Vöcklabruck

im Hausruckviertel in Oberösterreich, November 2024

Vöcklabruck ist eine Stadtgemeinde mit knapp 13.000 Einwohnern im Hausruckviertel in Oberösterreich. Die Stadt ist Zentrum der Vöckla-Ager-Senke, des zweitwichtigsten Wirtschaftsraumes in Oberösterreich. Als Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichts Vöcklabruck ist sie zudem eine wichtige Verwaltungsstadt, eine regional bedeutende Einkaufs- und Geschäftsstadt und als Standort diverser weiterführender Schulen auch eine relevante Schulstadt.

 Vöcklabruck, November 2024

Der Untere Turm schützte die Straße Richtung Linz. An der Außenseite ist Kaiser Maximilian I. mit Harnisch, Mantel und Krönungsinsignien des Heiligen Römischen Reiches dargestellt. An den Seiten sieht man die 18 Wappen der burgundischen Länder. Darüber befindet sich ein Schild mit dem Doppeladler, umgeben von den Wappen der Erblande. An der zum Stadtplatz weisenden Fassade befindet sich ein freskales Kriegerdenkmal von Rudolf Steinbüchler aus dem Jahre 1932. Dieser Turm wurde 1580 um ein Geschoss erhöht und mit einer Turmlaterne versehen, auf der das Stadtwappen als Windfahne angebracht ist. Dieser Turm wurde als Gefängnis verwendet.

Unterer Stadtturm
Wappenschild oberhalb der Figur Kaiser Maximilians I.
In der Mitte der doppelköpfige Kaiseradler
links von ihm: rot-weiß-roter Bindenschild des Erzherzogtums Österreich
rechts von ihm: Herzogtum Kärnten
Reihe darunter links: Herzogtum Krain
in der Mitte: Land ob der Enns
rechts: Herzogtum Steiermark
ganz unten links: Pfalzgrafschaft Habsburg (roter Löwe in Gold)
rechts: Gefürstete Grafschaft Tirol

Wappenfries der 18 burgundischen Länder (am unteren Stadtturm)
links: Erzherzogtum Österreich - Mitte: Maximilian I. - rechts: Herzogtum Burgund

 Vöcklabruck, November 2024

Die Entstehung der alten Stadtmauer
Erstmals wurde 1257 von einer Befestigungsanlage berichtet. In einer Urkunde ist nachzulesen, dass sich König Ottokar II. von Böhmen nach einer verlorenen Schlacht bei Mühlfeld am Inn in das sichere Vöcklabruck zurückgezogen hat. Aus diesem Hinweis ist zu entneh-men, dass Vöcklabruck schon damals eine Befestigungs-anlage besaß, die wahrscheinlich noch aus Holzpalisaden bestand. Denn erst im Jahr 1353, als Herzog A'brecht von Österreich den Vöcklabruckern für den Bau einer steinernen Stadtmauer eine 20-jährige Steuerbefreiung zu-billigte, wurde sie mit massiven Steinen gebaut. Dieses Mauerwerk ist im Stadtsiegel aus dem Jahr 1360 bereits dargestellt. Im Stadtbuch von 1391 steht geschrieben, dass die Vöcklabrucker Burger zum Erhalt der Mauer und der Stadttore verpflichtet sind.

In der zweiten Hälfte ces 15. Jahrhunderts dürfte die Mauer wieder verfallen sein, denn in einer Privilegienbestätigung wird auf die Verpflichtung aus dem Jahre 1391 ausdrücklich hingewiesen. 1484 eroberte der Ungarnkönig Mathias Corvirus Wien und Niederösterreich bis zur Enns, sodass der damalige Kaiser Friedrich III. seine Residenz nach Linz verlegen musste. Er war bestrebt, die Befestigungsanlagen in seinem Reich zum Schutz gegen die Ungarn zu ver-stärken. Aus diesem Grunde erhielt die Stadt Vöckla-bruck ein Mautrecht und wurde verpflichtet, die Einnah-men zur Verstärkung und Erhaltung der Stadtmauer zu verwenden. Später verlängerte Kaiser Maximilian I. mit der selben Auflage das Mautrecht.

Während der Bauernaufstände (1626-1636) in unserer Gegend leistete die Stadtmauer ihre Dienste. Einige Male belagerten die Bauern die Stadt Vöcklabruck, konnten sie aber in Folge der Befestigungsanlage nicht einnehmen. Die Mauern blieben dann bis ins 19. Jhdt. unverändert.

 Vöcklabruck, November 2024

Die Stadttürme Vöcklabruck stehen am nördlichen und südlichen Ende des Stadtplatzes.
Die beiden wehrhaften Türme wurden im 15. Jahrhundert erbaut. Sie schließen den Stadtplatz ab. Wie man an dem Stich von Georg Matthäus Vischer von 1674 sehen kann, waren sie in die Stadtmauer von Vöcklabruck eingebunden. Ursprünglich waren sie mit Zugbrücke, Fallgitter und Pechnase versehen. In beiden Torbögen sind heute noch die Umlenkrollen der Zugtore, die Schlitze für die Fallgitter und die Ausnehmungen zur Aufnahme der Zugbrücke zu sehen.

 Vöcklabruck, November 2024

Geschichte der Stadt und Pfarre
Vöcklabruck, die einst kleinste landesfürstliche Stadt, heute eine bedeutende Kultur-, Wirtschafts- und Schulstadt mit 13.000 Einwohnern, liegt am Eingang des schönen Salzkammergutes. In einem inselartigen Altsiedelland an den Flüssen Vöckla und Ager gelegen, lassen sich hier Funde aus der Stein- und Bronzezeit nachweisen, wie das sehenswerte Heimathaus zeigt. Im Jahr 1134 errichtete der edle Ritter Pilgrim von Weng am Wallersee im Geiste des Seligen Bischofs Konrad I. von Salzburg bei der Vöcklabrücke ein Hospiz und wurde selbst Spitalsmeister. In der Weiheurkunde der kleinen Ägidikirche 1143 wurde erstmals das Dorf„Veclabrucce" erwähnt.

 Vöcklabruck, November 2024

Als sich in den folgenden Jahrhunderten zwischen dem Dörfl und Schöndorf der „Markt Vöcklabruck" zur Stadt entwickelte, eine Stadtbefestigung mit Stadtgraben bekam und vor 1358 das Stadtrecht erhielt, lagen beide Kirchen außerhalb der Stadtmauern, was in Kriegszeiten nachteilig war. So haben die Stadtväter innerhalb der Mauern um 1360 eine kleine Ulrichskapelle als Patronatskirche erbaut und 1458 das Benefizium für Weltpriester errichtet. Im 14. und 15. Jahrhundert erfolgten gotische Bauten der drei Kirchen, die später barockisiert bzw. neu gebaut (St. Agid) wurden.

 Vöcklabruck, November 2024

„Oberer Stadtturm" (Wappenturm)
Ebenso wie der östliche untere Stadtturm ist auch der westliche obere Stadtturm ein noch erhaltener Teil des im 14. Jahrhundert errichteten Mauerringes. Die aus dem Jahre 1503 datierten Fresken zeigen die Wappen der habsburgischen Erbländer und ein erweitertes Stadtwappen. Es zeigt neben den beiden in die Stadt reitenden Rittern auch fünf geharnischte und berittene Fahnenträger sowie eine Fünfergruppe Fußvolk mit geschulterten Musketen.

 Vöcklabruck, November 2024

Der Obere Turm im Südwesten des Stadtplatzes schützte die Ausfahrt in Richtung Salzburg. An der Stadtaußenseite (Südwesten) befinden sich die Wappen der österreichischen Erbländer, darüber das Vöcklabrucker Stadtwappen aus dem Jahre 1503. Die Fassadenmalerei stellt Ritter im Harnisch dar, die auf ihren Streitrössern durch das Tor in die Stadt reiten und entspricht dem Stadtwappen, allerdings mit Unterschieden: auf der Malerei folgen vier Standartenträger zu Pferd und fünf Musketenträger zu Fuß – diese beiden Elemente fehlen im heutigen Stadtwappen, das dafür wiederum drei Bindenschilde an der Brücke zeigt, die in der Malerei nicht vorhanden sind. Die Fresken wurden 1502 von dem Hofmaler Jörg Kolderer gestaltet. Das Schindeldach und das Glockenspiel wurden 1981 renoviert.

Oberer Stadtturm
Oberste Reihe links: Steiermark (Herzogtum)
in der Mitte: Habsburg (Pfalzgrafschaft)
rechts: Land ob der Enns
darunter links: Krain (Herzogtum)
rechts: Kärnten (Herzogtum)
weiter unten von links nach rechts:
Böhmen (Königreich)
Österreich (Erzherzogtum)
das von zwei Löwen gehaltene
Kaiserswappen mit dem Doppeladler -
Tirol (Freigrafschaft) - Mähren (Markgrafschaft)
ganz unten links: Alt-Ungarn (Königreich)
rechts: Burgund (Herzogtum)

 Vöcklabruck, November 2024

Die St.-Ulrichs-Kirche im Stadtzentrum ist die jüngste der drei katholischen Kirchen. Da nach dem Bau der Stadtmauer die beiden anderen Kirchen außerhalb lagen, haben die Stadtväter in eigener Initiative innen an der Stadtmauer, abgerückt vom Lärm des Stadtplatzes, um 1360 eine kleine Ulrichskapelle errichtet, die 1391 erstmals erwähnt wird („sand Vlreich‘). Im Jahr 1400 erfolgte bereits ein Neubau „in sant Ulrichs kapellen, die man yecz daselbs ze Veklaruk pawet“, wie es in einer Messstiftung (des Stadtrichters Martin Wulfinger) heißt. Von diesem Bau ist heute noch der niedrige Chorraum erhalten. Um in dieser Privatkapelle vermehrt Gottesdienste feiern zu können, stifteten Richter und Rat 1458 für den Unterhalt eines eigenen Weltgeistlichen das St.-Ulrich-Benefizium (und übergaben dieses dem Seelsorger Leonhard Puchner). Der Benefiziat musste sechs Mal wöchentlich Messefeiern und alle Sonntage auf dem Predigtstuhl ein Vaterunser und Ave Maria für die Stifter beten. Die Feier der Sonntagsmesse war der Pfarrkirche Schöndorf vorbehalten. Der Benefiziat Hans Lichtensteger kaufte 1508 (von Wolfgang v. Polheim in Wartenburg) ein Haus neben der  Kirche als Benefiziatenhaus und widmete es 1510 der Stadt als Kaplanshaus, heute das Heimathaus. Um 1500 erhielt die Ulrichskirche ihre heutige Größe und ihr Aussehen.

 Vöcklabruck, November 2024

Das Innere der Hallenkirche beeindruckt durch seine Höhe, den Rippenreichtum und die gerautete Säule. Die barocken Marmoraltäre und die Einrichtung sowie die Jugendstil-Glasfenster geben ihr eine heimelige Atmosphäre, wo man sich als Beter „wie daheim fühlt“.

War bereits um 1360 eine erste kleine Kapelle errichtet worden, so stammt der heutige Altarraum wohl aus dem Jahr 1400. Der niedrige einjochige Chor mit 5/8-Schluss ist kreuzrippengewölbt, mit den Symbolen Stern und Blume an den Vierungspunkten. Bei der Restaurierung 1985 wurden Fresken aus der Gotik und Renaissance an den Rippen festgestellt, wovon ein kleiner Rest rechts vorne freigelegt wurde.

 Vöcklabruck, November 2024

Wie in Schöndorf ist auch hier das Langhaus ein für den Attergau typischer zweischiffiger Raum, der jedoch wegen seines fast quadratischen Grundrisses und seiner Höhe würfelförmig wirkt. Das Gewölbe der drei Joche wird von zwei schlanken Säulen getragen, wobei die vordere gerautet und die rückwärtige achteckig ist, beide öffnen sich palmenartig nach oben. Das harmonische Netzgewölbe besitzt vorne und hinten je drei sechsstrahlige Sterne, die auf die Werkstatt des Steinmetzmeisters Stephan Wultinger in Vöcklamarkt verweisen und wohl zu seinen ersten Werken zählen. Der spätgotische Bau ist um 1500 errichtet worden.

Die Orgel stammt von Johann Karl Mauracher aus Fügen 1878. In das Gehäuse wurde 1993 eine neue Orgel von S. F. Blank aus Holland eingebaut. Da Anton Bruckner oftmals in dieser Kirche Orgel gespielt hat, gilt diese Orgel als „Bruckner-Gedächtnis-Orgel“. Die zweifache Empore wird von der rückwärtigen, achteckigen Säule und drei runden niedrigen Säulen getragen. Vorne ist die wichtige Restaurierung „Anno 1936“ angegeben.

 Vöcklabruck, November 2024

Der linke Seitenaltar aus rötlichem Marmorist dem hl. Sebastian geweiht, zeigt im kleinen Oberbild die Verkündigung von Anton Fölsch, um 1871, und im Hauptbild die Anrufung des hl. Sebastian als Schutzpatron gegen die Pest, von der verzweifelt eine Familie getroffen ist. Dieses besondere Bild schuf Bartholomäus Altomonte nach 1760 [signiert „B. Altomontef.(fecit) 176.“], dessen Skizze in der Albertina, Wien, erhalten ist. Oben sitzen Putten, neben dem Altarbild stehen die vergoldeten Statuen des Blitzheiligen Donatus (?) links und des hl. Sebastians rechts.

 Vöcklabruck, November 2024

Links am Triumphbogen steht eine barocke Immakulata-Statue, die durch Bezirkshauptmann Prinz zur Lippe 1936 hierher gespendet wurde.

Der rechte Seitenaltar aus Marmor, dem hl. Josef geweiht, zeigt im Oberbild Gottvater von A. Fölsch 1871 (signiert) und im Altarbild den hl. Sterbepatron Josef von Bernhard Schmidt aus Gmunden („Gmundner Schmidt“) um 1760 (signiert „B.S.fecit 17..“). Die vergoldeten Statuen stellen links den Pilgerheiligen Jakobus d. Ä. und
rechts den einstigen hl. Landespatron Kolomann dar.

 Vöcklabruck, November 2024

Die 14 Kreuzwegbilder seitlich und an der Emporenwand schuf Anton Fölsch 1872. Auf der 8. Station ist der Vöcklabrucker Zeitgenosse Alois Schmierer dargestellt.

 Vöcklabruck, November 2024

Der spätbarocke Hochaltar aus der Zeit um 1760, für den das gotische Mittelfenster an der Rückwand vermauert wurde, besteht aus rötlichem Salzburger Marmor mit Säulendurchblicken des beginnenden Rokoko. Zeigt das kleine Oberbild auf Steingrund von Anton Fölsch aus Vöcklabruck um 1871 den Gottesnamen, so das große Schreinbild den hl. Kirchenpatron Ulrich, links den hl. Ordensvater Augustinus, darüber die Hl. Dreifaltigkeit und unten ein bemerkenswertes altes Stadtbild von Vöcklabruck. Der Meister ist unbekannt. Der Künstler der Statuen des hl. Christophorus (links) und des hl. Florian (rechts) sowie der zwei zierlichen Thronengel des Altares und des Engels mit dem Osterleuchter ist wegen ihrer typischen Falten der Werkstatt eines Schwanthalers zuzuweisen.

Von besonderer Bedeutung sind die vier Glasfenster um den Hochaltar, die 1922 von Josef Raukamp in Linz mit den weiteren Fenstern im Langhaus im Jugendstil geschaffen wurden: links die Immakulata, dann zwei Fenster mit Jesu Verkündigung, Geburt, Ölberg, Kreuzigung, Auferstehung, Krönung Mariens und rechts das Herz-Jesu-Fenster.

 Vöcklabruck, November 2024

Das Fresko an der Wand unter dem Triumphbogen wurde vom Linzer Künstler Alfred Stifter 1936 gemalt und stellt vom Jugendstil beeinflusst den „Guten Hirten“ dar.

 Vöcklabruck, November 2024

An der rechten Chorwand hängt das Bild „Maria vom guten Rat“ aus dem Ende des 17. Jahrhunderts mit einem Strahlenrahmen von Othmar Lux und gefasst von Franz Bucar (Geschenk von Anna Mundl 1998). Die mächtige barocke Kanzel rechts am hohen Triumphbogen ist aus dem 2. Viertel des 18. Jahrhunderts, mit Taube des Hl. Geistes unter dem Schalldeckel und Ziergefäß darüber.

 Vöcklabruck, November 2024

Die Lourdeskapelle an der Südseite war um 1660 als Annakapelle direkt an die Stadtmauer angebaut worden (die Rückseite der Kapelle war die Stadtmauer). Die Umgestaltung zur Lourdeskapelle erfolgte um 1930 und die Statuen brachte die fromme Förderin und „Kindergarten-Anna“, Anna Göbl, persönlich aus Lourdes mit.

 Vöcklabruck, November 2024

Heimathaus Vöcklabruck: Das Museum bietet einen Querschnitt durch das bäuerliche und bürgerliche Leben und Wohnen der Region. Weiters ist eine umfangreiche Sammlung von den Resten der Pfahlbauten aus dem Atterseegebiet zu sehen, und ein eigener Gedenkraum ist dem Komponisten Anton Bruckner gewidmet.

 Vöcklabruck, November 2024

HEIMATHAUS
DIESES HAUS IST EINES DER ÄLTESTEN GEBAUDE DER STADT UND 1450 ERSTMALS URKUNDLICH ERWAHNT
ALS BURGERHAUS ERBAUT, DIENTE ES VON 1510 BIS 1908 ALS BENEFIZIATENHAUS.
NACH UMBAU ZU EINEM MUSEUM WURDE ES AM II JULI 1937 FESTLICH ERÖFFNET

 Vöcklabruck, November 2024

Die Dr.-Alois-Scherer-Straße führt vom Graben bis zur Bundesstraße 1. Sie ist nach dem Rechtsanwalt und späteren Bürgermeister Dr. Alois Scherer (BG von 1876-1894) benannt. Scherer galt als der „geistige Mittelpunkt der Stadt" und war eine mit heiterem Sinn ausgestattete Persönlichkeit. Im Gemeindeausschuss war er 24 Jahre tätig, davon 18 Jahre als Bürgermeister. Besonders förderte er das Vereinsleben, war Protektor der Liedertafel und ein guter Freund von Anton Bruckner.

Durch intensive Bemühungen der Stadt und ihres Bürgermeisters, Dr. Leopold Groß, kam es 1907 im oö. Landtag zum Beschluss über die Errichtung einer dreiklassigen Bürgerschule in Vöcklabruck. Noch im selben Jahr entstand auf dem heutigen Standort in der Schererstraße der Rohbau. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 184.000 Kronen. Es war die erste Bürgerschule von Vöcklabruck und die 11. von Oberösterreich. Am 13. September 1908 wurde die Schule, verbunden mit der Feier des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Franz Josefs I., eröffnet und erhielt den Namen „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Bürgerschule". Sie bestand aus vier Klassenzimmern samt den erforderlichen Nebenräumen und drei Lehrerwohnungen. Die Eröffnungsfeier dauerte zwei Tage.

Mittelschule für Sport und Integration (SIMS) in der Dr. Alois Scherer-Straße

 Vöcklabruck, November 2024

Vöcklabruck kann als Schulstadt auf eine 600jährige Geschichte zurückblicken. In einer Urkunde aus 1384 wird erstmals ein Schulmeister Ulrich Stern genannt. Die Schule dürfte aber schon länger bestanden haben, da die urkundliche Nennung in einem anderen Zusammenhang erfolgte. Neben seiner Tätigkeit als Schulmeister war Ulrich Stern Notar und zwischen 1384 und 1417 auch der erste namentlich bekannte Stadtschreiber in Vöcklabruck. Grundlage und Ausgangspunkt des modernen Schulwesens ist die Volksschule, deren Gründung auf die Kirche zurückgeht. Sie war im Mittelalter eine rein kirchliche Aufgabe. Die ersten Volksschulen wurden bis in die Neuzeit von den Pfarren geführt und die Lehrer vom Pfarrer angestellt. Neben den schulischen Grundbedürfnissen des Erlernens von Lesen, Schreiben und Rechnen diente der Unterricht vor allem der religiösen Unterweisung. Bis zur allgemeinen Schulpflicht unter Maria Theresia 1774 war der Schulbesuch freiwillig. Wo sich die erste Schule in Vöcklabruck im Mittelalter befand, kann nicht mehr eruiert werden. Doch das Haus des Schulmeisters Ulrich Stern war in der Hinterstadt (gegenüber dem Heimathaus) und dürfte schon jene Schultradition der Stadt andeuten, die dort noch heute besteht. Um 1900 besaß die Stadt Vöcklabruck mit rund 2500 Einwohnern drei Schulen: zwei Volksschulen und die Lehrerinnenbildungsanstalt der Schulschwestern.

Volksschule 1 Vöcklabruck - Stadtschule VS1 in der Dr. Alois Scherer-Straße

 Vöcklabruck, November 2024

Die Bezirksstadt zählt rund 12.000 Einwohner. In keiner anderen Stadt Österreichs von ähnlicher Größe gibt es so viele Schulen wie in Vöcklabruck. Mehr als 5.600 Schüler besuchen in Vöcklabruck eine der insgesamt 28 Schulen. Davon befinden sich in der Schererstraße die öffentliche Volksschule 1 und 2 und die Neue Mittelschule mit den Schwerpunkten Sport, Technik und Kreativität.

Landesmusikschule Vöcklabruck

 Vöcklabruck, November 2024

„Oskar-Czerwenka-Landesmusikschule"
Johann Wilhelm Stuki, ehemaliger Besitzer der Kunstmühle Vöcklabruck, kaufte sich in der heutigen Schererstraße einen Gemeindegrund und ließ dort eine prächtige Villa bauen, die er mit einer ausgedehnten Parkanlage umgab. Die Fassade der Villa besitzt klassizistische Bauformen und Jugendstil-Ornamente. Den Bauplan aus dem Jahre 1901 zeichnete der Vöcklabrucker Baumeister Franz Aichinger. Die sogenannte „Stuki-Villa" wurde 1916 vom Mitbegründer der Eternitwerke Hans Czerwenka erworben. Späterer Eigentümer war Oskar Czerwenka. Das Haus ist heute noch bei den Vöcklabruckern als „Czerwenka-Villa" bekannt.

Die 1951 von der Stadt gegründete Musikschule war bis 2008 in dem städtischen Gebäude gegenüber dem Bahnhof untergebracht. Die akute Raumnot erforderte jedoch dringend einen Neubau, der mit einem Kostenaufwand von rund 5 Millionen Euro auf dem von der Stadtgemeinde erworbenen Areal des 2000 verstorbenen Vöcklabrucker Kammersängers Oskar Czerwenka errichtet wurde. Die denkmalgeschützte Czerwenka-Villa wurde renoviert, mit einem modernen Zubau erweitert, der Zaun abgetragen und auf der Gartenanlage ein schöner Kinderspielplatz und ein Parkplatz errichtet. Im Oktober 2008 fand die Eröffnungsfeier statt. Für rund 800 Musikschüler konnte eine neue kulturelle Heimstätte geschaffen werden.

 Vöcklabruck, November 2024

Die weithin sichtbare und mächtige Kirche von Maria Schöndorf, die mit ihren zwei Türmen hintereinander (wohl einmalig in Österreich) ein burgähnliches Aussehen besitzt, ist die alte Pfarrkirche von Vöcklabruck. Diese älteste Marienkirche des Bezirks wurde erstmals 823 erwähnt, als ein gewisser Mahtuni ein Grundstück von 40 Joch aus Pilsbach dem Kloster Mondsee vermachte. Nach der Unterzeichnung in Mondsee wurde der Vertrag nochmals „in der Kirche zu Schöndorf“ (in ecclesia ad Scugindorf) unterfertigt. Von diesem frühmittelalterlichen Gotteshaus wohl aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts konnten 1962 bei einer Kurzgrabung die. drei Apsiden unterhalb des
heutigen Volksaltars festgestellt werden. Als im Jahr 1147 vom Passauer Bischof Reginbert Einkünfte von Schöndorf dem Hospiz im Dörfl zugesprochen worden waren, wurde erstmals Schöndorf als Pfarrkirche genannt. Die große Mutterpfarre, zu der einst die Pfarrgebiete von Attnang, Puchheim, Regau und Timelkam gehörten, hat Passau 1183 den Augustiner Chorherren von St. Florian übertragen. Um 1400 wurde der gotische Chorraum und von 1450-1476 das zweischiffige Langhaus errichtet, wobei auch der östliche Keildachturm erhöht wurde. Wohl vor 1520 wurde der mächtige steinerne Westturm begonnen, der aber nicht seine vorgesehene Größe erreichte.

 Vöcklabruck, November 2024

Franz Stelzhamer (1802-1874)
Franz Stelzhamer war der bedeutendste oberösterreichische Mundartdichter. Von ihm stammt der Text der Landeshymne, „Hoamatland, Hoamatland, di han ih so gern". Stelzhamer kam am 29. November 1802 in Großpiesenham bei Ried i. I. zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in Salzburg und studierte kurz Jus in Graz und Theologie in Linz. Auf seinen Wanderschaften kam er sehr oft nach Vöcklabruck. Im Laufe der Jahre fand er hier viele gute Freunde, mit denen er sich jedesmal im Gasthof „Zum schwarzen Mohren" traf. Die Tischrunde gab sich den besonderen Namen „Paixhanslia", nach einem 1854 gegründeten Geselligkeitsverein. Mit seiner Dichtkunst hat Stelzhamer viel zur Unterhaltung beigetragen. Ein Beispiel eines seiner heiteren Gedichte, das ihm spontan eingefallen war:
á lustige Eicht hat der Herrgott selm gweicht, selm gweicht und selm gsöngt, ruck ön Huat, wenn s'dá göngt. Und á lustige Stund, die habn má iátz und sán ma gmiatli beinánd, griaß enk Gott alle mitánand.

Anton David, ebenfalls ein Mitglied dieses Kreises, hat das Gedicht vertont. Stelzhamer war bei seinen Vöcklabrucker Freunden stets gern gesehen. Zu seinen besten Freunden zählte der Fabriksbesitzer Martin Braun. Am 29. November 1872 erlebte er in Vöcklabruck an seinem 70. Geburtstag die einmalige Ehrung der Goldenen Medaille der Deutschen Schillerstiftung in Wien samt einen Ehrenpreis von 1400 Gulden (ca. 7.200 Euro gegenwärtiger Kaufkraft) und andere Auszeichnungen. Sein letztes Gedicht „Übern Anger bin i ganga", verfasste Stelzhamer zwei Monate vor seinem Tod in Vöcklabruck und widmete es seiner in Henndorf verbliebenen Familie. Stelzhamer starb am 14. Juni 1874 in Henndorf bei Salzburg, wo er auch begraben wurde. Selbstbewusst schrieb er einst: Wann ih lang nimmer bi, geht noh's Gfragat um mih, und a Gfragat wird sein Eija mein, eija mein! Und a Gfragat wird sein und a Blangar um mih; Aber mein, aber mein ih bin lang schon dahin! Die Stadt Vöcklabruck hat dem großen Dichter in der Freizeitanlage vor dem Hallenbad einen Gedenkstein gesetzt und auch eine Straße nach ihm benannt.

 Vöcklabruck, November 2024

Anton Bruckner (1824-1896)
Anton Bruckner wurde am 4.9.1824 in Ansfelden geboren und war ein österreichischer Komponist sowie Organist. Er gehörte zu den wichtigsten Tonschöpfern seiner Zeit und hat durch seine Werke bis weit ins 20. Jahrhundert hinein großen Einfluss auf die Musikgeschichte ausgeübt. Seine bekanntesten Kompositionen sind seine groß angelegten Sinfonien und Kirchenmusik. Vöcklabruck spielte im Leben Anton Bruckners eine besondere Rolle. Er hatte zur Stadt eine enge verwandtschaftliche Beziehung. Seine Schwester Rosalia, die er liebevoll „Sali" nannte, war mit dem Stadtgärtner Johann Hueber verheiratet.

Er verbrachte fast 40 Jahre immer wieder einen Teil seiner Ferien hier, um seine Schwester Sali zu besuchen. Schön waren die Stunden, die Bruckner mit der Schwester im Gartenhäusl verbrachte. Sali deckte den Tisch und bewirtete den Bruder mit seinen Leibspeisen. Besonders gern aß er Geselchtes mit Knödeln und Sauerkraut. Anton Bruckner liebte die Stadt und hatte hier viele Freunde. In Vöcklabruck schrieb Anton Brucker wertvolle Briefe, wurde Ehrenmitglied der Liedertafel und der „Paixhanslia", hat hier seinen 60. Geburtstag gefeiert und den 1. Satz der 8. Symphonie beendet. Vom Talent seiner Großnichte Laura - diese begann mit fünf Jahren ihre ersten Klavierstunden - war er so erstaunt, dass er voller Freude ausrief: „Hab ich doch jemanden, der mein Klavier amal brauch'n kann!"

Bei einem Aufenthalt in Vöcklabruck spielte Bruckner auf der damals alten Mauracher-Orgel der Stadtpfarrkirche. Er stieg aber bald wieder von der Orgelbank herab und brummte: „Des ist ka Orgel, sondern a Kletzentruch'n." Das vielzitierte Wort von der „Kletzentruhe" ist in die oberösterreichische Orgelgeschichte eingegangen. Neben der familiären Beziehung Bruckners zu Vöcklabruck war es dann Prof. Max Auer, ein gebürtiger Vöcklabrucker, der als der größte Bruckner-Biograph dessen Leben und Werk in acht Bänden darstellte und durch seine Chöre viele Werke in landesweiter Bedeutung aufführte. Der Brucknerraum im Heimathaus zeigt eine Reihe von Exponaten, die großteils aus dem Nachlass Bruckners von der Familie Hueber stammen. Anton Bruckner verstarb am 11. Oktober 1896 in Wien. Am Hause der ehemaligen Eisenhandlung Franzmair am Stadtplatz 38 erinnert noch heute eine Gedenktafel an den großen Tondichter. In diesem Gebäude benützte Anton Bruckner ein Zimmer und ein Klavier, wenn er tagsüber arbeiten wollte. Ebenso wurde eine Straße nach ihm benannt.

 Vöcklabruck, November 2024

In der Barockzeit wurde die Sakristei angebaut, die Kirche erhielt eine barocke Einrichtung und einen barocken Hochaltar von Thomas Schwanthaler, der 1869 durch einen neugotischen Altar ersetzt wurde. Später bekam die Kirche auch neugotische Seitenaltäre. Bei der großen Restaurierung der Kirche 1933 hat der Salzburger Künstler Jakob Adlhart die Pietä, den rechten Seitenaltar und Reliefs für die anderen Altäre geschaffen. Im Jahr 1962 fertigte Hans Plank die modernen, bunten Glasfenster. Die Wallfahrtskirche zu Ehren Mariä Himmelfahrt erfreut sich wegen ihrer schönen Madonna weithin großer Beliebtheit. Obwohl sie 1785 den Rang als Pfarrkirche an die zentralere St.-Ulrichs-Kirche abtreten musste und heute Filial- und Friedhofskirche ist, blieb sie für besondere Feste die „heimliche Pfarrkirche“ sowie das markante Wahrzeichen der Stadt.

 Vöcklabruck, November 2024

Beim Eintreten ist man angesprochen von der erhabenen und feierlichen Raumwirkung des Inneren der Kirche, von der klaren Gestaltung und vom festlichen Charakter des gotischen Gotteshauses mit barocker und neugotischer Einrichtung. Der Chorraumist einschiffig, mit zwei Jochen und 5/8-Schluss, erbaut um 1400 (Ende 14. oder 1. Hälfte 15. Jh.) und hat durch sein Kreuztonnengewölbe eine bemerkenswerte Raumwirkung. Die Ausläufer der Kreuzrippen wurden wohl nach Erhöhung des Langhauses nach oben verkürzt. Unter dem Platz des Volksaltares konnten 1962 die Grundmauern von drei Apsiden der frühmittelalterlichen Kirche festgestellt werden.

 Vöcklabruck, November 2024

Unter der Empore befindet sich nordseitig die „Perkheimerkapelle“ aus dem Jahr 1461 und südseitig die „Englgruftkapelle“ mit dem 1891 geschaffenen neugotischen Barbara-Altar. In der Kapelle befinden sich zahlreiche Grabsteine der Adelsfamilie Engl von Wagrain.

 Vöcklabruck, November 2024

Ein großes Votivbild des Bürgers Jakob Reisner aus dem Jahr 1689 hängt über dem Südportal und dokumentiert Schöndorf als Marien-Wallfahrtskirche mit einem Gnadenbild und dem Spruch darunter: „Uhralte Genaden Bildnus Zu Schöndorff alda“. Es zeigt landschaftsgetreu die Gegend, die einst vorhandene überdachte Stiege und eine kommende Wallfahrergruppe mit dem Satz: „Bette mit Andacht Und Glaube Gar Kröfftig. Also Werdest Alles Erlangen Zu deiner Sellen und Leibs Nuzen“; rechts vom Kircheneingang ist ein Christophorusbild, das einst als Ersatz für das alte verdeckte Christophorusfresko am Keildachturm hier angebracht wurde. Die Stifterfamilien im tiefen Gebet hatten zwei Kleinkinder verloren.

 Vöcklabruck, November 2024

Den neugotischen Hochaltar schuf der Linzer Bildhauer Josef Westerreicher im Jahr 1869. Im Zentrum steht die gotische Madonnenstatue, links die Figur des früheren hl. Landespatrons Kolomann, rechts des hl. Florian, ganz oben thront Gottvater, links oben befindet sich die hl. Katharina und rechts oben die hl. Barbara, dazwischen sechs Engelfiguren. Der Altar wurde bei der Restaurierung 1933 durch eine Reihe von acht Heiligenreliefs (beschriftet) von Jakob Adlhart bereichert. Der Tabernakel zeigt reliefartig Christus als Weinstock. Den Altar umgeben mehrere prächtige Grabsteine aus Adneter Marmor, die bis 1974 an den Wänden des Langhauses standen und an ehemalige Pfarrer, Ratsherren, herrschaftliche Pfleger und Benefiziaten des 16. bis 18. Jahrhunderts erinnern.

Der Blick fällt auf die wunderbare Muttergottesstatue am Hochaltar, die 1430/40 im „weichen Stil“ und unter schwäbischem Einfluss von einem begabten Künstler geschaffen wurde und Erhabenheit und Mütterlichkeit ausstrahlt. Das Szepter und die Krone verleihen Maria eine königliche Würdein ihrer gläubigen Demut. Als „Maria vom guten Rat‘ und „Mutter der schönen Liebe“ blickt sie auf das Kind, das sie in ihren herab geglittenen Schleier gehüllt hat. Künstlerische Vollendung und religiöse Innerlichkeit erfahren einen gemeinsamen Höhepunkt in diesem berühmten und beliebten Gnadenbild. Ebenfalls aus der Zeit um 1420/30 stammen die vier gotischen Glasgemälde (Verkündigung, Kreuzigung, Maria mit Kind, hl. Georg), sieben Glasscheiben, die 1880 großteils erneuert wurden und im Zweiten Weltkrieg einen Bombeneinschlag in der Nähe der Kirche unversehrt überstanden. Infolge ihrer Ähnlichkeit und der Bildgleichheit des hl. Georg sind sie vom Meister der Glasfenster in Innerochsenbach in Niederösterreich geschaffen worden und zeugen von einer  hohen Mystik.

 Vöcklabruck, November 2024

Bereits 1487 ist eine Orgel in Schöndorf erwähnt, 1746 wurde eine Freund-Orgel (1699) aus der Stiftskirche St. Florian gekauft, auf der Anton Bruckner gespielt hat. Die heutige Orgel mit 28 Registern und 1580 Pfeifen stammt aus der Werkstatt des Bludenzer Orgelbauers Christoph Enzenhofer und wurde am 13. Juni 2010 eingeweiht.

An der Emporenwand sind vier Heiligenfiguren von Johann Georg Schwanthaler aus Gmunden, datiert „1772“ ‚die wohl ursprünglich zu einem Barockaltar gehörten, später an den Seitenwänden der Kirche standen und 1935 durch Jakob Adlhart würdig gefasst wurden. Vom Südportal aus gesehen sind es die Heiligen Antonius, Wolfgang, Blasius und Erasmus.

 Vöcklabruck, November 2024

Vorstadt 16, 4840 Vöcklabruck
In diesem Hause wurde das Mautprivilegium. welches Herzog Albrecht IV. im Jahre 1397 den Bürgern der landesfürstlichen Stadt Vöcklabruck für die dem Staate geleisteten Dienste verliehen hatte, bis zum 31. Dez. 1907 ausgeübt. An diesem Tage leistete die Stadtgemeinde auf ihr Privilegium Verzicht und hob die Maut auf.

 Vöcklabruck, November 2024

Ein besonderes Kleinod des Landes bildet das Barockjuwel der Stadt, die  St. Ägidiuskirche bei der Vöcklabrücke.
Im Jahre 1134 erwarb der Edle Pilgrim von Weng am Wallersee die Vöcklabrücke und erbaute hier ein Hospiz
mit einer romanischen Kirche, die 1143 geweiht wurde. Er selbst war Spitalmeister und stellte das Hospiz unter
den Schutz von Salzburg und Rom. Nach seinem Tod übertrug der Passauer Bischof Konrad im Jahre 1159
diese Spitalsstiftung „in geistlichen und weltlichen Belangen" dem Stift St. Florian, das seither die Seelsorge in Vöcklabruck versieht.

 Vöcklabruck, November 2024

In der Weiheurkunde 1143 wurde zum ersten Mal das „Dorf Veccelabrucce" genannt, sodass sie bis heute noch
Dörflkirche heißt. Die Kirche steht neben der Vöckla an einer alten, wichtigen Durchgangsstraße. Bereits die
Römerstraße von Ovilava (Wels) nach Juvavum (Salzburg) hatte wohl hier an der Brücke die Vöckla überquert.

 Vöcklabruck, November 2024

Hl. Nepomuk gegenüber der Dörflkirche St. Ägid an der Brücke über die Vöckla

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Röm.K.PFARRHOF
steht vermutlich an der Stelle des 1134 errichteten Spitals für Pilger; umgebaut um 1688 von dem berühmten Barockbaumeister Carlo Antonio Carlone

In diesem Hause starb der geniale Freskomaler der Dörflkirche
CARLO ANTONIO BUSSI
am 15. Juli 1690 im Alter von 31 Jahren

 Vöcklabruck, November 2024

Pilgrim I. 1143
1143 war ein Meilenstein in der Sozialgeschichte Vöcklabrucks: An der Stelle der heutigen Dörflkirche errichtete Pilgrim von Weng ein Pilgerspital. Ein Hospiz (Spital) war zu dieser Zeit eine „Anstalt für Fremde, Pilger, Kranke, Arme oder überhaupt Hilfsbedürftige“, wie Pfarrer Dr. Leitner es in seiner Schrift über Pilgrim von Weng präzisierte. Vöcklabruck war nach Friesach in Kärnten und Erfurt in Sachsen das dritte, von einer Bruderschaft geleitete, Spital im deutschsprachigen Raum. Es hatte Bestand bis etwa 1405.

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Nach einem gotischen Neubau der Dörflkirche St. Ägid im 14. Jh. wurde das heutige Barockjuwel von 1688-1691 im Auftrag von St. Florian von bedeutenden Künstlern (C. A. und G. B. Carlone, C. A. Bussi, G. B. Columba und Karl v. Reslfeld) errichtet. Carlo Antonio Carlone arbeitete als Baumeister und sein Bruder Giovanni Battista Carlone als Stukkateur. Das Gemälde am Altarbild stammt von Karl v. Reslfeld und zeigt den heiligen Ägidius als Einsiedler vor dem Westgotenkönig Wamba. Die 15 Freskenbilder der Decke wurden v. C. A. Bussi, Santino Bussi und G. B. Columba geschaffen.

Die vielen Heiligenfiguren stellen uns die wichtigsten Gestalten des Glaubens vor: Jesus, Maria und Josef, Petrus und Pau-lus, Augustinus und Nikolaus, Barbara und Katharina sowie eine große Schar von Engeln. Seit der Restaurierung in den Jahren 1978-1980 erstrahlt das Kircheninnere wieder im alten barocken Glanz und er-freut sich auch als Tauf- und Hochzeitskirche großer Beliebtheit.

Hochaltar - Der Hauptaltar ist dem hl. Kirchenpatron Ägidius geweiht. Der Stuckaufbau und die Figuren sind von G. B. Carlone und Paolo de Allio: links die lebensgroßen Statuen des hl. Augustinus mit dem brennenden Herzen und rechts der hl. Nikolaus mit den drei Goldkugeln, oben sitzt links die hl. Barbara mit Kelch und rechts die hl. Katharina mit Rad. Beide Altarbilder sind von Karl von Reslfeld aus Garsten 1690: oben im Ovalbild die HI. Dreifaltigkeit und im Altarschrein das Bild des hl. Ägidius, wie er als Einsiedler Besuch von König Wamba erhält. Der Tabernakel ist reich verziert mit vier Anbetungsengeln und Buch mit Lamm, geschaffen von B. Jung. Putten tragen das Oberbild und das winzige Kreuz. Spielerisch sind die Engel an den Türbögen. Die Rahmen der Oratorienfenster fertigte B. Jung. Der neubarocke Volksaltar und der Ambo, den barocken Altarmensen nachempfunden, wurden 1980 durch die Salzburger Bildhauer Meierhofer und Zima geschaffen.

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Linker Seitenaltar - Den Altaraufbau und die Statuen des Marienaltars schufen wieder G. B. Carlone und Paolo de Allio 1690. Außerhalb der Säulen hält der hl. Josef das Jesuskind und rechts weist die faltenreiche Mutter Anna ihre kleine Tochter Maria mit dem Zeigefinger auf das Gebet- oder Bibelbuch hin. Die Altarbilder von Karl von Reslfeld 1690 zeigen im ovalen Oberbild den Erzengel Raphael mit dem kleinen Tobias und im großen Bild die Verherrlichung Mariens: Während unten Papst, Kaiser, Bischof und Propst D. Fuhrmann sich um die siechen und kranken Menschen sorgen sollen, bringen oben Engel der Gottesmutter Kränze von Rosen und Maria gibt dem hl. Dominikus einen Rosenkranz. Dieser Rosenkranz ist der Schlüssel für die Themen der vielen Fresken an der Decke.

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Rechter Seitenaltar - Der Stuckaufbau und die Statuen des Florianialtars stammen von G. B. Carlone und Paolo de Allio aus dem Jahr 1690. Außerhalb der Säulen stehen die Statuen des hl. Sebastian links und Antonius von Padua rechts. Oben sitzen zwei großen Engel mit Märtyrerpalmen. Die Altarbilder schuf Karl von Reslfeld 1690: das kleine Oberbild zeigt den jugendlichen hl. Stephanus und das große Schreinbild den hl. Florian mit der Österreichfahne, der auch die links angedeutete Dörflkirche schützen soll.

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Die Deckenfresken - Hat im Altarbild des Marienaltars schon Propst Fuhrmann einen Rosenkranz in der Hand, so gibt der Rosenkranz Mariens an den hl. Dominikus die 15 Geheimnisse des Rosenkranzgebetes an, die an der Decke dargestellt sind. Es wird der Lebensweg Jesu von der Empfängnis bis zur Krönung Mariens im Himmel gezeigt. Von vollendeter Schönheit, Plastizität und Farbenfreude hat Carlo Antonio Bussi vom Luganer See in der Schweiz diese Serie im Frühjahr 1690 begonnen, nachdem er im Jahr zuvor die Seitenschiffe des Passauer Domes gemalt hatte. C. A. Bussi schuf die Verkündigung über dem Hochaltar, Teile der Weihnachtsszene beim linken und die Darstellung im Tempel beim rechten Seitenaltar, vor allem aber die Kuppel, die den Höhepunkt seines Schaffens bildet. Es war dies auch sein letztes Werk, denn am 15. Juli 1690 ist er jung vermählt im Alter von 31 Jahren im Pfarrhof gestorben. Sein Bruder Santino Bussi wollte als Stuckateur das Werk weiterführen, was aber nicht entsprach; so hat Giovanni Battista Columba aus dem Intelvital bei Como die Freskenserie vollendet, über der Empore den zwölfjährigen Jesus im Tempel und Jesus am Ölberg allein geschaffen.

Kuppelfresken des Malers Carlo Antonio Bussi, 1690

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Der Orgel von Johann König aus Ingolstadt von 1690 folgte 1983 die heutige „Pilgrimorgel“ (zweimanualig und 10 Register) von Wilhelm Zika aus St. Florian. sLinks vom Eingang steht eine hölzerne Lourdesmadonna, 151 cm, um 1900

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Das Äußere der Kirche - Die Barockkirche ist ein geschlossener Bau mit Pilasterordnung, baulicher Ausweitung, je vier Fenstern und vier Ochsenaugenfenstern an den Längsseiten, flacher Wand an der Ostseite und beeindruckender Fassade im Westen. Die flache Kuppel unter dem Dachist von außen unsichtbar. An der Nordseite gibt eine halbrunde Mauer den Platz der Wendeltreppe zum Turm an. Das hohe Portal aus rötlichem Untersberger Marmor von A. Größling aus Passau 1690 hat eine eisenbeschlagene, mit Ornamenten versehene Holztür. Oberhalb befindet sich das Stiftswappen von St. Florian mit den Propstinsignien Stab und Mitra aus Salzburger Marmor von H. Hampointner (Golling).

Darüber befindet sich an der Fassade ein Fenster mit einer eingefügten romanischen Scheibe und ganz oben ein Dreiecksgiebel mit Ochsenaugenfenster, wodurch ein „Auge Gottes“ stilisiert ist. Über dem westlichen Dachreiter erhebt sich der kleine Turm mit vier Schallfenstern, spitzem Dach und Kreuz sowie zwei kleinen Gusseisenglocken (61 und 55 cm Durchmesser, 1868 gegossen von der Fa. Braun in Schöndorf).

 Vöcklabruck, November 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: