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Das Wiener Rathaus am Rathausplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt, bis 1960 zur Unterscheidung vom Alten Rathaus Neues Rathaus genannt, wurde von 1872 bis 1883 nach Entwürfen des Architekten Friedrich von Schmidt im Stil der Neogotik errichtet. Hier befinden sich die Amtsräume des Wiener Bürgermeisters und Landeshauptmanns, seit 1885 des Gemeinderates und seit 1920 des Landtages, von Wiener Stadtsenat und Wiener Landesregierung, des Magistratsdirektors und diverser Magistratsabteilungen.
Das Wiener Rathaus wurde von 1872 bis 1883 errichtet und ist eines von
vielen historistischen Bauwerken, die zu dieser Zeit entlang der
Ringstraße entstanden sind. Die Rathausfassade ist ein herausragendes
Beispiel für einen Profanbau der Neugotik. Das Äußere, vor allem der 98
m hohe Turm, ist von der Tradition flämischer Rathäuser der Gotik, wie
etwa das Rathaus von Brüssel auf dem Grand-Place/Grote Markt
inspiriert, um äußerlich an die mittelalterliche Tradition städtischer
Freiheit anzuknüpfen. Der Grundriss mit sieben Höfen folgt eher der
Konzeption barocker Paläste. Die Zuordnung des Gesamtgebäudes zur
Neugotik ist daher mit Vorsicht zu verwenden und wurde von Schmidt
selbst auch abgelehnt.
ei einer Grundfläche von 19.592 m² weist das Rathaus eine
Gesamtnutzfläche von 113.000 m² auf. Das Gebäude ist 152 m lang und 127
m breit, wobei die 1.575 Räume 2.035 Fenster haben. Die Baukosten
betrugen etwa 14 Millionen Gulden.
Das Gebäude weist von oben nach unten folgende vertikale Gliederung auf:
Hauptturm mit „Rathausmann“, vier weitere Türme an der
Vorderfront, Dachaufbauten mit Fahnenmasten an den vier Gebäudeecken
Dachgeschoß (teilweise für Büros ausgebaut)
2. Stock (vor allem Büros)
1. Stock (Repräsentationsgeschoß)
Halbstock (vor allem Büros)
Hochparterre
Erdgeschoß
1. Untergeschoß
2. Untergeschoß
Im südlichen Teil des Rathauses befindet sich im 1. Stock, unweit des
Bürgermeisterbüros, der Stadtsenatssitzungssaal, in dem die Regierung,
wie das Gremium heute intern genannt wird, regelmäßig tagt. Hier finden
auch Ehrungen und Ehrenzeichenverleihungen statt.
Vom Rathauseingang am Friedrich-Schmidt-Platz 1 führen zwei Stiegen zum
Gemeinderatssitzungssaal im 1. Stock. Am Fuß der beiden Stiegen befand
sich einst eine überdachte Vorfahrt für die in Kutschen zu den
Sitzungen kommenden Gemeinderäte. Später wurde hier ein Feuerwehrwagen
abgestellt; um 1970 wurde die ehemalige Vorfahrt zum Rathausinformation
genannten Informationsbüro umgebaut, das heute Stadtinformation
(Stadtservice Wien) heißt.
Der Festsaal im 1. Stock an der Vorderfront des Rathauses mit
doppelgeschoßiger Raumhöhe, Blick auf Ringstraße, das jenseits des
Rathausplatzes gelegene Burgtheater und die Innere Stadt, aus
Innenhöfen über die Feststiegen I und II zugänglich, ist mit einer
Länge von 71 m und einer Breite von 20 m einer der größten Säle an der
Wiener Ringstraße. An Säulen befinden sich zehn Statuen von
Persönlichkeiten aus der Geschichte der Stadt.
An Säulen befinden sich Statuen von Persönlichkeiten aus der Geschichte
der Stadt: Stephan Edler von Wohlleben (Bürgermeister von 1804 bis 1823)
Das an den Festsaal angrenzende Nordbuffet dient bei Bedarf als
Erweiterung des Festsaals, das ehemalige Südbuffet wurde 1973 vom
Festsaal abgetrennt und für Leopold Gratz zum Bürgermeisterbüro
umgebaut. Der Festsaal, der kleinere Wappensaal mit Blick in den
Arkadenhof und weitere Räume im 1. Stock werden unter anderem für
Ausstellungen, Konzerte und Bälle genutzt; insgesamt finden im Rathaus
jährlich rund 800 Veranstaltungen statt. Der Life Ball, Europas größte
Aids-Benefiz-Veranstaltung, wird in einer Vielzahl von Räumen im
Rathaus gefeiert.
An der Hinterfront des Rathauses befindet sich im 1. Stock ebenfalls
ein Saal mit doppelgeschoßiger Raumhöhe: der Gemeinderatssitzungssaal,
mit weitgehend originalgetreuer Holzvertäfelung und -möblierung als
Plenarsaal des Wiener Gemeinderates (der auch als Wiener Landtag
fungiert) eingerichtet. Die Sitze der 100 Abgeordneten sind in
klassischem Parlamentsstil halbkreisförmig und nach hinten ansteigend
angeordnet. Vom 2. Stock aus ist die Zuschauergalerie zugänglich.
Der Wiener Landtag hat 100
Abgeordnete. Sie vertreten die wahlberechtigten Wienerinnen und Wiener.
Die Abgeordneten des Wiener Landtages sind zugleich Gemeinderätinnen
und -räte. Aus dieser Identität ergibt sich auch, dass die Wahlperiode
für den Landtag jener des Gemeinderates entspricht. In Wien dauert eine
Regierungsperiode fünf Jahre. Im Wiener Landtag werden die
Landesgesetze beschlossen. Sie reichen vom Wiener
Abfallwirtschaftsgesetz über die Wiener Bauordnung, das Wiener
Jugendschutzgesetz und das Wiener Schulgesetz bis zum Wiener
Veranstaltungs-gesetz, um nur einige Beispiele zu nennen. 1999 wurde
der Beschluss gefasst, durch den Einsatz von
Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern auch gehörlosen
Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Gemeinderats- und
Landtagssitzungen mitzuverfolgen. Seit 2000 werden die Sitzungen auch
live im Internet übertragen.
Der Gemeinderat beschließt das
Budget und wichtige Verordnungen wie Flächenwidmungspläne und
Bebauungspläne. Er ist das höchste Organ der Stadt. Die
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wählen auch den Bürgermeister, die
Vizebürgermeisterinnen und Vizebürgermeister sowie die Stadträtinnen
und Stadträte.
Gegenwärtig setzt sich der Wiener Landtag und der Wiener Gemeinderat
aus Vertreterinnen und Vertretern von fünf Parteien zusammen. Der
aktuelle Mandatsstand beträgt:
SPÖ - 46 Abgeordnete
ÖVP - 22 Abgeordnete
GRÜNE - 16 Abgeordnete
NEOS - 8 Abgeordnete
FPÖ - 8 Abgeordnete
Als 1850 Fläche und Einwohnerzahl Wiens durch die Eingemeindung
zahlreicher Vorstädte erheblich größer wurden, wurde das Alte Rathaus
in der Wipplingerstraße bald zu klein. Nachdem auf kaiserliche
Entscheidung 1858–1865 die Stadtmauer demoliert worden und die
Ringstraße errichtet worden war, kam es 1868 zur Ausschreibung für den
Bau eines neuen Rathauses, aus der der deutsche Architekt Friedrich von
Schmidt als Sieger hervorging. Das Rathaus sollte in der
Ringstraßenzone errichtet werden, in der sukzessive auch andere
Repräsentationsbauten wie die 1869 eröffnete Wiener Staatsoper, das
1883 eröffnete Parlamentsgebäude, das 1884 eröffnete neue Hauptgebäude
der Universität Wien und das 1888 eröffnete neue Burgtheater entstanden.
Als Standort stand ursprünglich ein Areal gegenüber dem im Zuge des
Ringstraßenbaus angelegten Stadtpark, dem ersten kommunalen Park Wiens,
zur Diskussion. Schließlich konzentrierten sich die Wünsche der
Stadtverwaltung aber auf einen Teil des Josefstädter Glacis, einer vor
der (nun demolierten) Stadtmauer gelegenen Bauverbotszone, die im 19.
Jahrhundert als Paradeplatz diente und dem Kaiser 1870 nur nach
Interventionen von Bürgermeister Cajetan Felder abgerungen werden
konnte. Stadtverwaltung und k.k. Regierung stritten lang darüber, wer
sich mit welchem Anteil an der Finanzierung des Ringstraßenprojekts
beteiligen würde; die Frage des Bauplatzes für das Rathaus, mit dem das
erstarkende Bürgertum sein Selbstbewusstsein auch gegenüber dem Kaiser
demonstrieren wollte, nahm dabei einen prominenten Platz ein.
Auf der Spitze des 98 m hohen Hauptturms in der Mitte der Vorderfront
steht der Rathausmann, eine 5,4 m hohe, aus Kupfer getriebene Gestalt
in Form eines Standartenträgers in Rüstung. Sie wurde von Alexander
Nehr nach einem Modell von Franz Gastell gestaltet und von dem
Schlossermeister sowie Fabriksbesitzer Ludwig Wilhelm aus der Rossau
der Stadt geschenkt.[5] Vorbild war angeblich die Prunkrüstung Kaiser
Maximilians I. Mit der Statue und deren Sockel ist der Turm 103,3 m
hoch und zählt damit zu den höchsten Bauwerken Wiens. Die Statue wurde
am 21. Oktober 1882 an der Turmspitze angebracht.