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Vöcklabruck ist eine Stadtgemeinde mit knapp 13.000 Einwohnern im Hausruckviertel in Oberösterreich. Die Stadt ist Zentrum der Vöckla-Ager-Senke, des zweitwichtigsten Wirtschaftsraumes in Oberösterreich. Als Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichts Vöcklabruck ist sie zudem eine wichtige Verwaltungsstadt, eine regional bedeutende Einkaufs- und Geschäftsstadt und als Standort diverser weiterführender Schulen auch eine relevante Schulstadt.
Der Untere Turm schützte die Straße Richtung Linz. An der Außenseite
ist Kaiser Maximilian I. mit Harnisch, Mantel und Krönungsinsignien des
Heiligen Römischen Reiches dargestellt. An den Seiten sieht man die 18
Wappen der burgundischen Länder. Darüber befindet sich ein Schild mit
dem Doppeladler, umgeben von den Wappen der Erblande. An der zum
Stadtplatz weisenden Fassade befindet sich ein freskales Kriegerdenkmal
von Rudolf Steinbüchler aus dem Jahre 1932. Dieser Turm wurde 1580 um
ein Geschoss erhöht und mit einer Turmlaterne versehen, auf der das
Stadtwappen als Windfahne angebracht ist. Dieser Turm wurde als
Gefängnis verwendet.
Unterer Stadtturm
Wappenschild oberhalb der Figur Kaiser Maximilians I.
In der Mitte der doppelköpfige Kaiseradler
links von ihm: rot-weiß-roter Bindenschild des Erzherzogtums Österreich
rechts von ihm: Herzogtum Kärnten
Reihe darunter links: Herzogtum Krain
in der Mitte: Land ob der Enns
rechts: Herzogtum Steiermark
ganz unten links: Pfalzgrafschaft Habsburg (roter Löwe in Gold)
rechts: Gefürstete Grafschaft Tirol
Wappenfries der 18 burgundischen Länder (am unteren Stadtturm)
links: Erzherzogtum Österreich - Mitte: Maximilian I. - rechts: Herzogtum Burgund
Die Entstehung der alten Stadtmauer
Erstmals wurde 1257 von einer Befestigungsanlage berichtet. In einer
Urkunde ist nachzulesen, dass sich König Ottokar II. von Böhmen nach
einer verlorenen Schlacht bei Mühlfeld am Inn in das sichere
Vöcklabruck zurückgezogen hat. Aus diesem Hinweis ist zu entneh-men,
dass Vöcklabruck schon damals eine Befestigungs-anlage besaß, die
wahrscheinlich noch aus Holzpalisaden bestand. Denn erst im Jahr 1353,
als Herzog A'brecht von Österreich den Vöcklabruckern für den Bau einer
steinernen Stadtmauer eine 20-jährige Steuerbefreiung zu-billigte,
wurde sie mit massiven Steinen gebaut. Dieses Mauerwerk ist im
Stadtsiegel aus dem Jahr 1360 bereits dargestellt. Im Stadtbuch von
1391 steht geschrieben, dass die Vöcklabrucker Burger zum Erhalt der
Mauer und der Stadttore verpflichtet sind.
In der zweiten Hälfte ces 15. Jahrhunderts dürfte die Mauer wieder
verfallen sein, denn in einer Privilegienbestätigung wird auf die
Verpflichtung aus dem Jahre 1391 ausdrücklich hingewiesen. 1484
eroberte der Ungarnkönig Mathias Corvirus Wien und Niederösterreich bis
zur Enns, sodass der damalige Kaiser Friedrich III. seine Residenz nach
Linz verlegen musste. Er war bestrebt, die Befestigungsanlagen in
seinem Reich zum Schutz gegen die Ungarn zu ver-stärken. Aus diesem
Grunde erhielt die Stadt Vöckla-bruck ein Mautrecht und wurde
verpflichtet, die Einnah-men zur Verstärkung und Erhaltung der
Stadtmauer zu verwenden. Später verlängerte Kaiser Maximilian I. mit
der selben Auflage das Mautrecht.
Während der Bauernaufstände (1626-1636) in unserer Gegend leistete die
Stadtmauer ihre Dienste. Einige Male belagerten die Bauern die Stadt
Vöcklabruck, konnten sie aber in Folge der Befestigungsanlage nicht
einnehmen. Die Mauern blieben dann bis ins 19. Jhdt. unverändert.
Die Stadttürme Vöcklabruck stehen am nördlichen und südlichen Ende des Stadtplatzes.
Die beiden wehrhaften Türme wurden im 15. Jahrhundert erbaut. Sie
schließen den Stadtplatz ab. Wie man an dem Stich von Georg Matthäus
Vischer von 1674 sehen kann, waren sie in die Stadtmauer von
Vöcklabruck eingebunden. Ursprünglich waren sie mit Zugbrücke,
Fallgitter und Pechnase versehen. In beiden Torbögen sind heute noch
die Umlenkrollen der Zugtore, die Schlitze für die Fallgitter und die
Ausnehmungen zur Aufnahme der Zugbrücke zu sehen.
Geschichte der Stadt und Pfarre
Vöcklabruck, die einst kleinste landesfürstliche Stadt, heute eine
bedeutende Kultur-, Wirtschafts- und Schulstadt mit 13.000 Einwohnern,
liegt am Eingang des schönen Salzkammergutes. In einem inselartigen
Altsiedelland an den Flüssen Vöckla und Ager gelegen, lassen sich hier
Funde aus der Stein- und Bronzezeit nachweisen, wie das sehenswerte
Heimathaus zeigt. Im Jahr 1134 errichtete der edle Ritter Pilgrim von
Weng am Wallersee im Geiste des Seligen Bischofs Konrad I. von Salzburg
bei der Vöcklabrücke ein Hospiz und wurde selbst Spitalsmeister. In der
Weiheurkunde der kleinen Ägidikirche 1143 wurde erstmals das
Dorf„Veclabrucce" erwähnt.
Als sich in den folgenden Jahrhunderten zwischen dem Dörfl und
Schöndorf der „Markt Vöcklabruck" zur Stadt entwickelte, eine
Stadtbefestigung mit Stadtgraben bekam und vor 1358 das Stadtrecht
erhielt, lagen beide Kirchen außerhalb der Stadtmauern, was in
Kriegszeiten nachteilig war. So haben die Stadtväter innerhalb der
Mauern um 1360 eine kleine Ulrichskapelle als Patronatskirche erbaut
und 1458 das Benefizium für Weltpriester errichtet. Im 14. und 15.
Jahrhundert erfolgten gotische Bauten der drei Kirchen, die später
barockisiert bzw. neu gebaut (St. Agid) wurden.
„Oberer Stadtturm" (Wappenturm)
Ebenso wie der östliche untere Stadtturm ist auch der westliche obere
Stadtturm ein noch erhaltener Teil des im 14. Jahrhundert errichteten
Mauerringes. Die aus dem Jahre 1503 datierten Fresken zeigen die Wappen
der habsburgischen Erbländer und ein erweitertes Stadtwappen. Es zeigt
neben den beiden in die Stadt reitenden Rittern auch fünf geharnischte
und berittene Fahnenträger sowie eine Fünfergruppe Fußvolk mit
geschulterten Musketen.
Der Obere Turm im Südwesten des Stadtplatzes schützte die Ausfahrt in
Richtung Salzburg. An der Stadtaußenseite (Südwesten) befinden sich die
Wappen der österreichischen Erbländer, darüber das Vöcklabrucker
Stadtwappen aus dem Jahre 1503. Die Fassadenmalerei stellt Ritter im
Harnisch dar, die auf ihren Streitrössern durch das Tor in die Stadt
reiten und entspricht dem Stadtwappen, allerdings mit Unterschieden:
auf der Malerei folgen vier Standartenträger zu Pferd und fünf
Musketenträger zu Fuß – diese beiden Elemente fehlen im heutigen
Stadtwappen, das dafür wiederum drei Bindenschilde an der Brücke zeigt,
die in der Malerei nicht vorhanden sind. Die Fresken wurden 1502 von
dem Hofmaler Jörg Kolderer gestaltet. Das Schindeldach und das
Glockenspiel wurden 1981 renoviert.
Oberer Stadtturm
Oberste Reihe links: Steiermark (Herzogtum)
in der Mitte: Habsburg (Pfalzgrafschaft)
rechts: Land ob der Enns
darunter links: Krain (Herzogtum)
rechts: Kärnten (Herzogtum)
weiter unten von links nach rechts:
Böhmen (Königreich)
Österreich (Erzherzogtum)
das von zwei Löwen gehaltene
Kaiserswappen mit dem Doppeladler -
Tirol (Freigrafschaft) - Mähren (Markgrafschaft)
ganz unten links: Alt-Ungarn (Königreich)
rechts: Burgund (Herzogtum)
Die St.-Ulrichs-Kirche im
Stadtzentrum ist die jüngste der drei katholischen Kirchen. Da nach dem
Bau der Stadtmauer die beiden anderen Kirchen außerhalb lagen, haben
die Stadtväter in eigener Initiative innen an der Stadtmauer, abgerückt
vom Lärm des Stadtplatzes, um 1360 eine kleine Ulrichskapelle
errichtet, die 1391 erstmals erwähnt wird („sand Vlreich‘). Im Jahr
1400 erfolgte bereits ein Neubau „in sant Ulrichs kapellen, die man
yecz daselbs ze Veklaruk pawet“, wie es in einer Messstiftung (des
Stadtrichters Martin Wulfinger) heißt. Von diesem Bau ist heute noch
der niedrige Chorraum erhalten. Um in dieser Privatkapelle vermehrt
Gottesdienste feiern zu können, stifteten Richter und Rat 1458 für den
Unterhalt eines eigenen Weltgeistlichen das St.-Ulrich-Benefizium (und
übergaben dieses dem Seelsorger Leonhard Puchner). Der Benefiziat
musste sechs Mal wöchentlich Messefeiern und alle Sonntage auf dem
Predigtstuhl ein Vaterunser und Ave Maria für die Stifter beten. Die
Feier der Sonntagsmesse war der Pfarrkirche Schöndorf vorbehalten. Der
Benefiziat Hans Lichtensteger kaufte 1508 (von Wolfgang v. Polheim in
Wartenburg) ein Haus neben der Kirche als Benefiziatenhaus und
widmete es 1510 der Stadt als Kaplanshaus, heute das Heimathaus. Um
1500 erhielt die Ulrichskirche ihre heutige Größe und ihr Aussehen.
Das Innere der Hallenkirche beeindruckt durch seine Höhe, den
Rippenreichtum und die gerautete Säule. Die barocken Marmoraltäre und
die Einrichtung sowie die Jugendstil-Glasfenster geben ihr eine
heimelige Atmosphäre, wo man sich als Beter „wie daheim fühlt“.
War bereits um 1360 eine erste kleine Kapelle errichtet worden, so
stammt der heutige Altarraum wohl aus dem Jahr 1400. Der niedrige
einjochige Chor mit 5/8-Schluss ist kreuzrippengewölbt, mit den
Symbolen Stern und Blume an den Vierungspunkten. Bei der Restaurierung
1985 wurden Fresken aus der Gotik und Renaissance an den Rippen
festgestellt, wovon ein kleiner Rest rechts vorne freigelegt wurde.
Wie in Schöndorf ist auch hier das Langhaus ein für den Attergau
typischer zweischiffiger Raum, der jedoch wegen seines fast
quadratischen Grundrisses und seiner Höhe würfelförmig wirkt. Das
Gewölbe der drei Joche wird von zwei schlanken Säulen getragen, wobei
die vordere gerautet und die rückwärtige achteckig ist, beide öffnen
sich palmenartig nach oben. Das harmonische Netzgewölbe besitzt vorne
und hinten je drei sechsstrahlige Sterne, die auf die Werkstatt des
Steinmetzmeisters Stephan Wultinger in Vöcklamarkt verweisen und wohl
zu seinen ersten Werken zählen. Der spätgotische Bau ist um 1500
errichtet worden.
Die Orgel stammt von Johann
Karl Mauracher aus Fügen 1878. In das Gehäuse wurde 1993 eine neue
Orgel von S. F. Blank aus Holland eingebaut. Da Anton Bruckner oftmals
in dieser Kirche Orgel gespielt hat, gilt diese Orgel als
„Bruckner-Gedächtnis-Orgel“. Die zweifache Empore wird von der
rückwärtigen, achteckigen Säule und drei runden niedrigen Säulen
getragen. Vorne ist die wichtige Restaurierung „Anno 1936“ angegeben.
Der linke Seitenaltar aus rötlichem Marmorist dem hl. Sebastian
geweiht, zeigt im kleinen Oberbild die Verkündigung von Anton Fölsch,
um 1871, und im Hauptbild die Anrufung des hl. Sebastian als
Schutzpatron gegen die Pest, von der verzweifelt eine Familie getroffen
ist. Dieses besondere Bild schuf Bartholomäus Altomonte nach 1760
[signiert „B. Altomontef.(fecit) 176.“], dessen Skizze in der
Albertina, Wien, erhalten ist. Oben sitzen Putten, neben dem Altarbild
stehen die vergoldeten Statuen des Blitzheiligen Donatus (?) links und
des hl. Sebastians rechts.
Links am Triumphbogen steht eine barocke Immakulata-Statue, die durch
Bezirkshauptmann Prinz zur Lippe 1936 hierher gespendet wurde.
Der rechte Seitenaltar aus Marmor, dem hl. Josef geweiht, zeigt im
Oberbild Gottvater von A. Fölsch 1871 (signiert) und im Altarbild den
hl. Sterbepatron Josef von Bernhard Schmidt aus Gmunden („Gmundner
Schmidt“) um 1760 (signiert „B.S.fecit 17..“). Die vergoldeten Statuen
stellen links den Pilgerheiligen Jakobus d. Ä. und
rechts den einstigen hl. Landespatron Kolomann dar.
Die 14 Kreuzwegbilder seitlich und an der Emporenwand schuf Anton
Fölsch 1872. Auf der 8. Station ist der Vöcklabrucker Zeitgenosse Alois
Schmierer dargestellt.
Der spätbarocke Hochaltar aus
der Zeit um 1760, für den das gotische Mittelfenster an der Rückwand
vermauert wurde, besteht aus rötlichem Salzburger Marmor mit
Säulendurchblicken des beginnenden Rokoko. Zeigt das kleine Oberbild
auf Steingrund von Anton Fölsch aus Vöcklabruck um 1871 den
Gottesnamen, so das große Schreinbild den hl. Kirchenpatron Ulrich,
links den hl. Ordensvater Augustinus, darüber die Hl. Dreifaltigkeit
und unten ein bemerkenswertes altes Stadtbild von Vöcklabruck. Der
Meister ist unbekannt. Der Künstler der Statuen des hl. Christophorus
(links) und des hl. Florian (rechts) sowie der zwei zierlichen
Thronengel des Altares und des Engels mit dem Osterleuchter ist wegen
ihrer typischen Falten der Werkstatt eines Schwanthalers zuzuweisen.
Von besonderer Bedeutung sind die vier Glasfenster um den Hochaltar,
die 1922 von Josef Raukamp in Linz mit den weiteren Fenstern im
Langhaus im Jugendstil geschaffen wurden: links die Immakulata, dann
zwei Fenster mit Jesu Verkündigung, Geburt, Ölberg, Kreuzigung,
Auferstehung, Krönung Mariens und rechts das Herz-Jesu-Fenster.
Das Fresko an der Wand unter dem Triumphbogen wurde vom Linzer Künstler
Alfred Stifter 1936 gemalt und stellt vom Jugendstil beeinflusst den
„Guten Hirten“ dar.
An der rechten Chorwand hängt das Bild „Maria vom guten Rat“ aus dem
Ende des 17. Jahrhunderts mit einem Strahlenrahmen von Othmar Lux und
gefasst von Franz Bucar (Geschenk von Anna Mundl 1998). Die mächtige
barocke Kanzel rechts am hohen
Triumphbogen ist aus dem 2. Viertel des 18. Jahrhunderts, mit Taube des
Hl. Geistes unter dem Schalldeckel und Ziergefäß darüber.
Die Lourdeskapelle an der Südseite war um 1660 als Annakapelle direkt
an die Stadtmauer angebaut worden (die Rückseite der Kapelle war die
Stadtmauer). Die Umgestaltung zur Lourdeskapelle erfolgte um 1930 und
die Statuen brachte die fromme Förderin und „Kindergarten-Anna“, Anna
Göbl, persönlich aus Lourdes mit.
Heimathaus Vöcklabruck: Das
Museum bietet einen Querschnitt durch das bäuerliche und bürgerliche
Leben und Wohnen der Region. Weiters ist eine umfangreiche Sammlung von
den Resten der Pfahlbauten aus dem Atterseegebiet zu sehen, und ein
eigener Gedenkraum ist dem Komponisten Anton Bruckner gewidmet.
HEIMATHAUS
DIESES HAUS IST EINES DER ÄLTESTEN GEBAUDE DER STADT UND 1450 ERSTMALS URKUNDLICH ERWAHNT
ALS BURGERHAUS ERBAUT, DIENTE ES VON 1510 BIS 1908 ALS BENEFIZIATENHAUS.
NACH UMBAU ZU EINEM MUSEUM WURDE ES AM II JULI 1937 FESTLICH ERÖFFNET
Die Dr.-Alois-Scherer-Straße führt vom Graben bis zur Bundesstraße 1.
Sie ist nach dem Rechtsanwalt und späteren Bürgermeister Dr. Alois
Scherer (BG von 1876-1894) benannt. Scherer galt als der „geistige
Mittelpunkt der Stadt" und war eine mit heiterem Sinn ausgestattete
Persönlichkeit. Im Gemeindeausschuss war er 24 Jahre tätig, davon 18
Jahre als Bürgermeister. Besonders förderte er das Vereinsleben, war
Protektor der Liedertafel und ein guter Freund von Anton Bruckner.
Durch intensive Bemühungen der Stadt und ihres Bürgermeisters, Dr.
Leopold Groß, kam es 1907 im oö. Landtag zum Beschluss über die
Errichtung einer dreiklassigen Bürgerschule in Vöcklabruck. Noch im
selben Jahr entstand auf dem heutigen Standort in der Schererstraße der
Rohbau. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 184.000 Kronen. Es war
die erste Bürgerschule von Vöcklabruck und die 11. von Oberösterreich.
Am 13. September 1908 wurde die Schule, verbunden mit der Feier des
sechzigjährigen Regierungsjubiläums Franz Josefs I., eröffnet und
erhielt den Namen „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Bürgerschule". Sie
bestand aus vier Klassenzimmern samt den erforderlichen Nebenräumen und
drei Lehrerwohnungen. Die Eröffnungsfeier dauerte zwei Tage.
Mittelschule für Sport und Integration (SIMS) in der Dr. Alois Scherer-Straße
Vöcklabruck kann als Schulstadt auf eine 600jährige Geschichte
zurückblicken. In einer Urkunde aus 1384 wird erstmals ein Schulmeister
Ulrich Stern genannt. Die Schule dürfte aber schon länger bestanden
haben, da die urkundliche Nennung in einem anderen Zusammenhang
erfolgte. Neben seiner Tätigkeit als Schulmeister war Ulrich Stern
Notar und zwischen 1384 und 1417 auch der erste namentlich bekannte
Stadtschreiber in Vöcklabruck. Grundlage und Ausgangspunkt des modernen
Schulwesens ist die Volksschule, deren Gründung auf die Kirche
zurückgeht. Sie war im Mittelalter eine rein kirchliche Aufgabe. Die
ersten Volksschulen wurden bis in die Neuzeit von den Pfarren geführt
und die Lehrer vom Pfarrer angestellt. Neben den schulischen
Grundbedürfnissen des Erlernens von Lesen, Schreiben und Rechnen diente
der Unterricht vor allem der religiösen Unterweisung. Bis zur
allgemeinen Schulpflicht unter Maria Theresia 1774 war der Schulbesuch
freiwillig. Wo sich die erste Schule in Vöcklabruck im Mittelalter
befand, kann nicht mehr eruiert werden. Doch das Haus des Schulmeisters
Ulrich Stern war in der Hinterstadt (gegenüber dem Heimathaus) und
dürfte schon jene Schultradition der Stadt andeuten, die dort noch
heute besteht. Um 1900 besaß die Stadt Vöcklabruck mit rund 2500
Einwohnern drei Schulen: zwei Volksschulen und die
Lehrerinnenbildungsanstalt der Schulschwestern.
Volksschule 1 Vöcklabruck - Stadtschule VS1 in der Dr. Alois Scherer-Straße
Die Bezirksstadt zählt rund 12.000 Einwohner. In keiner anderen Stadt
Österreichs von ähnlicher Größe gibt es so viele Schulen wie in
Vöcklabruck. Mehr als 5.600 Schüler besuchen in Vöcklabruck eine der
insgesamt 28 Schulen. Davon befinden sich in der Schererstraße die
öffentliche Volksschule 1 und 2 und die Neue Mittelschule mit den
Schwerpunkten Sport, Technik und Kreativität.
Landesmusikschule Vöcklabruck
„Oskar-Czerwenka-Landesmusikschule"
Johann Wilhelm Stuki, ehemaliger Besitzer der Kunstmühle Vöcklabruck,
kaufte sich in der heutigen Schererstraße einen Gemeindegrund und ließ
dort eine prächtige Villa bauen, die er mit einer ausgedehnten
Parkanlage umgab. Die Fassade der Villa besitzt klassizistische
Bauformen und Jugendstil-Ornamente. Den Bauplan aus dem Jahre 1901
zeichnete der Vöcklabrucker Baumeister Franz Aichinger. Die sogenannte
„Stuki-Villa" wurde 1916 vom Mitbegründer der Eternitwerke Hans
Czerwenka erworben. Späterer Eigentümer war Oskar Czerwenka. Das Haus
ist heute noch bei den Vöcklabruckern als „Czerwenka-Villa" bekannt.
Die 1951 von der Stadt gegründete Musikschule war bis 2008 in dem
städtischen Gebäude gegenüber dem Bahnhof untergebracht. Die akute
Raumnot erforderte jedoch dringend einen Neubau, der mit einem
Kostenaufwand von rund 5 Millionen Euro auf dem von der Stadtgemeinde
erworbenen Areal des 2000 verstorbenen Vöcklabrucker Kammersängers
Oskar Czerwenka errichtet wurde. Die denkmalgeschützte Czerwenka-Villa
wurde renoviert, mit einem modernen Zubau erweitert, der Zaun
abgetragen und auf der Gartenanlage ein schöner Kinderspielplatz und
ein Parkplatz errichtet. Im Oktober 2008 fand die Eröffnungsfeier
statt. Für rund 800 Musikschüler konnte eine neue kulturelle Heimstätte
geschaffen werden.
Die weithin sichtbare und mächtige Kirche von Maria Schöndorf, die mit
ihren zwei Türmen hintereinander (wohl einmalig in Österreich) ein
burgähnliches Aussehen besitzt, ist die alte Pfarrkirche von
Vöcklabruck. Diese älteste Marienkirche des Bezirks wurde erstmals 823
erwähnt, als ein gewisser Mahtuni ein Grundstück von 40 Joch aus
Pilsbach dem Kloster Mondsee vermachte. Nach der Unterzeichnung in
Mondsee wurde der Vertrag nochmals „in der Kirche zu Schöndorf“ (in
ecclesia ad Scugindorf) unterfertigt. Von diesem frühmittelalterlichen
Gotteshaus wohl aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts konnten 1962 bei
einer Kurzgrabung die. drei Apsiden unterhalb des
heutigen Volksaltars festgestellt werden. Als im Jahr 1147 vom Passauer
Bischof Reginbert Einkünfte von Schöndorf dem Hospiz im Dörfl
zugesprochen worden waren, wurde erstmals Schöndorf als Pfarrkirche
genannt. Die große Mutterpfarre, zu der einst die Pfarrgebiete von
Attnang, Puchheim, Regau und Timelkam gehörten, hat Passau 1183 den
Augustiner Chorherren von St. Florian übertragen. Um 1400 wurde der
gotische Chorraum und von 1450-1476 das zweischiffige Langhaus
errichtet, wobei auch der östliche Keildachturm erhöht wurde. Wohl vor
1520 wurde der mächtige steinerne Westturm begonnen, der aber nicht
seine vorgesehene Größe erreichte.
Franz Stelzhamer (1802-1874)
Franz Stelzhamer war der bedeutendste oberösterreichische
Mundartdichter. Von ihm stammt der Text der Landeshymne, „Hoamatland,
Hoamatland, di han ih so gern". Stelzhamer kam am 29. November 1802 in
Großpiesenham bei Ried i. I. zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in
Salzburg und studierte kurz Jus in Graz und Theologie in Linz. Auf
seinen Wanderschaften kam er sehr oft nach Vöcklabruck. Im Laufe der
Jahre fand er hier viele gute Freunde, mit denen er sich jedesmal im
Gasthof „Zum schwarzen Mohren" traf. Die Tischrunde gab sich den
besonderen Namen „Paixhanslia", nach einem 1854 gegründeten
Geselligkeitsverein. Mit seiner Dichtkunst hat Stelzhamer viel zur
Unterhaltung beigetragen. Ein Beispiel eines seiner heiteren Gedichte,
das ihm spontan eingefallen war:
á lustige Eicht hat der Herrgott selm
gweicht, selm gweicht und selm gsöngt, ruck ön Huat, wenn s'dá göngt.
Und á lustige Stund, die habn má iátz und sán ma gmiatli beinánd, griaß
enk Gott alle mitánand.
Anton David, ebenfalls ein Mitglied dieses Kreises, hat das Gedicht
vertont. Stelzhamer war bei seinen Vöcklabrucker Freunden stets gern
gesehen. Zu seinen besten Freunden zählte der Fabriksbesitzer Martin
Braun. Am 29. November 1872 erlebte er in Vöcklabruck an seinem 70.
Geburtstag die einmalige Ehrung der Goldenen Medaille der Deutschen
Schillerstiftung in Wien samt einen Ehrenpreis von 1400 Gulden (ca.
7.200 Euro gegenwärtiger Kaufkraft) und andere Auszeichnungen. Sein
letztes Gedicht „Übern Anger bin i ganga", verfasste Stelzhamer zwei
Monate vor seinem Tod in Vöcklabruck und widmete es seiner in Henndorf
verbliebenen Familie. Stelzhamer starb am 14. Juni 1874 in Henndorf bei
Salzburg, wo er auch begraben wurde. Selbstbewusst schrieb er einst: Wann
ih lang nimmer bi, geht noh's Gfragat um mih, und a Gfragat wird sein
Eija mein, eija mein! Und a Gfragat wird sein und a Blangar um mih;
Aber mein, aber mein ih bin lang schon dahin! Die Stadt
Vöcklabruck hat dem großen Dichter in der Freizeitanlage vor dem
Hallenbad einen Gedenkstein gesetzt und auch eine Straße nach ihm
benannt.
Anton Bruckner (1824-1896)
Anton Bruckner wurde am 4.9.1824 in Ansfelden geboren und war ein
österreichischer Komponist sowie Organist. Er gehörte zu den
wichtigsten Tonschöpfern seiner Zeit und hat durch seine Werke bis weit
ins 20. Jahrhundert hinein großen Einfluss auf die Musikgeschichte
ausgeübt. Seine bekanntesten Kompositionen sind seine groß angelegten
Sinfonien und Kirchenmusik. Vöcklabruck spielte im Leben Anton
Bruckners eine besondere Rolle. Er hatte zur Stadt eine enge
verwandtschaftliche Beziehung. Seine Schwester Rosalia, die er
liebevoll „Sali" nannte, war mit dem Stadtgärtner Johann Hueber
verheiratet.
Er verbrachte fast 40 Jahre immer wieder einen Teil seiner Ferien hier,
um seine Schwester Sali zu besuchen. Schön waren die Stunden, die
Bruckner mit der Schwester im Gartenhäusl verbrachte. Sali deckte den
Tisch und bewirtete den Bruder mit seinen Leibspeisen. Besonders gern
aß er Geselchtes mit Knödeln und Sauerkraut. Anton Bruckner liebte die
Stadt und hatte hier viele Freunde. In Vöcklabruck schrieb Anton
Brucker wertvolle Briefe, wurde Ehrenmitglied der Liedertafel und der
„Paixhanslia", hat hier seinen 60. Geburtstag gefeiert und den 1. Satz
der 8. Symphonie beendet. Vom Talent seiner Großnichte Laura - diese
begann mit fünf Jahren ihre ersten Klavierstunden - war er so erstaunt,
dass er voller Freude ausrief: „Hab ich doch jemanden, der mein Klavier
amal brauch'n kann!"
Bei einem Aufenthalt in Vöcklabruck spielte Bruckner auf der damals
alten Mauracher-Orgel der Stadtpfarrkirche. Er stieg aber bald wieder
von der Orgelbank herab und brummte: „Des ist ka Orgel, sondern a
Kletzentruch'n." Das vielzitierte Wort von der „Kletzentruhe" ist in
die oberösterreichische Orgelgeschichte eingegangen. Neben der
familiären Beziehung Bruckners zu Vöcklabruck war es dann Prof. Max
Auer, ein gebürtiger Vöcklabrucker, der als der größte
Bruckner-Biograph dessen Leben und Werk in acht Bänden darstellte und
durch seine Chöre viele Werke in landesweiter Bedeutung aufführte. Der
Brucknerraum im Heimathaus zeigt eine Reihe von Exponaten, die
großteils aus dem Nachlass Bruckners von der Familie Hueber stammen.
Anton Bruckner verstarb am 11. Oktober 1896 in Wien. Am Hause der
ehemaligen Eisenhandlung Franzmair am Stadtplatz 38 erinnert noch heute
eine Gedenktafel an den großen Tondichter. In diesem Gebäude benützte
Anton Bruckner ein Zimmer und ein Klavier, wenn er tagsüber arbeiten
wollte. Ebenso wurde eine Straße nach ihm benannt.
In der Barockzeit wurde die Sakristei angebaut, die Kirche erhielt eine
barocke Einrichtung und einen barocken Hochaltar von Thomas
Schwanthaler, der 1869 durch einen neugotischen Altar ersetzt wurde.
Später bekam die Kirche auch neugotische Seitenaltäre. Bei der großen
Restaurierung der Kirche 1933 hat der Salzburger Künstler Jakob Adlhart
die Pietä, den rechten Seitenaltar und Reliefs für die anderen Altäre
geschaffen. Im Jahr 1962 fertigte Hans Plank die modernen, bunten
Glasfenster. Die Wallfahrtskirche zu Ehren Mariä Himmelfahrt erfreut
sich wegen ihrer schönen Madonna weithin großer Beliebtheit. Obwohl sie
1785 den Rang als Pfarrkirche an die zentralere St.-Ulrichs-Kirche
abtreten musste und heute Filial- und Friedhofskirche ist, blieb sie
für besondere Feste die „heimliche Pfarrkirche“ sowie das markante
Wahrzeichen der Stadt.
Beim Eintreten ist man angesprochen von der erhabenen und feierlichen
Raumwirkung des Inneren der Kirche, von der klaren Gestaltung und vom
festlichen Charakter des gotischen Gotteshauses mit barocker und
neugotischer Einrichtung. Der Chorraumist einschiffig, mit zwei Jochen
und 5/8-Schluss, erbaut um 1400 (Ende 14. oder 1. Hälfte 15. Jh.) und
hat durch sein Kreuztonnengewölbe eine bemerkenswerte Raumwirkung. Die
Ausläufer der Kreuzrippen wurden wohl nach Erhöhung des Langhauses nach
oben verkürzt. Unter dem Platz des Volksaltares konnten 1962 die
Grundmauern von drei Apsiden der frühmittelalterlichen Kirche
festgestellt werden.
Unter der Empore befindet sich nordseitig die „Perkheimerkapelle“ aus
dem Jahr 1461 und südseitig die „Englgruftkapelle“ mit dem 1891
geschaffenen neugotischen Barbara-Altar. In der Kapelle befinden sich
zahlreiche Grabsteine der Adelsfamilie Engl von Wagrain.
Ein großes Votivbild des Bürgers Jakob Reisner aus dem Jahr 1689 hängt
über dem Südportal und dokumentiert Schöndorf als
Marien-Wallfahrtskirche mit einem Gnadenbild und dem Spruch darunter:
„Uhralte Genaden Bildnus Zu Schöndorff alda“. Es zeigt
landschaftsgetreu die Gegend, die einst vorhandene überdachte Stiege
und eine kommende Wallfahrergruppe mit dem Satz: „Bette mit Andacht Und
Glaube Gar Kröfftig. Also Werdest Alles Erlangen Zu deiner Sellen und
Leibs Nuzen“; rechts vom Kircheneingang ist ein Christophorusbild, das
einst als Ersatz für das alte verdeckte Christophorusfresko am
Keildachturm hier angebracht wurde. Die Stifterfamilien im tiefen Gebet
hatten zwei Kleinkinder verloren.
Den neugotischen Hochaltar
schuf der Linzer Bildhauer Josef Westerreicher im Jahr 1869. Im Zentrum
steht die gotische Madonnenstatue, links die Figur des früheren hl.
Landespatrons Kolomann, rechts des hl. Florian, ganz oben thront
Gottvater, links oben befindet sich die hl. Katharina und rechts oben
die hl. Barbara, dazwischen sechs Engelfiguren. Der Altar wurde bei der
Restaurierung 1933 durch eine Reihe von acht Heiligenreliefs
(beschriftet) von Jakob Adlhart bereichert. Der Tabernakel zeigt
reliefartig Christus als Weinstock. Den Altar umgeben mehrere prächtige
Grabsteine aus Adneter Marmor, die bis 1974 an den Wänden des
Langhauses standen und an ehemalige Pfarrer, Ratsherren,
herrschaftliche Pfleger und Benefiziaten des 16. bis 18. Jahrhunderts
erinnern.
Der Blick fällt auf die wunderbare Muttergottesstatue am Hochaltar, die
1430/40 im „weichen Stil“ und unter schwäbischem Einfluss von einem
begabten Künstler geschaffen wurde und Erhabenheit und Mütterlichkeit
ausstrahlt. Das Szepter und die Krone verleihen Maria eine königliche
Würdein ihrer gläubigen Demut. Als „Maria vom guten Rat‘ und „Mutter
der schönen Liebe“ blickt sie auf das Kind, das sie in ihren herab
geglittenen Schleier gehüllt hat. Künstlerische Vollendung und
religiöse Innerlichkeit erfahren einen gemeinsamen Höhepunkt in diesem
berühmten und beliebten Gnadenbild. Ebenfalls aus der Zeit um 1420/30
stammen die vier gotischen Glasgemälde (Verkündigung, Kreuzigung, Maria
mit Kind, hl. Georg), sieben Glasscheiben, die 1880 großteils erneuert
wurden und im Zweiten Weltkrieg einen Bombeneinschlag in der Nähe der
Kirche unversehrt überstanden. Infolge ihrer Ähnlichkeit und der
Bildgleichheit des hl. Georg sind sie vom Meister der Glasfenster in
Innerochsenbach in Niederösterreich geschaffen worden und zeugen von
einer hohen Mystik.
Bereits 1487 ist eine Orgel in Schöndorf erwähnt, 1746 wurde eine
Freund-Orgel (1699) aus der Stiftskirche St. Florian gekauft, auf der
Anton Bruckner gespielt hat. Die heutige Orgel mit 28 Registern und
1580 Pfeifen stammt aus der Werkstatt des Bludenzer Orgelbauers
Christoph Enzenhofer und wurde am 13. Juni 2010 eingeweiht.
An der Emporenwand sind vier Heiligenfiguren von Johann Georg
Schwanthaler aus Gmunden, datiert „1772“ ‚die wohl ursprünglich zu
einem Barockaltar gehörten, später an den Seitenwänden der Kirche
standen und 1935 durch Jakob Adlhart würdig gefasst wurden. Vom
Südportal aus gesehen sind es die Heiligen Antonius, Wolfgang, Blasius
und Erasmus.
Vorstadt 16, 4840 Vöcklabruck
In diesem Hause wurde das Mautprivilegium. welches Herzog Albrecht IV.
im Jahre 1397 den Bürgern der landesfürstlichen Stadt Vöcklabruck für
die dem Staate geleisteten Dienste verliehen hatte, bis zum 31. Dez.
1907 ausgeübt. An diesem Tage leistete die Stadtgemeinde auf ihr
Privilegium Verzicht und hob die Maut auf.
Ein besonderes Kleinod des Landes bildet das Barockjuwel der Stadt, die St. Ägidiuskirche bei der Vöcklabrücke.
Im Jahre 1134 erwarb der Edle Pilgrim von Weng am Wallersee die Vöcklabrücke und erbaute hier ein Hospiz
mit einer romanischen Kirche, die 1143 geweiht wurde. Er selbst war Spitalmeister und stellte das Hospiz unter
den Schutz von Salzburg und Rom. Nach seinem Tod übertrug der Passauer Bischof Konrad im Jahre 1159
diese Spitalsstiftung „in geistlichen und weltlichen Belangen" dem
Stift St. Florian, das seither die Seelsorge in Vöcklabruck versieht.
In der Weiheurkunde 1143 wurde zum ersten Mal das „Dorf Veccelabrucce" genannt, sodass sie bis heute noch
Dörflkirche heißt. Die Kirche steht neben der Vöckla an einer alten, wichtigen Durchgangsstraße. Bereits die
Römerstraße von Ovilava (Wels) nach Juvavum (Salzburg) hatte wohl hier an der Brücke die Vöckla überquert.
Hl. Nepomuk gegenüber der Dörflkirche St. Ägid an der Brücke über die Vöckla
Röm.K.PFARRHOF
steht vermutlich an der Stelle des 1134 errichteten Spitals für Pilger;
umgebaut um 1688 von dem berühmten Barockbaumeister Carlo Antonio
Carlone
In diesem Hause starb der geniale Freskomaler der Dörflkirche
CARLO ANTONIO BUSSI
am 15. Juli 1690 im Alter von 31 Jahren
Pilgrim I. 1143
1143 war ein Meilenstein in der Sozialgeschichte Vöcklabrucks: An der
Stelle der heutigen Dörflkirche errichtete Pilgrim von Weng ein
Pilgerspital. Ein Hospiz (Spital) war zu dieser Zeit eine „Anstalt für
Fremde, Pilger, Kranke, Arme oder überhaupt Hilfsbedürftige“, wie
Pfarrer Dr. Leitner es in seiner Schrift über Pilgrim von Weng
präzisierte. Vöcklabruck war nach Friesach in Kärnten und Erfurt in
Sachsen das dritte, von einer Bruderschaft geleitete, Spital im
deutschsprachigen Raum. Es hatte Bestand bis etwa 1405.
Nach einem gotischen Neubau der Dörflkirche St. Ägid im 14. Jh. wurde das heutige
Barockjuwel von 1688-1691 im Auftrag von St. Florian von bedeutenden
Künstlern (C. A. und G. B. Carlone, C. A. Bussi, G. B. Columba und Karl
v. Reslfeld) errichtet. Carlo Antonio Carlone arbeitete als Baumeister
und sein Bruder Giovanni Battista Carlone als Stukkateur. Das Gemälde
am Altarbild stammt von Karl v. Reslfeld und zeigt den heiligen Ägidius
als Einsiedler vor dem Westgotenkönig Wamba. Die 15 Freskenbilder der
Decke wurden v. C. A. Bussi, Santino Bussi und G. B. Columba geschaffen.
Die vielen Heiligenfiguren stellen uns die wichtigsten Gestalten des
Glaubens vor: Jesus, Maria und Josef, Petrus und Pau-lus, Augustinus
und Nikolaus, Barbara und Katharina sowie eine große Schar von Engeln.
Seit der Restaurierung in den Jahren 1978-1980 erstrahlt das
Kircheninnere wieder im alten barocken Glanz und er-freut sich auch als
Tauf- und Hochzeitskirche großer Beliebtheit.
Hochaltar - Der Hauptaltar ist
dem hl. Kirchenpatron Ägidius geweiht. Der Stuckaufbau und die Figuren
sind von G. B. Carlone und Paolo de Allio: links die lebensgroßen
Statuen des hl. Augustinus mit dem brennenden Herzen und rechts der hl.
Nikolaus mit den drei Goldkugeln, oben sitzt links die hl. Barbara mit
Kelch und rechts die hl. Katharina mit Rad. Beide Altarbilder sind von
Karl von Reslfeld aus Garsten 1690: oben im Ovalbild die HI.
Dreifaltigkeit und im Altarschrein das Bild des hl. Ägidius, wie er als
Einsiedler Besuch von König Wamba erhält. Der Tabernakel ist reich
verziert mit vier Anbetungsengeln und Buch mit Lamm, geschaffen von B.
Jung. Putten tragen das Oberbild und das winzige Kreuz. Spielerisch
sind die Engel an den Türbögen. Die Rahmen der Oratorienfenster
fertigte B. Jung. Der neubarocke Volksaltar und der Ambo, den barocken
Altarmensen nachempfunden, wurden 1980 durch die Salzburger Bildhauer
Meierhofer und Zima geschaffen.
Linker Seitenaltar - Den
Altaraufbau und die Statuen des Marienaltars schufen wieder G. B.
Carlone und Paolo de Allio 1690. Außerhalb der Säulen hält der hl.
Josef das Jesuskind und rechts weist die faltenreiche Mutter Anna ihre
kleine Tochter Maria mit dem Zeigefinger auf das Gebet- oder Bibelbuch
hin. Die Altarbilder von Karl von Reslfeld 1690 zeigen im ovalen
Oberbild den Erzengel Raphael mit dem kleinen Tobias und im großen Bild
die Verherrlichung Mariens: Während unten Papst, Kaiser, Bischof und
Propst D. Fuhrmann sich um die siechen und kranken Menschen sorgen
sollen, bringen oben Engel der Gottesmutter Kränze von Rosen und Maria
gibt dem hl. Dominikus einen Rosenkranz. Dieser Rosenkranz ist der
Schlüssel für die Themen der vielen Fresken an der Decke.
Rechter Seitenaltar - Der
Stuckaufbau und die Statuen des Florianialtars stammen von G. B.
Carlone und Paolo de Allio aus dem Jahr 1690. Außerhalb der Säulen
stehen die Statuen des hl. Sebastian links und Antonius von Padua
rechts. Oben sitzen zwei großen Engel mit Märtyrerpalmen. Die
Altarbilder schuf Karl von Reslfeld 1690: das kleine Oberbild zeigt den
jugendlichen hl. Stephanus und das große Schreinbild den hl. Florian
mit der Österreichfahne, der auch die links angedeutete Dörflkirche
schützen soll.
Die Deckenfresken - Hat im
Altarbild des Marienaltars schon Propst Fuhrmann einen Rosenkranz in
der Hand, so gibt der Rosenkranz Mariens an den hl. Dominikus die 15
Geheimnisse des Rosenkranzgebetes an, die an der Decke dargestellt
sind. Es wird der Lebensweg Jesu von der Empfängnis bis zur Krönung
Mariens im Himmel gezeigt. Von vollendeter Schönheit, Plastizität und
Farbenfreude hat Carlo Antonio Bussi vom Luganer See in der Schweiz
diese Serie im Frühjahr 1690 begonnen, nachdem er im Jahr zuvor die
Seitenschiffe des Passauer Domes gemalt hatte. C. A. Bussi schuf die
Verkündigung über dem Hochaltar, Teile der Weihnachtsszene beim linken
und die Darstellung im Tempel beim rechten Seitenaltar, vor allem aber
die Kuppel, die den Höhepunkt seines Schaffens bildet. Es war dies auch
sein letztes Werk, denn am 15. Juli 1690 ist er jung vermählt im Alter
von 31 Jahren im Pfarrhof gestorben. Sein Bruder Santino Bussi wollte
als Stuckateur das Werk weiterführen, was aber nicht entsprach; so hat
Giovanni Battista Columba aus dem Intelvital bei Como die Freskenserie
vollendet, über der Empore den zwölfjährigen Jesus im Tempel und Jesus
am Ölberg allein geschaffen.
Kuppelfresken des Malers Carlo Antonio Bussi, 1690
Der Orgel von Johann König aus Ingolstadt von 1690 folgte 1983 die
heutige „Pilgrimorgel“ (zweimanualig und 10 Register) von Wilhelm Zika
aus St. Florian. sLinks vom Eingang steht eine hölzerne Lourdesmadonna,
151 cm, um 1900
Das Äußere der Kirche - Die
Barockkirche ist ein geschlossener Bau mit Pilasterordnung, baulicher
Ausweitung, je vier Fenstern und vier Ochsenaugenfenstern an den
Längsseiten, flacher Wand an der Ostseite und beeindruckender Fassade
im Westen. Die flache Kuppel unter dem Dachist von außen unsichtbar. An
der Nordseite gibt eine halbrunde Mauer den Platz der Wendeltreppe zum
Turm an. Das hohe Portal aus rötlichem Untersberger Marmor von A.
Größling aus Passau 1690 hat eine eisenbeschlagene, mit Ornamenten
versehene Holztür. Oberhalb befindet sich das Stiftswappen von St.
Florian mit den Propstinsignien Stab und Mitra aus Salzburger Marmor
von H. Hampointner (Golling).
Darüber befindet sich an der Fassade ein Fenster mit einer eingefügten
romanischen Scheibe und ganz oben ein Dreiecksgiebel mit
Ochsenaugenfenster, wodurch ein „Auge Gottes“ stilisiert ist. Über dem
westlichen Dachreiter erhebt sich der kleine Turm mit vier
Schallfenstern, spitzem Dach und Kreuz sowie zwei kleinen
Gusseisenglocken (61 und 55 cm Durchmesser, 1868 gegossen von der Fa.
Braun in Schöndorf).
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: