungsteinzeit (ab 5000 v. Chr.) sowie aus der Kupferzeit (ab 3000 v. Chr.) und der Bronzezeit (ab 2000 v. Chr.) belegen bereits die Fähigkeit des Schmiedens. In der Antike wurden hauptsächlich Werkzeuge und Waffen hergestellt, aber auch Gebrauchs- und Ziergegenstände und Schmuck. In der Eisenzeit (ab 800 v. Chr.) begannen die Kelten aus erzhaltigem Gestein in Hochöfen Eisen heraus zu schmelzen und in Form von Roheisen zu bearbeiten, zu schmieden. Damit erreichte das Schmiedehandwerk seinen ersten Höhepunkt. Schmieden heißt, das Eisen bei hohen. Temperaturen, mit Werkzeugen manuell zu formen. Der erfahrene Schmied erkennt anhand der Glühfarbe des Eisens die Temperatur, bei ca. 800 °C ist das Eisen dunkelrot, bei ca. 1200 °C ist es weißgelb.

Um diese hohe Temperatur zu erreichen ist der Blasbalg ein unentbehrliches Hilfsmittel. Zum Bearbeiten braucht der Schmied ein Feuer (die Esse) zum Erhitzen des Eisens, einen Amboss, Hämmer und verschiedene Zangen, sowie Wasser zum Abkühlen. Das ursprüngliche Bild des Schmieds hat sich seit dem Mittelalter nicht wesentlich verändert. Das metallische Klingen, wenn der Hammer auf das glühende Eisen schlägt, zieht heute noch die Menschen magisch an. Das Feuer, der Ruß und die Kraft, die für diese Tätigkeit notwendig ist, weckt das Interesse. Im Lauf der Zeit begann sich auch der Schmied zu spezialisieren. Ab dem 9. Jahrhundert sind geschmiedete Hufeisen nachweisbar und damit wurde der Hufschmied ein ganz wesentlicher Zweig des Schmiedehandwerks. Eine weitere Spezialisierung ist für den Wagner erforderlich, der geschmiedete Teile für die Anfertigung von Rädern und Wagen benötigt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Huf- und Wagenschmiede
Ein Schmied war früher im ländlichen Raum ein Universalhandwerker. Erst mit der Bildung größerer Siedlungen und dem steigenden Bedarf einzelner Produkte entstanden verschiedene Berufssparten, wie Werkzeugschmied, Waffenschmied, Goldschmied, Wagenschmied oder Hufschmied. Das Gewerbe der Huf- und Wagenschmiede war in Traiskirchen von großer Bedeutung. Die Stadt lag für Pferdefuhrwerke eine Halbtagesreise von Wien bzw. Wr. Neustadt entfernt. Viele Fuhrwerke machten daher in Traiskirchen Pause und/oder nützten die Ruhezeit für Reparaturarbeiten.

Ein Hufschmied ist ein Spezialist für die Pflege, das Ausschneiden und das Beschlagen von Tierhufen mit Hufeisen oder anderen Materialien. Die Hufeisen und Hufnägel stellt er traditionell auch selbst in seiner Schmiede her bzw. passt die Hufeisen der Form des Hufes an.
Ein Wagenschmied baut und repariert die Metallbeschläge an Kutschen und Fuhrwerken. Die wichtigsten Werkzeuge eines Schmiedes sind Hammer und Amboss. Der Hammer zählt zu den ältesten Werkzeugen der Menschheit. Ein Amboss (althochdeutsch anaboz: „Woran man schlägt") ist eine Unterlage aus gehärtetem Stahl zum Umformen und Bearbeiten von Eisenmetallen. Die Werkzeuge der Schmiede hier im Museum wurden aus verschiedenen Betrieben zusammen getragen. Das meiste stammt vom Schmiedemeister Emil Kögler (geb. 1886) aus Pfaffstätten.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Schulordnung
1.) Gottesfurcht, Sauberkeit und Pünktlichkeit sind Voraussetzungen für einen ordentlichen Unterricht.
2.) Das Lehrpersonal braucht jetzt nur noch an Wochentagen zwischen 6 Uhr vormittags und 6 Uhr nachmittags anwesend zu sein. Der Sonntag dient dem Kirchgang und der Sonntagsschule. Jeden Morgen wird im Bureau des Direktors das Gebet gesprochen.
3.) Einfache Kleidung ist Vorschrift. Die Lehrpersonen dürfen sich nicht in hellschimmernden Farben bewegen und nur ordentliche Strümpfe tragen. Ueberschuhe und Mäntel dürfen in der Klasse nicht getragen werden, da in allen Räumen ein Ofen zur Verfügung steht. Ausserdem wird empfohlen, in Winterszeiten täglich 4 Pfund Kohle pro Lehrperson mitzubringen.
4.) Während der Pausen darf nicht gesprochen werden. Eine Lehrperson, die Tabak raucht, Alkohol in irgendwelcher Form zu sich nimmt, Billardsäle oder politische Lokale aufsucht, gibt Anlass, seine Ehre, Gesinnung, Rechtschaffenbeit und Redlichkeit anzuzweifeln.
5.) Die Einnahme von Nahrung ist zwischen 13,30 Uhr und 14 Uhr erlaubt. Jedoch darf die Arbeit dabei nicht eingestellt werden.
6.) Es wird von jedermann die Ableistung von unbezahlten Ueberstunden erwartet, wenn der Unterrichtsbetrieb es begründet erscheinen lässt.
7.) Der Klassenvorstand hat die Klassenräume sauber zu halten. Junglehrer melden sich bei ihm 40 Minuten vor dem Gebet und bleiben nach Dienstschluss zum Reinigen des Schulhauses zur Verfügung.
8.) Jede Lehrperson hat die Pflicht, für die Erhaltung seiner Gesundheit Sorge zu tragen, im Krankheitsfalle wird die Lohnzahlung eingestellt.
9.) Beamten des Bezirksschulrates und des Landesschulrates ist mit Ehrerbietung und Bescheidenbeit zu begegnen.
10.) Zum Abschluss sei die Grosszügigkeit dieser neuen Schulordnung betont. Zum Ausgleich wird eine wesentliche Steigerung der persönlichen Leistung erwartet.
JOKO Lehrmittelanstalt 2630 Ternitz, gegründet anno 1898.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Schule
Das Wort „Schule" stammt vom griechischen Wort „scholé", und bedeutet eigentlich genau das Gegenteil von dem, was sie heute für Schüler ist, nämlich Freizeit und Muße. Bei den Römern bezeichnete das Wort bereits schon Unterricht. Schulen im heutigen Sinn gab es früher noch nicht. Kinder von vornehmen Leuten wurden von Privatlehrern unterrichtet. Im Mittelalter erteilten Mönche den Unterricht in Klöstern. Aus diesen Klosterschulen entstanden dann die Gymnasien. In Österreich führte Maria Theresia 1774 die allgemeine Schulpflicht ein. Die Schule soll grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die für ein selbstständiges Leben in der Gesellschaft erforderlich sind. Dazu gehört überall auf der Welt das Lesen, Schreiben und Rechnen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Gegenstände, die sich in dieser Klasse befinden, sind meistens aus der Zwischenkriegszeit und der Nachkriegszeit. Die Schüler verwendeten um 1900 Schiefertafeln, auf denen sie mitschrieben, erst später kamen die Hefte (um 1940). Die Schulbücher mussten die Kinder selbst kaufen. Aber sie hatten meist nur zwei Bücher, ein Rechenbuch und ein Lesebuch. Die Klassen waren sehr groß und deshalb stand der Lehrer auf einem Podest, so dass er alle Schüler gut sehen konnte und sie ihn gut hören konnten.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Technik im Wandel - Zu diesem Ausstellungsschwerpunkt zählen eine Dampfmaschine aus dem Jahr 1911 sowie eine umfangreiche Fahrzeugsammlung (Motorräder, Fahrräder, Traktor, Auto). Historische Telefone zeigen die Entwicklungen auf dem Gebiet der Kommunikation. Ein Ausstellungsraum zeigt alte Werkzeuge des Zeitungs- und Buchdrucks.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

DAMPFMASCHINE Baujahr 1911, Pilsen
Diese Dampfmaschine war in der Fabrik der Fa. Julius Meinl in Münchendorf für die Sektabfüllung im Einsatz und wiegt 7.000kg. Genau an dieser Stelle befand sich zu Zeiten der Gründung der Kammgarnfabrik 1824 das durch Wasser betriebene Antriebsrad einer Mühle. Unsere Maschine hat einen doppelt wirkenden Zylinder, wobei der Dampf abwechselnd auf beiden Seiten des Kolbens einwirkt. Die Leistung wurde dadurch verdoppelt. Dampfmaschinen lösten in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ein neues Zeitalter aus, den Beginn der Industrialisierung. Dem Engländer James Watt wird die Erfindung der Dampfmaschine in den Jahren 1768-1782 zugeschrieben. Fortschritte in der Landwirtschaft und Industrie waren die Folge. Dampfschiffe und Dampfeisenbahnen traten ihren Siegeszug um die Welt an.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Geschichte des Fahrrads
Die Draisine oder Laufmaschine ist ein einspuriges, von Menschenkraft betriebenes Fahrzeug ohne Pedale, das als Urform des heutigen Fahrrads gesehen werden kann. Der deutsche Forstbeamte Karl von Drais stelle 1817 seine Erfindung vor. Er fügte den bereits im 18. Jahrhundert bekannten nichtlenkbaren Laufrädern eine Lenkvorrichtung hinzu.

Einige Weiterentwicklungen folgten: Die Michauline (benannt nach Franzosen Pierre Michaux) ist ein Tretkurbe-fahrrad und direkter Vorläufer des Hochrads. Die Michaulinen sind die ersten Fahrräder, die in größeren Stückzahlen hergestellt wurden. Sie waren überwiegend Freizeitobjekte für wohlhabende Männer der gehobenen Bürgerschicht und Aristokratie. Die Weltausstellung 1867 in Paris machte diese Produkte auch in England und den deutschen Staaten populär. Der Deutsch-Französische Krieg (1870-71) beendete die Produktion und die weitere Entwicklung in Kontinentaleuropa. In den USA und England erlangten die „French bicycles" oder „Boneshakers" jedoch einen gesellschaftlichen Durchbruch. Nachdem das erste Hochrad auf den Markt gebracht wurde, hatten die Michaulinen nur noch die Funktion eines Lerngeräts und verschwanden alsbald vom Markt.

* * *

ENGLISCHES HOCHRAD - Baujahr 1885, Blattfederung, Löffelbremse, Original Ständer

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Hochräder wurden ab 1861 gebaut und sind typischerweise aus einem großen Vorderrad von 40 bis 60 Zoll (101,6 bis 152,4 cm) Durchmesser und einer mit einem Lenker versehenen Radgabel aufgebaut. Als Nachteile des Hochrads wurden und werden das schwierigere Auf-und Absteigen, die größere Unfallgefahr und die schlimmeren Unfallfolgen angesehen. Die Pedale sind direkt auf der Radachse montiert. Durch den größeren Abrollumfang bei gleicher Pedalkurbeldrehzahl und besserem Fahrkomfort konnte sich das Hochrad rasch gegenüber seinem Vorläufer durchsetzen. Der Fahrer rückte durch die Rad-Größe nach vorne und damit nach oben. In Großbritannien wurde es ein beliebtes Sportgerät und Statussymbol junger, wohlhabender Männer, die auf dem Hochrad auf Augenhöhe mit aristokratischen Reitern waren. Zwischen 1870 und 1892 wurden etwa 200.000 Hochräder hergestellt.

Um 1885 wurde es vom vielseitig verwendbaren Sicherheitsniederrad (vom Engländer John Kemp Starley) abgelöst. Dieses entwickelte sich zum heute gebräuchlichen Standard-Fahrrad. Es besitzt einen rautenförmigen Rahmen und zwei gleich große Räder und wird von zwischen den Rädern angeordneten Pedalen aus über eine Kette am Hinterrad angetrieben. 1885 setzte sich die Bezeichnung „Fahrrad" durch. Eine Verbesserung des Fahrkomforts brachte die Erfindung des Luftreifens (John Boyd Dunlop 1888) sowie der Freilauf (1889 von A.P. Morrow). Die erste Gangschaltung wurde 1907 entwickelt. Hochrad-Fahren blieb noch lange Zeit Kunstradsport, während das Niederrad bzw. das Fahrrad zu einem Massenverkehrsmittel wurde.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Wichtige Verkehrsachsen ziehen sich seit jeher durch die Stadt: Erst in Form eines römischen Handelswegs, dann als Hauptroute für Pferdefuhrwerke von Wien Richtung Süden. Hinzu kam der Wiener Neustädter Kanal als wichtiger Transportweg für Brennholz, die Badner Bahn für den Ziegeltransport zur Wiener Ringstraße, seit 1881 die Aspangbahn und seit 1962 die A2 Südautobahn.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Aspangbahn WIEN-SALONIKI-BAHN
Die Geschichte der Aspangbahn ist eng mit jener des Wiener Neustädter Kanals verknüpft und wurde anfangs von der Politik Österreich-Ungarns mitbestimmt. Eine Finanzkrise der Donaumonarchie führte Ende der 1860er Jahre zum Verkauf staatlichen Vermögens, unter anderem des Wiener Neustädter Schifffahrtskanals. Der Käufer, eine private Aktiengesellschaft mit später mehrheitlich belgischen Eigentümern, verdiente zwar anfangs an der Schifffahrt noch sehr gut, musste jedoch bald auch an den Bau von Eisenbahnen denken. Die außenpolitische Neuorientierung des Habsburgerreichs in Richtung Balkan führte zur Planung einer Bahn von Wien über den Wechsel nach Radkersburg und weiter zur bosnischen Grenze bei Doberlin/Novi. Von hier sollte eine im Osmanischen Reich gebaute Bahn eine direkte Verbindung zur Ägäis herstellen. Vom nie realisierten Projekt einer „Wien-Saloniki-Bahn" blieb die „Eisenbahn Wien-Aspang" (EWA), eine am 7.8.1881 eröffnete Lokalbahn von Wien in die Bucklige Welt. Die anschließende Strecke über den Wechsel wurde erst 1910 - allerdings nicht von der EWA - gebaut und von den k.k. Staatsbahnen betrieben.

Um innerhalb Wiens teure Grundstückskäufe zu vermeiden, wurde die Schifffahrt auf dem Wiener Neustädter Kanal im Raum Wien 1879 eingestellt, sodass die Bahn parallel zum verbliebenen Werkskanal geführt werden konnte. Auf dem Gelände des Kanalhafens im Bezirk Landstraße errichtet man einen für die ursprünglich geplante Fernbahn würdigen Bahnhof. Dank zahlreicher Zweigstrecken und Werks-Anschlussbahnen, sowie der Übernahme der Schneebergbahn 1899 entwickelten sich sowohl der Personen-, wie auch der Güterverkehr dieser Privatbahn lange Zeit überaus positiv. Erst die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre mit Fabrikschließungen und einem rückläufigen Frachtaufkommen, sowie die beginnende Kraftfahrzeugkonkurrenz zwangen schließlich die EWA-Eigentümer 1937 den Betrieb den Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) zu überlassen. Die eigentliche Verstaatlichung erfolgte dann Anfang 1942. Die BBÖ verlagerte den über Wiener Neustadt hinausgehenden Verkehr fast zur Gänze auf die Südbahn, sodass die Aspangbahn seither aus den beiden Abschnitten Wien-Felixdorf (innere Aspangbahn) und Wiener Neustadt-Aspang-Fehring (äußere Aspangbahn) besteht.

Dem Ausbau der Industrie im südlichen Wiener Becken seit dem Zweiten Weltkrieg ist es zu verdanken, dass die innere Aspangbahn heute noch existiert und ihr Bestand auch nicht zur Diskussion gestellt wird. Auf eine pendlergerechte Einbindung der Aspangbahn in das S-Bahnnetz der Ostregion, sowie eine zeitgemäße Ausstattung der Bahnhöfe und Haltestellen warten die Bewohnerinnen und Bewohner der Anrainergemeinden bisher allerdings vergeblich. Der Bahnhof Traiskirchen liegt an der Walter von der Vogelweide-Straße im östlichen Stadtgebiet. Heute ist die Bahnlinie vor allem für Pendler von Bedeutung.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Pferdetramway in Baden
Die „Badner Bahn" in ihrer heutigen Form entstand aus zwei Teilen. Zum einen eine Pferdetramway, die ab 1873 Baden Leesdorf mit Rauhenstein verband. Zum anderen wurde 1886 von der neuen Wiener Tramway-Gesellschaft eine Dampfstraßenbahnstrecke von Wien nach Wr. Neudorf eröffnet. Die „Rauhenstein"-Linie führte vom Badener Bahnhof bis unter die Ruine Rauhenstein. Eine Fahrt dauerte 24 Minuten und kostete 20 Kreuzer. Betrieb war zwischen 1. Mai und 30. September. Am 22. Mai 1895 wurde schließlich die Straßenbahn Baden - Sooß - Bad Vöslau eröffnet, die von Beginn an elektrisch betrieben wurde - die Straßenbahn in Baden ist damit die älteste elektrisch betriebene Normalspurstraßenbahn in Österreich.

„Neue Wiener Tramwaygesellschaft“
Die ersten Pläne für eine schienengebundene Verbindung der Ziegelöfen im Süden Wiens mit dem Stadtzentrum gab es bereits um 1860. Die Konzession für Bau und Betrieb wurde schließlich 1885 an die „Neue Wiener Tramswaygesellschaft" vergeben. Die Strecke verlief ab 1886 zwischen Wien-Gaudenzdorf (nahe dem Margaretengürtel) und Wiener Neudorf. In den ersten beiden Betriebsjahren wurden ca. 280.000 Fahrgäste mit Dampfstraßenbahnen befördert. Nach Gründung der „Actiengesellschaft der Wiener Localbahnen" (WLB) 1893 wurde die Strecke über die Eichenstraße bis zum Matzleinsdorfer Platz verlängert. 1895 fuhr die Bahn dann bis Guntramsdorf, 1899 kam es zum Lückenschluss nach Baden.
Ziegeltransport mit der Badner Bahn: In der Gründerzeit (1860-1910) war der Bedarf an Baumaterial sehr groß. Pro Jahr wurden um die 10 Millionen Ziegel nach Wien transportiert.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die elektrische Bahn
Seit 30. April 1907 wird die gesamte Strecke von Wien-Oper bis Baden-Josefsplatz durchgehend elektrisch betrieben. 1910 wurden vier Millionen Fahrgäste gezählt. Während des 1. Weltkriegs musste der Betrieb aufgrund von Personalmangel und fehlendem Materialien erheblich reduziert werden. Die Ziegeleien an der Strecke wurden nach dem Krieg geschlossen, der Güterverkehr war an seinem Tiefpunkt. Dafür nahm der Personenverkehr zu. Die zunehmende Konkurrenz durch den Individualverkehr führte bei der WLB schon früh zu Konsequenzen: 1931 wurde die Straßenbahn nach Rauhenstein wochentags und die Badner Bahn zwischen Traiskirchen Lokalbahn und dem Aspang-Bahnhof eingestellt. 1951 wurde die Linie Vöslau-Baden der Badner Bahn eingestellt.

Die Renaissance der Lokalbahn
Nach den Kriegsschäden dauerte es über zwei Jahre, bis die komplette Strecke zwischen Wien-Oper und Baden wieder befahrbar war. In den 1950er Jahren setzte die Bevölkerung vermehrt auf Individualverkehr - so war die Badner Bahn zu dieser Zeit akut von der Einstellung bedroht. 1954 zählte die WLB etwa nur noch 3,5 Millionen Fahrgäste. Die Bahn investierte in Infrastruktur und in neue Triebwagen und Waggons. Die Entstehung eines neuen Stadtteils in Maria Enzersdorf und die neuen „Kölner" Triebwagen, die ab 1970 zum Einsatz kamen, sorgten für einen Aufschwung bei den Fahrgastzahlen. Mit einer Erneuerung der Gleisanlagen konnte die Streckengeschwindigkeit auf 80 km/h gesteigert werden. Dem „Kölner" folgte die WLB-Reihe 100, die zwischen 1979 und 1993 gebaut wurde.

Die WLB heute
In den 1980er Jahren wurde der Halbstunden-Takt eingerichtet, später der 15-Minuten-Takt, seit September 2000 verkehrt die Badner Bahn zwischen Wien und Wr. Neudorf zu den Hauptverkehrszeiten sogar alle 7,5 Minuten. Dafür wurden sechs Niederflurtriebwagen der Reihe 400 angeschafft. Die Fahrgastzahlen stiegen während dieser Jahre kontinuierlich auf rund 8,6 Millionen im Jahr 2004. Die Digitalisierung hielt auch bei der Lokalbahn Einzug, die WLB investierte zudem in Sicherheitstechnik und Gleisanlagen sowie ein neues Zentralstellwerk in Wr. Neudorf 2007. Heute ist die Badner Bahn ein wichtiger Bestandteil des Berufsverkehrs zwischen Baden und Wien. 2019 konnte die WLB mit 13,4 Millionen Fahrgästen einen neuen Rekord verzeichnen. Die Züge legten in diesem Jahr insgesamt 80.000 Fahrten mit einer Länge von über 1,9 Millionen Kilometer zurück. Das entspricht mehr als 47 Erdumrundungen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

DAS SEMPERITWERK TRAISKIRCHEN
1896 kaufte Gummiwarenfabrikant Josef Miskolczy, ein gebürtiger Ungar, Teile einer aufgelassenen Mühle in Wienersdorf, heute Traiskirchen, um hier Gummibänder und gummierte Stoffe, sowie Riemen und Strumpfbänder zu erzeugen. 1900 beginnt in Wienersdorf die Autoreifenproduktion. 1905 bereits die Gründung der ersten Betriebsfeuerwehr. Miskolczy gab seinen Pneumatiks den Namen „SEMPERIT" übersetzt: „Es geht immer". Ab 1907 hieß dieses Werk eigentlich „Österreichisch Amerikanische Gummifabrik". Im Laufe der Jahrzehnte vergrößerte sich der Betrieb flächenmäßig gewaltig. Die ehemalige Malzfabrik und die Luttermühle wurden erworben und die Zahl der Arbeiter stieg um 1930 bereits auf 2000 Beschäftigte. Die Produktion stieg 1936 auf 124.000 Autoreifen und einer Größe des Firmenareals von 180.000 m². 1945 wurden leider große Teile des Maschinenparks von der russischen Besatzungsmacht abmontiert und außer Landes gebracht. Viele Arbeiter verhinderten unter Einsatz ihres Lebens den totalen Abbau der Maschinen. Durch dieses mutige Auftreten konnten die Herren Ganglberger u. Lengel, die sogar mit Haftstrafen in Sibirien bedroht wurden, das Schlimmste verhindern. Bereits 1946 kam die Produktion schleppend wieder in Schwung. Im Jahr 1952 gab es bereits Top Qualität bei SEMPERIT. 1994 hatte das Werk Traiskirchen 2429 Beschäftigte. Dieser sehr soziale Betrieb wurde von der Continental AG in Hannover zu Jahresende 1995 übernommen u. am 31.12.2009 endgültig geschlossen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Wichtige Verkehrsachsen ziehen sich seit jeher durch die Stadt: Erst in Form eines römischen Handelswegs, dann als Hauptroute für Pferdefuhrwerke von Wien Richtung Süden. Hinzu kam der Wiener Neustädter Kanal als wichtiger Transportweg für Brennholz, die Badner Bahn für den Ziegeltransport zur Wiener Ringstraße, seit 1881 die Aspangbahn und seit 1962 die A2 Südautobahn. Ergänzt wird diese Sammlung mit historischen Fahrzeugen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Im Erdgeschoss präsentieren wir die Themenbereiche Verkehr, Mobilität und Technik. Eine Dampfmaschine aus 1911, historische Motorräder und Fahrräder und eine Schmiede zeigen so manche technische Entwicklung. Ein Schauraum des Reifenproduzenten Semperit bildet den Übergang zum Freigelände. Hier ist ein Wasserrad am Mühlbach, eine Haltestelle, ein Wagon der Badner Bahn, Baujahr 1926 und ein Sägegatter aus 1920 zu bestaunen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Badner Bahn
Am 20. Juli 1873 wurde die erste Teilstrecke der „Badener Tramway Gesellschaft" später Wiener Lokalbahnen AG, auch Badner Bahn genannt, dem Verkehr übergeben. Es war die Strecke von Leesdorf nach Rauhenstein und es verkehrte eine Pferdestraßenbahn. Eine Fahrt vom Bahnhof bis Rauhenstein kostete 20 Kreuzer und dauerte 24 Minuten. Am 16. Juli 1894 konnte diese Linie als erste normalspurige elektrische Straßenbahn Österreichs eröffnet werden. Ein Jahr später wurde die Strecke nach Bad Vöslau ausgebaut. Die von Wien wegführende Teilstrecke hatte eine andere Geschichte: Es fehlte zwischen den zahlreichen Ziegelwerken im Süden Wiens und den Großbaustellen der Gründerzeit in der Stadt eine leistungsfähige Verkehrsverbindung. So wurde 1886 eine eingleisige Strecke vom Linienwall in Wien, das ist der heutige Margaretengürtel bis nach Wiener Neudorf gebaut. Von zahlreichen Gleisanschlüssen wurden damals die Ziegel für die großen Ringstraßenbauten im Containersystem damals Ziegeltruhen genannt nach Matzleinsdorf gebracht und von dort mit Pferdefuhrwerken weitertransportiert. Täglich verkehrten so zwischen 8 und 13 Züge in jeder Richtung. Der Personenverkehr war zu dieser Zeit von geringerer Bedeutung. Im Jahre 1895 wurde die Strecke nach Guntramsdorf verlängert und die Fahrzeit betrug etwas mehr als eine Stunde.

Die Eröffnung des durchgehenden elektrischen Betriebs erfolgte 1907. Die Züge fuhren somit ab Wien-Oper straßenbahnmäßig bis zur Philadelphiabrücke, dann als Eisenbahn über die Überlandstrecke bis Baden-Leesdorf und wiederum als Straßenbahn in den Ortskern von Baden. Somit ist die WLB Wiener Lokalbahn bis heute ein Mittelding zwischen Straßenbahn und Eisenbahn. Die aufkommende Autobuskonkurrenz in den 1920er Jahren veranlasste die Betreiber, die Ringlinie und die Rauhensteiner Strecke in Baden einzustellen. Die stärkste Beanspruchung hatte die Lokalbahn im Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen, als zahlreiche neue Industriebetriebe entlang der Strecke die Beförderungszahlen sprunghaft anstiegen ließen. Dem Aufschwung folgte ein jähes Ende, als die Anlagen und Fahrbetriebsmittel durch Bombenangriffe und Kampfhandlungen schwer beschädigt wurden. Es dauerte dann bis 1947 bis alle Schäden wieder behoben wurden und der durchgehende Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Am 14. Februar 1951 verkehrte der letzte Zug nach Bad Vöslau.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Ziegeltransportwaggon der W.L.B.
Dieser extra für den Ziegeltransport gebaute Waggon (Lore) stammt aus dem Jahr 1903. Der Corpus des Wagens wurde in Donawitz und die Bäder in der Leobersdorfer Maschinenfabrik erzeugt. Um 1850 bis 1910 herrschte in Wien, speziellander Ringstraße, eine rege Bautätigkeit. Zudiesem Zweck wurden viele Millionen von Ziegel verbaut. Diesen biologisch wertvollen Baustoff erzeugte man im südlichen Niederösterreich, wie Vösendorf, Wr. Neudorf, Guntramsdorf, Traiskirchen (6 Werke), Vöslau und Leobersdorf. Der W.L.B. Waggon mit der Nr. 860 hat 11,2 m² und konnte mit 7,9 m² Ziegel beladen werden. Der Transportweg mit der Badener-Bahn war sehr kostengünstig und sehr praktisch, da er für Wien vor der „Haustür" lag und die beladenen Waggons auf den Geleisen der Wiener Straßenbahn bis zur Baustelle gebracht werden konnten. Kurioserweise schaffte man 1946 den Schutt der Bombenruinen des zweiten Weltkrieges auf dem selben Weg, mit dem selben Wagen wieder zu den selben Plätzen zurück, wo die Ziegel erzeugt wurden. Also zu den Ziegelteichen in unserem Gebiet nach Niederösterreich. Die W.L.B. schenkte dieses historische Stück dem Stadtmuseum. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hauses restaurierten den Waggon in zweijähriger Arbeit, um ihn hier den Museumsbesuchem zu zeigen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die Schwimmende Landstraße - Der Wiener Neustädter Kanal ein historischer Wasserweg
Der Wiener Neustädter Kanal wurde 1803 eröffnet. Der Wasserweg sorgte für eine enorme Verbesserung der Transportbedingungen der damaligen Zeit und war eine technische Pionierarbeit. Auf 65 km, zwischen Wien und Wiener Neustadt, mit 50 Schleusen und rund 100m Höhenunterschied, konnten Lastkähne mit einer Ladung von 30.000 kg verkehren. Damals übliche Pferdefuhrwerke schafften 2.000 kg. Die Schiffe waren 2 m breit und 23 m lang und transportierten vorwiegend Holz, Kohle und Ziegel, auch Kalk, Roheisen, Harz, Tonwaren und auch Obst, Wein und Getreide.

Die industrielle Revolution „überholte" diesen technischen Durchbruch jedoch schnell. Dampflokomotiven lösten die Kanalschiffe als Transportmittel ab. 1879 wurde die Schifffahrt auf dem Kanal teilweise eingestellt. Der Großteil des Kanals blieb bestehen, verfiel aber zusehends. Einige Mühlen und Fabriken (Marmeladenfabrik, Elektron, Matador, ÖLW/Ramminger u.a.) siedelten sich an seinem Streckenverlauf an. Um eine komplette Trockenlegung zu verhindern, übernahm das Land NÖ 1956 den Kanal. Heute ist er ein beachtenswertes Denkmal für Industrie, Technik und Verkehr vergangener Zeiten und ein Erholungsgebiet von großer Bedeutung.

Der Wiener Neustädter Kanal in Zahlen
1797 Baubeginn in Guntramsdorf
Baukostenvoranschlag: 3,7 Millionen Gulden
Tatsächliche Baukosten: 11 Millionen Gulden
25. April 1803 Übergabe an die Schifffahrt
1. Juli 1879 Letzte Fahrt
Länge: 65 km
Gesamtgefälle: 100 Höhenmeter
Wassertiefe: 1,61,9 Meter
Schleusenkammern: 50
Spiegelbreite: 11 Meter
Sohlenbreite: 5,70 Meter
Schleusenbreite: 2 Meter (später 2,5 Meter)
Länge der Lastenkähne: 23 Meter
Höchstlast: 30.000 kg
Fahrgeschwindigkeit: 4 km/h
Fahrtdauer Wien - Wr. Neustadt: 14 Stunden

* * *

Blick auf die Brettersäge (um 1930) im Freigelände mit einem großen Baumstamm

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Elektrischer Triebwagen Nr. 227 der WLB.
Dieser Triebwagen hat die Nr. 226 und wurde Jahre 1927 von der Grazer Waggonfabrik gebaut. Für die damalige Zeit waren die Wagen hochmodern. Die Triebwagen verfügten sogar über ein kleines Buffett als Service für den damals noch sehr geschätzten Gast. Das fahrende Kaffeehaus wurde in Baden von der Konditorei Wiedhalm und in Wien vom ehemaligen bekannten Gastronomen O.K. Otto Kaserer versorgt. Das WLB Personal freute sich dann jedesmal über Kaffee und Schlagobersreste. Unser Triebwagen 226 wurde im 2. Weltkrieg leider zweimal sehr stark beschädigt, aber immer wieder instandgesetzt. Ein Teil der Wagen wurde 1971 etwas modernisiert, unter anderem erhielten die Wagen ein ungeteiltes Stirnwandfenster. 1972 wurde eine andere Nummernbezeichnung eingeführt: 21-28 usw. Bis 1979 konnte man die alten Wagen noch immer gelegentlich auf der Strecke sehen. In den 52 Jahren hat unser Waggon sicher an die 5 Millionen km zurückgelegt. Am 24.5.1994 wurde der Triebwagen vom Bahnhof Guntramsdorf mit einem Straßenroller ins Stadtmuseum gebracht und vorerst im ersten Hof des Museums aufgestellt. Im Sommer 1999 übersiedelte der Waggon auf den Platz wo er jetzt steht und hoffentlich auch bleibt. Im Herbst 2001 wurde mit der Dacherneuerung begonnen, wobei sogar ein Baugerüst aufgebaut werden musste. 10 Mitarbeiter des Stadtmuseums waren nun vier Jahre damit beschäftigt, den Triebwagen wieder so zurückzubauen, wie er wohl 1927 ausgesehen hat. In einer kleinen Feier konnten am 15. Oktober 2005 die Museumsmitarbeiter, die an diesem großen Projekt beteiligt waren, den Triebwagen wieder dem „Verkehr" übergeben. Ca. 4000 unentgeltliche Arbeitsstunden brauchten die Museumsfreunde für die Restaurierung dieses schönen Stückes. Die Kosten beliefen sich auf ca. 20.000 €. Der Wagen wurde so umgebaut, dass er auch für kleinere Feiern bis 20 Personen genutzt werden kann. An dieser Stelle sei auch der Stadtgemeinde und der TBVG., der Feuerwehr Möllersdorf, sowie der Fa. Broschek gedankt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Luftschutzbunker

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die große Feuerwehrsammlung umfasst Dutzende historische Löschfahrzeuge. Kleine Gerätschaften wie etwa eine Krückenspritze aus 1828, Einreißhaken, Leineneimer und verschiedene Kleinlöschgeräte zeigen die Entwicklung der Feuerwehrgeräte von ihren Anfängen bis heute. Zu sehen sind auch Helme und Uniformen ab dem Jahr 1896 bis heute und zahlreiche Informationen zu den regionalen Feuerwehreinheiten.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

TANKLÖSCHFAHRZEUG 2000 (TLF 2000), Steyr 480, Aufbau Rosenbauer Linz
Motor: 4-Takt-Dieselmotor Hubraum 5320 cm³ Leistung 95 PS bei 2300 U/min Baujahr 1959
Abmessungen: Länge 6615 mm, Breite 2400 mm, Höhe 2150 mm
Gesamtgewicht 9100 kg
Pumpe: Rosenbauer Type 59000 Nr. 59062
Hoch- und Normaldruck-Nebelpumpe mit Schnellangriffseinrichtung
Fahrerhaus: Doppelkabine
Wasser- und Schaumtank mit 2000 l Inhalt
Seit 1989 außer Betrieb

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Die große Feuerwehrsammlung umfasst Dutzende historische Löschfahrzeuge. Kleine Gerätschaften wie etwa eine Krückenspritze aus 1828, Einreißhaken, Leineneimer und verschiedene Kleinlöschgeräte zeigen die Entwicklung der Feuerwehrgeräte von ihren Anfängen bis heute. Zu sehen sind auch Helme und Uniformen ab dem Jahr 1896 bis heute und zahlreiche Informationen zu den regionalen Feuerwehreinheiten. Einen besonderen Stellenwert hat die Sammlung Arndorfer. Prof. Dr. Herbert Arndorfer baute und sammelte leidenschaftlich Modell-Feuerwehr-Autos. Von 1960 bis 2017 kamen rund 1.500 Objekte zusammen, die seine Witwe nach seinem Tod dem Museum Traiskirchen übergab.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

WASSERWAGEN, Baujahr 1899 Erzeuger Firma W. Knaust Wien für Pferdebespannung.
Es handelt sich um einen Vierrädrigen Wagen mit Metallkarosserie, Vorderräder auf Doppelelliptischen Blattfedern, das hintere Fahrgestell sitzt auf zwei Halbelliptischen Federn.
Wasserkessel: 750 Liter ovaler, genieteter Metallkessel mit verriegelbarem Füllstutzendeckel, Wasserentleerungsventil an der Unter-Seite des Kessels mit Hebeln rechts und links vor dem Füll-Stutzen - vom Kutschbock aus zu betätigen. An der Rückseite des Kessels wird ein Würfelähnlicher Wasserbehälter mit 400 Liter Fassungsraum zur Bereitstellung für Dampfspritzen mitgeführt.
Ausrüstung: An der Unterseite der Karosserie befindet sich eine Werkzeugtruhe mit Öffnung ober einem Trittbrett am Ende des Wagens, rechts und links vom Kutschbock befinden sich Wagenlaternen, r. u. l. je eine Petroleumfackel, drei Stück Saugschläuche mit Messing-Gewindekupplungen 280-3 ein Saugkorb mit Gewinde S80-1, eine Dachleiter zweiteilig mit Scharnieren, Gesamtlänge 5m.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Schlauchhaspelkarren mit Handzugdeichsel und mit Kreuz auf der Achse für zirka 200 Meter Schläuche samt Kupplungen und einem kleinen Requisitenkasten für zwei Strahlrohre mit Hydrantenschlüssel. 1939 wurde die Freiwillige Feuerwehr Wienersdorf in Feuerwache Wienersdorf umbenannt. Alle Fahrzeuge und Geräte erhielten 1939 eine grüne Lackierung.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

„LLF" Opel 1.9 to Kurzhauber FF TRAISKIRCHEN
Feuerwehrtechnischer Aufbau nach den Baurichtlinien des ÖBFV.
Erzeuger: Fa. Rosenbauer, Baujahr 1964 mit Vorbaupumpe „Automatic RV 120" Leistung: 1200 l/min bei 10 atü.
Ansaugen mittels automatischgesteuerter Doppelkolben-Entlüftungspumpe (Trokomat).
Dieses Fahrzeug wurde an die FF Schaditz verkauft mit der Bedingung, nach der Ausmusterung des Fahrzeuges der Abteilung FEUERWEHR im Stadtmuseum Traiskirchen zur unbefristeten Zurschaustellung überlassen.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Opel Blitz 5600, Freiwillige Feuerwehr Enzersfeld
Baujahr 1943, Leistung 75 PS, Ausstattung Vorbaupumpe, 14 Sitzplätze, Holzkarosserie mit Blechbeschlag, Suchscheinwerfer

Der Opel Blitz wurde im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht eingesetzt und nach 1945 als Pritschenwagen zum Transport von Gemüse verwendet. Erst 1955 wurde der LKW von der Firma Rosenbauer zum Feuerwehrfahrzeug umgebaut. Bei der Fahrzeugsegnung im Jahr 1955 war der Opel Blitz wegen eines technischen Defekts nicht fahrbereit und musste von den Kameraden zur Segnung geschoben werden. Zuerst vermutete man, dass die Batterie versagt hätte. Eiligst wurde Ersatz beschafft und eingebaut. Da diese Batterie aber nicht hineinpasste, musste der rechte Motordeckel leicht geöffnet bleiben, was auf den Fotos von damals zu erkennen ist. Die Schadensursache aber war eine ganz andere, und zwar war das Antriebsrad der Nockenwelle (Novotextrad) gebrochen.

Das Fahrzeug wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Enzersfeld mit der Bezeichnung „LF" (Löschfahrzeug) verwendet und hat über viele Jahre hinweg gute und zuverlässige Arbeit geleistet. Um den aktuellen Fuhrpark im Fahrzeughaus unterzubringen, entschied sich die Feuerwehr Enzersfeld im Jahr 2020, den Opel Blitz als Dauerleihgabe an das Stadtmuseum Traiskirchen zu übergeben.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Feuerwehrmuseum: Retten – Löschen – Bergen – Schützen
In einer angrenzenden Halle ist seit 2000 ein Feuerwehrmuseum mit Löschfahrzeugen, Handdruckspritzen, einige mit Pferden bespannte Löschfahrzeuge und historische Kraftfahrzeuge zu sehen. Kleine Gerätschaften wie z. B. eine Krückenspritze aus 1828, Einreißhaken, Leineneimer und verschiedene Kleinlöschgeräte zeigen die Entwicklung der Feuerwehrgerätschaft bis heute. Zu sehen sind auch Helme, Uniformen und zahlreiche Informationen zu den regionalen Feuerwehreinheiten. Tauchen sie ein in eine Welt in der es nur ein Motto gibt:
Einmal Feuerwehr – immer Feuerwehr!

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Spritzenfahrzeug Gräf & Stift 40/45
Erzeuger: Gräf & Stift, Wien 19, Weinbergg. 70
Baujahr: 1914
Motor: Benzinmotor, Hubraum: 7,36 Liter
Höchstgeschwindigkeit: 27 km/h
Aufbau: Wh. Knaust Wien
Einbaupumpe: 1200 Liter/min
Schlauchwagen mit 200 m Schlauch
Schiebeleiter 3-teilig mit Abstützung
Ehemals Werksfeuerwehr Ternitz
Leihgabe des Vereins zur Förderung der historischen Fahrzeuge der österreichischen Automobilfabriken

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Volksgenossen!
In der Nacht vom 18. auf den 19. September 1938, um Mitternacht, wird auch in Niederdonau der Straßenverkehr vom Links- auf den Rechtsverkehr umgestellt. Zur klaglosen Durchführung dieser Maßnahme ist höchste Sorgfalt aller Verkehrsteilnehmer erforderlich.
Kraftfahrer! Radfahrer!
Haltet Euch streng an die Grundregeln des Straßenverkehrs! Fahrt rechts! Weicht rechts aus! Überholt links! Beim Einbiegen nach rechts führt einen engen, nach links einen weiten Bogen aus! In der Übergangszeit wird jede Geschwindigkeit, die den besonderen Verhältnissen der Verkehrsumstellung nicht Rechnung trägt, als eine Gefährdung des Verkehrs gewertet werden.
Fußgänger!
Benützet ausschließlich die vorgesehenen Gehwege! Überquert die Fahrbahn nur an den hiefür bestimmten Orten und nicht schräg, sondern senkrecht zur Richtung des Fahrverkehrs! Vor Überschreiten der Fahrbahn blickt zuerst nach links und dann nach rechts. Unterlaßt das Auf- und Abspringen von Straßenbahnen oder Autobussen!
Eltern und Erzieher!
Achtet auf Eure Kinder und belehrt sie rechtzeitig, sich im Straßenverkehr richtig zu verhalten! Straßen sind keine Kinderspielplätze!
Landeshauptmannschaft Niederdonau

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Austro Fiat „AFN L"
Erzeuger: Österr. Automobil - Fabriks A.G.
Feuerwehr - Mannschafts- und Rüstwagen, offen, Sitze für insgesamt 8 Personen, Vorbaupumpe, Tragkraftspritze hinten, Schlauchhaspel auf dem Dach.
Motor: 4 Zylinder Viertakt - Vergaser, Hubraum 2.837 cm, 42 PS bei 2200 Umdrehungen. Bj. 1931
Frw. Feuerwehr Senning, Post Sierndorf, abgemeldet am 18. Nov. 1964

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

FLUGHAFENLÖSCHFAHRZEUG FLF, Marke Yankee Walter Twin CBK 3000 Baujahr 1968
Die Betriebsfeuerwehr des Wiener Verkehrsflughafens Schwechat setzte dieses von dem amerikanischen Hersteller Walter gebautes Flughafenlöschfahrzeug in insgesamt drei Einheiten ein. Die Fahrzeuge haben einen begehbaren Aufbau und einen ferngesteuerten Schaum/Wassermonitor auf dem Dach der Kabine. Die Bestückung besteht aus zwei 3800 l/min – Feuerlöschkreiselpumpen mit Zumischern; die Beladung aus Löschwasser 11.300 Liter und 1900 l Schaummittel. Im Jahr 1997 wurden die Fahrzeuge außer Dienst gestellt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Kleine Wasserstraße - Wiener Neustädter Kanal
Diese Abteilung des Museums gibt es bereits seit 1993. Der Grund war der 200. Geburtstag der Eröffnungsfahrt am 13. Mai 1803. Ein Teil des Verlaufes des Kanals geht durch das Gemeindegebiet von Traiskirchen. Unsere Gemeinde ist eigentlich eine „Drei-Flüsse Stadt". 1. Der Kanal, 2. Der Badener Mühlbach, 3. die Schwechat. Diese drei „Wasserstraßen" fließen durch unsere Ortschaft. Aus diesem Grund verwechseln Radfahrer und Wanderer gelegentlich die Namen der drei Gewässer.

Westlich des verbauten Stadtgebietes durchfließt in einer Länge von ca. 700 m der Wiener Neustädter-Kanal unser Gemeindegebiet. Der Kanal hatte früher eine Sohlenbreite von 6 m und war 1,5 m tief. Das Gefälle betrug von Wiener Neustadt bis Wien 104 m und der Kanal hatte 50 Schleussen (zwei Schleussen befinden sich im Gemeindegebiet). Die Kähne waren 22,7 m lang, 1,73 m breit und für eine Traglast von 33.600 kg berechnet. Insgesamt standen 64 solcher Lastschiffe zur Verfügung. Ein beladenes Schiff brauchte von Wiener Neustadt bis Wien zwei bis zweieinhalb Tage.
1794 unterbreiteten Bernhard Tschoffen und seine Gefährten das im Jahr 1786 von Archtitekt Maireé ausgearbeitete Kanalprojekt dem Kaiser Franz, der der Gesellschaft mit 500.000 Gulden als Großaktionär beitrat.
1797 wurde mit dem Bau der Teilstrecke Wien - Vöslau begonnen, wobei die Regierung zu den aufgenommenen Erdarbeiten auch Soldaten und schließlich sogar Sträflinge beistellte. Vor dem Gelände des Wiener Hauptzollamtes wurde der große Kanalhafen angelegt.
1801 wurde das Kanalbett vom Wass der Piesting und dem Kalten Gang gespeist.
1803 konnte der Verkehr zwischen Wien und Wiener Neustadt mit 16 Frachtbooten aufgenommen werden, zu denen bald ganz Schiffszüge kamen. Täglich wurden einige hundert Pferde eingesetzt. Schon im ersten Betriebsjahr wurden 190.000 Zentner Steinkohle, eine Million Stück Ziegel sowie 10.000 Kubikklafter Holz nach Wien befördert.
1878 befanden sich entlang des Kanales von Wiener Neustadt bis Wien zwölf Mahlmühlen und fünf Fabriken.
Nach 1945 wurde es still um den alten Kanal.
Um den Kanal seinen Interessenten zu erhalten, kaufte ihn im Jahr 1956 das Land Niederösterreich um öS 500.000,- womit der Bestand dieses Wasserlaufes sichergestellt wurde.

Der Wiener Neustädter Kanal in Zahlen
1797 Baubeginn in Guntramsdorf
Baukostenvoranschlag: 3,7 Millionen Gulden
Tatsächliche Baukosten: 11 Millionen Gulden
25. April 1803 Übergabe an die Schifffahrt
1. Juli 1879 Letzte Fahrt
Länge: 65 km
Gesamtgefälle: 100 Höhenmeter
Wassertiefe: 1,6-1,9 Meter
Schleusenkammern: 50
Spiegelbreite: 11 Meter
Sohlenbreite: 5,70 Meter
Schleusenbreite: 2 Meter (später 2,5 Meter)
Länge der Lastenkähne: 23 Meter
Schiffswerft Passau
Höchstlast: 30.000 kg
Fahrgeschwindigkeit: 4 km/h
Fahrtdauer Wien - Wr. Neustadt: 14 Stunden

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Holzschnitt der Stadt Wien 1873
Bei dieser Ansicht von Wien werden Sie bemerken, dass viele Gebäude, die wir heute kennen, noch gar nicht gebaut oder die Fundamente eben erst ausgehoben wurden. Traiskirchen ist also am Entstehen der Ringstraße und deren Bauten indirekt beteiligt. Mit der Pferdestaßenbahn oder der ersten "Elektrischen" wurden die Ziegeltransporte direkt zu den vielen Großbaustellen am Ring durchgeführt. Tausende böhmische "Ziegelweiber" und Maurer trugen die schwere Last zum Teil auf dem Kopf bis in das 5. Stockwerk oder in den dreistocktiefen Keller. Jeder Ziegellieferant hatte sein eigenes Monogramm in den Ziegel gepresst, um eine Zuteilung und Qualitätskontrolle zu ermöglichen. Die Ziegelwerkbesitzer verdienten sich dabei die berühmte "Goldene Nase ". Die " Ziaglbehm " hingegen lebten oft in großer Armut. In den 6 Ziegelwerken von Traiskirchen war es nicht anders. Kinderarbeit war an der Tagesordnung! Rechts an der Wand gibt es einen großen Holzschnitt von Wien um 1873 zu sehen. In diesem Jahr fand in der aufstrebenden Millionenstadt die Weltausstellung statt. Diese Zeit war die Hochblüte der Ziegelerzeugung für die vielen schönen Ringstraßenbauten, welche heute noch Wien's Charme ausmachen. Millionen der Ziegel kamen natürlich aus Traiskirchen!

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

1683 Rot-weiß-rote Schicksalstage in Wien
Die Geschichte, den vergeblichen Versuch der Türken Wien zu erobern, begann schon 1529. Da sollte Ungarn unter osmanische Kontrolle kommen. Im selben Jahr brach Sultan Suleiman II. mit 130.000 Mann in der Türkei auf, um die Österreichische Haupt- und Residenzstadt Wien am 25. September das erste Mal zu belagern. 17.000 Verteidiger verschanzten sich in der befestigten Stadt, doch die Eingeschlossenen hatten Glück. Die Österreicher unter Graf Salm kämpften mit solchem Heldenmut, dass die durch verheerende Seuchen geschwächten Türken den Rückzug antraten. Die Hauptleidtragenden war die Bevölkerung des Wiener Umlandes. Manche Ortschaften wurden bei diesen Kriegswirren total zerstört und die Bewohner stark dezimiert. In Traiskirchen wurde die Pfarrkirche St. Margareta bis auf die Grundmauern eingeäschert. Aus diesem Grund holte sich das Kaiserhaus aus Tirol und Südtirol fleißige Bauern, die für die darniederliegende Landwirtschaft arbeiten konnten. Die Namen der Siedler sind heute noch bei uns sehr häufig zu finden. Nach 154 Jahren, 1683 standen die Türken unter Kara Mustafa Pascha mit 107.000 Mann wieder vor den Toren Wiens. Kaiser Leopold war samt Familie nach Passau geflohen. Inklusive Bürgerwehr und Freiwilligen zählten die Verteidiger nur 15.000 Mann. Bürgermeister war Johann Andreas von Liebenberg, der durch seine Tapferkeit gegen die Türken auffiel und sogar sein Leben im Kampf gegendie Türken opferte. Die Stadt wurde dabei von Erdberg bis zu Rossau belagert. Türkische Brandgeschoße gefährdeten die vielen Schindeldächer der Stadt. Die Grab- und Schanzarbeiten der Osmanen bis unter die Stadtmauer beschädigten die Stadt zusätzlich. Das war die Stunde des polnischen Königs Jan Johann Sobieski III. Er war nicht ganz der großherzige, selbstlose Retter in der Not. Erst nach einer „kleinen" Spende von 500.000 Gulden konnte Papst Innozenz XI König Sobieski „motivieren", sich in den Kampf zu stürzen. Ebenso erhielt der erst 20-jährige Prinz Eugen von Savoyen seine Feuertaufe. Herzog Karl von Lothringen, sowie 10.000 tapfere Sachsen eilten heran, 9.500 Franken und 113.000 Bayern marschierten aus dem Wienerwald über den Kahlenberg und Leopoldsberg, um Wien zu retten. Die Belagerung dauerte gesamt 62 Tage bis zum 12. September und kostete Kara Mustafa das Leben. Die Türken mussten abziehen! Die kaiserlichen Truppen verfolgten die Krieger des Sultans bis nach Ungarn und eroberten Stadt um Stadt zurück. Im September 1697 siegte Prinz Eugen in der Schlacht bei Zenta und rettete damit endgültig das Abendland und das Haus Habsburg.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Hier ist eine Buchdruckerei zu sehen, wie sie bis Anfang der 1970er Jahre in Österreich anzutreffen war (meist waren zu dieser Zeit aber zusätzlich weitere automatisierte Druckmaschinen in Verwendung). Der Buchdruck zählt zu den Hochdruckverfahren, bei denen die druckenden Elemente erhöht sind. Gedruckt wird von einzelnen Lettern aus Blei oder Holz (bei großen Schriften für Plakate), von ganzen Zeilen aus Blei, Messinglinien und Klischees (für Bilder) aus Zink, Magnesium oder Kunststoff.

Die einzelnen Bleilettern werden vom Schriftsetzer zu einem fortlaufenden Text zusammengefügt - dem Schriftsatz. Dazu stehen ihm der Handsatz (hat sich seit seiner Erfindung durch Johannes Gensfleisch zum Gutenberg um 1445 kaum verändert) und der Maschinensatz zur Verfügung.
Beim Handsatz steht der Setzer vor dem aufgestellten Setzkasten mit der gewünschten Schrift. Er nimmt Letter für Letter händisch aus den Fächern und fügt sie im Winkelhaken zu einer Zeile zusammen. Die Zeilenbreite hat er zuvor mit dem Frosch auf dem Winkelhaken eingestellt. Die fertige Zeile hebt er aus und stellt sie auf das Satzschiff (ein spezielles Metall-Tablett), auf dem so der ganze Text entsteht.
Beim Maschinensatz werden Gießmatrizen für die einzelnen Buchstaben aneinandergereiht und nach dem Ausschließen mit flüssigem Blei ausgegossen. Die Matrizen können dann wiederverwendet werden. Man unterscheidet Gießmaschinen, bei denen die Matrizen händisch aneinandergereiht wurden (hauptsächlich für große Schriftgrade im Einsatz) von Setz- und Gießmaschinen, bei denen das Setzen dank einer Tastatur rascher erfolgen konnte (sie wurden vor allem für große Textmengen wie in Zeitungen und Büchern verwendet). Letztere werden weiter unterteilt in Einzelbuchstaben-, Setz- und Gießmaschinen (wie die Monotype; 1897 von Tolbert Lanston entwickelt) und Zeilensetz- und Gießmaschinen wie Typograph (1888 bis 1890 von John R. Rogers gemeinsam mit Fred E. Bright entwickelt), Linotype, und von dieser abgeleitet Monoline (1892/93 von Wilbur St. Scudder).

Die Linotype zählt zu den meistverbreiteten Bleisetzmaschinen. Sie wurde von Ottmar Mergenthaler 1886 erfunden, später mehrfach verbessert und in zahlreichen Modellen bis Ende 1976 hergestellt. Die Arbeit an der Linotype erfolgt im Sitzen: Der Setzer tastet an einer speziellen Tastatur (separate Tasten für die Versalien Großbuchstaben), wodurch die Matrizen mit den entsprechenden Buchstaben aus einem oberhalb der Tastatur angebrachten Magazin ausgelöst werden. Sie rutschen nach unten, sammeln sich zu einer ganzen Zeile, die am Zeilenende mittels Keilen ausgeschlossen wird und werden dann per Hebeldruck zur Gießvorrichtung transportiert. Dort wird die Zeile mit flüssigem Blei ausgegossen und ausgestoßen, die Matrizen werden über ein Schlüsselsystem automatisch wieder in das Magazin sortiert. Der fertige Satz wird auf der Abziehpresse ein erstes Mal abgedruckt, um Fehler korrigieren zu können. Nach der Korrektur und einer weiteren Kontrolle auf der Abziehpresse kommt der Satz zur Druckmaschine.

Für den Druck wird der Satz im druckmaschineneigenen Schließrahmen fixiert und mit diesem in die Druckmaschine eingehoben. Einfärbewalzen tragen Druckfarbe auf die erhöhten Stellen des Satzes auf. Nun kann Papier eingelegt und gedruckt werden. Ältere Druckmaschinen erforderten noch Handan- und auslage (jeder Papierbogen wurde händisch in die Maschine gelegt und händisch entnommen), bei neueren Modellen erfolgt dies mit Saug- und Blasluft automatisch. Die hier gezeigten Druckmaschinen funktionieren beide mit Handan- und auslage, eine verfügt über Elektroantrieb, die zweite musste per Fußantrieb betrieben werden. Beide Maschinen zählen zu den Tiegeldruckmaschinen. Auch die meistverkaufte Druckmaschine der Welt, der Original Heidelberger Tiegel, ist dieser Gruppe zuzurechnen. Die zweite große Gruppe von Buchdruckmaschinen stellen die Schnellpressen dar (1812 von Friedrich Koenig erfunden). Tiegeldruckmaschinen und Schnellpressen verdrängten rasch die davor verwendeten eisernen Kniehebelpressen, die ihrerseits die hölzernen Pressen, die Gutenberg auf Basis der Weinpresse entwickelt hatte, ab etwa 1800 ersetzt hatten.

Endfertigung - Sobald die Druckfarbe getrocknet ist, kann das Druckerzeugnis am Planschneider (im Stapel) auf das gewünschte Endformat geschnitten werden. Der Planschneider hier im Museum funktioniert noch per Handkurbel, moderne Maschinen sind elektrisch und computergesteuert. Bei Bedarf kann das Produkt auch auf der Rill-/Perforiermaschine gerillt (für späteres Falzen) oder perforiert werden. Eine Endfertigungsabteilung verfügt in der Regel auch über eine oder mehrere Falzmaschinen, Heftmaschinen, Bohrmaschinen (für Lochungen), Rütteltische, etc. Aufwendig ausgestattete Endfertigungsabteilungen verfügen auch über Geräte und Maschinen, um Bücher zu binden - daher werden Endfertigungsabteilungen oft auch als Buchbindereien bezeichnet. Echte Buchbindereien sind aber in der Regel mit weiteren Spezialgeräten ausgestattet, z. B. mit Heißfolien-Prägepressen, um beispielsweise goldene oder silberne Titelzeilen auf dem Buchrücken und dem Bucheinband anbringen zu können, mit Fadenbindemaschinen, Buchpressen, etc.

Neben den Buchdruckmaschinen sind hier einfache Bürovervielfältigungsmaschinen zu sehen. Für anspruchslose Vervielfältigungsaufträge wurde der Text mit einer Schreibmaschine geschrieben und in einem direkten Übertragungsverfahren eine Druckform hergestellt, mit der einige hundert Exemplare (meist bis maximal A4) vervielfältigt werden konnten. Diese Methode wurde von den Fotokopiergeräten vollständig verdrängt, noch bevor der Computer die Satzherstellung ganz übernommen hatte.

heutige Druckverfahren - Heute wird der Bleisatz nur mehr sehr selten eingesetzt im künstlerischen Bereich etwa für Gedichtsatz und für Heißfolienprägungen im Druck wie im Buchbindereibereich. Bleisetzmaschinen wurden in den 1970er Jahren vollständig vom Fotosatz verdrängt, der anschließend (1990er Jahre) vom Desktop Publishing ersetzt wurde. Buchdruckmaschinen werden heute noch für Sonderarbeiten in Druckereien eingesetzt (Prägen, Stanzen, Stauchen, Perforieren, Nummerieren). Gedruckt wird heute hauptsächlich im Offsetdruck, einem Flachdruckverfahren. Man unterscheidet hier den Bogenoffsetdruck, bei dem einzelne Papierbogen bedruckt werden, vom Rollenoffsetdruck, der zur Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften von einer Papierrolle weg arbeitet. Daneben wird der Siebdruck, ein Durchdruckverfahren, zum Bedrucken von Textilien, Schildern, Etiketten, Plakaten, etc. eingesetzt. Der Tiefdruck hat in Österreich keine Bedeutung mehr - in Deutschland und anderen größeren Ländern wird er für die Herstellung von großen Auflagen von bunten Illustrierten verwendet. Kleine Auflagen werden heute mittels alternativer Druckverfahren direkt aus dem Computer gedruckt (Digitaldruck, Vollfarbkopie).

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Ziegel ... ein wichtiger Baustoff seit mehr als 7000 Jahren ...
In Anatolien und in Jericho wurden im 7. Jahrtausend v. Chr. Luftgetrocknete Lehmziegel hergestellt und verwendet. In trockenen Gebieten geschieht dies heute noch. Im 4. Jahrtausend v. Chr. baute man Wehranlagen und Paläste aus gebrannten Ziegeln. Gebrannte Ziegel sind ein sehr haltbares Produkt. Sie überleben Jahrtausende, wie Ausgrabungen bezeugen. Ziegel sind nicht nur Baumaterial, sondern auch Träger der ersten Schriften (Keilschrift der Sumerer in Mesopotamien, im 3. Jahrtausend v. Chr.).

Das Wissen der Ziegelherstellung gelangte über den griechischen Kulturraum zu den Römern, die die Technik verfeinerten und unterschiedliche Ziegel hoher Qualität erzeugten. Nach dem Untergang der römischen Kultur (Völkerwanderungszeit) geriet der Ziegel in den Alpenländern in Vergessenheit und tauchte erst im frühen Mittelalter wieder auf. Im Laufe der Zeit produzierten viele kleine Ziegelbrennereien auf lokaler Ebene sehr unterschiedliche Ziegel. Erst nach den Zerstörungen durch die Türken entstand unter Kaiser Leopold I. ein Gesetz bezüglich der Ziegelherstellung in Österreich. Im Jahre 1715 wurden durch ein kaiserliches Patent Größe, Qualität und Preise der einzelnen Ziegelarten geregelt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Ziegelherstellung - Die Schritte der Ziegelherstellung sind über Jahrtausende praktisch gleich geblieben. Der Tegel (Ziegelton) ist ein tonmineralreiches Sedimentgestein, welches aus feinkörnigen Meeres-, See- oder Flußablagerungen stammt. Er wird in Ton- oder Lehmgruben abgebaut und gegebenenfalls mit einem Magermittel (z. B. Quarzsand) vermischt. Nach einer Lagerung (über den Winter) werden die Ziegel geformt (Model oder Strangpresse) und getrocknet. Nach dem Durchtrocknen werden die Ziegel gebrannt (900-1200°C). Die ziegelrote Farbe entsteht durch (natürliche) Beimengungen von Eisenoxiden bzw. Eisenhydroxiden. Gelbliche bis grünliche Ziegel entstehen aus Ziegeltonen, die reich an organischem Material und/oder kalkreich sind. Eisenfreie Lehme ergeben nahezu weiße Ziegel.

Beim Ziegelbrand entstehen aus den Tonmineralien ein sehr feinkörniges und verfilztes Gemenge von meist schlecht kristallisierten Alumosilikaten, welches für die Festigkeit und Beständigkeit des Ziegels verantwortlich ist. Zur Ziegelcharakteristik gehörten die Farbe, der makroskopische Aufbau (Homogenität, Konform und Größe des Matemittels) und die mineralogische Zusammensetzung (besonders der Schwerminerale, die über die Herkunft des Ziegeltones Auskunft geben können).

Die Bezeichnung Ziegel leitet sich vom lateinischen „tegula" her (von tectum - Dach): Tegula (= Rohstoff-Bezeichnung Tegel) - ziagal (althochdeutsch) - ziegel (mittelhochdeutsch) ab.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023

Ziegelsammlung
Im Stadtgebiet von Traiskirchen gab es ehemals sechs Ziegeleien.
Das Wort Ziegel ist ein landläufiger Sammelbegriff für getrocknete, aber auch hoch gebrannte keramische Mauersteine. Es gibt aber auch Klinker und Fliesen, gebrannte bzw. glasierte Dachziegel sowie gehärtete lehmige bis tonige Zuschlagstoffe in Mörtel und Kunststein. Sehenswert sind die gestempelten Ziegel an der Stirnseite des Raumes. Jede Ziegelei hatte ihre eigene Abkürzung: Einige Beispiele sind: LR - Leopold Ramminger, KT - Karl Theuer, oder einer der bekanntesten Ziegeln HD - Heinrich Drasche. Seine Firma wird später die Firma Wienerberger.

Die Herstellung nannte man früher das „Ziegel schlagen". Das Material, der Lehm, wurde aus einer Ziegel- oder Lehmgrube abgegraben. Der Ton musste dann einen Winter lang ausfrieren. Im Frühjahr war er dann gut knetbar. Meistens brachten die Männer, die Ziegelarbeiter, den Lehm in Scheibtruhen zum Schlagtisch. Der Lehm wurde dann in eigene Formen aus Holz geschlagen. Dies war eine typische Frauenarbeit. Mit dem sogenannten Streichbrett wurde dann alles glatt gestrichen. Zuvor mussten die Formen allerdings mit Sand ausgestreut werden, ähnlich wie beim Kuchenbacken, damit der Lehm nicht in der Form haften blieb. Diese Arbeit wurde von sogenannten „Sandlern" gemacht. Später verbreitete sich dieser Ausdruck für Menschen, die man zu keiner anderen Arbeit gebrauchen konnte. Die geformten Ziegel wurden dann aus der Form herausgestürzt und am Boden flach zum Trocknen aufgelegt. Dieser Arbeitsschritt musste oft von Kindern ausgeführt werden. Eine gute Arbeitspartie brachte es auf bis zu 1.500 Ziegel am Tag!

Zwischen 4 und 6 Wochen wurden die Ziegel dann getrocknet, bevor sie ein sogenannter „Einscheiber" in den großen Ringofen schlichtete, wo sie gebrannt wurden. Der Brennvorgang dauerte etwa eine Woche. Ein „Ausscheiber" holte die Ziegel dann wieder ans Tageslicht und bekam dafür einen höheren Lohn. Er musste ja am heißen Ofen arbeiten und mehr trinken als die anderen Arbeiter. Südlich von Wien gab es viele Ziegeleien. Die fertigen Ziegel wurden mit Schiffen am Wiener Neustädter Kanal und später mit der Badner Bahn nach Wien transportiert. Viele Millionen Ziegel wurden für den Auf- und Ausbau der Hauptstadt Wien benötigt.

 Stadtmuseum Traiskirchen, September 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: