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Kommt Zeit. Kommt Rad. Freuen Sie sich auf historische Originale, hölzerne Laufräder, spektakuläre Hochräder, die unvergänglichen Waffenräder, Rennräder, Kinderräder und viele mehr. Treten Sie ein in das velohistorische Panoptikum: Staunen Sie und lassen Sie sich anstecken von der Freude am Radfahren. Erfahren Sie alles über die Dynamik einer genialen Idee, ihre gesellschaftspolitische Relevanz und den technischen Fortschritt, den sie nach sich zog.
Der alte Pfarrhof befindet sich gegenüber dem Mozartsaal. Dieses schöne
Renaissancegebäude war bis in das 18. Jh. der Gasthof „Zum Bären“.
Seine Geschichte als Pfarrhof beginnt nach der verheerenden
Feuersbrunst im Jahre 1716, welcher auch der Pfarrhof nahe der Kirche
zum Opfer fiel. 1784 wurde dem Pfarrer endlich der Ankauf einer neuen
Behausung bewilligt, der Gasthof als Pfarrhof eingerichtet und bis 1951
als solcher genutzt. Heute finden sich dort das Fahrradmuseum und eine
Galerie.
Von frischer Luft und strammen Waden. Von den kleinen Glücksmomenten
und der großen Freiheit auf zwei Rädern: aufsteigen und losradeln, den
Fahrtwind spüren und die Welt vorbeiziehen lassen. Fahrräder sind
verlässliche Begleiter, Spielkameraden, Weggefährten und Teamplayer.
Im Fahrradmuseum Ybbs finden sie alle zusammen: historische Originale,
hölzerne Laufräder, spektakuläre Hochräder, die unvergänglichen
Waffenräder, Rennräder, Kinderräder und viele mehr. Ihre Geschichte(n)
haben sie immer mit dabei, als leichtes Gepäck oder schwer wiegendes
Zubehör: Da geht es um Demokratie und Unabhängigkeit, um Emanzipation
und Frauenrechte, um sportliche Ambitionen oder ganz einfach nur Spaß
und Fröhlichkeit.
Als Carl von Drais 1817 seine Laufmaschine erfand, erlebte er das
Schicksal vieler Erfindergeister - zu Lebzeiten waren ihm weder Erfolg
noch Anerkennung beschieden. Dabei fehlten der Draisine nur die Pedale,
ansonsten nahm sie das Fahrrad in seiner modernen Form mit gleich
großen Rädern, Lenker und Bremsvorrichtung bereits vorweg: ein geniales
Produkt, das seiner Zeit lange voraus war. Technische Verirrungen wie
das Hochrad, mit dem man schneller fahren wollte, waren schnell wieder
Geschichte. Schon bald fuhr man auf Rädern, wie sie im Prinzip bis
heute hergestellt werden.
Das Fahrrad hatte auf die Mobilität der Menschen einen größeren
Einfluss als das Automobil. Betrachtet man die Geschichte des Fahrrads,
betrachtet man nicht bloß technische, sondern große
gesellschaftspolitische Entwicklungen. Noch vor der Jahrhundertwende
konnte auch der kleine Mann endlich die große Freiheit „erfahren" - das
Fahrrad war nicht mehr bloß teures Spielzeug von Oberschicht und Adel,
es machte nun auch die Arbeiterschaft mobil. Es wurde das
demokratischste Fortbewegungsmittel überhaupt.
Im Juni 1894 brach Anna Kopchovsky unter dem Namen Annie Londonderry
mit nur einer Garnitur Wäsche zum Wechseln und einem Damenrevolver mit
Perlmuttgriff von Boston aus zu einer Weltumrundung mit dem Fahrrad
auf. Mit der Verbreitung des Sicherheitsniederrads begannen auch die
Frauen einen Gang hochzuschalten - extrem mutige Frauen, die ab den
1880er Jahren ihre Freiheit einfach zur Schau stellten. Kleideretikette
und Benimmregeln blieben zu Hause, während die Frauen übers Land oder
gar durch die weite Welt radelten. So brachte das Fahrrad mehr Bewegung
in Sitten und Moral als vieles andere. Unter seinem Einfluss erblühten
nicht nur Wochenenden, stramme Beine, Kraftausdrücke und eine gute
Verdauung, sondern auch die Gleichheit der Geschlechter und die
Emanzipation der Frau. Was für eine Revolution, dass die Frauen auf dem
Fahrrad nun tatsächlich Hosen trugen.
DAMENLAUFRAD - Nachbau eines Originals aus 1818, Großbritannien, Hersteller: Dennis Johnson
Bis in die 1950er Jahre war das Fahrrad das wichtigste
Fortbewegungsmittel aller Bevölkerungsschichten. Fahrradwerkstätten gab
es in jedem Dorf und alle waren sie bestens ausgestattet: Die nötigen
Materialien und Ersatzteile hatte man immer auf Lager. Die
Fahrradmechaniker waren echte Allrounder, die jeden Drahtesel
zuverlässig wieder in Schwung brachten. Es waren quasi Radprofis der
anderen Art und es gab fast nichts, was sie nicht reparieren oder
zusammenbauen konnten.
So war es kein Problem, wenn wo ein Löchlein fehlte oder eine Lasche
angebracht werden musste. Aber auch fehlende Komponenten oder die
nötigen Werkzeuge stellte man damals einfach noch selbst her in echter
Handarbeit, denn die Elektrifizierung hielt erst Ende der 1950er Jahre
endgültig Einzug in die Haushalte und Werkstätten des Landes. Geräte
wie Bohr- und Drehmaschinen hatten noch keinen Einzelantrieb. Oft
setzte man zur Bewegungs- und Kraftübertragung deshalb auf die gute
alte Transmission, ein Riemengetriebe aus Zeiten der frühen
Industrialisierung.
„Pack die Badehose ein" schmetterte Conny Froboess 1951 und radelte
noch fröhlich zum Baden an den Wannsee. Ein paar Jahre später packte
die Jugend schon Petticoat, Jeans und Lederjacke mit dazu - und Elvis
Presley rockte aus dem Kofferradio, während man mit dem Motorroller an
den Badeteich oder gar bis ans Meer nach Italien knatterte. Viele
Frauen saßen damals noch im Damensitz auf dem Sozius, was zwar
reichlich unbequem, aber umso schicker war.
Das Fahrrad hatte für die Mobilisierung des kleinen Mannes gesorgt,
aber jetzt erlebte es eine Durststrecke. Dafür läutete der Roller die
Motorisierung der breiten Bevölkerung ein. In der Anschaffung relativ
günstig und im Verbrauch recht sparsam, mutierte er rasch zum
bevorzugten Fortbewegungsmittel. Nach den entbehrungsreichen Kriegs-
und Nachkriegsjahren war die
Bevölkerung offen für eine moderne Freizeitkultur und einen neuen
Lebensstil - das Fahren eines Mopedrollers passte da genau dazu.
Ein bisschen skurril war er schon, der Fuchsmotor, der ab 1948 von den
Halleiner Motorenwerken als „Fahrrad-Anbaumotor" hergestellt wurde.
Namenspate für das „Füchslein" war ein gewisser Ing. Anton Fuchs, einer
der Konstrukteure. Mit einem Fuchs-Verbrennungsmotor von HMW konnte man
bereits lange bevor das Elektrofahrrad in den 2010er Jahren endgültig
zu einem Statussymbol mutierte, dem Hintermann den verchromten
Sportauspuff zeigen.
Über die Lebensdauer des Fuchsmotors finden sich kaum Aufzeichnungen,
aber man kann davon ausgehen, dass die Konstruktion technisch schon
bald überholt war. „Ein Handbuch für den Fuchsfahrer" hatte man
sicherheitshalber trotzdem verfasst, um technisch unbedarften
Radfahrern die unkonventionelle Handhabung ihres Motor-Bikes zu
erleichtern: „Alle 50 km sämtliche Schrauben nachziehen. Alle 100 km
Kerze reinigen. Alle 500 km Getriebeöl nachfüllen oder wechseln,
Benzinsieb und Tank reinigen. Beim Überfahren von Eisenbahnschienen und
Querrinnen immer auf Leerlauf schalten und abbremsen!"
POSTRAD, 1970, Graz, Hersteller: Steyr-Daimler-Puch
Wie lautet das österreichische Synonym für Fahrrad? Waffenrad! Mass und
unverwüstlich, kultig und legendär - ein zeitloser Kraftlackl, der
Generationen bewegte und auch als Dienstrad ein stets verlässlicher
Gefährte war. Sogar Post, Feuerwehr und Polizei wurden hierzulande
jahrzehntelang mit Waffenrädern ausgestattet.
FEUERWEHRRAD, 1900, Steyr, Hersteller, ÖWG (Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft)
Der einprägsame Name stammt von der ÖWG (Österreichischen
Waffenfabriks-Gesellschaft) in Steyr, die ab 1893 mit der
Fahrradproduktion begann, um den rückläufigen Waffenverkauf zu
kompensieren und auch in Friedenszeiten ihre Anlagen auszulasten. 1926
wurde die ÖWG in Steyr-Werke AG umbenannt und 1934 mit den
Austro-Daimler-Puchwerken zur Steyr-Daimler-Puch AG fusioniert.
Für die Kenner und Sammler ist die Geschichte des original „Steyr
Waffenrads" damit quasi zu Ende erzählt. Denn ab diesem Zeitpunkt
trugen die Räder zwar weiter den Markennamen „Steyr Waffenrad" und
wurden in einer der größten Fahrradfabriken Europas gebaut - diese
stand jedoch in Graz.
Dunlop, Singer, Miele, Peugeot ... die Namen mancher Fahrradproduzenten
klingen auch heute noch vertraut und bekannt wenn auch mittlerweile in
anderen Zusammenhängen. Der Begriff „Waffenrad" hatte sich auf andere,
ähnlich gebaute Räder ausgedehnt. Traditionelle Herstellerländer waren
neben Österreich auch Deutschland, Frankreich, Italien und
Großbritannien.
Unternehmen und Erfinder, die sich damals mit Technik beschäftigten,
kamen um das Thema Fahrrad nicht herum, was auch zu recht extravaganten
Entwicklungen wie Sessel- oder Hängemattenrädern führte. Ihnen allen
war kein langes Dasein beschieden. Auf eine andere Erfindung hatte die
Welt jedoch gewartet: die Luftbereifung! 1888 meldete John Boyd Dunlop
das Patent für den ersten Fahrradluftreifen an. Er hatte beobachtet,
wie sein Sohn Johnny auf einem mit Hartgummi bereiften Dreirad über das
Kopfsteinpflaster holperte: Das musste auch leiser, komfortabler und
schneller gehen. Er umwickelte die Reifen mit dünnen Gummibändern,
klebte sie zusammen und pumpte sie mit einer Fußballpumpe auf. Der
„leichte" Gummireifen war geboren und mit ihm ein wesentlich
verbessertes Fahrgefühl.
In seinen Anfängen, noch vor der Erfindung des Niederrads, galt das
Fahrrad mehr als Spaß- und Sportgerät denn als Nutzfahrzeug. Die
Draisine und erst recht das Hochrad waren wohlhabenden Hasardeuren und
Abenteurern vorbehalten, die bei ihren Fahrten große Aufmerksamkeit auf
sich zogen. Das taten auch die ersten Velocipeden-Clubs, wenn sie im
Radel-Rudel zu ihren Touren aufbrachen oder Rennen gegeneinander
veranstalteten.
Schon 1865 soll im französischen Amiens das erste Straßenrennen und
1868 in Bordeaux das erste Damenrennen stattgefunden haben. Sowohl
Straßen- als auch Bahnradsport waren bei den ersten Olympischen
Sommerspielen 1896 bereits olympische Disziplinen. Die Bevölkerung
zeigte sich von Anfang an neugierig-interessiert und die Fahrradfirmen
nutzten diese Aufmerksamkeit, um die zunächst angezweifelte
Leistungsfähigkeit des Fahrrads und später ihre speziellen Fabrikate
zur Schau zu stellen. Es verwundert daher wenig, dass der Radsport an
der Wende zum 20. Jahrhundert neben dem Boxen bereits die bedeutendste
und beliebteste Zuschauersportart war und als erster Sport überhaupt
systematisches Sportsponsoring praktizierte.
Für ein Kind ist alles anders: Die Bäume sind höher, die Sterne funkeln
heller, jeder Tag wartet mit neuen Erlebnissen und Abenteuern. Manche
Kindheitserinnerungen prägen, andere begleiten durch das ganze Leben.
Der erste „Dreilala" etwa es gibt wohl kaum eine österreichische
Fahrradkarriere, die nicht auf einem Dreirad begonnen hat.
Und wer erinnert sich nicht an sein erstes Rad? Oft brauchte es einen
liebevollen Schubser, bis man sich losfahren traute. Aber dann ging's -
Klingelingeling rund ums Haus, durch die Siedlung, in den Park. Mit der
Freude an der Bewegung erweiterten sich Aktionsradius und Horizont.
Auch das Kinderfahrrad ist Trends und Moden unterworfen und wird bis
heute immer wieder neu erfunden. Legendär war in den 1970er Jahren der
Highriser - in Deutschland sagte man dazu Bonanzarad - mit seinem
charakteristischen Design. Da wie dort investierten die Kinder und
Jugendlichen viel Zeit und Mühe in das Tuning: Außenspiegel, Hupen,
Wimpel und ein Fuchsschwanz gehörten zu einem echten Highriser einfach
dazu.
DIE YBBSER STRASSENBAHN
Zum 3 km entfernten Bahnhof führte vom Hauptplatz durch die enge
Wienerstraße in den Jahren 1907 bis 1953 eine Straßenbahnlinie - die
damals kleinste elektrische Straßenbahn der Welt. Die heutige
Bundesstraße B 25 war bis ins 19. Jh. ein einfacher Karrenweg. Nach der
Eröffnung der Westbahn baute man ihn zu einer befestigten Straße aus.
Um die Stadt noch besser an die Bahnstation anzubinden, errichtete man
schließlich die „Ybbser Elektrische“, bestehend aus zwei kleinen
motorisierten Wagen. 1953 war sie der verstärkten Beanspruchung nicht
mehr gewachsen und wurde durch eine Buslinie ersetzt.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: