Freilichtmuseum Vorau

Museumsdorf Vorau, Juli 2024

Mehr als 20 sehenswerte bäuerliche Objekte der letzten 500 Jahre mit originalem Inventar dokumentieren die oststeirische Arbeitswelt der vergangenen Jahrhunderte und zeigen den damaligen Alltag der einfachen Bevölkerung. Alle Gebäude sind im ursprünglichen Zustand erhalten. Sammlungen von Maschinen, Geräten und Werkzeugen geben Einblick in teilweise schon ausgestorbene Handwerksberufe. Im Jagahaus ist eine ärztliche Hausapotheke mit chirurgischen Geräten zu sehen, nebenan haben eine eingerichtete Dentistenordination, eine Buchdruck-Handsetzerei sowie Kinovorführapparate Platz gefunden.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Das Freilichtmuseum Vorau wurde ab 1970 errichtet, die Häuser aufgebaut und das Inventar gesammelt. Am 1. Mai 1979 wurde es eröffnet. Es enthält viele Originalgebäude und eine umfangreiche Sammlung von Werkzeug, Fahrnissen und handwerklichem Inventar. Mehrere Sonderausstellungen bereichern das Museum. Die Ausstellungsräume umfassen eine Fläche von 1690 m². An Originalgebäuden sind zu sehen:

Rauchstubenhaus Marotti (1706), Bauernstube Zenzl im Graben (1783), Feldkästen (ab 1636), Mühlen und Ölstampf, Ausgedinge-Stube Hoanl (1875), Bauernsäge und Preßhaus, Geräteschuppen für Fahrnisse, Bauernschmiede, Krautgrube und Krautkessel, Böllerhäuschen, kleine Tenne ... u.a.m. - weiters die Brunnen-Sitzgruppe und den schönen Schweltenzaun.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Alles was früher an Geräten und Werkzeug verwendet wurde, ist zu sehen. Es ist erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln gearbeitet werden mußte. Und doch waren die Menschen damals zufriedener als heute. Man lebte einfach und bescheiden, fast alles war Handarbeit. Erst ab 1950 zogen die Technik und fortschrittliche Wirtschaftsformen ein. Ein großer Umbruch war die Folge.

An Sonderausstellungen sind zu sehen: Buchdruck und Handsetzerei, ärztl. Hausapotheke und Pillenherstellung, der Dentist, Schulmuseum, der Imker, verschiedene Handwerker und ihr Werkzeug, der Schuhmacher, Werkzeuge vom Tischler, Wagner, Seiler, Faßbinder, Sattler & Tapezierer, u.v.a. Bei der Krautgrube kann man die uralte Form der Krautkonservierung sehen, wie dies hier bis 1950 üblich war. Jeder Bauer hatte seine Krautgrube. Das Wetterhäuschen zeigt, wie man sich früher vor dem Unwetter zu schützen suchte. Weitere Überraschungen kann man bei einem Gang durch die vergangenen Jahrzehnte erleben. Kommen Sie, Sie werden überrascht sein.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Neben den Gebäuden zeigt das Freilichtmuseum alte Gerätschaften, Maschinen und Werkzeuge von immer seltener werdenden Handwerksberufen: Zimmerer, Tischler, Fassbinder, Wagner, Schuster, Hafner, Leinenweber, Sattler, Seiler, Binder, Schindelmacher und Buchdrucker. Weiters sind eine historische ärztliche Hausapotheke, alte chirurgische Geräte aus dem Krankenhaus Vorau und eine komplett eingerichtete Dentistenordination zu sehen.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Das 1979 gegründete Freilichtmuseum ist heute das zweitgrößte Museum der Steiermark. Es wird von einem Verein geführt.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Diese mächtige Torsäule diente wegen der zeitlosen Haltbarkeit zur Befestigung der Tore und Türl an den Zäunen (dazu benötigte man das Loch). Mit Zäunen wurden Viehweiden, Anger, die Gebäude, kleinere Äcker abgesichert. In dieser Gegend sieht man noch viele "Torsäulen" die heute keine Funktion mehr haben. Hier sind noch 8 in ihrer ursprünglichen Verwendung zu sehen. Die Torsäulen hatten keine mystische / astronomische oder religiöse Bedeutung, sie dienten nur diesem praktischen Zweck. Sie mit den "Menhiren" (Langsteine) in England oder auf der Insel Malta in Verbindung zu bringen, ist wohl etwas abwegig. Sie hatten hier auch keine kultische Bedeutung - schon gar nicht als "Schießscharte" im Kriegsfall, wie einmal in einer Zeitung behauptet wurde.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

In der Rauchstube Marotti spürt man die Entbehrungen und Kargheit des bäuerlichen Lebens. Die Schulklasse aus der Wende zum 19. Jh. zeigt die Schulsituation am Ende der Kaiserzeit. Zahlreiche Kurzfilme geben Einblick in die Arbeitsweise der vergangenen Jahrhunderte.

Viel Rauch und kein Luxus - Rauchstubenhaus Marotti
Das Wohnhaus aus dem Jahr 1706 war bis 1971 bewohnt. Es ist vollständig aus Holz gebaut und war ursprünglich mit Stroh gedeckt. Aus Kosten- und Haltbarkeitsgründen schützt seit 2014 ein Schilfdach, manchmal auch Reetdach genannt, das Gebäude vor allen Witterungen. Das Wohnhaus gliedert sich in 3 Teile: Rauchstube, Laben und Kammer. Die Laben – eine Art Vorraum - und die Kammer sind wahrscheinlich erst später angebaut worden. 1974 baute es der Museumsgründer mit zahlreichen HelferInnen hier auf. Es war das erste Gebäude des Freilichtmuseums Vorau. Das Grundstück, ein ehemaliger Forstgarten, gehört dem Chorherrenstift Vorau.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Der Schweltenzaun - Dieser schöne Zaun ist typisch für diese Gegend und war früher sehr verbreitet. In Verbindung mit den Stein-Säulen wirkt er besonders schön. Seine Herstellung ist allerdings sehr arbeitsaufwendig und nur wenige sind dazu auch noch in der Lage.

Herstellung: Zuerst müssen die zwei Meter langen "Schwelten" aus einem Fichtenbloch gespalten werden, dann werden die Pflöcke (Stipfel) aus Fichtenästen gerichtet und zuletzt die "Wieden" (auch Fichtenäste, aber dünn) vom Baum gehackt. Die "Stipfel" werden im Abstand von ca 30 cm eingeschlagen und dann die "Schwelten" eingelegt. Mit den vorher im Feuer leicht angesengten ("gebähten") Wieden werden die Schwelten zwischen den Pflöcken eingebunden, wobei diese gedreht (gewunden) werden, damit sie nicht abreißen. Der Schweltenzaun ist sehr lange haltbar (25-30 Jahre!) und sehr fest (stark). Er diente der Umzäunung (Einfriedung) von Weiden, Schweineangern, Hausgärten...

Es gibt nur wenige Männer, die ihn heute noch herstellen können. Herr Kandlhofer und Herr Petz (Hanslois) stellten ihn im August 1996 auf. Er ist jetzt auch in unserer Gegend kaum noch zu finden und soll daher hier im Museum als Beispiel alter Zauntradition gezeigt werden.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Die Rauchstube 1706
Sie war gleichzeitig Küche, Wohn- und Arbeitsraum, Fleischselch und Aufenthaltsraum für die Familie. Alle häuslichen Arbeiten fanden hier statt. Nur hier konnte am offenem Feuer in den gußeisernen Kesseln gekocht, in den Pfannen gebraten und im Backofen das Brot gebacken werden. Man sieht die Betten, ein Gitterbett, eine Wiege und in der Mitte die Gehschule für die Kleinkinder. Vorne stehen ein hölzener Rollstuhl und ein Spinnrad. Auf dem Backofensims steht verschiedenes Geschirr, ebenso im langen Gesims an den Wänden: hölzerne Teller und Schüsseln aus Ton. Am großen, Jogellandtisch" in der Ecke wurde gegessen - vorher aber immer gebetet. In der Ecke befindet sich das Kastl, darüber ein großes Kreuz und einige Heiligenbilder. Der jahrhundertlange Rauch hat die Wände schwarz gebeizt und mit einer Kruste aus Ruß überzogen Die Rauchstuben waren immer einfach und bescheiden eingerichtet Seitlich über dem Herd ist ein größerer Vorrat an„Kienspänen" für die Beleuchtung hergerichtet.

Seit 1945/50 gibt es auch hier keine solchen Stuben mehr; sie wurden abgerissen, brannten ab oder wurden verkauft. Diese hier ist die einzige noch bestehende. Unter der langen Sitzbank befindet sich eine Hühnersteige für die Legehühner, die hier ihre Eier ablegten Sie wurden auch in der Stube gefüttert. Hinter der Tür ist ein Kastel mit Laden für Mehl Schmalz, Salz etc. Auch die Abwasch ist dort zu sehen. Solange geheizt wurde, war dichter Rauch in der Stube, der bis in Augenhöhe reichte. Erst nach dem Abheizen wurde durchgelüftet und die Wärme der Ofenglut breitete sich angenehm in der Stube aus.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Wenig Zeit fürs Lernen - eine Schulklasse um 1900
Die Kinder wurden früher oft in Bauernstuben unterrichtet. In jeder Bank saßen 2 bis 6 SchülerInnen je nach Größe und Alter. Der Lehrer (seltener eine Lehrerin) stand hinter einem Schreibpult, das auf einem erhöhten Podium stand. So konnte er/sie die Kinder besser sehen. Nicht selten waren 60 bis 80 Kinder in einer Klasse, doch es konnten auch mehr sein. Im Abteilungsunterricht hatte der/die LehrerIn mehrere Schulstufen (Abteilungen) gleichzeitig zu unterrichten. In der 1. und 2. Klasse benutzten die Kinder die kleinen Schiefertafeln. Ab der 3. Klasse durften sie mit Feder und Tinte im Heft schreiben. Die Schulmöbel, Anschauungsbilder, Amtsschriften, Lehrbücher, Handarbeiten, etc. stammen aus dem Bezirk Hartberg.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

UNSERE SCHULORDNUNG
1. Wir kommen rein gewaschen, reinlich gekleidet und rechtzeitig in die Schule.
2. Auf dem Schulweg benehmen wir uns artig und anständig.
3. Vor dem Eintritt in das Schulhaus reinigen wir uns die Schuhe.
4. Die Knaben nehmen ihre Kopfbedeckung schon vor dem Eintreten in das Klassenzimmer ab, die Mädchen sogleich nach dem Eintreten.
5. Im Klassenzimmer begeben wir uns sofort auf unsere Plätze und bereiten uns ruhig auf den Unterricht vor.
6. Wenn der Lehrer oder andere Personen das Klassenzimmer betreten oder verlassen, stehen wir auf und grüßen höflich.
7. Während des Unterrichtes bemühen wir uns, gerade zu sitzen und aufmerksam zuzuhören. Werden wir gerufen, erheben wir uns rasch und antworten laut und deutlich.
8. Wenn einer von uns zu spät kommen sollte, entschuldigt er sich sofort. Gegen sämtliche Lehrpersonen sind wir ehrerbietig, gehorsam, offen und wahr.
9. Während der Pause machen wir keinen Lärm. Beim Spiel im Schulhof sind wir nicht ausgelassen. Zu unseren Mitschülern sind wir immer freundlich und hilfsbereit. Wir wollen einander dienen!
10. In allen Streitfällen, die wir nicht allein in Güte schlichten können, wenden wir uns vertrauensvoll an unseren Lehrer. Einen Verlust oder einen Fund von Gegenständen melden wir sofort.
11. Wir halten unsere Schulräume rein. Auch Bücher und Hefte halten wir sauber und in gutem Zustande.
12. Wir werden daheim stets fleißig lernen und unsere Aufgaben gewissenhaft und rein ausarbeiten.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Auf dem knapp 1 ha großen Areal des Freilichtmuseums sind alte Bauwerke aus dem ländlichen Raum, die überwiegend in der östlichen Obersteiermark abgetragen wurden, originalgetreu wieder errichtet worden. Der Bestand, der einen zentralen Platz umschließt, umfasst etwa zwanzig Objekte, darunter einen Bauernhof, zahlreiche Nebengebäude und Feldkästen, eine Mühle, eine Schmiede und mehrere Waldarbeiterhütten. Die Häuser werden durch alte Einrichtungsgegenstände und bäuerliches Werkzeug ergänzt.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Ackerbau
Alle hier ausgestellten Geräte und Maschinen wurden bis in die Mitte des 19. Jhdts. in der Landwirtschaft gebraucht. Bis dahin war in unserer Gegend die Feldarbeit zumeist händisch zu verrichten.

Dabei kamen unter anderem folgende Geräte zum Einsatz: Pflug, Egge, Sense, Sichel, Wetzstein, Dengelstock, Rechen, Gabel, Haue, Reiter (Sieb), Drischel, Schmeißstock, Schmeißmaschine, Putzmaschine (O-Wind), Tennschaufel, Geräte für die Herstellung der Deckschab (Verwendung für das Strohdach), Brandfurkel. Als Zugtiere kamen Pferde, Ochsen und Kühe zum Einsatz. Sie wurden meist paarweise eingespannt. Nach dem 2. Weltkrieg begann der Traktor die Landwirtschaft stark zu verändern. Er und die zahlreichen von ihm angetriebenen Maschinen sind nicht mehr aus der Landwirtschaft wegzudenken. Der Mähdrescher erledigt heute die einst mühsame und personalintensive Ernte des Getreides binnen weniger Stunden.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Kutschen und Schlitten waren der „Mercedes" begüteterer Bauern. Sie waren durchwegs von Pferden gezogen. Und Pferde hatten nur große Bauern !Es gab welche mit hözernen, mit Leder besetzten Sitzen, mit geflochtenen Körben, einfache „Steirerwagerl"...in den „Kaiserfarben" (rot-gelb-schwarz) gestrichen, mit Bremsen und Laterne. Wie man es sich eben leisten konnte. Und wie heute mit den diversen Automarken. Also für jede Brieftasche das passende Gefährt.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Alles wird verwertet - Hausschlachtung
Zur Selbstversorgung schlachteten die Bauern vor allem Schweine und Rinder, mitunter auch Schafe und Ziegen. Zuerst betäubte man das Tier, danach wurde es gestochen. Die Landwirte verwerteten das ganze Tier. Selbst das Blut, die Innereien und der Darm wurden verwendet. Die Haut kam in die Gerberei, wo sie zu Leder verarbeitet wurde. Aus dem Fett erzeugte man Schmalz. Das Fleisch legte die Bäuerin in die Sur (würzige Flüssigkeit). Dieser Vorgang heißt einbeizen. Nach 14 Tagen selchte man das Fleisch. Da es keine Kühltruhen oder Kühlschränke gab, war dies die einzige Möglichkeit, Fleisch für längere Zeit zu konservieren.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Die Bauernsäge
Sie wurde 1979 erworben und 1980 hier wieder aufgestellt. Viele Bauern hatten eigene Sägen, mit denen sie ihr Holz (Bloche) zu Brettern, Pfosten oder Bauholz schnitten. Vorher mußten sie alles händisch zersägen, was eine sehr schwere und mühevolle Arbeit war. Die schweren „Zimmerbäume" für die Gebäude (Stuben, Ställe, Stadel etc.) mußte man per Hand mit dem „Breitbeil" aushacken, wobei viel Holz zerhackt wurde. Das war die Arbeit des Zimmermannes, der die Teile dann auch zusammenzimmerte. Hier sieht man alle Geräte und Vorrichtungen einer Säge. Der Antrieb erfolgte mit Wasserkraft. Im Untergeschoß ist der Antriebsmechanismus zu sehen. Auch eine komplette Säge-Feiler-Einrichtung ist da. Das große Wasserrad gehört zur Tomez-Mühle (5m im Durchmesser).

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Haustrunk am Bauernhof - Apfelsaft und Most
Die Erzeugung von Apfelsaft bzw. Most war eine wichtige Arbeit im Herbst. Auf beinahe jedem Bauernhof gab es Geräte zur Saftgewinnung. Das Pressobst wurde im Rollnursch oder einer entsprechenden Maschine zerquetscht. In der Mostpresse presste man aus dieser Maische durch das Gewicht des Pressbaumes den Apfelsaft heraus.
Der Süßmost gärt in Fässern. 4 bis 6 Wochen später kann der Most getrunken werden. Nach Abschluss der Gärung verschließt man die Fässer. In den letzten Jahrzehnten haben Druckpressen die alten Holzpressen auf den Bauernhöfen vollständig verdrängt. Von der Qualität des Mostes zeugen die vielen Auszeichnungen, die die Mostbauern des Jogllandes bereits erhalten haben.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Der Weg zum eigenen Öl - Ölstampf und Mühle
Ölstampf und Mühle waren oft im gleichen Raum oder Gebäude untergebracht, da beide dieselbe Wasserkraft nutzten. Der Ölstampf diente der Gewinnung des Leinöls. Der Lein (Linsert) ist die Frucht des Flachses. Er wird im Backofen getrocknet, dann in den Anken (Vertiefungen im Ankenbloch) mit Stesseln zu Mehl zerstampft. Danach wird er gesiebt, in der Pfanne geröstet, mit etwas Wasser versetzt und wieder gestampft. Dabei löst sich das Öl. In der Presse (Rad- bzw. Spindelpresse) wird das Öl ausgepresst. Die Bauern verwendeten das Leinöl als Nahrungs-, Heil- und Futtermittel (Ölkuchen). Nur größere Bauern hatten einen Ölstampf. Für das Stampfen wurde eine Ölmaut einbehalten. Die letzten Ölstampfen bestanden bis ca. 1950. Auch Gerste wurde im Stampf gestampft. Man benötigte sie als Rollgerste in der Suppe, im Breinsterz oder in der Wurstfülle.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Nägel mit Köpfen - Bauernschmiede Unterer Zisser
Diese Schmiede stammt aus Schachen und ist ein Geschenk der Familie Saurer. Sie stand noch bis 1979 in Verwendung. Zur Anfertigung bestimmter Eisenteile bzw. zur Reparatur landwirtschaftlicher Geräte war eine Schmiede unerlässlich. Größere Bauernhöfe besaßen dazu eigene Schmieden. Eine Esse mit Blasbalg und die entsprechenden Werkzeuge waren für einen Schmied unerlässlich. Störschmiede, das waren von Bauernhof zu Bauernhof wandernde Facharbeiter, erledigten bis etwa 1930 diese Arbeiten, falls einem Bauern die Zeit oder das notwendige Geschick fehlte. Während Hufschmiede eine Prüfung ablegen mussten, wurden Wagenschmiede meist angelernt.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Viel Platz für Vorräte - Doppelter Feldkasten
Der 1804 erbaute Feldkasten kommt aus Erdwegen bei Grafendorf. In den zwei Geschoßen bewahrten die Menschen Feldfrüchte und Lebensmittel (Selchfleisch, Eier, Schmalz, etc.) auf. Die außen seitlich befestigten Blechmarken geben Einblick in den Ab- bzw. Aufbau der Holzgebäude im Freilichtmuseum.

Ab- und Aufbau eines Objektes:
1. Die Nummerierung der einzelnen Bauteile erfolgt von unten nach oben
2. Jede Seite erhält eine eigene Farbe
3. Zeichnen eines „Bauplanes"
4. Vorsichtiges Lösen der einzelnen Holzteile
5. Reinigen und Imprägnieren
6. Zusammensetzen des Gebäudes am neuen Standort

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Seit 2021 beherbergt das Museum das wahrscheinlich kleinste Museum Österreichs – eine Nachbildung des gesamten Museums durch einen Tiroler Krippenbauer.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Trockenraum für den Flachs - Hoarstube Trattenbauer
Der Bauernhof Trattenbauer (Familie Glößl) brannte am Ende des 2. Weltkrieges 1945 ab. Damals war die Stube dieses Gebäudes der einzig bewohnbare Raum. Die Stube des Hauses aus Schachen diente als Trockenraum für den Flachs. Durch die Hitze des Ruabnhaufenofens dörrte der dort ausgebreitete Flachs. Derart vorbereitet, konnte er gebrechelt und anschließend versponnen werden. Die Bäuerin wusch die zu Strähnen gewickelten Fäden in Aschenlauge. Besaß der Bauernhof einen Webstuhl, kam der „Störweber" ins Haus und verwob das Garn zu Hausleinen. Dieses bleichten die Frauen auf der Wiese. Dabei begoss man es laufend mit Wasser. Die Hausleinenstücke, der Stolz jeder Hausfrau, waren 20 m lang und 1 m breit. Sie waren eine wertvolle Brautausstattung, wenn die Töchter heirateten.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024

Das Freilichtmuseum Vorau („Museumsdorf Vorau“) in Vorau in der Steiermark zeigt historische Bauernhäuser mit Nebengebäuden sowie historische Gegenstände des Alltags.

 Freilichtmuseum Vorau, Juli 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: